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Nanamin

von

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„Oji-san“, hörte ich eine Kinderstimme rufen, als ich allmählich zu Bewusstsein kam. „Hier liegt jemand!“
 

„Wirklich?“, antwortete eine ruhige Männerstimme überrascht. Scheinbar regnete es. Leises rauschen drang an mein Ohr. Ich blickte durch ein Auge trüb nach –vermutlich- oben und war der Meinung die Decke eines Klettergerüsts zu erkennen, allmählich klarer werdend versuchte ich mich umzusehen, doch irgendwie war mein Blickfeld eingeschränkt, kein Muskel meines Körpers wollte reagieren. Es prasselten so viele Einflüsse auf mich ein, dass ich nicht einmal die heftigen Schmerzen in meinem Körper wahrnahm.
 

„Oh.“, hörte ich erneut die Männerstimme von zuvor. „Nanako, geh doch bitte zu deiner Schwester. Ich kümmere mich um das Mädchen und bin gleich bei euch.“, erklärte er mit einer gewissen Wärme in der Stimme. Es schob sich ein Mann mit langem, schwarzem Haar in mein unscharfes Blickfeld, welches allmählich immer etwas konkreter wurde.
 

„Die Akademie also.“, sprach er lediglich und hatte irgendwo zwischen diesen beiden Aussagen jegliche Wärme in seiner Stimme verloren. Die Akademie. Ich musste zurück zur Akademie!
 

„No-…-a… Suzu-…“, wollte ich rufen, doch hauchte es lediglich. Mein gesamter Körper sträubte sich mir zu gehorchen. Mit einem Mal überkam mich ein unglaublicher Schmerz. Mein gesamter Körper bäumte sich in seiner geringen Kraft auf und ließ Schmerzensschreie heraus. Der Mann musste geahnt haben, was kommt und hatte schnell reagiert, indem er mir irgendwie die Hand über den Mund legte und den Schrei dämpfte. Ich verlor wieder das Bewusstsein. Ich, Sanae Kechi, hatte zu diesem Zeitpunkt vorerst das letzte Mal die Möglichkeit aktiv die Handlungen meines eigenen Körpers zu beeinflussen.
 

Sie übernahm an dieser Stelle. Sakushi entschied sich nun einfach an meiner Stelle als Hauptakteur in meinem Körper zu leben. Sie schloss sich dem Mann an, der gemeinsam mit seinen Ziehkindern meinen Körper gefunden hatte. Er stellte sich ihr als Suguru Geto vor, ein Fluchnutzer, der ebenfalls Jujuzist war, sich allerdings von der Akademie abgewandt hatte. Die Mädchen, die er wie seine Töchter bei sich hatte, hießen Nanako und Mimiko. Entgegen der Natur, die ich von Sakushi kannte, wurde sie bei den beiden unglaublich emotional und fast schon liebevoll. Als hätte sie nun endlich die für sie vorbestimmte Aufgabe gefunden, dass Mutter sein. Welch eine Ironie, denn mich, ihre eigentliche Tochter, hatte sie nicht einen Moment auch nur ansatzweise mit solch einer Liebe überschüttet. Mich hat sie sogar so sehr gehasst, dass sie mich verfluchte, als sie bei meiner Geburt starb. Mein Vater hatte versucht es so hinzudrehen, dass sie mich einfach nicht verlassen wollte, so sehr hätte sie mich geliebt, doch dann wäre sie als Fluch sicher keineswegs so problematisch geworden.
 

Sie legte ihr beziehungsweise mein Leben in seine Hände und half Geto beim Aufbau seiner Pseudo-Religion. Eines Tages dann, ich hatte mich in den tiefsten Tiefen ihrer Seele verloren, erreichte mich etwas, dass mich wachrüttelte und zurück in die Gegenwart holte. Ich war der Meinung Suzuki gesehen zu haben, doch Sakushi übernahm wieder und ließ mir nur bedingt Zeit mich zu vergewissern. Ich fuschte meinem Gegenstück einige Male an diesem Tag ins Handwerk. Es endete damit, dass sie mich tiefer in sich einschloss, damit soetwas kein zweites Mal geschehen würde. Das Einzige, was ich tun konnte, war es, meine Fluchkraft mit mir zu nehmen. Schon lange hatte sie mich nicht mehr so sehr verflucht, wie danach. Aber ich war mir sicher, ich hatte Suzuki gesehen! Es musste sie einfach gewesen sein! Sie musste einfach noch am Leben sein! Ich hoffte nur, dass ich ihr auch so irgendwie eine Art Hilfe sein konnte.
 


 

„Sakushi, was versuchst du da?“, trat der Schwarzhaarige an die Küchenzeile heran und blickte sie skeptisch an, während sie scheinbar ein Messer aus dem Messerblock auswählte.
 

„Sanae hat mir ihre Fluchkraft verwehrt. Bisher hat sie immer gehorcht, deswegen musste ich noch nie zu solch drastischen Maßnahmen greifen. Ihr ist die Unversehrtheit ihres Körpers wichtig!“, erklärte sie grinsend und schnitt sich mit dem größten Küchenmesser aus dem Block in den Arm. Das Fleisch wurde sichtbar zerteilt, klaffte auf und ließ jede Menge Blut frei. Sie tropfte die gesamte Spüle voll. Als sie zu einem zweiten Schnitt ansetzen wollte, intervenierte Geto und hielt ihre Hand fest. „Die Mädchen sind gleich zurück. Lass das für heute.“, wies er sie dieses Mal fast etwas unterkühlt an. Sein Ton ließ sie erschaudern, weshalb sie sich eilig dafür entschieden das Messer beiseite zu legen und ihr Blut wegzuspülen. Geto ging und kam bald darauf mit einem kleinen Verbandskasten wieder. “Wenn der Körper zu viel Blut verliert, stirbst du gemeinsam mit deiner Hülle. Du bist nicht stark genug, als das du als Fluchgegenstand zurückbleiben würdest.”, erklärte er und holte Verbände aus der Kiste und begann sie ihr um den Arm zu wickeln. “Versuch eine Methode, bei der du den Körper quälst, aber dich nicht umbringst. Wir brauchen dich noch, immerhin bist du die Einzige, die diesen Speer führen kann. Das heißt, du bist demnach auch die Einzige, die Nutzen aus dem Finger Sukunas ziehen kann, der vom Speer aufgenommen wurde.”, Geto blickte mit einer Art Lächeln zu ihr.
 

“... Vielleicht wäre Verbennen eine gute Idee! Es ist schmerzhaft und verursacht keine Blutungen!”, schlug Sakushi begeistert vor. Sie hatte scheinbar die ganze Zeit darüber nachgedacht, was sie sonst tun könnte.
 

“Dann nimmt dafür bitte kein offenes Feuer, sondern heißes Wasser.”, erwiderte er und knotete die Enden des Verbands zusammen, als er die Wunde versorgt und verbunden hatte. Für einen kurzen Moment herrschte zwischen den Beiden Totenstille. Sakushi erhob schmunzelnd ihre Hand an sein Gesicht und strich sanft mit ihrem Daumen über seine Wange. “Wäre ich euch doch bloß als Mensch begegnet. Ich wäre euch um Haut und Haar verfallen.”, säuselte sie und wollte nun auch ihre andere Hand an sein Gesicht heben, doch Geto hielt diese fest und löste auch die andere von sich.

“Ich hätte dich getötet.”

“Das wäre genau das gewesen, was ich wollte.”

Erneut blickten sie einander für einen Moment nur an.

“Aber zum Glück, könnt ihr mir in diesem Leben einen noch schöneren Wunsch erfüllen.”

Geto hielt ihre Hände vor sich. Er hörte die Wohnungstür klappen. Nanako und Mimiko mussten Heim gekommen sein. Sakushi zog ihn in seiner Geistesabwesenheit den einen Schritt, den sie auseinander standen, zu sich und streckte ihren Kopf nah an sein Ohr, damit er sie auch ja hören würde.

“Esst bitte meinen Fluch, wenn dieser Körper stirbt.”, sprach sie beinahe schon verführerisch, als würde sie mit diesen Worten einen Fetisch von ihm befriedigen wollen. Vielleicht versuchte sie ihn damit auch einfach nur zu überzeugen, immerhin verlangte sie von ihm, einen sicher nicht übermäßig schmackhaften Fluch zu essen.
 

“Oji-san! Onee-san! Wir sind zurück!”, rief Nanako und lugte zur Küche hinein, hinter sich ihre Schwester, und freute sich beide zu sehen.
 

“Willkommen daheim.”, erwiderten die beiden Erwachsenen wie aus einem Mund, die sich wieder voneinander gelöst hatten und nun die Küche aufräumten.
 

“... Wenn du mir von Nutzen bist.”, erklärte Geto, als er den geplünderten Verbandskasten geordnet hatte und wieder schloss, als hätte er den Augenblick gebraucht, um über ihre Bitte nachzudenken.
 

“Nichts Leichteres als das.”, erklärte sie mit einem fast schon fröhlichen Lächeln. Es wirkte auf Sakushis Gesicht irgendwie falsch und fehl am Platz. “Ich werde euch dienen, bis ihr mich nicht mehr missen wollt!”


Nachwort zu diesem Kapitel:
Willkommen zurück,

dieses Mal falle ich etwas aus meinem Update Rhytmus, allerdings dachte ich mir bei der Kürze des Kapitels einfach, 'ach dann lade ich für nächsten Monat das Kapitel einfach ein bisschen Später hoch, dann gibt's einfach mal ein bisschen mehr' hehe

Dieses Mal nicht mit Suzuki und Nanami, sondern mit Sanae, Sakushi und *tada* Geto.


Wie unter den bisherigen Kapiteln würde ich mich auch bei diesem riesig über Kommentare und konstruktive Kritik freuen!
Vielen Dank fürs Lesen. Wir lesen uns beim nächsten Kapitel! Komplett anzeigen

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Kommentare zu diesem Kapitel (1)

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Von:  Dansi
2022-01-18T18:20:05+00:00 18.01.2022 19:20
Huhu!

Erst mal hoffe ich, dass du einen wundervollen Rutsch ins Neue Jahr hattest und bei dir alles gut ist :3

Zum Anderen: Yay, ein neues Kapitel!! X3

Und wie dieses Kapitel mir das Licht ins Dunkel bringt, ist so angenehm xD Ich hatte bisher ziemliche Schwierigkeiten, zu verstehen, wer noch mal Sanae und Sakushi waren und wie die beiden zueinander stehen (außer, dass sie Tochter und Mutter sind). Das hast du in diesem Kapitel wirklich sehr schön erklärt, aber auch wunderbar im Dunkel gelassen, ob die Mutter denn nun wirklich die Tochter absichtlich verflucht hat, oder die Worte des Vaters tatsächlich stimmten und die Mutter nur bei ihrer Tochter sein wollte.
Aktuell sieht es ja wirklich ganz so aus, als würde Sakushi ihre Tochter nur benutzen, aber vielleicht gibt es da ja noch bestimmte Gründe, warum genau sie so handelt, wie sie eben handelt.
Dass sie Geto verfallen ist, nun... wer kann es ihr verübeln? Er ist schon ein ziemlicher Hottie! (Achtung, möglicher Geto-Spoiler; ggf. den nächsten Satz überlesen xD: Wobei ich mich gerade frage, ob das alles hier noch spielt, bevor er von Satoru getötet wurde oder schon danach...!)

Aropos... ich finde es extrem nice, wie du die Spannung langsam aufbaust. Anfangs dachte ich nur so "Warte mal, warum liegt Suzuki denn auf einem Spielplatz? Was ist denn passiert?" und als dann die Auflösung kam, dass es gar nicht Suzuki war, aus dessen Sicht gerade berichtet wird, war ich sehr überrascht! Und dann bin ich auch noch gespannt, wie sich Geto in die Gesamtstory einfindet. Moahaha!

Ich fand das Kapitel auf jeden Fall toll, auch wenn Suzuki und Nanami mal nicht vorkamen x3 Dafür gibts ja dann wohl auch im nächsten Kapitel Entschädigung, wie ich das verstanden habe? Rawr! :D

Weiter so! *keks dalass*

Liebe Grüße
Antwort von:  Knightwalker
18.01.2022 23:02
Das selbe hoffe und wünsche ich auch!

Freut mich, dass das Kapitel seinen Zweck erfühlt und Sanae und Sakushi ein wenig aus dem Dunkeln holt!

Die Story befindet sich Zeittechnisch noch ein gutes Stück vor der Handlung. Ich hätte gesagt, dass mittlerweile etwa ein Jahr seit Suzukis Schulabschluss vergangen ist. Anfangs hatte ich unter dem Reiter 'Charaktere' zu den jeweiligen Kapiteln das Alter der Charaktere notiert, doch die letzten Kapitel waren so engschrittig, dass ich mittlerweile davon abgesehen habe. Vielleicht sollte ich mir überlegen Angaben zur groben zeitlichen Einordnung im Vorwort zu machen..

Ich bin echt froh, mich bei diesem Kapitel zum teil für die Ich-Perspektive entschieden zu haben, weil ich tatsächlich genau diesen Effekt wollte!

Was Geto angeht, bin ich mir noch unsicher, ob er, die Mädchen und Sakushi nochmal ein 'Slice of Life'-Kapitel bekommen, aber füher oder später wird auch er nochmal wichtig für die Story hehe

In den nächsten Kapiteln gibt es viel Nanazuki (oder lieber Suzunami hahaha), dass verspreche ich dir~

*für Keks bedank*


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