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Der Duft von Hyazinth

von

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Vor der Schlacht

Die Kunde der nahenden Schlacht hatte sich in Windeseile im Reich verbreitet und Sesshōmaru hoffte, den Daiyōkai des Südens schlagen zu können, ehe er die westlichen Grenzen zu weit oder überhaupt überschritt.

Man erlebte den jungen Fürsten diese Tage verbissen und schweigsam, eine Spur gereizt. Für Inu Yasha war klar, dass er an Sesshōmarus Seite blieb, auch wenn der noch nichts von seinem Glück wusste. Tessaiga konnte großen Schaden anrichten und besser der Schaden war auf der Seite der anderen als auf ihrer.

 

„Nein“, ereilte ihn die erwartete Antwort als er Sesshōmaru von seinen Plänen unterrichtete. Er rollte mit den Augen und verschränkte die Arme.

„Du weißt, dass du eigentlich gar keinen Grund für diese Ablehnung hast als dass du die Blamage fürchtest, einen Hanyō in deinem Heer zu haben.“

„So ein Blödsinn!“, erwiderte Sesshōmaru unwirsch, während ein Diener gerade dabei war, das lange weiße Haar zu einer schlachtentauglichen Frisur zu formen – sehr zum Leidwesen Inu Yashas, der das nur ganz schwer ertragen konnte, jemand anderen in Sesshōmarus Haaren herumfummeln zu sehen.

„Was hast du dann für ein Problem?“

„Es ist nicht deine Angelegenheit, das ist mein Problem.“

„Soweit ich mich erinnere haben wir denselben Vater, von daher ist es schon irgendwie auch mein Problem, oder?“, erwiderte Inu Yasha entschieden und funkelte den anderen an. Sesshōmaru presste die Kiefer aufeinander. Inu Yasha hatte Recht. Er hatte absolut keinen Grund dazu den Jüngeren in dieser Schlacht nicht an seine Seite zu berufen und dennoch. Irgendetwas in ihm sperrte sich. Irgendeine dunkle Vorahnung, aber die war so ungreifbar, dass er sie nicht hätte in Worte fassen können.

„Sesshōmaru, sei vernünftig.“

Der Ältere sah zu Inu Yasha, ihre Blicke hielten sich kurz, ehe die Lippen sich zu einem kurzen trockenen Lachen brachen.

Jetzt war es schon so weit. Inu Yasha. Ausgerechnet Inu Yasha erzählte IHM etwas von Vernunft.

Schweigen füllte den Raum. Sesshōmarus Blick glitt unauffällig an Inu Yasha hoch. Das Kampftraining hatte ihn auch körperlich erstarken lassen und er hatte wohl noch einen kleinen Wachstumsschub bekommen, sodass er von der Größe her beinahe an ihn heran reichte. Mit dem Schwert war er inzwischen viel geschickter als am Anfang und das in dieser verhältnismäßig kurzen Zeit.

 

„So nicht“, sagte Sesshōmaru, während er dem Diener, der gerade fertig geworden war, ein Zeichen gab, sich zurück zu ziehen und Inu Yasha wollte sich schon beschweren, doch ein ruhiges „Komm mit“, ließ ihn den Mund wieder schließen und so beeilte er sich, den Schritten des Älteren hinterher zu kommen.

„Was...? Wo gehen wir hin?“

Er bekam keine Antwort, doch merkte er auch so bald, dass sie sich in Richtung des Westflügels bewegten und Inu Yasha verdrängte die peinliche Erinnerung was während beziehungsweise nach seinem letzten Besuch hier passiert war.

Sesshōmaru steuerte Türen an, die offensichtlich keine Klinke besaßen. Mit einer schnellen streichenden, kreisförmigen Handbewegung öffneten sich die Schlösser auf geheimnisvolle Weise und die Türen schwangen nach Innen auf.

Inu Yasha strömte ein so vertrauter Geruch entgegen, dass er für einen Moment die Augen schließen musste. Chichi-ue, dachte er unvermittelt.

Sesshōmaru machte sich an dem Gardinenband zu schaffen, um die schweren Vorhänge zur Seite zu ziehen, damit Licht in den Raum fiel. Dabei sagte er, ohne sich umzudrehen: „Binde dein Haar hoch.“

„Wie?“, erwiderte der Hanyō perplex, „Ich öhm... glaub nicht, dass ich ein Band dabei hab oder sowas...“

Daraufhin kam Sesshōmaru zu ihm, wobei er etwas aus seinem Haoriärmel zog, was sich als blaues, seidenes Band herausstellte. Inu Yashas Herz schlug auf eine kindische Weise schneller als der Ältere sich hinter ihn stellte und ihm sanft ins Haar griff, ein paar mal mit den Fingern hindurchfuhr um kleine Verknotungen zu lösen und es schließlich zu einem Zopf hochfasste, dabei nicht ahnend, was er mit dieser Nähe in Inu Yasha auslöste. Jedesmal, wenn die Klauen durch sein Haar fuhren überzog eine Gänsehaut seinen ganzen Körper und er sog die Augen schließend Sesshōmarus Geruch ein, eine Mischung aus Wald und Wiesen und … Hyazinth. Eine leichte angenehme Röte hatte sich auf seine Wangen gelegt und er bedauerte es fast als Sesshōmaru fertig war.

Er folgte dem Älteren mit dem Blick, welcher zu einer Stelle des Raumes ging, die er bisher gar nicht beachtet hatte – und seine Lippen öffneten sich einen Spalt.

 

„Sesshōmaru“, sagte er tonlos, „ist das...“

„Sie wird dir jetzt passen. Ihr habt denselben Körperbau. Leider ließen sich nicht alle Blutflecken entfernen, aber anders als die Menschen glauben wir Yōkai nicht, dass das Unglück bringt. Im Gegenteil“, teilte Sesshōmaru ihm mit während er sich geschäftig an der Rüstung zu schaffen machte.

Inu Yasha streckte die Hand aus und strich ehrfürchtig über den Brustharnisch, wobei er kein Wort herausbrachte. Erst als Sesshōmaru ihm das Schuhwerk in die Hände drückte, merkte er auf. Ein wenig zweifelnd sah er darauf herab, denn er war es nicht gewohnt, in Schuhen zu gehen, er brauchte das Gefühl und die Bodenhaftung, aber sogar er musste irgendwie einsehen, dass es in einer richtigen Schlacht sicherer war.

Wortlos legte Sesshōmaru ihm den Rest der Rüstung an. Sie war gar nicht so schwer, wie Inu Yasha erst angenommen hatte, bei den vielen Platten und Teilen.

„Sesshōmaru?“, sagte er irgendwann leise als er den entrückten, abwesenden Blick des anderen bemerkte, doch der reagierte gar nicht.

„Damit eins klar ist“, sagte der Ältere schließlich, „du wirst Befehle befolgen. Sowohl meine als auch die meiner Generäle. Kein aus der Reihe tanzen, keine unverschämten Sprüche, keine Alleingänge.“

Er sah Inu Yasha musternd von oben bis unten an und nickte dann.

„Sie wird dich schützen. Wer weiß, mit welchen Hinterhältigkeiten Takaitayo aufwartet.“

Er prüfte noch einen Verschluss am Schulterteil, doch ehe er die Hand wieder wegziehen konnte, fing Inu Yasha sein Handgelenk ein und sah ihm mit festem Blick in die Augen.

„Du kannst mir vertrauen.“

 

~*~

 

Es ist soweit. Der Schattenyōkai ist auf dem Vormarsch“, verkündete der Inu no Taishō mit sehr ernster Miene. „Wir müssen ihn zurückschlagen, ehe er das Tal erreicht...“

Die Generäle und Berater nickten: Sie alle wussten, dass ein solcher Krieg mit verheerenden Opfern einhergehen würde. Nur deshalb hatte der Herrscher so lange gezögert.

Du kannst dir meiner Unterstützung sicher sein, mein Freund“, sagte Shadi entschieden.

Dafür stehe ich ewig in deiner Schuld.“

Strategien wurden besprochen, Zuständigkeiten.

Sesshōmaru“, wandte er sich schließlich an den eigenen Sohn, „Ich wünsche, dass du mit einer Einheit Soldaten die Schlossmauern verteidigst, sollte es dazu kommen, dass sie uns überrennen.“

Dunkles Bernstein bohrte sich warnend in helles Gold. Der Blick wurde verbissen erwidert.

Du weißt, was ich kann“, sagte Sesshōmaru ruhig, „du weißt, dass an der Front dort mehr bewirken könnte.“

Der Inu no Taishō schüttelte entschieden den Kopf. „Nicht dieses Mal, Sesshōmaru.“ Dabei machte er sich auf einen Schlagabtausch gefasst – der jedoch ausblieb. Und als Sesshōmaru schließlich nickte und eine leichte Verneigung andeutete, da war es Tōga das erste Mal unmöglich, in seinem Sohn zu lesen. Und das war beunruhigend.

 

Ich weiß, was du vorhast!“, holte ihn Irukas Stimme ein, „Das ist Wahnsinn!“

Sesshōmaru blieb ruckartig stehen, sodass der Kamerad beinahe in ihn hinein gelaufen wäre und packte ihn abrupt am Kragen um ihn näher an sich zu ziehen.

Hör zu!“, zischte Sesshōmaru warnend und das helle Raubtiergold mit den zu Schlitzen verengten Iriden bohrte sich in helles Braun, „Du weißt genau wie ich, dass mein Vater meine Stärke verkennt und dass der Schattenyōkai niemals die Festung des Westens erreichen wird! Ich werde mir diese Möglichkeit nicht entgehen lassen – wir haben von Akira-Sensei alles gelernt, was wir wissen müssen und er hat mich diese verdammten extra Einheiten sicher nicht umsonst ableisten lassen! Und du wirst mir dabei nicht in die Quere kommen, verstanden?“

„Jawohl, mein Fürst!“

Und spar dir die Ironie – ich lege das Kommando in deine Hand!“

Jawohl, mein – was? Das kann nicht dein Ernst sein! Und wie willst du dich überhaupt in deines Vaters Heer verbergen ohne dass er es frühzeitig bemerkt?“

Hast du mich je scherzen hören?“, grollte der junge Fürst, „Und das lass meine Sorge sein... sag, kann ich mich auf dich verlassen?“

Ja wenns denn sein muss! Und wehe du machst uns nicht alle Ehre!“

 

Sie ritten auf Dämonenpferden mit vier Augen und acht Beinen, größer und schneller als die Pferde, die der Mensch sein Eigen nannte, hatten sie schon in manchen Schlachten gut gedient.

Der Inu no Taishō ritt an der Spitze – es galt keine Zeit zu verlieren, denn der Schatten Yōkai war schnell und lautlos. Sie waren in aller Frühe aufgebrochen, denn bei Nacht war er schädlicher und verheerender als des Tags.

Ich hab ein mieses Gefühl“, knurrte Akira an seiner Seite, „ein verdammt mieses.“

Damit bist du nicht allein“, raunte Toga, „Sieh dort!“, meinte er schließlich und zügelte das Pferd, wobei er in eine Richtung deutete, in welcher das Tal in Finsternis lag. Eine unnatürliche Finsternis, die in einer behäbigen Langsamkeit näher auf sie zu walzte.
 

Während der Inu no Taishō eine kurze Ansprache hielt starrte Sesshōmaru wie gebannt auf die sich nähernde Dunkelheit. Das war er also, der Schattenyōkai. Er warf einen unauffälligen Blick zu den Soldaten in deren Mitte er sich verbarg. Keiner sprach, allen stand Grimm im Gesicht.

Unbewusst tastete der junge Fürstensohn nach dem Schwert an seiner Seite. Es war geschmiedet aus dem Zahn seines Urgroßvaters. Er fühlte die Macht der Ahnen pulsieren und ein unterschwelliges Hochgefühl machte sich breit. Sein Blick wanderte zu dem Heer der Perser und blieb bei Saddin hängen. Ein angenehmes Gefühl durchströmte ihn, doch er riss sich los, denn dafür war gerade jetzt keine Zeit.

 

Die beiden Heere prallten in der Mitte des Tales aufeinander und sofort verschluckte der Schatten, der einer merkwürdigen zähen Wolke vorauseilte, alles Sonnenlicht. Kaum hatte die Schlacht begonnen, sah Sesshōmaru, wie der Soldat, der neben ihm ritt von seinem Pferd gefegt wurde – es gab einen gurgelnden Laut und eine unsichtbare Klinge hatte ihm die Kehle zerfetzt. So schnell. So lautlos. Sesshōmaru riss sich von dem Anblick los und schwang sein eigenes Schwert, fühlte, wo sich die finstere Aura seiner Gegner befand und tötete den herannahenden Schattenyokai als hätte er nie etwas anderes getan.

Er spürte, wie eine Energie vor ihm jäh erlosch. Es waren viele. Viele unruhige boshafte Energien. Schwer eine einzelne herauszukristallisieren.

 

Plötzlich löste sich ein Schatten von den anderen und kam in rasendem Tempo auf ihn zu – Sesshōmaru reagierte, aber zu langsam. Eine dunkle Klinge schlitzte seinem Pferd glatt den Bauch auf – es stieg mit einem schrillen Wiehern und Sesshōmaru schaffte es nicht mehr rechtzeitig abzuspringen, sodass er mit dem Tier stürzte und dessen schweres Gewicht ihn unter sich begrub. Adrenalin pulsierte durch seine Adern, während der Geruch der stinkenden Eingeweide seines Pferdes in die empfindliche Hundenase drang.

Mit einem Ächzen wälzte er sich unter dem Pferdekörper hervor und sah zu, dass er wieder auf die Beine kam. Irgendwo in der Ferne spürte er Tessaigas Energie aufwallen und kurz drang Licht durch die Schatten.

Mit einem Blick zum Himmel sah er durch einen Schleier die untergehende Sonne glühen und plötzlich wallte eine böse Vorahnung in ihm auf. Sesshōmaru ließ gehetzt den Blick über die Kämpfenden gleiten, während seine eigenen Bewegungen fast schon mechanisch wurden. Die Schatten wurden dichter und er spürte das unruhige, boshafte Yoki, das nach ihm schlug. Er ließ seine Energiepeitsche aufflammen um eine Reihe von den Kreaturen, die er nicht sah, zu zerteilen. Übler Gestank machte sich breit. Der Gestank von Leichen, die in der sengenden Sonne verwesten. Neben ihm wurde ein Soldat aus dem Nichts in der Mitte zerteilt und es regnete Blut und Eingeweide. Sesshōmaru musste sich von dem Anblick regelrecht losreißen.

 

Die Flut der Gegner schien endlos und sein Blick flackerte zu der schattigen Wolke, die immer näher kam und er benötigte zwei Sekunden um eine Entscheidung zu treffen. Er hetzte los und als er die Wolke erreicht hatte schwappten schwere Schwaden über ihn herein und die Kampfgeräusche drangen nur noch dumpf an sein Gehör.
 

Es war kalt hier und er hörte Stimmen flüstern. Irgendetwas packte ihn plötzlich am Bein, doch als er sich losreißen wollte, stolperte er ein paar Schritte, denn dort war nichts. Er musste plötzlich an Saddin denken und an das, was der ihm über sein Schwert erzählt hatte. Es fing das Sternenlicht. Genau das könnte er jetzt brauchen.

Abermals eine dunkle Energie, böser als alle anderen zusammen und die feinen Härchen in Sesshōmarus Nacken stellten sich auf. Er hielt sein Schwert vor sich, beinahe verkrampft.

Gib dich zu erkennen!“, forderte er, doch alles, was er hörte, war ein leises Lachen und ein Flüstern, dessen Worte er nicht verstand.

Etwas schoss auf ihn zu und er schwang sein Schwert und zerteilte etwas, das ein gequältes Geräusch und einen üblen Gestank hinterließ. Abermals erklang das Lachen.

/So … da schickt der Inu no Taishō seinen Welpen in die Schlacht... soweit ist es mit dem Westen gekommen./

Ein Wind, der kalt durch sein Haar fuhr und er versuchte, den Ursprung der Stimme auszumachen, doch sie schien von überall und nirgends zu kommen.

Wer bist du?“, forderte er zu wissen, doch seine Stimme klang nicht so fest, wie er sich das erhofft hatte. Die Kampfgeräusche waren plötzlich verstummt. Als hätte jemand den Ton ausgelöscht.

/Ich?/ Abermals ein Windstoß, der so abrupt war, dass der junge Fürstensohn zwei, drei Schritte nach hinten stolperte.

/Ich bin das Nichts. Das Vergessen, die Dunkelheit, die Trauer, die Krieger, die ich im Kampf holte... und einer von Euch selbsternannten Königen wird mir noch heute in die Schatten folgen. Vielleicht... Dein Vater!/

Licht wallte auf und Sesshōmaru sah seines Vaters Leiche, gepfählt und blutüberströmt und trotz des grellen Lichtes weiteten sich die Pupillen und die Hände krampften sich so um den Schwertgriff, dass seine Fingerknöchel weiß hervortraten. Die Augen des vermeintlich Toten verdrehten sich grotesk in seine Richtung und er musste an sich halten, nicht zurück zu weichen.

D-damit machst du mir keine Angst!“

/So....? Ich glaube du lügst, kleiner Fürst... aber ich kann dir noch mehr zeigen.../

Zu seiner Linken flammte eine neue Lichtsäule auf und etwas in ihm zog sich vor Schmerz zusammen als er Saddin sah, den Körper von Pfeilen durchbohrt und der Leib aufgeschlitzt, sodass ihm die Eingweide herausquollen, die Augenhöhlen waren leer und in ihnen tummelten sich weiße Maden.

Hör auf damit!“, befahl Sesshōmaru und schloss die Augen um sich zu sammeln. Diese Bilder, dachte er, sind nicht real. Das hier ist nicht echt.

Aber wie mochte es nur sein, dass dieser Schattenyōkai so tief in ihn eindrang, dass er um seine Ängste wusste? Das hatte niemand je berichtet.

Und dann kam ihm ein hässlicher Gedanke. Vielleicht, weil niemand diese Begegnung je überlebt hatte.

/Dein Vater hatte wohl seine Gründe, dir die Schlacht zu verbieten, Welpe!/, höhnte der Schattenyokai. /Sieh nur, was du angerichtet hast.../

Sesshōmaru spürte eine eisige Präsenz dicht an seinem Körper, als läge er nackt im Schnee.

Etwas strich ihm durchs Haar und Sesshōmaru wusste, er hätte jetzt nur sein Schwert heben und einen gezielten Hieb ausführen müssen, aber seine Arme waren schwer wie Blei.

/Irgendjemand... wird heute sterben... Tōga oder Saddin? Saddin oder Tōga? Wen nehm ich nur... oder... wie wäre es mit-/

Irgendetwas schien die Stimme inne halten zu lassen.

/Na, was haben wir denn da... du bist ja ein Megumareta... zu schade für den Tod... aber du hattest deine erste Läufigkeit noch nicht.... wie wäre es, wenn ich dir... meinen Nachkommen einpflanze....?/

Abermals ein höhnisches Lachen - irgendetwas riss Sesshōmaru aus seiner Starre und mit einem verbissenen Keuchen riss er sein Schwert hoch und zerteilte einen Körper vor sich, den er nicht sehen konnte.

Abermals erfüllte ein erbärmlicher Gestank die Luft, die Irrbilder verschwanden und ein Lichtkegel breitete sich inmitten der Dunkelheit aus, was ihm kurzzeitig die Sicht raubte.

Er blinzelte angestrengt und als er die Sicht wieder erlangte fand er sich auf einem Berg aus Leichen wieder. Bis zum Horizont nur Leichen. Wäre er in seiner Hundegestalt gewesen hätte sich ihm das Rückenfell aufgestellt. Eine wellenartige Bewegung kam in die Leichen und sie bogen sich zu einem Berg in die Höhe und nahmen dann eine Form an, während am Himmel Gewitterschwaden zusammen zogen.

Sie formten sich allmählich zu etwas, das an einen Yōkai erinnern sollte und eine verzerrte Stimme drang dort hervor, wo sich den Mund befinden sollte.

Sesshōmaru! Sesshōmaru!“

Die Stimme hallte und schmerzte in den empfindlichen Ohren und Sesshōmaru brauchte alle Selbstbeherrschung, um nicht die Hände auf die Ohren zu pressen.

Du bist weit vorgedrungen für dein Alter! Warum wohl wollte Tōga nicht, dass du hier bist? Er wusste dass du das tun würdest, er wusste es!“

Das Lachen war wie das Donnern, das von einem nahenden Gewitter kündet.

Und plötzlich erkannte Sesshōmaru etwas in der Hand des Yōkai und seine Augen weiteten sich vor Schrecken. Es war Shadi, Saddins Vater und obschon er leichenblass war, sagte Sesshōmaru irgendetwas, dass er noch am Leben war.

Gib ihn frei!!!“, forderte er laut ohne das Grauen zu beachten, das ihn befallen hatte. Was?, dachte er bei sich, bist du ein Welpe oder ein Mann?!

/Oh, das würde ich zu gerne, doch ich fürchte, er wird nicht mehr lange genug am Leben sein, bis du hier raus bist!/

Sesshōmarus Blick hetzte über den Horizont.

Wo sind wir hier?“, forderte er zu wissen, „ist das das Jenseits? Sprich!“

/Mitnichten, kleiner Prinz. Das, was du hier siehst, das …/ Die Figur machte eine ausbreitende Geste mit dem Arm, /Das ist die Zwischenwelt. Hier bleiben die gefangen, die nicht leben und nicht sterben dürfen … Shadi wird bald einer von ihnen sein.../

/Nein!/

/Was willst du tun!/

/Ich … ich.../

Ein Panikgefühl bemächtigte sich seiner. Sollte sein Vater am Ende Recht behalten? Hatte er sich überschätzt?

/ich warte.../ Die Stimme war ein widerlicher Singsang, Sesshōmaru presste die Augenlider zusammen und versuchte zur Ruhe zu kommen.

Er würde ihn nicht bezwingen können, wenn er einfach nur mit einem Schwert auf ihn einstach.

/Was verlangst du?/, schrie er dem Monster entgegen. Das tat so als würde es überlegen.

/Ich mach dir ein großartiges Angebot! Ich werde mich für eine Weile zurückziehen und du darfst den alten Mann mitnehmen und im Gegenzug … bekomme ich dein Megumareta-Erstgeborenes./

Sesshōmaru stockte, doch dann straffte er die Gestalt. Schließlich sagte er: „So sei es.“

Denn er hatte nicht vor, jemals zu gebären.

 

Ein lebloser Leib löste sich aus dem Leichenhaufen, fiel und prallte dumpf auf. Sesshōmaru eilte zu ihm hin und beugte sich zu ihm herab. Er atmete. Gerade noch so.

/Ah, ich vergaß/ erklang die Stimme verschmitzt aus dem in sich zusammen fallenden Leichenhaufen.

/Unser Abkommen... gilt natürlich nur... wenn du überlebst.../

Was?“

Kaum hatte er zu Ende gesprochen spürte er wie etwas mit massiver Wucht seinen Brustpanzer von hinten durchschlug und sich in seinen Körper bohrte. Es war nicht nur der Pfeil, das wusste Sesshōmaru, als er kraftlos neben Shadis Körper in die Knie sank, welcher sich schwach regte. Es war das Gift des Schatten Yōkai. Nur eine Prüfung, nichts weiter. Das bisschen Gift, dachte er mit einem schwachen Lächeln, was kann mir das bisschen Gift schon anhaben.

 

Die Schattenwolke zog sich zurück und mit ihr all die böse Energie ihrer gepeinigten Seelen. Inzwischen war es Nacht geworden. Ein Sternenmeer funkelte unschuldig auf sie herab, das Schlachtfeld war still, bis auf vereinzelte qualvolle Schreie Sterbender.

Als Sesshōmaru herab sah, bemerkte er, dass Shadi die Augen offen hatte.

Könnt Ihr aufstehen?“ fragte er müde und half dem älteren Yōkai dabei, sich aufzurichten, welcher erschöpft nickte.

Sesshōmaru ignorierte den lähmenden Schmerz, der von dem vergifteten Pfeil ausging und ließ Shadi sich auf ihm abstützen, während er versuchte, zu ermitteln, wo die anderen waren. Aber der Blutgeruch machte es schier unmöglich, einen einzelnen Geruch heraus zu filtern.

 

Dort!“, hörte er plötzlich eine Stimme rufen und kurz darauf spürte er, wie man ihm die Last abnahm.

Und kurz darauf eine bekannte Stimme mit einem ungläubigen: „Sesshōmaru?“

Ach, er hatte ja Helm und Visier verloren dort in den Schatten. Er machte sich auf die Standpauke seines Vaters gefasst, doch die blieb aus. Stattdessen spürte er nur, wie er grob an den Oberarmen gepackt wurde.

„Verdammt, was hast du getan???“

Die Stimme klang entsetzt. Warum klang sie so entsetzt?

Ich habe ihn gerettet, Chichi-ue“, nuschelte er, „du hattest Unrecht. Ich konnte … konnte … ihn... er ist nur...“

Seine Stimme erstarb. Und es wurde schwarz.

 

~*~

 

Als Sesshōmaru zu sich kam, war es herrlich hell. Er befand sich in seinen Gemächern, doch er war nicht allein.

Der Inu no Taishō saß mit ernster Miene und ungewöhnlich bleichem Gesicht bei ihm. Als der Daiyōkai bemerkte, dass er sich regte, sagte er mit müder Stimme: „Du hast dich meinen Befehlen widersetzt.“

Ja, das habe ich.“

Und du hast den Schattenyōkai zurückgeschlagen. Alleine.“

Offensichtlich.“

Was hat er von dir gefordert?“

Die Frage kam unerwartet und Sesshōmaru antwortete nicht sofort.

Sesshōmaru!“

Mein Megumareta Erstgeborenes“, gab er dann widerwillig zu, woraufhin der Inu no Taishō fluchend aufsprang.

Das darf doch nicht wahr sein!!! Ja, bist du denn des Wahnsinns??? Ich hatte meine Gründe, dich in DIESER Schlacht NICHT mitziehen zu lassen!“

Sesshōmaru ließ seinen Vater wüten und wartete darauf, bis der eine Pause machte um dazwischen zu grätschen.

Soweit ich das mitbekommen habe“, sagte er mit leichtem Trotz, „Verdanken wir mir, dass Shadi noch am Leben ist. Da ich ohnehin nie vor hatte, zu gebären, hat keiner etwas verloren.“

Tōga schnaubte. „Ja, das sagst du jetzt mit deinen jungen Lenzen! Ich hoffe nur für dich, du überlegst es dir nicht doch anders … deine Mutter wird mich umbringen“, fügte murmelnd hinzu, während er sich durch das Haar fuhr … Ich muss mich in Zukunft auf dich verlassen können.“

Der Tonfall war ein wenig milder und Sesshōmaru nickte und erwiderte erschöpft: „Es … wird nicht wieder vorkommen...“

 

Als er das nächste Mal erwachte, war Saddin bei ihm. Der persische Dämon saß neben seinem ausladenden Futon und der Blick war in Richtung des großen Fensters gerichtet, durch welches der Nachthimmel und die Sterne zu sehen waren. Sesshōmarus Blick fuhr die markanten Linien seines Gesichtes nach und er sehnte sich nach einer Berührung.

Da bemerkte Saddin, dass er erwacht war und sagte ruhig: „Euer Vater hat uns erzählt, was Ihr getan habt...“

Ein leichter Schmerz zeichnete sich in seiner Miene ab. Dann nahm er seine Hand und küsste die Fingerspitzen, „Ich kann diese Schuld niemals wieder gut machen...“

Was macht Euch da so sicher?“, erwiderte Sesshōmaru gedämpft und sah ihm in die Augen. Saddin antwortete nicht sofort.

Wisst Ihr, dass Ihr beinahe Euer Leben verloren hättet?“

Sesshōmaru schüttelte den Kopf. Nein, das hatte er nicht gewusst. Er erinnerte sich generell nur an sehr wenig nachdem er den Pakt mit dem Schatten Yōkai eingegangen war.

Ihr hättet wohl mein Herz mit ins Jenseits genommen. Dummer Junge. Das war unglaublich leichtsinnig.“

Der Schattenyōkai hat mir Euren Tod gezeigt“, sagte Sesshōmaru mit einem zittrigen Aufatmen, das von der plötzlichen Nähe rührte und er spürte, wie Saddins Griff um seine Hand einen Wimpernschlag fester wurde.

Der Schattenyōkai ist ein grausames Monster. Verscheucht die Bilder aus Eurem Kopf. Sie sind nicht echt und werden es nie werden. Ich lebe... und liebe.“

Damit küsste er Sesshōmaru auf die zu einem Spalt geöffneten Lippen, während er mit den Händen sanft in das wirre lange Haar fuhr. Sehnsuchtsvoll presste sich der Jüngere gegen ihn während er die Hand um dessen Hals schlang und der Kuss wurde inniger im sternendurchleuchteten Dunkel des Zimmers, doch abermals war es Saddin, der ihn brach.

Sesshōmaru sank mit dem Gesicht in seine Halsbeuge und atmete den exotischen Duft ein, der dort haftete.

Saddin...“, murmelte er, „nicht der Schattenyōkai ist es, der grausam ist, sondern Ihr.“

Saddin lächelte gequält. „Ihr wisst, dass ich nichts lieber täte, doch verbietet mir meine Ehre, meinem Verlangen nachzugeben. In meinem Land... tut man das mit einem, wie ihr sie nennt, Megumareta, erst nach der Bundschließung.“

Dann nehmt mich eben zum Gefährten“, murmelte Sesshōmaru und strich Saddin durch das dichte, lockige Haar.

Der fasste ihn abrupt bei den Schulten, um ihm in die Augen zu sehen.

Wisst Ihr eigentlich was Ihr da sagt?“ Seine Stimme klang scharf, der Blick war durchdringend.

Ich bin kein Knabe mehr“, widersprach Sesshōmaru.

Ihr würdet Nihon verlassen, womöglich für immer. Ihr würdet auf Euer Erbe verzichten. Das raue Land würde Euch austrocknen und Eure weiße Haut verbrennen. Euer Status wäre ein vollkommen anderer!“

Und wenn ich Euch sage, dass mir das alles gleich ist?“

Saddin ließ ihn abrupt los. „Dann würde ich erwidern, Ihr seid eben doch noch ein naiver Knabe, der nichts vom Leben versteht!“

Seine Stimme hatte schneidend und ruppig geklungen, die Worte hatten getroffen und Sesshōmaru sagte nichts mehr als Saddin aufstand und mit energischen Schritten das Zimmer verließ.

 

~*~

 

Sesshōmaru-sama?“

Angesprochener sah von einem Schriftstück auf, auf das er versucht hatte, sich zu konzentrieren. Seit ihrem kleinen Streit ging Saddin ihm aus dem Weg und Sesshōmaru übte sich in Ablenkung, da er noch genug Stolz übrig hatte, um ihm nicht wie ein liebeskranker Trottel hinterher zu laufen. Auch wenn ihm das ungemein schwer fiel, denn seine Gefühle waren inzwischen nicht mehr zu leugnen. Er sehnte sich nach Saddin, nach seinem Geruch, seinen Berührungen, seinen Worten und den Blick, mit dem er ihn immer ansah.

Was gibt es?“, antwortete er dem Diener gelangweilt.

Es... es geht um Shadi-sama. Er... er liegt im Sterben und bat darum, Euch zu sehen.“

Was?“

Sesshōmaru sah so ruckartig auf, dass der Diener vor Schreck rückwärts stolperte.

 

Als Sesshōmaru wenig würdevoll durch die Gänge eilte schoss ihm als erstes der Gedanke durch den Kopf, ob der Schatten Yōkai ihn betrogen hatte. Und wenn es so war, würden jedenfalls Köpfe rollen.

Als er den Raum betrat schlug ihm ein Duft von würzigen weißen Hölzern entgegen. Er war irgendwie angenehm. Die Diener verließen unter Verbeugungen das Zimmer und Sesshōmaru fühlte sich plötzlich unwohl. Vorsichtig ließ er sich am Sterbebett des persischen Dämon nieder.

Ihr wünschtet, mich zu sehen.“

Ein freundliches Lächeln teilte die zerfurchten, erschöpften Züge.

Ihr solltet... wissen, dass … der Schattenyōkai Wort gehalten hat... ich... meine Zeit wäre ohnehin gekommen... schon als wir von Persien aufbrachen, sagte ich meinem Land Lebewohl...“

Ihr solltet nicht so sprechen“, sagte Sesshōmaru leise mit einen Kloß im Hals.

Er spürte eine raue Hand väterlich über seine Wange streichen, als zwei Tränen sich lösten.

Euch habe ich zu verdanken, dass meine Seele in Frieden hinüber gehen kann. Ohne Euer Opfer... wäre ich auf ewig gefangen in der Zwischenwelt...“

Shadi tat ein paar schwere Atemzüge.

Ich weiß nicht, wie... ich Euer Opfer wieder gut machen kann...“

Sesshōmaru schüttelte den Kopf. „Es gibt nichts gutzumachen...“

Shadi schüttelte entschieden den Kopf und griff dann mit einer Hand an seinen Hals um eine filigrane Kette abzunehmen, die er Sesshōmaru mit zitternder Hand reichte.

Bitte... nehmt dies als Geschenk, es... enthält das reine Licht eines neugeborenen Sterns... tragt ihn bei Euch... Ihr werdet merken, wenn... der Zeitpunkt gekommen ist, ihn zu verwenden.“

Er ließ die Kette in Sesshōmarus Hände fallen, welcher sofort eine angenehme Wärme spürte, die von dem kühlen, ruhigen Licht ausging, das sich in einem tropfenförmigen Kristall befand. Ehrfürchtig betrachtete er das kostbare Kleinod eine Weile.

 

Das … das kann ich nicht annehmen, Shadi-dono... Shadi?“, fügte er hinzu, als keine Antwort mehr kam. Als er den alten Dämon anblickte, waren dessen Züge entspannt. Er war friedlich entschlafen. Sesshōmaru blieb eine Weile bei ihm sitzen, ehe er sich erhob und die Gestalt straffte. Er trug einem Diener auf die Nachricht weiter zu tragen, dass Shadi soeben verstorben war und machte sich dann zielstrebig auf die Suche nach Saddin.

 

Doch auf dem Schlossgelände und in den Gärten konnte er ihn nicht wahrnehmen. Nur eine schwache Geruchsspur zeugte davon, dass er fortgegangen sein musste.

Sesshōmaru folgte ihr eine Weile, sie führte in den Wald hinein und schließlich zu einer Lichtung, die er nur zu gut kannte. Es war die Lichtung an der Saddin ihn gemalt hatte. Und dort fand er ihn auch, Schwertübungen ausführend, doch Sesshōmaru erkannte schon von Weitem dass Saddin weniger konzentriert und beherrscht war wie damals als sie ihren ersten Kampf ausgetragen hatten.

Sesshōmaru blieb am Rand der Lichtung stehen und sah ihm einfach nur eine Weile zu.

Saddin hielt irgendwann inne und knurrte ohne sich umzudrehen: „Es ist zum jetzigen Zeitpunkt nicht sonderlich klug, meine Gesellschaft zu suchen.“

Nun“, erwiderte Sesshōmaru ungerührt, „Das ist mein Land und ich kann sein wo ich will.“

Ich bin jetzt nicht in der Stimmung für solche Spielereien, Sesshōmaru.“

Er wandte sich um und deutete mit dem Schwert in seine Richtung.

Ruhig zog Sesshōmaru sein eigenes Schwert und erwiderte kalt: „Ich auch nicht, Saddin.“

 

Als ihre Klingen aufeinanderprallten klang es wie das wütende Fauchen von Raubtieren und Sesshōmaru spürte eine urtiefe, verzweifelt wütende Kraft, die von Saddin ausging, die so unkontrolliert war, dass sie seine eigenen Arme zum Zittern brachte. Er drehte seine Klinge aus und machte einen flinken Ausfallschritt um einen neuen Hieb zu landen, doch wieder wurde der knirschend von Saddins Schwert abgefangen.

Als nächstes kam er von oben und wäre Sesshōmaru nicht blitzschnell ausgewichen hätte er ihm wohl den Schädel gespalten - er nutzte Saddins Schwung und ließ sein Katana so hart herabsausen, dass es dem anderen und wesentlich erfahreneren Kämpfer den Säbel aus der Hand riss, welcher einige Meter weiter mit einem dumpfen Geräusch im Gras landete.

Saddin starrte ungläubig dem Säbel nach, dann sah er zu Sesshōmaru, welcher das Schwert von sich gestreckt ihn auf Abstand hielt.

Das ist Eurer nicht würdig“, sagte der junge Fürst abschätzig. Saddin sagte nichts, sondern kam langsam einen Schritt auf Sesshōmaru zu. Der wich unwillkürlich zurück, dabei brachen sie den Blickkontakt nicht. Nervosität befiel den Jüngeren und plötzlich packte Saddin mit der bloßen Hand die Klinge seines Schwertes und riss es ihm aus der Hand, um es zur Seite zu werfen und im nächsten Moment fühlte Sesshōmaru sich in einen groben Kuss gezogen. Er schnaufte überrascht und seine suchenden Finger fanden Halt in Saddins Oberbekleidung. Saddin wanderte von seinen Lippen weiter, zog eine flüchtige Spur über die Kieferpartie, vergrub die Nase sehnsüchtig in seiner Halsbeuge und dirigierte ihn zu Boden.

 

Sesshōmaru spürte das kühle Gras und wie Saddin an seinen Kleidern riss und ein zittriges Aufatmen folgte als dessen Lippen seine freigelegte steife Knospe umschloss. Das dichte, lockige Haar kitzelte seine nackte Haut und er fuhr ihm mit einer Hand in den dunklen Schopf, während die Hände sich weiter an seiner Kleidung zu schaffen machten.

Saddins Zunge zog eine Spur nach unten und die spitzen Zähne vergruben sich um den Bauchnabel, was Sesshōmaru mit einem Aufkeuchen empfindlich zusammen zucken ließ. Er spürte erste Erregung und die Lippen tiefer wandern so tief bis sie die erregte Stelle erreichten.

Saddin küsste seine Erregung, leckte von der Spitze zur Wurzel, küsste die weichen Hoden und wanderte wieder nach oben, während sich ein Finger einen weg in den engen und gänzlich unberührten Eingang bahnte. Spürte dort die Feuchtigkeit, die nur der Körper eines Megumareta erzeugen konnte und ließ bald einen zweiten folgen. Suchten und fanden schließlich eine feine Erhebung, die Sesshōmaru einen überrascht-erregten Schrei entlockte, und begannen dagegen zu massieren.

Sesshōmarus Hände fuhren suchend durch das Gras, verkrallten sich dann im eigenen Haar und fanden schließlich einen Halt in Saddins Haarschopf. Er spürte bereits recht schnell seinen Höhepunkt nahen, doch ehe er sich ergießen konnte ließ Saddins Mund ihn wieder frei. Er kam über ihn und in den dunklen Augen brannte ein verzweifeltes, wütendes und gleichsam leidenschaftliches Feuer. Ihre Lippen trafen sich wieder zu einem verschlingenden Kuss, den Sesshōmaru kurz brach als er spürte, wie sich der harte, große Phallus gegen seinen Eingang drückte und schließlich den Muskelring durchbrach.

Er wand sich, denn es schmerzte und die Geräusche, die er von sich gab zeugten von einer Mischung aus Schmerz und Lust. Sein Atem ging flach, doch Saddin raunte nur „Schh...“ und strich ihm mit zittrigen Händen über Stirn und Wangen, während er Worte in der persischen Sprache murmelte und obgleich Sesshōmaru nicht wusste, was er sagte, wusste er, dass niemals jemand schöner zu ihm gesprochen hatte.

Er spürte eine Träne in seiner Halsbeuge dort wo Saddin das Gesicht vergraben hatte und fuhr ihm voll Zuneigung sanft mit den Klauen über den Rücken, wobei er die Beine weiter für ihn öffnete, damit er sich alles nehmen konnte, was er wollte.

Sesshōmaru schloss die Augen und stöhnte leise und er nahm alles so intensiv war, wie nie zuvor in seinem Leben. Die Frühlingsvögel, die zwitscherten, der Wind raschelnd in den Blättern der Bäume. Saddins Geruch, seine wellenartigen, schwimmenden Bewegungen, die etwas tief in ihm zum Singen brachten, aber auch den Schmerz und die Verzweiflung über den Verlust des Vaters und die Dankbarkeit, dass er, Sesshōmaru, nun hier war.

Saddins Bewegungen wurden unregelmäßiger, fester, das Stöhnen, das tief in seiner Kehle grollte, längst nicht mehr unterdrückt. Und obgleich er Sesshōmaru nicht berührte, spürte dieser, wie sein Höhepunkt näher rollte.

Als er kam, krampfte sich sein Körper zusammen und sein Samen verteilte sich warm zwischen ihren erhitzten Leibern.

Die plötzliche Enge ließ Saddin heiser aufstöhnen und er stieß noch einige Male kraftvoll in den jungen Leib, ehe er sich tief in ihm ergoss.

Sesshōmaru spürte seine Stimme in seiner Halsbeuge, an jener Stelle wo ein Gefährtenmal gewesen wäre, hätte Saddin ihn beansprucht.

Saddin sank erschöpft auf Sesshōmaru zusammen, noch immer in ihm, und der strich ihm tröstend durchs Haar.

 

 

In mir ewges Feuer loht,

Röter als der Rose Rot,

Ihr allein seid meine Not – und mein Herz,

Mein Blut,

Mein Tod.

 



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