Zum Inhalt der Seite

I’m Still Standing

von

.
.
.
.
.
.
.
.
.
.

Seite 1 / 1   Schriftgröße:   [xx]   [xx]   [xx]

the empire run its course

Als auch die letzten Schreie, die seit einer gefühlten Ewigkeit aus allen Ecken der Wohnsiedlung drangen, erstickten, konnte man nur noch das Prasseln des Feuers vernehmen, gefolgt vom Krachen der Balken, der einstürzenden Häuser. Das Dämonsfeuer hatte sei-nen nährenden Untergrund verzehrt und begann, verzweifelt nach den letzten Resten brennbaren Material zu schmachten.
 

War Severus noch gebannt von dem Unheil, dass Avery über das Viertel gebracht hatte, spürte er, dass seine Begleiter immer rastloser wurden.
 

Vielleicht war ich dieses Mal zu großzügig mit dem Greifenklauenpulver im Stärkungstrank, stellte Severus besonnen fest und legte seine Stirn in tiefe Falten. Seine Augen wurden ihm schwer. Alles in ihm rief und sehnte sich nach ein paar Stunden Schlaf. Seine Kameraden hingegen werden in diesem Zustand weiterziehen wollen. Ruhe war das Letzte was Mulciber und Avery nun wollen würden.
 

Severus, der einige „Plop"-Geräusche hinter sich vernehmen konnte, schnellte herum und zog seinen ebenholzfarbenden Zauberstab aus einen seiner Manteltaschen hervor. Bis jetzt hatte er diesen nicht gebraucht. Die beiden anderen Todesser verstanden es hervorragend auch ohne ihn Leid und Chaos zu verbreiten. Entweder hatten sie ihn als Zuschauer ihrer Großtaten dabei haben wollen oder insgeheim gehofft, im Falle eines schnellen Rückzugs oder auch einer magischen Auseinandersetzung in ihm einen gewichtigen Verbündeten gegen die Auroren oder sogar Ordensmitglieder zu wissen. Letzteres würde sich nun also bewahrheiten.
 

„Avada Kedavra!", schrien Severus und Mulciber wie aus einem Munde den Neuankömmlingen entgegen. Zwei der gerade manifestierten Gestalten kippten sogleich mit einem dumpfen Laut auf den Asphalt. Die übrigen vier Gestalten machten sich, angespornt und herausgefordert durch den plötzlichen Verlust ihrer Mitstreiter, sofort daran Flüche in Richtung der Todesser abzufeuern. Um einem der Schockzauber auszuweichen disapparierte Severus abrupt, erschien kurz darauf neben Avery und riss diesen dabei fast von den Füßen.
 

„Besuch unseren Freunden.", zischte er ihm höhnisch zu und zog seinen Zauberstab mit einem Schlenker nach oben, um einem an sie adressierten Confundo Fluch mit einem Protego zu begegnen.
 

„Mobilcorpus!", Avery kicherte finster, als er kunstfertig und wie ein Dirigent mit dem Zauberstab gestikulierend, sich einer der Verstorbenen, bzw. dessen verkohlten Körpers bemächtigte. Im laufenden Kampfgetümmel konnte Severus nur einen kurzen Blick auf dieses Schauspiel werfen. Die Gestalt, deutlich noch als Mensch zu identifizieren, erhob sich, während die Knochen unter dem nahezu gänzlich verbrannten Fleisch grotesk zu knacken begannen.
 

Mit einem weiteren, sehr eleganten Schlenker seines Stabes, wies Avery den Kadaver an, mit einem widerwärtigen Klatschen in die Mitte der Angreifer zu landen. Der Klang des zerbrechenden Körpers lies Severus für einen Moment erschaudern. Nekromantik, wenn auch ein sehr mächtiger Zweig der Magie, hatte ihn bisher nie sonderlich gereizt.
 

Auf Seiten der Angreifer trat ein Moment des Schweigens ein, gefolgt von entrüsteten, wie gleichfalls entsetzten Schreien. Trotz der Maske seines Gegenübers konnte Severus erkennen, dass Avery sich der demoralisierenden Wirkung seiner Aktion erst durch die Reaktionen des Gegners so recht bewusst wurde. Stolz hob er sein Kinn an und lachte laut und bösartig in deren Richtung.
 

„Mulcibers und Averys Vorstellung von Humor ist einfach böse. Böse, Sev. Ich verstehe nicht, wie du mit denen befreundet sein kannst.", schoss Severus Lilys Warnung aus der Schulzeit durch den Kopf, als er sich, ebenso wie Mulciber des Chaos bemächtigte und weitere Flüche auf den vermeintlichen Orden feuerte. Averys letzte Meisterleistung hatte die Entschlossenheit der Angreifer am Ende noch bestärkt, spien sie nun in noch kürzerer und heftigerer Frequenz Flüche nach den drei Todessern.
 

„Crucio...Crucio!", schallte es ausgelassen aus Mulcibers Richtung, während Severus Mühe hatte, einen gekonnt abgefeuerten Explosionszauber in Richtung der ausgebrannten Trümmer umzulenken.
 

Kurz darauf folgte ein weiteres „Plop"-Geräusch und Mulciber apparierte neben den beiden anderen Dienern des Dunklen Lords und schnaufte entkräftet. Ein Teil seines Mantels war dem Kampfgetümmel zum Opfer gefallen.
 

„Lasst uns verschwinden.", keuchte Avery, der Mühe hatte mit einer ausladenden Schleife seines Stabes, verschiedene Schockzauber abzuwehren.
 

Severus, der verhindern wollte, dass die Angreifer ihnen folgen konnten, murmelte noch einige Bannzauber, ehe er sich umwandte. Mulciber schnappte sich Avery, der aufgrund seiner Verletzung allein noch nicht sicher apparieren konnte, und verschwand kurzerhand. Als Snape dann zurücktrat, um ebenso zu verschwinden, packte ihn Jemand barsch an der Hüfte.
 

Im taumelnden Wirbel verlor Severus die Kontrolle.
 

Als er hart auf dem Asphalt aufschlug, wurde ihm die Luft schlagartig aus der Lunge gepresst.
 

Sie waren nicht weit gekommen, vielleicht ein paar Straßenzüge weiter.
 

Sein erster Gedanke galt seinem Zauberstab in der Linken, ohne den er gänzlich verloren wäre. Zähneknirschend versuchte er den Schrei, der sich aus seiner Kehle hervorkämpfte, zu unterdrücken. Unter dem heftigen Schmerz, der ihn durchfuhr, krümmte er sich und sah dabei verunsichert an sich herab. Blut sickerte aus seinem Ärmel und färbte seine Hand rot, als sein Instinkt ihn zwang, forschend danach zu tasten. Dicke und unförmige schwarze Punkte tanzten vor seinem inneren Auge.
 

Den Mitreisenden hatte es nicht erwischt. Mühsam ächzend kämpfte sich sein Widersacher auf die Beine.
 

„Expelliarmus!", schrie ihm eine zittrige Stimme wenige Herzschläge später entgegen und sein Zauberstab sprang ihm aus der Hand. Die Gestalt nahm diesen rasch in seine Gewalt und kurz darauf verkündete die vermummte Figur: „Sieh mal an... Askaban hat einen neuen Insassen."
 

Beim Klang der Stimme, keimte in Severus ein unangenehmer Verdacht. Bevor er diesem nachgehen konnte, hatte die körperliche Pein wieder die Oberhand gewonnen. Würgend versuchte Severus sich zusammenzureißen und auf die Beine hochzustemmen. Der stechende Schmerz zwang ihn sofort zurück in die Knie.
 

Als ihm dann auch noch die Maske grob vom Gesicht gerissen wurde, packte ihn die blanke Panik. Entwaffnet und zersplintert, sah er für sich keinen Ausweg mehr. Abwechselnd von heißen und kalten Schauern geplagt, fühlte sich sein Brustkorb so an, als hätte je-mand einen Schraubstock angesetzt, der den Rippenbogen genüsslich zu zerdrücken begann. Das Lederband in seinem Nacken hatte sich während des Apparierens gelöst und zu allem Überfluss fielen ihm seine Haare ins Gesicht, als er sich abrang aufzusehen.
 

So bitter die Pille war, dass ausgerechnet er jetzt verhaftet und nach Askaban verfrachtet wurde, wollte er diesem verfluchten Auroren zumindest in die Augen sehen. Da sein Gegenüber wohl den gleichen Plan verfolgte, starrten ihm aus den Tiefen der Kapuze ein stechend grünes Augenpaar entgegen. Als sich ihre Blicke trafen, fiel die brüchige Gefasstheit des Todessers in sich zusammen, genau wie die der Person ihm gegenüber.
 

Ein lauter Schrei der Verzweiflung drang an sein Ohr und ihm wurde noch elender zumute.
 

Ohne die zwei Zauberstäbe aus ihrer harten Umklammerung zu entlassen, zog sich der vermeintliche Auror die Kapuze vom Kopf.
 

Gelocktes kastanienrotes Haar wurden in die Nacht entlassen, ebenso wie ein von Trauer und Wut verzerrtes Gesicht.
 

„Elender Mörder!"
 

„Lily…", entfuhr es ihm zittrig, ehe die schwarzen tanzenden Punkte vor seinen Augen die Oberhand gewannen und sein ganzes Blickfeld einnahmen. Kraftlos sank er zu Boden.
 

Severus konnte nicht sagen wie lang er weggetreten war, jedoch hatte der beißende Schmerz deutlich nachgelassen, als er seine Augen wieder aufschlug. Er war wohl während seiner Ohnmacht geheilt worden.
 

Ruckartig richtete er sich auf. Noch war kein Dementor zu sehen, dafür aber eine kläglich weinende Lily nahe bei seiner Linken, offensichtlich sehr mitgenommen von der Tatsache, dass gerade er - ihr Kinderfreund und Eintritt in die Welt der Magie - einer ihrer Feinde im Kampf gewesen war. Ein Meer aus dicken Tränen quoll aus ihren Augen hervor.
 

Auch wenn dieser Anblick ihn quälte - war er selbst doch der Grund für ihr Elend - erkannte der Schwarzmagier doch auch seine Chance zur Flucht in ihrer Schwäche. Er streckte die Hand langsam in ihre Richtung aus und versuchte ihr sachte den Zauberstab aus Ebenholz zu entwenden.
 

Die Kämpferin des Ordens leistet ihm, lauthals schluchzend, keine Gegenwehr. Schützend legte sie den Arm um ihren Bauch und ihr ungeborenes Kind.
 

„Lily… du hast ein gutes Herz. Bitte… ich flehe dich an: Überlass mich nicht den Dementoren."
 

Seine Worte drangen nicht zu ihr durch. Zumindest erweckte sie nicht den Eindruck. Auf keinen Fall wollte er sie nicht zu einer unüberlegten Handlung provozieren, zumal ein Kampf für ihn keine akzeptable Alternative geboten hätte. Nicht nur, dass sein eigener derangierter Zustand dies nicht zugelassen hätte. Er wäre nicht fähig dieser Frau auch nur ein Haar zu krümmen.
 

Also folgte er dem Impuls, der ihm befahl, an ihr sanftes Gemüt zu appellieren. Behutsam legte der Todesser seine blutige Hand auf ihre Schulter. Mit sanftem Druck brachte er sie dazu, ihm einen kurzen Moment ihrer Aufmerksamkeit zu widmen.
 

War es zwar die Wahrheit, widerstrebte es ihm dennoch, die folgenden Worte an sie zu richten: „Bevor du jetzt die Auroren rufst, solltest du eins wissen."
 

Kurz hielt er inne, rang mit sich, ehe er sich überwand und die folgenden Worte als letzten Ausweg an sie richtete: „Ich liebe dich Lily."
 

Severus sah die Ohrfeige kommen, wich ihr aber nicht aus. Der körperliche Schmerz wurde zur Nebensache.
 

„Wag es dich, Severus Snape, solche Worte an mich zu richten! Du...Du bist ein Monster! Erbärmliches Scheusal! Du hast sie einfach umgebracht!" Ihre Stimme bebte, sie hatte Mühe sich zu beherrschen. Zitternd presste sie hervor: „Wenn ich dich noch einmal sehe, Severus... dann landest du sofort in Askaban."
 

„Lily... ich…bitte.", flehend griff er abermals nach ihr. Dieses Mal fanden seine Finger jedoch nur ihren Umhang. „Wenn du das wirklich ernst meinst, dann hättest du mich eben einfach liegen lassen sollen."
 

„Hah! Soll der Zaubergamot entscheiden was mit dir passieren soll." lachte die rothaarige Hexe bösartig und riss ihm den Stoff wieder.
 

Dann nahm der Todesser all seine verbliebene Kraft zusammen, stemmte sich hoch und machte einen raschen Schritt auf sie zu. Sie zuckte zusammen, als er ihre Taille griff, an sich heranzog und ihr einen ebenso verlangenden, wie verzweifelten Kuss auf die Lippen presste. Sie erstarrte, doch nur für einen winzigen Moment. Dann wand sie sich in seinem Griff. Ihre Arme holten aus und schlugen wie wild auf seine Schultern und Arme ein. Er hielt es aus. Dieser Kuss würde für lange Zeit, wenn nicht für immer der erste und einzige sein. Sie würde ihm das nicht nehmen – nicht mit ihren Schlägen und auch nicht mit dem Zauberstab, den sie noch immer nicht einsetzte.
 

Jäh erschien am Rande seiner Wahrnehmung etwas jenseits des Kusses. Am Ende der Straße trat ein Mann aus dem Schatten des ersten Hauses. „Lily!" schrie es im gleichen Moment aus der Richtung und schon rannte eine zweite Person hinter der ersten hervor und fuchtelte energisch mit seinem Zauberstab in die Richtung von Severus und Lily.
 

Reflexartig stieß Severus Lily von sich, viel heftiger als nötig gewesen wäre. Sofort disapparierte er vom Ort des Geschehens. Das erschrockene Blitzen von Lilys grünen Augen, als sie wie in Zeitlupe von ihm forttaumelte, sollte sich tief in seine Netzhaut und noch tiefer in seinen Geist brennen.



Fanfic-Anzeigeoptionen
Blättern mit der linken / rechten Pfeiltaste möglich
Kommentare zu diesem Kapitel (0)

Kommentar schreiben
Bitte keine Beleidigungen oder Flames! Falls Ihr Kritik habt, formuliert sie bitte konstruktiv.

Noch keine Kommentare



Zurück