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Amigo del alma

Boston Boys 5
von

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Regresando a casa

»Willst du bestellen oder soll ich etwas kochen?«

»Ach, wenn du es schon anbietest, dann koch du ruhig.« Mat grinste mich an und betrat vor mir die Wohnung. »Soll ich dir bei irgendwas helfen?«

»Nein, nicht nötig. Setz dich hin und mach dir den Fernseher an oder lies etwas«, wies ich ihn an und schloss hinter mir die Tür.

»Du weißt schon, dass ich nicht direkt umkippen werde, nur weil ich dir in der Küche helfe? Sonst hätten sie mich nicht rausgelassen.«

Ich schnaufte und folgte ihm ins Wohnzimmer. Als hätten die Ärzte irgendein Mitspracherecht gehabt. Sobald sie beschlossen hatten, dass er auch ohne zusätzlichen Sauerstoff auskam und aufstehen durfte, hatte er sich selbst entlassen. Einerseits konnte ich es verstehen, ich hatte ein paar Mal mitbekommen, dass Mat nicht übertrieb, was die unaufgeklärte Vorsicht des Krankenhauspersonals im Umgang mit seiner Krankheit anging, andererseits machte ich mir dennoch Sorgen, dass wieder etwas passierte. Ich war immerhin selten da, um ihm zu helfen. Daher würde ich auch Chico erst in ein paar Tagen nach Hause holen. Zuerst wollte ich sicher sein, dass sich Mat wirklich um ihn kümmern konnte. Es gab für mich nichts Schlimmeres als die Vorstellung, er könnte irgendwo auf der Straße umkippen.

Obwohl er definitiv noch etwas murrte, wagte Mat es nicht, in die Küche zu kommen, sondern blieb mit seinem Buch im Wohnzimmer, während ich etwas zu essen für uns vorbereitete. Die Anweisung der Ärzte war klar: auf jeden Fall gesund und fettarm. Niemand wollte zusätzlich noch Herzprobleme riskieren.

Im Wohnzimmer raschelte es, dann vernahm ich das Ratschen eines Feuerzeugs. Sofort schmiss ich das Messer aufs Brettchen und verließ die Küche.

Tatsächlich saß Mat auf dem Sessel und zündete sich eine Zigarette an.

»Sag mal, hast du sie noch alle! Mach sie aus!«

Er warf mir nur einen kurzen Blick aus den Augenwinkeln zu, dann widmete er sich wieder seinem Buch. »Falls du es vergessen hast: Das hier ist meine Wohnung.«

»Es ist mir scheiß egal, ob das deine Wohnung ist!« Ich ging auf ihn zu und baute mich vor ihm auf. Gerne hätte ich ihm das Ding einfach aus der Hand gerissen, aber die Rangelei war mir zu gefährlich. »Mach das Ding aus!«

Grinsend pustete er mir den Rauch ins Gesicht. »Reg dich ab, das ist meine Letzte für heute.«

»Da bin ich sicher.« Ich nahm die Packung vom Tisch und steckte sie mir in die Hosentasche, bevor ich wieder in der Küche verschwand. Es war die einzige, die er hatte. Alle anderen, die in seiner Wohnung verteilt gewesen waren, hatte ich eingesammelt und sicher verstaut.

Sobald ich aus seinem Blickfeld war, zog ich die Zigaretten wieder hervor und warf einen Blick hinein. Es fehlten tatsächlich nur drei mehr als gestern Mittag.

Natürlich kam ich mir unmöglich vor, ihn zu kontrollieren, viel lieber wäre ich stolz auf ihn gewesen, weil er konsequent auf zwei Zigaretten am Tag reduziert hatte – von einem Tag auf den anderen. Dennoch gab es da diese leisen Zweifel, dass es zu gut erschien, um wahr zu sein. Ich wollte ihm vertrauen, dennoch traute ich ihm zu, heimlich weitere Zigaretten zu rauchen. Dabei hatte er sich ohne weiteres Einwirken meinerseits, in ein Rauchstoppprogramm eingeschrieben, dass in zwei Wochen begann.

Ich legte die Schachtel neben der Spüle auf die Ablage und widmete mich wieder den Kartoffeln. Ich machte mir mehr Sorgen, als gut für mich war. Mat war erwachsen. Selbst wenn er weiterhin eine Schachtel am Tag rauchte, war das seine Entscheidung. Ab morgen konnte ich das sowieso nicht mehr kontrollieren. Während ich arbeitete, konnte er sich ohne Probleme weitere besorgen.
 

»Es tut mir leid, ich hab überreagiert. Ich mache mir doch einfach nur Sorgen um dich«, gab ich zu und ging zu Mat hinüber, der die Teller grob abspülte, bevor er sie in die Spülmaschine stellte. Während des gesamten Essens hatten wir uns angeschwiegen. Das ließ eine Stimmung zwischen uns entstehen, die mehr als unangenehm war.

Er zuckte mit den Schultern und sah mich nicht an. »Passt schon. Ich nehm es nicht böse. Ich versteh es ja. Nur bitte übertreibe es mit der Sorge nicht.«

Nachdenklich nickte ich. Ja, vermutlich tat ich das im Moment. Doch die Situation machte mir Angst. Wie konnte er das so locker wegstecken? Mich hätte es wahnsinnig gemacht, erst in den nächsten Tagen genauer zu wissen, woran ich litt. Doch ihm schien es vollkommen egal. Oder wollte er es mir gegenüber nur nicht zeigen? »Soll ich nachher runter gehen?«

Nun sah er mich doch an, musterte mich einen Moment mit leicht schiefgelegtem Kopf. »Von mir aus musst du nicht runter. Wie kommst du darauf?«

»Es hätte ja sein können, dass du allein sein willst.«

Er lachte auf. »Ich war die letzten Tage allein. Okay, nicht ganz, aber zusammen mit drei Leuten, die mich wie einen Aussätzigen anstarren, ist doch etwas anderes, als den Abend mit dir zu verbringen.«

»Na gut, dann muss ich dir wohl Gesellschaft leisten.« Es freute mich, dass er so freimütig zugab, meine Anwesenheit zu schätzen. Das nahm mir zumindest die Sorge, ihn zu nerven.

»Dann mach dich wenigstens nützlich!« Er deutete auf die Abfälle, die noch vom Kochen auf der anderen Seite lagen.

Kopfschüttelnd, aber mit einem leichten Grinsen, reichte ich sie ihm, damit er sie entsorgen konnte.
 

Mat öffnete die Augen und grinste. Ich lächelte zurück und streichelte über seinen Hals. Ansonsten erwiderte ich einfach nur seinen Blick, bis er sich mir leicht entgegenstreckte. Vorsichtig küsste ich ihn und versuchte dabei, das Ziehen zu ignorieren, das in meinem Magen begann und sich bis in die Lenden ausbreitete.

Die etwas merkwürdige Stimmung zwischen uns war einfach nicht abgeflaut und erst, als wir ins Bett gingen und Mat sich auszog, war mir klar geworden, was sich so komisch anfühlte: Ich hatte Sehnsucht nach ihm, traute mich aber nicht, ihm näherzukommen. Da war wieder diese übertriebene Sorge.

Doch zum Glück hatte er meine Blicke bemerkt und sich mir einfach genähert, mich aus- und dann ins Bett gezogen. Er hatte mich geküsst, bis ich die Scheu und Angst davor verlor, ihm damit zu schaden. Es dauerte eine Weile, doch letztendlich hatte er es geschafft, mich davon zu überzeugen, dass es ihm durch den Krankenhausaufenthalt nicht plötzlich schlechter ging und es vorher auch in Ordnung war.

Dennoch hatte ich ihn nicht ins Bad gelassen, als er mich darum bat. Sex war nun einmal deutlich anstrengender, als einfach liegenzubleiben und sich verwöhnen zu lassen. Ohne Murren war er darauf eingegangen und ich genoss es, dass er mittlerweile nicht mehr unbedingt auf eine Gegenleistung drängte. Gerade brauchte ich das Wissen, dass er zulassen konnte, einfach noch eine Weile nebeneinander liegenzubleiben.

»Ich hab dich vermisst«, rutschte es über meine Lippen, als ich mich von ihm löste. Sofort schob ich hinterher: »Tut mir leid.«

Er lachte leicht und schüttelte den Kopf. »Was? Dass du mich vermisst hast? Das hab ich schon lange bemerkt.«

Ich rutschte etwas von ihm weg, um ihm mehr Raum zu geben. »Nein, dir das so unvermittelt mitten ins Gesicht zu sagen. Es ... Ich will mich dir nicht aufdrängen. Tut mir leid.«

»Eloy, ich hab dich auch vermisst«, erwiderte er in eindringlichem Ton. Dann schüttelte er wieder den Kopf und schien sich über mich zu amüsieren. »Auch wenn ich mich nicht verlieben kann: Ich bin kein gefühlskalter Klotz.«

Sein Geständnis ließ das Ziehen wieder aufflammen und vergrößerte mein Problem nur noch. Ich ließ mich auf den Rücken fallen und starrte zur Decke. »Dennoch ist das ein Grund mehr, dir meine Gefühle nicht aufzudrängen.«

Er schnaubte. »Ist das jetzt dein Ernst? Was soll das werden?«

Ich versuchte, seinem Blick auszuweichen, doch er folgte meinem unerbittlich. Ich hätte ihm den Rücken zudrehen müssen, was ich jedoch albern fand. »Ich will nur nicht, dass es sich für dich unangenehm anfühlt. Keine Ahnung, was mit mir heute los ist.«

Er grinste und streichelte mit den Fingerkuppen ganz leicht über meine Wange. Sofort breitete sich eine Gänsehaut über meinen gesamten Rücken aus.

Mit sanfter Stimme fragte er: »Bist du sicher, dass es nicht gerade eher für dich unangenehm ist? Du hast warme Wangen und weichst meinem Blick aus. Ist es dir nur unangenehm, mir zu sagen, dass du mich vermisst hast? Oder hast du Angst, dass dir noch mehr rausrutscht?«

Für einen Augenblick wurde mein Mund trocken und ich hielt unvermittelt den Atem an. Seine Art zu sprechen, die Berührungen und sein langsames Näherkommen lösten so viel gleichzeitig in mir aus. Ich hatte das Gefühl, zu platzen.

Als seine Lippen meine ganz leicht berührten und seine Zunge sanft darüber fuhr, damit ich den Mund öffnete, ging ein Ruck durch mich. Ich packte ihn, drückte ihn an mich und forderte mehr als nur diese kaum spürbare Berührung.

Leicht hustend drückte er sich von mir weg und ich ließ von ihm ab. Es waren vielleicht ein paar Sekunden gewesen, die ich ihn gierig geküsst hatte, aber es fühlte sich an, als wäre es der bisher längste Kuss gewesen.

»Alles gut«, beruhigte er mich, als ich mich aufrichtete. »Du hast mich nur zu fest gedrückt.«

»Tut mir leid.«

Er rollte die Augen, so gut es beim Husten ging.

Die Zeit, bis er sich ausgehustet hatte, gab mir Gelegenheit, darüber nachzudenken, was geschehen war. So einen Gefühlsausbruch hatte ich noch nie erlebt. Ich war nicht einfältig, ich wusste, was diese körperlichen Reaktionen bedeuteten, aber ich kannte sie so nicht. Nicht in dieser Intensität. Was zur Hölle hatte er mit mir angestellt?

»Geht es dir jetzt besser?«, fragte er nach einer Weile.

Ich nickte. Ja, ich fühlte mich noch ein wenig verwirrt und benommen, aber zumindest fühlte ich mich nicht mehr schlecht oder verlegen, weil ich ihm gestanden hatte, dass ich ihn vermisste. Seine Aktion ... Ich hatte das Gefühl, dass er all das erwiderte und es beruhigte mich.

Kurz haderte ich. Sollte ich diesen Gedanken aussprechen? Es war so widersprüchlich. Seine Worte und Handeln. Spielte er mit mir? Wickelte er mich einfach nur um den Finger, weil er genau wusste, wie er diese Gefühle in mir auslösen konnte?

Ich brauchte eine Antwort darauf. Mat log nicht, also war die einzige Möglichkeit, ihn direkt darauf anzusprechen. »Ich ... Ich dachte, du liebst mich nicht?«

Er zuckte mit den Schultern. »Zumindest glaube ich, dass ich nicht verliebt bin, ja. Keine Ahnung, wie sich das gerade für dich angefühlt hat – ich hoffe gut und richtig – für mich war es schön, angenehm, aber ich habe dabei weder Herzklopfen noch Schmetterlinge im Bauch oder sonst einen Hormonausbruch. Ich genieße dabei einfach nur deine Reaktion, weil sie mir zeigt, dass du mir vertraust und keine Angst hast, dich verletzlich zu zeigen.«

Also manipulierte er mich wirklich nur? Das ... tat unerwartet stark weh. Ich musste schlucken. »Also ist das für dich ein Spiel?«

»Wenn ich spielen wollen würde, dann könnte ich das einfacher haben als dich.« Er zog eine Augenbraue hoch und beobachtete mich halb von der Seite. »Ich weiß, wie ich Männer um den Finger wickeln kann. Aber das hat hiermit nichts zu tun. Ich kann dir nicht sagen, was ich für dich empfinde, kann es nicht auf dieselbe Art erwidern. Also zeig ich es dir auf meine Art.«

Ich kniff die Augen zusammen und schüttelte den Kopf. »Tut mir leid, aber alles macht für mich keinen Sinn. Das klingt einfach alles nur widersprüchlich.«

Er seufzte, ballte ganz kurz die Fäuste und sah dich dann suchend im Raum um. Einen Moment blieben seine Augen am Nachttisch hängen und er brummte kurz. Dann richtete er seine Aufmerksamkeit wieder auf mich. »Okay, ich versuch es, aber ich gebe keine Garantie, dass es für dich Sinn macht: Ich hab dich gern, das ist kein Geheimnis, und ich habe dich auch vermisst. Nicht nur körperlich, ich habe es vermisst, mit dir im selben Bett zu schlafen, einfach nur deine Anwesenheit, unsere Gespräche, auch wenn sie nicht immer konstruktiv sind. Ich vertraue dir und bin gerne mit dir zusammen. Für mich bist du ein sehr guter Freund, mit dem ich Sex habe. Mehr kann ich dir einfach nicht bieten. Aber mir ist bewusst, dass du etwas anderes fühlst und das ist für mich vollkommen in Ordnung, auch wenn du es mir sagst, solange es nicht überhandnimmt. Wenn ich könnte, würde ich das auch gerne erwidern, glaub mir. Aber da ich so etwas bisher nie gefühlt habe, bezweifel ich, dass sich das noch jemals ändern wird. Ich kann dir daher nur bieten, zumindest so zu tun, als wären sie da.«

Schnell schüttelte ich den Kopf. »Tu das bitte nicht. Ich will das nicht.«

Er nickte und senkte dabei den Kopf. »Okay.«

»Warum bist du jetzt traurig?« Das verwunderte mich. Ich wollte doch nur nicht, dass er sich verstellte. Sollte das für ihn nicht schön sein, sich nicht verstellen zu müssen?

Er zuckte mit den Schultern. »Keine Ahnung. Ich hatte einfach nur gehofft, dir eine Freude damit zu machen.«

»Warum sollte es mir eine Freude machen, wenn du dich verstellst?« Ich tippte gegen seinen Brustkorb. »Ich hab mich in dich verliebt, so wie du bist. Warum sollte ich wollen, dass du mir etwas vorspielst?«

»Weil dir das gerade offenbar sehr gut gefallen hat. Ich kann mir nicht vorstellen, dass es schön ist, wenn das Verliebtsein nicht erwidert wird.«

Er hatte recht und doch wieder auch nicht. Ich brauchte eine Weile, um es richtig in Worte zu fassen. »Das gerade, dieser Kuss, der hat mir wirklich gut gefallen, ja. Ich würde mich auch freuen, das vielleicht ab und zu zu wiederholen. Aber ich will nicht, dass du mir irgendwelche Gefühle vorspielst, die du nicht hast. Du willst, kannst – was auch immer – nicht mit mir zusammen sein. Das ist okay. I...«

»Hä? Was hat das damit zu tun, ob wir zusammen sind?«, unterbrach er mich.

Da ich den Faden verloren hatte und seine Verwirrung gerade ansteckend war, starrte ich einfach nur irritiert an.

Er schien es als Aufforderung zu sehen, seine Aussage zu erläutern: »Unabhängig davon, was genau ich für dich empfinde oder nicht empfinde: Ich hatte nicht vor, mich von dir zu trennen.«

Das machte das Chaos in meinem Kopf komplett. Geschafft ließ ich mich gegen die Wand fallen. Okay, das war jetzt irgendwie alles durcheinander geraten. »Du willst sagen, dass wir zusammen sind?«

Er zog die Augenbrauen zusammen und legte den Kopf schief. »Ist das jetzt ’ne Fangfrage?«

»Nein. Ich ... Ich wusste nicht, dass du das so siehst.«

»Oh.« Nun schien auch Mat komplett aus dem Konzept gebracht. Er lehnte sich neben mich gegen die Wand und schwieg einen Moment.
 

»Okay, also nochmal von vorne.« Mat war irgendwann aufgestanden, hatte etwas zu trinken für uns geholt und sich dann etwas übergezogen. »Ja, ich bin bisher davon ausgegangen, dass wir zusammen sind. Frag mich nicht, seit wann, aber für mich hat sich das so ergeben. Ich meine, wie würdest du es bezeichnen? Also, wenn du dich nicht gerade als mein Lebensgefährte ausgibst.«

Als er mir beim letzten Satz zuzwinkerte, stieß ich ihn leicht in die Seite. Ihm sollte eigentlich klar sein, dass es nur ein verzweifelter Versuch war, zu ihm gelassen zu werden. »Ich weiß es nicht. Freundschaft? Aber das passt auch nicht ganz. Keine Ahnung, aber für mich gehören zu einer Beziehung zwei Menschen, die sich lieben.«

»Würdest du sagen, dass du mit deiner Exfrau eine Beziehung geführt hast?«

»Ja.« Kaum hatte ich die Antwort ausgesprochen, stockte ich. Er musste das Paradoxon, auf das er hinauswollte, nicht einmal erklären.

»Warum kann das zwischen uns dann keine Beziehung sein? Ich will dir nichts unterstellen, daher berichtige mich bitte, wenn ich falsch liege, aber du hast für sie doch auch nicht viel anders empfunden als ich für dich, oder nicht?«

Ich nickte und ließ den Kopf in den Nacken fallen. »Ja, vermutlich. Und gerade das sollte mich wohl davon abhalten, zu viel Energie in dich zu stecken.«

Aus den Augenwinkeln sah ich, dass er nickte. »Ich versteh das. Ich wäre dir auch nicht böse, wenn du sagst, dass dir das zu einseitig ist. Hättest du dennoch etwas dagegen, es wie bisher weiterlaufen zu lassen? Und dem vielleicht auch einen ehrlichen Namen zu geben?«

Ich drehte den Kopf zu ihm und betrachtete ihn einen Moment. Es schien ihm wichtig zu sein. Aber ich verstand noch nicht, warum. »Dir ist das damit wirklich ernst, oder?«

Er seufzte, sah kurz zur Seite, bevor er direkt meinen Blick suchte. »Ja, ist es. Sehr ernst sogar. Halt mich bitte nicht für verrückt, aber eigentlich wollte ich dich fragen, ob du mich heiratest.«

Mir blieb die Spucke im Hals stecken und ich musste erst einmal husten. Das kaufte mir auch die Zeit, um mich nach diesem sehr unvermittelten Geständnis zu fangen. Verrückt war kein Ausdruck!

Als ich ihn wieder ansah, grinste er leicht, auch wenn es seine Augen nicht erreichte. »Tut mir leid, das muss für dich echt überraschend kommen. Du musst auch nicht direkt antworten. Vielleicht hilft es dir zu wissen, warum?«

»Ja, bitte«, krächzte ich. Das war doch völliger Irrsinn!

»Ich muss, glaube ich, nicht wiederholen, dass ich dir vollkommen vertraue und den ganzen Scheiß, oder?« Ich schüttelte erstmal den Kopf. Er klang nicht so, als hätte er Lust dazu und das meiste hatte er mir sicher schon gesagt. »Als plötzlich Peter statt dir in der Intensivstation aufgetaucht ist, war ich ziemlich wütend. Ich hätte lieber dich dort gehabt. Er ist mein Bruder, ich kenne ihn in- und auswendig, aber er hat sich eben auch einige Dinge geleistet, die vollkommen daneben waren. Wenn etwas ist, will ich mich auf die Person, die für mich alles regelt, ganz und gar verlassen können. Und das tu ich nur bei dir. Und na ja ... Ich kann dir vielleicht nicht versprechen, dass ich dich immer lieben werde, aber ich kann mir zumindest vorstellen, den Rest des Lebens mit dir zu verbringen, egal, wie lange das noch sein mag.«

Wow! Ich konnte gerade nicht anders, als ihn anzustarren. Der letzte Satz haute mich einfach um. Er wollte sein Leben mit mir verbringen?! Uff ... das war grade echt eine Spur zu viel.

Er strich leicht über meinen Unterarm, bis ich ihn wieder ansah. »Wenn du ein paar Tage Zeit brauchst, um dir das zu überlegen, ist das vollkommen okay. Wir haben es nicht eilig.«

»Bekomm ich dann auch einen Ring von dir?«, versuchte ich, die Situation mit einem Scherz erträglicher zu machen. Er hatte recht, ich würde sicher einige Zeit brauchen, um das zu verdauen. Für mich kam das völlig aus dem Nichts.

»Klar, wenn du darauf bestehst. Wie groß soll der Diamant denn sein?«, feixte er.

»Das musst du entscheiden, immerhin musst du ihn tragen. Du bist doch die Frau in unserer Beziehung!«

»Ha! Du hast es zugegeben, dass wir eine Beziehung führen!«

Einen Moment starrte ich ihn verwirrt an, dann prustete ich los. Ich hatte mit einem Aufstand gerechnet, weil ich ihn als Frau bezeichnete, aber sicher nicht mit dieser Antwort.

Auch er fiel mit in das folgende Gelächter ein.

Als wir beide ruhiger wurden, zog ich ihn an mich. »Zumindest zu dir als meinen Freund kann ich klar Ja sagen, wenn wir das nicht lauthals in die Welt hinausbrüllen müssen. Um ehrlich zu sein, hab ich schon von dir als meinen Freund gedacht, aber ich dachte nicht, dass du auch so denkst.«

»Nein, die Personen, die davon wissen, die reichen. Ich werd auch nicht mit dir Händchen halten oder öffentlich rumknutschen.«

»Das klingt gut.« Ich streichelte über seinen Kopf. »Du solltest dich mal wieder rasieren.«

Sofort schlug seine Stimmung um und er ließ sich mit einem leisen Seufzen weiter gegen mich fallen. »Warum, sie fallen doch wahrscheinlich eh bald alle aus.«

»Tut mir leid.« Verdammt, das war unüberlegt gewesen! Seine sonst so starke Art ließ mich manchmal vergessen, dass er eben auch verletzlich war. Ich packte ihn fester und strich über seinen Rücken. »Lass uns erstmal abwarten, was die weiteren Untersuchungen ergeben, bevor wir uns darüber Gedanken machen, okay? Vielleicht ist es nur halb so schlimm wie befürchtet und ist mit einer OP erledigt.«

»Ja, bestimmt«, seufzte er und schloss die Augen.

Ich streichelte weiterhin seinen Rücken, bis er langsam eindöste und sich von mir wegdrehte. Sobald ich mich wieder frei bewegen konnte, sammelte ich Gläser und Flasche ein und brachte sie in die Küche.

Mein Blick fiel auf die Zigarettenschachtel neben der Spüle. Sie war nicht nur eindeutig bewegt, sondern auch geöffnet worden. Misstrauisch warf ich einen Blick hinein, obwohl Mat vorher gar nicht lange genug in der Küche war, um rauchen zu können.

Es fehlte keine. Lediglich eine war herausgezogen und dann nicht wieder richtig hineingesteckt worden.

Seufzend legte ich die Schachtel zurück. Offenbar war es doch schwerer für ihn, als er zugab. Warum nur versuchte er noch immer, mir diese Stärke vorzuspielen?


Nachwort zu diesem Kapitel:
Rückkehr nach Hause Komplett anzeigen

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Kommentare zu diesem Kapitel (1)

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Von:  chaos-kao
2021-03-16T19:41:38+00:00 16.03.2021 20:41
<3<3<3<3<3 Das ist wohl der seltsamste Zuckerschock ever, ausgelöst durch dieses absolut verquere Gespräch mit Heiratsantrag. Damit hat wohl keiner gerechnet - aber aus einer rein praktischen Sicht, macht es Sinn. Denn damit wird es Eloy möglich Informationen von den Ärzten zu erhalten und wird in Zukunft auch zu Mat gelassen, wenn dieser mal wieder plötzlich im Krankenhaus landen sollte. Vielleicht keine Hochzeit aus reiner Liebe, aber doch ein Beweis für Mats tiefes Vertrauen in Eloy und seinem Willen den Rest seines Lebens mit ihm zu verbringen. Ich hoffe wirklich so sehr, dass du Mat nicht all zu bald sterben lässt. Ich mag ihn so gern und ich wünsche ihm noch ein langes, glückliches Leben - und Eloy macht ihn glücklich. Zumindest macht es auf mich den Eindruck.
Antwort von:  Vampyrsoul
23.03.2021 17:00
Eloy macht ihn glücklich. Nicht auf romantische Art, aber Mat genießt es durchaus, dass Eloy da ist und er sich auf ihn verlassen kann.
Und na ja, es wäre wohl nicht die erste Ehe, die aus reiner Praktikabilität geschlossen wird. Und das ist es ja nicht nur. Wie du schon sagst: Mat vertraut ihm und auch wenn es nichts romantisches ist, ist es doch eine Art Liebe.


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