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Der Duft von Hyazinth

von

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Das Licht eines neugeborenen Sternes

Inu Yasha merkte, wie es ruhig wurde. War die Schlacht etwa schon vorbei? Kühler Wind wehte ihm ins Gesicht. Das war irgendwie angenehm. Es fühlte sich an als habe jemand flüssiges Blei durch seine Adern gegossen. Heiß und quälend. Inu Yasha stöhnte unterdrückt auf.

„Ruhig.“

Wo kam diese Stimme her? Sie war so schön. So tröstend. Und dieser Geruch, der seine Nase so liebevoll umgarnte. Nach Wald und Wiesen und einem Hauch von Hyazinth. Abwesend und kraftlos griff seine Hand nach einer von Sesshōmarus Haarsträhnen, die sich aus der Frisur gelöst hatten. Es gab ihm Halt. Es gab ihm Sicherheit. Sesshōmaru gab ihm Sicherheit. Er war so entsetzlich müde.

„Du darfst nicht schlafen.“

„Aber... so müde... nur ein Bisschen...“

„Nein!“

„Ich... kann nicht...“

„Erzähl mir etwas, erzähl mir... von... von deiner Mutter...“

„Meine Mutter … war … die... die schönste Frau, die … ich jemals … sie hat... sie hat immer nach... nach... Apfel...blüten gerochen...“

Inu Yashas Blick wurde trüb und seine Stimme erstarb.

„Weiter“, drängte Sesshōmaru leise.

„Wenn... ich krank war oder... oder einen Alptraum... hatte... hat sie immer... für mich... gesungen. Ihre Stimme war... sie war wie eine Nachtigall...“

Ein schwaches Grinsen breitete sich auf Inu Yashas Gesicht aus. Kalter Schweiß klebte ihm an den Schläfen.

„Myoga sagte, du hättest ne schöne Stimme. Hast diesen... ganzen Quatsch gelernt, während... ich da draußen … ums... ums Überleben kämpfen... musste... ich hab dich so … so sehr... gehasst dafür... dass du … dass du mich... allein … ge... lassen hast...“

Inzwischen hatte der Regen aufgehört. Doch der Weg war noch weit. Viel zu weit.

„Weiter“, drängte er leise, als er hörte wie Inu Yashas Stimme erstarb. Doch nur ein Röcheln war noch zu vernehmen.

 

Als sie das Schloss endlich erreichten, war die Abendsonne, die sich für einen kurzen Augenblick herausgetraut hatte schon vom Himmel verschwunden. Er schickte einen Diener los, um nötige Vorbereitungen zu treffen, ließ Inu Yasha in das eigene Bett sinken.

„Ihr bleibt bei Ihm“, befahl er einem Diener schroff, „ich bin sofort wieder da.“ Und damit stürzte er in den Westflügel in das Arbeitszimmer seines Vaters, wo er seine ganzen Dinge aufbewahrte, die ihn an Saddin und die Zeit mit ihm erinnerten. Er hatte sie einst dorthin geschafft, weil es zu schmerzhaft war, sie in der Nähe zu haben.

Zielstrebig ging er an die unterste Schublade, um sie aufzuziehen. Er räumte ihren Inhalt aus, bis die Sicht auf ein schönes hölzernes Kästchen freigelegt wurde. Das nahm er an sich und ging zurück zu Inu Yasha, welcher inzwischen das Bewusstsein verloren hatte. Dessen Gesicht wirkte beunruhigend fahl und kalter Schweiß bedeckte seinen Körper. Der Diener hatte in der Zwischenzeit geistesgegenwärtig die Rüstung entfernt.

Sesshōmaru öffnete die kleine Schatulle und spürte wie wärmendes Licht in sein Gesicht fiel. Umsichtig nahm er die Kette, die er so lange nicht angesehen hatte und legte sie dem Hanyō um den Hals. Inu Yasha gab ein wohliges Geräusch von sich, als er Sesshōmarus Berührungen spürte beim Umbinden, doch zu Bewusstsein kam er nicht.

Das Licht des Sternes glänzte hell in dem dunklen Raum und Sesshōmaru spürte, wie tröstend es war. Einen Augenblick schloss er die Augen und spürte seine eigene Erschöpfung. Fühlte sich tausend Jahre älter als er eigentlich war.

 

~*~

 

Als Inu Yasha die Augen öffnete blendete ihn ein strahlend weißes Licht. Er blinzelte bis sich seine Augen daran gewöhnt hatten. Er sah blauen Himmel über sich, roch Wiesenblumen und Gras und Tau. Vogelgezwitscher. Mit einem wohligen Brummen wollte er sich umdrehen als er ein Geräusch hörte, das irgendwie fremd war. Er richtete sich auf und spürte plötzlich wie die weichen Lippen eines Kamels seine Wage streiften. Mit einem überraschten Schnaufen kam er auf die Beine und sah dieses Tier an, das er noch nie in seinem Leben gesehen hatte. Und er sah auch, dass das Stück Wiese auf dem er war, recht klein war. Bald fing harter sandiger Boden an.

Wo bin ich hier?, fragte er sich irritiert. Und dann fiel ihm auch ein, dass er doch eigentlich vor kurzem noch ganz wo anders gewesen war.

Ein Wind kam auf und ließ seine Haare sacht flattern. Die Luft war heiß, als … und plötzlich fiel der Groschen. Als käme sie von der Wüste. Er musste in diesem Land sein, von dem Myoga erzählt hatte, das Land der persischen Dämonen. Das Land, das beinahe Sesshōmarus zweite Heimat geworden wäre.

Was geht hier vor?, murmelte er und ging ein paar Schritte, wobei er mit einer Hand seine Augen abschirmte, weil sie die grelle Wüstensonne nicht gewohnt waren.

 

Willkommen, zweiter Sohn Tōgas“, erklang eine Stimme hinter ihm und er wirbelte herum. Vor ihm stand ein älterer Mann mit einem klugen, zerfurchten, dunklen Gesicht und langem grauen Haar. Ein wissender Blick aus unglaublich dunklen Augen begegnete ihm.

B-Bin ich tot?“, war das erste, das er hervorbrachte. Der Mann lächelte und schüttelte den Kopf. Dann sagte er: „Ich bin Shadi.“ Ein Hauch von Ehrfurcht durchfuhr Inu Yasha. Shadi. Natürlich. Der Mann, für dessen Seelenrettung Sesshōmaru sein zukünftiges Erstgeborenes geopfert hatte.

Und Inu Yasha, der niemals in seinem Leben wert gelegt hatte auf Etikette, hatte das unbändige Bedürfnis, sich vor diesem Mann zu verneigen. Sein Herz schlug ihm bis zum Halse dabei und er fühlte sich wie ein kleiner Junge.

Es … es ist mir eine Ehre“, stammelte er.

Ihr seid nicht tot, aber es steht ernst um Euch. Sehr ernst.“

Was kann ich tun?“

Shadi antwortete nicht sofort. Stattdessen machte er eine Armbewegung und der Himmel wurde rasch dunkel und ein Sternenmeer tauchte auf.

Mit ehrfürchtigem Blick starrte Inu Yasha nach oben. Nie zuvor hatte er so hell, groß und klar die Sterne gesehen.

Ihr Licht kann Euch retten. Und ihn.“

Wie meint Ihr das?“, murmelte Inu Yasha, doch er erhielt keine Antwort mehr und als er sich umdrehte, war Shadi fort.

 

~*~

 

„Bitte, Akira-sama, wir müssen ihn finden!“

„Ich habe die Anweisung auf Euch zu achten, ich kann es nicht verantworten, Euch-“

„Er ist ein Kind!!!“

„Und ein Kitsune, er wird sich schon zu verbergen wissen!“

Rin verschränkte die Arme vor der Brust und presste den Mund zu einer schmalen Linie zusammen. Es hätte nur noch gefehlt, dass sie mit dem Fuß aufgestampft hätte.

Akira stöhnte leicht genervt auf. „Bitte zwingt mich nicht, Euch zum Lager zurück zu tragen.“

Rin verzog das Gesicht zu einem leicht schaurigen Grinsen. „So verlockend ich dieses Angebot auch finde, Akira-sama, ich werde nicht ohne Shippo hier fort gehen, ob Euch das passt oder nicht.“

Einen kurzen Moment starrten sich der Yōkai und das Mädchen in die Augen und Akira knickte schließlich ein.

„Kreuzdonner nochmal! Wenn wir ihn in zehn Minuten nicht gefunden haben, gehen wir zum Lager zurück und keine Widerrede!“

Ein Lächeln zeichnete sich auf dem Gesicht der jungen Frau ab und sie sagte leise: „Na geht doch.“

 

„Shippo!“, begann Rin zu rufen und meinte dann an Akira gewandt: „Könnt Ihr ihn nicht wittern oder so? Ihr habt doch so eine gute Nase.“

„Ich rieche vor allem Blut und vom Regen aufgedunsene Leichen“, erwiderte Akira trocken und scannte mit dem Blick die Umgebung. Als er sich versichert hatte, dass keine Gefahr in der Nähe war, fand sein Blick wieder zu Rin und er kam nicht umhin, die junge Frau zu bewundern. Sie stakste hier durch Blut und Matsch und das ohne eine Miene zu verziehen. So manch adliges Fräulein wäre wohl schon in Ohnmacht gefallen. Er kam nicht umhin, ein schmales Lächeln zu zeigen – dann schüttelte er den Kopf um es wieder fort zu wischen und versuchte seine Sinne auf den kleinen Kitsune zu beschränken. Er dachte kurz an die Übungseinheiten mit Shippo. Er war noch ein wenig verspielt und vor allem im Umgang mit dem Schwert recht unsicher, aber er erkannte bereits jetzt ein ungewöhnliches Geschick, Gelerntes schnell umzusetzen. Das Problem war, dass er sich selbst viel zu wenig zutraute. Und es wunderte ihn schon gar nicht mehr, dass Sesshōmaru sich seiner angenommen hatte.

„Shippo?“, rief Rin erneut und plötzlich hörte man in einem naheliegenden Gestrüpp ein verdächtiges Rascheln.

Akira schob sich vor Rin und verengte die Augen leicht, dann jedoch gab er seine angespannte Haltung auf, machte ein paar schnelle Schritte zu dem Gestrüpp hin und griff mit der Hand hinein – nur um im nächsten Moment einen vor Schreck quiekenden Kitsune herauszuziehen.

„Halt die Klappe, du Blag, du bist in Sicherheit!“, knurrte er dabei ärgerlich und Rin kam zu ihm und nahm Shippo in die Arme.

„Du sollst doch nicht abhauen“, schimpfte sie leise, wobei sie den zitternden Körper an sich drückte.

„Es tut mir leid, Rin-Onee-san“, kam es kleinlaut von Shippo, „Ich … ich wollte doch nur...“

„Schon gut, es ist ja alles nochmal gut gegangen. Aber versprich mir, dass du sowas nicht nochmal machst, ja?“

„Ja, versprochen.“

„Sieh zu, dass du dein Versprechen hältst“, knurrte Akira, „Im Gegensatz zu ihr, bin ich weniger nachgiebig, wenn einer nicht zu seinem Wort steht.“

Shippo nickte verschüchtert und sie machten sich auf den Weg zum Lager zurück.

 

„He, was ist denn das da oben?“, meinte Shippo plötzlich und Akira folgte de Blick des Jungen. Seine Augen verengten sich.

„Aasfresser. Niedere Yōkai, die sich nach einer Schlacht über die Überreste der Krieger hermachen.“

Rin beobachtete schauernd wie gar nicht so weit von ihnen zwei sich über die Leiche eines gefallenen Südmannes hermachten

„Seht sie nicht an“, sagte Akira mahnend, „sonst bemerken sie euch.“

„Die sind gruseliger als Tengu“, murmelte Shippo und versteckte das Gesicht an Rins Brust. Auch Rin musste sich zwingen, den Blick von den Yōkai abzuwenden, die aussahen, wie zerfetzte überdimensionale Krähen mit glühenden Augen. Doch sie tat es nicht schnell genug. Köpfe hoben sich in ihre Richtung und wie aus dem Nichts kam plötzlich einer der Aasfresser auf sie zugeschossen. Rins Augen weiteten sich, doch sie blieb wie gelähmt dort stehen, wo sie war und hätte Akira nicht schnell reagiert wäre sie wohl einem spitzen vor Geifer triefenden bezahnten Schnabel zum Opfer gefallen. Kaum war der Aasfresser in zwei saubere Teile geteilt auf die blutige Erde gefallen hörte man das Flügelrauschen von weiteren, die sich ihnen näherten.

„Fabelhaft“, knurrte Akira genervt, „das hat man davon, wenn man auf Kinder aufpasst! Macht dass ihr fortkommt!“, brüllte er dann und erledigte mit einem gezielten geschickten Schwertstreich gleich drei von ihnen. Es dauerte einen kurzen Moment, dann sah Rin sie alle in ihrem eigenen Blut liegen. Und sie erschrak einen Moment darüber, dass sie das Blut und der Tod offensichtlich längst nicht mehr berührten. Irgendwann war es still und Akira knurrte leise: „Los, weiter, damit wir irgendwann noch beim Lager ankommen.“

„Akira“, sagte sie irgendwann erschrocken und vergaß dabei sogar das Namenssuffix.

„Nicht jetzt.“

„Aber... aber Euer Auge...!“, presste sie hervor und starrte auf das blutige Gemisch, das mal ein Auge gewesen war.

 

Später als sie zurück im Lager waren, bat Rin Akira, sich die Verletzung ansehen zu dürfen. Widerwillig folgte er der jungen Frau in einen abgetrennten Bereich des Lazarett Zeltes.

Rin griff aus der kleinen Kiste mit Heilungsutensilien nach einer Ampulle, die eine blassbräunliche Flüssigkeit enthielt.

„Wisst Ihr, ob diese Aasfresser ein Gift haben?“, ermittelte sie, während sie die Flasche entkorkte.

„Nein, sind ungiftig. Nur widerwärtige Ratten der Lüfte.“

„Wie Ratten? Also könnten sie Krankheiten tragen?“

Akira sah sie etwas zerstreut an. „Ich habe keine Ahnung, kleines Fräulein. Wie kommt Ihr darauf?“

„Bitte lehnt einmal den Kopf zurück - Ich habe einmal die Schrift eines Arztes gelesen, in der er den Verdacht äußert, dass die Rattenflöhe für die Pest der Menschen verantwortlich sind.“

Dabei ließ sie die Flüssigkeit über das zerstörte Auge laufen und Akira verzog keine Miene, obgleich es höllisch schmerzte, lediglich seine Kiefer pressten sich aufeinander.

Sie strich daraufhin mit einem sauberen Leinentuch über die Verletzung.

„Rin“, sagte er dabei und ergriff plötzlich ihre Hand, die einen Hauch zu lange dort verharrt hatte. „Das wird auch von selbst wieder heilen...“

„Wir sollten kein Risiko eingehen“, widersprach sie und sah ihm ins Gesicht. Er erwiderte ihren Blick. Er hielt sich eine Weile.

Dann rief jemand nach Rin und dieser eigentümliche Moment verflog.

„Hier“, sagte sie und reichte ihm ein kleines Leinentuch, das einen angenehmen Duft verströmte.

„Haltet das auf die Wunde, dann ist der Heilungsschmerz nicht so schlimm.“

Damit stand sie auf und eilte zu der Dämonin, die sie gerufen hatte. Akira sah ihr einen Moment schweigend und nachdenklich hinterher.

 

~*~

 

Als Inu Yasha wieder zu sich kam, schien die Sonne sanft in das Zimmer hinein. Er richtete sich auf und kratzte sich abwesend über die Brust, während er sich verschlafen umsah.

Sein Zimmer war das irgendwie nicht. Es roch hier nach … Sesshōmaru? Der war aber nirgendwo zu erblicken.

„Es ist erfreulich zu sehen, dass Ihr erwacht seid, Inu Yasha-sama“, ließ ihn eine Stimme plötzlich zusammenzucken. Er fuhr herum und sah Sesshōmarus ältlichen Diener mit den freundlichen Augen, die nun auf ihm ruhten.

Inu Yasha brummte etwas, verlegen darüber, dass dieses Männlein ihn so erschreckt hatte und meinte dann: „Was ist hier los und-“

Plötzlich zuckte jene Szenerie durch seinen Kopf, wie der Feind einen vergifteten Pfeil auf Sesshomarus Herz geschossen hatte.

„Wo ist Sesshōmaru – geht es ihm gut?“

„Der edle Herr ist wohlauf. Vielmehr wart Ihr unser Sorgenkind, nachdem Ihr Euch selbstlos vor Sesshōmaru-sama geworfen habt um ihn vor dem Pfeil zu bewahren.“

So langsam kehrte Inu Yashas Erinnerung zurück.

„Ihr müsst hungrig sein“, sagte der Alte leise, „Ich habe veranlasst, dass man Euch etwas zubereitet, wenn Ihr mich einen Moment entschuldigt, ich sage den verantwortlichen Dienern Bescheid

„J-ja sicher“, erwiderte Inu Yasha verdattert und blinzelte dem Diener kurz hinterher, nachdem dieser schon hinter dem Vorhang verschwunden war.

Plötzlich spürte er eine Wärme, die von seiner Brust ausging und er sah an sich herunter. Eine Kette war um seinen Hals gebunden, tropfenförmig und ein angenehmes Licht strahlte von ihr aus. Er berührte sie und die Wärme kribbelte angenehm gegen seine Fingerspitzen. Bilder gingen ihm durch den Kopf, Bilder von Sonne, Wüste, Wind und Weite und einem Mann, der mit schöner Stimme zu ihm gesprochen hatte.

War das wirklich passiert? Er wusste es nicht. Aber irgendwie hatte er das Gefühl, diese Kette war dafür verantwortlich, dass er noch lebte. Ein schwaches Lächeln umspielte seine Mundwinkel. Das wie vielte Mal war es, dass er dem Tod von der Schippe gesprungen war? Er hatte aufgehört zu zählen.

 

Wenig später wurde von einigen Dienern ein üppiges Mahl aufgetragen, woraufhin Inu Yasha das Wasser im Mund zusammenlief.

„Mein lieber Schwan – um mich muss es ja wirklich schlimm gestanden haben“, gluckste er bei dem Anblick der edlen Speisen, über die er sich kurz darauf hermachte.

Der Diener lächelte verborgen, dann wurde sein Blick wieder ernst

„Sobald Ihr das Mahl beendet habt, bittet Euch Sesshōmaru-sama das Schloss des Westens zu verlassen.“

Inu Yasha verschluckte sich an seinem Bissen.

„Was bitte, er schmeißt mich raus?“

„Nun, das ist etwas schroff ausgedrückt...“ Der Diener stockte und fügte dann mit leicht gequältem Gesichtsausdruck hinzu: „Nun... im Grunde... ja.“

Inu Yashas Stirn schlug Runzeln. „Was sitzt dem edlen Herrn denn jetzt schon wieder quer?“

„Bitte habt Verständnis, dass ich nicht befugt bin, diese Frage zu beantworten.“

„So steckt Sesshōmaru?“

„Der edle Herr befindet sich derzeit außer Haus.“

Inu Yasha zog eine Grimasse. „Lass mich raten, du bist nicht befugt mir zu sagen, wo er ist.“

„Bedaure.“

„Ich könnte es auch aus dir herausprügeln.“

„Das wäre in der Tat wohl sehr schmerzhaft, führte jedoch zu keinem Zweck, denn selbst wenn ich es wollte, könnte ich Euch gar nicht sagen, wo sich der edle Herr befindet, da er es mir nicht mitgeteilt hat.“

„Wie überaus praktisch“, erwiderte Inu Yasha trocken und schluckte den letzten Bissen seines Mahls herunter. Er war hin- und hergerissen. Einerseits hatte er gut Lust, Sesshōmaru in den Arsch zu treten und ihn zu fragen, was für ein Furz ihm nun schon wieder quersteckte, andererseits spürte er eine grenzenlose Erschöpfung von den letzten Monaten und nicht zuletzt von der Schlacht und das Bedürfnis sich für eine Weile in das ruhige Musashi zurück zu ziehen, bei seinen Freunden zur Ruhe zu kommen. Dem gegenüber stand jedoch das irritierende Bedürfnis, Sesshōmaru nahe zu sein. Inu Yasha stöhnte genervt auf. Also rannte er Sesshōmaru eben schon wieder hinter her.

 

~*~

 

Salzige, feuchte Luft wehte vom Meer her und zerwühlte sein Haar. Sesshōmarus Blick war steif auf den Horizont gerichtet, auf den graublauen, wolkenverhangenen Himmel. Er spürte Schwere. Eine Schwere der Art, wie er sie zum letzten Mal nach Saddins Tod gespürt hatte.

„Habibi“, murmelte er, „was hab ich da nur angerichtet?“

Seine Stimme wurde vom Wind verschluckt. Er spürte Kälte, ein Frösteln überlief ihn. Zum ersten Mal seit langer Zeit spürte er die Verantwortung des Daiyōkai wie eine schwere Bürde auf seinen Schultern.

 

„Hier steckst du also!“

Sesshōmaru schloss einen Moment resigniert die Augen als die Stimme seines Halbbruders an sein Ohr drang.

„War ganz schön schwer, dich zu finden“, fuhr der Hanyō im Plauderton fort.

„Das mag daran liegen, dass ich zum jetzigen Zeitpunkt wenig Wert darauf legte, gefunden zu werden“, erwiderte Sesshōmaru unterkühlt und erhob sich schließlich und als er sich zu Inu Yasha umdrehte, wurde der von einem eiskalten Blick getroffen und er musste dem Drang widerstehen, zurück zu weichen.

„Was hast du hier verloren? Deine Verletzung ist-“

„Keh! Scheiß drauf! Mir geht’s gut. Dieses Licht hat mich geheilt. Irgendwie. Sag mir mal lieber, warum du mich jetzt davon jagst!?“, fügte Inu Yasha, der aus irgendeinem Grund plötzlich den Faden verloren hatte, hinzu.

„Ich muss mich für keine Entscheidung rechtfertigen. Ich will, dass du verschwindest. Ich kann keinen verletzlichen Hanyō in meinem Heer gebrauchen.“

Inu Yasha machte ein abfälliges Geräusch. „Achja“, sagte er dann sarkastisch, „wieso nur klingt das nach einer lächerlichen Ausrede, huh?“

Dabei kam Inu Yasha ihm langsam näher. Sesshōmarus Haltung versteifte sich.

„Ist es nicht vielmehr so, dass du vielleicht Angst um mich hattest?“, meinte Inu Yasha dann leicht süffisant.

„Mach dich nicht lächerlich.“

„Ich wusste es doch!“

„Das werd ich mir nicht länger anhören. Du kennst meine Entscheidung. Ich wünsche, dass du- was soll das?“, fügte Sesshōmaru hinzu, als Inu Yasha plötzlich begonnen hatte, in der Luft zu schnuppern. Die goldenen Augen wurden dabei leicht glasig. Der Wind hatte gedreht und an Inu Yashas Nase drängte sich plötzlich ein überwältigender Geruch. Ein Geruch, den er nicht kannte. Er war lieblich, verlockend, verführerisch.

Inu Yasha leckte sich über die Lippen und verdrehte unbewusst die Augen vor Wonne. Der Ärger war fort.

„Du … du … wie du riechst...“, stammelte der Hanyō überwältigt und in seinem Schoß regte sich sachte die Lust. Und das unbändige Verlangen, Sesshōmaru zu berühren. Zu erfahren, wie seine Haut schmeckte. An jeder Stelle seines Körpers.

Sesshōmaru war wieder in Hitze.


Nachwort zu diesem Kapitel:
Es wäre echt schön, wenn mal der ein oder andere Kommi kommen würde ._. Das ist echt demotivierend, nie ein Feedback zu bekommen. Komplett anzeigen

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Kommentare zu diesem Kapitel (1)

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Von:  Neevi
2020-09-13T18:50:29+00:00 13.09.2020 20:50
Hi, ich wollte dir auch einen kurzen Kommentar da lassen. Finde deine Story echt interessant und spannend auch dein schreibstil ist wirklich klasse. Freu mich schon auf nächste Kapitel:)


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