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Vertraute Fremde

von

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Die Aufgabe

Bree wurde von zwei erwachsenen Nachtschwestern zu ihrem Startpunkt geführt.

Ihren Weg kannte sie, es war eine einfache, wenngleich verworrene Strecke.

Mehr wusste Bree aber auch nicht, wo sie starten sollte, wo sie langlaufen musste und wo es hinging.

Was sie unterwegs erwartete, war ihr nicht klar und dass machte ihr Sorgen.

Sie musste sich auf alles konzentrieren, was um sie herum geschah, und gleichzeitig musste sie mitbekommen, wenn Meinard und die anderen ihre Ablenkung starteten.

Jetzt war es zu spät zum Hadern.

Bree ignorierte die beiden Frauen an ihrer Seite. Sie hatte jetzt nur noch eines vor sich – überleben.

Es war wie vor jeder Jagd.

Den Jagden, die ihre erste Strafe dafür waren, dass sie eine ihrer Tanten auf Naboo getötet hatte. Ein Leben für ein Leben, seit sie einigermaßen die Chance hatte, sich zu verteidigen. Einfach zum Sterben freigegeben hatte Mutter Cosinga sie vor fünf Jahren nicht, aber nachdem ihre Mutter geflohen und Bree eine Tante getötet hatte, hatten die Frauen aus Brees Familie vehement ihren Tod gefordert.

Aber sie, das schwarze Schaf der Familie hatte sich nicht töten lassen, hatte stattdessen zwei ihrer Cousinen getötet.

Bree verkniff sich ein bitteres Lächeln.

Der Hass ihrer Großmutter und deren anderer Töchter hatten sich dadurch tatsächlich steigern lassen.

Und Bree hatte etwas entscheidendes gelernt: sie konnte selbst das überleben.

Sie würde auch das hier überleben.

Das Mädchen schloss kurz die Augen, sie versuchte ihren Geist von allen Sorgen zu befreien.

Es durfte nichts weiter geben, als sie, ihre direkte Umgebung die den Weg, der vor ihr lag.

Ein Unwetter zog auf. Dicke Wolken türmten sich am Horizont auf und drohten die Sonne zu verbergen und den Abend viele Stunden zu früh über diesen Teil des Planeten zu bringen.

Das würde einige Dinge erschweren andere Dinge erleichtern.

Der Wald war in Aufruhr, stellte Bree fest.

Nachtschwestern waren im Wald unterwegs. Vereinzelt konnte Bree sie erspüren. Vermutlich würden sie Bree und Yina auf ihrem Weg angreifen und-oder wilde Tiere auf sie hetzen.

Bree ärgerte sich, dass sie nur ihr Vibromesser bei sich hatte. Sie hatte in früheren Kämpfen auch eine Lichtpeitsche und ein Vibroschwert erbeutet. Beides wäre jetzt schön gewesen dabei zu haben.

Aber auch das war ein unnötiger Gedanke, da sich dieser Umstand nun nicht mehr ändern ließ.

Vielleicht dachten Meinard und Geela daran ihre Waffen mitzunehmen.

Aus der Wolkenwand, die sich wie eine massive Wand über den Himmel schob, zuckte der erste Blitz.

Bree und ihre Wächterinnen erreichten den Startpunkt.

Yina würde aus der gleichen Entfernung, von der anderen Seite des Dorfes starten. Vom Fluss aus, durch den Wald bis auf einen Hügel auf der anderen Seite. Vermutlich würde ihr Weg auf der anderen Seite des Waldes wieder zusammenführen und es würde zu einem erneuten Zweikampf kommen.

Bree ging nicht davon aus, dass es überhaupt so weit kommen würde.

Sie blieb mit der Macht verbunden, voll konzentriert auf sich und die Dinge um sie herum, versuchte alles zur Seite zu schieben, was sie ablenken konnte.

Sie spürte auch den Ärger der beiden Frauen neben sich.

Die Wut.

Hass.

Bree fuhr herum, wehrte den Schlag der einen Schwester ab und schleuderte sie mit der Macht zurück, während sie wie mechanisch mit der anderen Hand nach dem herabfahrenden Arm der zweiten Schwester griff, diesen mit dem eigenen Schwung verdrehte und der Frau in einer flüssigen Bewegung das Schwert in den Bauch rammte.

Die Frau starrte sie vollkommen verwirrt an, doch Bree war den Schwester gegenüber soweit abgestumpft, dass es sie nicht besonders kümmerte.

Sie riss die Klinge wieder aus dem Körper.

Die zweite Nachtschwester rappelte sich gerade wieder auf.

Sie war etwas älter, erfahrener, vermutlich auch stärker, also schnellte Bree los. Sie musste die Frau angreifen und ernsthaft verletzen, bevor diese sich von ihrem Sturz erholte.

Mit ihrem schnellen Konter hatte Bree die beiden überraschen können, diesen Vorteil durfte sie jetzt nicht durch Zögern verlieren.

Die Frau schaffte es Brees Angriff mit dem Schwert abzufangen, doch das Mädchen hielt bereits ihr Vibromesser ebenfalls in der Hand und während die Nachtschwester Bree nur an einem Arm festhielt griff diese aus der gleichen Bewegung mit dem Messer an.

Die Nachtschwester werte mit ihrem unbewaffneten Arm ab und die Klinge fuhr ihr in den Oberarm. Anstatt Bree loszulassen festigte sich ihr Griff um Brees Arm nur noch mehr und mit einer unwahrscheinlichen Kraft riss sie das Mädchen zu Boden.

Sie ließ Bree los, das Mädchen rollte auf den Bauch, begriff noch in der Bewegung, mit der sie sich auf die Knie stemmte, dass ihre Gegnerin fliehen wollte und schnellte mit dem Schwert auf die Beine der Frau zielend nach vorne.

Die Klinge war schärfer als Bree erwartet hatte, sie trennte der Frau das linke Bein ab, ohne dass sie einen besonderen Widerstand spürte.

Die Frau schrie nicht, stürzte aber sofort zu Boden.

Bree handelte weiter wie ferngesteuert, ohne zu zögern. Im nächsten Moment stand sie über der Nachtschwester und stieß ihr das Schwert in den Körper.

Adrenalin pumpte weiter durch ihre Adern, machte es ihr für einen Moment schwer zu begreifen, was geschehen war.

Diese beiden Frauen waren keine Verwandten von ihr.

Wie groß musste das Misstrauen und der Hass dieser Gemeinschaft sein, wenn sie Bree angriffen, ohne einen direkten Befehl zu haben.

Mutter Cosinga hatte es vermutlich nicht genehmigt. Zumindest konnte Bree sich nicht vorstellen, dass sie erst ihre Tochter demütigte, diesen ganzen Sermon im Wald anstiften ließ nur um sie dann doch auf die schnelle Art beseitigen zu lassen.

Bree spürte das Adrenalin nachlassen und wie ihr Atem schwer in ihren Ohren dröhnte.

Der Aufruhr im Wald schien sich an einer Stelle, ungefähr um Yinas Startpunkt zu steigern. Vermutlich war das Rennen bereits losgegangen. Bree musste auch los, es durfte nicht auffallen, dass etwas nicht stimmte – noch nicht.

Mit schnellen Griffen untersuchte sie die beiden Nachtschwestern nach Waffen. Sie fand eine Lichtpeitsche und einen schmalen Dolch.

Bree schob den Dolch in ihren Stiefel, befestigte das Schwert und die Peitsche an ihrem Gürtel und behielt nur ihren vertrauten Vibrodolch in der Hand. Dann spurtete sie los.

Sie musste vorerst mitspielen.

Noch durfte niemand merken, was sie vorhatte.

Der Wolkenberg hatte den Wald und das Umland inzwischen erreicht und begannen seine nasse Last in Form von niederprasselnden Regentropfen über das Land abzuwerfen. Immer wieder erhellten Blitze den Himmel und noch vereinzelter Donner rollte über die Bäume hinweg.

Bree errichte das dichte Blätterdach nach wenigen schnellen Sprüngen. Nass war es hier noch nicht, obwohl sie keine Zweifel hatte, dass der Regen früher oder später auch hierher dringen würde.

Sie rannte weiter.    

Ihr Adrenalinspiegel stieg wieder an, mit jedem Meter, den sie zurücklegte ohne, dass etwas geschah.

Dann sprang auf einmal eine hundeartiges Wesen vor ihr auf den Weg.

Bree stockte mitten in der Bewegung, hob ihr Messer, musste aber trotzdem zunächst zur Seite springen, da das Viech genauso wenig zögerte wie sie selbst und sofort auf sie los ging.

Bree stürzte über eine Wurzel, rollte ab und kam wieder auf die Füße. Sie konnte gerade noch die freie Hand hochreißen, um sie dem Hundewesen auf die Nase zu drücken und damit das Maul auf Abstand zu halten, als dieses Wesen direkt gegen ihren Brustkorb sprang. Bree verlor wieder ihr Gleichgewicht und stürzte Rücklings zu Boden.

Sie fühlte sich als würde durch den Aufprall alle Luft aus ihren Lungen gepresst. Instinktive ließ sie den Kopf des Wesens aber nicht los. Die nadelspitzen Fangzähne erreichten ihr Gesicht nicht ganz, während ihr aber eine Wolke übler Atemluft entgegenschlug. Sie spürte spitze Krallen durch den Stoff ihrer Leggins auf ihren Oberschenkeln. Mit den Vorderpfoten stand das Viech auf ihrem anderen Arm, in dessen Hand sie noch immer das Vibromesser hielt.

Das Viech stand also vollkommen auf ihrem Körper, realisierte sie.

Ihren Arm konnte sie nicht bewegen, aber sie schaffte es mit einiger Kraftanstrengung ihre Beine zu bewegen und das Viech über ihr aus dem Gleichgewicht zu bringen. Mit einem heftigen Ruck ihres Oberkörpers, brachte sie es schließlich dazu, seitlich von ihrem Körper herunter zu rutschen, ein schneller Streich mit dem Messer folgte. Sie traf das Viech nur am Bein, brachte es damit aber zum Zurückweichen, was ihr Zeit gab ihr neues Schwert zu ziehen, mit dem sie, ohne zu zögern wieder auf ihren Angreifer los ging.

Das Wesen erkannte die gegen es selbst gerichtete Aggression und sprang jaulend wieder auf sie zu. Bree hob das Schwert und rammte die Klinge in das noch aufgerissenen Maul.

Der Schwung des Körpers ließ sie noch einmal zurücktaumeln, doch als das Mädchen rücklings zu Sitzen kam und der Körper des Wesens am Boden aufschlug, zuckte dieses bereits nicht mehr.

Bree blinzelte.

Sie hatte es noch immer nicht gewagt, ihre Verbindung mit der Macht zu unterbrechen und spürte die Nachtschwestern in ihrer Nähe.

Sie riss ihr Schwert wieder aus dem toten Körper und machte sich wieder auf den Weg.

Zumindest bekam sie langsam eine Vorstellung, was hier auf sie zukam.

Und damit konnte sie umgehen.



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