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Umwege einer Liebe

von

Vorwort zu diesem Kapitel:
Hallo ihr Lieben,

ich hoffe, ihr hattet bisher einen schönen Ostersonntag und ich habe doch tatsächlich noch ein Kapitel für euch gefunden =^-^=

Die Geschichte, die ihr da lest (ihr werdet wissen, welche ich meine) entspricht in gewissen Teilen einer wahren Story, auch wenn es vielleicht komisch klingen mag :)
Bin wie immer gespannt, wie es euch gefällt und jetzt viel Spaß beim Lesen! :D

Liebe Grüße und bleibt gesund <3
Cathy Komplett anzeigen

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Klärung

Samstag, 26.05.
 

So anlehnungsbedürftig hatte er Iwaizumi noch nie erlebt. Wie er sich förmlich wie ein Ertrinkender an ihn geklammert hatte, als er auf dem Boden des Krankenwagens gesessen und den Kopf an seinen Bauch gelegt hatte. Seine Gefühle waren sofort mit ihm durchgegangen und mit klopfendem Herzen hatte er ihm durch die seidig weichen Haare gestrichen, um ihm hoffentlich den Halt geben zu können, den er gerade so dringend brauchte. Er meckerte nicht einmal, sondern schien die Berührungen regelrecht zu genießen. Dabei mochte er das sonst nicht sonderlich, wenn andere durch seine Haare strichen.

Ihm war das Herz in die Hose gerutscht, als er beim Telefonat von einem Autounfall gesprochen hatte und ohne nachzudenken, war er zu der in der Nähe gelegenen Adresse gerannt, die Iwa ihm genannt hatte.

Zum Glück schien es ihm nicht allzu schlecht zu gehen, dennoch wäre er lieber mit ihm ins Krankenhaus gefahren, um ihn auch dort beschützen zu können, wenn die Ärzte und Schwestern ihn belagerten. Aber er schien sich wieder so weit gefangen zu haben, dass er das verantworten konnte und so schlenderte er allein durch die leeren Gassen, um nach Hause zu kommen.

Was für ein verrückter Tag! Das reichte jetzt erst einmal für eine Weile mit Aufregung in seinen Augen. Hoffentlich konnte Iwaizumi das Krankenhaus wirklich morgen wieder verlassen. Nicht, dass der plötzliche Ruck doch etwas mehr verletzt hatte, was man jetzt noch nicht sehen konnte.
 

In Gedanken hatte er sein Handy rausgeholt und ohne weiter zu grübeln, wählte er Hodakas Nummer und bereits nach dem zweiten Klingeln nahm dieser ab.

„Hey Toru, was gibt es?“

„Können wir uns in dem Bistro neben der Sporthalle treffen?“

„Ja klar, ich bin in zwanzig Minuten da.“

„Gut, bis gleich.“

Da Matsukawa und Hanamaki die Nacht verständlicherweise in einem Lovehotel verbringen wollten, wäre er zu Hause allein, aber jetzt sofort konnte er noch nicht dorthin zurückkehren. Er fühlte sich wie ein verwirrter Geist, der nicht wusste, wohin mit sich. Ein Gespräch über das Erlebte mit Hodaka würde ihn hoffentlich so beruhigen, dass er nach Hause gehen und schlafen konnte.
 

Eine viertel Stunde später saß er in eine der Decken gehüllt auf der Fensterbank und hatte einen alkoholhaltigen Cocktail in der Hand.

Hodaka betrat wenige Minuten später außer Puste den Laden und schaute sich suchend um, als Oikawa winkte und sofort kam er auf ihn zu.

„Hey. Sorry, schneller ging nicht.“

„Alles gut, kein Problem. Komm erst mal zu Atem und setz dich. Möchtest du auch etwas trinken?“

„Kommt auf die Geschichte an …“

„Dann ja“, erwiderte der Setter und Hodaka bestellte sich ebenfalls einen Cocktail mit Umdrehungen. Gegenüber von ihm machte er es sich auf den Kissen gemütlich, deckte sich ebenfalls zu und schaute ihn ruhig an. Sofort suchte der Setter das Gespräch.

„Ich habe dir doch erzählt, dass Makki und Mattsun heute ihr dreijähriges feiern und Matsukawa seinem Freund auch einen Antrag machen wollte.“

„Ja genau. Sag mir bitte nicht, dass das komplett schief gelaufen ist …“

„Nein, es war einfach perfekt. Alles hat reibungslos geklappt und die beiden könnten wahrscheinlich die ganze Welt vor Glück umarmen.“

„Das freut mich zu hören! Glückwunsch an die Zwei!“

Hodaka bekam seinen Drink serviert und Oikawa schaute aus dem Fenster, ohne wirklich etwas wahrzunehmen. Er starrte durch alles hindurch ins Nichts, als er weitersprach: „Iwaizumi hatte extra einen Sportwagen gemietet, um Hanamaki zum Sky Tree zu fahren, weil beide ein Faible für schnelle Autos haben und auf dem Rückweg hat er mich mit genommen und zu Hause abgesetzt, weil die Verlobten verständlicherweise noch Zeit für sich haben wollen. Iwa wollte nur kurz den Wagen wieder abgeben – der Laden ist nur ein paar Straßen weiter –, als er mich anrief, weil er in einen Autounfall verwickelt wurde.“ Es hörte sich so komisch an, darüber zu sprechen. Wie schnell konnte ein so toller Tag so beschissen enden? Es war ihm ein Rätsel, wie das Schicksal es schaffte, einen von einer Sekunde auf die andere in so ein Chaos zu stürzen.

„Oh scheiße! Aber es geht ihm halbwegs gut, ja? Ich meine, er konnte dich ja noch anrufen …“

Ehrlich betroffen schaute Hodaka zu ihm, wirkte besorgt und entlockte Oikawa so ein leichtes Lächeln. Er war wirklich ein netter und toller Mann, aber sie würden nie ein Paar werden. Denn der Unfall hatte ihm klar gemacht, dass jederzeit etwas passieren konnte. Nein, er würde mit Iwaizumi reden müssen und ihm alles gestehen. Er konnte das Geheimnis nicht mehr mit sich herumschleppen und womöglich mit in sein Grab nehmen.

„Ja, er muss zwar die Nacht ins Krankenhaus, aber wahrscheinlich hat er wenn nur eine leichte Gehirnerschütterung und kann morgen voraussichtlich wieder nach Hause.“

„Das ist gut. Verdammt, was für ein Ende des Tages. Wenn ich etwas für dich tun kann …“

„Hodaka, dieser Unfall … Mir ist klar geworden, dass ich zu meinen Gefühlen stehen muss.“ Er schaute ihm jetzt direkt in die Augen und noch bevor er weiter ausholen konnte, hielt sein Gegenüber ihm einen Zeigefinger an die Lippen.

„Ich weiß es. Mach dir darum keinen Kopf.“

„Was?“

„Das eine Mal, wo ich bei euch zu Hause war und Iwaizumi auch da war, sind mir deine Blicke nicht verborgen geblieben. Auch wie er sich auf dem Balkon um dich gekümmert hat und du dich an ihn gekuschelt hast. Da habe ich eins und eins zusammen gezählt. Du liebst ihn, aber er dich nicht, oder? Und wo wir hier beide schon ehrlich sind, muss ich zugeben, dass du auch nicht zu 100% meinem Typ entsprichst. Ich mag dich sehr und wünsche mir, dass wir weiterhin befreundet sein können, aber eine Beziehung kommt wohl für uns beide nicht in Frage.“

Ja, was war denn jetzt los? Erst Iwaizumi, der ihm locker erzählt, dass er doch wüsste, dass er schwul sei und jetzt Hodaka, den er gerademal ein paar Wochen kannte und ihm eröffnete, dass er wüsste, dass er seinen besten Freunde liebte? Konnte man neuerdings wie in einem offenen Buch in ihm lesen?

So sehr ihn dieses Gefühl ärgerte, war er doch dankbar, dass er das so gefasst aufnahm und er freute sich, dass die Chance bestand, dass sie befreundet sein könnten, denn er mochte ihn ja auch. Nur halt nicht mehr.

„Danke. Ich hatte eigentlich gehofft, dass ich von ihm loskommen könnte, damit wir weiterhin beste Freunde sein könnten, aber ich schaffe es einfach nicht. Seitdem er eine Freundin hat, ist es so grausam schwer geworden und ich muss reinen Tisch machen. Auch mir zuliebe …“

„Nicht „auch dir zuliebe“. Sondern vor allem dir zuliebe. Du machst dich sonst kaputt. Und ich bin mir sicher, dass selbst wenn er keine Gefühle in der Richtung haben sollte, ihr nach einer Pause, besser miteinander befreundet wärt als vorher.“

„Wie meinst du das?“

„Ihr seid beide starke Charaktere. Ihr würdet das verarbeiten, du würdest im Laufe der Zeit jemand anderen finden und eure Freundschaft wäre noch enger, weil ihr selbst so eine Situation gemeistert hättet. Und irgendwann würdet ihr auf diese Zeit zurückschauen und merken, dass ihr viel über euch und über eure Freundschaft gelernt habt.“

So hatte Oikawa das noch nicht betrachtet und er war sich nicht sicher, ob das wirklich auf Iwaizumi und ihn zutraf, wenn er keine Gefühle haben sollte, aber vielleicht war er da gerade zu eingenommen, um das sehen zu können.

„Du … sprichst da aus Erfahrung, oder?“, fragte der Setter vorsichtig, denn es klang so, als hätte Hodaka das bereits hinter sich, wenn er sich das so anhörte.

Nun schaute dieser aus dem Fenster, schien in Erinnerungen zu sein und Toru wartete geduldig, ob er darauf antworten wollte oder nicht.

Seine Nerven hatten sich zwischenzeitlich halbwegs wieder beruhigt und er war froh, dass sein Gegenüber die Zeit hatte, um sich hier mit ihm zu treffen und zu reden. Nachher würde es zu Hause nicht so schwer werden, weil er sich alles von der Seele hatte reden können.

Genüsslich schlürfte er an seinem Cocktail, die hier sehr lecker waren, als Hodaka begann zu erzählen: „Ich kenne meinen besten Freund, seit ich ein Baby bin. Zwischen uns liegen nur neun Wochen und wir waren lange Zeit Nachbarn. Wir haben jede freie Minute miteinander verbracht und unsere Familien freundeten sich sehr eng an.

Es war das letzte Jahr der Mittelschule, als meine Familie umzog. Wir blieben zwar innerhalb der Stadt, so dass ich nur eine halbe Stunde mit dem Fahrrad zu ihm brauchte, aber wir sahen uns nicht mehr ganz so oft wie noch zuvor, zumal wir nun auch verschiedene Oberschulen besuchten. Ein halbes Jahr später veranstaltete er eine Hausparty, weil er 16 Jahre alt wurde und wie bei so einer Party üblich spielten wir Wahrheit oder Pflicht und ein Kumpel wollte, dass er mich küsste. Die üblichen Spielchen halt. Angetrunken, wie wir waren, haben wir das natürlich getan und obwohl ich vorher schon Mädchen geküsst hatte, fühlte es sich ganz anders an, ihn zu küssen – viel besser. Ein paar Monate trug ich diese Gedanken mit mir herum, wurde mir immer bewusster, dass ich mehr für ihn empfand. Das Herzklopfen, wenn ich sah, dass er mir geschrieben hatte, zufällige Berührungen, wenn wir gemeinsam unterwegs waren, bestimmte Ansichten, die er mir im Vertrauen erzählte. Als ich es nicht mehr aushielt, habe ich es ihm gestanden. Er war schockiert, weil er selbst auf Frauen stand und mit schwulen Männern nichts anfangen konnte. Es war ein hässliches Gespräch und wir brachen den Kontakt ab. Für über ein Jahr herrschte Funkstille, wo ich meine Wunden lecken und er viel über seine Einstellungen nachdenken konnte. Dann schrieb er mich eines Tages an und bat mich um ein Treffen. Ich habe zugestimmt und wir haben uns in einem Cafe getroffen und viele Stunden miteinander gesprochen. Er hat sich bei mir entschuldigt, dass er sich wie ein Arschloch benommen hat und meine Gefühle nicht auf diese Art und Weise verletzen wollte, aber so überfordert mit der Situation war und ich habe ihm erklärt, was mich so an ihm fasziniert hatte. Das Gespräch war wie eine Reinigung für uns. Danach haben wir uns einmal alle zwei Wochen getroffen, um uns wieder anzunähern und bei einem dieser Treffen stellten wir fest, wie sehr wir uns gefehlt hatten und der Knoten war geplatzt. Ich kann mich an ihn lehnen oder ihn umarmen und es sind keine Gefühle mehr da. Kein Bedürfnis, ihn zu küssen oder so. Es war eine beschissen schwere Zeit und die offenen und ehrlichen Gespräche, die wir geführt haben, waren unglaublich anstrengend und es war nicht immer einfach, ihm die Wahrheit zu sagen, auch wenn sie unangenehm war und es war nicht schön, die Wahrheit gesagt zu bekommen, aber am Ende hatte sich all das gelohnt.

Ich glaube, wir haben dadurch eine neue Stufe unserer Verbundenheit erreicht. Ich hoffe natürlich, dass ihr zusammen kommt, aber wenn es nicht so sein sollte, muss das nicht der Untergang sein, auch wenn es sich selbstverständlich erst einmal so anfühlt.“

„Wow, krasse Story …“, murmelte Oikawa und ließ das Gesagte auf sich wirken. Keine Ahnung, ob es bei ihnen auch so laufen könnte, aber es war schön, etwas Hoffnung zu haben, sollte es wirklich schief gehen.

„Ja, das war auch echt krass. Aber im Nachhinein bin ich froh, dass es so gelaufen ist, denn es gibt jetzt nichts mehr, was uns als Freunde auseinander bringen könnte.“

„Das glaube ich dir. Und es freut mich sehr, dass eure Freundschaft das geschafft hat. Mal sehen, wie Iwaizumi reagiert, wenn ich es ihm sage. Angst davor habe ich auf jeden Fall.“

„Das verstehe ich gut … Ist auch eine verdammt belastende Situation für dich. Hast du denn schon eine Idee, wann und wie du das tun möchtest?“

„Nein, erst mal muss er aus dem Krankenhaus raus und dann mal sehen. Nächsten Samstag wird seine Freundin 20 Jahre alt und ich habe keine Ahnung, ob ich das vorher klären soll oder danach. Und Iwa hat auch am 10ten nächsten Monat Geburtstag und wird 21. So eine Scheiße!“

Genervt raufte er sich die Haare, weil er noch absolut keine Ahnung hatte, wie er das machen wollte und vor allen Dingen wann. Hoffentlich würde ihm der Zufall dabei helfen. Wobei auch das nicht von Vorteil sein musste.

„Du kriegst das schon hin. Und wenn du Hilfe brauchst oder jemanden zum Reden, bin ich da. Allerdings müsste ich mich jetzt so langsam auf den Weg machen … Morgen muss ich wieder arbeiten …“

„Ja klar, kein Problem! Danke, dass du so spät noch hergekommen bist. Und für’s Zuhören und aufmuntern. Und besonders, dass du damit kein Problem hast …“

Oikawa stand mit ihm auf und Hodaka lächelte.

„Alles gut. Dafür sind Freunde doch da. Und es ist besser, dass wir es jetzt geklärt haben, als wenn wir nachher weiter gegangen wären und es dann schief gelaufen wäre.“

„Ja, da hast du recht. Wenn du mal jemanden brauchst, bin ich auch da.“

Hodaka umarmte ihn kurz, legte Geld für beide Drinks auf den Tisch neben ihm und verließ das Bistro. Mit einem Lächeln schaute er hinter ihm her und hatte das Gefühl, dass das eine gute Freundschaft werden könnte.

„Entschuldigen Sie? Wir würden gern langsam den Laden schließen“, sagte eine Bedienung freundlich und der Setter nickte sofort.

„Natürlich! Hier ist das Geld für die beiden Cocktails und ich wünsche Ihnen einen schönen Feierabend.“

„Vielen Dank, eine gute Nacht wünsche ich Ihnen.“

Schnell legte er noch die Decke zusammen und verließ dann auch den Laden, um nach Hause zu gehen. Das Gespräch hatte ihm auf so vielen Ebenen gut getan, dass er mit einem leichten Lächeln durch die beleuchteten Straßen schlenderte. Immerhin eine Sorge konnte er abhaken, denn Hodaka war nicht in ihn verliebt und er hatte einen neuen Kumpel dazu gewonnen. Er hatte Verständnis für seine Situation, was Iwa betraf und er war trotz dieser späten Stunde direkt zu ihm gekommen. Das war ein gutes Gefühl und ließ ihn gestärkt in die Zukunft blicken.



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