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Metropolentänzer

von

Vorwort zu diesem Kapitel:
Ich verteile ganz viel Liebe für die Liebe, die ihr unterm letzten Kapitel dagelassen habt! Ich bin auch sehr froh, dass der slowburn nun ein Ende hat lol, wobei ich fürchte, dass die Story nun an Spannung verliert? Nun, wir werden sehen, vielleicht fällt mir noch ein Skandälchen ein xD

Song!
Haszcara - Riker (Ohrwurm...) Komplett anzeigen

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Wir haben erst angefangen

Neben Yuriy aufzuwachen war nichts Neues, auch nicht an einem Montagmorgen. In der Vergangenheit war Kai in so einer Situation meist leise aufgestanden, hatte Kaffee gemacht und war zur Arbeit gegangen, denn Yuriy wusste, wo sein Zweitschlüssel lag und warf diesen in seinen Briefkasten, wenn er ging. Normalerweise war es auch so, dass sie einen höflichen Abstand hielten, wenn sie beide im Bett schliefen, oder Yuriy legte sich gleich auf die Couch. Gestern waren sie Arm in Arm eingeschlafen.

Yuriy war noch immer sehr dicht neben ihm, er hörte seine tiefen Atemzüge. Allerdings hatte er sich so fest in die Decke gewickelt, dass Kai sein Gesicht nicht sehen konnte. Im ersten Moment hatte er das Bedürfnis, sich einfach aus der Wohnung zu schleichen wie immer. Aber so leicht ließ sich das wohl nicht lösen.

Er streckte die Hand aus und berührte ihn. Es dauerte nur ein paar Sekunden, bis der andere sich regte, dann hörte er ein Seufzen, bevor blaue Augen ihn ansahen.

„Hey”, sagte Kai.

Yuriy blinzelte zu ihm hoch. „Hey”, sagte er rau. „Musst du zur Arbeit?”

„Nein. Jedenfalls nicht sofort.” Er ließ sich wieder auf den Rücken fallen und legte den Arm übers Gesicht. Am liebsten hätte er noch ein bisschen gedöst. Er spürte, wie Yuriy sich bewegte, und als er in seine Richtung schielte, bemerkte er, dass er den Kopf aufgestützt hatte und ihn beobachtete. Die Stimmung zwischen ihnen war nicht unangenehm, trotzdem war er nervös. Sein Mund fühlte sich sehr empfindlich an, und das machte es nicht besser. Natürlich war es nicht beim Kuss auf der Treppe geblieben. Nachdem er Yuriy mit einem Tee auf die Couch verfrachtet und sich dann zu ihm gesetzt hatte, hatte es nicht lang gedauert, bis sie wieder aneinander hingen. Warum küsste Yuriy auch so gut? Es hatte ihm komplett das Hirn vernebelt.

„Ich kann Kaffee machen”, sagte Kai schließlich und ließ den Arm wieder sinken. „Sollen wir dann darüber reden?”

„Ja, das wäre wohl gut”, meinte Yuriy, „Beides. In der Reihenfolge.”

Und so fanden sie sich zehn Minuten später - immer noch ungeduscht, immer noch in Shorts und T-Shirt - an Kais schmalem Küchentisch wieder, zwischen sich zwei dampfende Tassen. Yuriy schien spätestens heute komplett durch, was Kai aber auch nicht verwunderte, nach dem Wochenende, das hinter ihm lag. Seine Stimme klang etwas nasal, vielleicht hatte er sich erkältet. Yuriy war selten krank und noch seltener zurückhaltend in Gesprächen; wahrscheinlich wartete er darauf, dass Kai anfing zu sprechen. Der allerdings wusste selbst nicht, wie er beginnen sollte.

„Also”, sagte Yuriy nach dem ersten Schluck aus einer Tasse und schaffte es tatsächlich, zu grinsen, wodurch er wieder fast wie er selbst aussah. „Die wichtigste Frage - Was zur Hölle ist gestern Abend passiert?”

„Ich denke, das Was ist uns durchaus klar”, meinte Kai, „Interessant ist wohl eher das… Warum?” Sein Blick senkte sich ganz automatisch, denn das Warum betraf ihn genauso wie Yuriy. Schließlich hatte er gestern ebenso hart geflirtet. Er konnte nicht einmal sagen, wann er damit angefangen hatte. Vielleicht schon, als sie sich im Bahnhof gegenüber gestanden hatten, weil er spätestens in diesem Augenblick realisierte, dass er mit bestimmten Erwartungen zu diesem Treffen gekommen war.

„Fragst du dich das wirklich?”, entgegnete Yuriy. „Dir ist klar, dass ich auf dich stehe, oder?”

„Ja, verdammt, aber das macht es nicht besser”, murmelte Kai und hob nun seine eigene Tasse, um nichts weiter sagen zu müssen. Yuriy wusste schließlich ebenso sicher, wie Kai über ihn dachte. Es war nie ein Geheimnis zwischen ihnen gewesen, im Gegenteil, manchmal zogen sie sich gegenseitig damit auf, und wenn nicht sie, dann die anderen. Und Kai hatte es nie ernst nehmen wollen, aus dem einfachen Grund weil -

„Du hast gesagt, du willst ums Verrecken nicht mit mir zusammen sein!”, sagte er lauter als geplant und realisierte verwirrt, wie beleidigt er klang.

Yuriy starrte ihn entgeistert an. „Das war vor drei Jahren, Mann!”

„Ja, und? Was hat sich geändert?” Für Kai war es immer dieser eine Satz gewesen, der ihn davon abhielt, etwas zu tun, das er später bereuen könnte. Damals hatten sie sich bewusst für ihre Freundschaft entschieden, und für ihn war die Sache damit erledigt. „Und jetzt sag mir bitte nicht, dass du nur mal ausprobieren wolltest, wie es so ist”, fügte er hinzu, weil er verwirrt war und auch irgendwie wütend auf Yuriy, der ihn erst in diese Situation gebracht hatte.

„Jetzt hör aber auf.” Yuriy wirkte verletzt. Kai fühlte augenblicklich Reue, aber nun waren die Worte ausgesprochen. Und außerdem interessierte ihn die Antwort wirklich. Nur um sicherzugehen. „Denkst du wirklich, dass ich so bin?”

Kai seufzte. „Tut mir leid”, sagte er und rieb sich die Stirn. „Ich bin nur verwirrt. Mehr als alles andere.” Wieder trafen sich ihre Blicke und Kai sah, wie Yuriys Kiefer sich nervös bewegte, wie er sich auf die Wange biss.

„Vielleicht noch mal von vorn”, schlug Yuriy vor. „Was gestern passiert ist, war gut, oder?”

In Kais Magen setzte ein angenehmes Blubbern ein. „Ja”, sagte er ehrlich. „Aber wenn es jetzt dadurch anders zwischen uns wird, dann wäre mir lieber, es wäre nie passiert.”

„Dann haben wir wohl ein Problem”, meinte Yuriy, „Denn ich möchte schon, dass etwas anders wird.” Er ließ den Arm sinken, sodass seine geöffnete Hand kurz neben Kais Tasse auf dem Tisch lag. Kai zögerte, dann griff er nach dem anderen. Strich mit den Fingerspitzen über sein Handgelenk, über das eintätowierte Play/Pause-Zeichen, das ihm so vertraut war. Diese Geste beruhigte sie wohl beide, denn er hörte, wie Yuriy ausatmete.

„Was ich damals gesagt habe, meinte ich auch so”, sagte er. „So sehr ich dich mag, ich hätte nicht mit dir zusammen sein können. Das hätte ich irgendwie nicht mit mir selbst vereinbaren können.”

Kai hob die Schultern. „Verständlich.”

„Nein, eigentlich nicht”, entgegnete Yuriy. „Ich komme mir vor wie der letzte Arsch. Weil ich dir die ganze Zeit Vorträge gehalten habe, darüber, wie du dein Leben zu leben hast und wie du Dinge besser machen kannst. Aber ich habe mich sehr lange nicht gefragt, wo du herkommst und was dich geprägt hat. Ich glaube, inzwischen verstehe ich das besser. Wenn ich jetzt darüber nachdenke, was mich damals abgehalten hat, dann kommen mir diese Dinge jedenfalls ziemlich banal vor.”

Kai war erstaunt. Er hatte es nie als belastend empfunden, wenn Yuriy ihm „Vorträge” hielt. Vor allem, da ihm diese Dinge durchaus einleuchteten. Und so hatte er womöglich sogar davon profitiert, immerhin wäre ihm die Idee für Phoenix Consulting auch nie gekommen, wenn Yuriy ihn nicht über Jahre hinweg in die richtige Richtung geschubst hätte.

„Weißt du eigentlich, wie viel du für mich getan hast?”, fragte er deswegen. „Du hast mir geholfen, aus dem Deal mit Soichiro rauszukommen. Du hast mir gezeigt, dass ich Gutes tun kann, ohne dabei irgendwas kaputt zu machen. Ohne dich wäre ich jetzt da, wo ich niemals hinwollte.” Er stockte, spürte, wie Yuriys Finger sich um seine schlossen, bevor sie wieder losließen, um über seinen Unterarm zu streichen. „Aber deswegen zögere ich jetzt auch so sehr”, gab er zu, „Denn das schlimmste, was passieren könnte, ist, dich zu verlieren wegen einer… einer Dummheit.”

„Warum denkst du, du könntest mich verlieren?”

Er presste die Lippen aufeinander. Es fiel ihm nicht leicht, über dieses Thema zu sprechen, denn eigentlich schämte er sich ein wenig dafür. „Es war ganz ähnlich mit Takao”, sagte er schließlich. „Wir waren auch befreundet, bevor wir zusammen waren. Es gab eine Zeit, in der ich dachte, ohne Takao würde ich es keinen Tag länger hier aushalten. Und als wir zusammen waren, war es schön. Aber danach… War es einfach nicht mehr wie vorher. Ich meine, ich weiß, dass das normal ist. Aber wenn das mit dir auch passieren würde… Takao und ich haben uns auseinander gelebt. Wir sehen uns alle paar Wochen mal, ich weiß so gut wie nichts mehr über sein Leben. Und das will ich für uns einfach nicht. Berlin ohne dich - das geht nicht.” Wieder machte er eine Pause, suchte nach Worten. „Deswegen”, fuhr er nach ein paar Sekunden fort, „überleg dir gut, was du willst.”

„Scheiße, denkst du, ich hab keine Angst?”, entgegnete Yuriy. „Alles was du gerade gesagt hast, habe ich auch schon gedacht. Ich will nicht mit irgendeiner kurzen Geschichte unsere Freundschaft kaputt machen. Aber ganz ehrlich, Kai: Freundschaft reicht mir nicht mehr. Ich will nicht nur mit dir abhängen und tiefsinnige Gespräche führen. Ich will auch nicht nur in deiner Vergangenheit herumwühlen, um all deine dunklen Geheimnisse aufzudecken. Und ich will mir erst recht nicht nur das Hirn mit dir rausvögeln.” Er machte einen Atemzug und Kai merkte, dass er in den letzten Minuten die Augenbrauen sehr weit nach oben gezogen hatte. „Ich will alles davon”, sagte Yuriy, „Und gerade will ich das so sehr, dass mir meine Angst scheißegal ist. Weil ich denke, dass wir das schon irgendwie hinkriegen würden.”

Noch immer sagte Kai nichts, konnte nichts sagen, und Yuriys Blick wurde zweifelnd.

„Was willst du, Kai?”, fragte er.

Er nahm sich Zeit. Trank Kaffee und ließ zu, dass sich ihre Hände auf dem Tisch einmal mehr verschränkten. Langsam begriff er, was sein Gegenüber soeben gesagt hatte: Yuriy wollte ihn. Nicht nur mal so, wie eine flüchtige Idee, sondern ernsthaft. Eben weil er nicht ohne ihn sein wollte. Und irgendwie übertrumpfte die Vorstellung, ihn nicht mehr gehen lassen zu müssen, seine Befürchtungen. Selbst für ihre Freundschaft hatten sie arbeiten müssen, also warum sollte es in einer Beziehung anders sein? Sie waren daran gewöhnt.

„Ich will keine halben Sachen”, sagte er endlich und hob wieder den Blick. „Ich will kein Rumeiern oder eine Probezeit oder was auch immer - wir kennen uns seit drei Jahren, ich glaube, ich weiß, worauf ich mich einlasse. Und ich will auch keine Nebenbeibeziehung, bei der ich dich nur einmal die Woche sehe. Ich bin zufrieden mit meinem Leben, und ich will jemanden, mit dem ich das teilen kann, und zwar alles davon. Aber so wie ich uns kenne wird das gar nicht so einfach. Also: Ganz oder gar nicht. Anders halte ich es nicht aus.”

„Du weißt doch, was ich dir über die Datingkultur hier erzählt habe”, sagte Yuriy und kitzelte Kais Handfläche. „Mitgehangen, mitgefangen. Ich weiß, worauf ich mich einlasse.”

„Sicher?” Seine Mundwinkel hoben sich. „Na, wir werden sehen.” Das Blubbern in seinem Magen hatte die ganze Zeit über angehalten, und jetzt kam schon wieder diese vermaledeite Wärme in seinem Gesicht dazu.

„Also ja?”, fragte Yuriy.

Kai sah ihn an, das Lächeln verschwand aus seinem Gesicht. „Es gibt noch eine Bedingung”, sagte er.

„Die wäre?”

„Das mit Garland muss aufhören.”

„Kai.” Yuriy sah ihn an, als hätte er etwas Überflüssiges ausgesprochen. „Natürlich hört das auf.”

„Und zwar bald, denn ich habe Garland gerade engagiert für... „ Seine Augen wurden weit. „Oh shit.”

„Was ist los?”, fragte Yuriy, doch Kai war schon von seinem Barhocker gerutscht und zu seinem Bett gestürzt. Wühlte zwischen den Laken nach seinem Handy, fand es unter dem Kopfkissen.

„Oh shit, es ist schon nach zehn”, stellte er mit Blick auf den Bildschirm fest, dann wandte er sich wieder zu Yuriy um. „Ich hab um eins einen Termin bei Grypholion.”

„Mit Garland?”

„Nein, aber ich habe ihn für das Projekt gekauft”, erklärte Kai. „Und ich will nicht der erste sein, der mit ihm über uns redet, also musst du es schnell machen. Verdammt, ich wollte eigentlich noch ins Büro, bevor ich dorthin fahre…” Unschlüssig stand er im Raum; er musste Mariam anrufen und wenigstens Bescheid sagen, dass er direkt zu Grypholion ging. Glücklicherweise nahm er seinen Laptop immer mit nach Hause und hatte so alle wichtigen Papiere bei sich. Trotzdem, er war ungeduscht und musste sich darüber hinaus noch in einen Anzug bequemen…

„Kai.” Auf einmal war Yuriy vor ihm und sah milde lächelnd auf ihn herab. „Bevor du in den Arbeitsmodus verfällst, eine kurze Frage.” Er brummte zum Zeichen, dass er zuhörte. „Sind wir zusammen?”

Da war sie wieder, die Hitze. Bekam er gerade rote Flecken am Hals?

„Oh shit”, sagte er zum dritten Mal, „Ich glaube schon, oder?”

„Gut. Nicht erschrecken, ich werde dich jetzt küssen. Und dann kannst du meinetwegen deinen Pflichten nachkommen, während ich noch eine Runde chille.”

Aber dieses Mal war Kai schneller. Er zog Yuriy zu sich heran und küsste ihn fest. Es war wie eine Bestätigung. Ja, verdammt, er wollte diesen Mann für sich haben. Allein die Tatsache, dass er bisher nicht einmal geahnt hatte, wie gut sich diese Lippen anfühlten, grenzte eigentlich schon an ein Verbrechen. Sein Hirn machte noch zwei, drei, vier Minuten lang Pause, bevor sie sich wieder lösten und er endlich seine Gedanken zusammen nahm.

Während Kai kreuz und quer durch die Wohnung eilte, holte Yuriy sich seine Kaffeetasse und rettete sich auf das Bett. Zwar sah es so aus, als würde er irgendetwas auf seinem Handy lesen, doch Kai war sich ziemlich sicher, dass er ihn heimlich beobachtete. Die Bestätigung kam, als er gerade sein Hemd zuknöpfte.

„Verdammt, Kai. Boris hat echt ganze Arbeit geleistet”, sagte Yuriy, und sein Blick half nicht gerade dabei, die Knöpfe souveräner zu schließen.

„Und das fällt dir jetzt auf?”, fragte er belustigt, während er weiter an sich herumfriemelte.

„Hey, ich hab dich schon lange nicht mehr im Anzug gesehen! Was ist das überhaupt für ein Verein, für den du dich so schick machst?”

Erleichtert seufzend schloss Kai den letzten Knopf und stopfte das Hemd in die Anzughosen, bevor er sich vor den Spiegel an seinem Kleiderschrank stellte. Seine Haare waren noch etwas feucht, aber wenn er sie mit etwas Spray bändigte, würde es schon gehen. Und es war ja auch noch etwas Zeit, bis er los musste.

„Grypholion macht Cyber-Security”, erklärte er schließlich. „Die kümmern sich um Anti-Virenprogramme und Schutz vor Hackerangriffen und so. Das Unternehmen gehört Jürgens-McGregor, deswegen muss ich mir ein bisschen Mühe geben.” Er tauschte im Spiegel einen Blick mit Yuriy. „Ich kann deine Gedanken an deinem Gesicht ablesen”, stellte er fest. „Aber ich glaube, dass zumindest Ralf sich mir so wieder annähern will. Vielleicht hat er in den letzten Jahren ein bisschen was dazugelernt.”

„Sei bloß vorsichtig”, warnte Yuriy, „Und lass dich nicht in irgendwas reinziehen.”

Kai drehte sich zu ihm um. „Grypholion hat mich kontaktiert, weil sie ein Consulting wollen. Ich sehe mir die Sache an, und wenn mir irgendwas komisch vorkommt, bin ich raus. Ich schulde denen gar nichts.”

„Das ist die richtige Einstellung. Bin stolz auf dich.”

Ihm entwich ein leiser Atemzug, dann ging Kai noch einmal zum Bett, um sich, ungeachtet des gebügelten Hemdes, neben Yuriy fallen zu lassen. Der hob schnell seine Tasse an, damit er nichts verschüttete. Müde blinzelnd sah Kai zu ihm auf. „Und wann sehe ich dich wieder?”

„Hmm. Heute Abend?”

„Oh.” Warum war es im Bett so gemütlich? Er wollte sich wieder hinlegen und sich noch ein wenig an Yuriy schmiegen. „Wartest du, bis ich wiederkomme?”

„Hättest du wohl gern!” Yuriy gab ihm einen Klaps auf den Bauch und ließ seine Hand dann dort liegen, vielleicht, um noch mal die Früchte von Boris’ Trainingseinheiten zu prüfen. „Ich muss leider auch demnächst los. Treffe mich mit Garland zum Mittag, und dann will ich nach Hause und an meinen Tracks arbeiten.”

„Das ging ja schnell.”

„Wir sind beide selbstständig und daher sehr flexibel. War auch in der Vergangenheit recht praktisch.”

Zugegeben, Kai war überrascht, wie bald Yuriy reinen Tisch machen wollte, doch eigentlich bestätigte das nur noch einmal, dass seine Entscheidung richtig war. Außerdem schien es Yuriy nicht im Mindesten aus der Ruhe zu bringen, seinem Betthäschen den Laufpass geben zu müssen. Hatten sie es am Ende wirklich immer nur aus Bequemlichkeit miteinander getrieben? Er würde wohl nie ganz dahinter steigen, und wenn er ehrlich zu sich war, so reichte ihm das, was er bereits wusste, auch vollkommen aus.

„Du kannst heute Abend vorbeikommen”, fuhr Yuriy fort, „Aber sei gewarnt, Boris ist auch da.”

„Boris”, murmelte Kai. „Sag bloß, ich muss dich jetzt mit ihm teilen?”

„Du weißt doch: Uns gibt es nur im Doppelpack. Aber wenn es dich tröstet, Boris macht heute Lasagne.”

„Überzeugt.” Er streckte den Arm aus und strich mit dem Handrücken über Yuriys Wange. Seine Fingerknöchel fuhren sehr leicht über die Lippen des anderen, die sich ihm entgegenwölbten, und er begann zu bereuen, in den nächsten Minuten mit der Arbeit beginnen zu müssen. Ganz unvorbereitet sollte er nicht bei Grypholion erscheinen.

„Ich will nicht aufstehen”, sagte er überflüssigerweise.

Yuriy, der zuvor auf den Handybildschirm geblickt hatte, linste zu ihm herab. „Du bist doch der Chef. Ruf an und sag deinen Leuten, dass du nicht kommen kannst, weil…” Sein Gesicht hellte sich auf. „Weil du den DJ abgeschleppt hast!”

Ächzend drehte Kai sich um und vergrub das Gesicht im Kissen. „Scheiße”, murmelte er, „Wir sind in Berlin. Das könnte sogar klappen.”



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Kommentare zu diesem Kapitel (10)

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Von:  WeißeWölfinLarka
2021-04-10T20:55:26+00:00 10.04.2021 22:55
„Ein Skandälchen“ sagt sie… – ich bin mir sicher, dass du da bestimmt noch was finden wirst!!!
(Ich versuch mich auch mal an dem Songvorschlag… ich mag das. Allerdings kann ich mich dann grad nicht auf die Schrift konzentrieren, ahh)

Ah, ja – ich erinnere mich, Kai war schon in GSGF so hemmungslos verloren durch Yuriys Küsse… Und wie er tanzt. Ich hoffe, du lässt sie in dieser Fortsetzung auch noch mal gemeinsam tanzen? Die Skateboardsache war ja schon gut, weil lustig, aber … das wiegen der Massen und ein Tanz zwischen den beiden, wenn alles geklärt ist, doch, das brauch ich. XD

>> „Ich kann Kaffee machen”, sagte Kai schließlich und ließ den Arm wieder sinken. „Sollen wir dann darüber reden?”
„Ja, das wäre wohl gut”, meinte Yuriy, „Beides. In der Reihenfolge.”<<

♥ Nötig und genau in der richtigen Reihenfolge. Mehr ist wohl nicht passiert, außer Küssen? … oder warte….?! Jetzt muss ich wieder investigieren hier!

Also, ich rede ja immer davon, dass die miteinander reden sollen, aber zu lesen, was sie sagen, tut weh. Also nicht, weil es … keinen Sinn ergibt, sondern weil es Real Talk ist und ich mir das jetzt, wo ich das so lese, echt schwer vorstelle. Die richtigen Worte finden, zu dem zu stehen, was man fühlt… so einfach ist das gar nicht. (und das hat mir Yuriys ziemlich einfacher Satz „du weißt schon, dass ich auf dich stehe“ mit einem Mal sehr verdeutlicht.)

>>„Du hast gesagt, du willst ums Verrecken nicht mit mir zusammen sein!”, sagte er lauter als geplant und realisierte verwirrt, wie beleidigt er klang.
Yuriy starrte ihn entgeistert an. „Das war vor drei Jahren, Mann!”<<

Entschuldige, ich muss einfach Lieblingsstellen hier teilen! Kai, beleidigt, Yuriy unfassbar. Ist das hier eigentlich eine Slow Burn RomCom oder eine Dramödie?!
Okay, ja, es macht total Sinn, dass ihn der Satz bis heute verunsichert hat. Mensch, du schaffst es echt, diese Unsicherheit, aber auch dieses Hoffnungsvolle in die Stimmung zu übertragen, durch kleine Worte, durch treffende Bilder (z. B. „angenehmes Blubbern“)

>>Und das will ich für uns einfach nicht. Berlin ohne dich - das geht nicht.”<<
!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!! ♥♥♥♥♥♥♥♥♥ !!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!
(Weil mir die Worte fehlen, wie tief mir das geht.)

Ein bisschen musste ich über das „in der Vergangenheit rumwühlen“ lachen, weil ich da Yuriy als kleines Erdferkel sehe. Der Satz hat diese Enge, diese Spannung, wieder für mich ein wenig aufgelockert. Das brauchte ich :D Es ist so spannend gerade, ich kann nicht!

WAS MACHST DU BITTE JAY! JAY!!!
Ich kann nicht folgen! DAS GEHT MIOR ZU SCHNELL- DIE WAREN DOCH NOCH GAR NICHT FERTIG! Und dann muss Kai an die Arbeit denken!
OMG vor allem „Ich hab Garland gekauft“ Aha, aha, so so, so, so, aber Yuriy einen Vortrag halten?! XD
Ich lache hysterisch. Was ist hier passiert?!

Jay… was machst du mit mir, ich bin ein wimmerndes, lachendes, heulendes Häufchen Elend auf dem Fußboden!
>>„Kai.” Auf einmal war Yuriy vor ihm und sah milde lächelnd auf ihn herab. „Bevor du in den Arbeitsmodus verfällst, eine kurze Frage.” Er brummte zum Zeichen, dass er zuhörte. „Sind wir zusammen?”
Da war sie wieder, die Hitze. Bekam er gerade rote Flecken am Hals?
„Oh shit”, sagte er zum dritten Mal, „Ich glaube schon, oder?”
„Gut. Nicht erschrecken, ich werde dich jetzt küssen. Und dann kannst du meinetwegen deinen Pflichten nachkommen, während ich noch eine Runde chille.”<<

Ich liebe diesen Yuriy, der die Ruhe weg hat (oder es zumindest so aussehen lässt).
Ich liebe Arbeitsmodus-Kai, der panikt.
Ich liebe diese unglaublich unschuldige Frage, DIE FRAGE die uns alle so sehr bis hier her bewegt hat!
Und ja, jetzt kann meinetwegen Kai weiter rumstressen. (wobei ich mich frage, warum Yuriy Garland unbedingt vor diesem Treffen sagen muss, dass er und Kai zusammen sind? Und was sollte Garland noch mal machen? Ich bin verwirrt und vergesslich und – wie gesagt, ein wimmerndes Häufchen Elend durch die Gefühlsachterbahn, JAY! *anklagend mit dem Zeigefinger auf dich zeig*)

… Ich hab für einen kurzen Moment gedacht, Yuriy spricht über Boris‘ Errungenschaften an dem Subaru. Aber er meint Kais Muskeln! Das ist ihm vorher noch nicht aufgefallen? Dabei hat er doch Kai mit Blicken gestreichelt, dass es fast nicht mehr jugendfrei war! Und… haben sie sich nicht gestern irgendwie ausgezogen bzw. in Shirt und Shorts beieinander geschlafen? Yuriy, du Träumer!

>>Yuriy gab ihm einen Klaps auf den Bauch und ließ seine Hand dann dort liegen, vielleicht, um noch mal die Früchte von Boris’ Trainingseinheiten zu prüfen.<<
Mhmhm… so, so… ja, ja…
Wer will’s ihm auch verübeln?!

Awwww, ja, Boris und Yuriy nur im Doppelpack! Ich liebe das. Sehr. So sehr.

>>„Weil du den DJ abgeschleppt hast!”
Ächzend drehte Kai sich um und vergrub das Gesicht im Kissen. „Scheiße”, murmelte er, „Wir sind in Berlin. Das könnte sogar klappen.”<<

:DDDD
Mega. Aber… da scheint mehr hinter zu stecken, ist das ein Insider? Was hab ich verpasst? Habe ich wieder was verdrängt? Oida… T_T

Von:  Mitternachtsblick
2020-07-28T09:23:51+00:00 28.07.2020 11:23
Ganz viel Liebe für dieses leicht chaotische, aber sehr herzliche, auf jeden Fall sehr emotionale Beziehungsgespräch. Ich fand das wirklich sehr wundervoll und es ist schön, dass sie sich einander so öffnen. Und dann gleich sehr liebevoll miteinander umgehen. Da merkt man auch gleich nochmal, dass sie eh schon die ganze Zeit wussten, wo es hin soll und sich nur nicht so recht getraut haben. Ich hoffe, Boris macht zur Feier des Tages eine besonders gute Lasagne und würzt sie mit ein paar deftigen Sagern, damit Yuriy und Kai möglichst hart die Augen rollen können. ❤️
Antwort von:  Mitternachtsblick
28.07.2020 11:24
Oh und BTW der Schluss war echt göttlich, ich musste herzlich lachen 🤣
Von:  FreeWolf
2020-07-28T04:27:17+00:00 28.07.2020 06:27
Beziehungsgespräche gibt es zu selten. Schön, das hier zu lesen.
Von:  LittleLionHead
2020-07-23T05:43:51+00:00 23.07.2020 07:43
Aaaaaawww. 😍😍😍 Man spürt richtig wie wichtig diese Aussprache war. Schön dass sie so offen miteinander sind, auch wenn es nicht einfach war. Die kriegen das hin! Hach. Ich hab ganz viel Fluff im Bauch. Und in den Zehen. Und ich hoffe dass das Skandälchen nicht zu übel wird. 😘
Antwort von:  lady_j
25.07.2020 21:05
Niieeemals gibt es hier schlimme skandälchen xD nein, wirklich nicht. Die sind in einem Alter, da geht ihnen das eh am Allerwertesten vorbei. ❤️
Von:  Phoenix-of-Darkness
2020-07-22T07:51:26+00:00 22.07.2020 09:51
YES!!!! Oh ich liebe es!!!!
Allein dieses Ganz oder Gar Nicht!!! Dafür habe ich ja eine Schwäche, you know.
Das Gespräch zwischen den beiden war sehr gut durchdacht und Kais Zweifel im Hinblick auf die Vorgeschichte mit Takao..
Ich wünsche mir wirklich, dass das mit Yuriy besser läuft. Sie sind einfach toll und ich liebe ihre tiefsinnigen Gespräche.
Umso erfreuter bin ich natürlich, dass sie jetzt mal reinen Tisch gemacht haben. Ich bin gespannt wie die anderen reagieren. Ich vermute zwischen Fassungslosigkeit (weil sie es endlich gebacken bekommen haben) und Freude.
Auf das Gespräch mit du-weißt-schon-wen bin ich gespannt und ja ich hoffe Garland leidet...biiiiitte...zumindest etwas, ja?
Antwort von:  LittleLionHead
23.07.2020 07:44
Ja, BITTE 😬
Antwort von:  lady_j
25.07.2020 21:06
Nja. Ein bisschen. Aber er hat es ja auch immer geahnt. Vielleicht muss auch Yuriy noch ein bisschen leiden. Wer weiß.
Von:  esperluette
2020-07-21T22:01:52+00:00 22.07.2020 00:01
Ach, fuck it!
Nach dem letzten Kapitel schwebe ich nur noch auf einer Wolke der Glückseligkeit hier ein :))

Ich war auf alles gefasst, und letztlich bin ich so beruhigt und happy, dass sie nun endlich SO nebeneinander aufwachen und „nur“ endlich reden!
Und eigentlich möchte hier gerade nur in Großbuchstaben schreiben - ich bin dermaßen euphorisch!
Dass sie drei Jahre (DREI!) beide wussten was abgeht und es nun auf den Tisch kommt. PUH.
Die absolute Ehrlichkeit bricht mir das Herz und setzt es fein säuberlich wieder zusammen! ES IST SO GUT!

Kai – JA, WARUM WOHL! Analytical as ever und dann schließlich hat er Null-Komma-Null seinen shit together <3 Wie er nochmal den Moment der Begegnung beim Date aufrollt! Wie er mit dem Break zu Garland und dem Business den Moment auflöst (*hust* „zerstört“ *hust*)! Wie er hektische Flecken bekommt!

Yuriy - Die Beleidigung und manche „Anschuldigung“ ihm gegenüber ließen mich zwischenzeitlich schon wieder bangen. Wie er seine Felle leiiicht davon schwimmen sah! Aber wie ernst es ihm ist und wie er es rüberbringt – All in! Kais Meinung hören möchte! Wie er Kais Leben einfach besser macht, indem er nur er selbst ist <3

Und weil dass ein Kapitel der -ich wills- ist: AAH, ICH WILL EUCH SEIT DREI JAHREN!

Ganz, ganz zart fand ich die Berührungen, die brauchte ich so sehr!
Btw. Es ist also bisher nur beim Knutschen geblieben, versteh ich das richtig? Mein nächstes Highlight wäre, wenn wir noch mehr erleben dürften. Zumindest andeutungsweise XD

Ich weiß nicht, ob ich jetzt noch schlafen kann.
Auch, weil ich bin mir SICHER bin, dass du noch irgendeine Gemeinheit im Ärmel hast XP

Antwort von:  esperluette
22.07.2020 00:09
Jou, und wie werden die anderen reagieren? Boris? Garland? Takao?
Jetzt krieg ich ganz hektische Flecken weil ich hoffe, sie freuen sich nur hab so wie ich. Hoffentlich.
Antwort von:  lady_j
25.07.2020 21:08
Heh, mir ist selber gar nicht aufgefallen, wie gut Yuriy die Situation handelt aber ich meine er war ja mal Sozialarbeiter, vll färbt das ab *hust*. Nach drei Jahren wollte ich das auch nicht allzu kompliziert machen, ich meine, die beiden haben ja eigentlich keine Ausrede mehr. Was nicht heißt, dass nicht noch ein wenig Beziehungsarbeit auf die zukommt...
Antwort von:  esperluette
31.07.2020 22:44
Ja, social Yuriy, I miss him, und ja, dadurch vorverurteile ich ihn als gut in solchen Sachen :D


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