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Gegensatz und Vorurteil

- Ehemals Schubladenmagnet -
von

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WUHUUU!!! Es geht weiter! So langsam erobere ich mir meine Freizeit und damit auch Schreibzeit zurück.

Und direkt als Einstieg einige Szenen, die manche schon aus HidSec kennen könnten. Wenn nicht, ist auch egal ;) ich hoffe, ich konnte es so umschreiben, dass es jeder versteht. Wenn nicht, gerne Feedback an mich.

 

PS: Ich habe die vorherigen Kapitel überarbeitet und den Prolog gestrichen. Sind keine großen Änderungen, aber bei der langen Pause schadet es wohl nicht, alles nochmal kurz zu überfliegen.

 

 

~ 7 ~

 

Joshuas POV

 

Hatte ich mir vorgenommen, mich aktiver an Paul ranzumachen und zumindest seine Orientierung auszuloten? Sehr lustig. Immerhin kann ich nicht behaupten, normalerweise konsequenter mit meinen guten Vorsätzen zu sein. Aber heute bin ich guter Dinge, ich habe nämlich einen wunderbaren Vorwand gefunden, mich an Paulchen dranzuhaften: Hausaufgaben! Dummerweise brauche ich heute länger um ihn vor dem Unterricht zu finden, denn an seinem üblichen Platz ist er nicht.

Schlussendlich entdecke ich ihn auf dem Schulhof. Nichts wie hin!

Etwas irritiert stoppe ich vor dem kleinen Grüppchen. Die Stimmung ist merkwürdig, konzentriert sich auf Charly, den bebrillten unter Pauls Freunden, der sich sichtlich unwohl zu fühlen scheint. Irgendwas ist anders... mit gerunzelter Stirn mustere ich erst ihn, dann die anderen drei, bis mir auffällt, was sich geändert hat. Ich verkneife mir ein Grinsen. „Neues Styling?”, spreche ich meinen ersten Verdacht aus. Ich könnte schwören, er würde sonst kartoffelsackförmige Klamotten tragen und seine Haare sind für gewöhnlich auch nichtssagender. „Schaut gut aus.” Ich lächel ihm noch aufmunternd zu und wende mich dann an Paul. Im Grunde ist es mir völlig egal, wie Charly sich kleidet, auch wenn mein innerer Gaydar sich nun ziemlich sicher in seiner Ausschlagfrequenz ist. Leider stellt sich das blöde Ding in Bezug auf mein kleines Engelchen immer noch ziemlich dumm.

„Hast du die Hausaufgaben für Geschichte?”

„Äh... ja, hab ich.” Paul blickt mich mit großen, fragenden Augen an.

„Könnte ich den dritten Teil vielleicht von dir abschreiben? Ich hab's total verdusselt! Bitte bitte, hast dann auch was bei mir gut”, flehe ich ihn förmlich an, was ihn nur noch mehr zu verwirren scheint. War das zu viel? Hm. Nicht mehr zu ändern.

„Öhm... klar, kannst du gerne haben.” Er lässt seinen Rucksack nach vorne gleiten und kramt kurz darin herum, ehe er mir eine Ansammlung an beschriebenen Blättern überreicht.

„Danke.” Das meine ich ehrlich, auch wenn es mir im Grunde egal gewesen wäre, wenn ich die Hausaufgaben nicht vollständig gehabt hätte.

„Kein Problem.” Sein Lächeln bringt auch meine eigenen Mundwinkel dazu, sich zu heben.

 

 

Pauls POV

 

Mit gemischten Gefühlen lese ich den Zettel an der Tür zu meinem nächsten Unterrichtsraum erneut, doch am Inhalt ändert sich nichts. Lehrer krank, Schüler sind aufgefordert, selbstständig zu lernen. Keine weiteren Arbeitsanweisungen, nichts. Mist. Und jetzt?

Ich schaue mich um, doch ausgerechnet in diesem Kurs ist niemand, mit dem ich die ungewollte Freizeit verbringen könnte. Na, dann werde ich mich eben auf den Weg zum Computerraum, irgendwas wird mir schon einfallen. Aber es kommt besser, mir fällt nicht nur etwas ein, sondern jemand auf.

Ich beschleunige meine Schritte, hake mich bei ihm unter und ziehe Charly gerade noch zur Seite, ehe er vor lauter Unaufmerksamkeit in eine Gruppe Mitschüler laufen kann. Vor Schreck lässt er fast sein Handy fallen, das ihn offensichtlich abgelenkt hatte.

„Huch!” Mit großen Augen sieht er zu mir.

Seine Reaktion ist so... putzig. „Aufpassen, Charly!”, belehre ich ihn vergnügt kichernd. Sein Blick wechselt von erschrocken zu zweifelnd, was nicht gerade hilft, meine Laune zu senken. „Nun guck nicht so, eigentlich müsste ich derjenige sein der fragt, was mit dir los ist. Aber keine Sorge, ich hab keine Lust dich auszuquetschen, das machen die anderen Zwei schon genug. Lass uns ein bisschen zocken.” Juhu, ich habe eine Beschäftigung gefunden.

Ohne eine weitere Antwort abzuwarten, ziehe ich ihn mit mir an mein Ziel. Viel Leistung haben die alten Rechner nicht, aber für einfaches Schiffeversenken im Browser reicht es noch, seit ich die Sperre umgehen kann, wohlgemerkt.

Was machst du eigentlich hier? Hast du keinen Unterricht?”, beginnt mein Kumpel das Gespräch, kaum dass wir sitzen.

„Ja, aber der Mayer ist krank. Haben jetzt 'selbstständiges Lernen'”, kläre ich ihn auf.

„Hm. Sind ganz schön viele krank im Moment, kann das sein?”

„Joa, ist doch immer um die Jahreszeit. Yes, Treffer!” Ich grinse erfreut über die kleine Explosion.

Charly schnaubt unbeeindruckt. „Ja, aber nicht versenkt. Lass mich raten... hier? Ha! Selber Treffer!”

„Pah, reines Glück”, wiegle ich ab. Mein nächster Versuch geht ins Leere. Ich bin mir unsicher ob ich die nächsten Worte aussprechen soll, aber so schnell werde ich wohl nicht mehr ungestört mit ihm reden können. „Kathi ist ganz schön komisch drauf seit letzter Woche, oder?”

„Findest du?”, fragt er überrascht. Hat er wirklich nichts von ihrer Veränderung mitbekommen?

„Hmm ja. Ich weiß auch nicht. Sie ist so unglaublich gereizt. Geht ständig wegen allem an die Decke”, druckse ich herum und versenke nebenbei eins seiner Schiffe.

„Naja, ne kurze Lunte hatte sie ja schon immer. Aber stimmt, mich hat sie auch deutlich fieser angemacht als sonst, jetzt wo du es sagst.” Nachdenklich reibt er sich das Kinn. „Hast du eine Idee?”

Ich schüttel verneinend den Kopf. „Keine Ahnung. Das war aber schon kurz bevor du anfingst 'komisch' zu werden. Und nein, ich werde dich immer noch nicht löchern. Du sagst schon Bescheid wenn du soweit bist, will ich hoffen?” 'Komisch' wäre nicht meine Wortwahl gewesen, sie ist von den anderen für Charlys Veränderung etabliert worden.

„Sicher. Wenn es was zu berichten gibt, erfahrt ihr es schon.” Charly lächelt mich dankbar an seinem Monitor vorbei an. Dann wird sein Blick intensiver. „Das gilt aber auch für dich, ist das klar?” Nun grinst er regelrecht.

Mir schießt prompt das Blut in die Wangen und ich blicke verlegen zur Seite. „Ich weiß nicht wovon du redest. Bei mir ist nichts, was ich erzählen könnte.” Oh weh, im Lügen war ich schon immer schlecht.

„Mh-hm...”, brummt er da schon sarkastisch. „Bist du dir sicher?” Er lehnt sich etwas zur Seite, das Kinn auf eine Hand gestützt und blickt am Bildschirm vorbei. Nur zu deutlich spüre ich, wie mir das Blut zunächst in den Magen absackt, ehe es wieder in mein Gesicht zurückschießt. Ich will eine Antwort geben, doch mehr als Stottern bringe ich nicht zustande. Shit, was hat er gemerkt? Und wenn er es gemerkt hat, wer dann noch? Mit großen Augen schaue ich ihn an, unfähig mich zu artikulieren.

Doch statt weiter zu bohren, lacht Charly nur amüsiert auf. „Keine Sorge, was immer ich glaube, ich behalte es für mich. Und nichts gegen Matz und Kathi, aber auf dem Auge sind die mehr als blind.” Aufmunternd zwinkert er mir zu. „Ha! Versenkt! Nimm das!”

Erschrocken zucke ich zusammen. Was zum-? Ach verdammt, das dumme Spiel!

Schweigend spielen wir eine Weile weiter. Irgendwie würde ich schon gerne wissen, was Charly denkt, doch ich traue mich nicht, das Thema nochmal auf seine Anspielung zu lenken. Vielleicht ahnt er auch gar nichts und das war nur eine hypothetische Frage? Um mich zu ärgern? Aber was ist, wenn nicht? Ich kann mir nicht vorstellen, dass er Joshua davon erzählen würde. Andererseits, wovon soll er auch erzählen wollen? Dass ich ihn gerne in meiner Nähe habe, ist ja per se erstmal nichts Verfängliches.

„Sag mal, was hast du eigentlich für deinen Achtzehnten geplant?”, fragt er mich irgendwann unvermittelt.

Ich blinzel verwirrt und brauche ein paar Sekunden, um meine Gedanken weg von Joshua und zurück zu Charly zu lenken.

„Ähm... weiß nicht. Spieleabend vielleicht? Wir vier?” Ich ignoriere den kleinen Stich in meinem Inneren, weil ich bewusst eine Person ausschließe. Aber das wäre dann doch zu viel des Guten und zu auffällig, oder? Und ganz bestimmt fände Josh das stinklangweilig, ich glaube, er ist mehr der Typ für Partys. Unsicher geworden, nestle ich am Kabel der altmodischen Maus herum.

Mein Gegenüber lehnt sich seufzend zurück und sieht mich nachdenklich mit gekräuselter Stirn an.

„Hast ja noch was Zeit, vielleicht fällt dir ja noch was ein.” Ratlos zuckt er mit den Schultern.

„Hm, ja. Vielleicht.” Nun ist es an mir, zu seufzen. Für eine winzige Sekunde hatte ich die Hoffnung, dass er mir eine Lösung für meinen inneren Konflikt mitteilen könnte.

„Hat nicht bei dir um die Ecke dieser Irish Pub eröffnet? Da kann man bestimmt gemütlich einen heben und quatschen. Und wenn es uns zu doof wird, gehen wir halt zu dir in die Bude”, meint Charly auf einmal.

Ich stutze, dann hebt sich meine Stimmung ganz unvermittelt. „Ja, da kann ich mal drüber nachdenken...” Das ist genial! Immer noch gemütlich genug für uns vier. Und vielleicht eventuell überwinde ich mich sogar und lade Josh auch noch ein.

Mit neuem Elan stürze ich mich wieder auf unser Spiel und mache ihn schlussendlich ordentlich fertig.

 

~*~

 

Das ist ja mal voll schwul!”

Immer wieder und wieder kreist Kathis Spruch durch meinen Kopf. Sie hat ihn nicht zu mir gesagt, sondern als abwertende Äußerung gegenüber Matz' üblicher Theatralik, aber trotzdem hat es mich überraschend tief getroffen.

Schwul.

Ein Wort, was meine gedanklichen Mauern mit einem Mal zum Einsturz gebracht hat. Scheiße.

Meine Finger krallen sich in meine Haare, mein Blick ist stur auf den Boden gerichtet. Den Weg zu meinem nächsten Unterrichtsraum nehme ich mehr instinktiv, mein bewusstes Denken ist mit etwas ganz anderem beschäftigt.

Ich habe es so lange geschafft mit voller Absicht den Wald vor lauter Bäumen nicht zu sehen und dann bringt mich so eine blöde Bemerkung dermaßen ins Straucheln, dass ich es mir mit einem Mal eingestehen muss. Einfach so. Mitten auf dem Schulhof.

Mühsam unterdrücke ich ein hysterisches Lachen.

Ist ja nicht so, als hätte ich es nicht längst geahnt. Wirklich überraschen tut es mich auch nicht, wenn ich ohnehin schon einmal ehrlich zu mir selbst bin. Ja, ich bin schwul. Was mich viel mehr schockiert: Ich glaube, ich bin in Joshua verknallt, alle Zeichen sprechen dafür, nun da ich es ungefiltert betrachte.

Jetzt bleibe ich doch stehen, das Gesicht in meine Hände vergraben. Kann mein Leben eigentlich noch komplizierter werden?

In meinen tollen Büchern wäre das wohl die Stelle, an der meine bisherige Weltanschauung in sich zusammenbricht. Aber weder stelle ich irgendwas in Frage, noch habe ich das Gefühl, eine ewig lange Selbstfindung hinter mir zu haben. Ja, ich habe es verdrängt, ja, ich habe in letzter Zeit viel nachgedacht. Aber...

Jetzt lache ich wirklich leicht irre auf.

Nichtmal den großen, dramatischen Knall gönnt mir das Universum! Stattdessen stehe ich hier, ganz alleine im Schulflur und weiß es einfach. Aus, Ende. Schöne Scheiße.

Alles was bleibt, ist die gleiche Frage wie vorher: Wie soll ich mich gegenüber Joshua verhalten und wie weiter mit ihm umgehen?

Vielleicht wäre es sinnvoller, jetzt wirklich auf Abstand zu gehen? Aber das hat ja bislang auch schon nicht funktioniert. Und schließlich sucht er auch meine Nähe, oder nicht? Oder bilde ich mir das alles ein?

Mein Kopf fühlt sich an, als würde er jeden Moment explodieren wollen.

Oh man, so kann ich ihn doch erst recht unmöglich zu meinem Geburtstag einladen! Nicht, dass ich bislang den Mut dazu gefunden hätte, aber jetzt weiß ich gar nicht mehr, wie ich das anstellen soll, ohne mich zu verraten und im schlimmsten Fall lächerlich zu machen.

Und doch will ich ihn unbedingt dabei haben. Bin wohl völlig übergeschnappt.

Hilfe!

 

 

Joshuas POV

 

Irgendwas hat mein kleiner Engel. Er weicht meinem Blick aus und seine übliche Unbeschwertheit wirkt aufgesetzt. Meinen Fragen weicht er geschickt aus. Dann eben nicht, ich finde schon noch raus, was er hat. Aber nicht jetzt, es kann nicht mehr lange dauern, ehe unsere Zweisamkeit gestört wird.

„Soll ich dir einen Kaffee mitbringen?”, frage ich Paul und bringe ihn damit ein wenig aus dem Konzept, wie mir scheint.

„Äh...” Kurz sieht er leicht verwirrt zu mir auf, nickt dann aber. „Gerne. Milchkaffee?”

„Ist das eine Frage?” Schmunzelnd beobachte ich, wie er rot wird und leise vor sich hingrummelt.

Da sehe ich dann auch schon – wie erwartet – die drei Kumpels und Kumpelinen auf uns zustapfen.

„Hey Josh, alles klar?”, fragt mich Charly und wirkt dabei ähnlich bemüht, wie Paul. Auch die anderen beiden sind angespannt. Hm, dicke Luft?

„Ja, soweit. Ich wollte gerade Kaffee holen. Soll ich einem von euch was mitbringen?”, frage ich die Neuankömmlinge.

Für mich 'nen Cappu. Für dich auch, Kathi?”, meldet sich sofort Matz.

„Hm.” War das jetzt eine Zustimmung? Vermutlich.

„Alles klar. Und du Charly?”

„Hm... weißt du was, ich komm flott mit. Das wird sonst zu viel für einen alleine”, schlägt der vor.

Ich zucke mit den Schultern. „Wenn du willst. Dann komm.” Damit wende ich mich ab und gehe los. Kurz darauf höre ich den Kleinen mit der Brille hinter mir herhechten.

„Alter, mach mal langsam, meine Beine sind 'ne Ecke kürzer!”, schnauft er da auch schon.

„Dann schalt halt den Turbo an.” Ich Gedanken bin ich schon wieder bei der merkwürdigen Stimmung eben.

„Geht nicht, Koffeintank ist leer.”

Okay, damit bringt er mich doch zum Lachen. Kopfschüttelnd blicke ich auf ihn hinab. „Warst du schon immer so frech?”

„Nur zu Freunden. Und du hast das Pech, dass ich beschlossen habe, dich dazu zu zählen.”

„Ist das jetzt ein Kompliment oder eine Drohung?”, erkundige ich mich zweifelnd.

„Ansichtssache.”

Wir reihen uns in die Schlange vor dem Kiosk ein.

„Weißt du...”, setze ich nach einem Moment der Stille an. „Eigentlich seid ihr ganz okay. Ein bisschen schräg, aber wenn man euch besser kennt, dann doch echt in Ordnung.”

Charly mustert mich mit hochgezogener Augenbraue demonstrativ von oben bis unten, doch ich sehe schon das Grinsen an seinen Mundwinkeln zupfen. „Aha. Sagt mir ein Typ, der durchschnittlicher nicht sein könnte”, kommentiert er sarkastisch.

„Touché”, lache ich. „Wer im Glashaus sitzt und so.”

Er schnaubt amüsiert durch die Nase, doch ehe wir unser erstaunlich lockeres Wortgefecht fortsetzen können, stehen wir auch schon am Fenster und können unsere Bestellung aufgeben. Die Becher teilen wir anschließend unter uns auf und tragen sie zurück, was zu zweit wirklich einfacher geht.

Kurz bevor wir bei den anderen ankommen, ergreift Charly noch einmal das Wort. „Sag mal... magst du eigentlich Cider?”

„Cider? Das Apfelbier? Ja ist ganz okay. Warum fragst du?”, erwidere ich etwas überrascht und eine Spur misstrauisch. Was wird das denn jetzt? Will mich der Knirps etwa auf ein Date einladen, jetzt wo er seine regenbogenfarbige Seite an sich entdeckt hat? So ein Tempo hätte ich ihm gar nicht zugetraut.

„Ach, nur so. Halt dir den Samstag in zwei Wochen frei. Und von mir weißt du nichts.” Er zwinkert mir verschwörerisch zu und eilt dann die letzten paar Meter zu seinen Freunden zurück.

Perplex starre ich auf seinen Rücken. Okay, nach einem Date klang das jetzt nicht. Ich werde einfach nicht schlau aus dieser ganzen Bande...

 

~*~

 

„Hihi, da kommen zwei kleine Schnuffelchen auf uns zu. Wären die nicht was für dich?”

Noch bevor ich die Worte einer meiner Freundinnen richtig verarbeiten kann, höre ich auch schon meinen Namen von hinten. Fragend drehe ich mich um und blicke auf Charly hinab. Unwillkürlich ziehen sich meine Brauen zusammen und ich kann mir im letzten Moment ein neandertalisches Knurren verkneifen, als mein Blick auf seine Hand fällt, die das zarte Handgelenk meines – äh, von Paul umklammert hält. Stattdessen gehe ich einige subtil bedrohliche Schritte auf die beiden zu.

Das scheint ihm wohl nicht zu entgehen, denn grinsend lässt er den Jüngeren los, nur ihm ihn an den Schultern bis kurz vor mich zu schieben.

„Paul wollte dich etwas fragen”, erklärt mir Charly geheimnisvoll.

„Ach? Was denn?” Neugierig mustere ich den Besagten, der seine Schuhe gerade sehr spannend findet. Irgendwas klingelt in meinem Hinterkopf, aber ich bin viel zu abgelenkt durch die Tatsache, dass der Blonde plötzlich vor mir steht, wo er mir doch die letzten Tage immer mehr ausgewichen ist.

„Also... ich...”, stammelt Paul so knuffig vor sich hin, wodurch mir der nachfolgende Redeschwall fast entgangen wäre. „Ich feier am Samstag meinen Achtzehnten und wir wollte da in einen Irish Pub gehen, der bei mir um die Ecke eröffnet hat und da dachte ich ob du vielleicht auch Lust hast zu kommen, also nur wenn du magst und Zeit hast, aber ich würde mich freuen und du brauchst auch kein Geschenk oder so mitbringen und ja...”

Moment, Samstag? Ich sehe kurz zu Charly, der zur Bestätigung nickt, seinem Kumpel scheinbar aufmunternd auf die Schulter klopft und sich dann vom Acker macht. Werde mich wohl bei ihm bedanken müssen, beschließe ich, doch für den Augenblick hat Paul die höchste Priorität.

Der steht mit gesenktem Kopf vor mir, die leuchtend roten Ohren ein kleiner Indikator dafür, wie es wohl um sein Gesicht bestellt ist. Zum Glück, denn so kann er mein breites Grinsen nicht sehen.

„Ja”, fange ich an, räuspere mich kurz. „Ja, ich würde sehr gerne zu deinem Geburtstag kommen. Und natürlich bekommst du ein Geschenk von mir, was anderes kommt gar nicht infrage!” Zugegeben, ich hasse mich schon in dem Moment für meine Worte, in denen ich sie ausgesprochen habe, aber um nichts in der Welt würde ich sie zurücknehmen. Dann hab ich eben nur noch ein paar Tage Zeit, mich um ein Geschenk zu kümmern, na und?

Nun sehen mich zwei tiefblaue Augen von unten herauf an, wie ein Welpe der Schimpf und Schande erwartet und dann kaum glauben kann, dass er stattdessen gelobt wurde. Wieder muss ich an mich halten und meinen inneren Neandertaler zügeln, diesmal aus anderen Gründen.

„Aber...”

„Nichts aber!”, unterbreche ich ihn energisch, bremse mich dann aber wieder. „Ich finde, wenn man eingeladen wird, bringt man dem Geburtstagskind auch was mit.”

„Das... ist lieb von dir.” Nun lächelt er mich vorsichtig an, immer noch ziert eine zum niederknien süße Röte seine Wangen und den Nasenrücken. „Oh! Ich hoffe, du magst irische Pubs?”

„Klar, ich liebe Irish Pubs!”, vertreibe ich seine Sorgen augenblicklich. Das ist zwar die Wahrheit, doch wenn es um ihn geht, würde ich sogar behaupten, den Ballermann oder Aprés-Ski-Feiern zu lieben, und solange er dabei neben mir wäre, würde es keine Rolle spielen. Wenn ich so weitermache, schreibe ich noch kitschige Liebesgedichte und male Herzchen auf alle meine Schreibunterlagen...

„Super. Ich, ähm, darf ich deine Handynummer haben? Dann kann ich dir die Adresse schicken”, fragt Paul mich fast schon euphorisch.

„Klar, gib her, dann speicher ich sie dir ein.”

Mit kaum wahrnehmbar zittrigen Fingern nehme ich sein Smartphone entgegen und tippe meine Nummer ein. Paul schickt mir nur Sekunden später eine Nachricht via gängigem Messangerdienst und ich kann nicht widerstehen, seinem Namen in meinen Kontakten ein Herzemoji zu verpassen. Dann bin ich eben ein verknallter Volltrottel, was soll's.

 

~*~

 

Das war der Auftakt, im nächsten Kapitel geht es schon in den Pub und danach... in unbekannte Gewässer für wirklich alle Leser (inklusive mir :D )



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Kommentare zu diesem Kapitel (2)

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Bitte keine Beleidigungen oder Flames! Falls Ihr Kritik habt, formuliert sie bitte konstruktiv.
Von:  z1ck3
2021-12-30T23:15:13+00:00 31.12.2021 00:15
Yeay, Back in black.
Beim vorletzten Satz ist mir eventuell ein dusseliges Kichern entfleucht xD
Antwort von:  Ana1993
31.12.2021 19:40
Im Nachhinein vielleicht etwas zu viel, aber egal, die ganze Story ist irgendwie over the Top xD egal
Antwort von:  z1ck3
01.01.2022 00:55
Achhhh pffff... Ich finde das darf sein xD


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