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Stichflamme

Der Aufstieg des Phönix
von

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Phönixflamme

Die silbrige Katze saß auf der obersten Treppenstufe, die Augen unbeweglich in das Dunkel des Anwesens gerichtet. Wenn ihre Umrisse nicht immer wieder in einem bläulichen Pulsieren verschwimmen würden, wie Spiegelungen auf Wasser, dann hätte man sie für eine Statue halten können. Erst als das Schaben von Schuhsohlen auf den steinernen Stufen direkt hinter ihr angelangte, wandte das Tier seinen Kopf in Richtung der beiden Personen, die sich Hand in Hand näherten.

Minerva lächelte bei dem Anblick ihres Patronus. Sie konnte es wirklich noch, sogar mit einem fremden Zauberstab. Obwohl der Stab des zweiten Gefängniswächters in Elphinstones Händen einem beliebigen Stück Holz glich, gehorchte er ihr. Während sie und Elphinstone die bewusstlosen Zauberer mit den Feenlichterketten gefesselt hatten, war ihre überraschend klar umrissene Patronuskatze auf einen Schwenk damit vorausgelaufen, um nach ungebetenen Besuchern Ausschau zu halten. Ein Teil Minervas hatte bis eben befürchtet, dass ihre Zauberkraft auf diese Distanz zu schwach wäre und sie bloß kalte Luft am Ende der Treppe erwarten würde. Ihren Patronus quickfidel zu sehen, bevor sie den Zauber beendete, nahm reichlich Druck von ihrer Brust.

Der ‚geborgte‘ Zauberstab lag zwar bleiern in ihrem Griff, doch sobald sie einen Aufspürzauber wirkte, drehte er sich auf ihrer Handfläche und signalisierte durch seine rot leuchtende Spitze, in welcher Richtung und wie nah sich die Entführer befanden. Je öfter sie ihn nutzte, desto leichter fiel es. Im Keller hatte sie noch drei Anläufe gebraucht, bis sie das Schloss der Zelle so verzaubert hatte, dass an ihrer Stelle die beiden Wächter dort verwahrt wurden. Sie dankte dem Schicksal, dass es sich um keinen wehrhafteren Stab handelte. Vielleicht wog er sie in trügerischer Sicherheit, doch die Erleichterung, wieder zaubern zu können – wenn auch nicht ungesagt –, überwog im Moment.

Elphinstone trug indes Gryffindors Schwert, von dem Minerva hoffte, dass er es nicht erneut brauchen würde. Fawkes saß dazu passend auf seiner Schulter, was ihr Anlass gab, zumindest auf den Schutz durch Albus’ treuen Freund zu vertrauen. Für tiefschürfendere Gedanken angesichts aller Entwicklungen der letzten Stunde blieb keine Zeit. Minerva zog Elphinstone an der Hand hinter sich her, immer der roten Stabspitze nach. Dort befand sich der Weg in die Freiheit.

Sie schlichen durch dunkle Flure, vorbei an holzgetäfelten Wänden geziert von Gaslampen und – Minerva wäre beinahe das Herz stehen geblieben – den abgetrennten Köpfen diverser magischer Tierwesen. Elphinstone keuchte, als sie unter dem Haupt eines pferdeartigen Wesens entlang huschten, dessen seetangartige Mähne von Doxys zerfressen war. Das Geschöpf mit den leeren Augenhöhlen, deren Blick sie durch die fensterlose Schwärze verfolgte, war allerdings Minervas geringste Sorge. Nur wenige Schritte weiter hoben sich die Umrisse eines prunkvollen Bilderrahmens von der Wand ab.

Sie verharrte, nur die Zehenspitzen auf den Boden gesetzt, obwohl jeder Muskel ihres Körpers gegen die Anstrengung protestierte. Ein Gemälde alleine wäre kein Problem – doch dem Bildnis irgendeines Corvus Lestrange dem Soundsovielten gegenüber hing noch ein Porträt einer ruhenden Lestrange-Ahnin. Damit nicht genug: Zwischen den ausgestopften Köpfen von Mondkalb, Einhorn und Hippogreif schimmerten weitere Goldrahmen zu beiden Seiten des Ganges im Schein des Aufspürzaubers. Selbst wenn Minerva mit Elphinstone an einer Wand entlang kriechen würde, hätte die restliche Ahnengalerie ungehinderten Blick auf sie. Perfekt, um die Flüchtigen an ihre Nachkommen zu verraten.

Kurzentschlossen richtete Minerva den Zauberstab auf die Leinwand des Briefe schreibenden Corvus. Kaum, dass ihr flüsterleiser Confundus-Zauber das Gemälde traf, hob die dunkelhaarige Porträtierte auf der anderen Seite den Blick von dem Gedichtbüchlein, über dem sie vorgeblich eingeschlafen war. Sie lächelte, einen Finger an die Lippen gelegt und Minerva blieben sämtliche Verwünschungen im Halse stecken.

»Also seid ihr entkommen. Das ist gut, dann besteht noch Hoffnung.« Die junge Frau erhob sich von einer gemalten Chaiselounge und strich ihr violettes Kleid glatt. »Wir haben nicht viel Zeit. Folgt mir.«

Weder Minerva noch Elphinstone rührte sich vom Fleck. Sie starrten der jungen Hexe hinterher, die ins angrenzende Bild lief, ehe sie einen Blick tauschten. Es lag nur dieser Weg vor ihnen. Würden sie auf den letzten Metern verraten werden? Welchen Grund sollte ausgerechnet eine Porträtierte haben, ihnen zu helfen?

Von dem nächsten Gemälde in der Galerie winkte ihre selbsterkorene Helferin. »Nicht trödeln! Das Haus ist im Moment so gut wie verlassen, die meisten sind für die Nacht fort. Wir wollen nicht, dass sich das ändert.« Die Frau sprach in einem melodischen Akzent und gleichzeitig klang es, als erwarte sie Folgsamkeit. Sie tappte mit dem Gedichtband gegen den Rand des Bildes, in das sie gehuscht war, und fing sich einen finsteren Blick von dessen eigentlichem Motiv – einem beleibten Mann in Kniebundhosen – ein.

»Sehen wir so aus, als wären wir für eine Besichtigungstour hier?« Minerva schnaubte leise. »Mit Verlaub, aber warum sollte ich Ihnen folgen?«

»Wir mögen Abbilder der Familie Lestrange sein – aber das heißt nicht, dass wir Porträts gerne mitansehen, welche Schandtaten in unserem Haus vollbracht werden.« Die Porträtierte schwang ihr Kleidsäume und schritt weiter voran.

Elphinstone hob das Schwert, Minerva den Zauberstab und zögerlich folgten sie der Frau die Ahnengalerie entlang, immer in der Furcht, dass einer der – echten – Lestranges sich ihnen in den Weg stellen würde. Aber die übrigen Porträts verharrten stumm in den Rahmen und schienen kein Interesse daran zu haben, im Salon Alarm zu schlagen.

»Fünfzig Jahre lang herrschte hier Frieden und nun hat der Wahnsinn Einzug gehalten«, fuhr ihre porträtierte Führerin im eindringlichen Flüsterton fort. »Mit eurer Hilfe werden wir dieser Entweihung ein Ende setzen. Wir mögen nicht viel Macht besitzen, aber ihre Ignoranz werden die Träger unseres Namens büßen!«

Aus der Nähe fiel Minerva auf, dass sich die junge Frau nicht mehr im repräsentabelsten Zustand befand. Sie kaschierte es geschickt mit dem blauen Büchlein, doch auf Brusthöhe hatte sich Schimmel in Haut und Stoff gefressen, wie schon bei den Porträts im Salon.

»Sie kommen her, schänden das Haus, beflecken es mit Blut und den Schreien Unschuldiger –« Die Lestrange-Vorfahrin wurde mit jedem Wort schneller, bis eine Porträtbewohnerin auf dem Weg ihren Ärmel ergriff und ihr nachdrücklich ins Ohr flüsterte. Das Buch erneut vor die Brust geschlagen, wandte ihre Führerin sich zurück an Minerva. »Es dürfte euch interessieren, dass die ungezogene Göre gegenwärtig in ihrem Labor verweilt. Offenbar nähert sich das Ende von Phase zwei – es eilt!« Wieder war sie ins nächste Bild gehuscht, Minerva und Elphinstone dicht auf ihren Fersen.

»Was soll das alles heißen?«, warf Elphinstone vorwurfsvoll ein. »Wir haben keine Zeit für rätselhafte Andeutungen! Fakten, bitte.«

»Ihr Blutfluch – er wird bald unwiederbringlich gewunden sein. Bereits jetzt ist dein Blut und jenes der Kinder darin verbunden und was dann folgt, ist nur noch ein ... das Gör nennt es ‚Praxistest‘. Zwei Mal ist es bisher schief gegangen. Glaubt mir, das wollt ihr nicht. Genauso wenig wie ihren Erfolg. Euer Eingreifen ist unabdingbar. Jetzt

Elphinstone verkrampfte sich bis in die Fingerspitzen hinein. Er machte schon den Mund auf, bereit weitere Fragen über sein Schicksal zu stellen, doch ihre Führerin erhob barsch eine Hand.

»Still jetzt! Manchmal halten sie in den Gängen hinter der nächsten Ecke Wache. Ich gehe voraus und vergewissere mich.«

Sie waren an einer Kreuzung zweier Flure angelangt und nicht weit entfernt fiel Mondlicht durch ein Bogenfenster hinein. Ihre gemalte Begleiterin entschwand aus dem letzten Bild der Galerie und hinterließ die einsame Szenerie der Normandie auf der Leinwand. Minerva tauschte einen raschen Blick mit Elphinstone.

»Trauen wir ihr? Oder ... schleichen wir zu dem Fenster und verschwinden?«

Elphinstone starrte in Richtung der verlockenden Freiheit. Das ferne Licht brachte seine Augen zum Glänzen wie den Mond selber. »Fenster. Wir kommen sofort mit den Auroren zurück. Das muss reichen.«

Sie drückte bestätigend seine Hand. Das waren auch ihre Gedanken. Nach einem vorsichtigen Blick um die Ecke, hinter der nur ein weiterer leerer Flur wartete, stahlen sie sich bis zu dem Fenster, durch das Minerva die gewundene Auffahrt und in der Ferne das Eisentor erkannte. Vielleicht zwanzig, dreißig Meter Sprint.

Bereits bei dem Gedanken daran stach es Minerva in der Lunge. Ihr stand der Schweiß auf der Stirn, gleichwohl sie ihren desolaten Zustand im Angesicht der Flucht weitgehend zurückgedrängt hatte. Die Aussicht darauf, Bellatrix das Handwerk zu legen, mobilisierte ungeahnte Kraftreserven.

»Evanesco.« Minerva tippte das Glas mit der Zauberstabspitze an. Nichts geschah und sie schüttelte ihr Handgelenk aus, bevor sie die Geste für den Verschwindezauber erneut überdeutlich vollführte. Sie kam sich vor wie eine Erstklässlerin, die ihren ersten Zauber lernte. »E-va-nes-co.«

Dieses Mal vibrierte das Glas unter den Schwingungen eines grässlichen Klagelautes, der einem geradewegs ins Trommelfell stach. Elphinstones zuckte zusammen und Fawkes schwang sich mit einem Krächzen in die Luft. Aber das Fenster blieb, wo es war.

Minerva schnaubte. Sie packte den fremden Zauberstab so fest, dass sich sein kantiger Griff schmerzhaft in ihre Handfläche grub. Dann eben anders. »Expulso!«

Anstatt des Klirrens explodierenden Glases hörte Minerva ... ein vorwurfsvolles Zungenschnalzen, gefolgt von einem Seufzen. Ohne jemanden zu sehen, schnippte sie mit dem Zauberstab und wieder erglühte dessen Spitze im Blassrot eines Aufspürzaubers. Da war niemand –

»Warum habt ihr das getan? Die Fenster sind selbstverständlich gesichert!« Die körperlose Porträtstimme der jungen Miss Lestrange schwang dramatisch auf und ab, ohne dabei wirklich laut zu werden. Eine Reihe französischer Flüche spülte über Minerva und Elphinstone hinweg. »Schön, gleich wird jemand hier sein, das hat Alarm geschlagen. Lauft, in die andere Richtung! Eine andere Chance haben wir jetzt nicht mehr! Ich treffe euch in einem Gemälde im ersten Stock.«

Ihre Stimme verschwand, offenbar hatte sie das Bild der Normandie wieder verlassen. Dafür dröhnte es in der Ferne – als wäre die Flügeltür des großen Salons unter einem energischen Zauber gegen die Wände geschlagen. Die Spitze des fremden Zauberstabs in Minervas Griff glühte dunkelrot, ehe das Leuchten sich zu einem Blinken auswuchs. Fluchend zog Elphinstone an ihrer Hand. Mit einem letzten Blick auf die zum Greifen nahe und doch so weit entfernte Freiheit rannten sie, tiefer ins Haus der Lestranges.

Fawkes schien die Anweisungen ihrer Helferin genau verstanden zu haben, denn er segelte ihnen zielsicher voraus durch die verwinkelten Gänge. Minerva ließ Elphinstone nicht los, während sie dem Phönix hinterherliefen. Die Funkenspur Fawkes’ führte sie zu einer Treppe ins Obergeschoss. Ein weiterer Aufspürzauber zeigte Minerva in blassem Rot, dass sie sich von ihren Entführern entfernten – für den Moment.

Die rot-goldenen Schwanzfedern des Phönix’ verschwanden durch eine angelehnte Tür und einen Schildzauber auf den Lippen folgte Minerva ihm, Elphinstone hintendrein. Abgesehen von Staub, der im Mondlicht tanzte, erwartete sie nur ihre Porträtführerin. Von einem gewaltigen Landschaftsgemälde, das keine Bewohner – außer einen Schwarm Zugvögel und ein paar scheue Rehe – sein Eigen nannte, winkte die Frau. Ihre Arme vor der schimmelfleckigen Brust verschränkt, sah sie zu ihnen hinab.

»Verzeiht, dass ich mich nicht deutlicher ausgedrückt habe – es führt kein einfacher Weg aus diesem Haus hinaus. Ihr seid hier gefangen, ebenso wie ich. Alles, von den Fenster zu den Türen, ist mit Bannzaubern oder Flüchen geschützt. Wenn die meisten nicht fort wären, hätten sie euch längst erwischt.« Die junge Lestrange ließ die Seiten ihres kleinen Büchleins immer wieder durch ihre Fingerspitzen gleiten. »Der einzige Weg hinaus sind die Kamine. Wie jener im Labor. Ich werde euch helfen, also solltet ihr mir zu eurem Wohlbefinden vertrauen. Es ist schließlich nicht zu viel verlangt, dass ihr euch nicht alleine aus dem Staub macht, sondern die zwei unschuldigen Kinder mitnehmt?«

Entrüstet stemmte Minerva die Zauberstabhand in die Hüfte und holte tief Luft. Doch Elphinstone ließ ihr keine Gelegenheit, ihrem Unmut Platz zu verschaffen. Er strich über ihren Handrücken, ein kleines Kopfschütteln an sie gerichtet.

»Sicher, zu deren Rettung sind wir schließlich hier«, wandte er sich an die Porträtierte. »Also, was erwartet uns im Labor? Wir haben nur einen Zauberstab. Mit mehreren zaubernden Gegnern können wir es nicht aufnehmen. Wie sollen wir dort hinein- und lebendig hinauskommen?«

»Endlich die richtigen Fragen.«

Die Frau lächelte verhalten und blätterte wieder in ihrem Büchlein. Zu Minervas Überraschung drehte sie den Einband so herum, dass sie auf die Seiten sehen konnten. Nur, dass dort kein Text stand, sondern ein Grundriss auf eine Leerseite gezeichnet war. Mit dem Zeigefinger tippte die Porträtierte auf einen innenliegenden Raum.

»Hier liegt das Labor, in der dritten Etage. Wie ihr seht, gibt es zwei Zugänge. Einen durch die Tür im Hauptflur und einen, der nur über einen Geheimgang aus der Bibliothek erreicht werden kann. Davon wissen die Gören zwar – aber sie bewachen ihn nicht, weil sie davon keinem ihrer Untergebenen erzählt haben.«

»Den anderen schon? Wie viele Wachen?« Elphinstone war in seinem Element. Als wäre es eine Befragung vor dem Gamot und er dem entscheidenden Geständnis auf der Spur. »Und wie viele befinden sich jetzt gerade im Labor?«

»Meist lungert eine Person vor der Tür herum, während sie drinnen am ‚Arbeiten‘ sind. Und jetzt gerade sind nach Informationen der anderen Porträts nur das Paar und der blonde Junge im Labor. Einer schläft im Salon – oder zumindest tat er das, bevor euer Ausbruchsversuch einen Alarm ausgelöst hat.«

Bellatrix, Rodolphus und Rowle also. Eine wahrlich gefährliche Kombination, auch wenn Minerva nicht die Einzige mit Zauberstab wäre.

»Dann können wir sie in die Zange nehmen«, murmelte Elphinstone gedankenverloren. »Einer von uns überwältigt die Wache und lenkt die drei ab, dann kann die andere Person sie aus dem Geheimgang überraschen. Ja, so könnten wir eine echte Chance haben. Oder zumindest die größtmögliche Chance.«

Er klang rational, doch Minerva entging nicht, wie schwitzig seine Hand war. Wie sein Daumen unablässig Kreise auf ihrem Handrücken beschrieb. Wie er es vermied, sie anzusehen. Und sie hasste es, dass sie sich keine andere Möglichkeit vorstellen konnte. Das war keine gute Idee, sondern der schnellste Weg, auf einem Thestral gen Himmel zu reiten.

»Ich nehme die Tür. Ich habe den Zauberstab, ich kann sie beschäftigen. Aber du musst mir versprechen, dass du nicht auf mich warten wirst. Egal, was passiert. Du bringst dich und die Kinder umgehend in Sicherheit, verstanden?«

»Minerva –«

»Versprich es mir.«

»Min –«

»Versprich es!«

Elphinstone seufzte leise. »Tha mi a‘ gealltainn.«

»Gut.«

Die Porträtierte musterte sie interessiert, enthielt sich aber jeglichen Kommentars – wenn man einmal davon absah, dass sie den Rücken ihres Büchleins in die leere Handfläche schlug. »Die Zeit ist knapp. Ich kann euch nicht führen, es gibt keine Gemälde entlang des Weges. Aber ich kann eure Verfolger in die Irre führen, das sollte euch etwas Zeit verschaffen.«

Minerva beschied sich auf ein Nicken. Sie wollte es nur hinter sich bringen, bevor sie weiter darüber nachdenken konnte, wie schlecht dieser Plan war. Sofern es nicht doch eine Falle war. Nur mit halbem Ohr hörte sie zu, als die Lestrange-Ahnin Elphinstone beschrieb, wie er in den Geheimgang gelangte. Ihr eigener Weg war denkbar einfach einzuprägen und sie nickte offenbar an den richtigen Stellen der Erklärung ihrer Helferin, denn diese schenkte ihr ein Lächeln, das wohl aufmunternd sein sollte.

»Gut. Dann los. Ich hoffe, wir sehen uns nicht wieder.«

Die Hexe verschwand seitlich aus dem Bildrahmen und Minerva blieb in plötzlichem Schweigen mit Elphinstone zurück. Einen Moment lang standen sie in der drückenden Stille und wagten es kaum, zu atmen. Erst Fawkes’ Federrascheln erinnerte sie, wie eilig sie es hatten. Ohne die Hände voneinander zu lösen, verließen sie das kleine Teezimmer, liefen bis zur nächsten Treppe und schlichen sich in den dritten Stock. Jede Stufe nahmen sie langsamer als die vorige, doch schließlich erreichten sie den letzten Absatz – und den Punkt, an dem ihre Wege sich trennten.

Minerva wollte etwas sagen, wusste aber nicht, wie. Sie umklammerte den Zauberstab. Das fremde Holz schaffte es nicht, sie von dem Wirbel aus Angst, Aufregung und Sehnsucht zu befreien.

»Phin ... Halt.« Ihre Finger zwischen seinen versteiften sich und zwangen ihn dazu, stehenzubleiben. »Ich –«

»Sag nichts. Bitte.« Elphinstone schüttelte den gesenkten Kopf.

Mit einem Seufzen im Herzen zog Minerva an seiner Hand, damit sie nicht länger zwei Armlängen – die ihr in diesem Moment wie Welten vorkamen – trennten. Dieser Bewegung folgte er sofort. Durch ein Oberlicht fiel das Mondlicht direkt auf ihn und aus der Nähe erkannte sie, dass das Fluchschwarz in die Adern an seinem Hals gezogen war. Sein Hemdkragen verbarg das Meiste, aber so wie er den Kopf nun schief legte, gab es kein Vertun. Der Heiltrank hatte den Fluch nicht aufgehalten.

Die tintenschwarzen Spuren verschwanden unter Minervas Zauberstabhand, bis sie sich fast einreden konnte, dass es nichts zu sagen gab – schon gar keinen Abschied. Ihre und Elphinstones Lippen trafen in einem kurzen, festen Kuss aufeinander. Dann gab Minerva seine Hand frei, ohne in Worte zu fassen, was er sowieso wusste.

»Pass gut auf ihn auf«, murmelte sie an Fawkes gewandt und umgehend landete der Phönix wieder auf Elphinstones Schulter. Er blinzelte ihr aus schwarzen Knopfaugen zu. Sie strich über sein warmes Federkleid und wandte sich ab, bevor der Kloß in ihrem Hals in Tränen aufbrach.

Alleine, nur mit dem fremden Zauberstab in der Hand, tat sie die ersten Schritte ins Ungewisse. Elphinstone sagte nichts, aber sie spürte seinen Blick in ihrem Rücken brennen. Ein leiser Phönixschrei erinnerte ihn daran, dass er gehen musste und obwohl der schwere Teppich die Geräusche dämpfte, vernahm Minerva genau, wie er sich von ihr entfernte. Ihre linke Hand wurde kalt.

Sie hätte ihm nicht das Versprechen abringen sollen, sie zurückzulassen. Die Versicherung, dass er zu ihr zurückkehren würde, wäre viel beruhigender gewesen.

 

Vor der Flügeltür des Raumes, den Bellatrix zum Labor auserkoren hatte, wartete keine Wache auf Minerva. Nicht mehr – als sie in Animagusgestalt um die Ecke huschte, sah sie gerade noch zwei Umhangträger in Richtung des anderen Endes des Flurs verschwinden. Sie spitzte die Katzenohren.

»... ist besser, sie nicht zu stören. Weit können die Gefangenen nicht sein. Komm!«

Keiner der beiden Männer nahm mehr wahr, wie Minerva sich am Boden kauernd zurückverwandelte und den Zauberstab auf die Tür zu Bellatrix’ improvisiertem Labor richtete. Mit einem Abhörzauber lauschte sie auf das Geschehen dahinter. Vermutlich interferierten einige Zauberbanne, denn die Geräusche wurden immer wieder von Rauschen überlagert, als würde sie versuchen, einem Radiosender auf der falschen Frequenz zu hören. Doch Bellatrix’ markante Stimme schnitt selbst durch dieses Chaos.

»Ist mir egal, Rod! Sonst ... Dämonsfeuer ... muss mich konzentrieren!«

»... zu riskant, Bella, ... könnte unseren ganzen Fortschritt gefährden –«

Das Weinen eines Babys drang auch ohne Abhörzauber durch die Eichentüren und schnitt Rodolphus Lestrange das Wort ab.

»Stell es ruhig!«

Bellatrix klang längst nicht mehr so beherrscht wie bei ihrem Auftritt im Keller. Glas schepperte gegeneinander, gefolgt von weiteren, unklaren Geräuschen. Das Babygeschrei verstummte allerdings nicht. Die Chance konnte nur schlechter werden und Minerva ertrug es keine Sekunde länger, das Kind leiden zu wissen.

Ein gezielter Zauber schleuderte die Tür auf. Mit wehendem Umhang stürmte sie in den Raum, einen roten Lichtblitz vor sich herjagend. Bevor irgendwer begriffen hatte, was geschah, fiel Rodolphus einem gefällten Baum gleich zu Boden. Vom Gewicht seines Körpers begraben, splitterte eine Phiole und wie das Echo des berstenden Glases erklangen drei überraschte Schreie. Rowle, Bellatrix – und Jonathan Alditch.

Der Junge saß mit dem Baby der Winters im Arm auf einer Art Pritsche in der Mitte des Raumes. Aus tief in den Höhlen liegenden Augen starrte er Minerva an. Er war ausgemergelt im Vergleich zu ihrer Erinnerung; sein dreckiger Pullover schlackerte um die bebenden Schultern. Für einen Moment raubte der Anblick Minervas Atem. Dann versengte ein Fluch ihre freischwebenden Haarspitzen und der Geruch brachte ihre Aufmerksamkeit zurück zu Bellatrix.

In der Ecke, halb verborgen hinter einer Konstruktion aus Phiolen und Schläuchen, stand sie, den Zauberstab auf Minerva gerichtet. »Begeh jetzt keinen Fehler«, kam es in einem Zischeln von ihr. Langsam umrundete sie den Tisch mit ihrem Experiment und näherte sich den beiden Kindern. Von dem geschockten Rodolphus breitete sich eine goldgelb glänzende Pfütze aus, die sie immer wieder aus dem Augenwinkel anstarrte.

Jonathan schien zur Statue erstarrt, den Blick ebenfalls auf die Flüssigkeit gerichtet, die ihn von seiner Entführerin trennte. Nicht einmal das Baby weinte länger, sondern sah aus großen Augen umher.

Anstatt auf Bellatrix zu zielen, richtete Minerva den Zauberstab auf die Kinder und schloss sie mit einem geschrienen »Protego totalum« unter einem Schildzauber ein. Der verschüttete Trank berührte zischend die Außenseite des kreisrunden Schutzbannes, durchdrang ihn jedoch nicht. Von dem ursprünglichen Weg abgelenkt, kroch das Zeug geradewegs auf Bellatrix zu. Diese bleckte die Zähne, aber Minerva übersah nicht, dass ihr Zauberstab fort von ihr, gen Boden, zuckte. Im gleichen Atemzug zog Bellatrix ihren verfluchten Dolch hervor. Sie wog ihn in der Hand, abwechselnd mit der Spitze auf Minerva und die Kinder weisend.

»So dankst du mir also meine Nachsicht mit dir?« Bellatrix’ Zungenspitze fuhr über ihre perfekt weißen Zähne. »Dir liegt wohl nicht genug an deinem Leben, McGonagall. Für den Lerneffekt wird jemand anderes für deine Dreistigkeit bezahlen müssen, finde ich. Du als Professorin verstehst sicherlich –«

»Bella, es ist gleich so weit.« Unvermittelt durchbrach Rowle Bellatrix’ selbstgefälligen Sermon in aller Nüchternheit. »Die Tentaculasamen ...«

Der Junge stand verborgen in derselben Ecke voller seltsamer Gerätschaften wie Bellatrix zuvor, beide Hände an einem Kessel, in dem es heftig kochte. Ohne seine Einmischung hätte Minerva ihn nicht beachtet.

Dicke, fast schon schlammig anmutende Blasen platzten an der Oberfläche des Suds, den er mit langsamen Rührbewegungen kontrollierte. Der Dampf stieg in verschlungenen Spiralen auf und lieferte damit einen Hinweis auf die Komplexität des Trankes. Rowle löste weder Blick noch Zauberstab von seinem Werk.

Es sah nicht aus, als würde er Bellatrix zur Hilfe eilen wollen – oder können. Das war Minervas Chance! Sie packte ihren entliehenen Stab und konzentrierte sich alleine auf dessen bröckelnden Widerstand.

Den Ernst ihrer Lage erkannte Bellatrix ebenso. Im gleichen Augenblick, da Minerva den Kamin entzündete, erweckte sie Rodolphus mit einem Zauber wieder. Doch sie beide hatten die Rechnung ohne den Wandbehang hinter den Tischen gemacht, der urplötzlich zur Seite schwang – und Rabastan enthüllte. Der nicht alleine war.

Fawkes war ein goldener Blitz, der Rabastans Kopf umschwirrte und pausenlos mit Schnabel und Krallen nach ihm hackte. Rodolphus’ Bruder fluchte, während er den Zauberstab mal hierhin, mal dorthin schwang, aber nie traf. Funken stoben in sämtliche Richtungen, doch der Phönix war wendig wie ein Wiesel. Nicht einen Moment ließ er von seinen Attacken ab.

Minervas nächster Stupor blieb ihr im Halse stecken, sobald sie sah, auf wen Rabastan wirklich zielte. Elphinstone, der hinter ihm aus dem Geheimgang kam, schwang das Schwert Gryffindors auf die Beine des jüngsten Entführers gerichtet und dieser stolperte weiter in den Raum, bis er gegen einen der zahlreichen Tische voller Zaubertrankzutaten stieß.

»Merlin, schaff mir jemand das Vieh vom Hals!«, brüllte Rabastan. »Und den Kerl gleich mit!«

Einer seiner wahllosen Flüche wurde von der Schneide des Schwertes abgelenkt und schoss unter den Tischen durch auf Rowle zu. Der heulte vor Schmerz auf, als sein Hosenbein von violetten Flammen umschlungen wurde. Trotzdem ließ er nicht von dem dampfenden Kessel ab.

»Pass doch auf!«

Mehrere Zauber schossen kreuz und quer durch den Raum – zu Fawkes, zu Elphinstone, zu Minerva. Nur ein hastiger Protego verhinderte, dass der nächste Querschläger Minerva traf. Einem Gummiball gleich jagte der Fluch durch den Raum, bis er funkensprühend in die Decke einschlug. Es knackte, Risse durchzogen den Putz.

Minerva nutzte das Chaos, um das Feuer unter Rowles Trank zu verstärken. Und Bellatrix ... ihr Schockzauber traf Rabastan. Stocksteif sackte er geradewegs in die Arme seines Bruders, während seine Angreiferin den Dolch gegen Elphinstone richtete. Ihr Blick galt allerdings Fawkes, genauso wir ihr Zauberstab, aus dem ein grüner Blitz in seine Richtung schoss. Umgehend jagte der Phönix im Zickzack zur Decke hinauf, eine Funkenspur hinter sich herziehend.

Alles geschah binnen weniger Herzschläge. Minervas Zauber, der Flohpulver in den Kamin schweben ließ. Rowles hastige Flucht vor dem vulkanartig hochschießenden Zaubertrank. Bellatrix’ Dolchhieb. Elphinstones Schrei, dass Minerva verschwinden solle. Rodolphus’ Todesfluch, der Fawkes um ein Haar verfehlte. Fawkes’ todesmutiger Sturzflug in Minervas Schutzkreis. Jonathan und das Baby, die von seinen Flügeln umhüllt wurden. Die gewaltige Stichflamme, in der alle drei verschwanden. Goldene Funken, die durch die zurückgelassene Dunkelheit regneten. Das Zischen, als Phönixfeuer und verschüttete Flüssigkeit aufeinandertrafen.

»Nein!«

Der entsetzte – und wütende – Schrei Bellatrix’ traf Minerva bis ins Mark. Die Stichflamme brannte vor ihren Augen noch, die samtene Dunkelheit des Labors schien allumfassend schwarz und dennoch grell. Sie erkannte kaum etwas, hörte bloß Elphinstone wieder aufschreien. Keine Worte, nur Schmerzen. Sie zwang sich, die Augen offen zu halten, bis sie ihn sah, in Bellatrix’ Griff, das Schwert Gryffindors fort. Ihre Hand zitterte derart, dass ihr Fluch seine Peinigerin verfehlte. Trotzdem ließ Bellatrix Elphinstone los. Er fiel dumpf zu Boden und für einen Moment starrte Minerva bloß zu ihm – und er aus bleichem Gesicht zu ihr. Erst das Zischen eines Todesfluches, der ihr gewidmet war, schreckte sie auf. Mit einem Sprung zur Seite entging sie ihm, ehe sie ebenfalls fiel.

Hitze jagte über sie hinweg, der Zauberstab entglitt ihrem Griff. Schwer atmend schaute Minerva zu, wie er davonrollte. Ihr Gesicht glühte. Für einen Augenblick glaubte sie, dass die Spätfolgen des Cruciatus sie nun überwältigten. Dann sah sie die Flammen – die realen Flammen –, die mitten im Raum emporloderten. Rodolphus’ verschütteter Trank brannte lichterloh.

»Vergiss es Bella, das Feuer ist außer Kontrolle!«, vernahm sie Rodolphus’ Schrei. »Phönixflammen sind unberechenbar, die versauen alles. Weg hier!«

Bellatrix fauchte wie ein verwundetes Tier. Vor dem orangenen Hintergrund erkannte Minerva, wie Rowle zuerst in ihr Flohfeuer sprang, dicht gefolgt von Rodolphus mit dem geschockten Rabastan auf den Schultern. Hintendrein kam Bellatrix. Der Flammenschein hüpfte über die Klinge ihres Dolches, von der Blut tropfte. Sie stand bereits mit einem Bein im Kamin, als sie den Zauberstab noch einmal in den Raum richtete. Auf einen Tisch mit weiteren Phiolen goldenen Inhalts.

»Confringo!«

Glas splitterte, Bellatrix verschwand – und dann kam die Explosion.

Während die Welt um Minerva im Funkenregen niederging, war es ihr längst ergebenes Herz, das eine Entscheidung traf. Sie warf sich vorwärts, auf Elphinstone zu. Feuer verschlang die Luft, Stein und Holz barsten, sengende Hitze verbrannte sie, Trümmer fielen herab. Doch Minerva hatte lediglich Augen für Elphinstone, der eine Hand nach ihr ausstreckte.

Ein gewaltiger Windstoß raste durch den Raum; grelles Licht ertränkte den Flammenschein. Unter einem Schrei brach die Druckwelle aus Minerva hervor. Aber sie nahm kaum wahr, dass sämtliche Flammen in ihrem Umkreis niedergedrückt wurden. Leuchtwogen brandeten über ihr in die Höhe und bildeten eine Kuppel gleißenden Blaus. Feuerzungen leckten rundrum daran empor, wohingegen von oben Teile des Daches die Barriere bedrängten. Der puren Magie entfuhr ein schrilles Wehklagen.

Minerva ignorierte alles davon. Sie stürzte einige Armlängen vor Elphinstone zu Boden. Doch ihr Herz sang, denn er regte sich noch. Seine Lippen formten Worte!

Weitere Trümmer begruben den Schutzkreis – und Elphinstones Ruf – unter sich. Staub rieselte durch den ächzenden Magieschild, gefolgt von dem ersten geschwärzten Holzbalken. Damit war der Weg gebrochen. Ein Trümmerstück nach dem anderen schlug zwischen Minerva und Elphinstone ein. Sie konnte ihn nicht länger sehen. Die Arme um den Kopf geschlungen, kauerte Minerva sich zusammen, während die Magie um sie herum flackerte und das Dach endgültig nachgab. Bitte schütz wenigstens Phin, flehte sie innerlich, dann verschwand die Kuppel über ihr.

 

Schmerz. Das war das Erste – und Einzige – das Minerva wahrnahm, als es nicht länger knirschte und krachte. Das Haus der Lestranges hatte sie unter sich begraben. Von allen Seiten drückten die Trümmer auf sie, raubten ihr den Atem, hielten sie gefangen. Sie wollte rufen, doch sie brachte nur ein Husten hervor. Blutige Sprenkel trafen auf den Staub vor ihr.

Elphinstone! Sie musste ihn finden, sie mussten hier fort ... Hitze und Asche brannten in ihren Augen. Ebenso wie ihr ganzer Körper in Flammen zu stehen schien; von innen, von außen. Die Dielen unter ihr ächzten verdächtig. Neue Furcht flutete ihre Glieder wie Eiswasser. Sie mussten sofort weg.

Animagus! Sie konnte sich verwandeln. Das hatte sie heute schon einmal geschafft. Trotz der Schmerzen schloss sie die Augen und versuchte, zu vergessen, wo sie war; was sie fühlte. Einfacher gedacht denn getan. Die Pein stand der des Cruciatus’ in nichts nach. Minervas Glieder verformten und bogen sich, wie von Riesenhänden gezogen. Der Verwandlungsprozess, der vor Jahren zu ihrer zweiten Natur geworden war, streckte sich unendlich langsam und schmerzhaft, als wolle ihr Körper sie genau daran erinnern, wie unnatürlich ihre Gliedmaßen sich zu denen einer getigerten Katze krümmten.

Die Verwandlung im Keller hatte geschmerzt, doch diese trieb ihr die Tränen in die Augen, bis sie sich ein schmerzerfülltes Keuchen nicht länger verkneifen konnte. Etwas stimmte nicht und nur die Angst ließ sie weitermachen. Sie musste zu Elphinstone. Bevor es zu spät war.

Endlich, nach gefühlten Stunden, veränderte sich ihre Sicht. Ab da ging es schnell – ihre Glieder schrumpften auf einen Bruchteil ihrer vorigen Größe und zumindest ein Teil des Drucks auf ihr schwand. Mit zitternden Schnurrhaaren fand Minerva eine Lücke, durch die sie ihren Katzenkörper quetschen konnte.

Schwelende Glut und scharfer Gestank empfingen sie, sobald sie den Kopf an die Luft streckte. Ein weiteres Mal war sie dankbar für ihre Animagusform. Ihre Pfoten fanden zuverlässigen Halt auf den Trümmern. Hitze bohrte sich wie hunderte Glasscherben in ihre Fußballen, aber das war das geringste Übel. Witternd nahm sie die Spur von Gartengrün unter dem Brandgeruch auf und folgte ihrer Nase.

Sie fand ihn halb begraben von Holzbalken, das blonde Haar und einst weiße Hemd die einzigen hellen Flecken vor den rußgeschwärzten Haustrümmern. Ein winziges Lächeln strich über Elphinstones Gesicht, sobald er sie erkannte. Ohne zweiten Gedanken verwandelte Minerva sich zurück.

»Phin!« Ihre Stimme überschlug sich. »Oh Phin!«

»Min ... Nimm meine Hand. Ich bringe uns in Sicherheit.«

Er streckte die Finger nach ihr aus und die Erleichterung verschaffte Minerva zusätzliche Kräfte. Sie schob sich zu ihm vor, schmerzenden Zentimeter für Zentimeter. Wie eine Ertrinkende in stürmischer See umklammerte sie seine Hand. Die altbekannte Enge des Apparierens drängte in ihr hoch. In einem übelkeiterregenden Schluckauf entriss es sie der Häuserruine.

In Sicherheit.



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