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The fragrant Flower

von

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Ranunkel


 

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Milo wurde durch einen intensiven Geruch geweckt. Obwohl er in der herrschenden Dunkelheit im ersten Augenblick nichts sehen konnte, wusste er sofort, was vor sich ging. Sein Kopf fühlte sich klarer an. Neben Fenins Geruch, der stärker geworden war, was bedeuten musste, dass der Dämon zurück war, roch er Feuer, versengtes Fell und gebratenes Fleisch. In einer schnellen Bewegung setzte er sich auf und stieß sich prompt den Kopf an etwas weichem.

„Vorsicht.“ Auch wenn Milo sofort klar gewesen war, was hier vor sich ging, überraschte ihn die plötzliche Stimme vor ihm. Er hatte nicht damit gerechnet, dass Fenin bereits so nah war, so dass er nun zusammenzuckte. Erst jetzt bemerkte er die kalte Luft, die durch den Eingang hereinzog. Nachdem er sich aufgesetzt hatte, konnte der Mann auch den Eingang sehen, durch den der rötliche Schein eines Feuers fiel. Es musste längst Nacht sein. Wie lange hatte er geschlafen? Und warum hatte Fenin ihn nicht geweckt?

„Du bist zurück?“, war alles, was er mit verschlafener Stimme hervorbrachte. Dabei fühlte er sich keineswegs mehr müde oder gar benommen. Fenins Silhouette, die nun eindeutig keine Hörner mehr besaß, ging neben ihm in die Hocke und reichte ihm etwas.

„Alles in Ordnung. Hast du Hunger? Nimm das hier.“ Fenins ruhige Stimme wirkte sich sofort auf Milo aus. Er wurde nicht nur ruhiger, er machte es sich auch wieder bequem und nahm das vermeintliche Essen, dass der andere ihm hinhielt, entgegen. Er spürte sofort das noch warme Fleisch und vernahm den verlockenden Geruch.

„Wie hast du das gemacht?“ Noch bevor er eine Antwort bekam roch er ganz bewusst an dem Fleisch, was ihm das Wasser im Mund zusammenlaufen ließ. Er war hungriger, als ihm eben noch bewusst gewesen war. Ohne sich länger zu quälen nahm er den ersten Bissen.

„Ich habe etwas gejagt, Feuer gemacht und es gegrillt“, erklärte Fenin sachlich, was Milo die Augen verdrehen ließ. Zu seinem Glück war er gerade mit kauen beschäftigt, so dass er sich seine Bemerkung sparen musste.

„Es ist schon so spät“, merkte Milo an, nachdem er bereits einige Bissen genommen und den ärgsten Hunger gestillt hatte.

„Du hattest geschlafen, ich wollte dich nicht wecken. Geht es dir jetzt besser?“

„Ja.“ Was sonst sollte Milo dazu sagen? Es ging ihm tatsächlich besser, vor allem nachdem er nun endlich etwas gegessen hatte. Ob Fenin seine vorherige Erschöpfung aufgefallen war, wo er sie nicht einmal selbst bemerkt hatte? Dabei war es nicht wirklich verwunderlich, schließlich hatte er in der Nacht bei Falamir kaum ein Auge zugetan.

Sie saßen noch eine ganze Weile schweigend zusammen, bis Milo seine Mahlzeit beendet hatte. Letztendlich hielt er die Stille nicht mehr aus. Nicht nur konnte er den anderen nicht wirklich sehen. Die Tatsache, dass dieser Sinn wegfiel, ließ seine anderen Sinne nur noch besser werden. Der Duft süßer Blüten erfüllte das ganze Versteck. An sich wäre das nichts schlimmes, schließlich war es ein angenehmer Geruch. Doch Milo hatte Angst, dass genau dieser ihn sich vergessen ließ. Die Beklemmung in seiner Brust sprach eindeutig dafür.

„Weißt du, ich kann auch jagen gehen.“ So leise er auch sprach, seine Worte zerrissen dennoch die Stille. Sie mochten komisch klingen, schließlich hatte Fenin es angeboten, weil er selbst nicht der beste Jäger war. Doch es war dem Mann unangenehm, dass Fenin nicht nur Beute gemacht, sondern diese auch noch alleine zubereitete hatte. Warum hatte er ihn denn nicht geweckt? Er war es nicht nur nicht gewohnt derart umsorgt zu werden, er wollte es schlichtweg nicht. Vor allem nicht, wenn die Person Fenin war. „Oder Feuer machen. Warum hast du mich nicht geweckt?“

„Es stört mich nicht, wenn ich das mache. Es ist eisig draußen, doch mir macht die Kälte nichts aus.“ Auch wenn Fenin seine Worte sorgsam gewählt hatte, so beschwichtigten sie Milo keineswegs. Die Beklommenheit in seinem Inneren mit einem Streit auszugleichen war vielleicht nicht die beste Idee, doch zumindest brachte dieses Gespräch den Mann auf andere Gedanken.

„Mich stört es aber, wenn ich so nutzlos bin“, teilte er offen mit. Dieses Mal war er dankbar für die Dunkelheit, in der er Fenins Gesicht nicht sehen konnte.

„Nutzlos? Nur weil du weder gejagt noch ein Feuer gemacht hast? Dafür tust du ganz andere Dinge.“ Milo zog eine Braue hoch, unwissend, ob Fenin dies sehen konnte. Er wusste nicht, wie gut die Augen des Dämons bei Nacht waren. Da der andere aber sogleich zu einer Erklärung ansetzte, vermutete er, dass er wirklich besser sehen konnte. „Während für dich solche Dinge wichtig sind, ist für mich Gesellschaft, deine Anwesenheit wichtig. Wenn du nutzlos wärst, dann würde ich mich kaum so wohl fühlen.“ Milo unterdrückte ein Rümpfen der Nase, um den anderen nicht noch mehr zu kränken. Doch seine Ablehnung war deutlich in seiner Stimme zu hören.

„Du machst aktiv etwas, während ich einfach nur ich bin. Wie ist das vergleichbar?“ Den Fakt, dass Fenins Taten für sie beide wichtig waren, während seine eigene Anwesenheit höchstens für dessen Wohlbefinden sorgte, ließ er außen vor. Er wusste bereits, dass Fenin andere Prioritäten setzte und aus irgendeinem Grund enorm an ihm hing.

„Da hast du natürlich Recht“, stimmte Fenin ihm unerwarteterweise zu und riss Milo damit aus seinem Unmut. „Du kannst gerne aktiv werden, wenn du das für dein Seelenheil brauchst.“ Die Worte waren ruhig wie immer und doch wühlten sie Milo augenblicklich auf. Er brauchte einen Moment um überhaupt zu verstehen, was der andere damit meinte, und war sich dann nicht einmal sicher, ob er es richtig verstanden hatte. Er wollte nicht einmal darüber nachdenken, ob Fenin wirklich derartig anzüglich sein konnte und konnte sich auch nicht die Blöße geben, nachzufragen. Vielleicht hatte er aber auch einfach Angst vor der Antwort.

„Darum geht es doch gar nicht. Ich will einfach auch etwas für mein eigenes Wohlbefinden tun und nicht derart bedient werden.“ Gerne wäre er etwas aufbrausender gewesen, doch er befürchtete, dass dann das Zittern in seiner Stimme deutlich zu hören wäre.

„Milo, ich weiß bestens, was für ein Überlebenskünstler du bist. Glaub mir, es wird dich nicht umbringen, wenn du dich mal einen Tag so ausruhst wie heute.“ Milo glaubte ein Lächeln in der Stimme des anderen zu hören, was ihn etwas verunsicherte. „Es tut mir leid, wenn ich dir ein schlechtes Gefühl gegeben habe, ich meinte es wirklich nur gut.“ Und damit verpuffte sämtlicher Ärger in dem Mann endgültig. „Oder geht es dir noch um etwas anderes?“

„Ich bin wohl einfach nur angespannt, weil ich so viel geschlafen habe.“ Milo hatte auf diese bescheuerte Aussage mit so ziemlich allem gerechnet, nicht aber mit einem Schmunzeln, das darauf von Fenin folgte.

„Sollte Schlaf nicht die gegenteilige Wirkung haben?“ Erst jetzt bemerkte Milo, dass der andere ungewohnt entspannt und fröhlich schien. Er fragte sich, wie lange ihm dies aufgrund seines inneren Chaos schon entgangen war. Konnte es sein, dass er wieder einmal neben sich stand?

„Zu viel Schlaf ist auch ermüdend“, entgegnete Milo und versuchte weniger auf sich und mehr auf Fenin zu achten. Er war so mit seinem aufgeputschten Ärger und diesen ungesunden Gedanken beschäftigt gewesen, dass er seine Umgebung vollkommen ausgeblendet hatte. Erst nachdem er einige Sekunden nach Außen fühlte bemerkte er, wie still es eigentlich war. Es war Nacht, es schneite und sie saßen zu zweit in diesem kleinen, dunklen Unterschlupf. Der tosende Lärm in Milos Kopf verstummte und machte gleichzeitig etwas anderem Platz. Selten hatte Fenin derartig nah bei ihm gesessen. Am liebsten hätte Milo gefragt, ob der andere vorhatte ebenfalls hier zu schlafen, doch er wollte nicht dreist sein. Schließlich war es Fenins Versteck, wenn müsste er selbst gehen. Andererseits glaubte er nicht, dass er nach den letzten Stunden nochmal ein Auge zubekommen würde.

„Ruh dich ruhig weiter aus. Es sieht nicht so aus, als würde es bald aufhören zu schneien. Hast du noch hunger?“ Milo konnte ein genervtes Seufzen nicht unterdrücken.

„Bitte sei nicht so fürsorglich“, brachte er Zähneknirschend hervor. „Ich kümmer mich schon, wenn ich was brauch.“

„Warum stört es dich so?“, fragte Fenin keineswegs gekränkt nach. Vielmehr klang er verwundert. Wenn Milo darauf nur eine Antwort hätte, dann könnte er selbst vielleicht besser damit umgehen.

„Es ist eben so.“

„Wenn du mir keinen Grund nennen kannst, dann habe ich auch keinen es zu lassen.“ Milo hatte sich gerade einigermaßen beruhigt, so dass ihn diese Aussage nur noch mehr nervte. Es war absolut untypisch für Fenin sich derart zu verhalten.

„Ich werde mir mal etwas die Beine vertreten.“ Er hatte den Satz nicht einmal beendet, da stand Milo bereits. Etwas Frischluft würde ihm sicherlich gut tun, um seinen Kopf frei zu bekommen. Und die eisige Kälte draußen würde ihn vielleicht endlich wach werden lassen.

Doch kaum hatte er den ersten Schritt getan, spürte er, wie er festgehalten wurde. Eine warme Hand hatte sich um sein Handgelenk gelegt. So sachte sich der Griff auch anfühlte, er wusste, dass er sich nicht so einfach aus ihm lösen können würde. Trotzdem versuchte er es. Nicht nur hatte Fenin ihn noch nie so bestimmt angefasst, er hatte ihn auch noch nie festgehalten. Augenblicklich begann sein Herz zu rasen. Und dieses Mal konnte selbst Milo sagen, dass es Angst war.

„Es ist kein Wetter dafür, draußen herumzulaufen.“ Wie erwartet hatte sich Fenins Griff verstärkt, so dass er Milo nach wie vor festhielt. Dieser verlor nun endgültig die Nerven.

„Willst du mich hier gefangen halten oder was? Ich bin alt genug, auf mich selbst aufzupassen. Hör endlich auf, dich so um mich zu kümmern!“ Seine Worte schienen dieses Mal Wirkung zu zeigen. Nicht nur zog Fenin seine Hand zurück, er wandte auch seinen Blick ab.

„Ich wollte dich nicht verärgern, es tut mir leid. Aber wenn hier jemand geht, dann bin ich das.“ Bevor Milo etwas einwenden konnte, stand Fenin bereits und machte Anstalten an ihm vorbei zu gehen. Dieses Mal war der Mann der Unverschämte. Entschieden packte er den anderen am Ärmel und hielt ihn zurück.

„Warum ignorierst du meine Wünsche? Wenn ich sage, dass du mich nicht umsorgen sollst, dann meine ich das so. Und wenn ich sage, dass ich mir die Beine vertreten will, dann will ich das auch tun. Es wird sich nichts daran ändern, nur weil du abhaust.“ Aus irgendeinem Grund war es ihm gerade enorm wichtig, diese Sache zu klären. „Ich bin kein Kind, das du nach Lust und Laune herumschubsen kannst.“

„Milo, hör auf.“ Er nahm den flehenden Ton in Fenins Stimme wahr, ignorierte ihn aber.

„Warum? Weil es dir nicht passt, dass ich meine Meinung sage?“ War Milo gerade noch so direkt gewesen, verstummte er im nächsten Augenblick, als der Dämon sich plötzlich wieder zu ihm drehte. Die Bewegung war schnell und entschieden gewesen.

„Nein. Weil ich dir nicht weh tun will.“ Dies verschlug Milo endgültig die Sprache. „Ich behandel dich nicht wie ein Kind. Ich sorge mich einfach nur um dein Wohlergehen, genauso wie du es bei mir tun würdest. Zumindest glaube ich das. Ich war der Annahme, dass ich, da ich mit dir reisen durfte, mehr als nur ein störendes Anhängsel bin. Dass Weggefährten sich unterstützen. Vielleicht habe ich aber auch nur deine Freundlichkeit ausgenutzt?“

Milo, der sich in seiner Starre befand, bemerkte, dass er Fenin noch immer festhielt. Dieser hatte nicht einmal versucht sich zu befreien. Langsam löste er seine Finger von dem feinen Stoff.

„Weggefährten verletzen einander nicht.“

„Habe ich das getan?“

„Du hast es eben angedeutet.“ Ein entnervtes Stöhnen war zu hören.

„Du hast mich missverstanden. Ich meinte, dass ich nichts tun will, das gegen deinen Willen ist. Lass mich bitte gehen.“ Milo entging nicht eine gewisse Dringlichkeit in der Stimme des anderen. Trotzdem sträubte sich plötzlich etwas in ihm dagegen, Fenin einfach so raus zu lassen.

„Es... es tut mir leid, wenn ich dich verletzt habe. Die letzten Tage geht mir einfach viel durch den Kopf. Bitte, du musst nicht gehen. Leiste mir nur ein wenig Gesellschaft und ich werde auch keinen Streit mehr anfangen, versprochen.“ Und genau das war es, was Milo eigentlich wollte. Einfach nur etwas Gesellschaft. Genau das war es, was ihm die letzten Wochen so gut getan hatte.

„Du verstehst mich wirklich nicht. Weder hast du mich verletzt, noch bin ich dir böse. Aber wenn ich bleibe, dann musst du damit rechnen.“ Während sich Milo noch über die seltsame Betonung des Wortes 'damit' wunderte, wurde er bereits erneut von Fenin gegriffen. Dieser hielt ihn dieses Mal eindeutig zärtlich im Nacken, während er seine Lippen bestimmt auf die des Mannes presste.



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