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On the Cusp

Teil Zwei der BtB-Serie
von

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I think you should let sleeping dogs lie

„Verdammt!“

 

Die Schublade des Aktenschrankes knallte zu. Das nachhallende Scheppern des Metalls echote laut und lang durch das Gewirr von Räumen, die das Kellergeschoss des Konoha Archivs beherrschten. Eine Ansammlung von Höhlen, die mit einer Masse an Informationen und Ressourcen gefüllt waren, die bis zur Gründung Konohas zurückreichten. 

 

Es war der Ort, an den gekommen war, um etwas zu finden; irgendetwas.

 

Doch er konnte überhaupt nichts finden. 

 

Nicht einmal eine gottverdammte Fußnote.

 

Asuma knurrte, als er sich mit den Armen an dem Schrank abstützte. „Scheiße…“

 

Frustriert drückte er seine sechste Zigarette an der Wand aus und fügte dem pockennarbigen Putz einen weiteren Fleck hinzu, dessen rissige Oberfläche bereits zu schimmeln begann. Fahrig fuhr er sich mit einer Hand durch sein Haar und der Sarutobi atmete eine Rauchwolke in die Staubkörner aus, die unter dem Funkeln der Lampe über seinem Kopf wirbelten. 

 

Wie gut, dass er nicht an Klaustrophobie litt.

 

Seit zwei Stunden verschanzte er sich nun schon in diesem muffigen, vollgestopften, fensterlosen Raum. Hatte sich durch Aktenschränke gewühlt und Ordner nach Einzelheiten von Missionsberichten durchsucht, die zwei Jahre zurücklagen. Wie gut, dass er die Gelegenheit genutzt hatte, seinen höheren Rang gegenüber Kotetsu und Izumo auszuspielen. Als die persönlichen Laufburschen der Hokage, die vollkommen mit der überfüllten Anordnung der Katakomben vertraut waren, hatten sie ihm Zugang zu den tieferen Ebenen des Archivgebäudes gewährt. 

 

Asuma grollte einen weiteren Fluch hervor. 

 

Ein paar Räume weiter hörte er das dumpfe Miauen einer Katze. 

 

Sein Verstand wanderte zu Kurenai und ihren vorherigen Worten an ihn. 

 

‚Du hast niemanden im Stich gelassen…‘

 

Zu blöd, dass ich mich selbst nicht davon überzeugen kann, das zu glauben. 

 

Energisch stieß er sich von dem Schrank ab und lief einen langsamen Kreis um den riesigen quadratischen Tisch, der im Zentrum des Raumes stand. An jeder Ecke standen gestapelte Kisten und Lampen saßen wie Scheinwerfer auf den willkürlichen Türmen, um ihre Strahlen auf die Papiere und Schriftrollen zu werfen, die auf dem Tisch verstreut lagen. 

 

Der sprichwörtliche Heuhaufen, doch es war nicht eine einzige Nadel nützlicher Informationen in Sicht. 

 

Asuma seufzte und ließ seinen Blick zu einer langen Schriftrolle schweifen, die über den Rand des Tisches hing und sich wie eine Zunge aus Papier über den Boden rollte: eine vollständige Liste aller Prüfungen von Konohaninjas der letzten paar Jahre. Der Rest des verstreuten Materials bestand aus einer Zusammenstellung von Berichten, die alle mit den Chūnin Prüfungen vor zwei Jahren zusammenhingen; aufgezeichnet von Teamführern und den begleitenden Aufsehern. 

 

Datiert, unterzeichnet und abgestempelt. 

 

Asuma stellte einen Fuß auf dem Metallklappstuhl ab, den er an den Tisch gezogen hatte, schob den Stoff seines Hosenbeins hoch und legte einen Arm über dem Knie ab. So leicht würde er nicht aufgeben. Er rollte die Ärmel seines Rollkragenoberteils nach oben und drehte die Handgelenke, um die schweren Metallarmbänder zu justieren, bevor er sich über den Tisch beugte. Bedächtig tippte er mit einem Finger auf ein beflecktes Blatt, während er die Textreihen und -spalten scannte. 

 

Vor zwei Jahren…Chōji und Ino haben es während der ersten der halbjährlichen Chūnin Prüfungen zum Chūnin geschafft. Es war sechs Monate danach…dass etwas passiert ist…

 

Sein Finger hielt inne, als er auf das Datum für die zweite Chūnin Prüfung traf, die im selben Jahr abgehalten worden war, sechs Monate später. Doppelt überprüfte er den Veranstaltungsort. Sie war Ende September in Kusagakure abgehalten worden. Shikamaru war gerade fünfzehn Jahre alt geworden. 

 

Stimmt…direkt nach seinem Geburtstag ist er zu dieser zweiten Prüfung aufgebrochen…

 

Asuma hatte keinen Sinn darin gesehen, seinen Schüler mitzuschicken, bis Tsunade darauf bestanden hatte, dass der junge Nara eine ausreichende Aufsichtsausbildung erhielt. Sie wollte, dass Shikamaru im folgenden Jahr als Aufseher für die Prüfungen fungierte, die in Suna abgehalten wurden. 

 

Genau, ich weiß auf jeden Fall, dass was auch immer ihm zugestoßen ist, in Kusagakure während dieser früheren Prüfungen passiert sein muss.

 

Während all die Fragen und Möglichkeiten Asuma für zwei lange Jahre heimgesucht hatten, fühlte es sich jetzt überhaupt nicht anders an, Antworten zu suchen, als bei den Versuchen, die er das erste Mal unternommen hatten. Auch wenn er das erste Mal keinen Spuren aus Papier nachgejagt war. 

 

Damals hatte er einen Geist gejagt. 

 

Shikamaru war einfach nicht da gewesen; war nur ein Schatten gewesen, der sein Gesicht getragen hatte. 

 

Du hast jeden getäuscht…und ich habe zugelassen, dass du mich dadurch täuschst, mich denken zu lassen, ich könnte dich fangen. 

 

Aber es waren nur Shikamarus Schatten gewesen, denen er gefolgt war; in die Irre geführt von einer Jagd, die ein Ablenkungsmanöver gewesen war. Und wie ein Narr war er darauf herein gefallen. Statt Shikamaru zu packen und Antworten auf seine Fragen zu verlangen, hatte er diese Fragen wie Rettungsleinen hängen lassen, während er niemals darüber hatte nachdenken wollen, dass Shikamaru zu dieser Zeit vielleicht bereits zu weit fort gegangen war, um nach oben greifen und sie zu fassen bekommen zu können, wie er es immer als Genin getan hatte. 

 

Wohin bist du gegangen, Junge?

 

Asuma presste fest die Lider gegen die Erinnerung zusammen. 

 

Ich hätte das viel weiter verfolgen, dich fangen und zurück ziehen müssen…

 

Sicher, er hatte hinter den Kulissen seine eigenen Nachforschungen angestellt. Doch er war mit Sackgassen konfrontiert worden, die sich in sich selbst verdrehten. Er hatte keinerlei Griff an irgendetwas Konkretem zu fassen bekommen und Shikamaru hatte ihm keinerlei Zeichen angeboten, die ihn hätten leiten können.

 

Und in der Sekunde, als du von selbst zurück gekommen bist, habe ich es einfach losgelassen…

 

Denn die Erleichterung war viel zu groß gewesen…und sogar noch stärker als diese Erleichterung war Asumas Furcht gewesen, die Dinge zu verbocken und seinen Schüler zurück in diese Leere zu treiben. Und so war er, um Shikamaru auf die einzige Weise zusammenhalten zu können, die er kannte, vollkommen selbstsüchtig mit sich selbst zu der Übereinstimmung gekommen, seine Fragen zu begraben…und er hatte Shikamaru gestattet, seine Antworten ebenfalls zu begraben.

 

Du verfickter Feigling, Sarutobi…

 

Und nun war er hier, zurück auf der Spur aus Papier und öffnete erneut den ungeklärten Kriminalfall, der sein Schüler war. Sogar jetzt noch, zwei Jahre später, waren die Antworten weiterhin verloren wie Erbsen in einem Hütchenspiel. Ununterbrochen verschwanden die Anhaltspunkte unter der Kunstfertigkeit von Handbewegungen, die Shikamaru zusammen mit seinen Defensiven makellos aufrecht erhielt. 

 

Und ich habe zugelassen, dass du diesen Mist errichtest, weil ich dachte, dass es das ist, was du brauchst…weil ich dachte, dass es reichen würde, einfach nur für dich da zu sein…Gott, was zur Hölle habe ich mir nur dabei gedacht? Zu wenig, zu spät…jedes verfickte Mal, wenn es am meisten von Bedeutung ist.

 

Schuldgefühle sägten sich wie ein rostiges Messer durch Asuma und zerrissen ihn bis ins Innerste. Er knirschte krampfhaft mit den Zähnen und krümmte die Finger über den Berichten zu einer Faust, bis seine Knöchel knochenweiß erbleichten.

 

‚Du hast mich nie im Stich gelassen, Sensei. Nicht ein einziges Mal.‘

 

Kopfschüttelnd stieß Asuma ein bebendes Seufzen aus. „Du kannst einem Scheißeerzähler keine Scheiße erzählen.“

 

Und ich werde dich für nichts auf der Welt ein zweites Mal im Stich lassen.

 

„Erstes Anzeichen von Wahnsinn“, sagte eine gedehnte Stimme von der Türöffnung her.

 

Aufgeschreckt von seinen Gedanken schnellte Asumas Kopf nach oben und er blinzelte an dem grellen Schein der Lampe vorbei zur Tür. Er erhaschte das Aufblitzen von Stahl – ein dünnes Flackern von Licht, das sich zu einer Nadelspitze verdünnte und wie eine Träne am Ende des Senbons zwinkerte. 

 

„Selbstgespräche“, klarifizierte die Stimme. 

 

Asuma neigte mit rauer und zugeschnürter Kehle den Kopf. „Genma.“

 

Das Senbon winkte als Antwort; ein einsamer Stern in der Dunkelheit. Schatten ummantelten die Türschwelle und ergossen sich in den Korridor jenseits davon, um Genmas schlanke Figur zu schlucken, sodass sie nicht mehr war als eine Silhouette, was ihn kaum unterscheidbar machte von der Schwärze. 

 

„Interessanter Lesestoff…“, sagte der Shiranui. 

 

Asuma setzte ein schiefes Schmunzeln auf. „Oh, ja, ist richtig fesselndes Zeug.“

 

Das Senbon zwinkerte erneut. Einmal. Zweimal. Und dann schoss es durch den Raum, schlug Funken auf dem Chrom einer Schwanenhalslampe und lenkte den Lichtstrahl auf einen Aktenschrank am anderen Ende des Raumes. 

 

Asuma grunzte. „Angeber.“

 

Langsam trat Genma aus den Schatten und bewegte sich zu dem Schrank, den er gerade wortwörtlich hervorgehoben hatte. „Raidō meinte, dein gesamtes Görenpack wäre schon angemeldet. Sie haben einen langen Weg hinter sich.“

 

„Jo.“

 

„Habe gehört, dass Shikamaru das Angebot des Feudalherren abgelehnt hat.“

 

Asuma summte und hielt sich mit einem Kommentar zurück. Entgegen der Witze über seinen ‚Team 10‘-Stolz, die durch die Reihen der Jōnin kursierten, mochte er es überhaupt nicht, über seine Schüler zu reden. Kakashi war der einzige, mit dem er Notizen austauschte und selbst diese Notizen wurden einer strengen Bearbeitung unterzogen, um zu viel Rotstift zu vermeiden. Wenn sein Team unter die Beobachtung von irgendjemandem fiel, dann einzig und allein unter seine eigene. 

 

Außer, ich bin betrunken und laber mir das Maul fusselig…

 

Angesichts der massiven Filmrisse in seinem Hirn verzog er das Gesicht. 

 

Was zur Hölle hatte er Kakashi überhaupt über Shikamaru erzählt? Er erinnerte sich an Fetzen einer nüchtereren Unterhaltung, doch er war sich ziemlich sicher, dass gegen Ende der Nacht mit dem Saké auch die unverfälschte Wahrheit geflossen war. Und was es noch komplizierter machte, war, dass auch Genma während dieses unverfälschten Parts anwesend gewesen war. Und was das Thema ihrer betrunkenen Grübeleien anging; es hätte alles sein können.

 

Scheiße, er hätte alles sagen können. 

 

Scheiße.

 

Hoffentlich waren sie alle viel zu besoffen gewesen, um sich an vieles von dem zu erinnern, was in gelallten Gesprächen verschüttet oder umhergeschwenkt worden war. Während er sich über die Augen rieb, nahm sich Asuma einen Moment, um seine Gedanken zu sortieren und sie wieder zurück auf die vorliegenden Informationen zu fokussieren. 

 

Konzentrier dich.

 

Beide Jōnin kehrten zu ihren jeweiligen Aufgaben zurück und verfielen in respektvolles Schweigen. 

 

Die Zeit wurde einzig und allein von dem leisen Klacken von Genmas Zähnen gemessen, die auf Stahl trafen.

 

Es musste bereits eine gute Stunde vergangen sein, als Asuma damit fertig war, die Liste der Nebenoperationen zu überprüfen. Eine Aufzeichnung, die jede weitere Mission aufführte, die mit den Chūnin Prüfungen in Kusagakure zusammenhing. Es war nicht ungewöhnlich, dass so etwas vorkam. Die Chūnin Prüfungen boten den Dörfern reichlich Gelegenheiten, zusätzliche Ryō einzustreichen, indem Nebenmissionen übernommen wurden, die von Daimyō oder hohen Tieren in Auftrag gegeben wurden. 

 

Doch er konnte überhaupt keine Anhaltspunkte dafür finden, die darauf schließen ließen, dass Shikamaru einer solchen Mission zugeteilt worden war. 

 

Hier muss doch irgendetwas zu finden sein…

 

Der Sarutobi zog die Brauen zusammen. Bereits vor zwei Jahren hatte er diese Berichte überflogen, als er zum ersten Mal versucht hatte, das Mysterium zu lösen. Was er jetzt tat, war, die Durchschlagdetails fein säuberlich durchzukämmen, durch die er damals hindurch gehetzt war. 

 

Ich habe etwas übersehen…ich weiß, dass ich etwas übersehen habe…

 

Er war niemals in der Lage gewesen, das Gefühl abzuschütteln, diese Informationen wären frisiert oder in den Berichten absichtlich weggelassen worden. Damals hatte er diesen Gedanken seiner Verzweiflung zugeschoben; er hatte nach jedem Hinweis und jeder Möglichkeit gegriffen, die dem Gefühl, vollkommen nutzlos zu sein, den Biss nehmen könnte. 

 

Wenn er jemanden gehabt hätte, den er hätte beschuldigen können, dann wäre es vielleicht einfacher gewesen. 

 

Damals hatte er sogar das Team geröstet, das Shikamaru begleitet hatte, aber niemand war in der Lage gewesen, Licht auf das zu werfen, was geschehen war. Kein stundenweiser Bericht darüber, wo Shikamaru all die Zeit über gewesen war, aber es war auch nicht so, dass das von Shinobi auf Chūnin Level erwartet wurde. 

 

Der Tokubetsu Jōnin, der damals in der Verantwortung gewesen war, hatte dieses Verhör alles andere als gut geheißen. 

 

‚Hast du erwartet, dass ich für den Jungen Babysitter spiele? Er wollte diese verdammte Beförderung oder diese Besetzung von Anfang an nicht. Was zur Hölle ist dein Problem, Sarutobi? Leeres-Nest-Syndrom? Komm drüber weg und verschwinde verfickt nochmal aus meinem Sichtfeld.‘

 

Da er nicht das Gefühl gehabt hatte, gehört zu werden, hatte es danach Asumas Faust für angebracht gehalten, das Gespräch zu übernehmen. 

 

Und verdammt, er hatte sich eine höllische nicht verbale Unterhaltung eingefangen. 

 

Der Tokujō war am Ende im Krankenhaus gelandet und Asuma hatte sich einen heißen Stuhl eingehandelt, der ihm das Gefühl vermittelt hatte, der Typ, der sein Essen jetzt durch einen Strohhalm zu sich nahm, hätte das bessere Los gezogen. 

 

Tsunade hatte ihn wie eine Löwin in Fetzen gerissen. 

 

Sie hatte ihm mit Suspendierung vom Dienst, Degradierung und einer psychologischen Evaluation gedroht. Doch schlimmer als all das, hatte sie genug schmerzhafte Mahnungen hinsichtlich seines Erbes hervor gezerrt, um ihn an den Wurzeln eines verlorenen Sinnes für Identität bluten zu lassen, mit dem er nie seinen Frieden gemacht hatte. Für eine ganze Woche hatte er das Grab seines Vaters gemieden. Einer Woche, die er gebraucht hatte, bis er nicht mehr vor Zorn überschäumte und hinter wildem Grinsen und falschem Lächeln nicht mehr verletzt war.

 

Und was das alles so unglaublich erbärmlich machte, war, dass er nicht eine einzige verdammte Sache dabei gewonnen hatte. 

 

Keine einzige Antwort von zwischen den blutigen Lücken in den Zähnen des Tokujō.

 

Asuma war damit zurück gelassen worden, seine eigenen Schlüsse zu ziehen – was ihn zu einer leeren Tafel zurückgebracht hatte und das mit nichts weiter als mit einem Übelkeit erregenden Bauchgefühl. Einem Bauchgefühl, das er nicht abschütteln konnte, aber für das es auch keine solide Rechtfertigung gab.

 

Nur eine lose Papierspur ausgeblichener Kopien.

 

Doch als Asuma jetzt diese Durchschläge erneut durchlas, begann er, die Fäden alter Zweifel wieder aufzunehmen, die er vor zwei Jahren aufgetrennt hatte. Er konnte geradezu spüren, wie sie sich zu Bällen aus Argwohn verknoteten, die wie Steine durch seine Eingeweide rollten. 

 

„Scheiße…“, zischte er durch zusammengebissene Zähne. 

 

Während er sich den Hinterkopf rieb, richtete er sich aus seiner zusammengekauerten Position auf und ließ sich anschließend auf den Stuhl sinken. Langsam fuhr er sich mit den Handflächen durchs Gesicht und blinzelte hart, um die Augen zusammenzukneifen und sich erneut auf das verblichene Skript zu fokussieren. 

 

Vage hörte er, wie Genma von der Stelle, an der er sich gegen einen Aktenschrank gelehnt hatte, zu ihm herüber schlenderte und dabei irgendwelche Notizen kritzelte. 

 

Er sah erst auf, als Genmas Schatten über den Tisch fiel. 

 

Das Senbon funkelte wie erhitzter Stahl zwischen den dünnen Lippen des Shiranui und reflektierte sich in seinen dunklen Augen. Sein Blick glitt langsam über die offiziellen Papiere und er bedachte Asumas Nachforschungen mit einem Ausdruck stumpfen Desinteresses, mit dem er die allermeisten Dinge betrachtete. Doch als seine Augen auf die Durchschläge trafen, die über dem Tisch verstreut waren, schüttelte er den Kopf. 

 

„Was?“, fragte Asuma und stürzte sich geradezu auf die Chance, jemand anderen dazu zu bringen, ihm dabei zu helfen, irgendeinen Sinn aus diesem Chaos zu machen. 

 

„Ich habe dich hier unten nicht gesehen“, sagte Genma nur mit flacher Stimme und einem Gesicht, das bar jeder Miene war. 

 

Seine Gleichgültigkeit überließ es Asuma, diese Worte auf unzählige verschiedene Weisen zu interpretieren. Sie bedeuteten nicht wirklich „Ich halte dir den Rücken frei“, aber zumindest deuteten sie auch nicht darauf hin, dass Genma ein Messer in Asumas argloses Rückgrat jagen würde. 

 

Der Sarutobi breitete die Arme aus und zwang sich zu einem Grinsen. „Ach, weißt du, ich mache einfach nur ein paar Hausaufgaben.“

 

Genma zuckte mit den Achseln, klemmte sich seine Notizen unter den Arm und wandte sich zum Gehen. 

 

Seufzend ließ Asuma seine Hände zusammen mit dem Schauspiel fallen. „Genma.“

 

Sein Tonfall ließ den Tokujō augenblicklich innehalten. 

 

Doch Genma machte keine Anstalten, sich umzudrehen. 

 

Ein angespannter Moment verstrich zwischen ihnen und Asuma dachte schon, er würde damit enden, dass Genma durch die Tür lief. Doch stattdessen spähte der Shiranui über die Schulter. Da er es als sehr schmales Fenster der Gelegenheit ansah, zögerte Asuma keine Sekunde, das Blatt unter seiner Handfläche zu drehen, sodass es dem anderen Mann zugewandt war. Vielsagend klopften seine Finger auf den Text. 
 

„Erinnerst du dich daran?“, fragte Asuma. 

 

Genma streckte den Hals und legte den Kopf schief, um die Informationen zu überfliegen. „Hn. Das habe ich auch nicht gesehen.“

 

Stirnrunzelnd beobachtete Asuma den anderen Ninja unter dichten Brauen. „Genma.“

 

Doch der Tokujō zuckte nur mit den Achseln und schob dabei seine Hände in die Taschen. „Willst du schon wieder auf Messers Schneide einer Degradierung enden? Dann nur zu. Ich hingegen bin mit meiner Position im Reinen.“

 

„Und was ist mit deinem Gewissen?“, knurrte Asuma. „Bist du damit auch im Reinen?“

 

Genma stierte zur Tür. Er wandte sich nicht um, aber er lief auch nicht davon. Und Asuma deutete das als einen Hinweis, weiter zu machen. Er linste hinunter auf die Liste der Jōnin, die in diesem Jahr die Chūnin Kandidaten begleitet hatten. 

 

„Vor zwei Jahren warst du in Kusagakure.“

 

„Und?“

 

„Und?“, echote Asuma fassungslos, lehnte sich zurück, um eine Zigarette aus seiner Hosentasche zu ziehen und ließ sie von seinen Lippen hängen. „Diese Berichte – offizielle und andere – besagen alle, dass einer unserer Chūnin an drei Nebenmissionen teilgenommen hat, die alle gleichzeitig während dieser Prüfungen stattgefunden haben. Stimmt das?“

 

Genma wandte sich um. „Wenn es in den offiziellen Berichten steht, dann stimmt es auch.“

 

Asuma warf ihm einen vielsagend ‚Am Arsch‘ Blick zu.

 

Genma blinzelte nicht einmal.

 

„Dann erklär mir mal das.“ Asuma klatschte mit dem Handrücken auf den ‚offiziellen‘ Bericht. „Irgendein Volltrottel, der nicht einmal seinen Nachnamen aufgeschrieben hat, gibt an, dass er an allen drei Missionen teilgenommen hat.“

 

Genmas Brauen zogen sich in einem flüchtigen Zucken zusammen. „Was?“

 

„Ja.“ Asuma kramte sein Feuerzeug hervor und zündete das Ende seiner Zigarette an, während seine Augen wie Messingsplitter funkelten. „Tja und außer er hatte einen Heidenspaß mit lauter Schattendoppelgängern, dann verstehe ich nicht, wie zur Hölle das möglich sein soll.“

 

Genma trat nach vorn, um den Bericht noch einmal zu studieren, wobei er sein Senbon als eine Art Lesezeichen benutzte, während seine Augen dem Skript folgten. Geduldig wartete Asuma darauf, dass er zu Ende las und bereitete sich schon auf das vor, was als nächstes kam. 

 

„Das ist nicht, was in diesem Report steht“, argumentierte Genma, ohne seine Stimme zu verändern. Er klang immer noch genauso gelangweilt wie am Anfang. „Dieser Chūnin, Naoki, hat sich nur für eine Mission eingetragen. Du bist schon zu lange hier unten. Geh und schnapp ein bisschen frische Luft. Du hast es falsch gelesen.“

 

Asuma hob herausfordernd die Brauen und neigte seinen Kopf in Richtung der ausgeblichenen Durchschläge, die auf eine Seite geschoben waren. Sie waren immer den handgeschriebenen Missionsberichten beigefügt und dienten als Belege für die weitere Aufbewahrung – und als Datensicherung für den Fall, dass irgendwelche Reporte „vermisst“ wurden.

 

„Ich habe das nicht falsch gelesen“, erwiderte Asuma mit einem Atem aus Rauch und streckte eine Hand über den Tisch, um auf die Kopien zu tippen. „Demzufolge, was ich hier lesen kann, hat Naoki drei separate Berichte geschrieben, in denen er seine Beteiligung in jeder Mission detailliert beschreibt, aber nur einer dieser Berichte wurde als seine offizielle Aussage aufgenommen. Die Aussage, die du gerade liest.“

 

Trotz seiner langen Pause, fiel Genmas Antwort äußerst kurz aus. „Und?“

 

Asumas Augen flammten auf. Mit einem Knurren kam er ruckartig auf die Beine und seine Handflächen donnerten auf den Tisch, während die Beine des Metallstuhls über das Linoleum kratzten. 

 

„Und das ist Bullshit.“

 

Genmas Senbon flackerte, als es von Seite zu Seite und nach oben und unten zuckte, weil seine Zunge mit dem Metall spielte. Es war wie die Nadel auf einer Richterskala, die die Turbulenzen in Asumas Stimme maß. 

 

„Es ist ein offizieller Bericht.“

 

„Offizieller Bullshit.“

 

„Das macht es nicht weniger offiziell.“

 

„Scheiß darauf, Shiranui. Es passt nicht zusammen. Irgendwas stimmt hier nicht.“

 

Genma befreite eine Hand aus seiner Tasche und klemmte sich die Kante des besagten ‚offiziellen Bullshit‘-Berichtes zwischen Zeigefinger und Daumen, als wäre er nicht willens, einen Fingerabdruck auf dieser Verschwörungstheorie zu hinterlassen. Er hielt Asuma das Papier vors Gesicht. 

 

„Siehst du diesen fetten Stempel, Sarutobi? Die Hokage sieht das scheinbar anders.“

 

Aufgebracht wischte Asuma das Blatt mit einem Schwung seiner Hand beiseite. „Ich gebe einen feuchten Dreck auf diesen Bestätigungsstempel. Und auch wenn ich diesen Naoki Jungen beiseite schiebe, kann ich nicht einen einzigen Missionsbericht von Shikamaru finden. Weder einen Durchschlag oder etwas anderes.“

 

„Vielleicht war er ja auch bei keiner der Nebenmissionen dabei.“

 

„Wo war er dann?“

 

„Das machen, was er tun sollte?“, erwiderte Genma und sein Halbmast Blick passte sich dem gelangweilten Murmeln seiner Stimme an. „Die Prüfungen überwachen und sich mentale Notizen in diesem fotografischen Gedächtnis machen, statt sie wie der Rest von uns in einem Bericht aufzuschreiben.“

 

„Hast du Beweise dafür, dass er dort war?“

 

„Er hat jeden Morgen, Mittag und Abend das Dokument zur Ausgangssperre unterzeichnet.“

 

„Mit was? Einem Häkchen? Einem verfickten, sinnlosen Kreuz?“

 

Genmas Miene veränderte sich nicht. „Er hat es unterzeichnet.“

 

„Hast du ihn jemals gesehen?“, drängte Asuma weiter und beugte sich vor, als Genma nicht antwortete. Eine gefährliche Kante biss sich deutlich in seine Stimme. „Kannst du persönlich bestätigen, dass er dort war?“

 

Mit abgeschirmten Augen saugte Genma an dem dünnen Metall. Er sagte nichts.

 

Ein höhnisches Grinsen spaltete Asumas Gesicht. „Ja…das habe ich mir gedacht.“

 

„Nur weil ich ihn nicht gesehen habe, bedeutet das nicht, dass er nicht dort war.“

 

„Und trotzdem kann mir keiner von euch Bastarden sagen, dass er es war.“ Asuma drückte brutal seine Zigarette auf dem Tisch aus und nahm das Blatt Papier auf, auf dem die Namen der betreuenden Jōnin standen, um es mit einem Rascheln in seiner Faust zu zerknittern, das so elektrisch klang wie die Spannung in seiner Stimme. „Nicht einer von euch. Und das sind dann zwei verdammte Tage, von denen niemand mit Sicherheit sagen kann, wo zur Hölle er gewesen ist.“

 

Nicht ein einziger Muskel zuckte in Genmas Gesicht, doch das Senbon neigte sich nach unten. „Hast du ihn gefragt?“

 

„Was verfickt nochmal denkst du wohl?“

 

Langsam wandte sich Genma von dem Licht der Lampe und Asumas Inspektion ab. Sein dunkles Haar rahmte sein Gesicht mit Schatten ein. „Ich denke, dass man schlafende Hunde nicht wecken sollte.“

 

„Oh einige Hunde schlafen nur zu gut“, knurrte Asuma mit sich zusammenziehenden Augen. „Hätte aber nie gedacht, dass du so ein Hurensohn bist.“

 

Genmas Augen zuckten nach oben und das Senbon folgte der Bewegung, um sich auf Asumas Stirn zu richten. „Ganz locker, Sarutobi.“

 

„Ja…so will es immer jeder haben, nicht wahr? Locker, leicht, sauber, unter den Teppich gekehrt.“

 

„Du musst es wissen“, erwiderte Genma achselzuckend und ohne irgendeinen Biss. „Oder zumindest hast du das mal. Früher, als du dich noch nicht um die persönlichen Probleme anderer gekümmert hast.“

 

Asuma zuckte zusammen. Selbst ohne den Biss hämmerte sich die Unverblümtheit dieser Wahrheit direkt in die Wurzel seiner Schuldgefühle und drehte sie noch tiefer in sein Inneres. Energisch sog er die Luft gegen den schmerzhaften Knoten an, während er den Kopf schüttelte. 

 

„Das hier ist persönlich für mich“, grollte er. 

 

„Das sollte es aber nicht sein.“

 

„Sie sind mein Team.“

 

„Jo und wenn du dich diesen Weg hinab begibst, dann wirst du sie, deinen Rang und deine Reputation verlieren.“ Hier machte Genma eine Pause; ganz so, als hätte er vielleicht zu viel gesagt. Doch er hielt seine neutrale Miene aufrecht, genauso wie er Asumas Blick hielt. „Statt diesen Papierspuren zu folgen, könntest du ebenso gut gegen den Wind pissen, Sarutobi. Ein Haufen von Sackgassen. Ich rate dir jetzt, es gut sein zu lassen.“

 

Gemessen an dem Ausdruck in Genmas Augen, war es kein Ratschlag. 

 

Es war eine Warnung. 

 

Asumas Augen weiteten sich und die Luft verließ schwallartig seine Lungen. Er fühlte sich bis ins Mark erschüttert; klamm und schwindelnd und am Rand einer sehr gefährlichen Reaktion – bis ihn der Schock packte. Er schoss eiskalt durch seine Venen und paralysierte seine Glieder. 

 

Die Stille hielt an. 

 

Die Kälte sank tiefer. 

 

Und der Zorn in seinen Augen kühlte sich zu dem verletzten Ausdruck von Verrat ab. 

 

„Scheiße“, wisperte Asuma letztendlich, viel zu ausgebrannt, um wütend zu sein. „Was verdammt nochmal weißt du über diese Sache, Genma?“

 

Genma atmete tief ein und lehnte sich nach vorn, um Asuma direkt in die Augen zu sehen. „Ich weiß, dass diese Unterhaltung niemals stattgefunden hat. Und wenn dir der Nara Junge am Herzen liegt…dann lässt du das hier gut sein.“

 

Asuma starrte Genma verständnislos an. „Hast du gewusst, dass ich hierher kommen würde?“

 

„Ich habe dir gesagt, was ich weiß.“

 

„Nein, du hast mir einen Scheiß gesagt.“

 

„Aber du hast mir genug gesagt.“

 

„Was?“

 

„Sorry, Asuma. Aber ich schätze, ich vertrage meine Drinks besser als du.“

 

Asumas Augen zuckten. Energisch suchte er auf dem kalten Gesicht des Shiranui nach Spuren des Mannes, den er Kamerad genannt hatte – des Mannes, den er Freund genannt hatte. Er hatte keine Ahnung, wer zur Hölle dieser Fremde war, der ihn durch Augen anstarrte, die hinter eine ANBU Maske gehörten. 

 

„Warum?“, krächzte er. 

 

Genma schüttelte den Kopf und zum ersten Mal machten sich Emotionen in dem geringsten Anspannen seines Kiefers bemerkbar. „Ich sage dir – als dein Freund – lass es los.“

 

Verwirrung schwappte durch Asuma. 

 

Es ließ ihn verletzt und zornig, aber auch zu taub zurück, als dass er darauf hätte reagieren können. 

 

Und Genma stand einfach nur da, während dieses verdammte Senbon wie ein Sekundenzeiger von einer Seite zur anderen ruckte, während Zeit und Stille pflichtbewusst voran marschierten und Momente losließen, um Minuten einzufangen. 

 

Asuma wusste alles darüber, loszulassen. 

 

Er hatte es sein ganzes Leben lang getan, bis er Dinge gefunden hatte, die es wert waren, daran festzuhalten.

 

Und auf keinen Fall werde ich das hier loslassen…ich kann nicht...

 

Asumas Kiefer verkrampfte sich und seine messingfarbenen Augen schimmerten mit einem Versprechen. 

 

Nicht nochmal.

 

Genma las die Antwort auf Asumas Gesicht, doch der Shiranui sah weder überrascht, noch enttäuscht aus. Viel eher sah der Tokujō über Asumas Schulter hinweg. Er fixierte seinen Blick auf eine riesige Karte, die über einer Reihe aus Aktenschränken angebracht war und von der eine Ecke zusammen mit dem vergilbten Putz von der Wand hing. Sie kartierte das gesamte Land des Feuers, ebenso wie all die anderen Länder jenseits der Grenzen. 

 

„Du verschwendest deine Zeit, Asuma“, murmelte Genma. 

 

„Verschwinde“, raunte Asuma und presste seine Hände auf den Tisch, um sich selbst gegen die Empfindung abzustützen, die Welt würde unter seinen Füßen erschüttert. „Verschwinde verfickt nochmal von hier, bevor ich die Beherrschung verliere.“

 

„Du hast viel mehr zu verlieren, wenn du das nicht fallen lässt.“

 

„Ich werde verflucht nochmal dich fallen lassen.“

 

Genmas Senbon flog durch die Luft. 

 

Es schoss an Asumas Wange vorbei, streifte sein Ohr und schlug mit einem dumpfen Aufprall in die Wand hinter ihm.

 

Mit blitzenden Augen schnellte Asumas Kopf nach oben. „Okay, das war’s.“

 

Er warf den Tisch so schnell und so brutal um, dass er gegen die Wand krachte und in der Mitte zerbarst. Papier segelte durch die Luft, Kisten fielen um und Lampen rollten über den Boden, wobei Lichtstrahlen über den Boden taumelten und von den metallenen Aktenschränken abprallten. 

 

Mit beiden Händen griff Genma nach seinen Senbons. 

 

Asuma hatte nur eine einzige Waffe, die er ziehen konnte. 

 

Und er zog sie schneller – mit einem Zischen kreischenden Metalls und dem Summen glühenden Chakras. 

 

Der Raum flammte blau auf. 

 

Als das Licht nachließ, hatte Asuma sein Grabenmesser bereits horizontal zwischen ihnen erhoben. Die Wucht seines Chakras wirbelte wild über die gezackten Zähne und dehnte ihre Reichweite aus, bis die glühende und gezackte Kante nur ein Zucken von Genmas Kehle entfernt war. 

 

„Du wirst mir sagen, warum“, knurrte Asuma. 

 

Der Shiranui sah nach unten und seine Augen schimmerten bläulich in dem Licht, das von der Waffe ausgestrahlt wurde. Die Lippen zusammengepresst hob er in einem Versuch das Kinn, einer Chakraverbrennung zu entgehen, nicht, weil er trotzig war. Er triezte oder drohte nicht einmal, er stand einfach nur da.

 

Asumas Hand bebte. „WARUM?!“

 

Genma sagte nichts, doch etwas flackerte durch seine Augen. Es hätte einfach nur das Spiel des Lichtes oder das Spiel der Zeit sein können. Etwas Winziges, das Asuma weiter raten ließ. Ein Bluff vor dem Bullshit. 

 

Doch Asuma wollte glauben, dass es mehr als das war.  

 

Reue. Konflikt. Zögern. 

 

Doch während Genma seinen Blick hielt, bot er nichts von diesen Dingen an – nur seine Kehle. 

 

Und in dieser Sekunde wollte Asuma sie aufschlitzen. Wollte, dass die Wahrheit in einer blutigen Sturzflut hervor sprudelte, rot und unauslöschlich und endgültig. Etwas Reales und Konkretes. Nicht dieser Durchschlagsmist, durch den er sich mit Verzweiflung und wachsender Furcht gewühlt hatte. 

 

Götter…wie tief reicht diese Sache?

 

Oder schlimmer als das – wie hoch hinauf? Wie korrupt oder unberührbar war sie, wenn Genma sogar willens war, den ‚braven Hund‘ zu spielen, nur um die schlafenden nicht zu wecken. 

 

„Sag mir irgendwas“, grollte Asuma. 

 

„Ich habe nichts zu sagen.“

 

„Wirst du immer noch dieser Meinung sein, wenn sich mein Chakra durch deinen Hals sägt?“

 

Genma seufzte durch die Nase, wandte aber niemals den Blick von Asuma ab. „Wer kann das schon sagen? Ich werde dann mit Sicherheit nicht reden, oder?“

 

„Nur schreien“, drohte Asuma und seine Zurückhaltung war so nah dran zu reißen wie ein überspanntes Drahtseil, dass seine Venen und Sehnen wie Kabel entlang seines Armes hervor standen, die versuchten, ihn zu zügeln. 

 

Genma spähte hinunter auf das glühende Grabenmesser und dann wieder nach oben. „Tu, was du tun musst.“

 

„Warum? Ist es das, was du tust?“

 

„Immer.“

 

Asumas Kiefer bebte und verkrampfte sich, während sein Zorn mit seiner Vernunft rang. Für einen einzigen Moment hätte er sich beinahe nach vorn gelehnt, für nur einen einzigen entsetzlichen und verletzenden Moment ließ er die rasiermesserscharfe Kante seines Chakras beinahe den Hals des Tokujō aufschlitzen. 

 

FUCK!

 

Wie eine durchgebrannte Sicherung erstarb Asumas Chakra.

 

Mit einem gequälten Brüllen wirbelte er herum, rammte sein Grabenmesser durch die Oberseite eines Aktenschrankes, um sie in kaltem Stahl statt in Genmas Schädel zu versenken. Wäre sein Chakra noch immer geflossen, dann hätte die Waffe direkt durch das Metall hindurch geschnitten und den Schrank wie Butter zerteilt. 

 

Mit wilden Augen und bebender Stimme schnellte er zurück zu Genma. „Du hältst dich verfickt nochmal fern von mir, bis ich dich nicht mehr in Fetzen reißen will.“

 

Für einen langen Moment sah Genma ihn einfach nur an, bevor er sich zur Tür umwandte. „Hier wirst du keine Antworten finden, Asuma.“

 

Asuma stierte auf Genmas Rücken und fühlte sich, als wäre ein Messer bereits in seinen eigenen getrieben worden. Galle stieg seine Kehle hinauf. Heftig presste er die Lider aufeinander und stemmte seine bebenden Hände gegen seine Schenkel, bevor er den Kopf beugte und hart durch die Nase atmete. 

 

An der Tür hielt Genma inne. „Ein Rat darüber, wohin du von jetzt an blicken solltest? Über deine Schulter wäre ein guter Ort, um anzufangen.“

 

Asumas Augen flogen auf und sein Kopf schnellte mit gebleckten Zähnen nach oben. 

 

Doch Genma war bereits fort. 

 

Nur das Echo der Worte des Shiranuis füllte die leere Türöffnung. 

 

Bittere, verräterische Worte.

 

Eine Drohung, die immer schwerer und schwerer auf Asumas Kopf lastete, sich in ihn bohrte, bis sie seine Eingeweide traf. Und in der Sekunde, als sie ihn dort traf, begannen diese Worte ihre Bedeutung zu verändern…veränderten sich von einer Drohung zu etwas vollkommen anderem…etwas, das dafür sorgte, dass seine Miene von Rage zu Erkenntnis zerbröckelte. 

 

Scharf sog er die Luft ein, ignorierte Genmas Warnung und hielt sich stattdessen an den Ratschlag des Mannes.

 

Er blickte über die Schulter und seine Augen weiteten sich entsetzt. 

 

Okay, fuck.

 

Da war sie. Die wortwörtliche Nadel im Heuhaufen. 

 

Genmas Senbon. 

 

Es zwinkerte ihm von der Wand aus zu; erstrahlte wie ein dünnes Leuchtfeuer in der Dunkelheit, um ihm den Weg zu weisen. Es steckte in einem Ort auf der Karte…und es war nicht Kusagakure.

 
 

~❃~
 

 

Die Sonne verteilte ihren Schein über Konoha wie geschmolzene Butter; weich und warm. Es nahm der Herbstkälte den Biss und ergoss sich aus einem wolkenlosen strahlend blauen Himmel, der zu einem Sommertag hätte gehören können. 

 

Und vor diesem klaren Himmel segelte ein Adler auf goldenen Schwingen – und wartete. 

 

Neji neigte seinen Kopf nach oben und badete die starken Winkel seines Gesichtes mit Sonnenlicht. Das Blätterdach raschelte und rotes Laub zitterte, als es gesprenkelte Schatten über die Augenlider des Hyūga warf. Langsam lehnte er sich zurück gegen die raue Rinde des Baumes, die Arme verschränkt und den Nacken hinauf in den Kuss der Sonne gereckt, um die Wärme in sich aufzusaugen während er wartete. 

 

Hoch oben stieß Hibaris Adler einen leisen Schrei aus. 

 

Nejis Augen öffneten sich und beobachteten, wie der Vogel tief nach unten sauste und breite Schwingen das Sonnenlicht auffingen. Er verschwand in einer Ansammlung riesiger roter Ahornbäume. Sie standen wie ein gigantischer Strauß aus einer Mischung aus Purpur und Scharlachrot gebündelt zu einer Seite der Dorftore. Ohne irgendeinen Fokus spähte Neji auf die roten Schattierungen, bis ein Aufblitzen seine Aufmerksamkeit erhaschte und seinen Blick von den sternenförmigen Blättern nach unten zog. 

 

Die Augen des Hyūga weiteten sich leicht. 

 

Zwischen dem Flechtwerk aus Schatten und Laub schimmerte die gezackte Kante von Hibaris Schwert wie ein gigantischer Fangzahn, als die rasiermesserscharfen Zacken im Sonnenlicht zwinkerten. Die Klinge lag gegen einen Baumstamm gelehnt da; ungesehen, außer durch das Glühen von Stahl, das die Position verriet. 

 

Der Tsubasa war nirgendwo zu sehen. 

 

Stirnrunzelnd legte Neji den Kopf schief. Es passte nicht zu Hibari, dass er seine Waffe einfach so unbeaufsichtigt ließ. Der Hyūga debattierte, ob es klug wäre, sich zu nähern, entschied sich aber für die Methode der Überwachung, als er sein Dōjutsu aktivierte. Und was er durch das Netz aus Blättern und Ästen erhaschte, hätte ihn nicht wirklich überraschen sollen. Er hätte sich vielleicht noch einen Moment genommen, um rasch nach ein paar Störenfrieden mit Kameras Ausschau zu halten, aber er spürte, dass er im Moment der einzige Mitwissende war. 

 

Auf jeden Fall erklärte es eine Menge.

 

Sakura stand mit dem Rücken gegen einen Baum und hatte die Handflächen gegen die Rinde gepresst. Hibari lehnte sich über sie, den Kopf gebeugt und sah durch seine Wimpern nach unten, während einfach nur seine Präsenz statt seiner Arme Sakura an Ort und Stelle hielt. Er schien kurz davor zu sein, sie zu berühren. Einen Unterarm hatte er über ihrem Kopf, den anderen auf seiner Hüfte abgestützt, um ihr einen Ausweg offen zu lassen, sollte sie verschwinden wollen. 

 

Er sprach mit ihr und seine Lippen bewegten sich mit einem leichten Lächeln. 

 

Sakuras Blick war starr auf seine Brust fixiert und sie hatte ihre Unterlippe zwischen ihre Zähne gezogen. Sie antwortete nicht auf was auch immer Hibari zu ihr sagte, sondern griff stattdessen nach oben, um ihre Finger in den Ausschnitt seiner Weste zu schieben. Langsam zog sie eine Silberkette hervor und strich mit dem Daumen über zwei flügelförmige Anhänger.

 

Neji erkannte sie sofort und war sich nur zu genau bewusst, dass einer davon der toten Schwester des Tsubasa gehörte. Schuldgefühle verdrehten sich wie rostiger Stacheldraht in seiner Brust. Scharf geriet sein Atem ins Stocken. 

 

Götter, wenn nur…

 

Wenn nur was? Wenn er nur anhand von Instinkt gehandelt hätte statt anhand von Befehlen? Wenn er nur innegehalten hätte, um zu beurteilen, statt zu vermuten? Wenn er die Mission nur in Frage gestellt hätte, statt sie auszuführen? All die ‚wenn nur‘ und ‚was wenn‘ waren endlose und verzehrende Fragen. Solche Fragen hatten keinen Platz im Gewissen eines Ninjas; oder im Verstand von irgendjemandem, der ANBU anstrebte.

 

Wird das der Preis sein? Mein Gewissen?

 

‚Es kostet nichts. Denn du hast nichts mehr. Du beschreitest diesen Pfad, wenn du nichts mehr zu verlieren hast.‘

 

Kakashis Worte hatten ein kaltes Verkrampfen in Nejis Magengegend ausgelöst; ein schwarzer Griff, der sich nicht lockerte. Und vielleicht war genau das Kakashis Intention gewesen; den Samen des Zweifels zu säen und zu hoffen, dass es etwas davon in Nejis Geist Wurzeln schlug. Zu dumm nur, dass ein solcher Rat im Keim erstickt wurde. 

 

Ich werde es zu den ANBU schaffen, auf die eine oder andere Weise. Ich werde frei sein. Diese Wahl ist meine Freiheit. 

 

Langsam entließ Neji den Atem, den er angehalten hatte, während sich sein Blick von den geflügelten Amuletten des Tsuabasa löste.

 

Inzwischen sagte auch Sakura etwas und schüttelte leicht den Kopf. Doch was immer sie sagte, es sorgte dafür, dass sich Hibaris Brauen zusammenzogen. Er hob eine Hand, um ihr über die Wange zu streicheln und schob pinke Strähnen hinter ihr Ohr. Die Geste erschien beiläufig und unschuldig, doch der Ausdruck in Hibaris Augen war weit von beidem entfernt, als Sakura zu ihm aufsah. 

 

Schüchtern und unsicher wich die Kunoichi seinem Blick aus. 

 

Hastig schob sie die Anhänger zurück in Hibaris Weste und ihre Fingerspitzen folgten seinem Schlüsselbein, bevor sie nach unten zum Zentrum seiner Brust glitten und sich in sein Netzhemd krümmten. 

 

Sanft legte Hibari einen Knöchel unter ihr Kinn und neigte sich nach unten. 

 

Rasch wandte Neji den Blick ab und deaktivierte sein Byakugan. 

 

Vorausgesetzt, Sakura plante nicht, durchzubrennen, gab es keinerlei Grund, über Hibaris Annäherungsversuche der jungen Kunoichi gegenüber zu urteilen oder sich deswegen zu sorgen. Und nach den tief violetten Flecken zu urteilen, die sie Kiba und Naruto verpasst hatte, war sie mehr als fähig, selbst zurecht zu kommen. 

 

„Neji-senpai!“

 

Neji wandte den Kopf und schloss leicht die Lider gegen den grellen Schein des Sonnenlichts. Es wusch den steinernen Vorsprung weiß, der die Tore des Dorfes einkreiste und strömte warm über ein Puzzle aus Kopfsteinpflaster. Das Geräusch rennender Füße hallte von den Platten wider. 

 

„Neji-senpai!“

 

Der Blick des Hyūga zentrierte sich auf den Streifen eines blauen Schals, der hinter dem rennenden Genin hersegelte. Konohamarus Hitai-ate funkelte, doch noch viel strahlender war das Grinsen des jungen Sarutobi. 

 

Neji schüttelte den Kopf und Belustigung zuckte an seinem Mundwinkel. 

 

Reichlich temperamentvoll…

 

Er musste sich fragen, ob Narutos Einfluss auf diesen Jüngling nicht fast schon ansteckend war. Wenn es kein unanständiges oder völlig unangemessenes Ninjutsu war, dann war es dieses strahlende Grinsen, von dem Neji nie wusste, wie er darauf reagieren sollte. Er begegnete dem sonnigen Ausdruck mit einem kühlen Starren, bevor er marginal den Kopf neigte. 

 

„Konohamaru“, grüßte er milde und bemerkte, dass Moegi und Udon in der Ferne dahin trotteten. 

 

„Awww Mann, ich wollte vor dir an den Toren sein“, schnaufte Konohamaru und kam schlitternd auf den Steinen zum Stehen, bevor er nach Luft schnappte. Ein kleiner orangener Vogel flatterte um seinen Kopf und versuchte, sich auf seiner Schulter niederzulassen. „Ist Hibari-san schon gegangen?“

 

Neji schüttelte den Kopf, während er sich fragte, wie sparsam er mit der Wahrheit umgehen müsste. Doch glücklicherweise zog Konohamarus alles andere als subtile Ankunft den Tsubasa aus den Schatten der Bäume. Sakura folgte ihm mit ein paar Schritten Abstand und fuhr sich mit den Fingern durch ihr pinkes Haar. Das Kratzen der massiven Klinge des Tsubasa schlug Funken auf den Pflastersteinen. 

 

Grinsend wirbelte Konohamaru herum. „Hibari-san!“

 

Hibaris grauer Blick senkte sich und er setzte ein schiefes Schmunzeln auf, als er das Gewicht verlagerte, um sein Schwert aufzunehmen und es sich auf den Rücken zu hängen. „Na, was ist das denn für eine Sonderbehandlung? Ich bekomme eine persönliche Verabschiedung von dem zukünftigen Nanadaime Hokage.“

 

Neji hob eine Braue. „Nanadaime?“

 

Sofort ließ Konohamaru seinen Arm nach außen schnellen, um Neji ein ‚Daumen hoch‘ entgegen zu strecken, ohne sich dabei umzudrehen. „Yup! Naruto-niichan wird der Sechste, aber du kannst deinen Hintern darauf verwetten, dass ich der nächste in der Reihe bin, nachdem ich ihn geschlagen habe.“

 

Neji beäugte Konohamaru mit einem Ausdruck tief sitzender Skepsis. Ein Ausdruck, mit dem er jeden bedachte, der so viel heiße Luft ausstieß. Er fragte sich, ob der unbezähmbare Sinn für Schicksal des Genins von dem Stolz auf sein Sarutobi-Erbe herrührte oder von der tiefen Vergötterung Narutos. Vielleicht spielte Konohamarus Motiv aber auch gar keine Rolle; ganz offensichtlich glaubte er daran, sein Ziel zu erreichen, wenn das Feuer in seinen jungen Augen irgendwie ernst zu nehmen war. 

 

Nejis Augen waren in diesem Alter bereits kalt gewesen, so wie er es auch von Hibaris annahm. 

 

Neugierig spähte er zu dem Rotschopf hinüber, um zu sehen, ob er seine Skepsis teilte. Doch seltsamerweise erhellten sich die abgestumpften schiefergrauen Iriden und die aschfarbenen Seen schienen einen Funken zu fangen. 

 

„Ihn schlagen, huh? Darauf werde ich ein riesiges Schwert wetten“, sagte Hibari.

 

„Hammermäßig!“ Konohamaru hüpfte auf den Ballen und deutete mit dem Finger auf die gezackte Klinge des Tsubasa. „Whoa! So wie das da!“

 

„Größer“, versprach Hibari und ein schwaches Schmunzeln zupfte an seinen Lippen. „Und besser dazu geeignet, es gegen Kinder misshandelnde Suna Frauen mit fetten Fächern zu schwingen.“

 

Sakura hieb Hibari ihren Ellbogen in die Seite und funkelte ihn ohne irgendeine Drohung an. „Schon wieder? Würdest du die Sache mit Temari endlich gut sein lassen?“

 

Hibari sah zu ihr hinüber, während Humor durch seine Augen huschte. „Ich fühle mich geradezu geschmeichelt von dieser offenen Zurschaustellung von Eifersucht, Sakura. Und da sagt man noch, die Romantik wäre tot.“

 

Sakuras Augen flogen weit auf und ihre Wangen überzogen sich mit einem rosanen Hauch. 

 

Konohamaru lachte auf. „Hammer!“

 

Neji presste die Lippen aufeinander und hielt seine Belustigung mit beneidenswerter Gelassenheit zurück. 

 

Scharlachrot im Gesicht verschränkte Sakura die Arme vor der Brust, während ihre Augen schärfer als Dornen wurden und wortlos Gift auf Hibari schossen. Doch es erzielte absolut keinen Effekt bei dem Tsubasa. Hibaris Blick geriet nicht für eine Sekunde ins Wanken und er unternahm auch keinerlei Versuch, die Hitze in seinen Augen abzumildern, die ihren nervösen Zustand nur noch mehr befeuerte. 

 

Schnaubend neigte sie ihr Kinn zu einem sturen Winkel. „Du bist ein unverbesserlicher Mistkerl.“

 

Hibari beugte leicht den Kopf. „Alles Teil meines Charmes.“

 

Augenrollend verlagerte Sakura das Gewicht, doch ihre Hüfte knickte sich in seine Richtung ein, statt von ihm fort. Ein unbewusstes Signal. 

 

Interessant…

 

Neji sah neugierig zwischen den beiden hin und her und verglich diesen Austausch mit dem, auf den er vorhin einen kurzen Blick erhascht hatte. Doch ihm blieb keine Zeit, darüber nachzudenken, ob das alles dem derzeitigen Friedensvertrag zugute kommen, oder ihn doch eher sabotieren würde. 

 

Vorausgesetzt Naruto erfährt nichts davon, sollte es nicht von allzu großer Bedeutung sein…

 

Mit einem Kichern durchbrach Konohamaru den Moment und wich Sakuras wütendem Funkeln aus, indem er den Kopf einzog, die Schultern hob und in gespielter Kapitulation die Hände nach oben hielt. Langsam wich er zu seinen Teamkameraden zurück, da er nicht das Risiko eingehen wollte, verprügelt zu werden, sobald er ihr den Rücken zuwandte. 

 

„Bis dann, Hibari-san! Vielen Dank für die Vögel!“ Konohamaru winkte und machte sich zusammen mit seinen Freunden zurück auf den Weg zum Dorf, während er sein Hiatai-ate neu justierte, als sich der kleine orangene Vogel auf seinem Kopf niederließ. „Naruto-niichan wird austicken!“

 

„Das ist er bereits“, murmelte Sakura leise und schüttelte den Kopf. „Und Kiba hat mit ihnen getanzt.“

 

Neji setzte eine perplexe Miene auf und fing mit einer erhobenen Braue Sakuras Blick ein. 

 

Die Kunoichi rollte mit den Augen. „Frag nicht.“

 

Neji schüttelte leicht den Kopf angesichts des mentalen Bildes, das sich ihm bot und beobachtete, wie das Genin Team davon schlenderte, wobei er noch kurz das Aufblitzen orangener Federn erhaschte, die hinter Konohamaru herjagten. „Sonst noch irgendwelche Abschiedsgeschenke, Tsubasa?“

 

Hibari spähte zu Sakura, trat aber auf Neji zu, während er eine Hand ausstreckte. „Nur eine offene Einladung, bei uns vorbei zu schauen, wann immer ihr Konoha Shinobi in der Nähe seid.“

 

Neji schüttelte die Hand des Tsubasa. „Das werden wir. Eine sichere Reise, Hibari. Halte dich auf höheren Ebenen.“

 

Hibari verstand die Bedeutung darin und spähte himmelwärts. „Wie gut, dass ich jederzeit Augen über mir habe. Sollte ich irgendwelche verdächtigen Aktivitäten in der Nähe eurer Grenzen bemerken, werde ich euch benachrichtigen und so viele Informationen sammeln wie ich kann.“

 

„Das wissen wir zu schätzen.“ Neji warf einen grimmigen Blick über die offene Straße, die aus dem Dorf hinaus führte. „Aber wie dich Tsunade-sama bereits gewarnt hat; schlage einen weiten Bogen um diesen Feind.“

 

„Einen sehr weiten“, beeilte sich Sakura hinzuzufügen, als sie den Rotschopf musterte. „Was mehr als eine Armeslänge bedeutet, Hibari.“

 

„Ein riesiges Schwert zu haben wird mir dabei sicher helfen“, witzelte Hibari ohne zu lächeln. 

 

Sakura zog die Brauen zusammen. „Im Ernst, mach nicht wieder irgendetwas Unüberlegtes. Unsere Informationen über Akatsuki sind bestenfalls lückenhaft. Du könntest auf alles mögliche stoßen.“

 

„Jo, das ist die Freude an S-Rang Kriminellen, huh?“, murmelte Hibari und schüttelte ihre Besorgnis mit einem Achselzucken ab, auch wenn sich seine Stirn in nachdenkliche Falten legte. „Ich hörte schon, dass es sich bei ihnen um eine ziemlich bunte Truppe handelt.“

 

Neji nickte. „Mit einer enorm großen Bandbreite an Fähigkeiten. Nach allem, was sie dem Kazekage angetan haben, können wir es uns auf keinen Fall leisten, sie zu unterschätzen.“
 

Ehrlich gesagt fragte sich Neji ernsthaft, ob sie überhaupt damit anfangen konnten, sie alle einzuschätzen.Stirnrunzelnd rief er sich Shikamarus Worte in Erinnerung.

 

‚Es ist, wie ein Puzzle zu lösen, obwohl man die Teile nicht hat.‘

 

Und diese Teile bewegten sich bereits und bahnten sich ihren Weg durch das Land des Feuers. Das Spiel hatte begonnen. Das Stundenglas war auf den Kopf gestellt worden und Zeit nahm immer mehr Fahrt auf. Mit jeder verstreichenden Stunde schienen sie näher daran zu sein, mit doppelter Geschwindigkeit zu laufen; vielleicht sogar mit geliehener Zeit. 

 

‚Man kann die Zeit nicht anhalten, oder?‘

 

Nejis Blick wanderte zurück zum Dorf. „Hibari?“

 

Die Brauen des Rotschopfs hoben sich fragend. 

 

„Bring Hanegakure wieder zurück zu alter Stärke“, murmelte Neji. 

 

„So schlimm, hnm?“

 

Nejis Kiefer verhärtete sich, doch sein Schweigen bestätigte, was schon offensichtlich war. Er stellte sich vor, wie Shikamaru bereits all die negativen Endergebnisse mit einem mentalen roten Stift eingekreist hatte. 

 

Ich beneide dich nicht, Nara…

 

Alle drei Shinobi waren für einen Augenblick still und spürten das Spiel des Windes wie eine Böe dunkler Vorahnung. Rote Blätter kratzten über Stein und raschelten hinein in das Dorf; blutige Omen, die in den Strömungen einer launischen Brise knisterten und wirbelten. Und dennoch schien die Sonne weiterhin; hell und klar, erschreckend in ihrer Gleichgültigkeit gegenüber der düster werdenden Stimmung. 

 

„Tsubasa“, sagte Neji letztendlich und sah hinüber. „Du hast einmal gesagt, dass unsere Allianz mehr ist als einfach nur Tinte auf Pergament.“

 

„Das habe ich auch so gemeint.“

 

„Und sollte die Zeit kommen, dass wir euch dazu auffordern werden, es zu beweisen?“

 

Hibari neigte den Kopf, als hätte er sich gerade verhört und seine grauen Augen verengten sich. „Du gehst bereits von einem Krieg aus?“

 

Neji seufzte durch die Nase und fragte sich, ob solch fatalistisches Denken eine sich selbst erfüllende Prophezeiung fördern würde. Doch wenn das Schicksal in ihrer kapriziösen Manier weiter machte, dann sollte man sie auch nicht unterschätzen. 

 

Die Akatsuki werden nicht einfach so beim letzten Jinchūriki aufhören…

 

Das konnte Neji deutlich in seinem Inneren fühlen. Hinter den Kulissen wurden noch weitaus bedrohlichere Züge gemacht – ein größeres Spiel mit mächtigeren Spielern. Und diese zerstrittenen politischen Glücksspiele ließen sie in der Dunkelheit zurück; mit nichts weiter als Vorhersagen als dünnem Lichtschein – und sie würden auf einfach alles vorbereitet sein müssen.

 

„An diesem Punkt kann nichts mehr ausgeschlossen werden“, antwortete Neji letztendlich. „Ich werde dich nicht belügen, Tsubasa. Aber Hanegakure hat diese Allianz in der Hoffnung auf Frieden unterzeichnet; nicht, um uns in einem Krieg beizustehen.“

 

Hibari atmete leise aus und seine grauen Augen richteten sich erneut himmelwärts, um der trägen Umlaufbahn seines Adlers zu folgen. Der Vogel stieß einen schrillen Schrei aus, segelte hinein in einen Sturzflug und ließ sich gleich darauf wieder auf einer frischen Strömung nach oben tragen, um einen trägen Achterpfad durch die klaren Himmel zu ziehen. Hibaris Stirnrunzeln grub sich etwas tiefer. 

 

„Hanegakures Älteste mögen mit Tinte unterzeichnet haben, ich jedoch mit Blut“, wisperte Hibari. „Und diese Art Verträge sind die einzigen, die für mich von Bedeutung sind.“

 

Kopfschüttelnd beobachtete Sakura ihn aus den Augenwinkeln. „Deine Leute erholen sich noch immer von ihrem eigenen Bürgerkrieg.“

 

Hibari zuckte mit den Schultern. „Ich bin ein Tokujō Kommandant. Ich wurde für den Krieg geboren.“

 

„Das ist keine Entschuldigung dafür, dich kopfüber in einen weiteren Kampf zu stürzen“, argumentierte Sakura, während sie sich halb drehte und sich ihre Worte auf einer schmalen Grenze zwischen Sorge und Zorn bewegten. „Und Tokujō Kommandant oder nicht, das ist nicht der Grund, aus dem sie dich zum Friedensbotschafter ernannt haben, oder?“

 

Hibaris Miene kühlte sich ab, doch seine Augen wurden hitzig. Mit einer Hand griff er nach hinten, um sein Schwert zu packen, als hätte diese Frage seine Integrität angefochten. „Und ich werde diesen Frieden bewahren, indem ich dafür kämpfe.“

 

„Aber-“

 

„Der Rat will mir einen Maulkorb anlegen, weil ich zu hart zubeiße, aber manchmal ist es genau das, was nötig ist, um für die Sicherheit der Menschen zu sorgen.“

 

Angesichts der scharfen Kante in Hibaris Stimme hob Neji die Brauen und hielt seine blassen Augen auf das Schwert gerichtet, auch wenn er wusste, dass der andere Ninja es nicht verwenden würde. „Sakura hat nicht ganz Unrecht. Völlig unabhängig von deinen ehrbaren Motiven, Hibari, bezweifle ich sehr, dass euer Rat der Involvierung in einem offenen Krieg zustimmen würde.“

 

„Dann muss ich wohl meine gewaltfreie Überzeugungskraft auffrischen, oder?“

 

Sakura beäugte ihn stechend. „Und wirst dafür ins Exil geschickt.“

 

„Nun…“ Hibari schmunzelte trocken, ohne sie anzusehen. „Wäre nicht das erste Mal.“

 

Sakura versteifte sich und ihre dünnen Finger gruben sich in das blasse Fleisch ihrer Arme. Langsam drehte Neji den Kopf, als er versuchte, sie zu lesen, aber Sakuras Haar war bereits nach vorn gefallen, um ihr Gesicht abzuschirmen. Der Hyūga machte sich eine mentale Notiz über diese seltsame Reaktion und seine Aufmerksamkeit wanderte kurz zwischen den beiden hin und her, bevor sie sich wieder auf Hibari richtete. Der Tsubasa beobachtete Sakura inzwischen genauestens und machte sich keine Mühe, sein Starren zu verschleiern. 

 

Nach einem weiteren Moment ergriff Neji das Wort. „Ein Nukenin zu werden wird niemandem helfen, Tsubasa.“

 

Ein Muskel in Hibaris Kiefer zuckte, aber seine Hand fiel von seinem Schwert. Er spähte mit seinen grauen Augen zu Neji, die heiß waren wie glühender Stahl. „Wenn ihr Hanegakure um Unterstützung ersucht, dann werden unsere Shinobi da sein. Sollte sich der Rat weigern, dann werde ich da sein mit allen Shinobi, die mir ergeben sind. Auf jeden Fall werde ich treu zu meinem Wort stehen.“

 

Neji nahm sich einen Moment Zeit, um dieses Versprechen voll in sich aufzunehmen und ließ zu, dass sich Zeit und Stille ausdehnten, während er die ernsten Linien von Hibaris Gesicht absuchte und an der Glut des hitzigen Temperaments des Rotschopfes vorbei sah; direkt bis zu dem, was das Feuer seiner Überzeugung nährte. 

 

Gerechtigkeit.

 

Immerhin war das auch Hibaris Credo. Neji verstand das Wort in seinem schwarzen wie auch weißen Kontext und auch in allen Grauschattierungen; was vor allem mit den Ungerechtigkeiten zu tun hatte, die er sein ganzes Leben lang erlitten hatte. Götter, selbst Naruto war ein Opfer solcher Diskriminierung; umgeben von einer Masse aus Augen, die mit Verurteilung brannten und sich in der schwärzesten Weise gerechtfertigt fühlten. Doch Gerechtigkeit war noch immer ein Wert, für den es sich zu kämpfen lohnte. Neji hätte es vielleicht ebenfalls in Betracht gezogen…wenn Freiheit nicht Vorrang hätte.

 

„Ich werde mich daran erinnern. Pass auf dich auf, Tsubasa“, sagte Neji. 

 

Hibari nickte, doch sein Blick hatte sich erneut auf Sakura gerichtet. Das Feuer in seinen Augen hatte sich zu etwas Sanfterem beruhigt. Die Wärme in seinem Blick ließ das Stirnrunzeln von Sakuras Gesicht schmelzen und zerrte erneut eine leichte Farbe auf ihre Wangen. Sie sah zur Seite weg, dann wieder zu ihm und sandte Blicke aus, die genauso viel – wenn nicht sogar mehr – kommunizierten als sein beständiges Starren. 

 

„Sakura“, murmelte Hibari als Abschied und neigte den Kopf. 

 

Die Kunoichi fächerte ihre Finger über ihre Arme und rieb sie sich mit einem Seufzen. „Auf Wiedersehen, Hibari“, sagte sie leise. 

 

Hibari lächelte, berührte mit einem Knöchel sein Hitai-ate und neigte ihr die Stirn entgegen. Die Augen der Kunoichi wurden weich und sie nickte lächelnd. Offensichtlich barg diese Geste eine Art versteckter Bedeutung für sie. 

 

Neji versuchte auch nicht, irgendetwas in ihre nonverbalen Signale hinein zu interpretieren, doch er erkannte die nächste Geste, die der Tsubasa ausführte, als sich Hibari ihm zuwandte.

 

Der Rotschopf berührte mit der rechten Hand die Brust über seinem Herzen und bog seine Handfläche dann dem Himmel entgegen. „Flieg frei, Hyūga.“

 

Neji dachte über den Segen nach und seine Opalaugen wanderten zu dem großen Adler, der bereits die offene Straße entlang flog. Und als würde sie spüren, dass sie ein Publikum hatte, ließ die Vogeldame einen schrillen Schrei hören, als sich ihre goldenen Schwingen weit ausbreiteten, um sie noch höher zu tragen, bis sich ihre Silhouette über die Sonne stahl.

 

Frei fliegen…?

 

Neji blinzelte langsam.

 

Eines Tages…

 
 

~❃~
 

 

Der Vogel hatte die Zeit genau abgepasst. 

 

Dieses wiederkehrende, sadistische, bombardierende kleines Mistvieh.

 

Er musste auf seine Chance gewartet haben, wachsame Augen ununterbrochen jeden Schritt kalkulierend, bis Shikamaru endlich in Reichweite kam. Und dann stürzte er sich herab, um mit einem gellenden Squawken seine Klauen durch den hohen Pferdeschwanz streichen zu lassen. 

 

Shikamaru wirbelte herum und vollführte dabei einen vollständigen Kreis. „Verrückter verfickter Vogel!“

 

Der Falke stieß ein sanftes ‚Kee‘ aus und flatterte in einem eleganten Bogen über ihm. Shikamaru kannte dieses Spielchen inzwischen gut genug, um zu wissen, dass es weit davon entfernt war, vorbei zu sein. Er beäugte sein Haus, schätzte die Flugbahn ein, in der der Vogel herabstürzen würde und überlegte, auf wie viele Weisen er den spielerischen Attacken ausweichen könnte. Normalerweise gab es stets ein Muster in seinen Bewegungen – und Shikamaru war überhaupt nicht stolz darauf, dass er das inzwischen herausgefunden hatte. 

 

Ugh. So dämlich.

 

Er warf sich seinen Knappsack über eine Schulter und stemmte seinen rechten Fuß nach vorn, während er zu der gefiederten Bedrohung hinauf blinzelte. „Du frisst meine Shogi Spielsteine, zerkratzt meine Freunde, verwüstest mein Zimmer und jagst mich durch die Gegend – was zur Hölle willst du!?“

 

Der Falke segelte einen weiteren kalkulierten Kreis über seinem Kopf, während er sich zweifelsohne für den nächsten Angriff bereit machte. Er beantwortete das Schreien des Nara mit seinem standardmäßigen schrillen Kreischen. Kopfschüttelnd fand sich Shikamaru mit dem Unvermeidlichen ab. 

 

Und los geht’s.

 

Ein mentaler Countdown bis drei und er täuschte einen Satz nach rechts an, nur um sich mit seinem rechten Fuß nach links abzustoßen und sich in einen halsbrecherischen Spurt in Richtung seines Hauses zu stürzen. 

 

Wie ein Pfeil schoss der Falke hinter ihm her.

 

Shikamaru beobachtete den Schatten des Vogels und drehte sich, um sich von dem Sockel einer riesigen Sandsteinstatue von Kwan Yin abzustoßen. In einer eleganten Drehung hechtete er über den Koiteich und wich dabei gleichzeitig dem Falken aus, bevor er in einer ordentlichen Hocke auf der Veranda landete. Er stieß ein heiseres Lachen des Triumphes aus und spähte über die Schulter. 

 

„Du hast verloren, du verrückter…“ Shikamaru brach ab und seine Augen wurden rund. 

 

Wie eine Steinschleuder beschrieb der Falke einen Bogen um die Kwan Yin Statue, um rasche Vergeltung an der Steingöttin zu verüben, bevor Shikamaru auch nur geschockt blinzeln konnte. 

 

„NEIN!“

 

Die Krallen des Vogels krachten in den Sandstein, gruben sich durch das glatte Gesicht der Statue und verunzierte die Göttin der Gnade ohne auch nur einen Funken von Reue. 

 

Oh…

 

„SHIT!“ Shikamaru kam ruckartig auf die Füße, ließ seinen Knappsack fallen und fuchtelte mit den Armen. 

 

Reuelos jagte der Vogel den Himmeln entgegen und erhob sich außerhalb jeder Reichweite und jedes Tadels. Er ignorierte die Flüche, die wie ein Schnellfeuermagazin von Shikamarus Mund verschossen wurden.

 

„Verdammt!“

 

Der Schattenninja sprang von der Terrasse und trabte zu der Statue hinüber. Seine Stimme erstarb, doch seine Lippen bewegten sich weiterhin, um stumme Beleidigungen zu formen; ganz so, als würden Obszönitäten die kostbare und schwer misshandelte Statue beleidigen. 

 

Bisschen zu spät dafür…

 

Shikamarus Miene verzog sich zu einer Grimasse. Zögernd hob er eine Hand, um die steinerne Wange der Göttin zu umfassen und mit dem Daumen über die Kratzer zu streichen. Die Rillen waren nicht allzu tief, aber Shikamaru wusste, dass seine Mutter sie sofort bemerken und über alle Maßen aufbauschen würde.

 

Das Gesicht verziehend schüttelte er den Kopf. „Dämlicher Vogel.“

 

Wie eine bizarre Wahrnehmungsverzerrung schien sich das Lächeln der Statue vor seinen Augen zu verwandeln; diese blassen Lippen waren nach oben gezogen, als hätte er die Göttin auf eine subtile und liebenswerte Weise amüsiert. Kopfschüttelnd wischte Shikamaru den Staub von den Kratzern und zeichnete mit den Fingern die zarten Gesichtszüge nach. 

 

Es kam ihm in den Sinn, dass er sich niemals zuvor wirklich die Zeit genommen hatte, sich diese Statue genauer anzusehen. Seine Mutter hatte sie hier nach dem Tod des Sandaime aufgestellt. Der Zweck? Shikamaru konnte darüber nur Vermutungen anstellen und er hatte auch nie weiter darüber nachgegrübelt; hatte das aber auch nie gewollt. 

 

„Bin mir nicht sicher, ob ich überhaupt an Götter glaube…“, überlegte Shikamaru laut. 

 

Die Vorstellung von Göttern war auch immer mit dem Risiko von Teufeln, Dämonen und all diesen finsteren Dingen verbunden, die in seinen Träumen eine groteske und beinahe schon gargoylehafte Definition annahmen. Mit seiner Hand strich er nach unten und berührte mit den Fingerspitzen den Rand der Steinvase, die die Göttin in ihrer linken Hand hielt. Symbol des ‚überlaufenden Bechers‘, der aber nie versiegte; der Quell der bedingungslosen Liebe und des Mitgefühls, die Kwan Yin angeblich in und auf die Welt goss.

 

Shikamaru musterte die lächelnden Augen der Statue und seine eigenen zuckten mit einer plötzlichen Emotion, die er nicht hätte benennen können. „Man kann nicht alles fort waschen, nicht wahr?“, wisperte er.

 

Es lagen keine Antworten in diesem rätselhaften Lächeln. Keine göttliche Botschaft, die aus der geschnitzten Miene herausgelesen werden könnte, völlig egal, wie energisch er danach suchte. 

 

Lästige Frau…

 

Er lächelte ein kleines, verlegenes Schmunzeln, bevor er sich mit einem Grunzen die Hände in die Taschen schob und sich ein bisschen töricht vorkam. Er war niemand, der sein Hirn einfach so oder willentlich solchen Gedanken übergab. Sie hatten keinen Einfluss auf die Realität, also warum sich die Mühe machen?

 

Ich kapier’s nicht…

 

Und seltsamerweise lag darin etwas ausgesprochen Tröstendes. Denn es war eine weitere Sache, von der er nicht herausfinden musste, was es war – aber das er dennoch fühlen konnte. 

 

Verdammt, wenn das nicht vertraut klang. 

 

Shikamaru legte leicht den Kopf schief und musterte weiterhin die Statue, während er über das Mysterium der gebogenen Lippen der Göttin nachdachte. Er bemerkte nicht, dass seine Mutter am Fenster stand und dasselbe subtile Lächeln trug. 

 
 

~❃~
 

 

„Diese Bitch.

 

Er zischte die Worte hervor, erhielt aber keinerlei Reaktion. 

 

Er wollte aber eine verfickte Reaktion.

 

Oh, er hatte vorhin eine höllische Reaktion bekommen. Sie hatte so wunderschön geschrien. Aber wunderschön nützte gar nichts. Er wollte, dass die Furcht heulte. Dass sich diese Kiefer so weit öffneten, dass er den Rachen hinunter und direkt in die Seele blicken konnte. Er wollte sich an dieser Furcht satt fressen, sie in Schweiß riechen, sie in Tränen sehen und sie in Blut schmecken. Ein heiliges Festmahl. 

 

Die Kunoichi Mieze war nicht genug verängstigt gewesen. 

 

Bitch…

 

Furcht machte Folter zu etwas Musischem. Wenn er die Zeremonie durchführte, dann wollte er die Musik in seinen Knochen fühlen; wie sie ihn erschütterte und zusammen mit dem Schmerz nach außen strahlte. Er wollte die Arme ausgebreitet und den Kopf in den Nacken geworfen; die prediger-fiebrige Art von geilem Scheiß. Das Hoch eines jeden Eiferers. Verstümmelung war keine gute Leistung, es sei denn, sie enthielt etwas von diesem animalischen Wehklagen und Schreien.  

 

Ekstase.

 

So hätte es sein sollen. Doch er hatte das Nirvana nicht erreicht. Kurz davor war er gefallen. Diese Bitch hatte ihm den Himmel versprochen, hatte ihn dann aber nur bis an die schimmernden Tore davon gebracht. Und dann hatte sie angefangen, zu Gott zu plärren. Zu GOTT. Was zur Hölle? Das war, als hätte sie während des Sex den Namen eines anderen Mannes geschrien. Der sprichwörtliche Anti-fucking-Klimax.

 

„Biiiitch.“

 

„Halt’s Maul“, intonierte die Gestalt, die ihm voran lief. Die Stimme war tief und guttural und klang wie die tiefste Note einer rostigen Orgel. 

 

Na endlich! Eine Reaktion. Scheiße, mit diesem Mistkerl zu reden war wie eine Unterhaltung mit einem wandelnden Toten zu führen. Obwohl, wenn man so darüber nachdachte, dann hatte sein Partner sogar diese seltsame Art mumifiziert wirkender Kleidung an sich. Er mochte es nicht, dass er das Gesicht dieses Bastards nicht sehen konnte; hatte das Gefühl, dass es dem Kerl eine Art mysteriösen Vorteil verlieh. Er mochte Mysterien nicht. Dieser ganze chaotische mentale Scheiß verpasste ihm Kopfschmerzen. Er mochte das Leben klar umrissen. Der Tod hingegen war eine ganz andere Sache. 

 

„Awww, komm schon, sei nicht so angepisst, nur weil ich sie um die Ecke gebracht habe, bevor du es tun konntest.“

 

„Ich hätte in der Zeit, die du gebraucht hast, um den Job zu Ende zu bringen, mehrere Personen meiner Abschussliste um die Ecke bringen können. Dein ritueller Schwachsinn kostet mich mehr als nur Zeit.“

 

„Mann, du gehst mir echt auf‘n Sack mit deiner Blasphemie, weißt du das?“ Violette Augen flammten mit fanatischem Feuer auf und dünne Lippen verzogen sich zu einem höhnischen Grinsen. „Deine Ausrede, du würdest für das Geld morden, wird in etwa so fest bestehen wie der Schwanz eines Toten, wenn du auf deinen Schöpfer triffst. Das Urteil wird fallen. Und du wirst direkt zur Hölle fahren. Geld ist eine Kardinalssünde!“

 

Schweigen.

 

Sein Partner blieb stehen. Doch das tat er nicht, um zu reagieren. Es war, um die große Karte in seinen Händen zurate zu ziehen. Der Mann, der die Richtung vorgab, neigte die Handgelenke, drehte sich nach rechts und begann, einen steilen Pfad zu erklimmen, der sich an die Seite eines Berges schmiegte. Oder genauer gesagt handelte es sich um eine massive Strecke behauenen Steins, die ihre geographische Spitze so hoch nach oben ausdehnte, dass man den verfickten Gipfel nicht einmal sehen konnte. 

 

Kein Zweifel – die Natur war die größte Bitch von allen. 

 

„Verfickt nochmal, hast du nen Knall, noch MEHR Stufen?!“

 

„Halt den Mund, bevor ich ihn dir zunähe, Hidan.“

 

Hidans Miene wurde mörderisch und das mit der Gereiztheit eines zu Wutanfällen neigenden Kindes, bevor er mentale Dolche in den anderen Shinobi stierte. „Tz. Rücksichtsloser Arsch.“

 

Der violettäugige Akatsuki fuhr sich mit den Fingern durch glattes silbernes Haar und legte den Kopf in den Nacken, während er lange und laut seufzte. Er stierte hinauf in den wolkenlosen Himmel und blinzelte einem Steinadler entgegen, der viel zu weit entfernt war, um sich die Mühe zu machen, die beiden anzugreifen. Das war doch wirklich Scheiße! Es juckte ihn so sehr in den Fingern, alles aufzumischen, das quiekte, kreischte oder schrie. Solange er es nur töten konnte. Nicht wieder so einen halbherzigen Bullshit. 

 

Verdammte Jinchūriki.

 

Lieber tot und abgeliefert, als halb am Leben. Das war einfach so falsch. Seufzend justierte Hidan seine Sense mit den drei Klingen über der Schulter und streckte sich, um einen Knoten in seinem Nacken zu lösen. 

 

Dann begann er den Aufstieg. 

 

Der Pfad hatte Stufen, war aber auch steinig und der Weg wurde zusammen mit dem Fels immer steiler, der sich dem Himmel entgegen drehte. Hidan fühlte, wie Schweiß seinen Körper benetzte und stechend in den tiefen Kratzern auf seinem Rücken brannte. 

 

Übellauniges Katzenvieh…

 

Junge, hatte dieses zweischwänzige Kätzchen vielleicht Krallen gehabt. Riesige, beschissene, Schweifbestien-Krallen. Der Schmerz störte ihn nicht, er mochte es nur nicht, dass sie ihn nicht mit ihm hatte teilen können. Was für eine Verschwendung. Dieser Gedanke stichelte ihn ununterbrochen wie ein Spreißel in seiner Ferse, der sich immer tiefer grub, während er hinter Kakuzu den Berg hinauf kraxelte. Seine Verärgerung durchdrang einfach alles; den Staub, der sich in seiner Kehle verfing, den Kies, der unter seinen Füßen knirschte, das Rascheln von Kakuzu, als er diese dämliche Karte zurate zog. 

 

Ugh. Wann erleben wir eigentlich endlich mal was Spannendes?

 

Hidan knirschte mit den Zähnen und fuhr mit der Zunge die Innenseite seines Mundes ab, als er nach dem nachhallenden Geschmack des Blutes dieser Bitch suchte. Er hatte eine Menge Blut gebraucht. Und sie halb am Leben zu lassen ließ ihn tief in der Schuld von Jashin-sama zurück und die Gebote waren, was das anging, absolut.

 

„Ich will einfach nur irgendwas aufmischen“, knurrte Hidan. „Dieses ewige durch die Gegend gegurke fängt an, mich zu langweilen.“

 

Kakuzu ignorierte ihn. 

 

Mistkerl.

 

Mit wehenden Umhängen kletterten sie weiter den Abhang hinauf, während ihre Sandalen Staub aufwirbelten. Ihre Schatten verzerrten sich zu gezackten Winkeln auf dem Fels, die ihnen voraus eilten. Und dann – wie ein Käfer, der an seinem Ohr brummte – hörte Hidan es. Ein tiefes, sonores Summen, das die Luft zittern ließ, sie auflud und so sehr die Kontrolle darüber zu ergreifen schien, dass seine Haut zu kribbeln begann. 

 

Was verfickt nochmal ist das?

 

Der Klang rollte durch seinen Körper und löste in einer sanften Harmonie Vibrationen aus. Seine Miene verzog sich angewidert. Und als sich das resonante Summen in jedem rohen Nerv seines Körpers niedergelassen hatte, blieb sein Partner stehen. 

 

„Yo, Kakuzu, hörst du das?“ Hidan stoppte einen Schritt hinter ihm. „Was zur Hölle ist das für ein Scheiß?“

 

„Skandieren“, antwortete Kakuzu. „Idiot.“

 

„Eh?“ Hidan rümpfte die Nase. „Wer skandiert?“

 

„Wir sind da.“ Kakuzu verstaute die Karte und lief wieder voran. 

 

„Hey! Arschloch“, fauchte Hidan und verlängerte seine Schritte, um zu seinem Partner aufzuholen, wobei der Schwung seines Akatsukimantels wie eine Zunge aus schwarzem Stoff über die Klingen seiner Sense strich. „Ich habe gefragt, wer da skandiert?“

 

Er war kurz davor, seine Waffe bis zum Anschlag in Kakuzus asozialem Arsch zu versenken, weil er seinen Arsch den ganzen Weg hinauf zu der Spitze von ‚Berg Zeitverschwendung‘ gehieft hatte, nur um jetzt von diesem materialistischen Bastard die kalte Schulter gezeigt zu bekommen. Was vermutlich bedeutete, dass es sich hierbei schon wieder um irgendeinen beschissenen, dreckigen Nebenjob handelte. 

 

Zumindest hatten seine Rituale einen Sinn und Zweck. 

 

Kakuzus kleine Kopfgeldjagden fühlten sich dahingegen einfach nur degradierend an. 

 

Hidan öffnete bereits den Mund, um einige Schriftstellen zu zitieren, aber seine Kiefer schlossen sich gleich darauf wieder mit einem hörbaren Klacken. Der Jashinist ließ seinen weitäugigen Blick direkt an Kakuzu vorbei und die lange Straße entlang wandern, bevor sich seine violetten Seen auf den massiven Tempel richteten, der am Ende davon wartete. 

 

„Mönche“, grunzte Kakuzu. „Das sollte dir doch Spaß machen.“

 

Hidans Lippen kräuselten sich mit bebenden Nasenflügeln zu einem hämischen Grinsen. 

 

„Mönche…“, raunte er mit vor Verachtung verkrusteter Stimme. „Ungläubige, die Lieder singen, statt zu schreien…“ Er rollte mit der Schulter und das laute Klirren seiner Sense, die auf dem Boden aufschlug, war wie eine Totenglocke. „Diese Scheiße passt einfach nicht zu meiner Religion.“

 

Und wenn es eine Sache gab, die Hidan noch mehr hasste als wenn seine Opfer ihre erbärmlichen Götter anriefen, sie zu retten, dann waren es Mönche, die wirklich glaubten, dass solche Götter existierten. 

 

Es gab nur einen einzigen Gott. 

 

Einen einzigen Herrn. 

 

Hidan hob eine Hand, um nach dem Anhänger um seinen Nacken zu greifen und presste sich das kalte Silber des Jashin Amulettes gegen die Lippen. Mit der Zungenspitze strich er den Triangel entlang, das das Zentrum dominierte und schmeckte Blut in dem Metall. 

 

Endlich…

 

Er nahm seine Sense wieder auf. Der Schnitter war zum Spielen gekommen. 

 

Oh ja, er würde hieran Spaß haben…

 

 

_________________________

Ah ja, endlich! Ich habe wirklich sehr auf dieses Kapitel hingefiebert, weil hier ein weiterer wichtiger Charakter die Bühne betritt, den ich wirklich abartig mag: Genma! Ich hoffe doch sehr, dass euch sein Einstieg in die Serie hier gefallen hat ;) Wie hat euch die Szene mit Asuma und Genma gefallen? 

Und es kommt ein Name vor, den ihr euch auf jeden Fall merken solltest ;)

Generell passiert ja wirklich viel in diesem Kapitel. Es kommen sogar Hidan und Kakuzu vor...ja, ich denke, ihr merkt alle, es spitzt sich immer mehr zu, ich hoffe, dieses Gefühl konnte ich in diesem Kapitel gut vermitteln ;) 

lasst mir doch wieder ein paar Worte da, ich freu mich wie immer sehr über jedes Einzelne! *-*
 

Vielen vielen Dank wie immer an alle meine lieben Reviewer/innen und Leser/innen! <3



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Kommentare zu diesem Kapitel (7)

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Von:  Lady_Ocean
2022-04-15T13:19:54+00:00 15.04.2022 15:19
Asuma war so toll in diesem Kapitel. T_T Er ist ein richtiger Bluthund. Wenn er sich an etwas festgebissen hat, dann lässt er nicht mehr los, solange, bis er an seinem Ziel ist. Und wenn irgendwas versucht, ihn davon abzubringen, dann wird dort ebenfalls blindlings um sich gebissen. Für Genma sah es zwischenzeitlich wirklich gefährlich aus. Und das, wo Asuma ihn eigentlich auch als Freund betrachtet. Für Ninja-Verhältnisse jedenfalls. Und umgekehrt ja genauso. Genma wäre nicht hier gewesen, wenn Asumas Wohl ihm nicht am Herzen gelegen hätte. Seine Warnungen, die Verschwiegenheit und auch das Mysterium mit den Akten hat deutlich gezeigt, was da für ein riesiges Geflechtan Korruption hinter der Sache steht. Selbst Tsunade muss bis zum Hals da mit drin stecken, wenn praktisch die komplette Ninja-Gemeinde zum Schweigen gebracht werden kann. Genma sorgt sich einerseits sicherlich um das Hornissennest, das Asuma hier aufstechen will, andererseits aber wahrscheinlich auch um die Konsequenzen für Asuma persönlich. Und gleichzeitig weiß er im Innern, dass es einfach nur falsch ist, was da totgeschwiegen wird. Sonst wäre er nicht dieses Risiko eingegangen, Asuma zu treffen, zu warnen und schließlich sogar einen Tipp zu geben.
Zu den Akten noch: Ich habe zwar nicht ganz verstanden, wo Asuma da Ungereimtheiten gesehen hat bei den drei Missionen, für die sich dieser Narumi angeblich gemeldet hat und warum davon nur eine irgendwie offiziell war, die anderen aber nicht. Aber an dem Gespräch merkt man sehr deutlich, wie viel Insiderwissen bei Asuma dahintersteckt und das fühlt sich sehr realistisch an, so ahnungslos daneben zu stehen. Erinnert mich an mein Studium und wenn die Kommilitonen meiner Freundin bei uns in der WG zum gemeinsamen Medizinlernen zu Besuch waren. Wenn man da zugehört hat, wusste man am Ende nicht mal mehr, welche Sprache die sprechen. XDDD (Aber ihr ging es genauso, wenn ich mit meinen Japanologie-Freunden gefachsimpelt habe.)
Auch die Anspielung auf Asumas Vergangenheit geht in so eine Richtung. Man sieht wieder, dass das alles sehr viel tiefer geht als das, was wir als Leser sehen. Das macht diese Geschichte ungleich realistischer, größer, auch wenn man dafür natürlich Abstriche beim Verständnis hinnehmen muss. Ich denke, mit so einer Art von Geschichten tun sich viele schwer, aber ich persönlich mag das. Klar, es sollte nicht überhand nehmen. Wenn ich den Faden verliere und das Gefühl habe, einfach gar nicht durchzublicken, macht das Lesen auch irgendwann keinen Spaß mehr. Aber ich grüble ja gern über meine eigenen Theorien nach und mag Hintergrunddetails. Solange sich mein Nicht-Verstehen auf dieser Ebene abspielt, finde ich das gut. :)

Und die Gefahr von Akatsuki rückt jetzt auch in immer greifbarere Nähe. Man merkt immer stärker, wie brandgefährlich die sind. Das Gespräch zwischen Hibari und Neji hat das schon sehr deutlich hervorgehoben (und zuvor natürlich bereits die Gespräche mit Shikamaru, wie knifflig das alles ist). Dass die es auf die Jinchuuriki abgesehen haben, ist gefährlich genug, aber Nejis Vorahnung, dass nicht einmal dort Schluss sein wird, setzt dem ganzen die Krone auf. Und dann Hidan und Kakuzu in Aktion zu sehen... Speziell Hidan. Was der für einen pervers-verdrehten Geist hat. So richtig psycho. Da stehen einem echt die Nackenhaare zu Berge. Selbst im Umkreis von 100 km will ich so jemanden nicht um mich wissen wollen. Dieses Kloster in den Bergen - man weiß ganz genau, dass davon in wenigen Augenblicken nichts mehr übrig sein wird. Die armen Mönche werden genauso leiden, wie diese Jinchuuriki mit Sicherheit gelitten hat. :(

... Und einen Typo habe ich noch gefunden: „Bis dann, Hibari-san! Vilen Dank für die Vögel!“ ("Vielen") :)
Antwort von:  Lady_Ocean
16.04.2022 06:36
Ah, ich hab total vergessen, meine Gedanken zu Shikamaru zu schreiben! Jetzt, wo man ihn nach so langer Zeit mal wieder mit etwas Lebendigkeit gesehen hat, merkt man so richtig, wie seelisch tot er die ganze FF über gewesen ist. Die Begegnung mit Neji hat ihm wirklich gut getan. Aber das heißt noch lange nicht, dass er schon über dem Berg ist. Shikamaru hat gerade erst angefangen, sich seinen Ängsten zu stellen. Er wird weiterhin Leute brauchen, die ihn in die richtige Richtung schubsen, sonst ist es eine Frage der Zeit, bis er wieder auf der Stelle steht und schließlich in sein Schneckenhaus aus Illusionen zurückkehrt. Aber mit Neji und Asuma an seiner Seite hat er zwei sehr gute Helfer.
Antwort von:  _Scatach_
16.04.2022 13:32
Huhu :)
Ui, ich hab mich schon wieder so mega über dein Review gefreut! *-* <3

Freut mich sehr, dass dir Asuma hier so gut gefallen hat. Bluthund ist tatsächlich ein sehr passender Begriff für ihn. Er lässt das jetzt definitiv nicht mehr einfach so auf sich beruhen. Für Genma sah es da wirklich kurzzeitig nicht so gut aus, wobei er sich ja auch nicht gewehrt hat ;) Unterschätzen sollte man den lieben Genma auf jeden Fall nicht ;)
Asuma ist für Genma definitiv ein Freund und Genma sorgt sich auch um ihn, das wird vor allem im nächsten Teil sehr deutlich.
Ah, interessant, dass du gleich vermutest, dass Tsunade da mit drin stecken muss :D Ich werde da jetzt natürlich nicht spoilern, aber es gibt tatsächlich ein enormes Geflecht aus Lügen und Geheimnissen, das es aufzudecken gilt. Du siehst es hier schon ganz richtig, dass Genma sowohl Asumas persönliches Wohl, als auch das große Ganze im Sinn hat. Es ist für ihn wirklich ein ziemliches Risiko, Asuma mit seinem Senbon einen Hinweis zu geben. Aber was alles hinter dieser Sache steckt, wird erst nach und nach und sehr langsam aufgedeckt, es wird also extrem viel Rätselraten für dich geben :D
Noch zu deiner Verwirrung für den Akten. Es soll und muss gar nicht so sein, dass man als Leser/in hier versteht, was eigentlich hinter dem steckt, was Asuma hier in den Akten aufgefallen ist. Es geht im Grunde hier erstmal nur darum, dass es nicht sein kann, dass ein Chūnin GLEICHZEITIG an allen drei Nebenmissionen von Kusa teilgenommen haben soll. Das ist schlicht und ergreifend nicht möglich, außer durch Schattendoppelgänger wie Asuma schon gesagt hat. Er hat aber quasi nur von EINER dieser Missionen berichtet (also seinem Vorgesetzten davon erzählt).
Ich kann dir aber sagen, dass das wirklich für den Verlauf der Geschichte keine wirkliche Rolle spielt. Es geht eher darum, dass aufgezeigt wird, dass irgendetwas an der Berichterstattung der Chūnin Prüfungen nicht stimmt. Es wird aber trotzdem durch den letzten Teil der Geschichte deutlicher, was genau es mit diesen 'Ungereimtheiten' auf sich hat :D Das ist tatsächlich etwas, das man bei der BtB Serie mögen muss. Man muss teilweise SEHR lange rätseln und auf Antworten warten, ABER: Die Antworten kommen definitiv :D
Haha, aber ich mag deinen Vergleich mit dem Fachgerede, bei dem man als Außenstehender einfach keinen Plan hat xD Ein bisschen soll das hier schon auch so sein ;)
Naaaaw, freut mich sehr, dass dir die Tiefe der Geschichte so gefällt. Es stimmt schon, dass man nicht immer alles auf Anhieb versteht und manches wird vllt auch für immer ein Rätsel bleiben. Ich hoffe sehr, dass es dich nicht allzu sehr stört, aber du weißt ja, wenn du Fragen hast, immer her damit ;) Und manches wurde auch einfach nicht detaillierter erklärt, weil es von der Länge der Geschichte er dann wirklich irgendwann uferlos geworden wäre. Die Serie ist von der Länge her ja eh ein Monster xD Aber ich kann dir wirklich sagen, dass es für alles, was für das Verständnis des Plots, etc. wichtig ist, eine Antwort geben wird. Es wird alles in UtS aufgeklärt. Geduld braucht man dafür allerdings schon ;)

Ja, es war nur eine Frage der Zeit, bis die Bedrohung durch Akatsuki zu einem größeren Thema wird.
Hidan ist wirklich eine Nummer für sich, wenn es um einen kranken Verstand geht, ich muss trotzdem sagen, dass ich ihn irgendwie mag :D Als Bösewicht ist er einfach der Hammer find ich ^^
Die Zerstörung des Tempels und die Jagd nach der Jinchūriki ist ja auch tatsächlich Canon.

Ui, danke wieder für deinen Hinweis!! *-*

Ah und dann noch Shikamaru...ja, hier hat man mal wieder so einen richtig tiergehenden Blick in sein Inneres. Ich finde es sehr passend, dass du ihn in dieser Geschichte bisher als eher seelisch tot empfunden hast, denn irgendwo war er das auch. Hat sich quasi emotional abgeriegelt, damit ihn diese Sehnsucht und der - ja, Liebeskummer - wegen Neji nicht völlig zerfrisst. Das Treffen mit Neji war einfach extrem wichtig für ihn und hat ihm auch ein bisschen die Augen geöffnet, ja. Er braucht aber einfach extreme Stützen in seinem Leben und die sind für ihn nunmal Asuma und Neji, das hast du völlig richtig erkannt. Alle anderen kommen an die beiden einfach nicht ran. Nicht einmal Ino und Chōji...

Vielen vielen Dank wieder für dein unfassbar tolles Review, ich hab mich wahnsinnig gefreut! *-* <3
Antwort von:  Lady_Ocean
16.04.2022 16:10
Huhu! ^^

Dass Tsunade da mit drinstecken muss, vermute ich deshalb, weil sie als Hokage unmöglich ahnungslos sein kann, wenn da dermaßen die Kacke am Dampfen ist. Wenn sie ein reines Gewissen bezüglich dieser Sache gehabt hätte, hätte es sie vor zwei Jahren, als Asuma zum ersten Mal so die Beherrschung verloren hat, schon stutzig machen müssen und sie hätte sich seinen Standpunkt anhören müssen. Wenn sie das gemacht hätte, hätte sie stutzig werden müssen, dass da evtl. wirklich was im Argen liegen könnte und sich, als Verantwortliche für ihr komplettes Dorf, darum kümmern müssen. Hat sie aber nicht. Also kann sie nur Teil dieses Lügengeflechts sein. Meiner Meinung nach. :)

Dass ich bei Asumas Argumentation mit den 3 Missionen und dem 1 Bericht nicht richtig durchgeblickt habe, stört mich wirklich nicht. Weil ich beim Lesen das Gefühl hatte, dass das ein Thema war, was später nie wieder vorkommen wird und daher nur einen kleinen Nebenaspekt der Geschichte ausmacht. Aber bei den Hauptsträngen will ich natürlich (früher oder später) das Gefühl haben, dass ich kapiere, worum es geht. XD

"Nicht einmal Ino und Choji" - Ja, das habe ich mir auch gedacht. Sie gingen mir auch durch den Kopf, denn sei sorgen sich ebenso um Shikamaru und wollen ihm eine Stütze sein. Und ein bisschen sind sie das ja auch. Aber sie kommen nicht an das ran, was Asuma und Neji für ihn sind.

Und: Immer wieder gern! ^^
Antwort von:  _Scatach_
17.04.2022 14:09
Ahja, damit hast du auf jeden Fall recht! ;) Allerdings werde ich jetzt aus Spoilergründen nichts mehr dazu sagen, denn jetzt wird es wirklich schwer, darüber zu sprechen, ohne was zu verraten, das will ich ja nicht :D

Okay, bitte sag mir immer sofort Bescheid, wenn du es irgendwie als zu verwirrend erachtest, dann würde ich schauen, dass ich es vielleicht nochmal verständlicher formuliere. Es werden auf jeden Fall noch ein paar Kapitel kommen, bei denen ich diese Gefahr irgendwie schon immer gesehen habe :D
Und ich bin mir sehr sicher, dass du bei den Hauptsträngen kapieren wirst, worum es geht :D

Ino und Chōji sind auch wirklich wichtige Bezugspersonen für Shikamaru, aber eben nicht auf dem emotionalen Niveau wie Neji oder Asuma. Shikamaru öffnet sich einfach bei niemandem so sehr wie bei Neji und Asuma ist einfach eine Vaterfigur für ihn. Aber die ganze Dynamik zwischen Shikamaru und seinen Kameraden und Shikamaru und Asuma spielt dann vor allem auch noch in den anderen beiden Teilen noch eine Rolle ;)
Antwort von:  Lady_Ocean
18.04.2022 04:43
Ja, genau, nicht spoilern, bitte. XD

Vielleicht müsste man auch eher sagen "Asuma und Neji gelingt es, Shikamarus harte Schale ein Stück weit aufzubrechen" als "Shikamaru öffnet sich". Wenn Asuma und Neji nicht so hartnäckig dranbleiben würden, würden auch sie nichts aus Shikamaru rauskriegen. Asuma macht sich ja ohnehin schon Vorwürfe, dass er vor zwei Jahren nicht aktiver gewesen ist. Aber so in die Initiative zu gehen, ist auch nicht Inos und Chojis Art. Und vor allem Ino könnte das auch nicht, denke ich. Und Choji ist ein sehr weicher Typ, der viel Rückhalt und Rationalität bietet, sich aber nicht aufdrängt. Ich kann mir jedenfalls nicht vorstellen, wie die Shikamaru derart drängen, aus seiner Schale herauszukommen, wie Asuma und Neji es tun.
Von:  cutestrawberry
2021-11-12T15:46:51+00:00 12.11.2021 16:46
Hallo.

Genmas Einstieg ist dir gut gelungen, ich mochte die Szene zwischen ihm und Asuma.
Ich mochte Genma im Anime schon gerne und es hat mir hier etwas das Herz gebrochen, dass Genma da offensichtlich mit drin steckt. Ich wurde aber wieder besänftigt, als er den Tipp für Asuma hinterlassen hat.
Ich kann aber auch verstehen, warum er Asuma nichts hat. Er ist am Ende ja auch nur ein Soldat und hat wahrscheinlich den Befehl bekommen, zu der Sache nichts zu sagen… Ich hatte vorher bereits vermutet, dass die Sache, die Shikamaru passiert, deutlich tiefer gehen muss. Genmas Auftritt hat es mir ja nun bestätigt.

Hach, ich finde Sakura und Hibari sind süß zusammen. Ich hoffe sehr, dass sich das zwischen den beiden noch weiter entwickelt.

Witzig, ich wusste gleich bei den ersten Worten, die Hidan und Kakuzu einführen, dass es sich um Hidan handeln muss 😂 Das passte einfach! Ich mochte die (mehr oder weniger existente) Kommunikation zwischen den beiden. Ich habe die Szene förmlich vor mir gesehen. Das hast du wirklich super geschrieben!

Bis zum nächsten mal und liebe Grüße 🖖
Antwort von:  _Scatach_
13.11.2021 12:50
Hey nochmal :)

Awww, vielen vielen Dank! *-* Genma gehört halt einfach auch zu meinen Lieblingen :D Schön, dass du ihn im Anime auch schon mochtest!
Genmas Rolle in dieser Sache wird hier ja aber noch überhaupt nicht klar ;) Es ist nur offensichtlich, dass er IRGENDWAS darüber weiß.
Oja, die Sache mit Shikamaru geht um einiges tiefer!!

Ahja Hibari und Sakura, die beiden habe ich schon fast wieder vergessen, weil sie jetzt so lange nicht mehr vorgekommen sind ^^ Ich finde, sie passen auf jeden Fall besser zusammen als Sakura und Sasuke. ^^

Ha, wie cool, dass du direkt wusstest, dass es sich um Hidan handelt ;) Schön, wenn ich ihn so charaktertreu rüber bringen konnte :D Vielen Dank für dieses Kompliment und dein liebes Review! <3
Ganz liebe Grüße
Scatach
Von:  SasukeUzumaki
2021-09-21T12:50:56+00:00 21.09.2021 14:50
Hey Scatach 😊

Das war ja mal ein zusammentreffen von Asuma und Genma. 😯 Genma hat mir schon im Manga gefallen, hatte aber leider nie die größten Auftritte, schade eigentlich, dafür hat er jetzt aber die Chance zu glänzen. 😅😁

Hibari und Sakura passen besser zusammen als Sasuke und Sakura finde ich. Zwischen den beiden sollte wirklich was entstehen. 🥰

Oioioi, die Uhr tickt für Asuma 😱 wenn Kakuzu und Hidan auftauchen dann wirds ja leider nicht mehr lange dauern. 😭😭😭

Ich freu mich schon aufs nächste Kapitel und bin gespannt wie es weiter geht.

Liebe Grüße ❤

SasukeUzumaki
Antwort von:  _Scatach_
22.09.2021 15:11
Huhu :)

Awww, freut mich, dass du Genma auch von Anfang an mochtest :D Ja, hier wird er auf jeden Fall eine größere Rolle einnehmen ;)

Ich glaube, Sasuke wäre auch ganz froh, wenn Sakura ihm nicht mehr auf die Nerven gehen würde ^^

Jaa...die Uhr tickt leider tatsächlich...'Man kann die Zeit nicht anhalten...'

Vielen vielen Dank auf jeden Fall wieder für dein liebes Review und ganz liebe Grüße,
Scatach
Von:  swetty-mausi
2021-09-20T21:04:46+00:00 20.09.2021 23:04
Guten Abend,

ein sehr spannendes und interessantes Kapitel.
Was mal wieder ein paar Fragen auf wirft.
Was wohl auf der Mission passiert sein muss vor 2 Jahren an der Shikamaru Teil genommen hat?
Ich vermute der Naoki hat irgendwas da mit zutun. Und könnte Shikamaru was angetan haben auf der Mission…
Und dies hat er vielleicht erfolgreich vertuscht. Und deshalb die mehreren Fragwürdigen Missionsberichhte.Was wohl Genma für eine Rolle noch spielen wird.
Antwort von:  _Scatach_
22.09.2021 15:10
Huhu :)

Freut mich sehr, dass dir das Kapitel gefallen hat *-*
Oja, da hast du recht, es wirft definitiv Fragen auf :D Es dauert aber leider noch ein bisschen, bis man die Antworten darauf bekommen wird ;)

Ahja, Naoki...ein Name, den man sich auf jeden Fall merken sollte ^^ Wie er zu Shikamaru steht und wie er in die ganze Sache verwickelt ist, werde ich hier aber nicht verraten :D Auch zu Genmas Rolle will ich aus Spoilergründen hier noch nichts sagen ;)
Vielen Dank auf jeden Fall für dein liebes Review und ganz liebe Grüße,
Scatach
Von:  Scorbion1984
2021-09-20T20:24:52+00:00 20.09.2021 22:24
Genma ist eigentlich nie so richtig in Erscheinung getreten ,ich hatte ihn als Schiedsrichter bei der Prüfung in Erinnerung und beim Ninjakrieg .war er nicht einer der persönlichen Anbus von Minato ?
Irgendwo hab ich das mal gelesen .
Hat er Asuma bei ihrer Auseinandersetzung nun mit Absicht den Tip gegeben ,warum schweigen alle ,keiner sagt was mit Shikamaru passiert ist ,das kann ich mir von Tsunade garnicht vorstellen.
Nun tauchen also die Zombiebrüder im Kloster auf ,die stiften auch nur Unheil .
Hoffe nur das sie diesmal nicht Asuma kriegen .
Antwort von:  _Scatach_
22.09.2021 15:06
Stimmt, Genma ist schon eine ziemliche Randgestalt in Manga und Anime, was ihn finde ich, aber nur umso spannender macht, weil man viel freier in seiner Charaktergestaltung ist. Es ist nicht annähernd so viel vorgegeben, wie bei Charakteren wie Naruto oder Sasuke, bei denen man kaum Handlungsspielraum hat, weil man sowieso schon alles über ihre Vergangenheit, ihre Eigenschaften, etc weiß .
Ob er einer der persönlichen ANBUs von Minato war, weiß ich ehrlich gesagt gar nicht o.O Das wäre aber wirklich interessant zu wissen.

Er hat Asuma den Tipp auf jeden Fall mit Absicht gegeben ;) Und ja, das ist die ganz große Frage, warum alle schweigen...
Natürlich kann man sich das bei Tsunade nicht vorstellen...aber wer sagt denn, dass Tsunade überhaupt selbst etwas davon weiß? ;)

Ja, die Zeit schreitet auf jeden Fall schnell voran. Die Geschichte ist ja auch schon wieder fast zu Ende leider...


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