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Der Duft von Hyazinth

von

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Der Geschmack von Milch und Mondlicht

Inu Yasha fühlte sich zurück erinnert an den Tag als er das erste Mal hierher gekommen war und Sesshōmaru kurz nach der Abtreibung hier vorgefunden hatte.

Etwas nervös und ungeduldig trappte er mit den Fingern über seine Oberschenkel, während die Heilerin eine Untersuchung vornahm.

Sesshōmaru war wieder zu Bewusstsein gekommen, wirkte sichtlich verstimmt über den Umstand in Gegenwart seines jüngeren Bruders eine derartige Schwäche gezeigt zu haben, doch darauf, so beschloss Inu Yasha, würde er keine Rücksicht nehmen.

„Das Gift der Südhunde ist heimtückisch“, erklärte Homoto dann, nachdem sie die violette Linie auf Sesshōmarus Haut nachverfolgt und den Puls gemessen hatte, „wenn es auch nur eine winzige körperliche Schwäche gibt, sucht es danach und gräbt sich hinein. Offensichtlich ist es eines der Gifte, die Euer Körper nicht neutralisieren kann.“

„Was bedeutet das jetzt?“, fragte Inu Yasha konsterniert.

„Das bedeutet“, antwortete Sesshōmaru selbst, als wäre das eine unglaublich dumme Frage gewesen, „dass es ein wenig länger braucht als unter normalen Umständen.“

„Ich könnte es mit einem Aderlass beschleunigen“ meinte die Heilerin dann, „Und ein Mittel gegen das Fieber zubereiten. Wollen wir hoffen, dass wir es rechtzeitig eindämmen können. Ihr hättet gleich zu mir kommen sollen und nicht erst Euren Beraterzirkus abhalten.“

Homotos Stimme klang vorwurfsvoll und zurechtweisend und Inu Yasha war sich ziemlich sicher, dass die Alte sich jetzt die Kopfwäsche ihres Lebens abholen durfte, doch... zu seiner Verblüffung geschah überhaupt nichts. Keine Gegenwehr, kein Wort der Beschwerde.

Na sieh mal einer an, dachte Inu Yasha, von der lässt du dir tatsächlich was sagen. Gut zu wissen.

Dabei beobachtete er mit Argusaugen, wie die Alte mit geübten Händen eine Art... Nadel?, die innen hohl zu sein schien und so etwas, wie ein Ventil auf einer Seite hatte präparierte und sie mit einer flinken Bewegung in Sesshōmarus Haut stach, nahe an der Armbeuge. Inu Yasha verzog dabei leicht das Gesicht und rieb sich unbewusst über die eigene Armbeuge.

Homoto stellte eine Schale darunter und öffnete dann die Kanüle. Inu Yasha war der Geruch von Blut natürlich nicht unbekannt, aber irgendwie wurde ihm gerade ein wenig anders. Als er dann noch das leise Geräusch hörte, wie das Blut in die Schale plätscherte, hätte er sich am liebsten übergeben.

Bemüht um Beherrschung sah er beiläufig in eine andere Richtung.

Um sich irgendwie abzulenken, stellte er sich kurz vor, wie es gewesen wäre, wenn er selbst hier aufgewachsen wäre. In einem Schloss, sich nicht täglich durchschlagen müssen in einer Welt die voller Verbrecher und Monster war. Und nicht diese ständige Einsamkeit, ehe Kikyo gekommen war. Und später Kagome und seine anderen Freunde. Der Hanyō schüttete den Kopf. Das war so lange her. Woher kam plötzlich nur dieser Groll?
 

„Sagt mal, wie viel müsst Ihr ihm denn abzapfen, reicht das nicht langsam?“, platzte es schließlich aus Inu Yasha heraus, nachdem er mehr zufällig einen erneuten Blick auf die Schüssel geworfen hatte, die beinahe voll war.

„Ihr müsst nicht beunruhigt sein, Inu Yasha-sama, ich weiß, was ich hier tue...“

„Das weiß sie immer“, fügte Sesshōmaru mit süß-säuerlicher Stimme hinzu, wobei er Inu Yasha einen vielsagenden Blick zuwarf, den der von seinem Bruder so gar nicht kannte und es brachte ihn unwillkürlich zum Grinsen.

Der Ältere der Brüder zuckte jäh zusammen als die Alte etwas grob an der Nadel zog, um sie zu entfernen, sie sparte sich jedoch einen Kommentar dazu. Dann überprüfte sie noch einmal die Vergiftung, die merklich unter der Haut verblasst war und legte schließlich die Fingerspitzen an Sesshōmarus Wange um die Temperatur zu messen.

„Das Fieber ist moderat. Hoffen wir, dass es nicht ansteigt. Ihr müsst jetzt ruhen..“
 

Inu Yashas Blick ruhte nachdenklich auf den entspannten Zügen Sesshōmarus. So im Schlaf wirkte er gar nicht so kühl und unnahbar. Irgendwie weicher, jünger als er tatsächlich war.

„Ihr könnt hier gerade nichts mehr tun“, sagte die Heilerin mit freundlicher Stimme.

„Scheucht Ihr mich grade hier raus?“

Die Alte lachte leise. „Seht es wie Ihr wollt. Ich an Eurer Stelle würde die Gelegenheit nutzen, mich ein Bisschen hier im Schloss umzusehen.“

Dabei zwinkerte sie ihm zu und aus irgendeinem Grund schlug Inu Yashas Herz ein paar Takte schneller.

„Der Westflügel dürfte dabei von besonderem Interesse für Euch sein...“
 

Inu Yasha fühlte sich als täte er etwas Verbotenes, als er so durch die Gänge stromerte. Man warf ihm Blicke zu, aber es waren nicht die Art von Blicken, mit denen er gerechnet hatte, mehr neugierig und ja... sogar freundlich? Das war ungewohnt und er fühlte sich irgendwie nervös. Der Westflügel. Warum wohl war der so besonders? Elende Neugier!

Ihm fiel bald auf, dass, je näher er dem Westflügel kam, ihm weniger Diener und anderes Schlosspersonal entgegenkam.

An einem Durchgang stand eine Wache, doch die schien ein kleines Nickerchen zu machen. Offensichtlich verirrten sich hier so wenige in diesen Teil des Schlosses, dass das verschmerzbar war. Inu Yasha zuckte mit den Schultern und spazierte einfach an dem leise schnarchenden Mann vorbei.
 

Er passierte helle, lichtdurchflutete Gänge und je weiter er vordrang, desto stiller wurde es. Beinahe angenehm still. Weitaus weniger Gerüche begegneten ihm hier. Sesshōmarus war hier sehr dominant, aber noch ein anderer, sehr schwacher.

„Hm...“, machte Inu Yasha konzentriert und folgte der Spur dorthin, wo sie am stärksten war. Er rechnete felsenfest damit, dass die große Türe verschlossen war, doch sie gab nach und ohne es zu wissen, stand Inu Yasha im nächsten Moment im Arbeitszimmer seines Vaters. Aus irgendeinem Grund fühlte er sich gleich wohl hier und irgendwie geborgen. Die Fenster waren klar und weitläufig und Inu Yasha murmelte vor sich hin: „Ob er die Abendsonne mochte?“ Ein plötzlicher Stich in der Brust und er schüttelte hartnäckig den Kopf. Als ob er noch sentimental würde, pah!

Um sich von diesem Gefühl abzulenken, schlenderte Inu Yasha durch den weitläufigen Raum, blieb unschlüssig vor dem großen Schreibtisch mit seinen Schränkchen hintendran stehen. Die Schubladen zogen ihn magisch an. Sollte er...?

Inu Yasha zuckte mit den Schultern und zog dann aufs Geratewohl die erstbeste Schublade auf – und wurde bitterlich enttäuscht, denn außer ein paar Federkielen und eingetrockneten Tintenfässchen, sowie vergilbtem leeren Pergament war dort nichts vorzufinden.

„Warum hebt Sesshōmaru denn so einen Schrott auf?“, brummte er gelangweilt und zog nacheinander die nächsten drei Schubladen auf.

„Ah“, machte er und hob einen Stapel Bilder heraus, die auf Stoff gemalt waren. So etwas kannte er noch dunkel aus dem Haus in dem er mit seiner Mutter gelebt hatte.

Er hockte sich im Schneidersitz vor den Schreibtisch, auf welchem, wie er bei näherem Hinsehen erkennen konnte, ein riesiger Tintenfleck war, und legte den Bilderstapel darauf ab.

Das erste Bild zeigte einige Inuyōkai, die Inu Yasha nicht kannte, aber sogar sein ungeübtes Auge erkannte, dass da ein wahrer Malermeister am Werk gewesen sein musste. Die Personen auf dem Bild wirkten sehr echt.

Das zweite zeigte Izayoi. Ein liebevoll-trauriges Lächeln stahl sich auf Inu Yashas Lippen und er strich sanft mit dem Zeigefinger über das gemalte Antlitz. Wie jung und schön sie aussah, nicht gezeichnet und zerrissen von dem Schmerz über den Verlust ihres Liebsten und die Behandlung, die man ihrem geliebten Kind angedeihen ließ.

Wäre ich nicht gewesen, wären sie beide noch am Leben..., ging es ihm nicht zum ersten Mal durch den Kopf und im nächsten Moment: Ging es Sesshōmaru vielleicht damals gar nicht um Tessaiga?

Inu Yasha legte das Bild beiseite.

Das nächste zeigte den Inu no Taishō, die Inu no Kami und ein, wie es schien neugeborenes Baby, das in den Armen der Hundefürstin schlummerte. Der Inu no Taishō hatte liebevoll den Arm um die schöne Yōkai gelegt und ein glückliches Lächeln lag auf seinen Lippen. Es wirkte einträchtig, friedlich.

Und du hast alles zerstört, rief die fiese Stimme schon wieder.

Das nächste Bild zeigte zwei Yōkaihunde, einen Großen und einen Welpen beim Spiel, Hintergrund war eine schöne Waldlandschaft mit einem glutroten Sonnenuntergang.

Mehr durch Zufall drehte er es um und dort stand mit kleiner krakelig wirkender Handschrift, die Inu Yasha irgendwie an seine eigene erinnerte: „Sess-chans erstes Abenteuer.“

Ein Glucksen wand sich aus Inu Yashas Kehle und er formte lautlos mit den Lippen: „Sess-chan.“

Auf dem nächsten war ein Kleinkind zu sehen – das weiße Haar fiel in weichen Locken um das runde Gesicht und die blassgoldenen Augen waren schielend zur Nase verdreht auf welcher sich ein großer blauer Schmetterling niedergelassen hatte.

Das Bild sah er sich etwas länger an und versuchte dabei, irgendeine Verbindung zu dem ernsten, unterkühlten Erwachsenen herzustellen, den er kannte, doch es gelang ihm nicht.

Inu Yasha schüttelte nachdenklich den Kopf.

„Was ist bloß mit dir passiert, dass du so geworden bist...?“

Das folgende Bild zeigte einen Jungen im Alter von etwa 10 bis 12 Jahren, der hochkonzentriert eine Schwertübung ausführte. Die Kleidung war einfach und locker, die Hosen an den Waden gebunden, oben noch ohne Harnisch. Das Haar war hochgebunden, so wie es der Vater getragen hatten und obwohl die Züge noch kindlich anmuteten, ließen sie schon die feingeschnittenen Züge erahnen, die der Erwachsene später einmal ausbilden würde, ebenso der schlanke, hochgewachsene Körperbau.

Es folgte ein Bild, auf welchem vier Yōkai zu sehen waren: Der Inu no Taishō, eine schlanke Yōkai mit ungewöhnlich rotem Haar und stechendem Blick, ein stämmiger, bärbeißig wirkender älterer Yōkai in Felle und altmodische Rüstung gehüllt und... Takaitayo. Bei Letzterem verdüsterte sich Inu Yashas Blick. Er hasste diesen Kerl so unglaublich, dass es schon gar keinen Ausdruck mehr dafür gab.

Er drehte das Bild um und las: „Die vier Daiyōkai aller Lande.“

Auf dem nächsten waren Sesshōmaru und sein Vater, beide in voller Rüstung – es war eine andere als die, die Sesshōmaru heute trug, sie war mehr der des Vaters nachempfunden. Das Haar war zu einem Zopf geflochten, die hohen Wangenknochen, die sich schon deutlich mehr herausgebildet hatten unterstrichen den ernsten, beinahe teilnahmslosen Blick.

Mit einem kurzen Blick auf die Rückseite stellte Inu Yasha fest, dass Sesshōmaru nach der Datumsangabe ungefähr 15 gewesen sein musste. Dieser Sesshōmaru sah dem, den er kannte jedenfalls mehr als ähnlich.
 

Nachdenklich schob Inu Yasha die Bilder in einen Haufen zurück und hoffte, er hatte nichts durcheinander gebracht.

Er zog daraufhin noch ein paar Schubladen auf, in den meisten war nur Krimskrams, aber in der letzten fand er etwas, das auf sein Interesse stieß.

Mehrere fein säuberlich gefaltete Pergamente. Inu Yasha bekam plötzlich das Gefühl, etwas Verbotenes zu tun. Er faltete eines der Schriftstücke auseinander und sah oben das Datum. Es müsste um die Zeit gewesen sein als das Bild von Sesshōmaru entstanden war. Oder kurz davor.
 

'Oh, erhört mich, Ihr Nachtschöner, Ihr Prinz der Hyazinthen,

Denn

In mir ew'ges Feuer loht, röter als der Rose Rot,

Ihr allein seid meine Not – und mein Herz,

Mein Blut. Mein Tod.
 

Für Sesshōmaru

in hingebungsvoller Liebe,

Saddin Al-Sayid

Herr der östlichen Sterne'
 

Inu Yasha spürte, wie sein Gesicht gnadenlos erhitzte. Er starrte auf die Zeilen, die so viel Wehmut, so viel Liebe und auch Zerstörungskraft ausdrückten und konnte nicht fassen, dass sie an Sesshōmaru gerichtet waren. Und warum bewahrte er sie gerade hier auf? Als könne er sich nicht entscheiden, ob er sie behalten oder vernichten wollte?

Sesshōmaru, der kalte unnahbare Sesshōmaru hatte einen Liebsten gehabt? Inu Yasha musste heftig schlucken und seine Klauen bohrten sich unwillkürlich in die Ränder des Schriftstücks. Plötzlich fühlte er sich wie ein trampeliger Bauer. Natürlich hatte Sesshōmaru eine Vergangenheit. Er hatte vielleicht sogar einmal geliebt und...

Mit einem Mal wurde Inu Yasha etwas bewusst. Was wenn es gar nicht nur einer gewesen war? Sesshōmaru war – und das konnte er nicht leugnen – der schönste Yōkai, den er kannte, er war klug, er war stark und auf eine gewisse Weise wohl auch verführerisch... und wie mochte es sein, dass ihm das so durch die Gedanken brauste, wie ein Sturm?
 

Ob er wohl früh seine Unschuld an einen von diesen Verehrern verloren hatte?
 

Inu Yashas Gesicht wurde heißer, aber auch der Zorn in ihm. Grob packte er das Schriftstück wieder auf den Stapel zu den anderen und stopfte es in die Schublade zurück, welche er mit solch einer Wucht zustieß, dass sie wieder wenige Zentimeter aufsprang. Mit einem genervten Schnauben schob er sie ganz zu. Diese verdammte Hitze, das war ja nicht zum Aushalten.

Inu Yashas Blick geisterte durch den Raum und blieb dann an den Fenstern hängen.

Mit einem Ruck schob er eines auf und sprang dann vom Sims auf zum nächsten Baum und von diesem schließlich auf die Erde. Mit dem Blick suchte er das Ende des weitläufigen Gartens und steuerte darauf zu – die hohe Mauer wurde mühelos übersprungen.

Inu Yasha wusste nicht, wo er hinwollte, aber er wusste, dass er weg wollte. Irgendetwas da drin war ihm gerade zu viel geworden.
 

In mir ew'ges Feuer loht...
 

„Verdammt!“, fluchte er als das Schloss schon längst außer Sichtweite war. Er war im Wald und er war allein. Irgendwann blieb er stehen und ließ sich erschöpft und mit ausgestreckten Gliedern mit dem Rücken ins Gras fallen. Er schloss die Augen und versuchte sich auf den Gesang der Vögel, das Rauschen des Windes zu konzentrieren.

Doch es gelang nicht. Stattdessen flammte eine Szene vor seinem inneren Auge auf. Als sie aus dem Südreich gekommen waren und er Sesshōmarus endlos langes Haar von dem Schmutz gereinigt hatte. Sein Haar, es … es hatte so gut gerochen. Nach Wald und Wiesen, nach verheißungsvoller Lieblichkeit.
 

Die makellos weiße Haut. Wie sie wohl roch? Bestimmt nach Milch und Mondlicht.
 

Inu Yasha riss mit einem Keuchen die Augen auf und presste erschrocken die Hand in den Schritt. Härte pochte unnachgiebig gegen seine Hand.
 

Röter als der Rose Rot...
 

„Scheiße...“ Das war zittrig über seine Lippen gekommen und mit ebenso zittrigen Händen fummelte er ungeschickt seinen Suikan auf. Er zog den Stoff gerade so weit herunter, dass er sein steifes Glied hervorholen konnte.
 

Ihr allein...
 

Mit strammen lieblosen Zügen begann Inu Yasha, sich zu massieren, nahm eine zweite Hand hinzu um seine Eier zu kneten. Ein erleichtertes Wimmern entkam ihm dabei, es war viel zu lange her, seit er sich selbst berührt hatte.
 

Ob Sesshōmaru das auch tat? Wie sein Stöhnen wohl klang?
 

… meine Not
 

„Sei verdammt, Sesshōmaru!“, brachte Inu Yasha ächzend hervor und sein Satz endete in einem heiseren, keuchenden Stöhnen. In ihm tosten Lust, Ärger, Überforderung und Verwirrung gleichermaßen.
 

Mein Blut mein Tod...
 

Es dauerte nicht lange. Inu Yasha bog mit einem heiseren Aufschrei das Kreuz durch und kam in dicken Schüben auf seinem Bauch und teilweise auf seiner Kleidung. Schließlich brach er zusammen und blieb hechelnd und mit einem Arm über den Augen im Gras liegen.

„Scheiße“, japste er überfordert, „Was zur Hölle war das?“
 

Er musste herausfinden, was mit ihm los war. Unbedingt. Das konnte so nicht weiter gehen. Und das ging nur mit Sesshōmarus Hilfe. Also musste er irgendeinen Vorwand finden, um in seiner Nähe zu bleiben, ohne dass es auffällig wirkte. Und ihm kam da schon so eine Idee...

 

~*~
 

Sesshōmaru verabscheute nichts mehr als Untätigkeit. Ruhig zu liegen, weckte immer das Gefühl von Schwäche in ihm. Woher das kam, wusste er nicht so recht. Vermutlich lag es irgendwo im Umgang mit seiner Mutter begraben.

Die Inu no Kami war immer eine sehr geschäftige Frau gewesen, die nichts mehr hasste als Untätigkeit und Tagträumereien. Als er ein Knabe gewesen war, hatte sie stets dafür gesorgt, dass neben den Waffenübungen und Kampftechniken genug in seine Bildung und – was sein Vater für reichlich überflüssig gehalten hatte – ebenso in die schönen Künste, wie das Spielen von Shamisen und Koto, Gesang und Tanz. Sie hatte immer damit argumentiert, man könne ja nie wissen, wen der Knabe später einmal zu beeindrucken gedachte und ein vollkommener Fürst sei viel ansehnlicher als ein Trampel, der den ganzen Tag auf dem Schlachtfeld herumhing, nachts wie ein Bauer durch die Schänken zog und sich dann am nächsten Tag nicht erinnern konnte wieso er im Schlossbrunnen aufwachte. Dabei war der Inu no Taishō immer mit einem unauffälligen Seitenblick bedacht worden.

Sesshōmaru hatte schon länger den Verdacht, dass sie ihn nur so gedrillt hatte, um die Abwesenheit seines Vaters zu kompensieren, auch wenn er sich immer gemahnte, ihm stünde darüber kein Urteil zu. Er erinnerte sich nur an ein einziges Mal, da er einen Streit der beiden mit erlebt hatte und da war zu allem Übel er selbst der Verursacher des selbigen gewesen.
 

Das Fieber, das ihn gerade plagte, hatte ihm mehr Kräfte geraubt als ihm lieb war. Eine Weile hatte er durch Homotos Trunk tief geschlafen, doch jetzt fühlte er sich unruhig und wollte ihre Warnung, sich zu schonen am Liebsten in den Wind schlagen.

Er seufzte genervt und erhob sich schließlich, um sich einen leichten Überwurf anzuziehen.

Die Abendsonne glühte schon rot am Horizont.

Sesshōmaru trat ans Fenster und sah in den weitläufigen Garten. Er konnte Rin entdecken, die die Koi Fische in einem der Teiche fütterte und in der Nähe Akira und... Inu Yasha? Sesshōmarus linke Augenbraue hob sich um ein Müh. Was machte der noch hier? Und was hatte er mit Akira-O zu besprechen, seinem General , ehemaligen Lehrmeister und Vertrauten?

Neugier ist ein Frauenlaster, hörte er da die Stimme der Inu no Kami mahnend durch seine Gedanken geistern und er wischte sie mit einem leisen Knurren fort.

 

~*~
 

„Es tut mir leid.“

„Was tut Euch Leid, Rin?“

Seine Stimme klang freundlich und geduldig, doch er schien nicht wirklich zu wissen, wovon sie sprach. Die junge Frau lächelte den General schief an. „Ich kann mir vorstellen, dass ein Mann wie Ihr Wichtigeres zu tun hätte, als auf ein Menschenmädchen aufzupassen.“

Dabei schnitt sie summend mit einer flachen Sichel ein Kraut vom Boden.

Akiras Blick ruhte dabei eine Weile auf ihr, dann lächelte er und schüttelte den Kopf. „Ich erkenne es als eine Ehre an, kleine Hime.“

Rin musste kichern. „Ach, ich bin doch keine Prinzessin!“

„Für ihn seid Ihr es.“

„Ihr kennt ihn wohl schon sehr lange“, ermittelte sie ohne von ihrer Arbeit aufzusehen. Akiras Blick schweifte in die Ferne, dann nickte er langsam.

„Seit er gerade laufen konnte. Ich war sein Kampfmeister bis zu dem Zeitpunkt, da ich ihm nichts mehr beibringen konnte...“
 

Rin wandte den Blick zu ihrem Aufpasser. General Akira-O war ein recht imposanter Yōkai; Er überragte Sesshōmaru um gut mehr als einen Kopf und um das Doppelte in der Breite. Das lange, kräftige silberweißgesträhnte Haar war zu einem straffen Zopf zurück gebunden aus dem sich einzelne feine Härchen bereits gelöst hatten, ohne Pony, was die markanten Gesichtszüge hervorhob. Anders als Sesshōmaru hatte er sonnengegerbte, lederne Haut.

Die Augen waren von einem dunkelwarmen Bernstein und unter dem linken Auge prangte eine wulstige Narbe, über deren Herkunft Rin schon heimlich viele Mutmaßungen angestellt hatte. Natürlich hätte sie ihn einfach fragen können, aber sie fand es viel spannender, sich Geschichten auszudenken.

Sie mochte seine Art. Er war freundlich zu ihr und begegnete ihr auf Augenhöhe und vor allem war er sich nicht zu fein, ihr jede Frage, mochte sie ihm noch so einfältig erscheinen, mit einer Engelsgeduld zu beantworten.

Dabei war es nicht so als wäre auf Rin Acht zu geben alles, was er in seiner Position als General zu tun hatte. Die politischen Angelegenheiten, die Beraterfunktion, außerdem unterrichtete der die jungen Männer bei Hofe und hin- und wieder auch die jüngeren Welpen. Rin hatte schon ein paar Mal bei diesen Trainingseinheiten zugesehen und war erstaunt, wie hart und gnadenlos dieser freundliche Mann mit den Lachfältchen um die Augen sein konnte. Aber er war niemals ungerecht und das mochte sie wohl am meisten an ihm. Und wie er sprach. Seine Stimme war dunkel und warm und manchmal ertappte sie sich dabei, wie sie sich wünschte, dass er sie mit seinen Armen umfing und ihr stundenlang einfach nur Geschichten erzählte.

Rin besaß nicht genug Schamgefühl, um für diesen Gedanken zu erröten, sie war immerhin schon 15 und andere Mädchen in ihrem Alter längst verheiratet. Außerdem war es ja nicht verboten, sich schöne Männer anzusehen. Und Akira, ja... der war ein Mann, der ihr gefiel.

Natürlich hütete sie sich, derlei Gedanken irgendwo laut auszusprechen. Sie war klug genug zu wissen, dass Sesshōmaru sicherlich im Fünfeck springen würde, wenn er davon erführe. Außerdem war es viel schöner einen solchen Gedanken wie einen Schatz zu hüten und ihn nur für sich zu haben.

Natürlich war es ein Traum. Rin wusste ja, dass Yōkai sich in der Regel eher selten auf Menschen einließen – Inu Yashas Vater war da wohl eine goldene Ausnahme gewesen.

Ihre Gedanken schweiften zu Kohaku und ein leicht schlechtes Gewissen befiel sie. Sie wusste, dass der junge Mann sie sehr lieb hatte und um ehrlich zu sein war sie erleichtert, dass es nun diese Distanz zwischen ihnen gab, denn so rückte der Zeitpunkt, da sie ihm das Herz brechen musste, vorübergehend in die Ferne.
 

„Sagt... darf ich Euch etwas fragen?“

„Das war bereits eine Frage.“

Rin kicherte. „Ihr wisst doch, wie ich das meine. Es ist wegen Sesshōmaru-sama. Wenn Ihr sagt, Ihr kennt ihn bereits seit Kindsbeinen an... wisst Ihr vielleicht, ob... ob er schon immer so war?“

Akira sah ihr einen Moment in die Augen.

„Wie war?“, fragte er dann ruhig und konnte sich beinahe schon denken, was die kleine Rin beschäftigte.

Sie zuckte mit den Schultern und biss sich auf die Unterlippe als überlegte sie die richtigen Worte zu wählen.

„So traurig und müde“, sagte sie dann leise.

Zu ihrer Überraschung ließ Akira sich neben ihr ins Gras sinken, ehe er, den Blick in den blauen Himmel gewandt, antwortete: „Nein, er war nicht immer so. Im Gegenteil. Er war ein sehr aufgewecktes ,fröhliches Kind, das alle im Schloss im den kleinen Finger wickeln konnte. Für jeden Blödsinn aufgelegt – die Kinderfrauen hatten oft ihre liebe Not.“

Ein warmes Lächeln legte sich auf die Lippen der jungen Frau bei dieser Vorstellung.

„Was ist passiert?“

Akiras Blick wurde ernster als er sich ihr zuwandte.

„Es steht mir eigentlich nicht zu, mit Euch darüber zu sprechen. Alles, was ich Euch sagen kann ist, dass wohl ein gebrochenes Herz eine nicht unerhebliche Rolle spielt. Und der Tod des ehemaligen Inu no Taishō der Westlande. Wisst Ihr, Euer Ziehvater macht sich bis heute Vorwürfe, denn er und Toga gingen nicht in Liebe auseinander.“

„Ich verstehe...“, sagte Rin nachdenklich und versuchte sich dabei ein Bild ihrer eigenen Eltern ins Gedächtnis zu rufen – was schwer war. Denn alles, was vor Sesshōmaru war, war irgendwie kalt und verschwommen.

„Aber kleine Prinzessin...“

„Ja?“

„Ein Wort zu ihm und Ihr habt meinen frühzeitigen Tod zu verschulden“, sagte der General dann mit feierlichem Ernst und Rin musste lachen.

 

~*~
 

„Es scheint nicht so als würde sie Heimweh nach Musashi haben“, sagte Akira langsam und nahm einen leichten Schluck aus seinem Sakeschälchen.

Sesshōmaru nickte und tat es ihm gleich.

„Das hoffte ich. Sie ist sehr anpassungsfähig.“

Akira entging der leise verborgene Stolz nicht, der in Sesshōmarus Stimme mitschwang.

„Sie hat große Freude als Lehrmädchen der alten Homoto. Jedenfalls berichtete sie sehr viel. Dinge, von denen ich die Hälfte nicht verstand.“

Sesshōmarus Mundwinkel umspielten ein mattes Lächeln. Das klang ganz nach Rin. Ihre Begeisterungsfähigkeit und vor allem auch ihre Auffassungsgabe waren beispiellos.

„Sie bewegt sich unter uns Yōkai als hätte sie nie etwas anderes getan.“

Sesshōmaru setzte das Sakeschälchen an die Lippen, ohne jedoch daraus zu trinken. „Ich weiß nichtmal, ob sie sich überhaupt daran erinnert, dass es schlussendlich Yōkai waren, die ihr die Familie nahmen.“

Akiras Blick ruhte musternd auf seinem ehemaligen Schüler. „Und selbst wenn doch, Sesshōmaru, Vergebung ist eine Tugend, die am Ende nur uns selbst zugute kommt.“

Eine Antwort darauf blieb aus. Stattdessen, wie Akira es erwartet hatte, erfolgt ein Themawechsel:

„Was wollte Inu Yasha von dir?“

Die Frage hatte beiläufig geklungen, doch Akira konnte er nicht täuschen.

„Er bat mich, ihn zu unterrichten.“

„Was?“

Akira nickte bekräftigend. „So sehr dürfte es dich nicht verwundern, mein Fürst. Er sucht deine Nähe. Wenn du mich fragst, war das nur eine Frage der Zeit.“

Sesshōmaru gab ein verstimmtes, abfällig schnaubendes Geräusch von sich.

„Am besten ich eröffne gleich ein Gasthaus für Hanyō und Menschen im Westschloss, vermutlich könnte ich mir daran eine goldene Nase verdienen. Was hast du ihm geantwortet?“

Akira lachte unterdrückt und erwiderte dann ernst: „Ich habe ihm gesagt, wenn er in der Lage ist, Anweisungen zu befolgen, wie sinnlos sie ihm auch erscheinen mögen, dann sähe ich nichts, was dagegen spräche.... Sesshōmaru... auch erst ist Togas Sohn, du wusstest, dass es irgendwann so weit kommen würde.“

Sesshōmaru gab ein verstimmtes Geräusch von sich. Akira hatte ja Recht. Was nur überraschend für ihn kam, war, dass Inu Yasha selbst diesen Wunsch geäußert hatte. Das passte einfach nicht zu ihm. Als Hanyō, der den Großteil seines Lebens in Wald und Wiesen gelebt hatte, plötzlich die strengen Reglements eines Hofes befolgen? Die gingen IHM ja zuweilen auf die Nerven, jemand, der so stur und bockig war, wie Inu Yasha...
 

Sesshōmaru sah nachdenklich in die Ferne von der Veranda aus, auf der sie sich niedergelassen hatten. Auch wenn er nur ein Hanyō war, hatte er seine Daseinsberechtigung hier und sobald er die einforderte und auch wenn Inu Yasha das selbst wohl am wenigsten bewusst war, hatte Sesshōmaru dem nur wenig entgegen zu setzen. Aber vielleicht, so dachte er, ist es nicht einmal die schlechteste Idee. Es wurde Zeit, dass jemand diesen kleinen übermütigen Trampel in seine Schranken verwies. Er schielte hinüber zu Akira. Und wer wäre da geeigneter als sein eigener ehemaliger Lehrmeister?

 

~*~
 

„Er hat was?“, entfuhr es dem Inu no Taishō ungläubig. Sein bester Freund und langjähriger Kampfgefährte Akira-O nickte mit vor der Brust verschränkten Armen und ernster Miene.

„Alle seine Altersgenossen in nicht einmal 20 Sekunden. Und ihm stand danach nichtmal ein Härchen ab.“

„Du liebes Bisschen“, murmelte Toga und wandte den Blick einen Moment zur Decke.

„Was schlägst du also vor?“

„Gib mir deine Erlaubnis, ihn bei den Erwachsenen zu unterrichten. Sesshōmaru wird überheblich und herablassend, wenn er sich seiner Fähigkeiten zu sicher ist und das tut ihm nicht gut, das ist ein Zünder für Faulheit und Selbstüberschätzung. Er ist aktuell der Meinung, er könne mir dir gegen den Schattenyōkai ziehen – mit oder ohne deine Erlaubnis.“

„Hat er sich so geäußert?“, erwiderte der Inu no Taishō scharf. Akira schüttelte beschwichtigend den Kopf. „Nicht direkt. Mehr Andeutungen. Ich schätze, wenn er mehr gefordert würde, hätte er gar keine Energie mehr um sich über so etwas Gedanken zu machen.“

Dann kräuselten sich die Lippen des Generals. „Übrigens ist dein feiner Herr Sohnemann der Meinung, dass die Schwerter, die wir zu Übungszwecken anbieten, minderwertiger Schund seien, die man nichtmal als Altmetall dazu verwenden kann, um Pferden die Hufe ordentlich zu beschlagen.“

„Ich werd einen Teufel tun und erlauben, dass man einem Haufen Welpen scharfe Schwerter in die Hände gibt!“, schnaubte Toga empört und Akira hob die Hände.

„Bitte, das war nicht meine Idee. Dummerweise zeichnen sich hier seine Führungsqualitäten sehr gut ab: Er schafft es mit wenigen Worten so ziemlich alle von seiner Meinung zu überzeugen. Also von dir hat er das nicht“, fügte der General grinsend hinzu und boxte seinem Freund kameradschaftlich gegen die Schulter.

„Ganz sicher nicht. Das hat er von seiner Mutter, sie hat viel zu viel Einfluss auf ihn“, erwiderte Toga mit grabesfinsterer Miene.

„Hab ich also deine Erlaubnis?“

Toga machte eine resignierende Handbewegung. „Du hast für alles meine Erlaubnis, Hauptsache, der Bengel stößt endlich mal an seine Grenzen.“

„Ich nehme dich beim Wort.“
 

~*~
 

Mit gleichgültiger Miene betrat der junge Erbe des Inu no Taishō das Übungsfeld. Es war für ihn nicht überraschend gekommen, dass er nun bei den Älteren mit trainieren sollte. Wenn es nach ihm ging, hatte er sich ohnehin viel zu lange mit diesen Weichlingen herumgeplagt.

Man warf ihm verhaltene und neugierige Blicke zu. Blicke, die er gewohnt war. Missgunst und Neid waren seine Begleiter, seit er sein Talent für das Katana unter Beweis gestellt hatte.

Er war gerade einmal 12 Jahre alt, die anderen hier ab 16 aufwärts und auch körperlich könnten die Unterschiede nicht deutlicher sein. Wo Sesshōmaru noch die zarten Formen eines Knaben hatte, waren die andere von ausgeprägter Männlichkeit und hohem Wuchs.
 

„Wir möchten Euch willkommen heißen, Sesshōmaru-sama“, sprach ihn ein junger Yōkai an, der Herzlichkeit und Schalk ausstrahlte. „Sicherlich seid ihr froh darüber, zu einer neuen Herausforderung zu gelangen.“

„Ich danke Euch“, erwiderte der Knabe ruhig, „ob es jedoch eine Herausforderung sein wird, wird sich zeigen.“

„Ganz schön arrogant, der Kleine“, hörte man es verhalten flüstern und der, der Sesshōmaru eben angesprochen hatte meinte mahnend und augenrollend: „Rura, lass es gut sein, wir wissen alle, dass du schlechte Laune hast, weil dein Mädchen dir fortgelaufen ist.“

Lachen der anderen und ein warnendes Knurren seitens Rura. Sesshōmaru warf dem Yōkai einen unauffälligen Blick zu. Er war hochgewachsen, die Augen von einem kühlen Blau, dunkelbraunes Haar umrahmte das leicht gebräunte Gesicht.

Sesshōmaru wandte den Blick ab als der erste wieder sprach. „Hört gar nicht auf ihn, bitte. Mein Name ist Iruka, mein Vater ist der General Susano-O.“

Sesshōmaru nickte. Natürlich kannte er alle Generäle seines Vaters. Susano-O war ein sehr verschlossener Mann, sehr ernst und zurückhaltend. Er wusste nicht viel über ihn – bis zum jetzigen Zeitpunkt hatte er nichtmal gewusst, dass er einen Sohn hatte.
 

„Still nun!“, donnerte Akiras Stimme über den Platz.

„Wie viele von euch bereits wissen, steht uns ein Krieg mit den Schattenyōkai bevor. Wer weiß etwas über den Kampfstil der Schattenyōkai?“

Die bernsteinfarbenen Augen glitten über seine Schüler, blieben bei ein- oder anderen hängen. Ryoji? Rura? Nein? Das hab ich mir-“

„Der Schattenyokai“, erklang Sesshōmarus Stimme, „bewegt sich in den Schatten und wird dadurch quasi unsichtbar. Man muss sich im Kampf gegen den Schattenyokai mehr denn je auf sein Gespür verlassen. Es ist sinnlos, einfach drauf los zu schlagen, es erfordert Geschick, Intuition und Kampferfahrung.“

Sesshōmaru hatte gleichgültig geklungen, als wären Antworten wie diese ein Dreh aus dem Handgelenk für ihn. In Wahrheit jedoch schlug ihm das Herz bis zum Halse, vor allem als er Akiras stechenden Blick auf sich spürte.

„Das ist eine Antwort wie aus dem Lehrbuch“, kommentierte Akira das, ehe Sesshōmaru sich jedoch über das Lob freuen konnte, schob er hinterher: „eines jedoch solltet Ihr Euch für die Zukunft beherzigen. Ihr antwortet hier nur, wenn Ihr gefragt werdet. Wenn ich das Wort nicht an Euch richte, habt Ihr zu schweigen.“

Sesshōmaru ging der Mund einen feinen Spalt auf, doch er schluckte seine Empörung herunter und nickte nur knapp zur Zustimmung. Er legte es nun wirklich nicht darauf an, es sich mit Akira-O zu verscherzen oder ihn oder seinen Vater dazu zu bringen, die Entscheidung zu bereuen.
 

Akira stellte sie in Zweiergruppen zusammen. Sesshōmaru hatte Iruka als Übungspartner, womit er nicht ganz unzufrieden war. Der andere Yōkai war freundlich und respektvoll und er schien sich im Vergleich zu manch anderem nicht daran zu stören, dass ein halber Welpe in ihre Gruppe gekommen war.

Ihre erste Übung bestand darin, mit verbundenen Augen einen Treffer zu landen. Dazu hatte Akira-O ihnen Holzschwerter gegeben und Sesshōmaru merkte bald, wie viel Konzentration das erforderte. Iruka landete nämlich einige Treffer mehr als er und er war sich ziemlich sicher, am Abend blaue Flecken davon zu tragen.
 

Als das Training abgeschlossen war, verabredeten sich die Burschen noch zu einem fröhlichen Abend in der Taverne. Sesshōmaru wollte seines Weges ziehen, da er für den heutigen Abend noch eine Übungsstunde auf der Koto anstehen hatte, doch Akira hielt ihn auf.

„Hört mir zu, Sesshōmaru-sama. Das hier wird kein Zuckerschlecken. Ihr werdet Euch behaupten müssen. Vergesst, was ihr vom Training bei den Welpen wisst. Übrigens werdet Ihr ab heute nach jeder Übungseinheit eine Stunde länger bleiben. Ich werde Euch nicht schonen, nur weil Ihr der Sohn des Inu no Taishō seid.“

„Ja, Sensei“, erwiderte Sesshōmaru und hatte zum jetzigen Zeitpunkt nicht den Hauch einer Ahnung, wie sehr er Akira noch verfluchen würde. Wie sehr er an seine eigenen Grenzen stoßen würde.

Einen Moment noch sah er den anderen Jungen hinterher und unterdrückte dann die Sehnsucht nach Zugehörigkeit.

Er würde trainieren, bis er nicht mehr auf den Beinen stehen konnte. Damit sein Vater stolz auf ihn sein konnte, wenn er an seiner Seite gegen den Schattenyōkai zog.
 

 


Nachwort zu diesem Kapitel:
Der einfachheithalber habe ich die Alter der Yokai an menschliches Alter angepasst. Denkt euch dann bitte einfach nur einige Jahrhunderte dazu. Komplett anzeigen

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Kommentare zu diesem Kapitel (1)

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Von:  nicoleherbster
2020-06-26T18:48:34+00:00 26.06.2020 20:48
Juhuuuuuuuuuuuuuuu es geht weiter. Hab mich sehr darüber gefreut als ich gesehen habe das ein neues Kapitel on ist. Schreib schnell weiter ja bin nämlich schon gespannt wie es weitergeht und vorallem mit den beiden.


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