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Lass dein Herz darauf vertrauen

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Darauf will ich vertrauen (Niraikanai)

Ich weiß es nicht … ich weiß nicht, was ich tun soll …. Wieso, wieso musstest du derjenige sein …? Für einen anderen … irgendjemand anderen … würde ich dies wahrscheinlich nicht fühlen … aber du musstest auftauchen und … du sein. Wieso nur habe ich diese Gefühle für dich? Wieso?! Das ist grausam! Ist es das Unheil, das ich bringe? Kann ich anderen nichts als Unheil bringen? Ich werde dir Unheil bringen! Ich soll dich töten … wie soll ich dich töten?? Ich kann das nicht … ich kann das nicht! Ich … ich will es nicht. Bitte, hilf mir … hilf mir, auch wenn du mich für eine lächerliche, schwache Gestalt hältst. Hilf mir. Ich bin erbärmlich … und trotzdem hörst du mir immer noch zu. Wieso bist du so? Wieso kümmert es dich, was mit mir ist? Wenn wir hier bleiben, dann … dann muss ich dich nicht töten. Dann … dann könnten wir zusammen sein. Aber ich kann nicht hier bleiben. Mein Wunsch muss in Erfüllung gehen. Ich habe kein Recht, mit dir zusammen zu sein und dabei dieses Glück zu empfinden. Ich kann dich nicht töten. Aber ich muss. Bitte, hilf mir!“

 

Es war seltsam, dass er jetzt von seinen verzweifelten Worten träumte, die er damals in Yama zu Kurogane gesagt hatte. Er hatte ihm dies alles nur sagen können, weil er damals die Gewissheit hatte, dass der Andere kein Wort von dem hatte verstehen können, was er da in seiner Verzweiflung von sich gegeben hatte. Ob Kurogane ihn auch in den Arm genommen hätte, wenn er gewusst hätte, was er da gesagt hatte?

Ja. Vermutlich. Denn so war er, der sture Dickschädel.

Aber warum kramte sein Unterbewusstsein dieses Ereignis jetzt wieder aus?

Ah, ja, Kuro-tan hatte ihn mal wieder wütend angeschrien. Das musste der Grund sein. Nur weil er diese relativ kleine Verletzung davon getragen hatte. Allerdings war mit dem Ninja nie gut Kirschen essen, wenn Fye sich in Gefahr befand. Er wollte ja gar nicht, dass der Andere deswegen ausrastete oder sich Sorgen machte, das war wirklich nie seine Absicht (zumindest in solch ernsten Situationen … was alle anderen, weniger ernsten Situationen anging … nun ja, da war es voll und ganz beabsichtigt, ihn auf die Palme zu bringen).

Doch irgendwie war es schon süß wie Kurogane sich um ihn sorgte. Jedes Mal versetzte es sein Herz in wilde Unruhe, während ihn gleichzeitig ein Gefühl von Wärme erfüllte.

Nein, er wollte nicht, dass Kurogane sich seinetwegen aufregte und sorgte. Aber es war ein unbeschreiblich schönes Gefühl, dass er dies tat. Dass dort jemand (nicht irgendjemand, sondern jemand, der ihn wirklich liebte) war, dem es wichtig war, dass es ihm gut ging – das war immer noch beinahe unbegreiflich.

Und Fye war sich mehr als bewusst, dass er selbst schuld daran war, dass der Ninja seinetwegen grundsätzlich so alarmiert war. Er hatte ihm immer und immer und immer wieder Gründe gegeben, sich Sorgen um ihn zu machen. Er war ein Problemfall und Kurogane ein Problemlöser. Passender hätte es kaum sein können. Vielleicht hatte das Schicksal es einmal gut mit ihm gemeint.

Nein. Das konnte er nicht dem Schicksal zuschreiben. Es war Kurogane zu verdanken, dass alles so gekommen war. Der Sturkopf scherte sich nicht um so etwas wie Schicksal. Er war das Gegenteil von ihm selbst, der sich seinem Schicksal hatte ergeben wollen. Dass sie wie Tag und Nacht waren, war Fye in der Sekunde klar geworden, in der sie im Laden das erste Mal aufeinandergetroffen waren. Nach und nach wurde ihm allerdings deutlich wie ihre Rollen verteilt waren. Obwohl Kurogane diese finstere Art und diese dunkle Kleidung hatte, war er der Tag, der das Leben hervorbrachte und Fye, mit seiner hellen Haut, den leuchtenden Haaren und den schneeweißen Kleidern, war die Nacht, die alles Licht zu verschlingen gedroht hatte.

Doch dann hatte der Tag begonnen, die Nacht zu erhellen.

Fye konnte sich nicht mehr daran erinnern, wann ihm das erste Mal bewusst geworden war, dass er sich in den Griesgram verliebt hatte, aber ihm war das Gefühl in Erinnerung geblieben, das er gehabt hatte, als er es bemerkt hatte. Eine Mischung aus bodenlos tiefer Erschütterung und himmelhoher Glückseligkeit. Es hatte ihn fast zerrissen. Noch mehr, als es sich abzeichnete, dass Kurogane seine Gefühle tatsächlich zu erwidern schien.

Doch den Ninja hatte es nie zerrissen. Die ganze Sache war typisch für ihn. Wenn er sich etwas in den Kopf gesetzt hatte, zog er es auch durch. Egal, was die Umstände oder andere dazu zu sagen hatten. Es war mehr als überraschend für Fye gewesen, dass Kurogane offenbar kein Problem mit der Tatsache hatte, dass sie beide Männer waren. In beiden Ländern, in denen Fye gelebt hatte, waren solche Männer verachtet gewesen; „unheilvolle Verbindungen“ hatte man es dort genannt. Und so hatte es ihn herzlich wenig gewundert, dass er, der Unheil bringende Zwilling, sich natürlich in einen Mann verliebt hatte. Selbst wenn er nicht mit dem Auftrag auf die Reise geschickt worden wäre, den Ninja umzubringen, er war seit dem ersten Erwachen ihrer gegenseitigen Gefühle der festen Überzeugung gewesen, dem Anderen so oder so Unheil zu bringen.

Fye hatte immer mal wieder darüber nachgedacht, Kurogane danach zu fragen, wie man denn in Nihon über ihre Beziehung denken würde, aber er ließ es jedes Mal sein. Zum einen weil er ihn nicht erzürnen wollte (da er sich mal wieder zu viele Gedanken um etwas machte – und Kuro-sama hasste es, wenn er dies tat), zum anderen weil er ahnte, dass Kurogane eh jeden, der etwas gegen sie sagte, in den Boden stampfen würde.

Manchmal überkam Fye die Angst, dass ihm dieses Glück, das er nun empfinden durfte, wieder entrissen werden könnte. Doch immer, wenn ihn diese Ängste überkamen, bemerkte Kurogane dies, ohne dass er ein Wort darüber verlieren musste.

Beruhige dich, ich bin da.“

Mehr musste er nie sagen. Mehr brauchte es nicht, um sein verängstigtes Herz wieder zu besänftigen. Und Fye verstand bis heute nicht, warum er für den Anderen ein so offenes Buch war. Warum er nichts vor ihm verbergen konnte. Selbst damals in Yama, als sie eigentlich noch nicht so viel Zeit zusammen verbracht hatten und Fye von der erzwungenen Stille und anfänglichen Einsamkeit um ihn herum an seine Kindheit in dem eisigen, leblosen Tal erinnert worden war und dies ihn so sehr mitgenommen hatte. Obwohl er sich wirklich Mühe gegeben hatte, sich nichts anmerken zu lassen, hatte der Ninja es bemerkt und sich umgehend darum gekümmert. So wie Kurogane sich um alles gekümmert hatte. Egal, was für einen Mist er selbst gebaut hatte. Egal, wie schlimm es wurde, Kurogane war da gewesen, hatte ihn verteidigt, ihm sein Blut gegeben, ihn davon abgehalten, sich selbst zu richten, getan, was er nicht hatte tun können, seinen Arm für sein Leben gegeben und ihn gerettet, gerettet, gerettet.

Selbst als er versucht hatte, wieder Distanz zwischen sie zu bringen, hatte Kurogane sich nicht von ihm abgewandt. Selbst als er immer mehr Selbsthass und Ekel für sich empfunden hatte, hatte Kurogane nicht aufgehört, an ihn und ihre Liebe zu glauben. Fye verstand es nicht, womit er so viel Liebe verdient hatte, doch er war froh, sie zu erhalten und selbst geben zu können. Selbst nach all der Zeit, die sie seit ihrer Weiterreise zusammen verbracht hatten, lebte das Wunder ihrer Liebe weiter fort.

Langsam, sehr langsam begann Fye, die aktuelle Umgebung um ihn herum wieder wahrzunehmen. Ihm war klar, dass er geträumt hatte, weil er nicht bei Bewusstsein war und er hoffte inständig, dass das alles war und es kein 'auf der Schwelle des Todes'-Traum gewesen war.

Ah, ja, rief er sich ins Gedächtnis, das Wasser, das aus dem Nichts gekommen war, hatte sie fortgespült. Das Letzte, woran er sich erinnern konnte, war dass Kurogane ihn gegriffen hatte und ihn trotz der Wassermassen und der starken Strömung festgehalten hatte. Er spürte seinen Arm immer noch um sich. Das war ein gutes Zeichen. Ein viel besseres war das ihm so sehr vertraute und von ihm vergötterte Geräusch von Kuroganes Herzen, wie es gleichmäßig schlug und ihm signalisierte, dass alles gut war.

Meeresrauschen drang an sein Ohr.

Mit Mühe öffnete Fye seine Augen und konnte nicht anders als erleichtert zu lächeln. In Kuroganes anderem Arm lag Shaolan und auch wenn der Junge verletzt und ohnmächtig war, er lebte und es gab nichts Wichtigeres als das.

„Fye ist wach! Fye ist wach!“ Und Mokona ging es anscheinend auch gut. Sie hüpfte aufgeregt auf Kuroganes Bauch auf und ab.

„Hrrrrgh! Hör auf mit dem Gehopse!!“

Ein erleichterter Seufzer entwich Fyes Lippen. Seine Familie war lädiert, aber am Leben.

 

Als Fye das nächste Mal erwachte, war es auf seinem Bett in dem kleinen Haus, das sie auf Niraikanai bezogen hatten. Kurz nachdem sie am Strand zu sich gekommen waren, waren Sakon und Ukon zu ihnen geeilt und hatten in Windeseile damit begonnen, ihre Wunden zu verarzten.

„Zuerst der Junge!“, hatten er und Kurogane gleichzeitig ihnen zugerufen. Und während Sakon sich Fyes Verletzungen gewidmet hatte, hatte Kurogane ihn keine Sekunde lang aus den Augen gelassen. Das Gesicht, das der Ninja gemacht hatte, als Sakon sich angeschickt hatte, den Magier in ihr Haus tragen zu wollen, war ein Bild für die Götter gewesen.

„Ich mach das“, hatte er den Helfer grimmig angefahren.

„Kuro-rin, du bist selbst verletzt, du solltest-“

„Willst du etwa lieber von diesem Kerl da getragen werden??“

Hastig hatte Fye den Kopf geschüttelt und seine Lippen zusammengepresst. Es wäre so schön und so einfach gewesen, Kurogane wegen seiner augenscheinlichen Eifersucht aufzuziehen, aber es war ganz bestimmt klüger gewesen, die Klappe zu halten. Eifersucht war nun ja wahrlich keine Tugend, aber Fye genoss es, dass der Andere so reagiert hatte. Und irgendwann kam mit Sicherheit die Zeit, ihn deswegen aufzuziehen.

Vorsichtig machte Fye Anstalten, sich aufzurichten. Er hatte bereits gesehen, dass Shaolan im Bett neben ihm schlief und wollte sich nun vom Zustand des Jungen überzeugen. Wie es schien, war er selbst wohl recht glimpflich davon gekommen. Seine Arme taten momentan am schlimmsten weh und auch sein Kopf hatte wohl etwas abbekommen und so wunderte es ihn wenig, dass sein Aufstehen mit etwas Ächzen verbunden war.

„Was glaubst du, was du da machst?“

Der Blondschopf saß jetzt in seinem Bett und schaute direkt zu der Quelle der vorwurfsvollen Frage. Der Anblick zauberte ein unwillkürliches Lächeln auf sein Gesicht.

Es war so typisch. So unglaublich und fabelhaft typisch für ihn.

Kurogane saß, den eigenen Verletzungen zum Trotz, auf der Veranda, von wo aus er die Betten und natürlich die darin ruhenden Personen im Blick behalten konnte. Und er war nicht glücklich darüber, dass Fye aufstehen wollte. Der Magier setzte sich langsam an den Rand seines Bettes, um von dort Shaolans Verfassung zu begutachten. Mokona lag neben dem Jungen und kämpfte mit der eigenen Müdigkeit.

„Fye“, hauchte sie leise, als sie zu ihm hinaufblickte „geht es dir wieder besser?“

„Ja, sehr viel besser. Und dir, Mokona?“

„Mokona ist unverletzt. Auch wenn Mokona fast zerquetscht worden wäre.“

„Pah“, kam es von der Veranda.

„Was ist mit Shaolan?“

„Er ist noch nicht aufgewacht.“ Ihre Augen fielen, während sie sprach, immer wieder zu.

„Du musst dich auch ausruhen“, sagte Fye sanft.

„Nein, Mokona … bleibt wach … bis … Shaolan wieder ...“

„Wir passen auf ihn auf“, entgegnete der Magier mitleidsvoll. 'Tapfere, kleine Mokona', dachte er gerührt und ergänzte mit einem innerlichen Lachen: Jeder von ihnen war auf seine eigene Weise ein Sturkopf.

„Mokona … will auch … aufpass … zzzzzzzz.“

„Tsk. Toller Aufpasser.“ Fye erhaschte das flüchtige Grinsen auf Kuroganes Gesicht, als er dies sagte. Offenkundig hatte auch ihn die Standhaftigkeit ihrer kleinen Begleiterin gerührt.

Shaolans Wunden schienen alle bestmöglich versorgt zu sein und Fieber schien er auch nicht zu haben wie Fye erleichtert feststellte, als er eine Hand nach der Stirn des Jungen ausstreckte und dort die Temperatur fühlte. Dann musste er nur noch nach einem sehen, um wirklich beruhigt zu sein. Auf wackligen Beinen und unter dem wachsamen Blick des Ninjas bewegte der Magier sich schwankend zu dem Platz, an dem seine bessere Hälfte saß.

„Was wird das?“

„Ich muss mir doch ansehen, wie es meinem Ehemann geht“, erklärte Fye und ächzte erneut, als er sich vor ihm niederließ. Besagter Mann bedachte ihn mit einem Grummeln und dem dazugehörigen gereizten Blick, als er dies sagte, aber Fye wusste, dass dies nur Show war. Genau wie bei den Spitznamen. Dem Ninja gefiel es, so genannt zu werden, allerdings würde er dies nie offen zugeben. Es wäre auch seltsam, dachte der Blonde, wenn er sich plötzlich nicht mehr darüber aufregen würde. Für Außenstehende war dies nicht ersichtlich, aber für ihren kleinen Kreis war es deutlich, dass diese Routine eine Art Liebesbekundung war.

Spitznamen fallen lassen.

Aufregen.

Herzlich darüber lachen.

Schmollen.

Und das Ganze von vorn.

Das waren sie. Das war ihre Art, dem Anderen zu sagen, dass sie sich etwas bedeuteten.

Als Fye Abstand zu Kurogane hatte gewinnen wollen – nein, er hatte ihn verletzen wollen, um ihn von sich wegzudrängen - hatte er genau dies als Waffe gegen ihn eingesetzt und ihn nur noch bei seinem vollen Namen genannt. Fye hatte damals gespürt, wie sehr dies den Dunkelhaarigen getroffen hatte und war selbst erschrocken darüber, wie sehr er ihn damit hatte verwunden können. „So sehr liebst du mich?“, hatte der Magier sich damals immer und immer wieder und mit wachsender Verzweiflung gefragt. „Hör auf damit. Um deinetwillen, hör auf damit.“

Und jetzt nannte er ihn seinen Ehemann.

Was im Übrigen, genau wie die „Papa-Sache“, Mokonas Schuld (Verdienst?) war. Denn sie hatte damit angefangen und auch wenn Fye dies anfangs nur mitgemacht hatte, um Kurogane zu ärgern, war es ihm schnell bewusst geworden, dass er wirklich der Vater ihrer Gruppe war. Er hatte und würde sie immer alle mit seinem Leben beschützen und darauf achten, dass es ihnen gut ging. So wie jetzt. Auch Kuroganes neueste Marotte, ihm und Shaolan ständig so heftig die Haare zu wuscheln, war für den Ninja wohl eine Art, seine Liebe zu ihnen auszudrücken. Worte waren selten das Mittel seiner Wahl, obwohl Fye fasziniert davon war, wie treffend sein Geliebter Dinge mit wenigen Worten ausdrücken konnte. Und auch wenn er wie ein grober Klotz daher kam, wusste Fye um die Sanftheit, die dem Dunkelhaarigen innewohnte und die er für ihre kleine Familie exklusiv reserviert hatte.

Als Mokona ihm selbst damals die Rolle der Mutter zugewiesen hatte, hatte ihn dies wie alle Empfindungen, die er früher gehabt hatte, innerlich zerrissen. Ein Teil von ihm war mit Wärme durchflutet gewesen, bei der Vorstellung, er könnte für diese Kinder, für diese Familie ein liebender, fürsorglicher Elternteil sein. Doch, so hatte ihn der andere Teil aus diesen wohligen Gedanken gerissen, welche Mutter war darauf angesetzt, die Familie zu hintergehen und den Vater zu töten?

Nun konnten sie endlich die Familie sein, die Mokona damals im Scherz ins Leben gerufen hatte.

„Hey, was ist?“ Kuroganes alarmierte Frage holte ihn wieder in die Gegenwart zurück.

Den Kopf schüttelnd besah Fye sich den Anderen. Er schien nicht schwer verletzt zu sein. Aber … uh-oh, wütend.

„Woran hast du gerade gedacht?“ Das Grummeln ging bereits in Zorn über. Das war nicht gut. Kuro-rin sollte sich doch seinetwegen nicht so aufregen.

„Nur an etwas von früher.“

Oje, die Augen des Ninjas verengten sich bereits vor aufkommender Wut.

„Kuro-tan, du musst eins verstehen“, schickte Fye direkt hinterher. „Meine Vergangenheit ist nun mal ein Teil von mir, deswegen kommt sie manchmal an die Oberfläche. “

Das Grummeln ebbte zu einem unzufriedenen Brummeln ab. „Mir wäre es lieber, deine Vergangenheit würde unten bleiben.“

Der Blonde musste lächeln. Womit hatte er diesen Mann, der sich so sehr um ihn sorgte, nur verdient?

„Ein Teil von mir“, fuhr er fort, „wird immer in diesem kalten, eisigen Tal sein und sich nicht vorstellen können, dass mir jemals etwas Gutes widerfahren wird. Damit musst du leben, auch wenn es dir nicht gefällt. Das heißt aber nicht, dass ich in der Vergangenheit lebe. Ich bin hier bei euch. Ich bin hier bei dir.“ Um seiner Aussage Nachdruck zu verleihen, gab er dem Anderen einen Kuss. Und freute sich, wie dadurch der Zorn des Ninjas verrauchte.

„Es ist eigentlich ziemlich unfair“, ergänzte Fye leicht schmollend.

„Was?“

„Dass ich für dich immer ein offenes Buch bin und ich dich nicht so einfach lesen kann.“

Ein selbstgefälliges Grinsen legte sich auf Kuroganes Gesicht. „Tja, du hast ja genügend Zeit, das noch zu üben.“

„Um der Kinder willen hoffe ich aber, dass unsere Reise irgendwann zu Ende sein wird.“ Fye sah kurz zur schlafenden Gestalt Shaolans, dann zurück zu dem Mann vor ihm.

„Und?“ Kurogane zuckte mit den Schultern. „Dann übst du eben weiter, wenn wir in Nihon sind.“

Fyes Augen weiteten sich leicht, als er dies hörte. Es war bisher noch nie zur Sprache gekommen, aber er hatte gehofft, dass er diese Worte irgendwann hören würde.

„Wir müssten aber das Wollknäuel mitnehmen“, ergänzte der Ninja. „Du bist eine Katastrophe, was Fremdsprachen angeht.“

Der Magier starrte seinen Geliebten einen Moment lang schweigend an, ehe er seinen Mut zusammen nahm. „Und … es würde niemand in Nihon etwas gegen … uns sagen?“

Oje! Der „gleich-gibt-es-Hiebe-Blick“ schon wieder! Doch Kurogane blieb ansonsten ruhig.

„Mach dir nicht immer um alles irgendwelche Gedanken. Vertrau einfach darauf, dass alles gut wird.“

Fye spürte, wie sich bei diesen Worten dieses wohlige Gefühl wieder in ihm ausbreitete, sein Herz vollständig in Beschlag nahm und sich schließlich in einem Lächeln in seinem Gesicht offenbarte.

Wie sehr Kurogane ihn verändert hatte. Nein, wie sehr ihre Liebe alles verändert hatte.

„Ja. Darauf will ich vertrauen.“


Nachwort zu diesem Kapitel:
Und das war meine erste Geschichte zu Tsubasa Chronicle! Mir hat es Spaß gemacht und ich werde Fye und Kurogane immer lieben – und vielleicht irgendwann noch einmal zu ihnen zurückkehren. Ich bedanke mich fürs Lesen und hoffe, euch hat es auch gefallen.
Ich hatte im TC-Fandom kaum auf Kommentare zu hoffen gewagt, aber Lady_Ocean hat mir das Gegenteil bewiesen. Noch einmal vielen Dank dafür! ^^ Komplett anzeigen

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Kommentare zu diesem Kapitel (2)

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Von:  Lady_Ocean
2021-07-21T06:14:12+00:00 21.07.2021 08:14
Reichlich spät, aber jetzt hatte ich endlich Zeit, den Epilog zu lesen. Schöne Idee, den aus Fyes Perspektive zu schreiben. Er sinniert sehr viel über sich selbst, seine Entwicklung, und auch das Verhältnis zwischen ihm und Kurogane. Den Vergleich mit Tag und Nacht, den er dabei zieht, finde ich sehr schön. Wie die beiden außen und innen so grundverschieden und eigentlich genau umgekehrt sind. Das trifft es sehr gut.
Fye ist im Laufe der Zeit sehr mit sich ins Reine gekommen. Respekt, dass er seine Vergangenheit inzwischen als Teil seines Selbst zu akzeptieren gelernt hat, ohne sich aber davon versklaven zu lassen. Vielleicht werden die Erinnerungen an all die Qualen in Ceres im Laufe der Zeit verblassen. Verschwinden werden sie sicher nie, aber vielleicht weniger oft an die Oberfläche treten und mit weniger Angst verbunden sein. Kurogane muss solch eine Phase ja auch irgendwann mal durchgemacht haben. Der Mord an seiner Familie war ein ebenso traumatisches Erlebnis. Aber Kurogane ist von seiner ganzen Art her ja durch und durch ein Pragmatiker und hat seine Vergangenheit wahrscheinlich schon deutlich früher als Teil von sich akzeptiert, als Fye das gelungen war. Gut, die Ausgangsbedingungen waren für Kurogane auch deutlich besser. Er musste nicht in einer scheinbaren Ewigkeit in solch einem Turm verrotten. Er ist nicht von FWR ausgenutzt worden. Dass Tomoyo ihn da rausgeholt hat und ihm eine Umgebung zurückgegeben hat, in der er akzeptiert und gebraucht wurde, half seinem Verarbeitungsprozess sicher sehr.
Und klar reagiert Kurogane griesgrämig auf die Frage, ob man ihre Beziehung in Nihon akzeptieren würde. Und klar macht er Fye klar, dass er gar keine Gegenmeinung dulden würde. ^^ Jeder, der Kurogane kennt, weiß das. Und es war witzig, wie Fye im Prinzip selbst vorhergesagt hat, wie Kurogane in solch einer Situation reagieren wird.

Wie gesagt, die Geschichte ist wirklich eine schöne Ergänzung all der ungesagten, ungezeigten Dinge, die sich in TRC (und Nirai Kanai) abgespielt haben. Echt schön in die Geschichte integriert. Ich hoffe, dass noch mehr Leser hierauf aufmerksam geworden sind und Gefallen an diesem zusätzlichen Handlungsstrang gefunden haben. :)
Antwort von:  rokugatsu-go
22.07.2021 11:44
Ich danke dir vielmals für dein liebes und ausführliches Review! Das freut mich sehr, dass dir der Schluss gefallen hat. ^^
Deine Überlegungen zu Kurogane decken sich sehr mit meinen. Wie du es auch sagst, glaube ich, dass Kurogane sehr viel gefestigter ist, weil er sozusagen aufgefangen wurde und sich um ihn gekümmert wurde, während Fye viel zu lange auf sich allein gestellt war und da ewig gar keine Verarbeitung seiner Erlebnisse stattgefunden hat. Das muss er jetzt alles noch mit der Hilfe der anderen nachholen.

Ich bin froh, dass mein erster Versuch einer Tsubasa Chronicle Geschichte gut angekommen ist. Vielen Dank noch einmal, dass du meine Geschichte gefunden und gelesen und mir das in deinen Kommentaren auch mitgeteilt hast! Da weiß ich, dass es sich gelohnt hat, die FF hier hochzuladen. ^^
Und es ist so schön, dass es immer noch TC-Fans gibt! ^_^
Antwort von:  Lady_Ocean
22.07.2021 15:14
Ich freu mich auch immer riesig, wenn ich noch den ein oder anderen Gleichgesinnten antreffe, dem TRC und das Pairing KuroFye nach all den Jahren ebenfalls noch so sehr am Herzen liegt wie mir. Unsereins ist ja mittlerweile echt rar geworden *g*. ^^ Und auch wenn es schade ist, dass generell nicht mehr so viele Leute kommentieren - ob nun bei Fanarts oder Fanfics oder Doujis - man muss sich wohl auch damit abfinden und sich freuen, wenn die eigenen Werke trotzdem noch einen kleinen Kreis an Fans erreichen, was? Ich tu mich mit dem Gedanken immer noch schwer.


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