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Einsamkeit

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Einsamkeit

Als Severus am Morgen erwachte musste er an Narzissas Kuss denken. Ein Teil von ihm wollte mehr von diesen ganzen Berührungen, von der Nähe und allem. Sein Verstand hingegen sprach eine Warnung nach der anderen an ihn aus. Er hatte gestern Stunden gebraucht, um sich klar zu werden, was Narzissa eigentlich von ihm wollte. Dass sie nichts anderes wollte als seine Nähe, seine Berührungen. Sie wollte geliebt werden und zwar so wie ihr Mann nicht dazu im Stande war.
 

Severus hatte sich um sie gekümmert als es ihr besonders schlecht ging. Er hatte sie umarmt und mit ihr gesprochen. Ihr eine Schulter gegeben an der sie sich ausweinen konnte. In der Anwesenheit der Todesser musste Severus immer mühsam alle Emotionen unterdrücken. Als er jedoch Narzissa umarmt hatte und mit ihr stundenlang dasaß, da war ihm plötzlich in den Sinn gekommen, dass er das gleiche brauchte.
 

Mühsam erhob Severus sich aus seinem Bett und zog seinen schwarzen Morgenmantel an. Im Wohnzimmer war der Tisch bereits für das Frühstück gedeckt. War es etwa schon so spät? Er eilte ins Bad und wusch sich rasch. Anschließend zog er seine Sachen an. Gerade rechtzeitig, denn an der Tür klopfte es schon. Er öffnete sie und vor ihm stand Narzissa.
 

„Guten Morgen.“, sagte sie und trat ein.
 

Severus setzte sich an den Tisch und blickte Narzissa an. Er wollte ihr sagen, was er fühlte, doch er bekam kein einziges Wort heraus.
 

„Was ist los?“, fragte Narzissa, die offensichtlich seine Sprachlosigkeit bemerkt hatte.
 

„Ich … also ich …“ Severus wusste gar nicht, wo er anfangen sollte. „Der Kuss.“
 

„Muss ich dir das wirklich erklären?“, fragte Narzissa mit einem leisen Kichern.
 

Severus verfluchte sich selbst. Er konnte komplexe, alchemistische Formeln ausrechnen und schwierige magische Theorie in Abhandlungen verfassen. Was er nicht konnte war angstfrei einer Frau zu sagen, was er fühlte.
 

Narzissa griff über den Tisch und nahm seine Hand.
 

„Willst du mich noch mal küssen?“, fragte sie ganz ernsthaft.
 

„Ja.“, sagte Severus knapp. Es kostete ihm immer so viel Kraft so etwas auszusprechen. In seinem Kopf war alles geordnet, doch sobald er den Mund aufmachte war er nur noch ein Nervenbündel.
 

„Warum hast du so viel Angst davor?“, fragte Narzissa als hätte sie seine Gedanken gelesen.
 

„Meine letzte Beziehung ist katastrophal geendet.“, sagte er. „Ist lange her. Ich möchte dir nur sagen, dass ich deine Nähe will. Ich will ...“
 

Severus rieb sich angestrengt die Stirn. Warum war das nur so schwierig?
 

Narzissa erhob sich und ging zu ihm herüber. Sie reichte ihm die Hand.
 

„Komm her, Severus.“, sagte sie.
 

Zögernd ergriff er ihre Hand und stand auf. Narzissa legte ihre Arme um ihn und ihren Kopf auf seine Schulter.
 

„Siehst du, das ist gar nicht so schwer.“, sagte sie.
 

Vorsichtig legte Severus seine Arme um sie und vergrub sein Gesicht in ihrer Schulter. Er sog den sanften Geruch ihres Parfüms ein und schloss für einen Augenblick die Augen. Es war als würde eine schwere Last von ihm abfallen.
 

Narzissa löste ihre Umarmung um ihn und nahm sein Gesicht in ihre Hände. Erneut küsste sie ihn. Zärtlich und doch bestimmt.
 

„Das ist Schritt Zwei.“, sagte sie. „Weißt du, was Schritt Drei ist?“
 

„Wir sollten das nicht tun.“, entgegnete Severus.
 

„Warum? Was hat dir deine letzte Frau angetan, dass du so große Angst hast?“
 

„Sie hat mir nichts angetan. Sie ist gestorben.“, sagte Severus mit zitternder Stimme.
 

Er wandte sich von ihr ab und setzte sich auf die Couch. Severus schlug die Hände vor sein Gesicht und begann zu schluchzen. Er wusste, dass jemand wie er nicht so dasitzen und heulen sollte. Noch dazu vor der Frau seines besten Freundes.
 

Er spürte wie Narzissa sich neben ihn setzte und ihn in ihre Arme schloss. Severus vergrub sein Gesicht in ihrer Schulter. Er fühlte wie sie ihm sanft durch sein Haar streichelte. Severus wollte doch nichts mehr als dass ihn jemand liebte. Warum musste es dann immer so schwer für ihn sein?
 

„Wir haben beide viel durchgemacht, Severus.“, sagte Narzissa zu ihm. „Vielleicht zu viel.“
 

Er setzte sich auf und wischte sich mit dem Ärmel seines Pullovers die Augen.
 

„Ein Hogwarts-Schulleiter sollte nicht heulen wie ein Baby.“, murmelte Severus.
 

„Hör auf es zu verstecken.“, sagte Narzissa zu ihm.
 

Severus wünschte das wäre so einfach gewesen. Sein Leben lang hatte er immer verborgen wer er war. Wenn doch einmal jemand an der Oberfläche kratzte, dann fühlte er sich verletzt, verwundet wie ein wildes Tier.
 

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Den Tag über brachte Severus im Büro nichts zu Stande. Er musste immerzu an heute Morgen denken. Irgendwann gab er es auf und setzte sich mit einer Flasche Whiskey vor den Kamin.
 

Als Narzissa irgendwann kam, um nach ihm zu sehen lag er dösig und halbwegs betrunken in einem der Sessel. Er bemerkte sie erst als sie ihm schon ganz nah war. Erschrocken fuhr Severus hoch.
 

„Alles in Ordnung.“, sagte Narzissa und hob abwehrend die Hände.
 

Severus erhob sich und rieb sich mit einer Hand sein Auge.
 

„Ich wollte nicht, dass es dir so schlecht geht.“, sagte Narzissa mit Blick auf die halb leere Whiskyflasche auf dem Boden.
 

„Mir geht es immer schlecht, nicht nur heute.“, entgegnete Severus. „Manchmal würde ich am Liebsten sterben.“
 

Narzissa sah ihn an. In ihrem Gesicht breitete sich etwas aus. Erstaunen? Furcht?
 

„Das wusste ich nicht.“, sagte sie schließlich.
 

„Ich gehe damit auch nicht hausieren.“, antwortete Severus. „Ich bin manchmal so müde von alldem.“
 

„Komm mit, ich mach dir einen Tee, damit du wieder auf die Beine kommst.“, sagte Narzissa und nahm seinen Arm.
 

Sie ging mit ihm in ihr Gastzimmer und bugsierte ihn dort auf der Couch. Ein Hauself brachte ihr eine ganze Kanne mit Earl Grey. Narzissa schenkte ihnen in jeweils eine Tasse ein. Severus nahm die seine und nippte an dem noch viel zu heißen Tee.
 

„Es tut mir leid.“, sagte er. „Du hättest mich nicht so sehen sollen.“
 

„Ich bin ganz anderes gewöhnt.“, antwortete Narzissa.
 

„Ernsthaft?“, fragte Severus.
 

„Glaub mir, wenn du mit Bellatrix aufwächst, dann sind verzweifelte, betrunkene Männer deine geringste Sorge.“, antwortete sie.
 

Severus lachte hohl.
 

„Siehst du.“, sagte Narzissa. „Sobald du wieder lachen kannst geht es bergauf.“
 

„Ist schon witzig wie sehr sich unsere Situationen gleichen.“ Severus sagte das ohne jede Ironie in der Stimme. Es war wahr. Vor nicht allzu langer Zeit war er an Narzissas Stelle gewesen und hatte sie getröstet.
 

„Kann ich bei dir schlafen?“, fragte Severus schließlich.
 

„Was?“, sagte Narzissa deutlich überrascht.
 

„Nicht so, wie du vielleicht denkst. Ich will einfach nur nicht alleine sein.“
 

„Ach, Severus ...“ Narzissa lehnte ihren Kopf an seine Schulter. „Natürlich kannst du das.“
 

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Am Abend lag Severus zusammen mit Narzissa im Bett. Er hatte sich an sie geschmiegt und seinen Arm um ihren Bauch gelegt. Severus wollte ihre Nähe und vor allem wollte er die Nacht nicht alleine verbringen. Narzissa nahm seine Hand in die ihre und streichelte sanft seinen Handrücken.
 

Severus wusste nicht, wann er das letzte Mal so mit einer Frau dagelegen hatte. Einer Frau, die keine Prostituierte oder ähnliches war. Er konnte sich nicht erinnern. Seine Beziehungen konnte er an drei Fingern abzählen.
 

„Hast du schon mal mit einer Frau geschlafen?“, wollte Narzissa wissen.
 

„Also Jungfrau bin keine mehr.“, meinte er.
 

Wenn er daran dachte wie schwer es ihm heute Morgen gefallen war überhaupt mit ihr darüber zu sprechen, dann verwunderte es ihn, dass er nun mit Narzissa hier lag und über so etwas sprach.
 

„Warum?“, fragte Severus. „Hat Lucius Märchen erzählt?“
 

„Ich dachte heute nur für einen Augenblick … egal ...“
 

„Dass ich so viel Angst habe, weil ich noch nie Sex hatte?“, schloss Severus. „Nein, ich habe Angst je wieder jemanden so zu verletzen wie es bei ihr tat.“
 

„Wer war sie?“, fragte Narzissa.
 

„Niemand, den du kennst.“, wisch Severus der Frage aus.
 

„Darum geht es nicht.“, sagte Narzissa.
 

„Sie war meine große Liebe und ich habe sie sehr schlecht behandelt bis es zu spät war. Das ist der Schmerz, von dem ich dir erzählt habe. Und er vergeht nie. Man muss mit ihm leben.“, entgegnete Severus.
 

Narzissa drehte sich zu ihm herum. Sie strich Severus sanft über die Wange. Er nahm ihre Hand.
 

„Das ist traurig.“, sagte sie.
 

„Ja, wenn ich die Welt ändern könnte, ich hätte viel wieder gut zu machen.“
 

Narzissa kam ihm auf einmal näher. Er spürte wie ihre Lippen die seinen berührten. Zärtlich und liebevoll. Severus schloss die Augen und genoss einfach, was sie da tat. Vorsichtig erwiderte er ihren Kuss. Narzissa hielt inne, den Mund leicht geöffnet.
 

„Mach weiter.“, sagte sie leise.
 

Severus küsste sie. Narzissa schlang ihre Arme um seine Schultern. Seine Lippen berührten sie sanft und er genoss es außerordentlich hier mit ihr zu liegen. Sie erwiderten ihre gegenseitigen Küsse, ohne dabei an mehr zu denken. Severus und Narzissa wollten einfach nur beieinander sein und die Lippen des anderen auf sich spüren.
 

Irgendwann wurden sie müde und schliefen in den Armen des jeweils anderen ein.



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