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Unmei no akai ito

Der rote Faden des Schicksals
von

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Sag mal, spinnst du?!

Mein Zustand hielt über zwei Wochen an. Ich versuchte immer wieder so wenig Kontakt mit Kacchan zu haben wie es nur ging. Es tat mir im Herzen weh, da ich es immer noch nicht geschafft hatte mich bei ihm zu entschuldigen. Fraglich war aber natürlich auch, ob er die Entschuldigung überhaupt annehmen würde um so mein Gewissen zu erleichtern.

Er selbst sprach nur das allernötigste mit mir, reichte mir sonst wortlos die Unterrichtsmaterialien weiter und ging mir auch von sich aus aus dem Weg. Trotzdem spürte ich immer wieder seine Blicke auf mir.

Ich konnte mir keinen Reim darauf machen. Suchte er wieder nach einer Schwachstelle an mir? Einen Punkt, an dem er eventuell ansetzen konnte um mich doch wieder zu ärgern? Ich versuchte mir einzureden, dass das Schwachsinn war. Doch so ganz wollte ich mir selbst nicht glauben.
 

Auch an diesem Tag verkündete die Schulglocke das Ende des Unterrichts und ich packte meine Sachen in meinen Rucksack.

Das Klassenzimmer verließ ich eher schleichend.

Die vergangenen zwei Wochen über hatte ich extrem wenig geschlafen und kaum etwas gegessen. Ich wusste, dass ich abgenommen hatte. Aber es war mir egal. Obwohl es mir nicht egal sein sollte. Aber ich glaube, die anderen hatten bisher davon noch nichts gemerkt.

Ich konnte einfach nicht glauben, dass Kacchan meine Gedanken so sehr beherrschte. Zwar war er früher auch immer präsent gewesen, doch seit unserem Streit dachte ich nur noch an ihn.
 

Im Eingangsbereich des Schulgebäudes öffnete ich mein Schuhfach und zog meine roten Straßenschuhe heraus. Ein Zettel fiel mir entgegen und glitt zu Boden.

Ich blinzelte, hob ihn auf und entfaltete ihn.

Nur drei Worte standen darauf: Bitte lächle wieder.

Ich blickte mich um. Wer hatte mir diesen Zettel ins Fach gelegt? War derjenige noch in der Nähe?

Ein eiskalter Schauer lief mir den Rücken hinunter.

Auch wenn die Worte nicht bedrohlich waren, so waren sie mir dennoch unheimlich. Jemand musste mich ganz genau beobachtet haben. Und das schon über einen längeren Zeitraum hinweg.

Ich steckte den Zettel in meine Tasche und wechselte meine Schuhe, bevor ich das Schulgelände verließ.

Mit gesenktem Kopf und vollkommen in Gedanken machte ich mich auf den Heimweg.

Von meiner Umgebung bekam ich nichts mehr mit. So sehr hatten mich diese drei Worte aus der Bahn geworfen. Ich grübelte weiterhin darüber nach, wer mir diese Nachricht wohl geschrieben haben könnte.
 

.~*~.
 

„Midoriya!“, rief jemand meinen Namen. Ich blieb stehen, drehte mich um und erstarrte.

Ich stand mitten auf der Straße. Die Ampel war rot und die Leute auf dem Gehweg blickten mich verwundert an.

In der Menge konnte ich Kacchan sehen, der mit schreckgeweiteten Augen auf mich starrte.

Plötzlich wurde er zur Seite geschoben. Shôto drückte sich an ihm vorbei und kam auf mich zu gerannt.

Es ging alles so wahnsinnig schnell, dass ich mich von ihm einfach mitziehen ließ.

Und das war gut so. Denn nur wenige Sekunden später fuhr genau über die Stelle, an der ich gestanden hatte, ein Auto mit viel zu hoher Geschwindigkeit.

Das alles realisierte ich erst, als ich gegen einen warmen Körper prallte und starke Arme um mich spürte, die mich festhielten.
 

Ich blinzelte nach oben und sah in Shôtos gehetztes Gesicht. Er sah mich an und ließ mich los. Wir standen auf dem gegenüberliegenden Gehweg in Sicherheit.

„Sag mal, spinnst du?!“, fuhr er mich sofort an.

Ich zuckte zusammen und trat einen Schritt von ihm weg, wurde aber direkt wieder zu ihm gezogen, da ich der Straße erneut gefährlich nahe gekommen war.

„Willst du dich umbringen?!“

Ich schluckte, schüttelte dann den Kopf. „Nein, ich...“, begann ich, verstummte dann aber.

Die Fußgängerampel war auf grün gesprungen und die Menschen strömten von der anderen Straßenseite auf uns zu.

Auch Kacchan kam zu uns herüber.

Noch ehe er bei uns angekommen war, wurde auch er angeschnauzt. „Hättest du ihn nicht aufhalten können?!“

Kacchan sah erst Shôto, dann mich an. Sein Blick blieb an mir länger hängen als nötig gewesen wäre. Sein Gesicht war blass, so als wäre es ihm nicht egal was mit mir passieren würde.

„Es tut mir Leid...“, begann ich wieder. „Ich war in Gedanken... Da war dieser Brief... Und...“

Ich blickte Shôto entschuldigend an. „Danke Todoroki-kun...“

Er atmete tief ein und aus. „Ist alles in Ordnung? Hast du dich verletzt?“, wollte er wissen und war nun wieder vollkommen ruhig.

Ich nickte langsam. „Ich glaube nicht...“, meinte ich leise.

Kacchan stand immer noch neben uns. Er starrte mich an, brachte aber weiterhin kein Wort heraus.
 

„Warum hast du ihn nicht aufgehalten?“ Shôto fuhr Kacchan erneut an. Seine Augen funkelten.

Kacchan sah ihn an, schüttelte dann nur den Kopf und setzte wortlos seinen Weg fort.

Verblüfft sah ich ihm nach. Das sah Kacchan nun überhaupt nicht ähnlich.

Die Anspannung fiel langsam von mir ab und ich merkte, wie meine Knie weich wurden.

Ohne darüber nach zu denken krallte ich mich mit einer Hand Halt suchend an Shôtos Arm.

„Hey, ist wirklich alles in Ordnung?“, fragte er mich besorgt, legte mir einen Arm um die Taille und führte mich zur nächsten Bank.

Ich setzte mich. Es war mir ein wenig peinlich, so schwach vor ihm zu sein. Doch ich konnte es gerade nicht ändern.

„Ich glaube schon...“, meinte ich leise und ließ den Kopf hängen. „Tut mir Leid... wirklich...“

Er setzte sich neben mich. „Ist irgendwas vor zwei Wochen passiert? Zwischen dir und Bakugô?“

Als ich diese Fragen hörte, schrumpfte ich in mich zusammen. Ich zog den Kopf zwischen die Schultern und krallte meine Hände in meine Hosenbeine.

„W-warum fragst du?“

Ich spürte seinen Blick auf mir. „Weil ihr seitdem beide anders seid.“

Ein Kloß hatte sich in meiner Kehle gebildet, der mich schlucken ließ. Ich haderte mit mir. Sollte ich ihm wirklich erzählen, was vorgefallen war? Wie würde er über mich denken, wenn er es wüsste? Würde er sich von mir abwenden?

„Du musst es mir nicht erzählen, wenn du nicht willst...“, hörte ich ihn dann sagen und hob den Kopf, sah ihn vorsichtig an.

Er lächelte mich an. Noch nie hatte ich ihn so lächeln sehen. Es sah unglaublich aus. Es stand ihm wirklich! Und doch zeigte er es nie.

Ich blinzelte ihn an, musste unwillkürlich ebenfalls lächeln und spürte, wie mein Herz ungewollt etwas schneller schlug.

„Du solltest öfters lächeln. Es steht dir“, meinte ich leise.

Er errötete, schüttelte heftig den Kopf und stand wieder auf.

„Bleib sitzen und rühr dich nicht vom Fleck. Ich bin gleich wieder da!“, wies er mich an und verschwand Sekunden später in der Menge der umher laufenden Menschen.
 

Ich blickte ihm nach. Seine Reaktion überraschte mich. Sicher, ich hatte bemerkt, dass er sehr zurückhaltend war. Sein Verhalten gerade eben, als er sowohl mich als auch Kacchan angeschnauzt hatte, war wohl eher auf die Situation zurück zu führen. In der Zeit, die ich mit ihm in den Pausen bisher verbracht hatte, war er immer ruhig gewesen und hatte seine Gefühle kaum zum Ausdruck gebracht.

Dass ein einfaches Kompliment – denn nichts anderes war es, das ich ihm gemacht hatte – ihn so sehr aufwühlen würde, hätte ich nicht gedacht.
 

Es dauerte nur wenige Minuten, bis er außer Atem wieder vor mir stand. In den Händen hielt er je eine Waffel mit zwei Kugeln Eis.

„Schoko-Vanille oder Erdbeer-Zitrone?“, fragte er mich.

Ich sah ihn an. Seine Wangen waren immer noch gerötet. Doch diesmal konnte es auch von der Anstrengung sein.

„Erdbeer-Zitrone?“, fragte ich und bekam eine der Eiswaffeln in die Hand gedrückt.

„Iss!“

Sein Ton ließ keine Widerrede zu und so begann ich an meinem Eis zu lecken.
 

Tbc...



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Kommentare zu diesem Kapitel (2)

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Von:  Yuna_musume_satan
2020-07-27T20:13:29+00:00 27.07.2020 22:13
Einfach nur wow so ein intensives Kapitel habe ich selten gelesen ich freue mich schon darauf wie es weiter geht
Von:  gelberblitz
2020-07-26T06:47:51+00:00 26.07.2020 08:47
Oh mein gott was eine situation. Und auf diese situation dann Reaktionen. Und Gefühle ich liebe es =)
Antwort von:  Rebi-chan
26.07.2020 08:49
Ich hoffe, ich konnte das Gefühlschaos nachvollziehbar darstellen :D Freut mich, dass es dir gefällt ^^


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