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About Clowns and Heroes

von

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Raid


 

1
 

Bemüht geduldig starren die grünen Augen durch das Fernglas. Der Schneefall hat inzwischen aufgehört, sodass zumindest eine Chance besteht, in dem heillosen Durcheinander auf den Straßen in der Ferne dort unten etwas zu erkennen. Allerdings bezweifelt Selina irgendwie, dass es ihr gelingen wird, den Bengel von ihrem Standpunkt aus zu entdecken. Das Baseballstadion ist zwar das höchste Gebilde weit und breit, doch der große Parkplatz rundherum, macht es nicht gerade einfach, die wenigen Straßen, die die Narrows verlassen, zu beobachten. Mit einem angestrengten Seufzen lässt sie das Fernglas sinken und reibt sich die überanstrengten Augen.
 

„Glaubst du wirklich, dass es funktionieren wird?“, fragt sie ihre Mitstreiterin zum gefühlt hundertsten Mal. Ivy wirkt bei dieser Witterung nicht besonders glücklich. In nahezu drei Dutzend Schichten Stoff eingewickelt, ist sie kaum noch zu erkennen. Nicht zum ersten Mal denkt Catwoman dabei, dass es sicher einfacher gewesen wäre, mit alledem bis zum Sommer oder zumindest bis zum Frühling zu warten. Trotz der Kälte ist Pamela aber der Ansicht, das Ganze jetzt durchziehen zu wollen, weshalb sie eben selbst schuld ist, wenn ihr nun die Knospen abfrieren. Und wie heißt es doch so schön: Rache ist ein Gericht, das man am besten kalt serviert! Zudem ist ihr Zielobjekt nicht mehr lange in Gotham. Sich ein anderes zu suchen, könnte dauern und wäre sicher auch nicht einmal ansatzweise so lohnenswert. Also Augen zu und durch.
 

„Es wird funktionieren, vertrau mir.“, grummelt die Rothaarige verstimmt in sich hinein. „Von hier aus hat man aber einen ziemlich bescheidenen Blick...“, meint Selina mürrisch und setzt das Fernglas wieder an. „Eine andere Möglichkeit haben wir aber nicht, wie du sehr gut weißt. Außerdem gibt es ja nicht mehr so viele Straßen raus aus den Narrows, die dieser Rätselfreak nicht schon für seine kleinen Renovierungsarbeiten gesperrt hat.“ „Da ist etwas dran. Doch wer kann uns denn garantieren, dass dieser irre Clown überhaupt hierherkommt und sich nicht irgendwo in den Narrows verkriecht?“ Leicht verdreht Ivy die Augen. „Ich garantiere dir das. Immerhin habe ich das Gift zusammengemischt, das sein Gedächtnis auslöscht. Zudem sind noch ein paar andere Komponenten enthalten, die ihn gefügig machen werden. Ohne es zu wissen, wird er daher ganz instinktiv nach uns suchen. Du musst nur die Augen offenhalten, damit ihn niemand vor uns findet.“
 

„Na dann hoffen wir doch mal, dass dem so ist. – Glaubst du denn, dass Eddie und seine Leute den Bengel so einfach gehen lassen?“, hakt die Katze nach und lässt das Fernglas erneut sinken. „Darum mach ich mir keine Sorgen. Schließlich erkennt er keinen mehr von ihnen. Er wird sich daher versuchen zu verteidigen, und wir wissen doch alle nur zu gut, wie unverschämt stark Joker ist. Er schafft das schon. Außerdem ist dieser Hosenscheißer Nigma ja bekanntlich nicht gerade scharf darauf, Prügel zu beziehen. Und da Joker ja sein Kumpel ist, wird er bestimmt auch nicht wollen, dass der Bengel etwas abbekommt.“ Nichtssagend rümpft die Schwarzhaarige die Nase. „Und was ist mit Freeze? Immerhin ist das hier sein Revier.“ „Auch darüber brauchst du dir keine Gedanken machen. Ich habe Victor von alledem in Kenntnis gesetzt, bevor wir angefangen haben, und er ist damit einverstanden. Wenn er nicht so beschäftigt wäre, hätte er schon längst selbst versucht, dem Bengel den Hals für seine miese Aktion in der Iceberg Lounge umzudrehen. Somit ist er froh, dass wir ihm die Arbeit abnehmen. Wir haben sogar etwas bei ihm gut, sodass er uns bei nächster Gelegenheit zur Hand gehen wird.“
 

Ein Grinsen huscht über Catwomans Gesicht. „Wunderbar! – Aber sag mal, was war das eigentlich genau für ein Zeug, das ich da in die Lüftung von seinem Auto geschmuggelt habe? Die Karre hätte mich immerhin fast gegrillt...“, pikiert sie sich nun etwas. „Nun reg dich nicht so auf. Es ist doch nichts passiert. Deine Schnurrhaare sind alle noch dran. – Für das Gift habe ich unter anderem verschiedene Bestandteile von Schlafmohn und Stechapfel verwendet. Zusammengenommen haben sie eine ganz ähnliche Wirkung wie Flunitrazepam.“
 

Nun macht Selina große Augen und verzieht angewidert das Gesicht. „Ist das nicht diese sogenannte Vergewaltigungsdroge? Das Zeug, das miese Typen einem ins Glas tun, um leichtes Spiel zu haben, weil man kaum noch Kontrolle über den eigenen Körper hat und man sich anschließend an nichts mehr erinnern kann? Und einen dann nach getanem Vergnügen wie den letzten Dreck irgendwo in einen Müllcontainer stopft?“ „Ja, ganz recht. Es löst unter anderem Gedächtnisschwund aus und macht einen völlig willenlos. Doch so heftig ist es hier nicht ganz. Joker kann sich immerhin noch aus eigener Kraft bewegen und halbwegs klar denken, sonst würden wir hier ja auch ganz umsonst hocken. Dafür ist der Gedächtnisverlust stärker, sodass er auch uns nicht mehr erkennen wird. Vielleicht hat er sogar ein paar Halluzinationen, doch das kann ich nicht genau sagen. Da spielt es eine Rolle, wie sehr sein Gehirn darauf anspringt und wie stark sein Wahn das Ganze begünstigt.“ „Na, wenn das mal gut geht...“, seufzt die Katze und konzentriert sich wieder auf die Straßen in der Ferne.
 


 

2
 

Die Erschöpfung zerrt hartnäckig an ihm. Die Kälte dringt immer weiter in seinen zierlichen Leib vor. Jeder Atemzug in dieser eisigen Luft schmerzt wie tausend Nadelstiche. Doch er muss weiter, er muss einfach. Keine Ahnung, wie lange er schon rennt, vor alle dem davonrennt, aber der Zwang dazu wird nicht geringer. Alles erscheint ihm so fremd. Und ein paar Mal hatte er zudem das nagende Gefühl, dass ihn jemand verfolgt. Das scheint nun allerdings vorbei zu sein. Ein heftiger Wind jagt mittlerweile durch die Straßen und Gassen und hat seine Spuren im Schnee unwiederbringlich davongeweht. Wenigstens ein Trost in dieser völlig verrückten Nacht.
 

Wie konnte das nur alles passieren? Er will gar nicht darüber nachdenken, was dieser Perverse womöglich alles mit ihm angestellt hat. Was er äußerlich sehen kann, reicht ihm zur Genüge. Daher muss er weiterlaufen, muss zurück zum Kinderheim, diesem ungeliebten Ort, der doch auf so seltsame Weise so etwas wie Schutz verspricht. Er muss Sam finden und sich vergewissern, dass es ihm gut geht, das ist alles, was jetzt zählt.
 

In der Ferne werden bunte Lichter sichtbar. Sie strahlen ein seltsam geformtes Gebilde an, bei dem es sich eindeutig nicht um ein Haus oder Bürogebäude handeln kann. Es dauert einen Moment und etliche Meter, ehe Jack klar wird, dass es sich dabei um das Baseballstadion handelt. Gut, das ist gut. So weiß er zumindest in etwa, wo er sich jetzt befindet. Dennoch ist der Weg in sein trügerisches Zuhause noch sehr weit. Bei dieser Witterung wird er es allerdings unmöglich schaffen, vor Tagesanbruch wieder im Heim anzukommen. Vielleicht wäre es daher angebracht, sich irgendwo im Stadion zu verstecken? Schließlich ist es dort sicher und warm, und vielleicht findet er sogar etwas zu essen. Ein paar Münzen wären auch gut. Dann könnte er den Bus nehmen, anstatt sich weiterhin durch dieses Chaos aus Schnee und Eis zu pflügen.
 

Ein bisschen Hoffnung ergreift sein schmerzlich pochendes Herz, erwärmt es sogar ein wenig. Diese Wärme scheint seinen erschöpften Körper mit neuer Energie zu versorgen. Sie treibt ihn regelrecht an. Also holt er noch einmal alles aus sich heraus und rennt auf das Stadion zu, auch wenn es nur sehr langsam näherkommt...
 


 

3
 

Ein Zittern gleitet ihren Rücken hinab, und nur mit Mühe kann sie ein Niesen unterdrücken. ‚Wie lange soll ich mir hier eigentlich noch den Hintern abfrieren?‘, geht es Selina angefressen durch den Kopf, während sie weiterhin durch das Fernglas starrt. Doch das Ergebnis bleibt dasselbe: Nichts. Der heftige Wind weht immer wieder feine Wolken aus Schnee in ihr Sichtfeld, doch sonst ist alles wie ausgestorben. Ein Jeder sitzt daheim am warmen Ofen oder liegt tiefschlafend eingekuschelt in seinem Bett, nur sie hocken hier in der Kälte. Und wofür? Schwer seufzend macht sie sich noch etwas kleiner, um wenigstens etwas Wärme zu sparen, auch wenn es nicht mehr allzu viel bringt. „Ivy?“, setzt sie an. „Wie lange...“, doch sie kann ihre Frage nicht mehr zu Ende führen. Die Rothaarige wendet ihr genervt den Blick zu. „Was?“, fragt sie schnippisch und wappnet sich schon für die patzige Antwort ihrer Mitstreiterin.
 

„Moment! – Ich sehe da jemanden...“ Die Schwarzhaarige wirkt allerdings ziemlich unschlüssig. „Na endlich...“, gibt die Pflanzenfrau in einem ungewohnt kindlichen-klagenden Tonfall von sich und verdreht dabei theatralisch die Augen. „Sieht mir aber nicht nach dem irren Clown aus...“, zerstört die Katze da aber auch schon die aufkeimende Freude in ihr. „Was? Wer ist es dann?“, will Ivy nun erzürnt wissen. Das kann doch alles einfach nicht wahr sein. Sollte ihr schöner Plan etwa doch gescheitert sein? Ist der Bengel vielleicht sogar immun gegen den Giftcocktail, ganz so, wie schon in der Iceberg Lounge ihre Pheromone bei ihm nicht gewirkt haben? Aber das kann doch einfach nicht sein! Sie hat sich die Mischung immerhin selbst ausgedacht, und es ist das stärkste Gebräu, das jemals ihren Händen entsprang. Soll ihre Rache also jetzt schon zum Scheitern verurteilt sein, ehe sie überhaupt beginnen konnte?
 

„Ich habe nicht die leiseste Ahnung, wer das sein soll. Doch irgendetwas an ihm kommt mir dennoch bekannt vor. Ich komme nur nicht drauf...“, erwidert Selina nachdenklich. „Lass mich mal sehen!“, knurrt die Rothaarige in sich hinein und reißt ihr das Fernglas dann einfach aus den Händen.
 

Als sie den Jungen sieht, hat sie ebenfalls das Gefühl, dass er ihr bekannt vorkommt. Die grünen Haare scheinen unverkennbar zu Joker zu gehören. Doch die Klamotten, die er trägt, sehen eher nach dem Riddler aus. Und dann das Gesicht. Keine Spur von irgendeiner knallbunten Schminke. Aber da sind diese seltsamen Narben auf seinen Wangen. Könnte es also doch der Clown sein? Unschlüssig lässt sie das Fernglas sinken und blickt die Schwarzhaarige neben sich an. Diese zuckt nur nichtssagend mit den Schultern.
 

„Kannst du nicht deine Fühler nach ihm ausstrecken? Wenn er das Gift abbekommen hat, dann befinden sich doch sicher irgendwelche Sporen davon in seinem Körper, oder nicht?“ „Da hast du recht...“ Ivy schließt die Augen und konzentriert sich auf all die Pflanzen in ihrer Umgebung. Es sind allerdings nicht sonderlich viele. Der Parkplatz um das Baseballstadion herum, ist eine einzige tote Asphaltfläche, auf der kein Leben mehr gedeiht. Erst an den Rändern davon stehen ein paar Bäume. Sie liegen jedoch in tiefstem Winterschlaf und versuchen damit der Kälte irgendwie standzuhalten. Das Leid, das sie in dieser Jahreszeit durchmachen, umklammert das Herz der Rothaarigen wie mit grabeskalten Fingern. Mit einem kaum hörbaren Knurren versucht sie dieses Elend zu ignorieren. Es lässt sich einfach nicht ändern...
 

Ihre Sinne gleiten weiter. Da sind die wenigen Bäume, die die angrenzenden Straßen säumen, auch sie im Kampf mit der gefühllosen Witterung. Da ist das nahezu tote Gras auf einem Grünstreifen zwischen den Fahrbahnen, das unter all den Schneemassen elendig zu ersticken droht. All die Samen und Knollen unter der Erde, die verzweifelt ausharren und auf die wärmende Sonne des Frühlings warten, um ihr Leben erst richtig beginnen zu können. Diese armen Babys... Wie gern würde Ivy ihnen jetzt helfen, doch dafür ist einfach keine Zeit. Sie selbst durch die Kälte schon zu geschwächt.
 

Okay, Schluss damit, ehe sie die Erschöpfung noch ganz übermannt. So schwer es ihr auch fällt, sie blendet all das nun völlig aus. Sucht nach dem einzigen pflanzlichen Leben, das es schön warm hat und sich daher immer weiter vermehren kann. Da! Da sind ihre kleinen Sporen, oh, und wie gut es ihnen doch geht. Ein sanftes Lächeln umspielt Ivys Lippen und sie entspannt sich merklich. Aufmerksam wird sie dabei von Catwoman beobachtet, die den Bengel weiterhin mit dem Fernglas im Blick hatte. „Was ist nun?“, fragt sie ungeduldig. „Er ist es. Da besteht kein Zweifel. Die Sporen breiten sich immer weiter in seinem Gehirn aus und verstopfen mehr und mehr seiner Gedächtnisrezeptoren. Doch es geht ihm nicht sehr gut. Die Kälte setzt ihm zu...“
 

„Wem sagst du das?“, und nun muss Selina doch niesen. „Das ist mir auch klar. Aber wenn er nicht bald aus der Kälte rauskommt, erleidet er eine Unterkühlung, und dass wirkt sich negativ auf die Sporen aus. Im schlimmsten Fall sterben sie dadurch und all unsere Mühe war umsonst, weil Joker dann ins Koma fallen wird.“ „Oh, man. Na schön. Dann holen wir ihn lieber?“ „Ja, gehen wir ihm entgegen. Doch wir müssen vorsichtig sein. Die Sporen melden mir, dass seine Gedanken ein heilloses Durcheinander an Wut und Verzweiflung sind. Alles in seinem Körper ist zum Kampf bereit.“ „Welch eine Freude...“, seufzt die Katze. Kurz darauf machen sich die beiden auf den Weg hinab zum Parkplatz.
 


 

4
 

Er glaubt, dass er es schaffen kann, dass er das Stadion erreichen und dann sicher sein wird. Doch die Kälte hat seinem Körper mehr zugesetzt, als es ihm bisher bewusst gewesen ist. Seine letzten Kräfte sind verbraucht und er steht kurz vor dem Zusammenbruch. Beinahe ruckartig bleibt er daher stehen und atmet angestrengt durch. Die eisige Luft scheint seine Lungen gefrieren zu lassen und kühlt seinen mitgenommenen Leib nur noch mehr aus. Schmerzlich legt er sich eine fast schon völlig taube Hand auf die Brust. Sein Herz scheint sich bei jedem Einatmen heftig gegen diese Misshandlung zur Weht zu setzten. Zwingt ihn immer mehr in die Knie, damit er endlich mit diesem Unsinn aufhört und sich schlafenlegt.
 

Schlafen, oh ja, das klingt unglaublich verführerisch. Seine Augen werden ganz schwer. Sein Körper verliert immer mehr an Spannung. Ohne es zu wollen, sinkt Jack ganz langsam auf die Knie. Ein heftiges Zittern schüttelt seinen zierlichen Leib durch, doch er merkt es schon gar nicht mehr. Seine unnatürlich roten Augen verdrehen sich, sodass nur noch der seltsam gelbe Untergrund sichtbar ist. In seinem Kopf wird es so herrlich dunkel. Er spürt nicht, wie die Sporen in seinem Gehirn heftig Alarm zu schlagen beginnen, verzweifelt nach ihrer Mutter rufen, die so nah und doch so weit weg ist. Es wirkt wie ein Film, der in Zeitlupe abgespielt wird, als der kleine Clown schließlich vollkommen das Bewusstsein verliert und zu Boden zu fallen beginnt...
 


 

5
 

Selina und Ivy kommen gerade auf dem Parkplatz an, als die Schwarzhaarige auch schon die Stimme erhebt. „Er ist stehengeblieben?!“, gibt sie etwas verwirrt von sich. „Vermutlich hat er uns entdeckt...“, kommt es zähneknirschend von ihrer Begleiterin. „Nein, sieh doch, wie er sich die Hand auf die Brust legt. Irgendetwas stimmt da nicht.“ In dem Moment bleibt auch die Rothaarige ruckartig stehen. Überrascht betrachtet die Katze ihr verzerrtes Gesicht. „Meine – Babys...“, presst Ivy hervor und atmet angestrengt. „Oh, nicht doch...“, entkommt es Selina mit einem genervten Anflug von Hilflosigkeit.
 

Schon einen Moment später kann sie beobachten, wie Joker auf die Knie sinkt und Ivy es ihm gleichtut. Die Pflanzenfrau streckt eine Hand in Richtung des Jungen aus, eine unglaubliche Anstrengung überzieht dabei ihr Gesicht. Ehe eine der beiden Schurkinnen ein Wort herausbringen kann, bricht der Grünhaarige im unberührten Schnee am Rand des Parkplatzes endgültig zusammen. Nur wenige Sekunden später folgt ihm Ivy. Sie liegt zusammengekrümmt in der weißen Pracht, als wäre sie das letzte Blatt eines Baumes, der sich bis jetzt erfolgreich den Witterungen in den Weg gestellt hat, und seinen Kampf nun doch kläglich verloren hat.
 

Etwas unschlüssig betrachtet Catwoman die beiden eine Weile. Sie muss nachdenken, was jetzt am sinnvollsten wäre, doch eigentlich bleibt ihr dafür überhaupt keine Zeit. Jede Sekunde, die die beiden hier im Schnee liegen, tötet sie ein bisschen mehr. Allerdings ist sich die Katze nicht sicher, wem von beiden es schlechter geht, wem sie also zuerst helfen müsste. Ivy ist zum Großteil eine Pflanze, weshalb ihr die Kälte sehr zusetzt. Aber im Gegensatz zum Joker trägt sie jede Menge warmer Klamotten. Ein kleiner Gewissenskonflikt entspringt in ihrem Inneren. Letztendlich entscheidet sie sich aber für die Rothaarige. Sie ist immerhin entfernt so etwas wie eine Freundin, wohingegen Joker nur ein durchgeknallter Irrer ist. Sollte er also in der Zeit, die Selina braucht, um Ivy nach drinnen zu bringen, sterben, so wäre das kein großer Verlust, weder für sie noch für Gotham. Es wäre nach all der Mühe nur ein ziemliches Ärgernis.
 


 

6
 

„...du mich hören...?“, dringt eine kaum verständliche Stimme zu ihr durch. Ihr Körper fühlt sich komisch an, so als würde er im Nebel schweben. Daher gelingt es ihr nur schwerlich, sie zurück an die Oberfläche zu kämpfen. Mehrmals kann sie die Stimme noch auf sich einreden hören, ohne ein Wort zu verstehen. Sie muss sich konzentrieren, um wieder nach oben zu kommen. Plötzlich rüttelt eine Hand kräftig an ihrer Schulter. „Ich weiß, dass du mich hören kannst, also komm schon!“, zischt die Stimme nun zornig, und sie merkt, dass es sich dabei um Selina handeln muss.
 

Noch halb weggetreten hebt sie den Arm und schlägt damit kraftlos die rüttelnde Hand von sich weg. „Ivy?“, erklingt daraufhin die Frage. „...ja doch...“, brummt die Pflanzenfrau genervt und öffnet ganz langsam die Augen. Dabei merkt sie, dass sie in einem Bett zu liegen scheint. Mindestens drei Decken drücken ihr dabei fast die Luft ab, doch es ist so herrlich warm. Dennoch versteht sie das Ganze nicht. Langsam tritt Selinas doch irgendwie erleichtertes Gesicht in ihr Blickfeld. Kurz darauf hilft ihr die Schwarzhaarige, sich hinzusetzen. „Was – ist passiert? Und wo bin ich?“
 

Seufzend sitzt ihre Partnerin neben ihr auf einem Stuhl. Sie hat sich die Maske vom Kopf gezogen und streicht nun mit der Hand durch ihre schulterlangen, schwarzen Haare. Sie wirkt mindestens so müde, wie sich Ivy gerade fühlt. „Du bist auf dem Parkplatz zusammengebrochen, Joker ebenfalls. Ich hab euch ins Stadion gebracht. Das hier ist so etwas wie die Krankenstation.“ „Verstehe.“, murmelt die Rothaarige und sieht sich um. Am anderen Ende des Zimmers liegt der kleine Clown ebenfalls in einem Bett, begraben unter einem Berg Decken. Er ist allerdings noch nicht wieder zu sich gekommen. Dennoch breitet sich ein kleines Schmunzeln auf dem Gesicht der jungen Frau aus.
 

„Was ist?“, fragt die Katze leicht belustigt. Nachsichtig schüttelt die Angesprochene etwas den Kopf. „Nichts. Ich bin nur erleichtert. Meinen Sporen geht es gut. Das bisschen Energie, das ich ihnen zukommen lassen konnte, bevor ich ohnmächtig wurde, hat geholfen. Sie haben alle überlebt.“ „Na immerhin etwas. – Also werden sie dafür sorgen, dass der Bursche wieder aufwacht?“ „Ja, sie sind schon emsig dabei. Es dürfte also nicht mehr lange dauern.“ „Prima. – Denkst du, dass ich euch Zwei mal eine Weile allein lassen kann? Ich verhungere nämlich langsam.“ „Oh, etwas zu essen wäre jetzt wirklich wundervoll. Meine Sporen brauchen viel Energie bei dieser Kälte.“ Ein Grinsen schleicht sich auf Selinas Gesicht. „Die einzige Antwort, die ich jetzt gelten lasse, Schwester!“, und schon erhebt sie sich, um die Stadionküche zu plündern.
 


 

7
 

Sein Körper schmerzt und sein Schädel brummt ganz fürchterlich. Kein klarer Gedanke will in seinem Kopf Halt machen und ihm erklären, was hier eigentlich los ist. Ein heftiges Zittern schüttelt seinen schmächtigen Leib durch, weshalb er sich mit einem Stöhnen tiefer in die wohlige Wärme hineingräbt, die ihn umgibt. Langsam zieht sich Jack die Decke bis über den Kopf und rollt sich wie eine kleine Raupe zusammen. Er kann sich allerdings nicht erinnern, wie er hierhergekommen ist. Er weiß noch, wie er durch den Schnee geirrt ist und das Baseballstadion entdeckt hatte. Danach nichts mehr...
 

Jetzt scheint er aber in einem Bett zu liegen und es herrlich warm zu haben. Welche Schlussfolgerung ergibt sich also daraus? Plötzlich reißt er weit die Augen auf und starrt erschrocken in das Halbdunkel unter der Decke. Irgendjemand muss ihn gefunden und hierhergebracht haben, wo auch immer hier sein mag! Dieser Gedanke gefällt ihm ganz und gar nicht. Was ist, wenn es die Schlägertypen von diesem schmierigen Perversen waren? Immerhin hatte er zwischendurch ja das Gefühl, verfolgt zu werden. Wenn ihn die Kälte also womöglich in die Knie gezwungen hat und die Kerle ihn daher finden und zurückbringen konnten...
 

Oh, was für eine schreckliche Vorstellung! Jack muss sich in jedem Fall Klarheit verschaffen und dann ganz schnell zusehen, dass er hier wieder wegkommt. Er will nicht erleben, was dieser Kerl mit ihm anstellt, wenn er dieses Mal vielleicht bei Bewusstsein ist – oder was er vielleicht schon getan hat, während Jack wieder ausgeknockt war... Ein überaus unangenehmer Schauer gleitet seinen schmalen Rücken hinab und lässt ihn zittern. Okay, erst einmal tief durchatmen und dann weitersehen.
 

Ganz vorsichtig lupft Jack nun die Decke vor seinem Gesicht ein kleines Stück. Der Spalt ist gerade so groß, dass er etwas von der Außenwelt erkennen kann. Helles Licht dringt herein und nimmt ihm für einen Moment völlig die Sicht, sodass er die Decke wieder sinken lässt. Ein paar Augenblicke vergehen, dann versucht er es erneut. Diesmal allerdings noch langsamer, sodass er sich an die erschreckende Helligkeit gewöhnen kann.
 

Allmählich erkennt er etwas. Zu seiner völligen Verwirrung sieht es aber nicht wie das Zimmer von diesem schrägen Typen aus. Es scheint viel größer zu sein. Außerdem stehen hier mehrere Betten. Befindet er sich also gar nicht in der Wohnung dieses kranken Freaks? Womöglich aber in der seltsamen Halle, in der er auf die Schlägertypen getroffen ist? Dann muss es aber in einem Teil oder Nebenraum sein, den er vorher noch nicht gesehen hat. Hier ist alles so weiß und steril wie in einem Krankenhaus. Das gefällt Jack immer weniger. Er hasst Krankenhäuser, erst recht Ärzte und alles, was damit zu tun hat. Daher wäre es nur gut, wenn er schnell einen Weg hier rausfindet.
 

Bedächtig hebt er die Decke ganz langsam weiter an. Gleichzeitig schiebt er seinen Körper Stück für Stück dichter an den Rand des Bettes, damit er hoffentlich unbemerkt entschlüpfen kann. Schließlich lugt sein ganzer Kopf heraus, während sein Rest so weit an die Kante gerutscht ist, wie nur möglich, ohne herauszufallen. Daher kann er jetzt beträchtlich mehr von dem Zimmer erkennen. Langsam dreht er den Kopf in alle Richtungen, um sich ein Bild von alledem zu machen. Dabei hat er immer mehr das Gefühl in einem Krankenzimmer zu liegen. Aber immerhin scheint niemand sonst hier zu sein, was ihn schon einmal sehr beruhigt. Also schnell aufstehen und ab durch die Mitte.
 

Ganz so schnell wie gehofft, geht es dann aber doch nicht. Allein sich hinzusetzen, erfordert unendlich viel Kraft. Sein Körper ist inzwischen zwar gut durchgewärmt, aber er fühlt sich schlapp, müde und insbesondere hungrig. Nach einer kleinen Ewigkeit sitzt er endlich und hält sich den pochenden Kopf.
 

„Na? Endlich ausgeschlafen?“, ertönt auf einmal eine Stimme von irgendwo hinter ihm. Jack gibt einen überraschten Laut von sich und schreckt heftig zusammen. Da er aber so dicht an der Kante sitzt, passiert nun das Unweigerliche. Mit einem hohen Quieken fällt er aus dem Bett und knallt hart auf das nackte Linoleum. Ein schmerzliches Stöhnen entkommt ihm, während er kampfbereit versucht, wieder auf die Beine zu kommen und sein unbekanntes Gegenüber auszumachen. Ein keckes Lachen dringt an sein Ohr, das irgendwie erschöpft klingt. Dennoch hilft es ihm, endlich die Person zu finden.
 

Überrascht weiten sich seine roten Augen. Bei dem Fremden handelt es sich um eine Frau! Sie sitzt in einem Bett am anderen Ende das Raumes, sodass er sie von seiner Position aus nicht sehen konnte. Ihre langen, roten Haare bilden eine dichte Wolke um ihren Kopf, und wirken mit ihrer intensiven Farbe fast so, als würden sie in Flammen stehen. Ihre stechend grünen Augen sehen wie frischgewachsener Efeu aus. Tatsächlich scheinen sogar Efeublätter in ihren Haaren zu stecken. Ihre vollen Lippen tragen dieselbe grüne Farbe, was ihr ein irgendwie florales Aussehen verleiht. Fast wie eine Gestalt aus einem Märchen – die Hüterin des Waldes.
 

Jack schluckt hart und kann sie einfach nur anstarren, was sie allerdings nicht zu stören scheint. Sie lächelt sogar leicht belustigt und hebt eine Augenbraue. „Sag mal, hat das nicht wehgetan, Junge?“ „Ähm – geht schon wieder...“, bringt der Grünhaarige schwerlich hervor und setzt sich wieder aufrecht hin. Als sich dabei ihre Blicke trennen, fällt ihm wieder ein, was hier alles falsch ist, und dass er ja eigentlich wegwollte.
 

Etwas schwerlich kommt er wieder auf die Beine und sieht sich in dem großzügigen Raum um. Sucht nach der Tür und nach etwas, womit er sich und die junge Frau im Ernstfall verteidigen kann. Er verspürt den unbändigen Drang, ihr helfen zu wollen, scheint es doch so, dass er nicht der Einzige ist, der hier gefangen gehalten wird. Schließlich sieht er die Tür, und sie befindet sich auch noch genau dem Bett der Rothaarigen gegenüber ganz in seiner Nähe. Gut, jetzt noch... In einer Ecke entdeckt er einen Besen. Schnell flitzt er hinüber, ergreift ihn und huscht dann zum Bett der jungen Frau zurück. Schweigend betrachtet sich Ivy das Ganze.
 

Ohne die Tür aus den Augen zu lassen, stellt er sich genau neben das Kopfteil und hält den Besenstiel dabei kampfbereit umklammert. „Kannst du aufstehen, Missy?“, fragt er schließlich. „Mein Name ist Ivy.“, erwidert die Pflanzenfrau ruhig. „Okay. Ich bin Jack. Kannst du aufstehen, damit wir hier verschwinden können?“ Leicht überrascht registriert Ivy, dass ihr der kleine Clown nicht gesagt hat, dass er Joker heiße. Das ist doch mal interessant. „Ich denke schon.“, erwidert sie ihm, rührt sich jedoch nicht.
 

Plötzlich spannt der Junge neben ihr alle Muskeln an. Kurz darauf kann Ivy Schritte auf dem Flur draußen hören. Mit erhobenem Besen geht Jack langsam zum Fußende. Die Rothaarige kann ihn dabei leise knurren hören. Innerlich muss sie lachen. Selina wird vor Schreck sicher gleich eines ihrer sieben Leben verlieren, aber irgendwie hat der Gedanke etwas durchaus Spaßiges an sich.
 

Dann öffnet sich die Tür und Catwoman betritt den Raum. Auf den Händen balanciert sie ein großes Plastiktablett, wie man es aus einem Fast-Foot-Restaurant her kennen mag. Ein nahezu unverschämter Berg an Dosen, Bechern und Schachteln türmt sich darauf empor, sodass der Kopf der Katze völlig dahinter verschwindet. So sieht sie allerdings auch nicht, was nun auf sie zukommt.
 

In einer erstaunlich fließenden Bewegung holt Jack mit dem Besenstiel aus und schlägt ihr damit das Tablett aus den Händen. Polternd und krachend landen Essen und Getränke auf dem Boden und Selina erstarrt für eine Sekunde vollkommen. Mit weit aufgerissenen Augen blickt sie den Jungen vor sich an, der nun wieder den Besen anhebt, um auf sie loszugehen. Sie gibt ein verärgertes Fauchen von sich und weicht im letzten Moment aus.
 

„Was soll denn das?“, schnappt sie und versucht, nach ihrer Peitsche zu greifen. Allerdings trifft sie in dem Augenblick der Stiel des Besens genau auf dem Handrücken, ganz so, als hätte Joker geahnt, was sie vorhat. Mit einem unterdrückten Schmerzlaut versucht sie, dem nächsten Schlag auszuweichen. Doch die Reflexe des Bengels scheinen sogar noch besser als ihre eigenen zu sein. So rammt er ihr den Besen mit voller Wucht in den Bauch. Eine Sekunde später presst sich der Stiel waagerecht gegen ihren Hals und drückt sie damit gegen die Wand in ihrem Rücken. Der Kleinere gibt ein Knurren von sich, sodass Selina fast das Gefühl hat, von einem wütenden Hund angebrummt zu werden, was ihr ganz und gar nicht schmeckt.
 

Sie hätte zwar mehr als eine Möglichkeit, um sich aus seinem Griff zu befreien, doch das würde diesen sinnlosen Kampf wohl nicht beenden. Von daher entscheidet sie sich für die andere Lösung. „Ivy, würdest du wohl dein Schoßhündchen zurückrufen, bevor ich ihm noch in die Kronjuwelen treten muss?“ Sichtlich zuckt der Junge vor ihr zusammen und wird sich seiner ungeschützten Stellung diesbezüglich überhaupt erst bewusst. Dennoch weicht er keinen Schritt zurück. „Jack, sei brav und lass Selina in Frieden. Immerhin hat sie uns etwas zu essen besorgt.“, erwidert die Rothaarige und erhebt sich langsam vom Bett.
 

„Aber ich...“, setzt der kleine Clown an und wendet ihr das Gesicht zu. Als sich ihre Blicke treffen, bricht er den Satz ab und sein Körper verliert für einen Moment an Spannung. Das genügt der Katze, und so stößt sie ihn kräftig von sich weg. Unsanft landet Jack am Boden. Kurz darauf tritt die Spitze des Besenstiels in sein Blickfeld und richtet sich drohend auf seine Nase. „Schluss damit!“, faucht Selina. Dann kniet sich Ivy neben ihn, und ehe er etwas sagen kann, drücken sich die herrlich weichen Lippen der Rothaarigen auf die seinen. Ihm wird ganz schwindlig und heiß...
 

„Jack, sein ein guter Junge und räum das Chaos wieder auf, ja?“, fragt Ivy zuckersüß, während ihre langen, schlanken Finger wohltuend in seinem Nacken zu kraulen beginnen. „Okay...“, flüstert der Grünhaarige ganz verträumt und beginnt dann mit dem Aufräumen. „Mann, der Bengel ist auch ohne seinen lächerlichen Aufzug ganz schön taff...“, brummt die Katze verstimmt. „Wohl wahr. Aber jetzt haben wir ihn immerhin unter Kontrolle. Also lass uns essen, damit wir dann endlich zur Tat schreiten können. Die Nacht dauert schließlich nicht ewig und es gibt noch so viel zu erledigen.“, erwidert ihre Partnerin.
 


 

8
 

„Moment! Stopp!“, unterbricht Jack Selina, die gerade das weitere Vorgehen zu erläutern versucht. Mit erhobener Augenbraue sieht ihn die Katze ungeduldig an. „So geht das nicht! – Ich bin euch beiden echt dankbar, dass ihr mir geholfen habt und all das. Aber ich hab keine Zeit, um mit euch um die Häuser zu ziehen. Ich muss Sam finden!“, kommt es nun sehr nachdrücklich von dem kleinen Clown. Die Schwarzhaarige verdreht nur wieder die Augen. Wenn das so weitergeht, bekommen sie heute Nacht gar nichts mehr auf die Reihe und all die Mühe war umsonst.
 

Beruhigend legt sich nun Ivys Hand auf die schmale Schulter des Jungen. Flehend sieht er ihr in die Augen. „Aber das wissen wir doch, Jack. Und hättest du Selina ausreden lassen, dann wüsstest du jetzt, dass unser Plan einzig und allein dazu dient, dir zu helfen, Sam zu retten.“ Leicht zwinkert die Rothaarige der Katze zu, die sie nur verständnislos mustert. Es ist wohl besser, das Kommando erst einmal wieder an die grüne Flora zu übergeben, schließlich ist dieser Irre ja auch ihre Marionette.
 

„Wirklich?“, kommt es skeptisch von Jack. „Aber selbstverständlich! Wir mussten immerhin hilflos mitansehen, wie dieser Spinner euch beide entführt und in die Narrows verschleppt hat. Leider wurden wir dabei entdeckt, weshalb dieser Nigma uns eine Nachricht übergeben hat. Es war von Anfang an eigentlich nur sein Plan, Sam zu entführen. Doch da ihr beide euch ja ein Zimmer teilt, war es unvermeidlich, dass du von alledem Wind bekommst, weshalb er auch dich mitnehmen musste. Er hat sich allerdings schon gedacht, dass es mit dir nicht einfach werden wird, weshalb er auch zugelassen hat, dass du entkommen konntest, in der Hoffnung, dass du dann auf uns triffst.“
 

„Sam ist wirklich bei diesem Kerl? Oh, mein Gott! Ich hab ihn dort aber nirgends entdecken können...“, betroffen senkt Jack den Kopf. „Das war Absicht, Junge. Er hat Sam im Keller in einen Käfig eingesperrt, weshalb es dir unmöglich war, ihn zu sehen.“, mischt sich Selina nun doch kurz ein, wodurch sie ein zustimmendes Nicken seitens ihrer Partnerin erntet. „Oh, dieser Dreckskerl! Ich werd ihm den Hals umdrehen!“, platzt es knurrend aus dem kleinen Clown heraus.
 

„Dafür ist später sicher noch genug Zeit, Kleiner. Doch erst einmal müssen wir Nigmas Forderung erfüllen. Er mag ein krankes Arschloch sein, aber er ist auch ein Ehrenmann, und hält daher sein Wort. Wenn wir ihm also bringen, was er will, wird er Sam freilassen. Anschließend kannst du dich nach Herzenslust an ihm rächen.“ „Klingt so, als würdet ihr diesen Nigma gut kennen...“ „Nein, aber er hat einen gewissen Ruf, weshalb wir immerhin besser einschätzen können, was jetzt angebracht ist, als du es kannst.“
 

„Klingt logisch. – Und was will er?“ „Hast du schon mal etwas vom Enigma gehört?“, meldet sich nun wieder die Katze zu Wort. Verwundert betrachtet sie der Grünhaarige. „Heißt das nicht Rätsel?“ „Ja, schon. Aber das tut hier jetzt nichts zur Sache. In diesem Fall ist damit ein Diamant gemeint.“ „Das stimmt. Ein ganz besonderer Diamant allerdings. Er ist unglaublich groß und schwarz.“, fügt Ivy hinzu. „Ein schwarzer Diamant? Ich wusste gar nicht, dass es so etwas gibt.“ „Sie sind auch sehr selten. Sie stammen aus dem Weltraum und kommen nur durch den Einschlag eines Meteoriten auf die Erde. Daher sind sie auch unglaublich wertvoll.“, erklärt Selina weiter.
 

„Klingt ja unheimlich. Aber okay. Und wo bekommen wir diesen Stein dann her?“ „Er wird zurzeit im Gotham Metropolitan Museum ausgestellt. Aber nur noch wenige Tage. Danach wird er ins Ausland gebracht und dort versteigert. Wir haben also nur heute Nacht, um das Ganze durchzuziehen. Sollten wir scheitern, wird Nigma Sam töten und anschließend Jagd auf uns drei machen.“ Sichtlich zuckt Jack zusammen und sieht Ivy mit großen Augen an. „Das – das darf nicht sein! Bitte, ich tue alles, was nötig ist!“ „Ganz ruhig, mein Junge. Wir haben schon alles geplant. Sam wird nichts passieren, solange du tust, was wir sagen.“ „Aber sicher doch!“ „Gut, dann los!“, erhebt sich nun die Schwarzhaarige ungeduldig und markiert damit die Zeit zum Aufbruch.
 


 

9
 

An sich ist der Weg zum Museum ziemlich weit. Doch der nächtliche Schneefall und die späte Stunde lassen die Straßen erstaunlich leer erscheinen. Außer ein paar Räumfahrzeugen ist praktisch niemand unterwegs. Zudem kennt Selina jede Menge Schleichwege und Nebenstraßen, die sie noch schneller und vor allen Dingen ungesehener zu ihrem Ziel bringen. Jack blickt sich die ganze Zeit über sehr nervös um. Es gibt so vieles, das ihm so gar nicht bekannt vorkommt, sodass er sich richtiggehend fremd im eigenen Land fühlt. Diese Fremdartigkeit ist jedoch einzig und allein der Tatsache zu verdanken, dass sich Gotham an vielen Stellen sehr verändert hat, seitdem Joker vor 8 Jahren ins Kinderheim kam.
 

Nach einer gefühlten Ewigkeit stoppt das Motorrad der Katze endlich und Jack löst seinen Griff von ihrer Taille. Langsam verlässt auch Ivy den Beiwagen und blickt sich um. Sie befinden sich in einer Seitenstraße hinter dem Museum, gut getarnt in den alles verschluckenden Schatten, die Gothams emporragende Gedärme des Nachts auf den Grund werfen. „Gut, es ist so weit. Erinnerst du dich noch an den Plan, Jack?“, fragt die Rothaarige den sichtlich angespannten Jungen neben sich. „Ich...“, setzt der Grünhaarige nachdenklich an und wirft den beiden Frauen dann einen skeptischen Blick zu.
 

„Was ist los mit ihm?“, will die Schwarzhaarige wissen und spannt ihren Körper an, als fürchte sie einen erneuten Angriff. Die grüne Flora seufzt nur und nähert sich dem kleinen Clown dann geschwind. Ehe er seinen Satz beenden kann und sein Denken womöglich wieder klarer wird, vereinigt sie ihre Lippen mit den seinen und erlangt somit erneut die Kontrolle über ihn. Der Körper den Jüngeren verliert sichtlich an Spannung und er blickt sich leicht benommen um. „Jack? Du weißt doch, warum wir hier sind, nicht wahr?“, fragt Ivy ihn schließlich etwas streng. „Wegen Sam und – und dem – Diamanten...“, kommt es mit belegter Stimme zurück. Dennoch ist die Rothaarige zufrieden.
 

„Ganz genau. Also konzentrier dich jetzt. Wir befinden uns hinter dem Museum. Selina wird uns jetzt einen Weg hinein bereiten und dann muss alles schnell und insbesondere reibungslos passieren. Denk immer daran. Wenn wir das Museum mit leeren Händen verlassen müssen, hat Sam nicht mehr lange zu leben.“, schärft sie ihm ein. Bedrückt nickt der Bengel und lässt die Schultern hängen.
 

Ivy hat ihre mahnenden Worte noch nicht ganz beendet, da macht sich die Katze auch schon bereit. Flugs verschwindet sie um die Hausecke und blickt sich prüfend um. Keine Menschenseele ist zu sehen. Gut, dann schnell weiter. Nun hat sie das gewaltige Gebäude des Museums vor sich. Imposant ragt es wie ein prähistorisches Tier düster in den Himmel empor. Beleuchtung gibt es nur auf den drei anderen Seiten, wo sich der Eingang und die zahlreichen Parkplätze befinden. Inzwischen sind auch ihre beiden Begleiter bei ihr angekommen.
 

Auf der Rückseite hat das Museum erst ab dem dritten Stock eine aufwendige Fensterfront, um die zahlreichen Ausstellungsstücke ins beste Licht zu rücken. Doch das stellt kein Problem dar. Sie wollen über den Keller ins Gebäude. Dort befinden sich riesige Lagerräume, wo alle Gegenstände untergebracht sind, die gerade in keiner Ausstellung stehen oder die, die restauriert und noch erforscht werden. Die Räume sind streng gesichert, sodass man sich eher wie in einem Bunker vorkommt, wenn man sich dort unter aufhält. Eine Schwachstelle hat das Ganze allerdings: Die Klimaanlage. Über die zahlreichen Lüftungsrohre werden sie ganz einfach bis zu dem Raum vordringen können, indem sich der Enigma befindet.
 

In etwa zwei Metern Höhe entdecken die drei nun ein Gitter. Es verdeckt den Auslass der Klimaanlage. Über ihn kommen sie in den Kühlraum, von wo aus das gesamte Gebäude mit frischer Luft versorgt wird. Über ein anderes Rohr kommen sie dann in den Ausstellungsraum. Mit einem eleganten Satz springt Catwoman hoch zum Gitter und klammert sich daran fest. Warme Luft bläst ihr entgegen, als würde ihr jemand einen Fön ins Gesicht halten. Der Ausstoß ist zwar bei Weitem nicht so heiß, wie bei besagtem Haartrockner, doch durch die nächtliche Winterkälte kommt es einem viel wärmer vor, als es eigentlich ist. Zudem riecht es irgendwie leicht abgestanden, fast schon muffig. Vermutlich kein Wunder, wenn man gedenkt, dass die meisten Stücke im Gebäude weit älter als Gotham selbst sind, und Alter riecht nun einmal nicht mehr allzu frisch.
 

Leicht rümpft die Katze die Nase und macht sich dann daran, die einzelnen Schrauben des Gitters zu lösen. Lautlos fallen sie anschließend in den Schnee und verschwinden darin. Mit etwas Mühe lässt sich die Abdeckung dann entfernen und Selina lässt sie vorsichtig hinab in Jacks wartende Hände gleiten. „Ich seh nach, ob die Luft rein ist.“, verkündet die Schwarzhaarige dann und verschwindet in dem Loch in der Wand. Gebannt warten die beiden anderen auf ihre Rückkehr. Minuten vergehen, dann endlich taucht der Kopf ihrer Begleiterin wieder auf.
 

Ein keckes Grinsen umspielt ihre schwungvollen Lippen. „Sieht gut aus. Die Gitter innerhalb des Gebäudes sind nicht verschraubt und im Kühlraum gibt es keine Wache. Dafür aber eine einzelne Kamera. Doch sie bewegt sich nicht, sondern ist starr auf die Schaltung der Klimaanlage ausgerichtet. Daher dürften wir keine Probleme haben, solange wir den Boden nicht berühren.“, erläutert sie zuversichtlich und streckt dann eine Hand aus, um Ivy hochzuhelfen. Und schon sind die beiden Frauen verschwunden. Mit leicht schief gelegtem Kopf sieht Jack ihnen einen Moment nach. Dann setzt er zum Sprung an und hangelt sich nach oben.
 

So leise und schnell wie möglich, huschen die drei dann zum Kühlraum vor. Der Weg ist nicht sehr weit, führt dafür aber in einem spürbaren Gefälle in den Keller hinab. Am Ende angekommen, löst Selina das nächste Gitter und stellt es neben sich im Rohr ab. Etwas zusammengedrängt blicken die drei anschließend in den Raum. Da ist tatsächlich nur eine Kamera und sie bewegt sich auch nicht, ganz genau wie es Catwoman gesagt hat. Etwa in einem 45°-Winkel zeigt sie direkt auf die Schalttafel der Anlage, sodass man von außerhalb gut sehen kann, ob alles vorschriftsmäßig funktioniert. Die Anlage nimmt den Großteil des Raumes ein, fast der ganze Rest wird von mehreren weiteren Rohren in Beschlag genommen, die an verschiedenen Stellen in den Wänden und der Decke verschwinden und sich von dort im gesamten Gebäude erstrecken.
 

Jetzt muss es ihnen also gelingen, in eines der Rohre hineinzukommen und sich dann darin in Richtung Ausstellungsraum zu bewegen. Ziemlich dicht an dem Punkt, wo die Rohre die Anlage verlassen und bevor sie dann in Decke und Wänden verschwinden, befindet sich je eine Klappe in dem hohlen Metall. Sie dient als Reparatureinstieg. Nun allerdings werden die drei Gauner so eine Klappe als Zugang benutzen.
 

Vorsichtig hangelt sich Selina aus dem Rohr heraus und klettert dann daran hinauf. Auf Händen und Knien krabbelt sich anschließend bis zur Anlage. Dort angekommen, genügt ein geschickter Sprung und sie landet auf dem nächsten Rohr. Geduldig wartet sie, bis ihre beiden Partner zu ihr kommen. Jetzt packt Jack sie an den Knöcheln, sodass sich die Schwarzhaarige kopfüber zur Unterseite des Rohres bewegen kann, um dort die Klappe zu öffnen. Mit einem leisen Quietschen schwingt sie auf und schaukelt leicht hin und her.
 

Ein paar Momente später hocken die drei in der Röhre und arbeiten sich ihr folgend nach oben vor. Etliche Biegungen, Windungen, Auf und Abs später, erreichen sie schließlich den Ausstellungsraum. Langsam und gewissenhaft kriechen sie von einem Auslassgitter zum nächsten, um festzustellen, welches davon ihrem Zielobjekt am nächsten ist. Nach einigem Hin und Her finden sie dann eines, das keine drei Meter von der Vitrine des Enigma entfernt ist! Perfekt! „Dein Auftritt, Jack.“, flüstert Ivy ihm zu, während Selina das Gitter entfernt.
 

Kaum eine Sekunde später schlingt sich eine Liane um den Bauch den Jungen und lässt ihn dann kerzengerade herab. Etwa einen Meter über dem Boden stoppt sie. An einer zweiten Liane taucht nun Catwoman neben ihm auf. Mit einer Spraydose beginnt sie die Umgebung zu besprühen, woraufhin rote Laserstrahlen sichtbar werden. „Nicht berühren, sonst geht der Alarm los!“, zischt sie ihm zu. Gewissenhaft nickt der Junge, während Ivy sie anschließend weiter runterlässt. Nun stehen sie inmitten all dieser roten Linien, die sich kreuz und quer durch den ganzen Raum zu ziehen scheinen. Dabei bilden sie die wildesten Muster, sodass es nahezu unmöglich erscheint, sie zu passieren. Doch es muss einen Weg geben. Es muss!
 


 

10
 

„Sieh genau hin, dann erkennst du den Weg.“, erläutert die Katze. Sie verharrt jedoch an Ort und Stelle, macht sich gar nicht erst die Mühe, ihm zu zeigen, was sie meint. Jack beachtet sie auch nicht mehr wirklich. Hochkonzentriert reißt er stattdessen nun die unnatürlich roten Augen auf und starrt wie hypnotisiert auf die Laserschranken. Sein Blick analysiert jeden Knick, jede Kante, jede Kreuzung, ganz so, wie er es später als Joker tun wird. Und da ist er, der Weg! Er sieht ihn plötzlich ganz deutlich vor sich, ganz so, als wäre er schon immer dagewesen und hätte nur darauf gewartet, von dem Grünhaarigen entdeckt zu werden. Wie zwei Schlangen winden sich seine Augen jetzt den Weg entlang. Auf und ab, links und rechts, vor und zurück, und dann steht er gedanklich vor dem großen Glaswürfel, hinter dem der Enigma friedlich hockt und vor sich hin träumt. Das spärliche Licht, das sich in seinen vielen Facetten spiegelt und ihn auf so berauschende Weise mystisch glitzern lässt...
 

Auch außerhalb seines Kopfes kann er ihn sehen, wie er zwischen den Laserstrahlen hindurchlugt. Der Stein ist riesig, etwa so wie ein großes Hühnerei. Doch seine Beschaffenheit ist etwas unförmig, nicht ganz oval, zu buckelig. Eine Schönheit ist dieser schwarzbraune Klumpen in jedem Fall nicht. Seine Größe lässt ihn lediglich obszön wirken, so als wäre er gar nicht echt, als hätte ihn ein ungeschicktes Kind aus Ton gemacht, der anschließend zu lange gebrannt wurde. Seine unterschiedlich großen, geschliffenen Facetten lassen ihn das Licht brechen und seine Oberfläche in allen Brau- und Schwarztönen funkeln. Doch auch das macht ihn nicht schöner. Ihm fehlt der elegante Glanz eines echten Edelsteins, die endlosen Regenbögen, die einem solchen Stein für gewöhnlich in jedem Winkel entspringen. Wäre der Enigma nicht so abstrus groß, sondern würde er auf einem schlichten Männerring sitzen, vielleicht an der Hand eines Königs aus alter Zeit, wäre er sicherlich ein äußerst beeindruckender Anblick. Würde Kraft und Macht symbolisieren – dunkle Macht...
 

In Jacks Augen sieht er so allerdings eher wie ein Witz aus. So als hätte jemand einen schmutzigen Klumpen Schlacke poliert oder aber – und dass ist schon ziemlich makaber, trifft es aber irgendwie noch besser – einen Haufen versteinerte Hundescheiße... Also alles andere als ein schöner Anblick, für den man gern unzählige Millionen ausgeben würde. Dennoch ist dort etwas. Etwas, das verhindert, dass er den Blick davon abwenden kann. Etwas Dunkles, Machtvolles, Mystisches. Etwas sehr Geheimnisvolles... Seine Fingerspitzen beginnen plötzlich zu kribbeln, und der kleine Clown stellt sich vor, den Enigma in Händen zu halten. Seine kühle und doch irgendwie seltsam warme Oberfläche zu spüren. Und wie dann sämtliche Geheimnisse des Universums und der Zeit in ihn hineinzufließen beginnen. So lange, bis sein gesamter Verstand in einem schwarzen Loch verschwindet und er vollkommen vom Wahnsinn zerfressen ins Nirwana eintaucht...
 

Diese Vorstellung ist so gewaltig, dass kein einziger Gedanke mehr in seinem überforderten Kopf Platz hat. Geistlos starrt er einfach nur ins Nichts. Das entgeht auch Selina nicht. Verwundert betrachtet sie den Jungen, wedelt mit der Hand vor seiner Nase herum, und wirft dann einen Blick nach oben zu Ivy. Die Rothaarige zuckt nur verständnislos mit den Schultern und schüttelt den Kopf. Ihre Verbindung zu ihm besteht noch immer, von daher muss es etwas anderes sein. Schön, dann eben etwas ruppiger. Die Schwarzhaarige tritt einen Schritt näher an ihn heran und legt einen Arm um seine Schulter, damit er vor Schreck nicht zurückweichen und so womöglich den Alarm auslösen kann. Auf diese Berührung reagiert Jack auch gar nicht, scheint völlig weggetreten. Gefährlich beginnen ihre diamantbesetzten Krallen im spärlichen Licht des Raumes zu funkeln. Eine Sekunde später zieht sich ein hauchfeiner Schnitt unter dem Kinn des Bengels entlang, durch den sich schwerfällig etwas Blut hervorpresst und alsbald den Kragen von Edwards weißem Hemd verfärbt.
 

Ein Zucken geht durch den schmächtigen Körper. Ein müdes Stöhnen folgt. Dann fängt Jack an, sich unbehaglich in ihrem Griff zu winden. „Hey, langsam, Junge! Konzentrier dich wieder auf unsere Aufgabe, hörst du?“, faucht ihm die Katze nachdrücklich ins Ohr. Merklich zuckt der Grünhaarige wieder zusammen und blinzelt dann verwirrt. „Selina...?“ „Ja. Werd mal wieder klar im Kopf, Kleiner, und vergiss deinen Freund Sam dabei nicht.“, weist sie ihn wieder an. „Sam...“ „Ja, Sam. Also marsch jetzt! Wir haben nicht ewig Zeit!“ Ganz langsam lässt sie ihn wieder los. „Siehst du den Weg noch? Dann konzentrier dich erst einmal nur darauf und nicht auf den Stein.“ „Okay.“
 


 

11
 

Als sich Jack nun zum Glaskasten aufmacht, scheint es, als wäre Joker wieder da. Der Grünhaarige bewegt sich mit einer ungetrübten Sicherheit und Präzision, als hätte er das hier schon tausend Mal gemacht. Da fällt es sogar Catwoman schwer, einen gewissen Funken Bewunderung zu unterdrücken. Tonlos pfeift sie durch die Zähne und wirft abermals einen Blick zu Ivy hinauf. Ihre Partnerin wirkt sehr zufrieden. Sämtliche anderen Gefühlsregungen hat sie im Moment jedoch aus ihrem Gesicht verbannt, beobachtet nur mit angehaltener Luft, wie sich der Bengel immer weiter vorarbeitet. Als Selinas Blick nun wieder auf Jack fällt, kommt dieser gerade vor der mannshohen Vitrine an.
 

Fast schon fragend sieht er zu ihr hinüber. Doch nur für einen Moment, dann zieht er den Glasschneider aus seiner Tasche und macht sich ans Werk. Mit einem kaum hörbaren Quietschen frisst sich die scharf geschliffene Metallscheibe in das Glas hinein und formt langsam einen Kreis. Nur noch ein paar Zentimeter, dann ist er vollendet...
 

„HALT! Stehen bleiben und Hände hoch!“, hallt plötzlich eine kräftige Stimme durch den großen Saal, was ein erschreckendes Echo erzeugt. Wie vom Donner gerührt zucken die drei zusammen und sehen sich um. Am Eingang zum Ausstellungsraum stehen vier Wachmänner mit gezogenen Waffen! „Mist...!“, knirscht die Katze verstimmt. Irgendein stummer Alarm muss die Blauhemden auf sie aufmerksam gemacht haben. „Was machen wir denn jetzt?“, fragt Jack etwas hilflos. „Du machst genauso weiter wie bisher! Denk an unseren Plan, Junge. Ivy und ich werden uns um die Burschen hier kümmern.“ Ehe der kleine Clown noch etwas sagen kann, prescht Selina auch schon vor. Im selben Moment seilt sich die grüne Flora an einer Liane von der Decke herab, während unzählige Ranken auf die Wachmänner zurasen.
 

Ein paar Sekunden betrachtet sich Jack das Ganze, wägt ab, ob es nicht vielleicht doch besser wäre, den beiden Damen zu helfen. Als er allerdings sieht, wie heftig sie mit den nahezu wehrlosen Wachmännern umgehen, ist er heilfroh, dass sie nicht auf ihn so wütend sind. Ein Schauer gleitet seinen schmalen Rücken hinab und er wendet sich wieder der Vitrine zu. Tief atmet er ein und aus und setzt dann erneut den Glasschneider an. Etwas wackelig vollendet der Grünhaarige schließlich den Kreis und die Scherbe fällt ihm entgegen. Als er versucht, sie aufzufangen, entgleitet sich jedoch seinen Finger und fällt mit einem unmelodischen Klirren zu Boden, wo sie in tausend Teile zerspringt. Das Klirren ist über den Lärm des Kampfes hinweg allerdings überhaupt nicht zu hören.
 

Etwas verstimmt betrachtet Jack die vielen funkelnden Bruchstücke, dann zuckt er gleichgültig mit den Schultern. Das Chaos ist eh schon perfekt, da macht so ein kleines Missgeschick sowieso nichts mehr. Kurz wirft er einen Blick zu Ivy und Selina, doch die sind immer noch mit den Wachmännern beschäftigt, was ein echtes Wunder zu sein scheint. Die Typen sind allem Anschein nach doch etwas zäher, als sie auf den ersten Blick wirken mögen. Der Junge denkt sich aber, dass das hier ganz sicher nicht das erste Mal ist, dass das Museum von ein paar Schurken ausgeraubt wird. Von daher haben die Typen wahrscheinlich eine etwas speziellere Ausbildung für solche Fälle. Es wirkt fast so, als würden die sechs miteinander spielen oder gar tanzen, als hätten sie vielleicht sogar auf irgendeiner Ebene Spaß dabei.
 

Der Jüngste macht sich aber keine weiteren Gedanken. Stattdessen greift er jetzt vorsichtig durch das etwa tellergroße Loch in der Vitrine. Nun kann er den Enigma wieder ungehindert ansehen, und dessen mystische Aura scheint erneut in ihn eindringen zu wollen. Leicht schüttelt der Grünhaarige den Kopf. Seine Finger zittern sichtbar, dennoch nähern sie sich immer weiter dem dunklen Stein auf seinem Sockel aus weißer Seide. Sein Zeigefinger streift die facettenreiche Oberfläche, und es ist, als würde ein Stromschlag durch seinen Körper jagen. Für eine Sekunde zuckt Jack zurück. Unterdrückt knirscht er mit den animalischen Zähnen und packt den Stein dann ohne jede weitere Vorwarnung. Fest schlingen sich seine langen Finger darum; spüren jede Kante, jede glatte Seite, jede Spitze, an der sich mehrere Facetten treffen. So kalt und doch so warm, als hätte man ein kleines Lebewesen in Händen, das langsam stirbt...
 

Diese Vorstellung bereitet ihm allerdings kein Unbehagen. Stattdessen schlingen sich seine Finger noch fester um den Enigma, als wollten sie versuchen, auch noch das letzte bisschen Leben herauszupressen. Seine Gedanken sind jetzt einzig und allein nur noch bei Sam. Er wird ihn retten, koste es, was es wolle!
 

Jack ist so in alledem vertieft, dass er gar nicht merkt, wie es auf einmal totenstill in dem Saal wird. Alle Kampfgeräusche ersterben, alle Stimmen verklingen, sein Atem ist das einzig Hörbare. Doch das liegt nicht an seiner grenzenlosen Konzentration, auch nicht an der mystischen Aura des Steins. Es liegt an etwas viel Dunklerem...
 

Vorsichtig löst der kleine Clown den Stein aus seinem samtenen Bett, spürt sein ganzes, schier unglaubliches Gewicht, und zieht dann bedächtig die Hand durch das Loch im Glas zurück. Nun ist der Enigma frei, gehört ganz allein ihm – oder auch nicht... „Leg ihn sofort wieder zurück, Joker!“, fordert plötzlich eine düstere Stimme direkt hinter ihm. Erschrocken zuckt der Junge zusammen und wendet dem Fremden sein bleiches Gesicht zu, die Augen tellergroß in Panik ertrunken aufgerissen. Hilflos presst er sich dabei den Diamanten an seine schmächtige Brust.
 

Vor ihm steht ein großer Mann in einem seltsamen schwarzen Kostüm. Sein Gesicht ist fast vollständig von einer Maske verdeckt. Seine ganze Erscheinung wirkt böse und bedrohlich. Jacks Herz krampft sich schmerzhaft zusammen, ihm bleibt fast die Luft weg, und dennoch hat dieser Mann etwas seltsam Anziehendes auf ihn, so wie der Enigma...
 

Batman versteht nicht, was das Ganze hier soll. Der stumme Alarm hat auch ihn hierhergebracht. Doch als aller Letzten hätte er hier den Joker vermutet, und dann scheinbar auch noch unter einer Decke mit Catwoman und Poison Ivy! Das kann doch nicht wahr sein. Schließlich dachte er, dass Jokers Gaunertage vorbei seien, dass er versucht, anständig zu werden, so wie sein Gefährte Edward. Irgendetwas stimmt hier also ganz und gar nicht.
 

Als ihm der Bengel nun so untypisch erschrocken das Gesicht zuwendet, kann Batman seine Überraschung über den ungewohnten Anblick geradeso noch verbergen. Joker ist ungeschminkt! Und das sind auch nicht seine Klamotten, die er da trägt. Das alles wird immer verwirrender.
 

„Tu mir nicht weh! – Was hast du mit Selina und Ivy gemacht?!“, platzt es dann erstickt aus dem kleinen Bengel heraus, während er an Bruce vorbeizuschauen versucht, um seine Partnerinnen zu sehen. Diese liegen bewusstlos und gut verschnürt am anderen Ende des Ausstellungssaals. Die Wachmänner sind ebenfalls am Boden, doch das ist wohl eher den beiden Ladys zu verdanken als diesem unheimlichen Typen hier vor ihm.
 

Nun ist die Verwirrung des Dunklen Ritters perfekt. So seltsam hat Joker ja noch nie gesprochen. Für gewöhnlich giert der Bengel ja eher nach der strengen Hand des Rächers. Der Schwarzhaarige hat zudem mit einem dummen Spruch gerechnet, der mehr als nur zweideutig daherkommt, gefolgt von einem albernen Spitznamen für die Fledermaus. Aller Wahrscheinlichkeit nach Jokers so heißgeliebtes Darling. Doch nichts dergleichen. Stattdessen spiegelt sich völlige Panik und hilflose Angst in den roten Augen wider. Zudem ein verständnisloses Nichtbegreifen. Das ist etwas sehr oberfaul. Steht er vielleicht unter der Wirkung irgendeines Mittels von Ivy? Das erscheint Batman schon fast unmöglich, wenn er an die Geschehnisse in der Iceberg Lounge zurückdenkt. Aber was ist es dann?
 

Im Moment hat er jedoch nicht die Zeit, um sich darüber Gedanken zu machen. „Gib mir den Stein, Joker, und sag mir, was das hier alles soll!“, fordert er nun nachdrücklich. Der Angesprochene weicht jedoch nur einen Schritt vor ihm zurück und presst sich den Diamanten fester an die schmale Brust. „Was ist nur los? Warum nennen mich alle so? Mein Name ist Jack, verdammt noch mal!“, entkommt es dem Grünhaarigen daraufhin erstaunlich aufgebracht. Okay, wie es scheint, scheint eine ganze Menge mehr nicht mit Joker zu stimmen...
 

„Wie auch immer. Gib mir den Stein, ehe ich dir wehtun muss!“ „NEIN! Du kannst ihn nicht haben. Ich brauche ihn, um Sam zu helfen!“, erwidert der Jüngere und setzt zur Flucht an. Das Ganze wird immer verwirrender. Wer ist denn nun wieder Sam? Egal jetzt. Mit geballten Fäusten rennt Batman hinter dem kleinen Clown her. Weit kommt der Bengel allerdings nicht, da alle Ausgänge verschlossen sind. Das schreckt ihn im Moment aber nicht sonderlich ab. Er läuft einfach weiter im Kreis, vermutlich in der Hoffnung, dass sein Verfolger irgendwann müde wird und er dann einen Weg nach draußen finden kann. Den Gefallen wird Batman ihm aber nicht so schnell tun.
 

Der Dunkle Ritter hat auch nur sehr wenig Geduld mit alledem. Daher dreht er den Spieß einfach um und so läuft ihm Jack ungewollt mitten in die Arme. Erschrocken versucht der Grünhaarige, die Richtung zu ändern. Dabei dreht er Bruce allerdings den Rücken zu, worauf dieser nur gewartet hat. Ehe der kleine Clown außer Reichweite kommt, holt der Rächer aus und versetzt ihm einen harten Schlag mit der Handkante in den Nacken. Das reicht allein aber noch nicht aus, um ihn zu Fall zu bringen. Doch es macht ihn immerhin langsamer. Jetzt packt Bruce ihn am Kragen, zerrt ihn zu sich heran, nur um dann seinen Kopf zu packen und ihn gegen die nächste Wand zu schlagen.
 

Nun gehen bei dem Grünhaarigen die Lichter aus, und warmes Blut läuft ihm von der Platzwunde an seiner Stirn übers nackte Gesicht. Nicht sonderlich glücklich betrachtet sich der Schwarzhaarige das Ganze. Dabei fürchtet er, dass das hier wohl noch eine sehr lange Nacht werden könnte...
 

Und was soll er jetzt machen? Diesen Haufen Irrer wieder zurück nach Arkham bringen natürlich! Für Ivy und Selina gilt das in jedem Fall. Bei Joker sollte er darüber wohl lieber noch einmal nachdenken. Sollte Edward mitbekommen, dass er sein Törtchen in die Anstalt verfrachtet hat, wird es ganz sicher ziemlichen Aufstand geben. Also was stattdessen? Frei rumlaufen lassen kann er den Jungen unter keinen Umständen. Erst recht nicht, da irgendetwas ganz gewaltig bei ihm durcheinander geraten zu seien scheint. Aber vielleicht kann der Rätselmeister ihm ja sagen, was los ist? Vielleicht sucht er sogar schon nach Joker? Vielleicht gab es Streit zwischen den beiden, und Joker wollte es ihm so heimzahlen?
 


 

12
 

„Wie lange dauert das denn noch?“, fragt Ed nun schon zum gefühlt hundertsten Mal. Durch seine gebrochene Nase klingt es allerdings nicht tadelnd, sondern gedämpft und weinerlich. Nachsichtig blickt Mel vom Dach herunter. Hinter ihm sind Bob und Tom gerade fiberhaft damit beschäftigt, einen großen Suchscheinwerfer auf dem Balkon von Nigmas Wohnung zu befestigen. Auf dem noch dunklen Glas ist mit schwarzer Farbe eine Fledermaus gemalt worden. „Noch fünf Minuten, Boss.“ „Geht das denn nicht etwas schneller?“, fragt der Brünette der Verzweiflung nahe. Langsam klettert Mel an der Leiter herab und steht dann neben ihm. Sanft legt er ihm eine Hand auf die Schulter. „Nun beruhige dich doch, Boss. Es geht nun mal nicht schneller...“
 

Nigma gibt ein tiefes Seufzen von sich. „Ich weiß, aber – ich mache mir so schreckliche Sorgen...“ „Das versteh ich doch, Boss. Doch ich bin sicher, dass es Mister Jay schon gut geht. Das kann man von dir nicht behaupten. Du bist immer noch angeschlagen, und es hilft niemandem, wenn du hier zusammenklappst.“ Betroffen senkt der Rätselmeister den Kopf und beißt sich auf die Unterlippe. Krampfhaft versucht er die Tränen zurückzuhalten, die vehement hinter seinen Augen brennen. „Komm mit, Boss. Wir gehen rein und dann mach ich dir einen schönen Tee. Der beruhigt dich vielleicht etwas.“ Ed antwortet nicht, sieht ihn nicht einmal an. Doch als Mel ihn nun bestimmend Richtung Rolltor dirigiert, geht er ohne Einwände mit ihm.
 

Fünf Minuten später sitzt er auf der Couch in der Fernsehecke der Garage und umklammert seine Teetasse mit solcher Verbissenheit, dass es einem Wunder gleichkommt, dass das dünne Porzellan nicht zerspringt. Mel sitzt schweigend neben ihm und hat ihm wie ein Liebhaber im Kino den Arm um die Schultern gelegt. Die Nähe des anderen Mannes beruhigt Edward tatsächlich ein bisschen. Oder zumindest gibt es ihm Halt. Nie war Ed dankbarer als in diesem Moment, dass er so ein freundschaftliches Verhältnis zu seinen Jungs pflegt. Ohne den Beistand der anderen wäre er jetzt nicht mehr als ein Häufchen Elend, das sich vermutlich nur weinend im Bett verkriechen kann, weil er allein gar nicht in der Lage wäre, irgendetwas anderes hinzubekommen – nicht in seinem jetzigen Zustand.
 

„Boss?“, wird die eingetretene Stille dann irgendwann von Lenny unterbrochen. Langsam hebt Ed den Kopf und sieht ihn so unglaublich flehend an, dass sein Gegenüber leicht schlucken muss. „Ja?“ „Der Scheinwerfer ist jetzt einsatzbereit.“ Nun gleitet sichtliche Erleichterung über das abgehärmte Gesicht des Brünetten hinweg. „Ein Glück! Bitte macht ihn sofort an, ja?“ „Wird gemacht, Boss.“ Flink huscht Lenny zum Rolltor zurück und ruft dann zu seinen beiden Kollegen hinauf. Ein paar Augenblicke später erhellt der Scheinwerfer den nächtlichen Himmel in Richtung Gothams Innenstadt. Die drei Männer jubeln kurz, was Ed bestätigt, dass alles wie gewünscht funktioniert, auch wenn er das Licht von hier aus nicht sehen kann – die Garage hat keine Fenster.
 

Ein paar Minuten später kommen Bob und Tom mit dem Werkzeug zurück in die Halle und das Rolltor wird wieder geschlossen. Angespannt setzen sich alle in die Fernsehecke zu Nigma und betrachten die Nachrichten. Vielleicht wird Joker ja irgendwo erwähnt? Ansonsten können sie jetzt nur warten...
 


 

13
 

Es ist keine zehn Minuten her, seit die Jungs den Suchscheinwerfer mit der aufgemalten Fledermaus eingeschaltet haben, da klopft es plötzlich sehr nachdrücklich an das Rolltor der Garage. Erschrocken zucken alle Anwesenden zusammen. Schließlich steht Toni auf und nähert sich vorsichtig dem Tor. In die Metallstreben des Rolltors ist ein kleines Fensterchen eingebettet – kaum mehr als ein Sehschlitz, doch es reicht aus. Es reicht aus, um Toni einen heftigen Schreck einzujagen. „Heilige Scheiße...“, japst er, woraufhin ihn alle gebannt anstarren.
 

„Es – es ist – Batman...“, bringt er schließlich hervor, woraufhin Edward hörbar nach Luft schnappt. „Mach sofort das Tor und lass ihn rein!“, erwidert der Rätselmeister halb erstickt, hätte er im Leben doch nicht gedacht, dass der Ritter tatsächlich auftauchen würde – und dann auch noch so schnell. Ratternd gleitet das Tor in seinen Führungen nach oben. Und wahrhaftig, da steht Batman, in all seiner düster-grimmigen Pracht. Doch er ist nicht allein, wie sie alle sehr schnell feststellen. Auf seinen Armen, fest eingewickelt in sein Cape, damit die Kälte nicht allzu viel Schaden anrichtet, trägt er ein Bündel bei sich, aus dem nur noch das Gesicht herausschaut.
 

„Oh, mein Gott, Joker!?“, platzt es fassungslos aus dem Brünetten heraus. Wackelig springt er auf, fällt fast zu Boden, wenn Mel ihn nicht rechtzeitig festhalten würde, und stolpert dann ungelenk zu seinem Widersacher hinüber. Batman kommt ihm derweilen langsam und sehr aufmerksam entgegen. Da sich Nigmas Männer glücklicherweise alle auf einer Seite der Halle befinden – abgesehen von Toni, der noch ehrfürchtig neben dem Tor steht –, kann er sie sehr gut im Auge behalten. Allerdings glaubt er nicht, dass sie ihn angreifen werden. Das kann er überdeutlich im Gesicht des Ex-Schurken ablesen.
 

„Um Himmels willen, Joker! – Was hast du mit ihm gemacht?“ „Ich musste ihn K.O. schlagen. Er war völlig außer sich.“ „Hat – hat er etwas angestellt?“ „Sieht ganz so aus.“, langsam zieht Bruce sein Cape etwas zurück und entblößt dabei Jokers Brust. Noch immer hält der bewusstlose Junge den schwarzen Diamanten ganz fest umklammert, und Batman wollte ihm jetzt nicht absichtlich die Finger brechen, nun um den Stein an sich nehmen zu können.
 

Mit großen Augen betrachtet Edward den unverschämt großen Klunker in den zierlichen Fingerchen seines kindlichen Freundes. „Ist das – ist das der Enigma?“ „Ja. Was hat Joker mit Catwoman und Poison Ivy zu schaffen?“ „Was?“ „Die drei haben gemeinsam versucht, den Stein zu stehlen.“, erläutert der Rächer mürrisch. „Oh. – Ich habe nicht die geringste Ahnung, was das sollte. Er kann die beiden überhaupt nicht leiden, und das beruht auf größtmöglicher Gegenseitigkeit. Er würde nie mit ihnen zusammenarbeiten, wenn es nicht dem Wiederaufbau der Narrows dient.“ „Also hast du nichts damit zu tun?“ „Ich bitte dich! Warum sollte ich etwas damit zu tun haben? Ich versuche doch, ein ehrliches Leben zu führen. Da schicke ich doch Joker nicht raus, um so einen dummen Klumpen zu klauen. Nicht einmal, wenn dieser dumme Klumpen der Enigma ist.“, beharrt der Rätselmeister stur, und seine grünen Augen bestätigen die Wahrheit seiner Worte.
 

„Verstehe. – Wie hast du dir die Nase gebrochen?“ Doch Edward schweigt und weicht seinem Blick betroffen aus. „Es war Joker, nicht wahr? Also bin ich nicht der einzige, bei dem er sich seltsam benommen hat.“ „Er – er kann nichts dafür. – Irgendetwas hat sein Gedächtnis ausgelöscht. Er kann sich nicht mehr an uns erinnern...“, bringt Ed mit brüchiger Stimme hervor, während eine einzelne Träne seine linke Wange hinabrinnt.
 

Bedächtig setzt sich Bruce wieder in Bewegung und steuert die Tür an, die ins Treppenhaus führt. „Was wird das?“, fragt Nigma vorsichtig. „Dort geht es rauf in deine Wohnung, nicht wahr?“ „Ja, schon...“ „Gut, dann los. Wir haben einiges zu besprechen, fürchte ich.“ Bruce‘ Worte dulden keine Widerrede, sodass Edward den Mund wieder zu macht. Stattdessen lässt er bedrückt die Schultern hängen und folgt ihm wie in kleines Kind, das gerade Ärger bekommen hat. Seine Jungs verharren unschlüssig auf ihren Plätzen.
 

Einzig Mel folgt den beiden zur Tür. Batman verschwindet schon im Treppenhaus und setzt seinen Weg unbeirrt fort. „Boss, wenn...“, setzt der Chef der Truppe an. „Ist schon gut. Ich komme klar. Ihr werdet schon merken, wenn ich Hilfe brauche. Doch ich denke nicht, dass es dazu einen Grund geben wird.“ Dann verschwindet auch der Rätselmeister im Treppenhaus, während Mel die Tür zurück ins Schloss fallenlässt und sich wieder zu den anderen gesellt. Und erneut heißt es also warten...


Nachwort zu diesem Kapitel:
den enigma-diamanten gibt es wirklich so. er ist 555,55 karat schwer und hat 55 facetten und wurde letzten monat tatsächlich in dubai versteigert. Komplett anzeigen

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