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Schatten der Vergangenheit

von

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Getrennt

Feilong spürte wie er Kopfschmerzen bekam. Stöhnend rieb er sich mit einer Hand über die Schläfe, mit der anderen hielt er das Telefon. Akihito war weg. Schon wieder. Konnte Asami denn nicht einmal auf ihn aufpassen? Wie oft sollte der kleine Fotograf denn noch abhanden kommen? Entweder wurde er entführt oder er sprang aus dem Schlafzimmerfenster. So ganz normal war das wirklich nicht mehr. Doch die nächsten Sätze sorgten für seine volle Aufmerksamkeit.

"Was soll das heißen, er kann sich nicht an nichts erinnern? Was ist in der Schweiz geschehen?"

Das gereizte Gemurmel Asamis ließ ihn gegen seinen Willen Grinsen. Diese Ärztin die dem Yakuza die Stirn geboten hatte wollte er unbedingt persönlich kennen lernen. Doch als er von der Schwere von Akihitos Verletzungen hörte verblasste sein Grinsen sofort wieder. Dieses Gespräch entwickelte sich für ihn immer mehr zu einer Achterbahn der Gefühle. Doch so war es schon immer mit Akihito. Der kleine Fotograf zog das Unglück magisch an und kam immer wieder in die merkwürdigsten Situationen. Noch einmal strich Feilong sich über die schmerzenden Schläfen, er wusste er würde den nächsten Satz mit Sicherheit bereuen, doch es ging immerhin um Akihito. "Was soll ich für dich tun?"

"Finde Akihito," kam es wie aus der Pistole geschossen aus dem Hörer.

"Warum suchst du ihn nicht einfach selbst. Du scheinst ja zu wissen wer dieser Kobari ist. Damit dürfte es doch auch kein Problem mehr für dich sein ihn zu finden. Vor allem da der Name japanisch klingt. Oder verfügst du doch nicht über so viel Macht wie du mir immer weißmachen willst?"

Ein frustriertes Knurren war zu hören und es dauert eine ganze Zeit bis Asami schließlich leise antwortet. "Ich kann ihn nicht suchen. Ryotaro würde es merken und ich fürchte das Akihito dann in Gefahr gerät. Zumindest solange ich völlig still halte, kann ich hoffen das er sicher ist."

Misstrauisch kniff Feilong die Augen zusammen. Ihm war die vertrauliche Anrede nicht entgangen. Was hätte er dafür gegeben Asami direkt vor sich zu haben. Auch so war es schon schwer genug den Yakuza zu lesen, doch am Telefon gab dieser so gut wie nichts von sich preis. "Asami, ich soll dir helfen, entweder du rückst jetzt mit der Sprache raus oder ich werde hier und jetzt auflegen."

Deutlich war der Widerwille in der Stimme zu hören als Asami antwortete. "Er ist mein großer Bruder."

Für einen Moment blieb Feilong die Luft weg.

"Fei, bitte. Du musst Akihito retten. Du glaubst nicht wie gefährlich Ryotaro ist, bitte unterschätze ihn nicht. Spätestens wenn Akihito sich an alles wieder erinnert wird er ihm etwas antun. Wahrscheinlich ist er auch für den Angriff in der Schweiz verantwortlich." Deutlich war das flehen in der sonst so beherrschten Stimme zu hören.

"Verstehe ich das also richtig. Dein älterer Bruder hat Akihito angegriffen und lebensgefährlich verletzt und jetzt hält er ihn irgendwo in Japan bei sich fest. Du kannst nichts unternehmen, weil du befürchten musst das er dich beobachtet und Akihito etwas antun könnte wenn du ihm zu nahe kommst. Du weißt das in China deine Bitte kein Problem wäre. Doch gerade Japan, ohne eine genaue Position wird nicht ganz einfach." Ein Poltern war zu hören. Irritiert blickte Feilong auf das Telefon, doch das Geräusch wiederholte sich nicht. Stattdessen vibrierte es und kündigte eine neue Nachricht an. Anscheinend kam sie von Kirishimas Handy. Ohne das Gespräch zu unterbrechen öffnete er die kleine Mediendatei. Im nächsten Moment fiel seine Welt auseinander. Anscheinend war das kurze Video gerade aufgenommen worden, denn Asami war mit seinem Telefon am Ohr zu sehen. Der durchdringende Blick der goldenen Augen, verlor nichts von seiner Intensität als Asami den Hörer sinken ließ und ungebremst auf die Knie ging, das war also das Geräusch von gerade eben gewesen, und sich vor der Kamera verneigte. Asami so unterwürfig niederknien zu sehen raubte Feilong für einen Moment den Atem. Hastig hob er den Hörer wieder an sein Ohr. "Ich werde sehen was ich tun kann, aber wie gesagt gesamt Japan wird nicht ganz einfach. Da werde ich mir Hilfe dazu holen müssen."

"Tu alles was du für richtig hälst. Rette Akihito für mich." Mit diesen Worten wurde die Verbindung unterbrochen. Nachdenklich starrte Feilong aus dem Fenster in den Garten. Noch immer hatte er nicht wirklich viele Informationen, doch sie sollten ausreichen.

Erst als Tao ihn sachte am Ärmel berührte, bemerkte Feilong wie lange er jetzt schon nach draußen gestarrt hatte. Draußen war kaum noch etwas zu erkennen und auch der Raum in dem er stand war mittlerweile vollkommen Dunkel.

"Feilong-sama, ist etwas geschehen?" Unschuldige braune Augen blickten zu ihm auf. Zum ersten Mal bemerkte Feilong wie groß Tao mittlerweile geworden war. Noch musste er zu ihm aufblicken, doch schon bald würde Tao genauso groß wie sein Vater sein, dann wären sie beinahe gleich groß.

Bedauernd schüttelte er seine sentimentalen Gefühle ab. Jetzt war nicht die Zeit dafür. "Es ist etwas geschehen, Tao. Asami hat uns gebeten Akihito zu finden."

Ein untypisches Aufstöhnen kam von dem Jüngeren. "Schon wieder?"

Beinahe hätte Feilong gegrinst. Nur Tao schaffte es ihn dazu zu bringen seine Gefühle zu zeigen, nur ihm vertraute er genug. "Schon wieder, doch diesmal ist es wirklich ernst. Akihito ist in wirklich großer Gefahr und wahrscheinlich weiß er es noch nicht einmal."

Sofort erstarrte Tao. "Wenn Akihito in Gefahr ist müssen wir ihm sofort helfen. Was können wir tun, Feilong-sama?"

Sanft strich der Ältere über das dunkle Haar und beruhigte Tao damit ein wenig. "Wir werden erst mal Informationen sammeln und dann werden wir einen Freund anrufen. Erst dann können wir entscheiden was wir tun, denn wenn wir überstürzt handeln wird Akihito den Preis dafür bezahlen."
 

Mit einem Lächeln blickte Akihito auf und sah in die stolzen Augen Ryotaros. Zum ersten Mal seit er hier war stand er alleine mitten im Schlafzimmer. Zwei Wochen hatte er im Bett liegen müssen und auch wenn es ihm so angenehm wie möglich gemacht worden war, so war es ihm schon bald wie in einem Gefängnis vorgekommen. Er hatte es kaum erwarten können als der Arzt es endlich erlaubt hatte mit der Physiotherapie zu beginnen. Zwar war er nicht so schwer an den Beinen verletzt worden und auch die Hand war mittlerweile wieder hergestellt, doch inzwischen hatte er fast vier Wochen ausschließlich nur gelegen. Nur unterbrochen von den kurzen Momente in denen Ryotaro ihn in den Rollstuhl gesetzt hatte. Noch immer war ihm leicht schwindlig und wenn Akihito sich zu stark konzentrierte bekam er schnell Kopfschmerzen, doch endlich konnte er sich wieder bewegen. Glücklich kam Ryotaro auf ihn zu und umarmte ihn vorsichtig. Doch Akihito war das nicht genug. Ein starkes Glücksgefühl durchströmte ihn und er wollte den anderen unbedingt daran teil haben lassen. Fest schlang er die Arme um den breiten Rücken und schmiegte sich an die warme Brust vor sich. Lachend drückte Ryotaro ihn fester an sich und küsste vorsichtig den blonden Haarschopf. Ein zufriedenes Seufzen war von Akihito zu hören. Vorsichtig knabberte Ryotaro an einem Ohrläppchen. "Ich habe eine Überraschung für dich, Akihito."

Mit glänzenden Augen sah der Jüngere auf. Zwar konnte er sich noch immer an nichts erinnern, doch die Freude und die Wärme die ihn bei Ryotaros Anblick durchströmten waren echt. Immer weniger zuckte er zusammen wenn dieser ihn berührte, im Gegenteil immer mehr begann Akihito sich nach den Berührungen zu verzehren und konnte es kaum noch erwarten wenn dieser endlich nach Hause kam. Zu ihm.

"Womit habe ich es verdient?"

"Einfach weil du es bist." Mit diesen Worten beugte er sich vor und legte seine Lippen sanft auf Akihitos, zögernd als hätte er Angst zurückgewiesen zu werden. Dieser Moment schmerzte Akihito mehr als er es für möglich gehalten hätte. Der Mann vor ihm hatte das nicht verdient. Entschlossen hob Akihito seine Hände und umschlang das Genick vor ihm und presste sich an den warmen Körper. Einladend öffnete er seine Lippen und nahm mit einem begeisterten Seufzen die Zunge des anderen in sich auf. Nur am Rande spürte er wie die Hände Ryotaros tiefer wanderten bis sie schließlich auf seinem Hintern landeten. Mit einem bestimmten Ruck hob Ryotaro den kleineren hoch und trug ihn zum Bett. Zusammen ließ er sie darauf fallen, drehte sich aber im letzten Moment, damit Akihito auf ihm landete anstatt unter seinem Gewicht begraben zu werden. Noch immer schmiegte der Fotograf sich glücklich an ihn und nahm sofort den unterbrochenen Kuss wieder auf. Warme Hände fuhren unter sein Shirt und Akihito schnurrte bei dieser Berührung beinahe.

Ein lautes Klopfen an der Tür unterbrach sie und nur einen Sekundenbruchteil später stand Ryotaros Sekretär im Raum. Zum ersten Mal sah Akihito wie sich die goldenen Augen zornig verengten und kalt wurden. Hastig zog er sich zurück und wollte aus dem Bett verschwinden als starke Hände nach ihm griffen und ihn zurückzogen. Noch immer fühlte Akihito sich mehr als unwohl, besonders als er den abschätzenden Blick des Sekretärs auf der entblößten Haut spürte, war sein Shirt doch noch immer völlig verrutscht.

"Was gibt es Akira?" Die Stimme Ryotaros war kühl, doch auch Akihito konnte die Verärgerung des Älteren deutlich hören. Im Gegensatz zu ihm ließ der Sekretär davon jedoch nichts stören. "Er hat Kontakt mit China aufgenommen."

"Und warum kommst du dann hier her? Ich habe doch gesagt das ich nicht gestört werden will."

Entschuldigend senkte der Mann den Kopf. "Verzeiht mir, Kobari-sama. Doch sie sagten das sie sofort benachrichtigt werden wollten wenn so etwas geschieht."

"Ist das so? Dann kannst du jetzt wieder gehen."

Zustimmend nickte Akira, sah jedoch mit so einem kalten Blick zu Akihito das dieser unwillkürlich fröstelte. Erst als der Mann den Raum verlassen hatte atmete er erleichtert auf. Hastig stand Akihito wieder auf und richtete seine Klamotten. Diesmal ließ Ryotaro ihn, konnte er doch deutlich spüren das der Fotograf gerade nicht zugänglich war. Seufzend folgte er dem Jüngeren und griff sanft nach einer Hand. "Ich habe dir doch gesagt das ich eine Überraschung für dich habe."

Sofort kehrte das leuchten in die blauen Augen zurück und Akihito lächelte wieder. Lächelnd zog der Ältere ihn aus den Raum, froh darüber das der naive Fotograf sich so leicht ablenken ließ. Natürlich hatte er es nicht anders erwartet, beobachtete er Akihito schon lange. Trotzdem würde er mit seinem Sekretär ein ernstes Wörtchen reden müssen. Er hatte noch so viel vor mit dem Blonden, wäre doch schade wenn er darauf verzichten müsste.

Doch es war interessant, der Drache begann sich also zu rühren. Genau wie er es erwartet hatte. Sein kleiner Bruder versuchte also aktiv zu werden und hatte seinen einzigen Vertrauten zur Hilfe gerufen. Damit konnte das eigentliche Spiel beginnen. Akihito sah das diabolische Grinsen des Älteren nicht, als er vertrauensvoll seine Hand in die des anderen legte und ihm zur Limousine folgte. Schon bald hatte er die unangenehme Episode vergessen und freute sich nur noch auf seine Überraschung.
 

Schweigend saß Asami in seiner Limousine. Vor zwei Stunden war ein Umschlag im Shion abgegeben worden und bisher hatte er es nicht gewagt ihn zu öffnen. Er fühlte sich glatt und schwer an. Deutlich konnte man das teure Papier spüren, das jetzt durch seine permanente Berührung warm geworden war. Eine Zigarette qualmte unbeachtet im Aschenbecher vor sich hin und noch immer rührte er sich nicht.

Kirishima bewegte sich unbehaglich, seit er den Umschlag entgegengenommen hatte war sein Chef wie versteinert. Den Namen des Absenders hatte er zwar sofort erkannt, doch noch immer wusste er nicht wer sich dahinter verbarg. Asami hatte jegliche Nachforschungen in diese Richtungen verboten und so war nach außen hin alles normal verlaufen seit sie vor einem Monat aus der Schweiz zurückgekommen waren. Fast normal natürlich, denn bisher war Akihito nicht zurück nach Tokio gekommen. Seltsamerweise reagierte Asami nicht darauf. Jeden Tag ließ er sich ins Shion bringen, nahm Geschäftstermine wahr und kehrte erst spät ins Penthouse zurück. Beinahe war es als hätte es den jungen Fotografen nie gegeben.

Dann wieder gab es Momente wie jetzt. In denen Asami auf nichts und niemanden reagierte. Beinahe wie eine Statue saß er jetzt da und nur sein Blick verriet das noch Leben in ihm wahr. Geistesabwesend fuhr Asami mit dem Daumen über das dicke Papier. Am liebsten hätte Kirishima ihn jetzt geschüttelt und aufgefordert endlich diesen verdammten Umschlag zu öffnen. Doch etwas hielt ihn davon ab. Vielleicht war es der Blick, in dem das Feuer der Hölle zu lodern schien, vielleicht aber auch die Sehnen am Hals die immer deutlicher hervor traten. Und von einem Moment auf den anderen war es wieder vorbei. Der Körper wurde schlaff, der Blick stumpf. Erleichtert atmete Kirishima auf, als sie endlich das Penthouse erreichten. Früher hätte er seinen Chef ohne zu Zögern nach oben begleitet, heute war er froh das er beim Wagen bleiben konnte und das dieser den Aufzug allein betrat. Egal was, es musste schnell etwas passieren, denn so konnte es nicht weitergehen.
 

Asami hatte das Unbehagen Kirishimas durchaus bemerkt, doch er konnte es nicht ändern. Es lag nicht in seiner Natur abzuwarten und gar nichts zu tun. Selbst wenn er auf etwas wartete war er doch sonst immer derjenige der das Zepter in der Hand hielt, niemals war er der passive. Doch alles hatte sich geändert. So lange Ryotaro seinen Akihito in seiner Gewalt hatte konnte er nichts unternehmen. Er durfte nicht zeigen wie sehr es ihn belastete das Akihito nicht bei ihm war, wie sehr er ihn vermisste. Das tat er mehr als er es selbst für möglich gehalten hätte. Schon früher war der freche Fotograf für einige Zeit fortgewesen. Manchmal nur für wenige Tage wenn er einem Auftrag nachging oder wieder einmal vor ihm geflohen war, andere Male war er auch länger fort, meistens dann wenn irgendjemand auf die Idee kam Akihito zu entführen. Dann verschwand er für mehrere Monate. Jetzt war gerade mal ein Monat vergangen und er kam schon an seine Grenzen. Bei sich musste Asami zugeben das es eigentlich erbärmlich war das er nicht länger durch hielt. Andererseits war der Entführer auch noch nie so gefährlich gewesen. Natürlich waren Feilong und Eury keine Kuschelteddys, doch sie beide mochten den jungen Fotografen und bisher war wirklich jeder dem Jungen verfallen.

Ryotaro hingegen war da anders. Asami hatte den Wahnsinn in jener Nacht gesehen der in den goldenen Augen seines Bruders hauste. Er würde keine Sekunde zögern Akihito etwas anzutun. Immerhin hatte er das auch schon getan. Er zweifelte keine Sekunde das es Ryotaro gewesen war der Akihito in der Schweiz angegriffen hatte. Den ersten Zusammenstoß hatte dieser gerade noch überlebt, bei einem zweiten hatte er keine Chance. Ryotaro machte keinen Fehler zweimal. Auch ihn würde sein Bruder nicht ein weiteres Mal unterschätzen. Wahrscheinlich beobachtete er ihn schon seit Jahren und wusste wozu er mittlerweile fähig war.

Endlich gab ein leises Ping bekannt das Asami an seinem Ziel angekommen war und stieg aus. Müde öffnete er die Tür zu seinem leeren Penthouse und zog im Flur die Schuhe aus und hängte seinen Mantel aus. Den Umschlag legte er auf den Tisch. Lange würde er das Öffnen nicht mehr aufschieben können. Doch erst mal füllte Asami sich ein Glas mit Whiskey und zündete sich eine neue Zigarette an. Wieder fuhren seine Finger sanft über das edle Papier und endlich überwand er sich und öffnete den Umschlag. Ein ganzer Stapel Bilder fiel heraus und Asami fing sie hastig auf. Auf den meisten war ein strahlender Akihito zu sehen. Diese Fotos mussten erst vor kurzem aufgenommen worden sein, sah Asami doch wie blass der Fotograf noch war. Auf einigen Bildern wirkte er auch noch ein wenig wackelig auf den Beinen. Doch was ihm am allermeisten aufstieß war das glückliche Lächeln Akihitos wenn dieser den Mann neben sich ansah. Der Mann hatte zwar ebenfalls goldenen Augen, doch war es nicht Asami. Anscheinend wurden die Bilder auf einem Jahrmarkt aufgenommen. Asami kannte ihn nicht, doch auf einigen hatte Akihito eine Zuckerwatte in der Hand und auf einem anderen hielt er einen riesigen kitschigen Bären im Arm. Auf allen Bildern war Ryotaro mit drauf und berührte Akihito auf die eine oder andere Weise. Das vorletzte Foto hielt er besonders lange in der Hand. Unwillkürlich spürte Asami wie die Wut durch seine Venen schoss. Hier in seinem eigenen Reich musste er sich nicht beherrschen und so schrie er frustriert und verletzt auf und schmetterte das Whiskeyglas an die nächste Wand. Der Aschenbecher und der kleine Couchtisch folgten nur Sekunden später. Nur mühsam brachte Asami sich wieder zur Ruhe und trank einen großen Schluck direkt aus der Flasche. Natürlich wusste er das Akihito auch schon mit anderen außer ihm geschlafen hatte, doch der Kuss auf dem Foto zwischen ihm und Ryotaro war zu viel. Der kleine Fotograf wirkte so glücklich und zufrieden in den Armen des Älteren. Asami ertrug es nicht mehr. Sein Bruder hatte das was ihm gehörte. Akihito würde nicht zu ihm zurück kehren so lange er sich nicht erinnerte, er würde glauben das er zu Ryotaro gehörte. Bei allem was bisher passiert war hatte der kleine Fotograf immer gewusst wo er hin gehörte, jetzt war es nicht mehr so. Er hatte alles vergessen. Nichts erinnerte ihn mehr an Tokio, nichts an Asami der hier auf ihn wartete.

Noch nicht einmal kämpfen konnte er um seinen Kleinen. Das letzte Bild war eine deutliche Warnung in seine Richtung. Es war als einziges nicht auf dem Jahrmarkt aufgenommen worden und auf diesem lächelte Akihito nicht. Im Gegenteil, sein Kleiner war nackt, der Körper übersät mit Prellungen. Die blauen Augen wirkten beinahe leblos, noch nicht völlig erloschen doch bereits ohne Hoffnung. Ein Knebel verschloss den Mund und die Hände waren auf den Rücken gefesselt. Die Qual in den Augen Akihitos verschlug Asami beinahe den Atem. Dieses Foto musste kurz bevor Akihito ins Krankenhaus gekommen war aufgenommen worden sein. Deutlich konnte er die Verletzungen erkennen die, die Ärztin aufgezählt hatte.

Die Warnung hinter diesem Bild war zu präsent als das er sie einfach ignorieren konnte. Er musste weiterhin still halten, auch wenn er daran zu zerbrechen drohte. Seine ganze Hoffnung ruhte jetzt auf Feilong.
 

Mit einem unzufriedenem Knurren warf Feilong sein Telefon zurück auf den Schreibtisch. Er hatte alles was es zu finden gab über Kobari Ryotaro heraus gefunden. Viel war es nicht gewesen doch es reichte ihm um sich ein Bild von diesem Mann zu machen. Anscheinend war Asamis Sorge berechtigt gewesen. Seit drei Wochen schon versuchte Feilong jetzt schon diesen Mann zu observieren, etwas was ihm normalerweise bei Asami auch gelang, wenn auch dieser nicht immer begeistert darüber war. Doch Ryotaro entzog sich ihm immer wieder und mittlerweile verlor er immer mehr Männer. Gerade war er informiert worden das man schon wieder einen aus dem Hafenbecken gezogen hatte. Noch nicht einmal auf den Jahrmarkt hatte er ihm folgen können. Über diese Bilder verfügte er nur weil Asami sie ihm geschickt hatte.

Akihito so Glücklich in den Armen seines Entführers zu sehen war auch für ihn wie ein Schlag wie ins Gesicht. Doch immerhin schien es dem jungen Fotografen gut zu gehen. Was jedoch geschehen würde wenn dieser sich wieder erinnerte das wagte noch nicht er sich auszumalen.

Die Zeit lief ihnen weg und noch war er keinen Schritt weiter gekommen. Widerstrebend zog Feilong das Telefon wieder zu sich. Eigentlich hatte er das nicht gewollt, doch er hatte keine andere Wahl. Die Nummer die er jetzt eingab kannte er auswendig. Es klingelte nur kurz bis sich eine männliche Stimme meldete.

"Yoh, ich benötige deine Hilfe. Du musst mit mir zusammen nach Osaka reisen. Und bevor du jetzt absagst weil du Baishe keine Loyalität mehr schuldest, es geht nicht um Baishe." Die Stille am anderen Ende der Leitung machte Feilong nervös. Seit sie in Taiwan miteinander geschlafen hatten war es irgendwie anders zwischen ihnen, auch wenn sie es meist schafften es zu überspielen. Doch wann immer sie aufeinander trafen war es trotzdem präsent und machte es Feilong schwer in seine kühle Rolle zu schlüpfen, wusste er doch zu genau das Yoh ihn mühelos durchschaute. Noch immer schwieg der andere und Feilong schaffte es endlich zu Ende zu sprechen. "Wir müssen Akihito retten." Endlich kam eine Reaktion aus dem Hörer und Feilong musste unwillkürlich grinsen.

"Schon wieder? Kann Asami denn nicht einmal auf seinen Kleinen aufpassen? Hat er vielleicht mal über einen Peilsender nachgedacht?"

"Entspann dich Yoh, wir wissen wo er ist. Das ist diesmal nicht das Problem. Vielmehr wer ihn diesmal hat. Ich schicke dir alle Informationen zu sobald du im Jet sitzt, bei der Zwischenlandung in Hongkong steige ich dann zu."

Ein ergebenes Seufzen war zu hören und Feilong wusste das er gewonnen hatte. Eigentlich hatte er auch mit nichts anderem gerechnet, wenn er eine persönliche Bitte an seinen ehemaligen Leibwächter richtete. Yoh mochte nicht mehr für Baishe arbeiten, doch seine Loyalität für Feilong war ungebrochen.

Jetzt musste er nur seine Angelegenheiten in Hongkong regeln, damit er für eine Weile fort bleiben konnte.



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