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Die Wölfe 3 ~Der Pianist des Paten~

Teil III
von

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~Frauengespräche~

„Nicht dein Ernst, oder? Da kann ich ja gleich nackt gehen!“ Judy betrachtet das trägerlose, schwarze Kleid, sie hält es an ihren Körper. Es ist so kurz, dass es kaum ihren Intimbereich bedeckt. „Hast du nicht was Längeres?“, will sie von Robin wissen.

„Ich dachte du willst ihm gefallen?“, fragt Robin und kramt in ihrem großen Kleiderschrank.

„Ja schon, aber er soll nicht glauben, dass ich leicht zu haben bin.“ Das Kleid lässt Judy sinken und betrachtet sich im Spiegel. Nur in BH und Unterhose dreht sie ihren Körper, um ihn von allen Seiten ansehen zu können. „Das hier, muss er sich schon verdienen.“ Judy ist ganz zufrieden mit ihrer Figur, schlank, flacher Bauch, runde Brüste. Sie braucht eigentlich keinen BH, die Mädels stehen auch ohne, aber sie hat ja Anstand, ganz im Gegensatz zu ihrer Schwester.

Robin nimmt den Kopf aus dem Schrank, von oben herab betrachtet sie Judy. „Ja klar, du hast ihn das letzte Mal, als wir bei Susen waren, doch schon mit den Augen ausgezogen.“

Judy stampft auf und füllt ihre Wangen mit Luft. „Gar nicht wahr!“, schimpft sie.

Robin schenkt ihr ein flüchtiges Lächeln, dann verschwindet sie wieder hinter der Schranktür. „Was ist eigentlich mit diesem Sam? Läuft da noch was zwischen euch?“, fragt sie.

Judy wendet sich vom Spiegel ab, sie wirft das kurze Kleid über die Schranktür. „Wenn es nach ihm geht, schon“, antwortet sie.

„Und, geht es nach ihm?“, fragt Robin.

Judy seufzt und versucht die Probleme, die sie mit Sam hat, bei Seite zu schieben. „Er ist gut zu mir…“, sagt sie leise.

Ihre Schwester wird fündig, sie zieht ein langes, weißes Kleid aus dem Schrank. Der Stoff fließt wie Seide an dem Bügel herab, der es hält, Blumenspitze ist darin verarbeitet. „Aha? Ist das schon alles? Er ist nur gut zu dir?“, fragt Robin und hält ihr das Kleid hin.

„Er hat vor einer Woche um meine Hand angehalten“, erwidert Judy kühl.

Robins Gesicht verliert an Farbe, ihr Atem setzt aus, den Mund öffnet sie für eine stumme Frage.

Judy schmunzelt amüsiert. „Ich habe noch nicht ja gesagt.“

„Willst du den wirklich heiraten?“, fragt Robin nach Luft schnappend.

Judy nimmt ihr das Kleid ab und betrachtet es besonders lange, sie legt es sich über den Arm. Erstaunlich das ihre Schwester auch was Hübsches zwischen dem ganzen nuttigen Schund hängen hat. „Ich kenne ihn schon seit wir Kinder waren. Als ich von zu Hause weg bin, hat er zu mir gehalten und bis jetzt auf mich aufgepasst.“ Sanft streichelt Judy den weichen Stoff des Kleides und versucht sich dabei nur an die schönen Momente mit Sam zu erinnern.

„Was du da beschreibst, klingt nach einem Hund, nicht nach einem Mann“, kommentiert ihre Schwester.

Das trifft es ganz gut, Judy lächelt bitter. Was immer sie verlangt, Sam tut es für sie, ohne Fragen zu stellen. Wenn sie beim Vorbeigehen im Schaufenster eines Geschäftes etwas entdeckt, bringt er es spätestens am nächsten Tag in einer Geschenkpackung mit. Jetzt wo Sam seine Ausbildung beendet hat und in einem großen Kontor arbeitet, reicht sein Geld auch aus, ihnen ein Haus zu bauen und sie beide zu ernähren.

Robins Hand berührt sie am Kinn, sie hebt ihr Gesicht, bis Judy sie ansehen muss. „Liebst du ihn?“, will sie wissen.

Judy schweigt. Liebe ist so ein großes Wort. Sie schätzt was er tut und findet es im selben Moment auch zum Sterben langweilig. Wieder schweigt sie.

Robin sieht ihr noch einen Moment lang tief in die Augen, dann sagt sie feststellen: „Also nicht!“ Sie wendet sich wieder dem Schrank zu. „Sag mal, war das nicht auch der, der schon vom bloßen draufsetzen gekommen ist?“, fragt sie abschätzig.

Judy läuft feuerrot an. Sofort schimpft sie: „Man, das habe ich dir im Vertrauen gesagt!“

„Ja, und? Hier sind doch nur wir beide.“

Trotzdem ist es Judy peinlich darüber zu sprechen. Solche Dinge flüstert man höchstens, es laut aus zu sprechen ist unanständig. Susen würde sofort die Nase rümpfen und sie dafür tadeln. Mit der großen Schwester kann sie solche Themen nicht mal andeuten, ohne gemaßregelt zu werden. Doch Robin hat Recht. In ihrer Villa sind sie unter sich und schon lange brennt Judy dieses Thema auf dem Herzen. „Ist das eigentlich normal bei Männern?“, fragt sie vorsichtig und setzt sich auf das große Ehebett in der Mitte des Raumes, das Kleid faltet sie in ihrem Schoß.

Robin schließt die Schranktüren, in ihrem Blick liegt etwas Verschlagenes.

Judy scheut sich ihr in die Augen zu sehen. Mit dem großen Zeh zieht sie kleine Kreise auf dem Boden.

Die Schwester nimmt sich eine Bürste vom Schminktisch und setzt sich hinter sie. Langsam beginnt sie Judys lange Haare zu kämmen. „Mit Susen kann man nicht gut über solche Dinge reden, oder?“, fragt sie.

„Nicht wirklich…“, antwortet Judy seufzend und beobachtet ihren Zeh beim Kreise drehen.

„Nicht alle Männer sind so leicht zufrieden zu stellen. Normalerweise halten sie länger durch“, erklärt Robin.

Das erleichtert Judy. Bisher war Sam der einzige Mann, mit dem sie intim war. Beinah hat sie angenommen, dass es eben so sein muss.

„Wenn mit seinem Penis schon nichts anzufangen ist, kümmert er sich dann sonst wenigstens um dich?“, fragt Robin geheimnisvoll.

Judy spürt die Hitze in ihren Wangen pulsieren. Das ist wahrlich kein schickliches Thema, für Mädchen aus gutem Hause, wie sie beide. Doch Robins Andeutung, dass es da noch mehr geben muss, macht sie neugierig. „Wie meinst du das?“, fragt sie.

„Naja, läuft da noch was, nachdem er fertig ist?“

Es gibt also wirklich noch mehr? „Nein, er will sich immer gleich waschen gehen oder er pennt ein.“

„Legst du dann wenigstens selbst Hand an?“

„An mir?“, fragt Judy entrüstet.

„Ja!“

„Natürlich nicht!“ So weit kommt es noch! Brave Mädchen tun so etwas nicht, behauptet Susen zumindest.

„Ach Kleines, du verpasst ja so viel“, sagt Robin lachend.

Judy zieht einen Schmollmund, sie wippt mit den Beinen. „Na du musst es ja wissen!“, entgegnet Judy brummend.

Robin hatte so viele Männer, Judy hat längst aufgehört mitzuzählen. Kein Wunder das sie keiner heiraten will. Obwohl sie bereits 27 Jahre alt ist, hat Judy noch vor ihr einen Antrag bekommen. Selbst Susen hatte mehr ernsthafte Beziehungen.

„Ja eben drum! Ich weiß wovon ich rede“, versichert Robin ihr.

„Ach was, so was Besonderes ist Sex nun auch wieder nicht“, erwidert Judy und spürt dabei den fragenden Blick der Schwester im Nacken.

„Hattest du überhaupt schon mal einen Orgasmus?“, will Robin wissen.

„Einen was?“

„Ich meine dieses Glücksgefühl, wenn ein Mann richtig zärtlich zu dir ist...“ Robin schweigt kurz und zuckt mit den Schultern. „… naja, oder wenn du es eben zu dir selbst bist.“

Angestrengt lässt Judy die wenigen intimen Momente mit Sam an sich vorüberziehen. Meistens war es ja schon vorbei, bevor sie ihn wirklich gespürt hat. Da war eigentlich nur dieses eklige heiße Zeug in ihr, dass ihr wenig später die Beine runter gelaufen ist. Wie ein Glücksgefühl kam ihr das nicht vor. „Keine Ahnung, wovon du sprichst“, entgegnet sie und lässt ihre Beine knapp über dem Boden baumeln.

„Du bist ja noch viel ärmer dran, als ich dachte.“

„Hör auf dich über mich lustig zu machen!“ Judy nimmt sich eines der Kissen und schlägt nach der Schwester.

Robin lacht vergnügt und wehrt das Kissen mit den Händen ab. Dass sie dabei noch Freude zu empfinden scheint, macht Judy noch wütender. Aufgebracht sagt sie: „Als wenn deine Typen so viel besser wären!“

Robins Gesichtszüge werden ernst.

Das lässt Judy inne halten.

„Der Letzte, den ich hatte, der war zwar noch sehr jung, aber echt gut. Vielleicht sogar etwas zu gut. Ich war danach echt fertig. Besonders mein Hintern tat voll weh.“

Hintern? Hat sie sich etwa da…? Judy schüttelt es bei dem Gedanken. „Bäh du bist so ekelhaft!“, sagt sie angewidert und dreht sich von ihrer Schwester weg. Warum muss Robin immer gleich so pervers werden? Können sie nicht mal normal über diese Dinge sprechen? Was muss ihre Schwester auch einen so unerhört schmutzigen Charakter haben?

Doch Robin denkt gar nicht daran aufzuhören. „Und lecken konnte er – wie ein Gott“, schwärmt sie und lacht dabei.

Judy will sich gar nicht ausmalen woran der Kerl geleckt hat. Mit dem Kissen schlägt sie nach der Schwester, das Kleid fällt ihr dabei von den Oberschenkeln. „Du bist so versaut! Ehrlich! Kein Wunder das es kein Mann lange mit dir aushält.“

Robins Lachen erstirbt, sie wehrt sich nicht mal gegen das Kissen. Stumm fällt sie rückwärts aufs Bett und starrt an die Decke. Ihre Augen bekommen einen gläsernen Glanz.

Judy hält inne. Augenblicklich tut ihr leid, was sie gesagt hat. „Robin? Sorry ich wollte nicht… ich…“, stammelt sie.

Robin setzt sich auf, sie fährt sich mit dem Handrücken übers Gesicht und wischt sich die Tränen weg. Ihre Stimme ist wehmütig, als sie leise sagt: „Du kannst echt froh sein, wenn das mit Enrico klappt. Er ist etwas Besonderes.“

Judy schaut misstrauisch. Warum sagt sie das denn so seltsam. „Hattest du etwa was mit ihm?“ Die beiden trennen mindestens zehn Jahre, doch zuzutrauen wäre es ihrer Schwester.

Robin wird ganz ernst. „Nein!“, sagt sie bestimmt, „Ich kenne ihn einfach nur sehr gut. Im letzten Jahr habe ich ziemlich viel Mist mit ihm erlebt.“ Robin unterbricht sich einen Moment lang. „Mhm wobei…“ Auf ihren Lippen wächst ein spöttisches Lächeln. „… er kann genauso nervig sein wie du. Vielleicht verdient ihr ja einander.“

Das klingt alles ziemlich merkwürdig für Judys Ohren. Seit Wochen versucht sie etwas über den Kerl herauszufinden, da sagt Robin keinen Ton und nun will sie sie auf einmal verkuppeln. Irgendwas stimmt doch da nicht. „Robin, mal Hand aufs Herz. Was hat es mit deinem Sinneswandel auf sich? Erst willst du nicht über ihn sprechen und jetzt klingst du schon so, als wenn ich den Typen mal heiraten werde. Da ist doch was faul“, vermutet Judy.

Robin sieht peinlich berührt weg, sie steht auf und geht zum Schminktisch. Mit der Bürste kämmt sie ihr Haar.

Das hat sie schon immer gemacht, wenn sie etwas verbergen wollte. Judy steht ebenfalls auf und tritt hinter sie. Ihre Arme stemmt sie rechts und links in die Seiten und fragt geradeheraus: „Hat Vater was damit zu tun?“

Robin atmet hörbar aus, das ist Judy Antwort genug.

„Was hat er denn bitte davon, wenn ich mit dem Kerl zusammenkomme?“, will Judy wissen.

Robin seufzt. Sie legt die Bürste weg und dreht sich um. Ihr Blick ist aufrichtig, als sie sagt: „Er hält ihn eben für eine gute Partie.“

„Es ist unfassbar! Ich bin nicht von daheim abgehauen, um zu tun, was Vater will. Und ganz bestimmt werde ich niemanden heiraten, den er ausgesucht hat!“

„Aber du hast doch die ganze Zeit gebettelt Enrico zu treffen. Wo ist dann jetzt das Problem?“

„Ja, ich finde ihn interessant, das heißt aber noch lange nicht, dass ich was mit ihm anfangen will. Ich bin mit Sam verlobt!“ Demonstrativ hebt Judy ihre linke Hand, an der ein Ring mit einem Diamanten in der Mitte sitzt.

Robin legt den Kopf schief. „Du hast doch noch nicht mal zugestimmt ihn zu heiraten“, erinnert sie Judy.

„Na und? Deswegen fange ich doch nicht gleich was mit einem Anderen an. Wie kommst du überhaupt dazu die Kupplerin für uns zu spielen?“

Robin erhebt sich, sie drängt sich an Judy vorbei. „Hey, ich habe mir das auch nicht ausgesucht. Vater hat mich darum gebeten, ihn dir vorzustellen“, erklärt Robin.

„Oh Mann Robin! Hör doch endlich mal auf, Vater aufs Wort zu gehorchen! Nach allem was passiert ist, hat er deine Treue nicht verdient. Er ist ein elender Mörder!“

Robin zieht die Augenbrauen tief ins Gesicht, Wut flammt in ihren Augen. „Ich gehorche ihm nicht aufs Wort, ich tue, was ich für das Richtige halte. Auch wenn ich inzwischen ausgezogen bin, besuche ich ihn wenigstens regelmäßig und habe ein warmes Wort für ihn übrig. Er war immer gut zu uns, hat uns geliebt, hat uns beschütz. Auch Susens Praxis unterstützt er jeden Monat mit einer großzügigen Spende, weil so wenige sich von einer Frau behandeln lassen wollen. Er hat euren Hass nicht verdient. Das Mutter umgebracht wurde, ist nicht seine Schuld. Glaubst du denn er macht sich deswegen nicht selbst genug Vorwürfe? Es tut mir im Herzen weh zu sehen, wie er jeden Tag einsam in diesem riesigen Anwesen sitzt und seine Töchter vermisst. Der Mann zerbricht daran, auch noch euch beide verloren zu haben, aber was kümmert es euch? Ich habe zugestimmt, weil ich es auch für eine gute Idee hielt. Ich will dass du nach Hause kommst, das wir endlich wieder eine richtige Familie sind. Seit Mutters Tod ist alles auseinandergebrochen. Und egal wie sehr ihr ihn verachtet, ich liebe ihn, okay? Ich werde auch weiter alles versuchen, dass wir wieder an einem Tisch sitzen können, so wie früher!“ Ein Meer aus Tränen flutet Robins erzürntes Gesicht.

So aufgelöst hat Judy sie noch nie erlebt. Sie ist doch immer so taff und unnahbar. Dass ihr der Vater so viel bedeutet, das hat Judy nicht gewusst. Sie macht einen Schritt auf die Schwester zu und schließt sie in eine Umarmung ein. „Ich werde heute Abend mitkommen“, verspricht sie, „Um ehrlich zu sein, ein bisschen fehlt Vater mir auch.“



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