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Stichflamme

Der Aufstieg des Phönix
von

Vorwort zu diesem Kapitel:
Dies ist das letzte volle Kapitel der FF. Es folgt allerdings noch ein kleiner Epilog in einigen Tagen, bevor es von da direkt zum zweiten Teil weitergeht. Komplett anzeigen

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Asche zu Feuer

Poppy Pomfreys beste Heilsalbe roch wie das Innenleben von Pomonas Gewächshaus Nummer vier. Anders als in echt stach der Diptam allerdings besonders aus ihrer Mischung hervor. Der frische, grüne Duft erinnerte Minerva daran, dass diese Pflanze laut Elphinstone auch in Dougals magiefreier Welt existierte. Sie glaubte dennoch nicht, dass dieser Umstand den unfreiwilligen Patienten in Hogwarts’ Krankenflügel aufmunterte. Ihr war es jedenfalls kein Trost, wenn sie ihre bandagierten Hände so ansah.

Der Schmerz in ihren Handflächen war dank der Bemühungen ihrer Kollegin nur eine ferne Erinnerung – aber ein gehässiger kleiner Teil von ihr wünschte ihn zurück. Vielleicht hätte sie dann keine Energie mehr gehabt, darüber nachzudenken, weshalb das Leben sie derart strafte und ausgerechnet Dougal gewaltsam in den Zauberkrieg stürzte. Statt solcher Erleichterung blieb ihr jedoch nur die Gewissheit, dass sie am Ende ein weiteres Mal alleine mit der Wahrheit zurückbleiben würde. Egal, in welche Geheimnisse Albus ihn einweihte: Dougal musste wieder vergessen.

Seufzend wechselte Minerva den Zauberstab zwischen ihren Händen. Es kostete sie einige Anstrengung, die steifen Finger darum zur Faust zu ballen, während sie die anderen prüfend streckte. Von der See trieb es derart eisige Herbstwinde durch Caithness, dass auch das letzte Kontrollgefühl in ihren Gliedern erstickte. Sie konnte nicht länger sagen, ob ihre Verletzungen schmerzten oder nur die Kälte.

»Salvio Hexia«, führte sie ungeachtet dessen ihre Beschwörungen fort. »Protego horribilis ...« Mit der linken Hand zu zaubern fühlte sich überraschenderweise nicht so falsch an, wie befürchtet. Trotzdem wechselte sie lieber zurück, bevor sie ihren Schutzkreis vollendete.

Die Luft vor ihr flirrte kurz in zartem Blau, dann war der Blick auf das steinerne Cottage dahinter wieder frei. Niemand im Dorf, nicht mal ein Bewohner des Hauses, würde auf die Idee kommen, dass hier fortan Magie wirkte. Dougals Familie merkte ja selbst jetzt nicht, dass Minerva geschützt von einem Desillusionierungszauber durch ihren Garten schlich. Die kleine Mia McGregor saß im hell erleuchteten Wohnzimmer und las seelenruhig in einem Bilderbuch, während ihre Mutter in der Küche mit Elphinstone und Moody sprach – beide in muggelgerechte Mäntel mitsamt Polizeimarke gehüllt, die Minervas Verwandlungswerk waren.

Dass es den McGregors offensichtlich gut ging, hätte sie erleichtern sollen. Immerhin hatten ihre Taten somit Dougals Leben nicht endgültig in Scherben geschlagen. Doch die Furcht, dass dieses Unheil immer noch hereinbrechen könnte, erwies sich stärker.

Minerva schob sich an Wacholderbüschen vorbei näher auf das Haus zu. Vor der Terrasse, die von einem Kräutergarten begrenzt wurde, hielt sie inne. Erneut dehnte sie die Finger, ehe sie abermals ihren Zauberstab hob und einen weiteren Ring aus Schutzzaubern aufnahm. Anstelle der generellen Abwehrzauber gegen Eindringlinge und Böses, die an den äußeren Grenzen des Hofs begannen, widmete sie sich nun filigraneren Bannen. Zuerst zog sie eine Fremdenlinie, die es niemandem ohne Einladung erlauben würde, das Haus zu betreten. Sie konnte nur hoffen, dass die McGregors auch ihre erwünschten Gäste immer höflich hereinbaten, sonst würden sie demnächst einige Verwirrung erleben – aber lieber so, als es den Todessern leicht zu machen.

Hin und wieder blieb die Modifikation ihrer Zauber jedoch unerlässlich, um den Muggeln gerecht zu werden. Schließlich wäre es fatal, wenn die McGregors ihr eigenes Haus nicht mehr fanden, weil ein Muggelabwehrzauber darauf lag. In die meisten gängigen Beschwörungsketten waren diese allerdings fest eingewoben. Häufig reichte es, ein Wort wegzulassen, gelegentlich erforderte die Veränderung hingegen mehr Restrukturierung.

Auch wenn Minerva ihren Zauberfertigkeiten allgemein vertraute, warf sie doch immer wieder einen Blick auf die Ratschläge, welche Albus ihr flink notiert hatte, bevor sie nach Caithness gereist war. Da er als Schulleiter tiefen Einblick in die Geheimnisse von Hogwarts’ ureigener Schutzmagie hatte, waren ihm einige Kniffe eingefallen, die Voldemorts Anhängern hoffentlich gänzlich unbekannt sein würden. Und falls nicht, belegte sie kurzerhand die Büsche rund um das Haus mit einem von ihr ausgedachten Verwandlungszauber.

Zufrieden beobachtete sie, wie die Gewächse ihre Triebe schüttelten und jene frisch zu Fangarmen mutierten Äste, auf denen nun fingerlange Dornen wuchsen, unter dem gewöhnlichen Blattwerk versteckten. Mit einem schmalen Lächeln tätschelte sie die Pflanzenkronen. »Fresst mir nur nicht Dougals Hühner.«

Als sie den Blick wieder hob, sah sie Emmeline über das feuchte Gras auf sie zukommen. Oder viel eher ihren Kopf durch die Luft schweben, denn sie trug noch einen Tarnumhang.

»Wir sind da hinten durch«, verkündete sie und tauschte den Umhang im Laufen gegen einen oberflächlichen Desillusionierungszauber. »Bei der Kirche haben wir ein paar Banne weglassen müssen, damit die Messe wie gehabt stattfinden kann, aber dafür ist deine Mutter auf die grandiose Idee gekommen, eine dieser, äh ... Heiligenfiguren mit einem Aufspürzauber zu belegen. Wenn eine gefährliche magische Substanz in die Kirche gelangt – wie zum Beispiel eine Phiole Dämonsfeuer –, läuft ihr Heiligenschein schwarz an.«

»Damit war mein Vater einverstanden?«

Emmeline zuckte mit den Schultern. »Ich glaube nicht, dass sie ihn gefragt hat. Sie meinte jedenfalls, das wäre schon okay.«

Ein »Das hat sie aber nicht zu entscheiden« lag Minerva auf der Zunge, doch sie schluckte es hinunter. Lieber wusste sie ihren Vater geschützt, als dass seine Kirche unangetastet blieb. Wenn es einen Gott gab, würde er ihr diese Ketzerei sicherlich verzeihen. »Danke«, sagte sie also schlicht.

»Dafür sind Freunde da.« Stolz reckte Emmeline den Kopf und warf sich ihren Tarnumhang mit Schwung über die Schulter. »Und in diesen Zeiten müssen wir alle Freunde sein. Dann sind wir nicht verloren.«

Minerva dehnte die Finger am Zauberstab. Sie wusste nicht, woher Emmeline diese Zuversicht nahm – andererseits waren es auch nicht ihre geliebten Menschen, die heute Abend zur Zielscheibe geworden waren.

Obwohl sie nichts antwortete, gab Emmeline ihrem Oberarm einen sachten Knuff. »Das Dorf ist in Sicherheit. Vom Strand bis zum letzten Rübenfeld haben Dädalus und ich alles durchkämmt. Keine Todesser, keine außergewöhnlichen Magiespuren, keine verschwundenen Muggel.«

»Aber es war jemand hier.«

»Ja. Mehrere Muggel haben von einem schwarzgekleideten Herrn erzählt, den sie nie zuvor gesehen haben. Angeblich soll er vorgegeben haben, ein Stück Land erwerben zu wollen. War ein paar Tage hier und hat sich überall rumgetrieben.«

Minerva schnappte nach Luft, doch Emmeline schnitt ihr mit einem Kopfschütteln die Worte ab.

»Er ist definitiv nicht mehr hier. Dädalus hat Spuren einer Disapparation oben auf einem der Felder gefunden, vielleicht 12 Stunden alt. Wahrscheinlich hat der Kerl bei der Gelegenheit Dougal mit nach London genommen.«

»Das ... klingt plausibel«, zwang Minerva sich zu sagen.

Emmelines zahnreiches Lächeln strahlte im Mondlicht, als diese ihr bekräftigend auf die Schulter klopfte. »Ganz recht. Dädalus und ich sind vielleicht keine ausgebildeten Auroren oder sowas, aber wir haben unsere Tricks. Und sollte der Kerl jemals zurückkommen, dann kann er keinen Fuß mehr vor den anderen setzen, so viele Schutzzauber haben wir gewirkt. Caithness ist jetzt wahrscheinlich das sicherste Muggeldorf der ganzen Welt. Vor allem, wenn ich deine Banne so ansehe ...« Lässig schnippte Emmeline mit dem Zauberstab gegen die unsichtbare Barriere und entlockte ihr so ein glockenhelles Summen. »Das ist verdammt solide. Damit könntest du dich selbstständig machen! Weißt du eigentlich, wie viele Zauberer nicht einmal einen gescheiten Muggelabwehrkreis ziehen können?«

»Du hast ja recht.« Mit einem tiefen Atemzug schob Minerva die Schultern zurück. Ihre Augen wanderten gen Sternenhimmel, bei dessen Anblick sie sich erstmals bewusst fragte, ob das ferne Funkeln womöglich doch etwas über ihr aller Schicksal verriet. Sie wusste es nicht; wollte es auch nicht glauben, aber letztlich war es ohnehin egal. Sie musste den vor ihr liegenden Weg so oder so selber beschreiten und konnte höchstens darauf vertrauen, dass ihr das Licht den rechten Weg weisen würde.

»Schätze, Moody und Urquart sind da drinnen auch fertig«, bemerkte Emmeline leise.

Minerva folgte ihrem Nicken in Richtung Haus. Tatsächlich, die Deckenlampe in der Küche war verloschen und kurz darauf hörte man die Haustür ins Schloss fallen. Rasch spürte sie ein letztes Mal ihrem frisch gezogenen Schutzkreis nach, dann folgte sie Emmeline zur Straße, an der Elphinstone und Moody bereits warteten.

»Also ...?«, fragte sie, noch im selben Moment, da sie ihren Desillusionierungszauber abschüttelte.

Moody grollte wie ein Graphorn. »Verflucht, war das ne zähe Befragung!«

Mahnend sah Elphinstone ihn an. »Lieber so, als mit der Tür ins Haus zu fallen und am Ende einen Obliviate bemühen zu müssen.«

Dankbar schenkte Minerva ihm ein Lächeln, für das ihr eigentlich die Kraft fehlte. Moody hingegen schnaubte nur.

»Hat sich eh schon jemand anderes am Kopf der Guten zu schaffen gemacht. Paar Erinnerungen verschleiert, den Rest glattgebügelt ... Bin ein bisschen aus der Übung, was diese Gedankenzauberei angeht, also hab ich kein klares Bild bekommen.« Spiegelbildlich zu Minerva dehnte er die knotigen Finger am Zauberstab. »Aber weder ihr, noch ihrer Tochter wurde irgendeine Form von Gewalt angetan. Auch nichts, was sie vergessen hätt.«

Ganz langsam, wie Blasen, die in einem kochenden Kessel aufstiegen, breitete sich endlich eine gewisse Erleichterung in Minerva aus.

»Wir haben auch das Haus durchsucht und keine versteckten magischen Flüche oder dergleichen entdeckt«, fügte Elphinstone deutlich sanfter an. »Dougals Entführer war offenbar nicht darauf aus, hier Verheerung anzurichten. Seiner Frau gegenüber hat er sich als jemand ausgegeben, der eines ihrer abgelegenen Felder pachten will, so viel konnte ich mit ein paar geschickten Fragen rausfinden. Deshalb ist Dougal überhaupt alleine mit ihm gewesen, für eine Besichtigung.«

»Das ist dann wohl derselbe Mann, von dem du erzählt hast, Emmeline«, stellte Minerva fest. Sie drehte ihren Zauberstab durch die steifen Finger. Ihr neuerliches Seufzen fühlte sich nach der schier endlosen Fortsetzung desselben Geräusches an, das ihr schon seit Wochen immer wieder aus der Kehle schlüpfte. »Dann können wir hier wohl nichts weiter ausrichten ... Vorerst.«

»Richtig, vorerst.« Elphinstone streckte seine Hand nach ihrer und ließ seine Finger über ihren Handrücken gleiten, sodass er sie festhielt, ohne auf die – eigentlich ja verheilten – Schnitte zu drücken. »Apparieren wir zurück?«

»Besser is’ das«, grummelte Moody, »ich brauch ne vernünftige Tasse Tee.«

»Da schließe ich mich an.« Emmeline warf sich den Tarnumhang um. »Ich hol noch Dädalus, dann sehen wir uns gleich!«

 

Zurück in Hogwarts fanden sie alle sich in Albus’ kreisrundem Büro wieder. Inzwischen bevölkerten es weitere Gäste, die bei ihrer ersten Ankunft noch nicht dagewesen waren. Einen rundgesichtigen Mann mit schütterem, weißen Haar erkannte Minerva als Elphias Doge. Er hatte Albus schon öfter besucht, immerhin waren sie Schulfreunde. Ein zweiter, deutlich jüngerer Zauberer – mehr in ihrem Alter – stellte sich hingegen als Edgar Bones vor. Sein Handschlag war derart kräftig, dass sie ein scharfes Zischen nicht vermeiden konnte.

»Oh nein, entschuldigen Sie bitte, Miss – Professor! Schlechte Angewohnheit, ich arbeite in der Gebäudemagie und na ja ... manchmal ist es einfacher, die hartnäckigen Fälle direkt anzupacken. Erst neulich musste ich mit dem Vorschlaghammer eine Wand einreißen, die Opfer eines arg missglückten Raumausdehnungszaubers war –« Er unterbrach sich selber. »Aber das interessiert jetzt natürlich nicht. Albus hat uns grob über die Geschehnisse informiert ...«

»Schon gut Mr Bones, fragil bin ich nun ernsthaft nicht. Und ich habe schon Quaffel gefangen, die mehr gezwiebelt haben.« Minerva rang sich ein schmales, aber hoffentlich besänftigendes Lächeln ab.

Ihr war augenblicklich alles gleichgültig – was wirklich zählte, war Elphinstone, der einen halben Schritt hinter ihr stand, seine Hand an ihrem unteren Rücken. Die Wärme seiner Berührung erinnerte sie daran, dass er zum Glück (und wie durch ein Wunder) nicht verletzt war. Zumindest nicht körperlich.

Vor der Weiterreise nach Caithness hatte sie noch versucht, ihn zum Bleiben in Hogwarts zu überreden, aus Angst, dass sie im Dorf in einen Hinterhalt geraten könnten. Natürlich war er zu stolz gewesen. Stattdessen hatte er zu ihrem Ärger – und auf Albus’ Anraten – Moody dazu verdonnert, seinen Leibwächter zu spielen.

Genau der schnalzte jetzt seinen Zauberstab gegen Albus’ Schreibtisch, dass es knallte. Augenblicklich kehrte Ruhe unter den tuschelnden Anwesenden ein.

»Danke, Alastor.«

Alle Köpfe einschließlich Minervas flogen zur Tür herum. Im Rahmen stand Albus, ein müdes Lächeln im Gesicht. Die Augen hinter seiner Halbmondbrille funkelten im Licht, anstatt harte Saphire zu sein. Das musste ein gutes Zeichen sein –

Er nickte ihr zu. »Erfreuliche Neuigkeiten – Mr McGregor ist wieder sein perfektes Muggelselbst. Ein bisschen durchgerüttelt und leider erinnert er sich an nichts Nennenswertes, aber davon abgesehen sind alle Sachen in seinem Kopf wieder am rechten Platz.«

Minerva erwiderte Albus’ Geste, bemüht, sich ihre wild durcheinanderstürzenden Gefühle nicht anmerken zu lassen. Es reichte schon, dass sie den mitleidigen Blick Edgar Bones’ auf sich spürte.

»Was war es denn schlussendlich, das Dougal so übel mitgespielt hat, wissen wir wenigstens das?«, fragte Elphinstone an ihrer Stelle, während er verstohlen mit den Fingerspitzen ihren Nacken streichelte.

»Ganz wie befürchtet der Imperius-Fluch«, sagte Albus und ging zu seinem Schreibtisch, wo er sich neben Moody gegen die Tischplatte lehnte. »Allerdings beeinflusst durch einen Liebestrank. Eine unschöne Mischung, die weder mir noch Poppy je untergekommen ist. Insbesondere da es sich nicht um einen dieser halbgaren Tränke gehandelt haben dürfte, die zu meinem Betrüben immer noch freiverkäuflich sind.«

»Dann war es ... Amortentia?«

»Horace befürchtet es. Zumindest hat das erste Gegenmittel nicht angeschlagen, was er üblicherweise für die ein oder anderen übermütigen Schülerexperimente aufbewahrt. Poppy und er mussten den Trank zunächst noch verfeinern. Der Imperius hingegen war zum Glück schon durch großen Schock oder Ähnliches gebrochen, als ihr hier eingetroffen seid.«

Minerva erschauderte bei dem Gedanken an Dougals entsetzten Ausdruck, kurz bevor Elphinstones Zauber ihn geschockt hatte. Also war ihr beherzter Griff in die Klinge wenigstens zu etwas gut gewesen.

Emmeline ihr gegenüber rümpfte die Nase. »Imperius und Amortentia. Zwei so mächtige Dinge, die beide Einfluss auf die Psyche nehmen – da ist doch klar, dass es zu unvorhergesehenen Wechselwirkungen kommt. Und dann auch noch angewandt bei einem Muggel, bewaffnet mit einem Dolch! Was für ein Stümper hat bloß diesen Plan ausgeheckt? Man kann doch nicht wirklich davon ausgehen, so ein Mitglied der Strafverfolgung aus dem Weg zu räumen!«

»Ich würde nicht von einem Stümper, sondern viel eher einem Forscher sprechen«, erwiderte Albus ruhig. »Ich vermute, dass es kaum um den konkreten Erfolg Mr McGregors ging. Vielmehr wollte man diese Wechselwirkung erproben – und wahrscheinlich hat man die widerstreitenden Gefühle Mr McGregors dabei genossen.« Er sah zu Minerva. »Genauso wie deinen Schmerz.«

Sie schnaubte. »Das würde zu den Lestranges passen. Immerhin ist Dougals Waffe definitiv Bellatrix’ Dolch gewesen. Den würde ich überall wiedererkennen. Auch wenn ich nicht begreife, woher sie und Rodolphus wissen sollten ... Ich meine, nur du, Albus, und Phin wissen von ...« Um Worte verlegen, ballte sie ihre Faust, bevor sie die Finger wieder streckte. Da durchzuckte es sie, wie der Wundschmerz ihre Handfläche. »Nein, wartet, das stimmt nicht! Mulciber weiß es noch.«

Elphinstone hinter ihr versteifte sich.

»Unfreiwillig«, ergänzt sie rasch. »Er war in meinen Gedanken, als wir vor knapp drei Wochen zusammen im Fahrstuhl standen. Er ... hat mich damit aufgezogen.«

»Dieser ...« Sie hörte Elphinstone geräuschvoll ein- und ausatmen. Gleichzeitig nahm er die sanften Kreisbewegungen in ihrem Nacken wieder auf. »Nun, Mulciber ist menschlich gesehen ein Arsch, ohne Frage, aber ich kann mir trotzdem nicht vorstellen, dass er hiermit etwas zu tun hat. Er hat uns schließlich bei den Ermittlungen geholfen und sogar im Ministerium gekämpft. Außerdem war ich persönlich dabei, als er überprüft wurde. Seine Unterarme sind so blütenweiß wie seine Hemden und die Aussage war tadellos.«

Nun war es an Albus, sich zu straffen. Der Ausdruck in seinen Augen verhärtete sich merklich, sodass sie dem Saphir vom Morgen wieder nahekamen. »Dennoch wissen wir ebenso, dass Mr Mulciber dem jungen Voldemort in seiner Schulzeit nahe war. Sehr nahe. Eine Nähe, die über einen geteilten Schlafsaal und gemeinsame Unterrichtsstunden weit hinausging. Und Gideon Rosier, dem es ganz ähnlich erging, ist als Todesser gestorben.«

In Gedanken bei der Erinnerung, die Albus ihr gezeigt hatte, nickte Minerva langsam. Doch Elphinstone gab nicht bei.

»Das Ansinnen Rosiers« – er spuckte den Namen verächtlich aus – »sagt nichts über Mulciber aus.«

»Natürlich nicht.« Albus neigte den Kopf. »Allerdings lassen sich gewisse Muster nicht von der Hand weisen. Und in diesen Zeiten ist Vorsicht wichtiger denn je.«

Zustimmend schlug Moody den Zauberstab in seine freie Handfläche.

Elphinstone hingegen hielt erneut inne. »Ich habe Mulciber ausgebildet«, sagte er, wobei er jede Silbe deutlich betonte. »Bei all seinen Fehlern, ich habe keinem grausamen Mann zu seinem Posten verholfen!«

»Grausam vielleicht nicht, aber selbstsüchtig«, brummte Moody in die aufkommende Stille. »Das ist oft schlimmer. Für einen Knut würde er dich wahrscheinlich mit Kusshand verkaufen.«

Minerva hörte Elphinstone leise seufzen. Am liebsten hätte sie ihn auf der Stelle gedrückt, auch wenn sie hinsichtlich Mulciber gespaltener Meinung war.

»Nun, vielleicht kann ich einen anderen Gedanken anbringen?«, warf in diesem Moment Dädalus ein. »Von Minervas ... Bekanntschaft mit Mr McGregor könnten die Lestranges schließlich auch direkt in Caithness erfahren haben, nicht? Irgendwer hat sich ja definitiv bei den Muggeln umgehört, so ein junger, dunkelhaariger Kerl – das könnte Rodolphus gewesen sein.«

Albus strich bedächtig seinen Bart. »In der Tat, das erscheint mir entgegen allen persönlichen Verdächtigungen wie die plausible Erklärung. Man müsste nur deine Biografie in einer alten Ausgabe Verwandlung heute gelesen haben, um darauf zu kommen, wo du geboren bist, Minerva. Der Rest wäre dann, in Ermanglung eines besseren Wortes, Fleißarbeit.«

An diese Erklärung hatte sie selber noch nicht gedacht, doch nun lag sie so offensichtlich vor ihr, dass sie beinahe laut gelacht hätte. Natürlich rächte sich der Stolz auf ihre Forschungen ausgerechnet so – an den beiden Menschen, die sie dafür zurückgelassen hatte. Oder in Elphinstones Fall zumindest fast zurückgelassen hätte.

»Außerdem ist da noch etwas anderes ...«, fuhr Albus fort. Begleitet von einem Seufzen zog er ein Pergament aus seinem Umhang. »Das hier trug Mr McGregor bei sich. Du solltest es lieber selbst lesen.«

Die Seite schwebte durch die Luft zu ihr. Mit zitternden Fingern griff sie danach. In weitschweifender, altmodischer Handschrift standen genau drei Zeilen darauf:

Betrachtet dies als Anfang. Hiernach gilt – ein geliebtes Leben wird der Tod nehmen, für jeden treuen Diener, der mir entrissen wird. Handelt weise oder seht eure Welt erstickt in Asche.

Schon wieder hielten Elphinstones Fingerspitzen mitten in der Bewegung inne. »Ist das ...?«

»... Voldemorts Handschrift?«

Alle sahen sie zu Albus, der sacht nickte. »Nach unzähligen Aufsätzen in Verwandlung, die ich korrigieren durfte, möchte ich meinen, dass sie das ist.«

Begehrlich streckte Moody die Hand in Richtung des Pergaments aus. »Möglicherweise sind da Spuren dran!«, knurrte er – doch Albus schüttelte noch im selben Moment den Kopf.

»Dafür war Tom seit jeher zu schlau.«

Minerva empfand nicht wenig Lust, das Pergament in Flammen aufgehen zu lassen. Oder es zumindest zu zerknüllen ...

»Was steht denn nun drauf?«, fragte Emmeline in forschem Tonfall.

Stumm reichte Minerva den Schrieb weiter. Während die anderen tuschelnd ihre Köpfe zusammendrängten, lehnte sie sich stärker gegen Elphinstones Seite. »Es tut mir so leid ...«, hauchte sie. »Du hättest schon wieder sterben können – nur wegen mir!«

»Nicht wegen dir.« Er schüttelte den Kopf. »Wegen Voldemort. Er alleine ist schuld.«

Von seinem Schreibtisch aus schenkte Albus ihr einen durchdringenden Blick, der das Gleiche zu sagen schien.

»Voldemort und seine Todesser wollen dich damit nur verletzen«, fuhr Elphinstone leise fort. »Uns verletzen. Er will, dass wir Angst vor ihm haben.«

Sie unterdrückte ein Schniefen. »Und es funktioniert. Ich kann dich nicht verlieren. Nicht so. Dann bin ich halt schwach, es ist mir egal. Ich habe Angst um dich!«

Er malte ein Herz in ihren Nacken. »Lass uns später darüber sprechen, ja? Wenn wir alleine sind.«

Sie zuckte unbestimmt mit den Schultern, doch er ließ sich nicht beirren, sondern drückte einen knappen Kuss auf ihre Wange.

Derweil waren die anderen mit ihrem Studium des Pergaments fertig. Betreten senkte Emmeline das Blatt.

»Dabei geht es nicht nur um die beiden – er meint uns alle, nicht wahr?« Ihre Stimme klang nach wie vor fest, doch der Tonfall hatte sich verschoben.

»Davon können wir wohl ausgehen«, erwiderte Albus. Er legte seine Hände Fingerspitze für Fingerspitze aneinander, während er um seinen Schreibtisch herumging und durch das runde Dachfenster dahinter in die Nacht hinaussah. »Ich gebe es nicht gerne zu, doch er ist unserem Treffen heute Abend zuvorgekommen. Ich verstehe es, wenn das euer aller Bereitschaft hindert –«

»Niemals!«, platzte es aus Emmeline hervor. Sie knallte Voldemorts Warnung auf die Tischplatte. »Und wenn die Planeten sich andersrum drehen, ich ergebe mich dem Mistkerl nicht! Mein Widerstand brennt bis zur letzten Flamme!«

Von überall kam Zustimmung.

»Wir müssen etwas tun! Alleine der heutige Abend beweist das doch! Das Ministerium kann der Lage unmöglich alleine Herr werden«, meldete sich überraschend wortgewaltig Edgar Bones zu Wort. »Verzeiht« – er warf einen Blick zu Elphinstone und Moody – »aber es ist nur die Wahrheit. Sie beide haben heute Abend nicht einmal in Ihrer offiziellen Rolle gehandelt, sondern nach Ihrem eigentlichen Feierabend. Und das ganz sicher nicht so, wie es das Protokoll vorsieht, oder?«

Elphinstone verlagerte sein Gewicht. Minerva spürte genau, wie er die Brust raus schob und die Schultern zurückzog. Es war ein Leichtes, sich den Ausdruck in seinem Gesicht vorzustellen.

»Das mag sein«, sagte er, »aber es handelte sich schließlich auch um einen sehr persönlichen Notfall. In sämtlichen anderen Angelegenheiten bin ich mir sicher, dass meine Kolleginnen und Kollegen – genau wie ich – alles tun würden –«

»Was die Ministerin erlaubt.« Moody trommelte kopfschüttelnd mit dem Zauberstab in seine Handfläche. »Für die Befragung von einer Muggelfrau hätten wir erstmal einen Beschluss erwirken müssen, selbst unter Jenkins’ neuem Kriegsrecht. Bis dahin wären wahrscheinlich die letzten Spuren unwiederbringlich verloren gewesen. Von den Schutzzaubern, die Emmeline und Dädalus über ein Muggeldorf gezogen haben, ganz zu schweigen.«

»Dennoch wäre es falsch, dem Ministerium Handlungsunfähigkeit vorzuwerfen! Wir können eine Menge bewegen, wir müssen nur zuerst den rechten Weg finden, der Bedrohung durch Voldemort möglichst effektiv zu begegnen«, hielt Elphinstone dagegen.

»Daran zweifelt niemand«, mischte sich nun auch noch Elphias Doge ein, der klang wie ein pfeifender Teekessel. »Aber es ist ebenso Fakt, dass unter euch Beamten mindestens ein Spion steckt. Egal, was eure wunderbaren Tests angeblich ergeben haben und wie viel Ihr von einem wie Alston Mulciber haltet! Wir können uns nicht alleine auf die Strafverfolgung verlassen, sonst hat Voldemort leichtes Spiel, wenn er alle Züge gegen ihn schon vorher erfährt!«

Minervas Blick glitt zu Albus. Es kam ihr verdächtig vor, dass er kein Wort sagte, wo er sonst nie um Meinung verlegen war und noch weniger an Machtwörtern sparte. Sofort erkannte sie, weshalb – er stand neben Fawkes’ leerer Vogelstange und ließ die Asche darunter durch seine Finger rieseln. Ungewöhnlich deutliche Denkfalten zierten seine Stirn.

Als würde er ihre Beobachtung spüren, hob er den Kopf und sah sie geradewegs an. In Momenten wie diesen hätte es sie nicht gewundert, plötzlich seine Stimme in ihren Gedanken zu hören, so intensiv war sein Blick. Grimmige Entschlossenheit ergriff sie.

»Wenn wir jetzt in Uneinigkeit zergehen, hat Voldemort schon gewonnen!«, rief sie, ungeachtet der Tatsache, dass sie Elphinstone, der gerade zu einer Erwiderung an Doge anhob, damit das Wort abschnitt. Das Kinn vorgeschoben, löste sie sich von ihm – aber nicht, ohne seine Hand vorher einmal zu drücken. »Was zählt, ist, dass wir alle diesen Krieg gewinnen wollen. Müssen! Also sollten wir ihn auch an beiden Fronten führen. In Namen der Gerechtigkeit und im Namen dessen, was notwendig ist!«

Albus’ Mundwinkel zuckten empor.

Ermutigt verschränkte sie die Arme hinter ihrem Rücken und musterte das Menschenknäuel rund um Edgar Bones durchdringend. »Wir haben dank Albus’ sorgfältiger Auswahl die einmalige Gelegenheit, uns im Kreis von Menschen zu befinden, denen wir bedingungslos vertrauen können. Es mag sein, dass es im Ministerium einen Verräter gibt, doch das heißt nicht, dass wir mit Rücksicht auf dieses Wissen nicht von beiden Seiten an Voldemorts Sturz arbeiten können – Hand in Hand.«

»Schön gesprochen, Minerva«, sagte Albus. »Und ich möchte doch zustimmen. Wir brauchen das Ministerium. Genauso wie es uns brauchen wird, auch wenn es das noch nicht glauben mag.«

»Uns?«, platzte es aus Emmeline hervor. »Was sind wir denn überhaupt?«

»Ahhh ...« Albus zwinkerte. »Davon hätte ich heute eigentlich sprechen wollen, bevor Voldemort uns so unhöflich davon abgebracht hat. Aber vielleicht ist dieser letzte Test auch nicht verkehrt, um zu sehen, wo wir wirklich stehen.«

»Immer hinter dir, Albus«, fiepte Doge kurzatmig und fing sich damit begeistertes Nicken der anderen ein.

Minerva sah zu Elphinstone, der eine kleine Falte zwischen den Augenbrauen trug. Auch er nickte, nur bedächtiger.

»Das Engagement rührt mich«, gab Albus zu, »aber nicht ich bin es, hinter dem irgendjemand stehen sollte. Wir sehen doch an Voldemort, wie gefährlich es ist, wenn alle sich dem Wahn eines Einzelnen anschließen.« Erneut ließ er Phönixasche durch die langen Finger rieseln.

Unerwartet lächelte Elphinstone. »Ich würde vorschlagen, uns hinter einem gemeinsamen Zweck zu vereinen. Den haben wir ja ohne Frage. Wie Emmeline es so schön sagte – Widerstand bis zur letzten Flamme. Egal wofür jeder Einzelne von uns brennt oder an welchem Ort wir unser Licht scheinen lassen, zusammen können wir das Feuer am Leben halten.«

Andächtige Stille senkte sich. Dann nieste jemand. Zumindest klang es so, nur ungewöhnlich hoch für einen Menschen. Und das war nicht alles – die Asche in dem Schälchen unter Fawkes’ Stange glühte plötzlich auf, als wäre sie frisch gefallen.

»Ah, was für ein passender Zeitpunkt ...« Albus pustete sacht ein paar Glutnester beiseite. Erst jetzt erkannte Minerva Fawkes – oder zumindest das, was von dem Phönix nach Voldemorts Todesfluch gegenwärtig übrig war. Dichter, oranger Flaum durchzogen von spärlichen dunkelroten Federn bedeckte das kaum zwei Wochen alte Küken, welches nun auf die ausgestreckte Hand seines Begleiters hüpfte. Erneut nieste Fawkes.

Dieses Mal sah Minerva die goldenen Funken aus seinem Schnabel stieben. Knisternd glitten sie über das magere Gefieder des Phönix und vor ihren Augen ... fing Fawkes Feuer.

Mit einem Krächzen breitete er seine hageren Flügel aus, schlug einmal kräftig – und noch reichlich wacklig erhob er sich, getragen von einem Flammenschweif, in die Lüfte. Es war nicht derselbe Anblick wie das mühelose Gleiten eines ausgewachsenen Phönix, doch das machte den Moment nur imposanter. Minerva starrte Fawkes mit offenem Mund an. Wer erlebte schon den ersten Flug eines gerade wiedergeborenen Phönix?

»Mir scheint, als würde Fawkes Ihnen zustimmen, Mr Urquart«, meinte Albus vergnügt. »Und das will einiges heißen, schließlich ist er viel weiser, als ich mir je anmaßen würde von mir zu behaupten.« Die Hände hinter dem Rücken verschränkt, beobachtete er Fawkes’ schlingernden Anflug auf seine Vogelstange – von welcher der Phönix prompt abrutschte und einer Fledermaus gleich kopfüber herabhing. Schmunzelnd stupste Albus ihn wieder nach oben. »Und ich stimme zu – wenn Voldemort Asche sät, dürfen wir uns nicht verstecken. Angst ist der erste Schritt zu einem Leben in Gefangenschaft.«

Minerva spürte die Mahnung in seinen Worten. Schlimmer noch, sie wusste, dass er recht hatte. Besser gesagt: ihr Kopf wusste es. Er wollte kämpfen. Nur ihr Herz schien niemand informiert zu haben. Denn das verkrampfte sich beim bloßen Gedanken an den Preis, den ihr Widerstand haben könnte. Sie hatte alles zu gewinnen – aber auch alles zu verlieren.

Von diesem Ringen in ihrem Inneren bekam Albus allerdings nichts mit. Er wandte sich nun wieder an die gesamte Runde. »Wir sollten überlegen, wie genau unser weiteres Vorgehen strukturiert wird. Aber um endlich die Frage zu klären, wer wir sein sollten – was haltet ihr vom Orden des Phönix?«

 

Das Ende dieser – wohl historischen – Versammlung ließ Zuversicht, Entschlossenheit, Angst und Nervosität alle auf einmal in Minerva durcheinanderstürzen. Unter den Verbänden schwitzten ihre Hände inzwischen fürchterlich und immer wieder ertappte sie sich auf dem Weg zum Krankenflügel dabei, an der juckenden Mullbinde zu kratzen. Sie konnte es nicht erwarten, dass Poppy sie endlich davon befreite. Die Konfrontation mit Dougal hingegen ...

Sie seufzte. Es war fies, aber ein ganz ungryffindorhafter Teil von ihr (den sie niemals ans Tageslicht lassen würde) wollte am liebsten darauf verzichten.

»Ich bin sicher, es wird alles halb so schlimm«, murmelte Elphinstone an ihrer Seite. Er blieb stehen und sah die hohen Türen des Krankenflügels vor ihnen empor. »Die Überwindung ist das Schwerste. So ging es mir zumindest, als ich das erste Mal nach der Trennung so richtig ehrlich mit Archie gesprochen habe. Aber danach – ich denke, danach wird alles leichter. Immerhin ist es auch eine Chance, einmal offen mit Dougal sprechen zu können, oder?«

»Schon ...« Ihre Mundwinkel vollführten einen eigenartig zittrigen Tanz zwischen Lächeln und Traurigkeit. »Wenn ich nur wüsste, was ich ihm überhaupt sagen will. Nach allem, was mein Verhalten für ihn bedeutet hat ...«

Elphinstone lächelte sanft. »Du wirst die richtigen Worte finden, das weiß ich.«

»Und du ...?«

»Ich werde hier warten und versuchen, die richtigen Worte für dich zu finden. Immerhin haben wir auch ... eine Menge zu besprechen.«

Minerva verschlang die Hände vor ihrem rebellierenden Unterleib. »Kann ich dich wenigstens noch einmal umarmen, bevor ich reingehe?«

»Natürlich. Da musst du doch nicht fragen.«

Einladend breitete Elphinstone seine Arme aus und sie schob die ihren unter seinen Umhang, weil diese zusätzliche Schicht Stoff ihr schon zu viel Distanz war. Lieber vergrub sie die Finger in seinem Hemd, während sie seine Stärke einatmete.

»Dir ist bewusst, dass du mein Schnatzfang bist?«, flüsterte sie ihm ins Ohr.

Er gluckste leise. »Dein ... Schnatz? Etwa weil ich klein, blond und rund bin?«

»Nein«, erwiderte sie ernst. »Ich meine – dass ich dich liebe, das weißt du?«

Für einen Moment regte Elphinstone sich nicht. Selbst sein Herzschlag schien ausgesetzt zu haben. Schließlich aber nickte er und weit hinten aus der Kehle entschlüpfte ihm ein Geräusch, das an den verschnupften Nessie erinnerte.

»Dann ist ja gut.«

»Ist es wirklich«, sagte er mit belegter Stimme. »Manchmal will mir mein Unterbewusstsein etwas anderes einreden, aber dann ...« Er vergrub sein Gesicht tief in ihrem Haar, sodass sein Atem über ihren Hals darunter strich und Gänsehaut auslöste. »... denke ich daran, wie du mein Herz mit deinem Feuer entflammst und ich komme mir einfältig vor, weil ich je gezweifelt habe.«

Anstatt zu antworten, drückte sie ihn einfach fester. Mit den Fingerspitzen malte sie ein Herz in die Mitte seiner Schulterblätter und genoss die Stille zwischen ihnen, die pure Gewissheit war. Doch allem Verlangen nach seiner Umarmung zum Trotz war es bald an der Zeit, sich zu lösen. Ein letzter Blick zurück bestärkte sie, bevor sie die Tür zum Krankenflügel aufdrückte und hindurchtrat.

Sofort schlug ihr Poppys Stimme entgegen – freundlich, aber gewohnt resolut. »Ich versichere Ihnen, es ist völlig unbedenkliche Schokolade, Mr McGregor.«

»Ah, nun ... ich glaube, das tut trotzdem nicht not –«

Es gab einen überraschten Schrei und aus dem Nichts sprang ein dunkelbrauner Schatten geradewegs auf Minerva zu. Geistesgegenwärtig zog sie den Zauberstab. »Arresto Momentum!«

Der Übeltäter blieb mitten in der Luft hängen, alle viere von sich gestreckt. Aus großen, nicht-sehenden Augen starrte der bis zur Reglosigkeit verlangsamte Schokofrosch sie geradezu vorwurfsvoll an. Im Hintergrund seufzte Poppy.

»Darum sagte ich, packen Sie gut zu. Die Frösche schaffen nämlich nur einen richtigen Sprung, bevor die Magie verfliegt – aber der bringt sie verflixt weit. Ah, nun gut, man kann ihn jetzt ohnehin besser essen. Und das sollten sie, Mr McGregor! Ihr Kreislauf braucht etwas Zucker, um nach dem Fluchschock wieder in Schwung zu kommen.«

»Danke, aber ich verzichte«, hauchte ein ungewohnt blasser Dougal.

Er saß auf der Kante eines Bettes in der ersten Reihe, die unverkennbare fünfeckige Schokofroschschachtel in den Händen. So wie Minervas Zauberstab zitterte, bebte auch die mit goldenen Verzierungen geschmückte Pappe.

»Minerva ...«

»Hallo Dougal.« Plötzlich beschämt wegen ihres Zaubers, schnappte Minerva den Schokofrosch mit bloßen Händen aus der Luft und reichte ihn – immer noch in der Bewegung gefangen – der verdutzten Poppy. »Ich glaube, ich finde schon etwas anderes für ihn«, sagte sie leiser an die Heilerin gewandt. »Etwas Nicht-magisches.«

Poppy schnalzte mit der Zunge, aber ein Lächeln schimmerte in ihren blauen Augen. »Das wäre gut, denn er weigert sich standhaft, einen Stärkungstrank zu nehmen.« Mit diesen Worten spazierte sie in ihr Büro und schloss auf einen Stabschlenker hin die Tür.

Das erwartungsvolle Schweigen wog in Abwesenheit von ihr nur schwerer auf Minervas Schultern. Ein paar Augenblicke lang sah sie Dougal einfach nur an. Sein wahrscheinlich selbstgestrickter Pullover aus Schurwolle, die Arbeitshosen und natürlich die Gummistiefel wirkten schlicht falsch vor der Kulisse deckenhoher Buntglasfenster, die allesamt magische Szenen zeigten. Ganz zu schweigen von der Schokofroschkarte, die er nun in die Hand nahm.

»Morgana«, las er leise vor. Er schüttelte den Kopf. »Morgana ...« Unvermittelt schreckte er wieder hoch, als hätte er zwischenzeitlich vergessen, dass Minerva dastand wie ein begossener Crup.

»Gibt es von dir auch so eine Karte?«

Sie schüttelte den Kopf. »Aber von Albus – also Professor Dumbledore.«

»Ah.« Dougal nickte, als würde das alles erklären. Doch seine Stirn voller Falten verriet ihn. »Pionierin der Magie ...«, murmelte er, während er mit den Fingern über die Sammelkarte von Morgana strich. Dann gab er einen Laut von sich, der nach einem kaputten Quietschspielzeug für Kniesel klang. »Himmel, Minerva ... ich wusste immer, dass an dir etwas ganz und gar außergewöhnlich ist. Aber ich bin ehrlich – ich dachte eher, es lag an meiner Liebe zu dir, als an ...« Vage gestikulierte er durch den Krankenflügel. »... sowas hier.«

Verlegen sah sie auf ihren Zauberstab hinab. »Ich bin nicht ...« Sie fuhr sich mit den Fingerspitzen über die Schläfen und hob noch einmal neu an. »Es tut mir sehr leid, dass du es so erfahren musst.«

Zu ihrer Überraschung lächelte Dougal. Schwach, aber erkennbar. Mit einer Hand klopfte er neben sich auf das Bett. »Lass uns reden.«

»Dougal ...«, hörte Minerva sich selber wie durch dicke Watte sagen, »es ist in Ordnung, wenn du mir Vorwürfe machst. Wirklich, du musst nicht so tun, als wäre das hier alles in bester Ordnung. Ich weiß, dass es das nicht ist.«

»Weißt du das wirklich?« Erneut tappte Dougal auf die Matratze neben sich.

»Ich kenne dich doch –«

Dougal seufzte sanft. »Kanntest. Minerva, wir kannten uns. Aber du bist nicht mehr das Mädchen, was ich einst heiraten wollte – oder warst es viel eher nie – und ich ... ich bin auch nicht mehr der Junge von einst. Etwas, das du mir zum Glück in Erinnerung gerufen hast. Ich bin jetzt ein Vater, führe meinen eigenen Hof ...« Er legte die Stirn in zusätzliche Falten und winkte zögerlich der bewegten Illustration von Morgana auf seiner Schokofroschkarte. »Ich meine – hättest du es für möglich gehalten, dass ich mal anfange, Ölmalerei für mich zu entdecken?«

»Du ... malst?«

»Jap.« Regelrecht konzentriert kippte Dougal Morganas Karte auf den Kopf. Ein Schmunzeln zupfte an seinen Lippen. »Wenn ich sehe, wie die Gute mit den Augen rollt, wünschte ich fast, meine Bilder könnten sich auch bewegen. Aber gut, meist male ich eh nur Landschaften. Felder bei Sonnenaufgang oder so, der ganz allgemeine Dorfkitsch halt. Nichts, was diese Magie wert wäre, schätze ich.«

Sprachlos beobachtete Minerva ihn dabei, wie er auf alle erdenkliche Arten versuchte, Morgana weitere Reaktionen zu entlocken. Und bevor sie ihren Kopf davon überzeugt hatte, trugen ihre Schritte sie bereits die letzten Meter zum Bett. Den Rücken gerader durchgedrückt als den Stiel eines nagelneuen Sauberwischs, setzte sie sich in einigem Abstand neben ihn.

In einer Tasche ihres Rocks fand sie einen (etwas angeschmolzenen) Penguin-Riegel, den Robbie ihr bei einem der letzten Besuche gegeben hatte. Stumm schob sie ihn zu Dougal. Anstatt sich auf die Schokolade zu stürzen, griff er allerdings nach ihrer Hand. Behutsam nahm er sie in die seine und strich über die Rückseite ihrer Finger.

»Habe ich dich sehr schlimm verletzt?«

»Du hast mich gar nicht verletzt. Und nein, es ist nicht sehr schlimm. Die Klinge war zwar vergiftet, aber das meiste Gift hat der Regen weggewaschen. Also ist es schon verheilt.« Zum Beweis zog Minerva den Verband ein Stück zurück. Von ihren Wunden war nur das zarte Rosa frischer Haut übrig.

»Wow«, hauchte Dougal. »Wenn man mich nicht längst von der Existenz der Magie überzeugt hätte, dann wäre ich es spätestens jetzt.« Fragend hielt er seine leere Handfläche neben ihre und machte leise »Mh?«.

Einen Herzschlag lang erstarrte Minerva genau wie der Schokofrosch unter ihrem Lähmzauber. Doch dann schüttelte sie die Sorgen aus ihrem Kopf und legte ihre Hand in Dougals. Im Vergleich zu früher war seine Haut rauer, das fiel ihr gleich auf. Neue, kleine Narben erhoben sich an seinen Fingern und trotzdem war die Berührung genauso vertraut wie sein Lächeln.

»Wie kannst du nur so ruhig bleiben?«, fragte sie fast flüsternd.

Dougal zuckte mit den Schultern. »Ich weiß es nicht. Eure äh ... Ärztin sagt, das wäre der Schock. Wahrscheinlich würde das Verarbeiten erst sehr viel später einsetzen – aber so lange habe ich natürlich nicht. Mr Dumbledore hat mir erzählt, dass ihr einen Zauber habt, der einen vergessen lässt. Und dass er den bei mir benutzen muss, wenn es keinen Ärger geben soll.«

Die Erinnerung daran, dass Dougal sie erneut mit der Wahrheit alleine lassen würde, stach Minerva schlimmer als der Biss der Dolchklinge. »Du hättest aber mehr verdient, schon vor Jahren ...«

»Da will ich nicht widersprechen. Vielleicht hätte es mir ja gefallen, normale Magie kennenzulernen. Aber ich will ehrlich sein – ich finde es dennoch gut so, wie es vorher war. Ich mag mein langweiliges Leben. Und ... damit das so bleibt, habe ich nichts dagegen, zu vergessen. Nicht nachdem ich heute ...« Er schluckte hörbar. »Ich will mich nicht daran erinnern müssen, wie es sich anfühlt, einen anderen Menschen umbringen zu wollen.«

»Das warst doch nicht du!«

»Es fühlte sich aber so an. Fühlt es sich immer noch!« Dougal schlug die Hand mit Morganas Schokofroschkarte an seine Brust. »Hier drin pulsiert immer noch die Erinnerung an den Hass gegenüber einem Menschen, den ich nicht mal wirklich kenne! Warum sollte sich irgendwer an so etwas erinnern wollen?«

»Ich ...« Hilflos rang Minerva nach Worten. Sie wusste schließlich weder, wie sich ein Liebestrank noch der Imperius anfühlte ... Wobei – ausgerechnet jetzt drängte sich ihr wieder der leere Blick auf Arrnds Gesicht in den Kopf. Für den sie verantwortlich gewesen war. »Es tut mir so leid«, würgte sie hervor. »Ich verstehe, dass du das vergessen willst, wirklich ...«

Angesichts ihres Gestammels gewann Dougals Ausdruck wieder an Sanftheit. »Du kannst doch auch nichts dafür. Mr Dumbledore hat das wirklich sehr nett erklärt mit diesem ... Inperi-irgendwas-Fluch und den Leuten, die dahinterstecken. Trotzdem ... das war einfach viel zu real. Wie könnte ich meiner Tochter noch in die Augen sehen, wenn ich weiß, dass ich das in mir trage?« In seinem Blick schwammen Tränen, als er sie ansah. »Außerdem will ich genauso wenig wissen, dass ich ein wehrloser, dummer Bauer bin.«

»Du bist mehr als das!«

»Aber ich kann nicht zaubern. Und sei ehrlich – das ist der Grund, weshalb du mich damals nicht heiraten konntest, oder? Wir ... gehören in zwei verschiedene Welten. Das sehe ich jetzt.«

Sie saß da und sah einen Augenblick ins Nichts. Erst langsam, dann kräftiger rieb sie Dougals Handrücken mit dem Daumen. »Ich hatte Angst«, wisperte sie in die Leere des Krankenflügels. »Genau wie jetzt. Nicht um mich, um dich. Wegen deiner Liebe und dem, was sie dir antun könnte. Ich wollte dir dieses Leben im Geheimen nicht aufbürden. Ich wollte dich nicht verändern. Ich wollte dich lieben, so wie du bist – weil du auch ohne Magie vollkommen bist! Aber ... ich konnte mich selber ohne Magie nicht lieben.«

Ganz sacht drückte Dougal ihre Hand zurück. »Ich ... verstehe das. Denke ich. Du brauchst jemanden, der auch dich liebt, wie du bist, voller Magie und Wunder. Der dich versteht. An dessen Seite du über dich hinauswachsen kannst.«

Minerva lächelte schwach. Ein wenig fühlten sich die Worte nach den kitzelnden Morgenstrahlen der Sonne an. »An der Zeit mit dir bin ich auch gewachsen«, erwiderte sie bestimmt. »Du hast mir gezeigt, worin wahre Liebe besteht. Und das ist eines der schönsten Geschenke, die du mir hättest machen können. Das ersetzt keine Magie der Welt.«

Sie konnte dabei zusehen, wie sich die erste Träne aus Dougals Augen löste und über seine Wange rollte. Es war, als sähe sie in einen Spiegel. Weinend schauten sie sich an, bis das viele Salz endlich die morschen Seile zerfraß, die sie zurückhielten, und sie einander in die Arme zogen.

Auch Dougal roch nach Pflanzengrün, Natur, der schottischen Weite. Vertraut und dennoch völlig anders als Elphinstone. Da war der Duft von Farben an seiner Kleidung und ein starker Tiergeruch, der sie irritierte. Trotzdem half es, sich von ihm hin und her wiegen zu lassen, während ihre Tränen in seinem Pullover versickerten.

»Du bedeutest mir immer noch eine Menge«, flüsterte sie in die kratzigen Fasern hinein. »Das wird sich auch nie ändern.«

Dougal nahm einen tiefen Atemzug. »Aber liebst du nicht den Mann, den ich ...« Er biss die Zähne zusammen und sie spürte, wie sich jeder Muskel in seinem Körper verhärtete.

»Sehr sogar«, erwiderte sie sanft. Über seine Schulter hinweg blinzelte sie zu einem der bodentiefen Fenster, gegen das der Regen schlug. »Tatsächlich hast du mich bei unserem letzten Treffen erst darauf gestoßen, dass Elphinstone mehr für mich ist. Allerdings ... nicht so viel, dass er alleine meine ganze Welt bestimmt. Wie wichtig das ist, habe ich auch durch dich gelernt. Vielleicht habe ich es sogar jetzt erst richtig begriffen.«

Dougals ganzer Körper erzitterte wie unter einem Stromstoß. »Bei Gott, ich wollte doch nicht – bitte sag mir nicht, dass mein Verhalten zu Streit geführt hat!«

»Nein, überhaupt nicht.« Sie lächelte traurig, obwohl Dougal es kaum spüren durfte. »Ich meine einfach nur ... egal wie sehr ich Elphinstone liebe, es wird immer andere Dinge in meinem Leben geben, die nicht minder wichtig sind. Auch wenn du und ich kein Paar mehr sind und nie wieder sein werden – ich werde alles tun, um dich und deine Familie zu beschützen. Das verspreche ich dir. Selbst wenn du vergisst, ich werde es nicht.«

»Minerva ...«

Sie zog sich vorsichtig zurück, damit sie ihn wieder ansehen konnte. Beim Anblick seiner tränenverschleierten braunen Augen, in denen vor kurzer Zeit noch fremder Wahnsinn geherrscht hatte, pochte der winzige Funken Entschlossenheit in ihrer Brust plötzlich umso stärker. »Ganz Caithness steht unter meinem Schutz. Und ich werde nicht ruhen, bis unsere Welt den Hass besiegt hat.«

 

Das letzte Mal war Minerva diejenige gewesen, die Dougal ihren Rücken zugewandt hatte und gegangen war. Vermutlich war es also nur fair, dass sie nun ihm hinterherblickte. Ganz still stand sie, bis er und Albus zu Schemen in der Nacht geschrumpft waren. Erst dann drehte sie den Kopf und sah Elphinstone an, der neben ihr vor dem großen Schlossportal wartete.

»Also sind wir uns einig?«, fragte er leise.

Sie lehnte sich an ihn. »... wir kämpfen bis zum bitteren Ende?«

»Haben wir denn eine andere Wahl?«

»Das kommt wohl darauf an, wie man es sieht.«

Elphinstone schlang die Arme um ihre Hüften und legte das Kinn auf ihrer Schulter ab. »Mit deinem unerschütterlichen Sinn für Gerechtigkeit natürlich. Du hast mir gezeigt, wie wichtig es ist, diesen Mächten die Stirn zu bieten. Niemals aufzugeben und alles zu tun, um denen in Not zu helfen. Selbst wenn es ein verschlungener und bisweilen dunkler Weg ist.« Er stupste ihre Wange mit seiner Nasenspitze an. »Ich wäre doch nicht der Mann, den du liebst, wenn ich mich jetzt ausschließlich im Gamotssaal verstecke.«

»Aber du hast recht, wenn du sagst, dass du dorthin gehörst. Du kannst dort eine Menge bewegen. Im Namen der Gerechtigkeit. Wenn du Albus’ Orden beitrittst ...« Sie legte ihre Hände auf Elphinstones. »Ich bin mir nicht sicher, dass das der Ministerin gefallen würde.«

»Oh, ich bin sicher, das würde es nicht. Weshalb ich auch nicht denke, dass ich wirklich ein offizielles Mitglied sein sollte. Ich weiß, dass Professor Dumbledore ein unfassbar mächtiger und weiser Mann ist – verflucht, ich war noch Schüler, als er Grindelwald bezwungen hat! Ich erinnere mich, wie beeindruckend das damals war. Aber mein Vertrauen liegt zuallererst bei dir. Und ich stimme dir zu, wir müssen diesen Krieg an allen Fronten führen. Schon alleine deshalb will ich mein Bestes geben, den Orden vom Ministerium aus zu unterstützen. Es gibt gar keinen anderen Weg. Gerade weil ich dich so, so, so sehr liebe. So unendlich ...«

»Du sagst das, als wäre es vorbei.«

Elphinstone drückte sie fest genug an sich, dass sie ernstliche Zweifel an der Existenz eines nächsten Tages bekam. »Es gibt kein Ende für meine Gefühle«, flüsterte er ihr direkt ins Ohr, obwohl sie doch alleine waren. »Niemals. Meine Liebe zu dir hält den Hoffnungsfunken schließlich am Leben. Und deine Liebe entzündet seine Flamme. Der bloße Traum von uns ist genug, um jede Nacht zum Tag zu machen.«

»Aber ...«

»Du weißt selber, welche Macht unsere Gefühle haben. Im Guten wie im Schlechten. Und was es bedeutet, wenn wir uns ihnen offen hingeben. Noch dazu wenn wir weiterhin gegen ... na, du weißt schon wen arbeiten wollen. Ich will dein Leben genauso wenig riskieren wie du meines. Oder das von Dougal, unseren Familien ...«

Sie schloss die Lider. »Ich wollte doch nur, dass ich es nicht sagen muss.«

»Dann tu es nicht. Ich will schließlich genauso wenig hören, dass wir unsere gemeinsame Zeit einem Krieg an zwei Fronten opfern werden.«

»Aber nicht unsere Liebe.« Minerva wandte den Kopf, bis sie ihm in die grauen Augen sah. Er hatte recht, die Hoffnung brannte darin genau wie in ihrem Herzen. Heiß genug, dass es schmerzte, und gleichzeitig wunderbar wärmend. Feuer war eine schrecklich schöne Sache, befand sie. »Wenn ich diesen Schnatz einmal gefangen habe«, wisperte sie, »kann ich es wieder tun. Ich war immer eine bessere Sucherin als Jägerin. Und bei Merlin, ich werde dich so oft auffangen, wie ich muss.« Damit küsste sie ihn – so lang, dass sie hoffte, es könnte auch nur ansatzweise all die Küsse ausgleichen, die der Krieg ihnen rauben würde.



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