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Einsamkeit

von

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Begegnungen

Nach Narzissas Besuch in Hogwarts hing Severus ihr im Gedanken nach. Sie hatte so sehr und verzweifelt in seinen Armen geweint. Das ließ ihn nicht mehr los. Man hätte meinen können er stünde vielleicht über diesen Dingen, aber dem war nicht so. Er konnte Frauen einfach nicht weinen sehen. Vermutlich war er deshalb auch einer der wenigen Todesser, die nie Gefallen an sexueller Gewalt fanden. Es fühlte sich für ihn erbärmlich an sich an Frauen zu vergreifen. Und diejenigen, die das taten, verachtete umso mehr.
 

Er hatte gestern sehr lange mit ihr auf der Couch gesessen und sie getröstet. Auf eine seltsame Art und Weise spürte er so wie elendig und einsam er sich selbst fühlte. Was hätte Severus für eine Umarmung gegeben? Für eine Weile ließ sich Einsamkeit kompensieren. Zur Not auch durch gekauften Sex, aber das war nicht das Gleiche. Vielleicht brauchte er Narzissa ja auch so wie sie ihn? Aber das war Unsinn! Sie war mit seinem besten Freund verheiratet, auch wenn sie im Augenblick nicht gut aufeinander zu sprechen waren.
 

Severus schüttelte den Kopf. Was bildete er sich ein? Sie hatte gerade ihren Sohn verloren und war völlig verstört! Das als irgendwelche Avancen zu deuten war lächerlich. Sein Kopf machte ihm da etwas vor.
 

Eine Eule mit einem dicken Umschlag im Schnabel kam ans Fenster geflattert. Severus erhob sich hinter seinem Schreibtisch und öffnete das Fenster. Er nahm den Briefumschlag entgegen und die Eule flatterte davon. Severus riss ihn auf und noch mehr Papier als er ohnehin schon auf dem Schreibtisch hatte purzelte ihm entgegen. Darunter eine Einladung zu einem Empfang im Anwesen des Dunklen Lords für den heutigen Abend. Severus atmete tief. Er hasste diese Partys. Nichts war schlimmer als betrunkene Todesser.
 

Leider musste Severus erscheinen. Er hatte ohnehin eine natürliche Abneigung gegen Gesellschaftsevents und aufdringlichen Smalltalk. Diese Abende hingegen empfand er im besten Fall als langatmig und im schlimmsten Fall als abgrundtief ekelerregend. Das kam darauf wie sich alle benahmen. Der Dunkle Lord wusste allerdings wie man gute Laune unter seinen Männern verbreitete. Erst recht nach so einem Sieg wie dem seinen.
 

Severus wusste jetzt schon es würde ein Alptraum werden. Vielleicht sollte er sich vorher schon mal kräftig betrinken, dann bekam er vielleicht nicht mit, was um ihn herum alles passierte. Es nützte ja nichts.
 

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Am Abend kleidete sich Severus in ein schwarzes Hemd und Anzug und darüber seine Robe. Entgegen seines Vorsatzes von heute Morgen hatte er sich noch nicht betrunken. Er war sich zwar sicher, dass er seine Nüchternheit bereuen würde, doch er wusste ja, dass als die Rechte Hand des Dunklen Lords irgendwie seriös wirken sollte. Auch wenn ihm überhaupt nicht danach war.
 

Also apparierte er pünktlich zum Anwesen und versuchte so zu tun als würde ihm das alles nicht unendlich auf den Zeiger gehen.
 

Die Villa des Dunklen Lords war groß und weitläufig. Er hatte sie irgendeinem hingerichteten Reinblüter abgenommen. Es gab einen großen Saal mit hohen Fenstern und eine weit auslaufende Treppen, die ins obere Stockwerk und zu den Räumlichkeiten des Dunklen Lords führten, inklusive seines Arbeitszimmers.
 

Severus verbrachte hier fast so viel Zeit wie in Hogwarts und daher kannte er fast alle Räumlichkeiten auswendig. Im Saal sammelten sich nach und nach die Todesser zusammen mit ihren Mitbringseln – Ehefrauen oder Liebschaften.
 

Schließlich trat der Dunkle Lord an den Gipfel der Treppe und schaut auf sie herab. In seiner Hand hielt er ein halbvolles Weinglas.
 

„Meime Freunde.“, sagte er seltsam gedehnt. „Wir habem allem Grund zu feiern! Unser Sieg auf dem wir so lange gewartet habem ist vollkommen. Isch trinke auf Euch!“
 

Der Dunkle Lord breitete die Arme aus und trank auf Ex aus seinem Glas. Severus stutzte. War Lord Voldemort etwa angetrunken? Er war sich ziemlich sicher, dass er das noch nie gesehen hatte. Er war sich noch nicht einmal sicher, ob das mit gespaltener Seele und unsterblich verunstalteten Körper überhaupt ging. Offensichtlich schon.
 

Die Todesser jubelten ihrem Führer entgegen und die Festlichkeit begann ausgelassen. Ein Teil der Leute fraß sich sofort beim Buffet durch. Der andere Teil redete noch miteinander und trank. Und der letzte Teil stürzte sich in das Vergnügen eines Walzers.
 

Wie so oft stand Severus am Rand und beobachtete das Treiben. Er erschrak als ihn plötzlich jemand an der Schulter anfasste. Zu seiner großen Überraschung war es der Dunkle Lord höchst selbst, jetzt wieder mit einem vollen Weinglas in der Hand.
 

„Freue dich, Severus. Ohne dich wäre das alles nicht möglich gewesen.“
 

„Ja, mein Lord.“, antwortete Severus.
 

„Och, nicht dieses steife 'Ja, mein Lord.' Amüsier' dich.“, sagte Voldemort und legte ihm den Arm um die Schulter wie ein alter Kumpel. Severus war es höchst unangenehm.
 

„Natürlich. Ich meine … ich gehe dann mal … mich amüsieren und so.“, sagte Severus so steif wie ein Brett.
 

Er ging in die Menge, hätte aber schwören können den Blick des Dunklen Lords im Nacken zu haben. Als er den Saal durchquerte stieß er fast mit Narzissa und Lucius Malfoy zusammen.
 

„Severus.“, sagte Narzissa überrascht. Lucius stand fast etwas teilnahmslos neben ihr.
 

„Schon dich zu sehen. Lucius.“, sagte Severus. Er nickte seinem Freund zu, doch der schien es gar nicht zu registrieren.
 

„Willst du etwas trinken?“, fragte Narzissa. „Komm.“
 

Sie nahm seinen Arm und schleifte ihn hinter sich her. Lucius ließ sie ungerührt stehen. Sie gingen zum Getränkeausschank und Nazissa schenkte ihm ein großes Glas mit Rotwein ein.
 

„Darf ich fragen, was mit Lucius los ist?“, sagte Severus und nahm sein Glas in die Hand.
 

„Ach, der.“, bemerkte Narzissa als wolle sie nicht an ihren Mann erinnert werden. „Sag mir lieber wie es dir geht. Ich hab dich neulich wohl etwas zerknirscht hinterlassen.“
 

„Hast du nicht.“, entgegnete Severus. „Wenn dann war ich das selbst.“
 

„Du musst mich nicht anlügen. Ich weiß natürlich, dass ich nicht die Einzige bin, der es gerade schlecht geht. Komm, gehen wir nach draußen.“
 

Severus ging mit ihr aus dem Saal, hinaus in die milde Sommerluft.
 

„Kannst du ehrlich zu mir sein?“, fragte Narzissa.
 

„Die Wahrheit? Die ist etwas melodramatisch.“, antwortete Severus.
 

Narzissa lachte leise auf.
 

„Was dich beschäftigt kann wohl kaum melodramatischer sein als ich.“
 

Severus überlegte, ob er wirklich den Mund aufmachen sollte.
 

„Die Sache ist, es fühlt sich nicht nach einem großen Sieg an.“, sagte er bedacht.
 

„Ich weiß, was du meinst. So viele Tote und so wenig Trost.“, antwortete Narzissa.
 

Severus spürte wie seine Hand in die ihre nahm und ihm mit dem Daumen über den Handrücken streichelte. Er sah sie überrascht an, doch sie reagierte nicht darauf.
 

„Ich bin … verwirrt.“, sagte Severus langsam.
 

„Wer ist das nicht in diesen Zeiten?“, antwortete Sie.
 

Severus zog seine Hand weg und ging einen Schritt rückwärts. Narzissa sah ihn traurig an.
 

„Entschuldige.“, sagte sie.
 

„Ich bin mir bloß nicht sicher, ob du weißt, was du tust.“, entgegnete er.
 

„Glaubst du, es könnte mich diskreditieren, wenn ich die Nähe des Freundes meines Mannes suche? Kann es denn wirklich noch schlimmer werden?“, fragte Narzissa ihn.
 

Severus wusste nicht, was er darauf antworten sollte. Er fühlte sich verwirrt. Diese kleine Annäherung gerade. Wie sie seine Hand hielt.
 

„Ich weiß nicht, ob das angemessen ist.“, sagte Severus.
 

„Was ist denn heutzutage schon noch angemessen?“, entgegnete sie ihm und trank aus ihrem Weinglas. „Ich habe es nicht mehr nötig irgendeine Fassade zu wahren.“
 

Severus wusste, dass als Draco noch lebte und die Familie Malfoy noch nicht in Ungnade gefallen war, es ihr immer wichtig war korrekt zu wirken. Den Adligen war immer wichtig wie sie wirkten und was über sie geredet wurde. Der Tod ihres Sohnes hatte Narzissa offenbar dazu gebracht jegliche Scharade fallen zu lassen. Sie zeigte sich nun offen. Ihm gegenüber und womöglich auch ihrem Mann.
 

„Was willst du von mir, Narzissa?“, fragte er sie nun direkt.
 

Sie antwortete nicht sofort, sondern sah ihn zunächst nur nachdenklich an.
 

„Ich will fort. Ich halte dieses Haus und Lucius nicht mehr aus.“, sagte Narzissa.
 

„Du weißt, dass das nicht geht.“, entgegnete Severus.
 

„Wer will mich hindern? Du?“, fragte sie und ihr alter malfoyscher Stolz schimmerte durch ihr trauriges Gesicht.
 

„Was ist mit deiner Schwester?“, fragte Severus.
 

Narzissa fing an laut zu lachen. Severus blickte sie verwirrt an.
 

„Was ist so komisch?“, fragte Severus.
 

„Du glaubst doch nicht ernsthaft, dass sich Bella für den Zustand meiner Ehe interessiert? Sie, die das Bett mit dem Dunklen Lord teilt und dafür ihren Ehemann wie einen Idioten aussehen lässt?“
 

Severus musste ein seltsames Gesicht gemacht haben, denn sie hörte sofort auf zu lachen.
 

„Du wusstest das nicht?“, fragte sie erstaunt.
 

„Ich interessiere mich nicht sonderlich für das Liebesleben irgendwelcher Todesser.“, entgegnete er und versuchte nicht so zu schauen als ob ihn das irgendwie bei seiner Scham berührte.
 

„Ach, Severus, bei so was warst du noch nie der Schnellste.“, sagte Narzissa.
 

„Ähm … also ich …“, stammelte er und fühlte sich wie ein Idiot. „Ich konnte es mir wohl nicht vorstellen.“
 

Narzissa nahm seinen Arm und kam ihm nun ungewöhnlich nah.
 

„Bella hingegen schon.“, flüsterte sie ihm zu und begann zu kichern.
 

Severus fühlte sich seltsam. Narzissa so vergnügt zu sehen, bei so einem Thema, irritierte ihn. Er war nicht prüde, aber die Vorstellung, dass Bellatrix mit Voldemort … da verknotete sich etwas in seinem Hirn.
 

Narzissa leerte ihr Glas.
 

„Also?“, fragte sie. „Wie verbleiben wir?“
 

„Verbleiben?“, fragte Severus nun noch verwirrter.
 

„Dir ist schon klar, dass ich etwas von dir will?“, fragte sie und musterte ihn.
 

Severus war in diesen Dingen einfach verdammt schlecht. Er konnte den Arm um sie legen und sie trösten und dabei nichts empfinden außer Freundschaft. Das was sie hier andeutete hingegen war für ihn völlig verdreht. Selbst wenn er gewollt hätte, wie sollte das funktionieren?
 

„Du bist betrunken.“, gab Severus nüchtern zurück.
 

„Vielleicht.“, sagte Narzissa. „Die Sache ist die, ich drehe durch, wenn ich noch länger in Malfoy Manor bleibe. Du bist doch vollkommen allein in Hogwarts. Gib mir irgendein Zimmer. Meinetwegen schlafe ich sogar in der Besenkammer, aber ich halte es mit Lucius an meiner Seite nicht mehr länger aus.“
 

„Das wird aussehen als würde ich ...“, begann Severus.
 

„Was? Dass du Lucius Malfoy seine Frau ausspannst? Unsere Ehe ist an einem Punkt, wo es auf so ein Gerücht nun auch nicht mehr ankommt.“, erwiderte Narzissa.
 

Severus wurde mit einem Mal bewusst, dass sie tatsächlich nicht betrunken war, sondern das völlig ernst meinte und ihm absolut fachmännisch ein Angebot unterbreitete.
 

„Hmm.“, machte Severus und trat von einem Fuß auf den anderen.
 

„Sag schon Ja.“, drängte ihn Narzissa.
 

„Na gut.“, brummte Severus.
 

„Danke.“, sagte Narzissa.
 

Sie gab ihm einen Kuss auf die Wange und Severus fühlte sich erneut sehr verwirrt. Ein Teil von ihm sagte, dass das in einer Katastrophe enden musste. Selbst wenn sie nur im Schloss wohnte. Severus hatte sich zwar Gesellschaft gewünscht, aber das ging ihm fast zu schnell. Narzissa hatte ja gesagt er sei langsam.



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