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Schatten der Vergangenheit

von

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Auf Abwegen

Erleichtert ließ Akihito sich in das weiche Polster des Privatjets sinken. Endlich konnte er das furchtbare Krankenhaus verlassen. Er hatte das Gefühl gerade noch so einer drohenden Gefahr entkommen zu sein. Erleichtert hatte Akihito bemerkt das dieser Asami nach seinem ersten Besuch nicht mehr zu ihm gelassen worden war. Noch immer konnte er sich an nichts vor seinem Unfall erinnern, wenn es denn ein Unfall gewesen war. Irgendetwas hatte dieser Mann an sich gehabt, das er sich sofort bedroht gefühlt hatte.

Seufzend schloss Akihito die Augen. Jetzt würde alles wieder gut werden, er wusste es genau. Ryotaro passte immerhin auf ihn auf. Er war einen Tag nach Asami gekommen und hatte ihm alles erklärt. Auch seine Augen waren golden, doch strahlten sie so eine Wärme aus wenn sie auf Akihito gerichtet waren das ihm jedes Mal die Luft weg blieb. Ohne jeden Zweifel musste er diesen Mann kennen und das sehr vertraut. Die Hände auf seiner Haut wenn er ihn trug, wie gerade eben in den Jet, schienen ihn in regelrecht zu verbrennen. Er hätte sich ewig tragen lassen können. Immer schien er genau zu wissen was Akihito gerade brauchte ohne dabei aufdringlich zu sein. Akihito genoss diese Momente der Sicherheit, hatte er doch das Gefühl der Rest seines Lebens bestände nur aus tückischem Treibsand.

Eine warme Hand strich über sein Haar und Akihito sah auf. Die goldenen Augen sahen so vertraut aus, das er sofort einen Laut des Wohlbefindens von sich gab.

Lächelnd sah Ryotaro auf den Jüngeren herab und streichelte ihn weiter bis er sich vollkommen entspannt hatte. "Wir werden gleich starten, der Pilot hat gerade eben Bescheid gesagt."

Lächelnd nickte Akihito und schmiegte sich enger in die Berührung. Endlich ging es nach Hause, dort würde ihm bestimmt wieder alles einfallen, hatte er doch jetzt Ryotaro an seiner Seite.
 

Unbehaglich sah Suoh zu seinem Chef. Dieser hatte kein Wort mehr gesprochen seit sie das Krankenhaus verlassen hatten. Der Flug war in eisigem Schweigen verlaufen. Nur die Geräusche des Feuerzeugs und das Knistern wenn eine neue Zigarette angezündet wurde hatte die Stille unterbrochen. Noch immer wusste Suoh nicht warum Asami auf diesen Namen so heftig reagiert hatte, doch hatte er bereits alle Informationen an Kirishima weiter gegeben und ihn um Nachforschungen gebeten. Sobald sie in Japan waren würden sie sofort alles zu hören bekommen was dieser heraus gefunden hatte. Noch einmal blickte Suoh zu seinem Chef. Erst jetzt fiel ihm auf das dieser seine Zigarette in der linken Hand hielt. Die rechte war mittlerweile ziemlich angeschwollen und färbte sich langsam blau. Suoh konnte nur hoffen das Asami sich mit seinem Faustschlag nur die Hand geprellt hatte, ein Bruch würde deutlich länger zum heilen brauchen. Noch einmal schaute er auf die Uhr und stellte fest das sie noch etwa 6 Stunden Flug vor sich hatten. Normalerweise wusste er was sein Chef von ihm erwartete doch jetzt war keine normale Situation und er fühlte sich unwohl. Unruhig rutschte Suoh auf seinem Sitz herum und versuchte an gar nichts zu denken. Anscheinen war er nicht besonders gut darin, denn nur einen Moment später sah Asami genervt zu ihm. Unwillkürlich schreckte Suoh zurück, als er die ungebändigte Wut in den goldenen Augen erblickte.

"Was willst du, Suoh?" So heiß das Feuer auch in dem Blick loderte, so eiskalt war die Stimme.

"Verzeiht, Asami-sama. Soll ein Arzt informiert werden wenn wir gelandet sind?"

Ein eisiges Schweigen machte sich breit und Asami zündete sich ungerührt eine weitere Zigarette an. Nachdenklich sah er auf seine mittlerweile ziemlich blau angelaufene Hand. Nur kurz sah Suoh wie die Finger zuckten als sein Chef versuchte sie zu bewegen.

"Das wird wohl das Beste sein, Suoh."

Erleichtert atmete Suoh auf und entspannte sich mühsam wieder. Fest nahm er sich in diesem Moment vor sich während dem Rest des Fluges vollkommen ruhig da zu sitzen und sich nicht mehr zu bewegen. Zwar wirkte Asami jetzt deutlich ruhiger, doch Suoh hatte das ungute Gefühl das sein Boss nicht viel Grund brauchen würde um an die Decke zu gehen. In einem solchen Fall zog er es vor sehr weit weg zu sein und nicht allein mit Asami in einer kleinen Blechbüchse über den Wolken festzusitzen. Wieder dachte er über den Namen nach, der seinen Chef so aus der Fassung gebracht hatte. Er hoffte inständig das Akihito bald nach Hause kam und alles wieder wurde wie vorher.
 

Mit großen Augen sah Akihito auf das Anwesen auf das die Limousine zufuhr. Es war in typisch japanischen Stil erbaut und ragte majestätisch vor ihnen auf. Zögernd ließ er sich von einem der Leibwächter in den Rollstuhl helfen und sah sich weiter um. Eine hohe Mauer umschloss das weitläufige Gelände welches einen traditionellen japanischen Garten beherbergte.

Mit einem Lächeln schob Ryotaro ihn über die Einfahrt in das Innere des Hauses. Zögernd blickte Akihito zu ihm auf. Wieder einmal verschlug ihm die natürliche Anmut Ryotaros die Sprache. Dieser bewegte sich mit der Geschmeidigkeit einer Raubkatze obwohl er den unhandlichen Rollstuhl vor sich her schob. Akihito konnte sich ein leises Aufseufzen nicht verkneifen als er das perfekte Zusammenspiel der ausgeprägten Muskeln verfolgte. In solchen Momenten konnte er einfach nicht anders als sich zu fragen was ein solcher Mann nur mit ihm wollte. Bisher hatte Akihito an sich selbst nichts besonderes feststellen können. Weder war er besonders groß, noch überragend gut aussehend und zur Zeit hatte er noch nicht einmal mehr Erinnerungen an den Mann hinter sich. Akihito wollte sich gar nicht vorstellen wie sehr es Ryotaro doch verletzen musste, das er sich noch immer nicht an ihn erinnern konnte. In einem großen Raum blieb der Rollstuhl auf einmal stehen und Akihito erkannte das sie in einem Schlafzimmer standen. Der Raum wurde von einem großen Bett dominiert welches mittig im Raum stand. Das vergleichsweise dunkle Mobiliar wurde durch die cremefarbenen Decken und Kissen jedoch angenehm aufgehellt und Akihito fühlte sich sofort wohl. Sanft hob der Ältere ihn aus dem Rollstuhl und legte ihn auf die weiche Matratze. Akihito musste leise kichern als die dunklen Haare über sein Gesicht strichen und ihn kitzelten. Sanfte Hände begannen ihn zu streicheln, fuhren begehrlich unter sein Shirt und erkundeten die warme Haut darunter. Unwillkürlich entfuhr Akihito ein Stöhnen und er presste sich den warmen Händen entgegen. Doch dieser Moment der Vertrautheit entglitt ihm zu schnelle und er zuckte zurück, noch bevor er es verhindern konnte. Deutlich konnte Akihito die Enttäuschung auf dem Gesicht des Größeren sehen, als dieser sich zurück zog und den Rollstuhl ein Stück beiseiteschob.

Unwohl fuhr Akihito sich über das Gesicht und wisperte leise: "Es tut mir leid."

Sofort war Ryotaro wieder bei ihm und strich sachte über das blonde Haar. "Es muss dir nicht leid tun, Akihito. Irgendwann wirst du dich wieder erinnern und dann werden wir alles nachholen was. Ich habe Zeit und kann warten, denn ich warte immerhin auf dich."

Gerührt sah Akihito in die goldenen Augen und ließ es zu das der Ältere ihn zu sich heranzog und ihn sanft in seinen Armen wiegte bis er eingeschlafen war.
 

Scheinbar ungerührt nahm Asami die Berichte entgegen und legte sie auf seinem Schreibtisch ab. Zwei Wochen war es jetzt her das er ohne Akihito aus der Schweiz zurück gekehrt war. Nur noch die Hand, die tatsächlich gebrochen war, erinnerte an Asamis Ausraster. Zurück in Tokio hatte er seine Geschäfte wieder aufgenommen als wäre nichts geschehen. Vollkommen beherrscht war er wieder in der Öffentlichkeit aufgetreten und hatte neue Kontakte geknüpft.

Zuerst hatten seine Untergebenen es für ein gutes Zeichen gehalten das ihr Chef es so gut aufzunehmen schien das Akihito fort war. Doch mit der Zeit machten sie sich immer mehr Sorgen. Es war nicht das erste Mal das Akihito fort war, doch es hatte jedes Mal hatte es tiefe Spuren bei dem Yakuza hinterlassen. Dass es diesmal anders sein würde glaubte Kirishima nicht wirklich. Es musste einen Grund geben für das anscheinend normale Verhalten seines Chefs. Erst jetzt bemerkte er das die goldenen Augen Asamis auf ihn gerichtet waren, anscheinend erwartete er eine Reaktion von ihm. Hastig verbeugte er sich und hoffte das dies die richtige Geste war. Sein Chef konnte sehr unbarmherzig reagieren wenn er sich ignoriert fühlte. Doch Asami schien zufrieden und entließ ihn. Aufatmend verließ Kirishima das Büro und atmete tief ein, erst jetzt bemerkte er wie drückend die Atmosphäre rund um Asami geworden war.
 

Nachdenklich starrte Asami auf sein Handy. Zwei lange Wochen schon hatte er jetzt still gehalten. Selbst Suoh und Kirishima hatten nichts von seinem Zwiespalt bemerkt der ihn zu zerreißen drohte. Am liebsten hätte er um sich geschlagen und seine Feinde direkt angegriffen um sie zu vernichten und um seinen Akihito wieder zu bekommen. Denn das war er noch immer, selbst wenn er sich an nichts erinnerte. Er gehörte ihm und nichts würde daran jemals etwas ändern.

Bei diesem Gegner jedoch war größte Umsicht von Nöten. Auf seine Art schätzte Asami ihn fast gefährlicher als Feilong ein. Nichts würde ihn davon abhalten Akihito etwas an zu tun, wenn er sich bedroht sehen würde.

Ryotaro.

Asami seufzte und legte das Handy auf dem Schreibtisch. Ein schlimmeres Erbe hätte sein Vater ihm nicht hinterlassen können. Müde erinnerte Asami sich an den letzten gemeinsamen Abend mit seinem Halbbruder.
 

Das kleine Zimmer war schnell ausgeräumt gewesen und Asami trug gerade die letzte Tasche mit seinen Büchern auf den Flur. Die wenigen Möbel die er besaß würde er zurücklassen, genauso wie seine Familie. Er hatte die Schnauze voll von seiner Mutter die wann immer sein Vater mal vorbei kam die Beine für ihn breit machte und danach wochenlang nur am heulen war. Selber schuld, was musste sie sich auch auf diesen Idioten einlassen. Sie wusste doch ganz genau das sie nicht die einzige war. Schließlich gab er sich nicht einmal Mühe es geheim zu halten, wohnte doch eine weitere Frau mit seinem Sohn hier im Haus. In letzter Zeit wurde es jedoch immer schlimmer, trank sie doch schon morgens und am Abend war sie kaum noch in der Lage zu stehen. Sobald er den Raum betrat keifte sie herum und beschimpfte ihren Sohn, aus dem einzigen Grund das er seinem Vater so ähnlich sah.

Heute Morgen hatte Asami ihr anstatt eine gleich drei volle Flaschen auf den klapprigen Küchentisch gestellt. Die angenehme Stille war anscheinend die Belohnung dafür. Er hatte gerade nach seiner Mutter gesehen. Sie lag vollkommen weggetreten in der Küchenecke mit noch einer vollen Flasche und schnarchte leise. So sah sie beinahe liebenswert aus.

Doch Asami kannte sie auch anders. Sie war eine wunderschöne Frau gewesen, doch sein Vater hatte sie durch sein rücksichtsloses Verhalten langsam zerstört. Noch immer konnte er sich an die warmherzige, freundliche Art seiner Mutter erinnern. Immer hatte sie gelächelt, besonders für ihn. Doch dann war das immer weniger geworden, immer häufiger hatte sie geweint. Als sie eines Tages Ryotaro sah war sie zusammengebrochen. Sofort hatte sie erkannt wer sein Vater sein musste. Die Jungs waren beinahe gleich Alt und sahen sich so ähnlich als wären sie Brüder. Was sie ja auch waren, schließlich waren sie Halbbrüder. Auch sonst waren die beiden sich sehr ähnlich. Beide hatten das gute Aussehen von ihrem Vater sowie eine überragende Intelligenz geerbt. Doch wo Ryuichi beherrscht und kühl agierte war Ryotaro aufbrausend, wild und unbeherrscht. Das war jetzt auch der Grund warum Asami allein von hier fortging. Wie alle Schüler hatte auch Ryotaro die Schule die vorgeschriebenen neun Jahre besucht, doch im letzten Jahr an der Oberschule war er schließlich ausgeflippt und hatte erst seinen Lehrer angegriffen, der ihn maßregeln wollte, anschließend auch noch dem Direktor eine verpasst. Danach war er von der Schule verwiesen worden und hatte sich auch keine Mühe mehr gegeben an einer anderen aufgenommen zu werden. Wenn er es gewollt hätte wäre dies bei seinen Noten mit Sicherheit möglich gewesen, doch er wollte nicht. Immer häufiger gelang es Ryotaro nicht mehr sich zu beherrschen, in immer kürzeren Abständen flippte er aus. Mittlerweile gab es nicht mehr viele die ihn bändigen konnten oder es sich auch nur noch trauten etwas gegen ihn zu sagen. Einzig Ryuichi schaffte es noch ihn zu bändigen. Doch auch bei ihm verlor der andere immer häufiger die Fassung, besonders seit er die Oberschule abgeschlossen hatte und mit einem Stipendium an die Hochschule gehen würde.

Es klopfte leise an der Tür und mit einem Seufzen öffnete Ryuichi sie, wusste er doch wer dort stand. Mit einem breiten Grinsen kam Ryotaro rein und umarmte seinen Bruder. "Du wolltest doch nicht etwa gehen ohne dich zu verabschieden?" Die goldenen Augen die seinen so ähnlich sahen blickten vorwurfsvoll auf ihn. Deutlich konnte Asami den kaum kontrollierten Wahnsinn darin erkennen, der sich gerade noch bändigen ließ.

Genervt atmete er aus und schob seinen Bruder von sich. "Natürlich wäre ich gegangen ohne mich zu verabschieden oder glaubst du irgendetwas hält mich noch in diesem Drecksloch?"

Provozierend stemmte Ryotaro seine Hände in die Hüften und drückte den Rücken durch. Nur zu genau wusste er wie sehr Ryuichi diese Pose hasste, sah er so doch seinem Vater noch ähnlicher. "Früher hast du immer davon gesprochen das wir gemeinsam gehen und heute kommst du noch nicht einmal mehr vorbei. Bin ich etwa so eine große Enttäuschung für dich, kleiner Bruder?"

Mit zusammen gebissenen Zähnen gelang es Asami ruhig zu antworten. "Du weißt genau warum ich nicht mehr zu dir komme."

Lachend legte Ryotaro den Kopf in den Nacken. "Du schmollst doch nicht etwa wegen der kleinen Hure damals. Glaub mir der Dreckskerl hat einfach jeden dran gelassen. Ich habe es doch nur für dich getan."

Wütend verengten Asamis Augen sich zu Schlitzen. "Du hast es also nur für mich getan? Man hat seine Einzelteile über drei Wohnblocks hinweg verteilt gefunden. Korrigiere mich wenn ich Falsch liege, aber normalerweise reden ältere Brüder mit einem und weisen den jüngeren auf seinen Fehler hin und zerteilen nicht einfach den Partner des Bruders."

"Jetzt sei doch nicht so verdammt verbiestert, Ryuichi. Ich bin dein älterer Bruder, ich wollte dich doch nur beschützen. Sei nicht mehr böse auf mich, ich habe sogar ein Geschenk für dich. Komm, heute ist doch wahrscheinlich unser letzter gemeinsamer Abend. Schenk ihn mir, den letzten Abend mit dir."

Seufzend gab Asami nach, obwohl er es eigentlich besser wissen sollte.

Sofort grinste Ryotaro wieder und griff in eine Tasche die er über seiner Schulter trug und beförderte eine Flasche Whiskey ans Licht. Ein leises klirren war zu hören als die dazu passenden Gläser raus geholt wurden. Noch einmal seufzte Asami, dann nahm er seinem Bruder die Flasche ab und öffnete sie um die Gläser zu füllen. Ryotaro mochte nicht immer zurechnungsfähig sein, doch er hatte einen exzellenten Geschmack wenn es um Whiskey ging. Doch bevor er nach seinem Glas greifen konnte hatte sein Bruder sich lachen herum gedreht und hatte die Wohnung verlassen.

"Erst siehst du mein Geschenk, dann trinken wir. Glaub mir es lohnt sich."

Mit hochgezogenen Augenbrauchen folgte Ryuichi ihm zu der kleinen Wohnung am anderen Ende des Flures in der Ryotaro mit seiner Mutter lebte. Direkt an der Tür blieb Asami stehen. Ein schwerer kupferartiger Geruch schlug ihm entgegen. Es war schwer ihn nicht zu erkennen. Widerwillig betrat er den Flur und sah sich um. Sofort sah er die blutigen Handabdrücke die an der Tapete verschmiert waren. Mit einem mehr als unguten Gefühl folgte Asami seinem Bruder in das schäbige Wohnzimmer oder besser gesagt in das was davon übrig war. Mit weit aufgerissenen Augen sah er auf das Blut das von dem Teppich aufgesogen wurde und bis an die Decke gespritzt war. Der kleine Wohnzimmertisch lag in Trümmern, genauso wie die Kommode die in der Ecke gestanden hatte. Über die Couch ausgebreitet lag ihr Vater und starrte ihn aus leeren Augen an. Seine Hände waren gefesselt und weit über den Kopf gestreckt fest gebunden worden. Aus unzähligen Wunden sickerte noch immer ein wenig Blut, der Mund war in einem qualvollen Schrei erstarrt. Auf dem Boden lag Ryotaros Mutter. Auch sie war gefesselt worden, doch konnte man sehen das man ihr das Genick gebrochen hatte.

Mit einem selbstzufriedenem Grinsen trat Ryotaro zu seiner Mutter und zog an der Leiche bis sie mit den Füßen zur Couch lag, dann spreizte er ihre Beine. Kritisch blickte er noch einmal auf die Szene vor sich und sah dann auf. "So passt es glaube ich besser zu ihr, oder was meinst du Bruder?"

In diesem Moment sah Asami rot. Nicht weil die beiden toten Menschen ihm irgendetwas bedeuteten, sondern weil sein Bruder das getan hatte. Sein gottverdammter Bruder hatte seine Eltern ermordet und es schien ihn nichts auszumachen. Mit keiner Reaktion zeigte Ryotaro irgendetwas wie Trauer oder Schuldgefühle. Im Gegenteil. Mit der Begeisterung eines Kleinkindes fing er jetzt an mit dem Blut obszöne Wörter an die Wand zu schreiben.

Mit einem Wutschrei stürzte er sich auf den Älteren und warf ihn zu Boden. Beide kamen hart auf und Asami stöhnte kurz schmerzerfüllt auf, als sein Bruder es schaffte sein Knie in seinen Bauch zu rammen. Ryotaro war verdammt schnell und wendig. Ryuichi wusste das er diesen Kampf kurz halten musste wenn er gewinnen wollte, war sein Bruder ihm doch sonst überlegen. Wild schlug dieser jetzt um sich und traf ihn ein weiteres Mal. Asami wusste er hatte nur diese eine Chance das Monster zu stoppen das sein Bruder geworden war. Hart griff er nach oben und bekam den schlanken Hals zu fassen. Mit aller Kraft begann er Ryotaro die Luft abzudrücken, während dieser sich weiter wandt und neue Schläge auf ihn niederprasselten. Doch Ryuichi ließ nicht los. Egal wie viel er einstecken musste, sein Griff löste sich nicht und langsam wurden die Bewegungen des anderen schwächer. Noch lange nachdem Ryotaro aufgehört hatte sich zu bewegen löste er den Griff nicht, zu groß war seine Sorge das Ryotaro noch bei Bewusstsein war. Erst nach einer gefühlten Ewigkeit ließ er endlich los und erhob sich. Im ersten Moment glaubte Asami nicht daran das er noch stehen konnte. Einfach alles schien zu schmerzen, Ryotaro hatte ihn etliche Male getroffen ohne das er ihn abgewehrt hatte. Doch dann knurrte er verärgert auf und machte mühsam einen Schritt nach dem anderen bis er die Wohnung endlich verlassen hatte.

Beinahe fühlte er sich als würde sein Kopf in einer Blase stecken. Ohne lange darüber nachzudenken betrat er die Wohnung seiner Mutter und wühlte in der kleinen Abstellkammer herum bis er die Flasche mit dem Spiritus gefunden hatte. Mit der Flasche in der Hand lief er zurück zu Ryotaro und verteilte den Inhalt in der gesamten Wohnung. In der Küche öffnete Asami die Hähne vom Gasherd und verließ hastig den Raum. Nach einer gefühlten Ewigkeit griff Ryuichi nach dem Feuerzeug das er immer bei sich trug und entzündete die dünne Spur aus Spiritus. Nur kurz beobachtete er die hungrige Spur der Flammen, drehte sich dann hastig herum und lief zurück zu seiner Mutter, welche noch immer seelig in der Küche schlief. Sie hatte von dem ganzen Drama das sich ganz in ihrer Nähe abgespielt hatte nichts mitbekommen. Mühelos hob der den viel zu leichten Körper auf und rannte mit ihr nach draußen. Ein lauter Knall war zu hören, dann schien für einen Moment die Welt unter zugehen. Ein großer Feuerball war zu sehen und Asami rannte mit seiner Mutter noch weiter, erst als sie mehrere Straßen zwischen sich und dem Inferno gebracht hatten ließ Ryuichi sie zu Boden gleiten und lehnte sie sanft an eine kühle Hauswand. Noch immer hielt sie die Flasche billigen Fusel fest an sich gedrückt und schlief. Liebevoll drückte er ihr einen Kuss auf das glatte Haar und stand auf. Ohne noch einmal zu ihr zurück zu schauen ging er und sah sie nie wieder.
 

Nur mühsam fand Asami sich in der Gegenwart wieder. Kopfschüttelnd griff er erneut nach dem Telefon auf seinem Tisch. Ohne Zweifel war sein Bruder sehr gefährlich. Doch er war nicht mehr nur der jüngere Bruder. Er war Asami Ryuichi, der heimliche Herrscher von Tokio. Entschlossen wählte er die Nummer und wartete darauf das der andere abnahm.

"Feilong? Ich brauche deine Hilfe."



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