Zum Inhalt der Seite

Blue Moon

von

.
.
.
.
.
.
.
.
.
.

Seite 1 / 1   Schriftgröße:   [xx]   [xx]   [xx]

Die Geheimnisse hinter den magischen Kugeln

Auf Planet Namek, in einem kleinen Dorf…
 

Mit mulmigem Gefühl folgten Bulma und Kakarott dem alten Namekianer Kami, der sie zu seinem Haus führte, welches in der Mitte des Dorfes lag. Es war ein weiß getünchtes, ovales Gebäude mit kleinen Auswüchsen an der Fassade, wodurch es Bulma unwillkürlich an eine Muschel oder ein Schneckenhaus erinnerte.

Zuerst schwebte jedoch der immer noch bewusstlose Piccolo durch die Öffnung, der durch die geheimnisvollen Kräfte seines Vaters in die Luft gehalten wurde, weshalb ihn niemand tragen musste. Erst als er im Inneren verschwunden war, marschierte auch Kami hinein.

Die restlichen Dorfbewohner blieben draußen stehen. Sie beäugten misstrauisch die beiden Fremden.

Bulma, immer noch unentschlossen vor dem Haus stehend, sah ihren Bruder fragend an, ob sie es wirklich wagen sollten, einzutreten.

Das einengende Haus konnte sich als Falle entpuppen, aber die Stimmung draußen war auch nicht besser. Noch hatten sie die Möglichkeit zu entfliegen, bevor sich ein Haufen Namekianer auf sie stürzte.

Würde ihr Anführer sie wirklich nicht bestrafen, obwohl Kakarott einen der ihren geschlagen hatte?

Noch dazu seinen eigenen Sohn?

Kakarott schien aber kein Misstrauen zu hegen: er nickte ihr ermutigend zu und trat vor ihr ein.

Sie vertraute auf seinen Instinkt (und seiner Stärke, um sie zu beschützen) und folgte ihm.
 

Im Inneren des Hauses ließ Kami seinen Abkömmling auf den großen Teppich sinken, welcher den Boden bedeckte. Der alte Namekianer sah nachdenklich auf ihn herab. Dabei hatte er wieder diesen strengen, missbilligenden Ausdruck im Gesicht.

Piccolos Verhalten schien seinem Vater peinlich zu sein.

Während Kami dem Bewusstlosen stumm Vorwürfe machte, ignorierte er die Saiyajins.

Bulma fühlte sich unbehaglich in diesem fremden Haus. Kakarott sah sich derweil neugierig um.

Viel gab es aber nicht zu entdecken: Selbst für den Einrichtungsstil eines Saiyajin war das Innere karg eingerichtet.

Weiße, einfache Wände ohne Tapete oder Bilder.

Ein großer, roter Teppich lag auf dem Boden.

Ein hoher Stuhl, fast thronähnlich in seiner Masse und Verzierungen, war das einzige Möbelstück im Raum. Er stand etwas erhöht auf einem Podest. Er wies ähnliche weiße Schnörkel auf, wie an den Fassaden der Häuser. Auf der Spitze der Lehne schimmerte als einzige bunte Verzierung ein kopfgroßes Juwel: eine Sphäre in geheimnisvollen, durchsichtigen Orange.

Neben dem Thron stand ein Korb, aus dem eine Vielzahl an flachen Kissen hervorguckten.

Bulma erinnerte sich, dass Kami sich als Dorfältester vorgestellt hatte. Er war damit eine Art Anführer und besaß eine gehobene Position.

Lud Kami hier seine Leute zu Dorfbesprechungen ein, wo er dann auf dem Thron saß und die Dorfbewohner auf den Kissen?

Es gab noch zwei Türen, die wohl noch zu anderen Räume führten.

Mehr gab es nicht zu entdecken.

„Hi!“ sagte plötzlich eine Stimme hinter den Saiyajins, die, versunken in ihrer Beobachtung, erschrocken zusammenzuckten.

Verwirrt drehten sie sich um. Es war ihnen unverständlich, wie sich ihnen erneut jemand hatte nähern können, ohne dass sie es gespürt hatten; nicht mal gerochen oder gehört.

Bei dem Anblick des Besitzers der Stimme wurde ihrer Verwunderung nur noch größer.

Das Wesen, dass ihnen gegenüberstand, besaß keine Ähnlichkeit mit den Namekianer, die sie bislang gesehen hatten.

Er war kleiner als sie. Bulma und Kakarott konnten auf ihn runterstarren.

Er besaß eine rundliche Gestalt, mit kleinem vorstehendem Bauch und Pausbacken, weshalb er eine gewisse Gemütlichkeit ausstrahlte. Seine Aura war so ruhig und klein, dass sie kaum spürbar war, als ob er sich nicht mal im selben Raum aufhalten würde.

Die Haut war so dunkel, dass sie das Licht zu verschlucken schien, weshalb man nur schwer Konturen erkennen konnte. Seine Haut schien faltenlos zu sein. Nur der breite, rote Mund und die großen weißen Augen, die sich kontrastreich von der schwarzen Haut abhoben, waren deutlich erkennbar. Sein Alter war dadurch nicht einzuschätzen.

Es schien sich um einen Mann zu handeln: das wurde durch die offene Weste und die dadurch nur halbverhüllte, flache Brust angedeutet. Seine Kleidung unterschied sich deutlich von derjenigen, welche die Namekianer trugen. Eine rote Brokat-Weste, weiße Pluderhose, rote Spitzschuhe, dazu prächtiger Schmuck wie goldene Oberarmbänder und Ohrringe und am weißen Turban funkelte ein blauer Edelstein…zu den bescheidenen Gewändern der Namekianer war dies ein Widerspruch.

Sein Lächeln wirkte freundlich, seine Augen waren jedoch seltsam starr auf die Saiyajins vor sich gerichtet. Die Hände hinter seinem Rücken verschränkt, starrte er sie an, ohne zu blinzeln, als ob er keine Augenlider besaß.

Bulma und Kakarott waren aus Überraschung sprachlos und wussten nicht, wie sie ihn anreden sollten.

„Popo, ich brauche heiliges Wasser“ befahl Kami, der sich aus seiner nachdenklichen Stille rührte. „Und für die Gäste Tee“ fügte er hinzu, da er sich nun wieder an die anwesenden Saiyajins erinnerte und die daraus entstehende Pflicht von Gastsitten.

Der dunkelhäutige Mann nickte diensteifrig und verschwand schnell durch eine der Türen in den benachbarten Raum.

Kami griff sich erschrocken an die Stirn. „Ach, das habe ich ganz vergessen“ sprach er betroffen. „Normalweise isst man ja auch etwas zum Tee.“

Bei der Erwähnung von Essen horchte Kakarott hoffnungsvoll auf. Nach seinem kleinen Scharmützel gegen Piccolo könnte er was vertragen, sein Magen war leer.

Jedoch wurde die Hoffnung auf einen Snack von Kamis nächsten Worten abgeschmettert.

„Namekianer essen nichts“ erklärte Kami eine Eigenschaft seiner Rasse. „Uns reicht Sonnenlicht und sauberes Wasser aus.“

Kakarott zuckte enttäuscht zusammen.

„Was ist mit den Feldern?“ fragte Bulma. Immerhin hatte sie beim Anflug die deutlichen, offenen Erdkrumen gesehen und wie Namekianer darin etwas eingepflanzt hatten.

„Das sind zwar Setzlinge, aber nichts Essbares. Wir pflanzen Bäume an. Nach der Dürre sind viele eingegangen. Namek besaß mal einst große Wälder. Um unseren Planeten wieder zu begrünen, ist es daher notwendig, ihm so auf die Sprünge zu helfen“ erklärte Kami. „Das hat auch den Vorteil, dass Baumwurzel das Grundwasser besser halten. Damit sichern wir auch unsere Brunnen.“

„Ach so“ Bulma staunte und kam auf seine vorherige Frage zurück. „Keine Sorge, wir sind versorgt. Wir haben unsere eigenen Vorräte mitgebracht.“

Kami atmete erleichtert auf und erklärte, seine schlechte Gastwirtschaft entschuldigend:

„Popo könnte euch etwas kochen. Allerdings bezweifele ich, dass seine Vorräte ausreichen, um euch zu beköstigen. Der Appetit der Saiyajins ist legendär. Dagegen ernähren wir uns eher genügsam.“

„Schon gut, keine Mühe. Wir wollen niemanden etwas wegessen. Äh, Popo…er sieht so… ungewöhnlich aus?“ fragte Bulma neugierig.

Im Gegensatz zu den Namekianer schien er auch Essen zu benötigen, wenn er kochen konnte.

„Ja, das tut er. Nicht wundern, er ist kein Namekianer“ lachte Kami, der ihre wortlose Frage verstanden hatte. „Ich habe Popo vor Jahren während einer Reise mal das Leben gerettet. Bei seiner Rasse bedeutet es, dass das gerettete Leben damit dem Retter gehört. Ich habe versucht, ihn wegzuschicken, aber er war sehr hartnäckig. Er hat darauf bestanden, mir sein Leben lang zu dienen, da mir quasi sein Leben gehöre“ Kami seufzte, während er sich erinnerte. „So stur…Ich hatte keine Wahl und habe ihn mitgenommen. Seitdem dient er mir treu.“

Wie um seine Diensteifrigkeit zu beweisen, tauchte Popo auch schon wieder auf. In seinen Händen hielt er einen Tontopf, auf dem ein fremdartiges Symbol abgebildet war.

Ehrfürchtig reichte er den Topf seinem Herrn, der ihm im Gegenzug seinen Stab überreichte, damit er die Hände frei hatte.

Für einen Moment sah Kami weihevoll aus.

In seiner weißen Kutte gekleidet, den geheimnisvollen Topf in den Händen haltend und den Kopf würdevoll gereckt, ähnelte er einem erhabenen Hohepriester.

Bulma erwartete, dass der Namekianer nun anfangen würde, magische Worte zu rezitieren, vielleicht ein geheimnisvolles Ritual zu beginnen, um Piccolo zu heilen.

Stattdessen schüttelte Kami in unzeremonieller, formloser Weise einfach den Topf über den Bewusstlosen aus.

Den dann geleerten Topf reichte er an Popo zurück. Dieser stellte den Stab neben dem Thron in eine dafür gesehene, passende Halterung ab und verschwand mit dem leeren Topf in den Nebenraum.

Kakarott und Bulma sahen fassungslos auf den nassen, jungen Namekianer, der sich immer noch nicht rührte. Aber ein leises, missfälliges Stöhnen war nun zu hören und er verzog die Stirn.

„Das war‘s?“ fragte Bulma, unerwartet enttäuscht.

Kami schnaubte. „Ja“ antwortete er und drehte sich, Piccolo nun ignorierend, um. „Es reicht für eine erste Hilfe aus. Seine Haut ist mit dem heilenden Wasser benetzt und wird durch die Wunden einsickern. Er sollte bald aufwachen. Da ich aber bei seinem Temperament nicht weiß, wie er sich dann benimmt, besonders bei eurem Anblick, will ich ihn verzögert kurieren“ erklärte er seine Tat, während er sich auf den Thron setzte.

Bulma fand seine Entscheidung schlüssig, wenn man bedachte, wie feindselig Piccolo sich ihnen gegenüber benommen hatte. Durch Kakarotts Sieg hatte sich an dessen Vorurteilen bestimmt nichts geändert. Sie wollte auch nicht sofort bei Piccolos Erwachen einen erneuten Streit zwischen Namekianer und Saiyajin erleben und dann auch noch im beengten Raum.

Popo trat wieder ein, in seinen Händen nun ein Tablett, auf dem er eine Teekanne und drei hohe, henkellose Tassen aus glasiertem Ton balancierte.

Als er sah, wie Kami auf seinem Thron saß, während die Gäste immer noch ahnungslos standen, wechselte er das Tablett in eine Hand, um mit der anderen geschickt zwei Kissen aus dem Korb zu fischen und auf den Boden zu werfen. Er kniete sich hin und fing an, die Tassen mit dem heißen Gebräu zu füllen.

Bulma und Kakarott folgten der wortlosen Einladung und setzten sich auf die flachen Kissen.

Es war für sie eine ungewohnte Sitzmöglichkeit, da sie Stühle gewöhnt waren. Beide fläzten sich also so hin, wie es ihnen am bequemsten war.

Dass sie auf dem Boden saßen, Kami dagegen erhöht, weshalb sie zu ihm aufschauen mussten, bewirkte ein Gefühl von Unterlegenheit und Demut.

Sie nahmen die gefüllten Tassen von Popo entgegen und sogen neugierig sowie skeptisch den fremden Geruch auf. Es erinnerte sie an frisch geschnittenes, aufgebrühtes Gras. Dazu passte die hellgrüne Farbe des Getränks.

Beide Saiyajins wurden von dem Geruch nicht angezogen, wollten aber auch nicht unhöflich sein. Sie nippten nur zögerlich an dem Getränk.

Popo, der wohl erkannte, dass der hiesige Tee nicht den Geschmack der Gäste entsprach, entfernte sich leise und nahm dabei die Teekanne mit.

Damit waren im Raum nur noch die zwei Saiyajins und die beiden Namekianer anwesend, wobei einer immer noch nicht ansprechbar war.

Es herrschte Stille, während Kami seinen Tee mit mehr Genuss probierte als die Saiyajins, die nicht wussten, wie sie das Gespräch beginnen sollten.

„Natürlich“ begann Kami plötzlich das Gespräch fortzusetzen „könnte ich meinen Abkömmling augenblicklich heilen. Aber Strafe muss sein. Seine Überheblichkeit beunruhigt mich schon seit langem. Für sein Alter agiert er sehr unreif und lässt sich leicht provozieren“ sprach er seinen Kummer aus.

„Ach, wie alt ist er denn?“ fragte Bulma höflich.

„63 Jahre“ antwortete Kami.

Bulma und Kakarott machten große Augen. Sie hatten ihn eher auf Anfang 30 Jahre geschätzt, etwas älter als sie es waren. Stattdessen war der arrogante Grünling sogar älter als Bulma und Kakarott zusammen

„Äh, 63 Jahre…also auch nach der aktuellen, galaktischen Zeitmessung, nicht wahr? Euer Planet dreht sich ja recht langsam, aber…“ Bulma verstummte, weil sie befürchtete, dass Piccolo noch älter war als gedacht. Angesichts der langsamen Rotation von Planet Namek dauerte ein Jahr hier länger als im Vergleich zu Vegeta-Sei.

Viele Planeten hatten, je nach ihrer Größe und Rotation, eine eigene Zeit-Einheit, was zu Verwirrung führte, wenn es um Fragen der Volljährigkeit ging. Um dies in der Galaxie zu vereinheitlichen, gab es eine Norm für die allgemein gültige, galaktische Zeitbemessung.

„Gant recht, 63 Jahre nach der allgemeinen Zeitrechnung“ bestätigte Kami schmunzelnd. „Aber für uns ist das nicht alt. Ich selbst zähle an die 550 Jahre. Das ist zwar schon recht betagt. Aber unter den Dorfältesten gehöre ich noch zu den Jüngsten.“

„Wow!“ staunte Kakarott laut. „550 Jahre…So alt wird kein Saiyajin. Dann ist Piccolo also in euren Augen noch sehr jung, während er aber dreimal so alt ist wie ich. Für uns ist er alt.“

„Ganz recht“ nickte Kami belehrend.

„In dem Fall verstehe ich langsam, wie es zu diesem Scharmützel kommen konnte" begriff Bulma langsam und sah ihren Bruder stirnrunzelnd. „Du und Piccolo…ihr beide seid ähnlich unreif" kritisierte sie.

Beide waren noch nicht aus der Pubertät raus!

Kakarott zuckte ungerührt mit den Schultern.

„Es hat Spaß gemacht“ konnte Bulma ihn murmeln hören.

Bulma verdrehte die Augen. Sie besaß zwar keine magischen Kräfte, aber sie konnte vorhersehen, dass Kakarott garantiert Piccolo zu einem erneuten Kampf herausfordern würde.

Egal, dass er einen Vorteil durch sein höheres Powerlevel besaß…Kakarott würde es schon spannend machen, indem er sich selbst einschränkte, etwa durch Ki-Fesseln oder durch selbstauferlegte Regeln wie seinen linken Arm nicht zu nutzen.

Bulma konnte in der Gegenwart von Kami nur entschuldigend den Kopf senken.

Jener lächelte nachsichtig auf die Saiyajins herab. Er schien zwar von seinem Abkömmling frustriert zu sein, nicht aber von den jungen Fremden.

„Nun“ sprach er, nachdem er seinen Tee zur Seite stellte. „Lasst uns doch mal über eure Anwesenheit auf Namek sprechen.“
 

Nachdem Kami damit das Gespräch an sich gerissen hatte, kippte die lockere Stimmung etwas um.

Bulma und Kakarott versteiften sich. Sie wussten nicht, ob sie mit ihrem Plan so herausplatzen konnten, wie sie es schon bei Piccolo getan hatten.

Aber Bulma ahnte, dass Kami bereits genug mitbekommen hatte. Darum beschloss sie, die gleiche Ehrlichkeit anzuwenden wie zuvor.

Sie gab Kami einen kurzen Rückblick über die letzten Tage und wie die Saiyajins einen schweren Schlag gegen Freezer erlitten hatte. Durch einen Hinweis waren sie nach Namek geflogen, wo sie hofften, Hilfe zu finden.

Kami hörte geduldig zu und unterbrach sie nicht.

Insgeheimen rechnete Bulma damit, dass Kamis erste Reaktion so ähnlich werden würde wie bei seinem Sohn: dass er die Sage über die Dragon Balls als Märchen erklären würde und dass diese nichts mehr waren als rituelle Objekte ohne Macht.

Stattdessen überraschte er sie mit einer Frage, die ein ganz anderes Thema betraf.

„Ich habe gehört, wie ihr über Senzu-Bohnen gesprochen habt. Du besitzt tatsächlich diese Bohnen?“

„Äh ja, ich habe sie vor Jahren zufällig auf Altharwa von einem Handler gekauft…ein komisches Wesen, sah wie ein kleiner, weißer Kater aus…“ stammelte Bulma.

„Und er hat dir einfach die Bohnen verkauft?“ bohrte Kami streng nach.

Irritiert nickte sie.

Kamis faltige Lippen verzogen sich zu einem halben Lächeln.

„Meister Quitte, der alte Schelm…er hat dasselbe gesehen wie ich…Saiyajins mit reinem Herzen“ murmelte er. Er stützte seinen Kopf auf der Armstütze ab und sah versonnen zur Seite.

Bulma verstand seine Worte nicht.

Saiyajins mit reinem Herzen?!

Damit meinte man doch nicht sie und ihren Bruder?

Kakarott vielleicht, trotzdem kannte sie seine charakterlichen Unzulänglichkeiten, wie seine Naivität, seine Gutmütigkeit und seinen Trotz.

Sich selbst sah sie nicht als „reinen Herzens“ an. Dafür kannte sie sich zu gut.

Sie war noch sturköpfiger als Kakarott, aufbrausend, dazu gierig und verschlagen…und sie hatte damit kein Problem.

Sie fand es sogar gut!

Wer, der klaren Verstandes war, wollte schon eine Heilige sein?

Diejenigen, die nach diesem Titel griffen, mussten alles opfern, alles geben, nur damit andere glücklich waren…Solche Leute waren doch nichts anderes als geistige Schwächlinge, die nur ausgenutzt wurden!

Für einen Saiyajin waren Beschreibungen wie „Rein“ und „Unschuldig“ dasselbe wie „Schwach“ und „Dumm“ und damit beleidigend.

Doch bevor Bulma diesen Gedanken laut aussprechen konnte, drehte Kami wieder seinen Kopf und sah sie erhaben an, als hätte er eine Entscheidung getroffen.

„Ihr seid würdig, das Geheimnis zu erfahren“ sprach er ernst „Ich muss nicht befürchten, dass ihr es herumerzählt und mein Volk in Gefahr bringt. Also gut…nachdem ihr diese weite Reise hierher gemacht und die Dragon Balls eure letzte Hoffnung ist…werde ich euch einweihen. Aber die Wahrheit wird euch nicht glücklich machen“ warnte er sie vor.

„Solange wir endlich Gewissheit erhalten, ist mir das egal“ antwortete Bulma ungeduldig und auch Kakarott rutschte unruhig auf seinem Kissen.

„Die Sage ist wahr“ verkündete Kami ruhig. „Die Dragon Balls können Wünsche erfüllen.“
 

Als Bulma und Kakarott diese Worte vernahmen, überkam sie ein Gefühl der Erleichterung.

Ihre Mission war nicht nutzlos gewesen!

Dazu kam die Hoffnung.

Endlich gab es etwas, mit dem sie Freezer besiegen konnten.

Aber Kami, der sie vorab gewarnt hatte, fuhr unbarmherzig fort und zerbrach mit dem folgenden Satz ihre Zuversicht.

„Aber sie werden euch nicht helfen können.“

„Was? Wieso nicht?“ fragte Kakarott betroffen.

„Sieh dich doch um. Sehen wir Namekianer aus wie eine mächtige Rasse? Wenn wir einen Drachen mit allmächtigen Kräften als Untertan hätten, würdet ihr euch vor uns fürchten, nicht vor Freezer. Aber so etwas steht nicht zu unserer Verfügung. Wir sind sterblich. Zwar mit gewissen Kräften und Langlebigkeit gesegnet, aber dennoch sterbliche Wesen. Darum führen wir ein bescheidenes Leben. Auch wenn wir einzigartige Fähigkeiten haben, so sind diese trotzdem limitiert. Jede Macht hat Grenzen. Dies betrifft auch unsere Schöpfung. Ja, Wünsche können erfüllt werden, aber es betrifft nicht ALLE Wünsche.“ erklärte Kami. „Und bevor der Drache erscheint, muss man es erstmal schaffen, alle sieben Dragon Balls zu finden. Allein das ist eine Aufgabe, an die viele scheitern.“

Bulma kaute nervös auf die Lippen.

So etwas hatte sie befürchtet.

Es wäre auch zu schön gewesen, wenn ein magischer Drache sie von Freezer befreien oder Tote wiedererwecken könnte.

Aber trotzdem besaß der Drache eine gewisse Macht…vielleicht könnte er diese nutzen, um Kakarott die Fähigkeit zu geben, gegen Freezer zu siegen.

Damit würden sie ihr Ziel auch erreichen.

„Wir versuchen es“ sprach sie den Gedanken laut. „Wir nutzen jede Hilfe, die wir kriegen können. Ich werde mir überlegen, wie wir den Wunsch richtig formulieren.“

„Willst du nicht erstmal die Dragon Balls finden, bevor du dir darüber Gedanken machst?“ erinnerte Kami sie milde.

Bulma hielt betroffen inne und wurde rot, weil sie in Gedanken schon zwei Schritte zu weit war.

„Wie finden wir die Dragon Balls? Wo?“ fragte Kakarott den alten Namekianer. „Wie sehen sie überhaupt aus?“

Wonach mussten die Saiyajins Ausschau halten?

„Die Dragon Balls wurden von meinen Ahnen als Prüfung erschaffen. Es geht weniger um den Wunsch selbst, sondern um die Reise dorthin. Wenn ein Namekianer sich der Prüfung unterzog, musste er Kraft und Weisheit aufwenden, um die Kugeln zu erhalten“ erzählte Kami. „Eine Prüfung konnte zum Beispiel das Besiegen des stärksten Kriegers sein oder das Lösen eines Rätsels.“

„Ohhh“ Kakarott seufzte angetan auf.

Kämpfen gegen einen starken Krieger?

Das war die Art von Prüfung, die er sich gerne unterzog. Bulma konnte das mit dem Rätsel lösen machen und sich den Kopf darüber zerbrechen.

„Einverstanden, gegen wen muss ich kämpfen?“ fragte er freudig und sprang kampfbereit auf, während er auflockernd seine Arme und Schulter bewegte. „Wo ist mein Gegner?“

„Dort“ antwortete Kami trocken und deutete mit seinem Zeigefinger auf den am Boden liegenden Piccolo. „Mein Sohn ist der stärkste Krieger in diesem Dorf.“

„Upps“ Kakarott und Bulma entgleisten gleichzeitig kurz die Gesichtszüge, bevor sie sich schnell sammelten

„Moment mal… heißt das, wir haben uns schon einen Dragon Ball verdient?“ fiel es Bulma ein. Dreist lächelte sie Kami an, in ihren Augen die Aufforderung, ihnen ihren verdienten Lohn auszuzahlen.

„So ist es“ bestätigte Kami lakonisch.

„Was?!“ rief Kakarott enttäuscht.

„Was?!“ fragte panisch eine schwache Stimme, die röchelnd hinter den Saiyajins erklang.

Bulma und Kakarott drehten den Kopf und sahen in das wache, aber entsetze Antlitz von Piccolo, der fassungslos den Alten anstarrte.

„Bist du jetzt vollkommen irre?“ war die Frage, die er an seinen Vater richtete. „Du kannst ihnen doch nicht einfach so unser Heiligtum geben?!“

„Einfach so? Sie haben die Prüfung bestanden. Nicht nur hat der Saiyajin dich besiegt, er war sogar so gnädig und hat dich am Leben gelassen. Ich sehe ihn daher als würdig an.“

Im Gegensatz zu seinem Abkömmling war Kami sehr gefasst und außergewöhnlich ruhig. „Außerdem…es ist nur einer von sieben. Sie sind damit noch lange nicht am Ziel. Ich schenke ihnen den Dragon Ball nicht. Er ist nur geliehen. Stehlen können sie ihn nicht. Außerhalb von Namek hat er eh keine Kraft“ fügte er zur Beschwichtigung hinzu.

Bulma blinzelte, während sie Kamis Ausführungen lauschte. Nun verstand sie die scheinbare Großzügigkeit nun besser.

Kami hatte Recht: mit nur einem Dragon Ball kamen sie nicht weit.

Aber es war ein Anfang und endlich würde sie erfahren, wie ein Dragon Ball aussah.

„Das kannst du nicht machen“ gab Piccolo trotzig Einspruch, währen er zitternd versuchte, sich aufzurichten.

Kami erhob sich mit überraschender Schnelle von seinem Thron, um sich über Piccolo aufzubauen. Streng sah er auf seinen Abkömmling herab.

„Ich kann!“ sagte er eisig. „Ich bin der Hüter. Erachte ich einen Suchenden als würdig, so ist es mein Recht, ihm seinen Lohn zu geben. Wenn du ein Problem damit hast, kannst du den Saiyajin gerne ein weiteres Mal herausfordern. Nun, wo du seine Stärke kennen gelernt hast, kannst du vielleicht besser abschneiden. Vorausgesetzt, du hast deine Lektion gelernt, hörst mit deinen Vorurteilen auf und fängst an, demütig zu sein.“

„Also darum geht es dir?“ fragte Piccolo empört. Er richtete sich auf, ungeachtet seiner schwankenden Beine, um seinen Vater in die Augen sehen zu können.

„MIR eine Lektion zu erteilen? Dafür gibst du unseren Schatz ab? Verzeihung…VERLEIHEN“ betonte er spöttisch.

Kami seufzte und massierte sich die Stirn. Er murmelte etwas auf Namekianisch. Er klang enttäuscht. Die leisen Worte waren für die guten Ohren eines Namekianer aber deutlich zu verstehen.

Piccolo zuckte zusammen und verzog beleidigt das Gesicht. Dann gab er laut Antwort in derselben Sprache, aber mit aggressiverem Klang.

Bulma und Kakarott blieben im Hintergrund, von den Namekianer ignoriert. Sie wussten zwar nicht, worüber sie sprachen, aber den Tonfall eines Familienstreits erkannten sie. Piccolo klang vorwurfsvoll und wütend, während Kami sich um eine ruhige Stimme bemühte, in der man dennoch einen genervten Unterton vernahm.

Beide Saiyajins wünschten sich, diese Privatangelegenheit nicht weiter zu bezeugen. Sie fühlten sich unwohl dabei, auch wenn sie nicht verstanden, worüber sie sprachen. Aber es war deutlich, dass die beiden Namekianer nicht einer Meinung war und es zwischen ihnen brodelte. Die Sache mit dem Dragon Ball schien nur einer von vielen Streitthemen zu sein.

„Äh, es ist schon spät“ lachte Bulma verlegen und suchte nach einer Ausrede. „Wir verschwinden und bauen unser Lager draußen auf. Immerhin müssen wir was essen und eine Runde Schlaf tut auch ganz gut. Wir kommen morgen wieder.“

Es folgte keine Antwort darauf: Kami und Piccolo fuhren fort, sich in ihrer Muttersprache anzuraunzen.

Bulma und Kakarott schlichen auf Zehenspitzen zur Tür hin, während sie von den beiden diskutierenden Namekianer ignoriert wurden.

Jedenfalls dachten sie das.

Kurz bevor Sie die Tür erreichten, schellten die Köpfe der Namekianer zu den Flüchtenden hin.

„Hey, wohin wollt ihr?“ fauchte Piccolo sie an.

„Äh…nun...wir wollen euch in Ruhe lassen, kommen morgen…“stammelten die Saiyajins.

„Morgen? Auf einem Planeten mit drei Sonnen haben wir keine Nacht, also auch keinen Morgen. Jedenfalls nicht auf dieser Seite des Planeten. Hier ist immer Tag“ verbesserte Piccolo sie rechthaberisch.

„Klugscheißer“ murmelte Kakarott und verdrehte die Augen.

„Ich rufe Popo. Er soll etwas vorbereiten. Wie schlafen Saiyajins? Auf den Boden?“ fragte Kami besorgt. Eine merkwürdige Erkundigung, bei der Bulma sich fragte, wie Namekianer sich dann ausruhten.

Hoffentlich nicht auf einem Nagelbrett.

„Vermutlich hängen sie sich an ihren Schwänzen kopfüber von der Decke“ knurrte Piccolo.

Jetzt verdrehte Bulma die Augen. Nun, wo sie Piccolos Alter wusste, erkannte sie das typische trotzige, rotzfreche Verhalten eines pubertären Idioten.

„Wie schon gesagt, machen Sie sich keine Mühe“ hob sie abwehrend die Hände. „Wir kommen zurecht.“

Sie wollte auf keinen Fall in diesem Haus schlafen. Vermutlich würde Piccolo versuchen, sie im Schlaf zu erwürgen.

„Wir werden unser Lager am Rand des Dorfes aufbauen und am Morgen…ich meine, in ein paar Stunden, wenn sich alle beruhigt haben, kommen wir wieder zusammen“ machte sie das Angebot.

„Dann nehmt wenigstens schon mal den Dragon Ball mit“ schlug Kami vor, ohne sich am entsetzten, tonlosen Aufschrei seines Abkömmlings zu stören.

„Ach, dazu sagen wir nicht Nein“ erwiderte Kakarott grinsend, Piccolos Miene auf die gleiche schadenfrohe Weise genießend wie dessen Vater.

Piccolo fing wieder an, im schnellen Namekianisch auf seinen Vater einzustürmen, während jener ihm aber den Rücken zukehrte und auf den Thron zutrat. Dort berührte er das große Juwel an der Kopflehne und hob es sacht hoch.

Als er sich umdrehte, sahen Piccolo und die Saiyajins staunend auf die orange Perle in seinen Händen. Im Inneren des Juwels leuchteten vier kleine, rote Sterne, die man nur aus der Nähe erkennen konnte.

Piccolo schlug sich die Hände vors Gesicht und lamentierte leise seinen Unmut über diese frevlerische Tat. Es drängte ihn, den Dragon Ball zu schnappen und damit abzuhauen, ihn in Sicherheit zu bringen, aber diese Tat wäre noch ketzerischer.

Er musste dem Oberhaupt des Dorfes gehorchen.

Von Piccolos Gemotze ungerührt, überreichte Kami dem Saiyajin Kakarott den Preis für seinen Sieg.

„Ho, was für ein massives Teil“ staunte jener und wiegte die kürbisgroße Perle vorsichtig in seinen Händen.

„Er ist so riesig. Ich habe sie mir kleiner und handlicher vorgestellt“ wunderte sich Bulma und berührte die glatte, kühle Oberfläche. Vorsichtig streichelte sie darüber.

Der Dragon Ball fühlte sich wie kalter, glatt polierter Stein an. Ein Stein, der von innen zu glühen schien, auch wenn das Licht schwach war. Sie konnte aber keine Art von Energie spüren.

Nur die vier im Inneren schwebenden roten Sterne in perfekter Symmetrie gaben einen Hinweis, dass es kein gewöhnlicher Edelstein war. Wie sonst sollten die da reingekommen sein?

Bulma hatte schon Bernstein gesehen: versteinertes Harz, warm und leicht, gefüllt mit Blasen und Sprenkel aus Gold, Orange und Rot, die Überreste von kleinen Insekten enthaltend.

Aber dagegen war die Kugel in Kakarotts Händen kälter in ihrer unnatürlichen Perfektion.

Ein unerklärliches Zittern glitt über ihren Rücken, je länger sie den Dragon Ball anstarrte.

Es war keine Energie zu spüren, nicht mal elektrische Funken und dennoch glaubte sie sofort, dass diese Kugel magische Kräfte besaß.

Kami lächelte die Saiyajins wohlwollend an. „Nun denn, euer Vorschlag klingt gut. Wir treffen uns in ein paar Stunden wieder. Ihr hattet eine anstrengende Reise hinter euch und der Empfang…“ Kami warf dabei einen betonenden Seitenblick zu seinem Abkömmling „war auch nicht der Beste. Ich muss euch noch etwas zur Suche nach den übrigen Kugeln erklären. Aber das macht mehr Sinn, wenn ihr ausgeruht seid.“

Ehrfürchtig und dankbar senkten Bulma und Kakarott ihre Köpfe und verließen das Haus.

Kaum war die Tür zugefallen, als Piccolo auch schon aufbrauste und wieder auf seinen Vater einreden wollte. Doch jener unterbrach ihn sofort stumm, nur mit zwei erhobenen Fingern.

Piccolo verstand, blieb still und lauschte darauf, dass die Energien der Saiyajins sich entfernten.

Erst als er sie am Dorfrand spürte, wo sie vermutlich ihr Lager aufstellten, wagte er es, mit seinen Vorwürfen fortzufahren. Zur Sicherheit sprach er wieder Namekianisch.

„Ich verstehe nicht, wie man so unvorsichtig sein kann?“ begann er seinen Vorwurf. „Warum hast du ihnen die Wahrheit gesagt? Wenn sich herumspricht, dass wir Dragon Balls haben, mit denen man Wünsch erfüllen kann, stehen doch sofort Typen wie dieser Freezer vor der Tür…oder weitere Saiyajins.“

„Ein namekianischer Ältester lügt nicht“ antwortete Kami und setzte sich müde auf seinem Thron. „Eine solche Tat ist gegen unsere Natur. Wer uns um Antworten fragt, den müssen wir ehrlich antworten“ entschuldigte er sein offenherziges Vorgehen.

Lügen beschmutzten die Seele, ähnlich wie giftiges Öl sauberes Wasser verunreinigten.

Je mehr man log, desto mehr wurde die Seele ins Dunkle gezogen.

Piccolo rümpfte die Nase, nahm ihm das nicht ab.

„Aber obwohl ich sie nicht angelogen habe, habe ich ihnen auch nicht die ganze Wahrheit gesagt“ fügte Kami mit listigem Lächeln hinzu.

Piccolo stutzte.

„Ich wusste es“ knurrte er und sah seinen Vater aufmerksam an.

Jener fuhr fort, seine Tat zu erklären.

„Ich habe ehrlich aufgeklärt, dass die Dragon Balls nicht alle Wünsche erfüllen können. WO die Grenze liegt, habe ich nicht genau erklärt“ erklärte Kami sein Schlupfloch. „Stattdessen habe ich mit dieser Bemerkung sanft einen Riegel vor ihren Wunschvorstellungen geschoben. Egal welche Absichten sie gehabt hatten…nun bleiben sie bescheidener und sind dankbar, wenn überhaupt etwas passiert.“

„Die Dragon Balls können also doch diesen Freezer vernichten?“ fragte Piccolo.

Kami schüttelte den Kopf. „Nein, das nicht. Es ist dem Drachen verboten, Leben zu nehmen. Egal, wie klein und unrein dieses Leben auch sein mag“ erklärte er. In diesem Fall hatte er nicht gelogen. Aber...

„Aber wenn es um das Erschaffen geht…dann gibt es kaum eine Grenze. Seien es unglaubliche Reichtümer, ein neuer Planet, sogar die Auferstehung von Toten oder ewige Jugend ist möglich. Der heilige Drache Polunga kann einen Traum in Realität verwandeln.“

Piccolo schauderte es bei diesen Worten, als er sich die Konsequenzen vorstellte.

Sollten Abenteurer und Diebe von diesem Schatz hören, wäre Namek nicht mehr sicher.

Nein, noch schlimmer… Frieden und Ordnung im ganzen Universum wären gefährdet.

Genau das war der Grund, warum Piccolo dagegen war, dass Fremde von den Dragon Balls erfuhren.

Kami, der erkannte, welche Vorstellungen Piccolo gerade plagten, nickte bedächtig.

„Diese beiden Saiyajins werden über die Existenz der Dragon Balls schweigen. Aber es ist sicherer für die Harmonie des Universums, wenn sie nicht erfahren, wie mächtig die Kugeln sind. Die Spätfolgen könnten katastrophal sein. Es ist zweifelhaft, ob sich die Auswirkungen ihres Wunsches verstecken lassen. Wunder machen neugierig und jemand könnte Fragen stellen. Wer dann ihre Spuren nachforscht, wird sie auf Namek zurück verfolgen…und damit vielleicht von den Dragon Balls erfahren“ sprach er. Nachdenklich sah er auf die leeren Kissen auf dem Teppich, wo die beiden Saiyajins vor wenigen Minuten gekniet hatten. Er seufzte und nannte einen weiteren Grund, warum niemand zu viel über die Macht der Dragon Balls wissen durfte.

„Außerdem kann grenzenlose Macht einen dazu verführen, diese zu oft zu nutzen. Man wird davon abhängig, anstatt seine Probleme aus eigener Kraft zu lösen…oder, im schlimmsten Fall, weigert man sich, die Grenzen der Realität anzuerkennen. Wo kämen wir hin, wenn ständig die Toten wieder auferstehen und der Tod selbst dadurch seine Bedrohung verliert?“ philosophierte Kami. „Nun, warum war ich gleich so ehrlich zu ihnen und habe keine Halbwahrheiten erzählt? Warum habe ich sie nicht fortgeschickt? Abgesehen von meiner Verpflichtung zur Wahrheit…so war auch Mitleid ein Grund. Sie sind aus Verzweiflung gekommen und sind bereit, sich der Prüfung zu unterziehen. Damit erfüllen sie die Anforderung, um am heiligen Ritual teilnehmen zu dürfen. Egal, dass sie keine Namekianer sind. Der Sinn der Dragon Balls ist es, Hoffnung zu geben. Ich habe ihnen auch deswegen von den Dragon Balls erzählt, weil ihre Herzen rein waren. Schon mein Freund Quitte sah sie als würdig genug an, um Senzu-Bohnen zu erhalten. Der Krieger Kakarott hat dich trotz deiner Provokationen verschont und nicht getötet. Er ist keiner dieser machthungrigen Gestalten, die niemals die Dragon Balls erhalten dürfen. Also durfte ich ehrlich zu ihnen sein.“

„Trotzdem…“ murrte Piccolo widerwillig. „nur weil der Saiyajin mich besiegt hat, gibst du ihm gleich deinen Dragon Ball. Hätte ich gewusst, was auf dem Spiel stand, wäre ich…“ er verstummte.

„Hättest du was? Dich mehr angestrengt?“ fragte Kami und der Spott war in seiner Stimme deutlich zu hören. Seine Augen glitten abfällig über Piccolo, der immer noch in zerfetzter Kleidung stand.

„Sieh dich doch an“ brummte Kami. „Erzähl mir keine Lügen, dass du NICHT um dein Leben gekämpft hast. Dieser Aufzug sagt doch alles“ er deutete mit seinem Zeigefinger auf die textilen Überreste.

Diesen lächerlichen Anblick konnte er nicht mehr ertragen. Ein weißes Glimmen bildete sich um den Finger und anschließend um Piccolos Körper, woraufhin seine alte Kleidung auf magische Weise durch neue ersetzt wurde. Nun trug er wieder ein sauberes Hemd, Hosen und Umhang.

Piccolo knurrte beleidigt, undankbar für die Tat seines Vaters.

Weder mochte er es, an seine Niederlage erinnert, noch belehrt zu werden.

„Als Hüter des Dragon Balls darf ich entscheiden, welche Aufgabe der Suchende erfüllen muss. Ich bin der Meinung, dass der junge Saiyajin ihn sich verdient hat, indem er dich besiegte. Dieses Urteil darf niemand, außer der Oberälteste, anzweifeln. Außerdem…wie schon vorhin erwähnt…ein einzelner Dragon Ball wird ihnen nicht helfen“ fuhr Kami fort.

„Sie werden die anderen finden. Wenn sie zwei und zwei zusammen zählen, werden sie darauf komme, dass die andere Ältesten ebenfalls Hüter von Dragon Balls sind. Da sie in der Lage sind, Energien zu spüren, müssen sie nur die Dörfer ausfindig machen und zack…schon haben sie alle Dragon Balls“ kritisierte Piccolo aufgebracht. Dieser Kakarott war unglaublich stark und seine Schwester schien schlau zu sein: wer könnte sich denen widersetzen?

Kami schüttelte stöhnend den Kopf.

„Das habe ich vorhin versucht, dir zu erklären. Es gibt genau sieben Dragon Balls. So, jetzt sag mir mal… wie viele Dörfer gibt es auf Namek?“ fragte er.

Eine rhetorische Frage, für die keine große Intelligenz benötigt wurde. Immerhin gab es auf Namek nicht viele Bewohner.

Piccolo lag die Antwort auf der Zunge und bevor sie rausrollte, fiel ihm auf, was sein Vater ihm mit dieser Frage sagen wollte.

„Fünf…mit unserem Dorf…gibt es nur fünf Dörfer insgesamt…aber das kommt nicht auf…“ überlegte er laut. Dann fiel ihm noch eine Möglichkeit ein. „Der Oberälteste…er hat bestimmt die restlichen Dragon Balls.“

„Fast“ lachte Kami. „Er hat nur einen.“

„Aber…dann fehlt doch einer. Wo ist der siebte Dragon Ball?“ Piccolo war ratlos.

Kami genoss seinen dümmlichen Ausdruck, besonders nach den Vorwürfen vorhin, die sein vorlauter Abkömmling über ihn ausgeschüttet hatte.

Geduldig ließ er sich Zeit mit seiner Antwort, wälzte sich stattdessen auf seinen Thron und spielte mit seinen Fingerspitzen.

Piccolo durchschaute das Herauszögern, konnte aber nichts dagegen tun, außer die Stirn zu verziehen und ungeduldig die Arme vor der Brust zu verschränken.

Auf keinen Fall würde er um Antworten betteln.

Kami erbarmte sich und fing an zu erklären.

„Vor etwa 250 Jahren geschah ein schlimmes Erdbeben. Das sechste Dorf traf es besonders stark. Die Einwohner schafften es noch zu fliehen, vergaßen aber den Dragon Ball. Jener fiel in eine Erdspalte, die sich schloss. Seitdem war er nie wieder gesehen. Man versuchte zu graben, aber ohne Erfolg. Der Oberälteste konnte keinen Ersatz herstellen. Ohne den Dragon Ball als Mittelpunkt konnte das Dorf nicht neu gegründet werden. Also verteilten sich die Bewohner auf die restlichen Dörfer. Seitdem gibt es nur noch fünf“ erzählte er.

Kami lachte verhalten.

Piccolo starrte seinen Vater großäugig an.

„Du… verdammter…hinterlistiger… Bastard“ fluchte er langsam, als ihm klar wurde, dass Kami längst einen Plan im Hinterkopf gehabt hatte und nicht so naiv war, wie sein Abkömmling es befürchtet hatte.

Die Saiyajins hatten keine Chance, alle sieben Kugeln zu finden.

Nicht nur war der Aufenthalt des Oberältesten ein Geheimnis und konnte nicht erspürt werden…aber der siebte Ball war verloren!

„Piccolo, nicht diese Worte. Ich habe versucht, es dir zu erklären, aber du hast mich ja rüde unterbrochen. Da kam ich nicht zu Wort“ schalt Kami ihn wegen seiner despektierlichen Ausdrucksweise. „Es ist auch nicht deine Aufgabe, meine Entscheidungen anzuzweifeln. ICH bin der Älteste und Hüter des Dragon Balls, nicht du!“

„Du spielst wieder deine Spielchen und ich soll mich nicht aufregen?!“ knurrte Piccolo.

Frustriert ballte er die Fäuste.

„Keine Spiele. Nur die normalen Regeln, die hier gelten und die man richtig auslegen muss“ entgegnete Kami.

„Ach, so ein Schwachsinn“ spuckte Piccolo abfällig aus.

Es war doch immer dieselbe Leier. Alles war möglich, solange ein Ältester es entschied.

Aber wehe, ein kleiner Wicht wollte freie Entscheidungen treffen…

Piccolo gab zu, dass Kami an alles gedacht hatte.

Die Namekianer verloren nichts. Die Chance, dass die Saiyajins den Drachen beschworen, lagen bei fast Null.

Aber irgendwie störte das den jungen Namekianer.

Das war doch Beschiss?!

So eine Falschheit, so eine Heuchelei…nun, sein erstes Gefühl war ungewollte Hochachtung vor seinem alten Herrn gewesen. Er war beeindruckt.

Aber jetzt, wenn er so darüber nachdachte…zum ersten Mal verspürte Piccolo Mitleid mit den Saiyajins.

Sie taten wenigstens etwas gegen Freezer.

Sein Volk steckte nur den Kopf in den Sand.

Diese Untätigkeit kotzte ihn an.

Was sollte geschehen, wenn dieser Freezer hier landete und es keine Verbündete mehr zur Hilfe gab?

Oder redeten sich die Namekianer ein, dass kein gieriger Tyrann auf so einem ärmlichen Planeten Halt machen würde…weil sie es einfach nicht wert waren.

Was war denn das für eine bescheuerte Hoffnung?

Einfach dabei zuzusehen, wie der Rest der Galaxie zugrunde ging und sich stolz auf die Schulter klopfen, weil man sich nicht zum Sklaven lohnte?!

Das war nichts, worauf Piccolo stolz sein wollte.

Nein, je mehr er darüber nachdachte, desto mehr fingen die Saiyajins an, ihn zu interessieren.

Eine Idee kam auf.

Schnell senkte er den Kopf, damit Kami nicht seine Augen sah. Er hatte sonst stets das Gefühl, dass er seine Gedanken durchschaute.

„Ich geh meditieren“ brummte er und verschwand schnell aus dem Haus, ohne aufgehalten zu werden.

Auf einem hohen Felsen, welche das Dorf überragte, landete er. Dort fing er an, mit verkreuzten Beinen und verschränkten Armen einen Meter über den Boden zu schweben, seine bevorzugte Meditations-Pose. Nun unbeobachtet, erlaubte er sich ein hinterhältiges Lächeln.

Leise lachend sah er auf das komische Zelthaus herab, welches die Saiyajins am Dorfrand aufgebaut hatten und wo er ihre Auren spürte.

Na, sie und sein Vater würden sich morgen wundern.
 

Die Namekianer waren ein friedliches, bescheidenes Volk. Sie suchten keinen Streit, gingen ihm sogar aus dem Weg. Bei den anderen Rassen galten sie als gute Vermittler, wenn auch ein wenig zu gutmütig.

Für die Namekianer gab es keinen Grund, gierig oder aufmüpfig zu sein. Sie brauchten nicht viel und konnte selbst alles herstellen, was sie zum Leben brauchten.

Die Namekianer gehörten zu den wenigen Rassen im Universum, die nie unter sich Krieg geführt hatten. Es herrschte kein Hass oder Zwietracht zwischen ihnen. Es gab keine Diskriminierung.

Jeder Namekianer, egal wie alt er war und welche Fähigkeiten er hatte, wurde gleichbehandelt.

Ausnahme waren nur die Ältesten, denen man stets mit Ehrfurcht und Gehorsam begegnete.

Zu einem Ältesten konnte man nur ernannt werden, wobei diese Entscheidung vom Oberältesten getroffen wurde.

Die Führung durch die Ältesten sorgte für Harmonie und Gleichheit und wurde von allen akzeptiert.

Wenn jeder sich an die Regeln hielt, dann war das Leben geordnet und regelmäßig wie ein Uhrwerk.

Es sei denn, jemand hatte eine Schraube locker und ein Rädchen löste sich…
 

Kami war ein von seinem Volk verehrter und geachteter Ältester, Mitglied des Drachenclans, weise und gerecht, dazu gesegnet mit starken magischen Kräften.

Er hatte nur ein Problem in seinem Leben, das ihn wie ein nerviger Dorn in der Fingerspitze stach und drückte.

Störend wie eine eitergefüllte Beule am Hintern.

Nervig wie das hohe Summen einer Mücke, welches man nicht ignorieren konnte.

Ausgerechnet sein erster und aufgrund seines Verhaltens wohl auch letzter Abkömmling machte ihm Kummer.

Obwohl sie genetische Zwillinge waren, kamen sie nicht miteinander aus.

Die Ursache lag in ihrer unterschiedlichen Auffassung von Recht, Ordnung und Ehre.

Kami war es als Ältester gewohnt, dass seinen Anordnungen gehorcht wurden, aber Piccolo widersetzte sich ihm ständig.

Das hatte nichts mehr mit jugendlichem Übermut zu tun.

Sein Abkömmling war ein Rebell.

Alles stellte er in Frage.

Manchmal hatte Kami das Gefühl, sie waren nur deswegen gegensätzlicher Meinung, weil es Piccolo so mehr Spaß machte.

Sagte Kami, dass etwas gut war, so war es nach Piccolos Auffassung automatisch schlecht.

Piccolo konnte dagegen diesen blinden Gehorsam nach Tradition und Regeln nicht verstehen.

Dachte denn keiner mal einen Moment nach, ob diese alten Gesetze noch Sinn machten?

Warum stellte niemand etwas in Frage?

Wieso isolierten sich die Namekianer so auf ihren Planeten, obwohl sie es mit anderen Rassen locker aufnehmen konnten?

Warum gehorchte jeder den Ältesten automatisch, egal was man selbst darüber dachte?

Hatte denn niemand eine eigene Meinung?

Warum gehorchten sie automatisch?

Nur weil sie von den Ältesten abstammten?

Das allein rechtfertigte doch keinen Respekt?

Piccolo verachtete diesen Gehorsam und mit dieser Art zu Denken eckte er an

So mancher seiner Artgenossen versuchte zuerst, ihn friedlich zu ermahnen.

Sie verstanden nicht, wie der Abkömmling des gütigen Kami so ungehorsam, so störrisch und aufmüpferisch sein konnte. Mit Jugend allein konnte man das nicht mehr entschuldigen.

Aber wenn sie ihm dies so ins Gesicht sagten, verschlimmerten sie nur seine Laune: Piccolo wollte nicht mit Kami verglichen werden.

Diese Anforderungen, die man automatisch an ihm stellte, nur weil er von Kami abstammte, ärgerte ihn.

Was war mit seinem freien Willen?

Warum akzeptierte man nicht seine Persönlichkeit?

Wieso musste er Kamis Doppelgänger sein, nur weil sie genetisch gleich waren?

Als Reaktion flippte Piccolo meist oft aus und musste von seinen Artgenossen mit Gewalt aufgehalten werden. Diese Versuche waren allerdings zwecklos, weil er der Stärkste war.

Die Gewalt eines Kampfes erfreute ihn sogar.

Schon bald mieden ihn die anderen Namekianer. Keiner konnte es mit ihm aufnehmen, weshalb sie ihm aus dem Weg gingen. Niemand wollte ihm zuhören und seine Sichtweise verstehen…nur weil er sich weigerte, den Regeln des Ältesten zu folgen.

Piccolo wurde dann manchmal so wütend, dass er sie anschrie: Kämpft! Lebt für euch selbst! Gönnt euch mal eine Portion Egoismus!

Er verachtete diesen Frieden, der durch Folgsamkeit erschaffen war.

Wenn niemand sich dagegen auflehnte, dann würde er es tun.

Er wollte Chaos.

Chaos versprach, diese langweiligen, versteinerten Strukturen aufzubrechen.

Er sehnte sich danach, wie ein starker Wind alles Verstaubte aufzuwirbeln und eine Veränderung zu erzwingen.

Was für eine Veränderung wusste er selbst nicht.

Aber ihn nervte das alltägliche Leben auf seinen Planeten, im immer gleichen Rhythmus, weshalb er jede Chance annahm, um Namek zu verlassen.

Diese Aufgabe als Wächter für Gesandtschaften war die einzige Aufgabe, welche Piccolo gerne tat.

Auf andere Planeten fühlte er sich wohler: da gab es das chaotische Leben, voller Überraschungen.

Dort war es spannend und aufregend und er wurde als Individuum gesehen.

Damit war es Kamis einzige Möglichkeit, Druck auf sein Kind auszuüben und ihn etwas zu kontrollieren.

Denn kräftemäßig waren beide ausbalanciert, weshalb er Piccolo weder züchtigen noch einsperren konnte.

Ein einziges Mal hatte sie ernsthaft gekämpft, als Piccolo einmal sehr aggressiv gegen die Gemeinschaft vorgegangen war. Kami hatte keine andere Möglichkeit gesehen und dabei verachtete er Gewalt als Mittel zur Konfliktlösung.

Das war unter seiner Würde, zu brutal, zu kindisch, zu primitiv.

Dennoch war es zu einem Kampf gekommen und Kami hatte mit seinen eigenen kämpferischen Fähigkeiten überrascht und zuerst die Überhand gehalten. Jedoch war Piccolo jünger und stärker und holte ihn im Laufe des Kampfes ein.

Aber schon damals hatte Kami ebenfalls einen geheimen Plan gehabt, um sein Ziel zu erreichen.

Er hatte geglaubt, mit seinen magischen Fähigkeiten könnte er Piccolo bannen.

Hundert Jahre eingesperrt in einem Topf, hätten ihn genug Zeit gegeben, um sich abzukühlen. Für ihre langlebige Rasse war diese Art von Strafe nicht schwerwiegend.

Doch Piccolo schaffte es, das Gefängnis vorher zu zerstören. Jedoch nicht, Kami zu besiegen.

Damit gab es aber auch keinen Gewinner in diesem Kampf.

Kami konnte Piccolo nicht bannen und jener konnte seinen Schöpfer nicht besiegen.

Keiner wollte das Tabu begehen, einen Artgenossen zu töten.

Seit jenem Tag herrschte eine fragile Art von Waffenstillstand zwischen ihnen.

Die meiste Zeit verbrachte Piccolo außerhalb des Dorfes. Allein fühlte er sich wohler, vor allem, wenn er nicht mehr diese schafsköpfigen Hohlköpfe sehen musste.

Für die Dorfbewohner und ihren Ältesten war es so auch am angenehmsten. Dann herrschte Ruhe. Der Krieger machte sich nützlich, wenn er das Dorf bewachte und nicht die Ordnung störte.

Das war der Grund, warum Piccolo der Erste gewesen war, der die Ankunft der Saiyajins mitbekommen und sie aufgesucht hatte.
 

Während Piccolo in Meditation versank, aber im Hintergrund wachsam blieb, um seine Aufgabe als Wächter des Dorfes zu erfüllen, ruhten sich die Saiyajins wie angekündigt aus.

Jedenfalls tat das Kakarott.

Bulma war damit beschäftigt, ihren ersten Dragon Ball zu analysieren. Dank ihrer Laborausrüstung war es ein leichtes.

Bulma hatte ihre Hoipoi-Kapsel auf die Reise mitgenommen, in deren Inneren sich verkleinerte Ausrüstung und Vorräte befanden. Dazu gehörte ein rundes Haus, mit Küche, Bad und Schlafzimmer möbliert und eben jenem Labor, in welches sie sich befand. Die Grundlagen hatte sie aus alter tsufurianischer Militärausrüstung genutzt, aber es für ihren Gebrauch modifiziert.

Damit konnte sie luxuriös reisen.

So hatten die Saiyajins ein reichhaltiges Mahl genossen, aus Trockennahrung schnell fertig gekocht. Anschließend hatte sich Kakarott in sein eigenes Schlafzimmer mit gemütlichem Bett zurückgezogen, nachdem er heiß geduscht hatte.

Auch wenn es draußen hell war, spürte er den Jetlag. Auf Vegeta-Sei musste es jetzt wahrscheinlich Nacht sein.

Das ständige Tageslicht erschwerte die Nachtruhe, aber da sie in einem Haus und nicht in einem Zelt übernachteten, konnte er sein Zimmer durch die Jalousien komplett verdunkeln.

Bulma, die heute nicht ihre Energie in einem Kampf verschwendet hatte, fühlte sich noch nicht müde. Stattdessen trieb die Neugier sie an, den Dragon Ball zu röntgen, zu messen und zu wiegen.

Nach zwei Stunden hatte sie herausgefunden, dass die Kugel eine Art von Strahlung abgab. Theoretisch wäre es damit möglich, ein Radar zu entwickeln, welches diese Strahlung empfing.

Und dann…

//Dann können wir ganz leicht die Dragon Balls finden// überlegte sie.

Sie lehnte sich auf ihrem Stuhl zurück, verschränkte die Arme und starrte nachdenklich auf die durchsichtige Kugel.

Konnte es so einfach sein?

Sie hatte genug Material mit, um ein Radar zu bauen, das war kein Hindernis.

Damit hatte sie eine Lösung gefunden, alle Kugel zu finden.

Aber wenn das erledigt war, konnten sie dann den Drachen beschwören?

Was für einen Wunsch durften sie dann aussprechen, welcher der Drache auch erfüllen konnte?

Kami hatte gesagt, dass die Macht des Drachen seine Grenzen hatte…aber ihr fiel jetzt auf, dass er sie nicht genau erläutert hatte.

Abgesehen davon, was hatte Kami noch verschwiegen?

Sie schnappte sich das Märchenbuch, ob sie darin noch einen Hinweis entdecken würde.

Je mehr Bulma darüber nachdachte, desto mehr glaubte sie, dass es noch einen Haken an der Sache gab.

Wenn alle sieben Kugeln zusammen waren, passierte sofort etwas?

Aber was, wenn man gerade in einer dummen Situation steckte, wo man nicht die Muße hatte, über Wünsche nachdenken zu können?

Bestimmte reagierten die Kugeln erst dann, wenn…keine Ahnung, wenn sie an einen bestimmten Ort gebracht wurden?

Oder eine bestimmte Zeit?

Oder es gab noch ein Passwort, damit die Kugeln nicht vorschnell reagierten mit der Drachenbeschwörung.

Tatsächlich gab es da einen Passus im Märchenbuch.

„…und so beschworen sie den Drachen…“ las sie langsam laut vor.

Hm, Beschwören deutete auf einen Zauberspruch hin.

Oder war sie gerade nur zu misstrauisch aufgrund Stress und Übermüdung und redete sich etwas ein?

Anderseits würde es Kamis großzügige Ehrlichkeit erklären, wie er ihnen anfangs so viel erzählt hatte. Es könnte ein Ablenkungsmanöver gewesen sein, um ihr Vertrauen zu erschleichen und gleichzeitig von den wichtigen Fragen abzulenken.

Sie rieb sich über die Augenlider, die schläfrig runter hingen. Es wurde Zeit, dass auch sie sich ausruhte. Doch bevor sie ins Bett ging, wollte sie wenigstens das Radar bauen, damit sie das sicher in der Hand hatte. Sie musste ein paar Maßnahmen treffen. Das Radar zusammen mit ihrem Scouter, der Namekianisch verstand, konnte dabei helfen, die Suche schnell zu beenden.

Nach ein paar Stunden Schlaf würde sie sich besser fühlen und wäre wieder konzentrierter. Dann würde sie auch mit Kakarott beim Frühstück darüber sprechen, welchen Eindruck der Älteste auf ihn gemacht hatte und was er über die Sache dachte.

Kami hatte gesagt, er wollte mit ihnen sprechen, bevor sie aufbrachen. Vielleicht würde er dann die Lücken auffüllen.

Aber wenn nicht, dann hatten sie ein Ass im Ärmel, mit dem er nicht rechnete.
 

Etwa neun Stunden später trafen die Saiyajins wieder bei Kami ein. Er war gerade nicht anwesend, aber sein Diener Popo bewirtete sie gastfreundlich. Er legte sofort die Kissen bereit und rannte los, um Tee zuzubereiten.

Aufmerksam sah Kakarott ihm hinterher.

„Hast du gemerkt, wie geräuschlos er sich bewegt? Wie effizient seine Bewegungen sind? Ich frage mich, ob er mir seine Technik beibringt?“ flüsterte er seiner Schwester zu.

„Bitte konzentrier dich erst mal hierauf“ erinnerte Bulma ihn stirnrunzelnd. „Und wehe, du fordert ihn zum Kampf heraus…“ warnte sie ihn drohend mit glühenden Augen.

Gescholten senkte Kakarott den Kopf und wagte kaum zu lächelnd, als Popo ihm eine Tasse mit Tee reichte. Dieser war von dunklerer Farbe als der letzte Tee, braun anstatt grün und von malziger Würze. Kamis Diener hatte die Reaktionen der Saiyajins beim letzten Tee also gemerkt und dementsprechend reagiert. Der neue Tee schmeckte lecker.

Bulma und Kakarott spürten, wie sich eine starke Präsenz dem Eingang näherte.

Sie waren nicht überrascht, als Piccolo eintrat.

Jener grüßte die Saiyajins nicht, sondern stellte sich nur wortlos an die Wand, wo er sich anlehnte. Von dort hatte er einen guten Blick auf Saiyajins und den noch unbesetzten Thron. Allerdings schloss er die Augen und verschränkte die Arme vor der Brust, als wären die Anwesenden seiner Blicke unwürdig.

Bulma sah ihn pikiert wegen dessen Unhöflichkeit an und begann, ihn ebenfalls zu ignorieren. Sie schaute stur auf die gegenüberliegende Wand mit dem Thron.

Kakarott, der versucht war, ein Gespräch mit dem grimmigen Namekianer zu beginnen, knickte stattdessen ein und kopierte das Verhalten seiner Schwester.

Während Bulma unbeirrt tat und seelenruhig ihren Tee schlürfte, fühlte sich Kakarott unbehaglich. Er spürte eine schlechte Spannung im Raum, die er sich nicht erklären konnte. Aus den Augenwinkeln starrte er Piccolo dennoch neugierig an und bemerkte, wie jener immer wieder zusammenzuckte, wenn Bulma sehr laut ihren Tee schlürfte.

„Verdammt, hör auf damit“ knurrte Piccolo plötzlich und starrte Bulma genervt an. „Wie kann man so laut Tee trinken? Keine Ahnung von Tischmanieren?“

Bulmas Mundwinkel zuckte triumphierend. Sie hatte es geschafft, den Namekianer zu provozieren und zum Sprechen zu bringen

„Tischmanieren…eine Rasse, die nur trinkt und nicht isst, sollte nicht die Fähigkeit haben, meine Manieren zu beurteilen. Ganz besonders nicht ein Individuum, welches noch nicht mal grüßen kann“ gab sie spitzfindig mit erhobener Nase zurück. „Was weist du schon von Manieren?“ fragte sie und sah ihm direkt an, damit er ihr spöttisches Lächeln sehen konnte.

Piccolo sah sie giftig an und war versucht, von den empfindlichen Ohren seiner Rasse zu sprechen. Aber diese Saiyajin könnte dann den Rückschluss ziehen, dass Namekianer damit auch fähig waren, sehr gut über weite Entfernung zu hören.

Er schaffte es nicht, Bulmas Kritik an seinen Manieren etwas entgegen zu setzen und konnte sie stattdessen nur wortlos böse anstarren.

Zu seinem Leidwesen war sie davon nicht im Geringsten beeindruckt. Stattdessen fuhr sie fort, laut Tee zu schlürfen und es zu genießen, wie Piccolo dabei jedes Mal schmerzverzehrt aufzuckte.

Es war dadurch eines der seltenen Momente, das sich der Namekianer über das Herannahen seines Schöpfers freute.
 

Als Kami eintrat, sahen die Saiyajins und sein Abkömmling trügerisch friedlich aus. Jedenfalls war es still und die drei waren auf Abstand. Bulma lächelte den Alten freundlich an und nahm den letzten Zug Tee lautlos zu sich ein.

„Die vergangenen Stunden waren sicherlich anstrengend für euch“ begrüßte der Älteste die Saiyajins, während er sich auf seinen Thron setzte. „Nun, nach einer Pause, seid ihr bestimmt bereit, eure Suche zu beginnen.“

Zustimmend nickten die Fremdlinge.

„Wie ich euch schon sagte, braucht ihr noch sechs weitere Dragon Balls. Sie sehen ähnlich aus wie der Erste, den ihr erhalten habt. Ich kann euch nicht vorab zu viel erzählen, wie ihr sie erhalten könnt. Dieser Weg dorthin gehört mit zur traditionellen Prüfung. Ein Prüfling, der die Dragon Balls nutzen will, muss sich ihnen als würdig erweisen. Während ihr sucht, werdet ihr euch immer Gedanken machen müssen um die eine Frage: was ist euer Wunsch? Was ist es, was euer Herz begehrt?“ erzählte er ihnen weihevoll.

„Was sollen wir machen, wenn wir alle Dragon Balls gefunden haben?“ fragte Bulma. „Kann der Drache dann sofort beschworen werden?“

Kami schmunzelte angesichts ihrer jugendlichen Ungeduld und antwortete. „Wenn ihr alle Kugeln gefunden habt, könnt ihr zu mir kommen. Der Drache muss beschworen werden und das geht nur auf Namekianisch.“

Bulma atmete auf und zeiget deutlich ihre Erleichterung angesichts Kamis Offenheit.

„Verstehe ich das richtig, dass wir eure Erlaubnis haben? Es ist wirklich in Ordnung, wenn wir auf euren Planeten sind und eure heiligen Relikte suchen?“ fragte sie zur Sicherheit nach.

Kami nickte. „Es gibt keine Regel, die besagt, dass es nur Namekianer erlaubt ist.“

„Wir werden also von keinem angriffen, wenn wir danach fragen?“ wollte sie mit Seitenblick auf Piccolo wissen.

„Ich werde meine Stammesgenossen über euch informieren, damit sie Bescheid wissen. Allerdings kann es sein, dass man euch zu Zweikämpfen herausfordert, um euch zu prüfen. Dann bitte ich euch um das gleiche ehrenvolle Verhalten, welches ihr gegen meinen Sohn gezeigt habt“ bat Kami.

Er meinte damit, dass kein namekianischer Kämpfer getötet werden sollte.

Kakarott nickte zustimmend.

„Das ist gut zu hören“ atmete Bulma erleichtert auf.

Kein Namekianer würde sie aufhalten.

Jedoch gab es doch etwas, was die blauhaarige Saiyajin noch beschäftigte.

„Wie viele Wünsche sind uns erlaubt? Laut meinen Informationen sind es drei?“

„Das kommt drauf an, WAS ihr euch wünscht. Manche Wünsche sind so gewaltig und gegen die Naturgesetze, dass nur ein einzelner davon erlaubt ist“ erklärte der Weise.

„Ihr sagtet, dass es beim Wünschen Grenzen gibt. Wie kann das sein, bei einem allmächtigen Drachen mit phänomenalen, kosmischen Kräften?“ fragte sie und sah ihn aus schmalen Augen misstrauisch an.

Kami erwiderte den Blick mit einer Mischung aus Mitleid und Ungeduld.

„Das ist einer der Punkte, wo sich Wahrheit und Fiktion treffen. Es sind eher halb phänomenale, FAST kosmische Kräfte. Glaubst du wirklich, eine Gottgleiche Macht lässt sich nur mit dem Auffinden von sieben Kugeln beschwören? So einfach geht es nicht. Vergiss nicht…wir haben die Dragon Balls erschaffen. Sie sind NICHT vom Himmel gefallen, erschaffen von unbekannter, göttlicher Kraft. Sag mir…Sehen wir wie Götter aus?“ fragte er zurück. Sein Tonfall war belehrend, während er fortfuhr. „ALLES hat seine Grenzen. Eine Lektion, welche die Saiyajin, die sich immer auf ihre übermächtige Körperkraft verlassen konnten, doch nun ebenfalls kürzlich erhalten haben. Auch eure „Macht“ ist beschränkt. Wenn du also darüber nachdenkst, Freezer mit unserem Heiligtum zu töten, so muss ich dich enttäuschen. Du kannst deinen Feind nicht durch die Dragon Balls töten. Dieser Wunsch wird der Drache niemals erfüllen!“

Kami sah sie wegen ihrer dummen, gierigen Frage so streng an, dass sich Bulma nicht traute, weiter nach zuhaken. Beschämt sah sie zu Boden.
 

Piccolo hörte aufmerksam zu.

Sein Schöpfer beantwortete die Fragen wahrheitsgemäß. Aber er war deswegen nicht automatisch offen und ehrlich.

Bis jetzt hatte er kein Wort darüber verloren, dass die Namekianer selbst nicht wussten, wo der siebte Dragon Ball lag. Er hatte auch nicht erzählt, was der Drache erfüllen konnte.

Stattdessen hatte Kami durch seinen harschen Tonfall Bulma den Mut genommen, nach Details zu fragen und wie groß die Macht des Drachen genau war.

Kami schien zu bemerken, dass er die Frau zu sehr eingeschüchtert hatte und räusperte sich.

„Nun, war’s das? Seid ihr zum Aufbruch bereit? Viel Zeit dürft ihr nicht verschwenden, wenn eure Heimat den Angriff dieses Tyrannen erwartet“ brummte er und trieb zur Eile an.

Vor allem wollte er verhindern, dass man ihm Fragen stellte, auf die er keine Antwort geben wollte, es aber musste.

„Äh, ja, ich denke schon“ hauchte Bulma und sah ihren Bruder fragend an, ob er noch etwas wissen wollte. Aber jener zuckte nur mit den Schultern, bevor er ungeduldig aufsprang.

„Einen Dragon Ball haben wir. Sechs brauchen wir noch. Ein passender Wunsch wird uns schon einfallen“ sprach er. Für ihn stand an erster Stelle, erst mal die Kugeln zu finden.

„Nicht so schnell!“ kam plötzlich Einwand von der Seitenlinie.

Die Saiyajins und Kami sahen zur Stelle, von der sich Piccolo meldete. Ein seltsames vorfreudiges Glitzern lag in seinem Augen.

„Ich kann es nicht erlauben, dass wir Fremden die heilige Suche erlauben“ erklärte der junge Namekianer seinen Einwand.

Kami stöhnte genervt auf. „Ich hab doch gesagt…“

„Darum werde ich euch als Zeuge begleiten“ unterbrach Piccolo ihn.

„Was?“ Kamis Augen weiteten sich schockiert. Er war sprachlos.

Bei diesem Anblick zog sich Piccolos Mundwinkel schadenfroh hoch, während er fortfuhr.

„Ganz recht, ich werde die Fremden begleiten. Ich werde ihnen nicht helfen und ihre Suche auch nicht unterbrechen oder behindern. Aber als ihre Begleitung kann ich bei Problemen mit unserem Volk vermitteln. Außerdem habe ich dann einen Blick darauf, dass sie keine der Kugeln zerstören oder von unserem Planeten wegbringen.“

Bulma sah Piccolo misstrauisch an.

Seine Begründung war fadenscheinig.

Immerhin hatte Kami ihnen schon gesagt, dass die Dragon Balls nur auf Namek Macht hätten. Darum gab es doch kein Grund, sie zu stehlen.

Und warum sollten sie die Kugeln zerstören?

Oh, lag es vielleicht an der Befürchtung, dass sie nach ihrer Wunscherfüllung verhindern wollten, dass ein anderer ebenfalls die Dragon Balls nutzen würde?

Der Gedanke, sich auf diese Weise die Konkurrenz vom Leibe zu halten, war ihr nicht gekommen.

In dem Fall war Misstrauen angebracht. Allerdings fragte sich Bulma, wie Piccolo sie aufhalten wollte, wenn er schwächer als Kakarott war?

„Du…du willst sie begleiten? FREIWILLIG?“ stotterte Kami derweil ungläubig.

Sein Abkömmling bot etwas uneigennützig an?

Aus Sorge um sein Volk?

Piccolo zuckte nonchalant mit den Schultern.

„Ich bin halt nett und fürsorglich“ log er, ohne mit der Wimper zu zucken.

Bei so einer offensichtlichen Unwahrheit bekam Kami, der noch nie in seinem Leben gelogen hatte, eine Gänsehaut. Beinahe fiel er schockiert um und er konnte sich gerade noch an seinem Thron festhalten.

„Ich…ich weiß nicht, ob das so eine gute Idee ist“ stammelte er. „Ich denke nicht, dass die Saiyajins damit einverstanden sind…“

„Och, warum nicht?“ Kakarott zuckte erneut mit den Schultern und grinste breit. „Mich stört das nicht.“

Was sollte schon geschehen?

Was immer Piccolo auch plante, Kakarott war stark genug, ihn aufzuhalten.

Bulma zögerte dagegen noch mit ihrer Zustimmung.

Misstrauisch wanderten ihre Blicke zwischen den beiden Namekianer hin und her.

Piccolos Angebot war seltsam, aber ebenso Kamis Verhalten. Da war so etwas wie Furcht in seinen Augen erkennbar. Anscheinend konnte der Alte seinen Sohn aber nicht aufhalten.

Letztendlich lag es an der Entscheidung der Saiyajins.

Bulma sah erneut ihren Bruder fragend an. Jener nickte leicht und gab ihr zu bedeuten, dem zuzustimmen.

„Ähm, ja…das ist ein sehr nettes Angebot, welches wir gerne annehmen“ stimmte sie schließlich zu, sich hilflos den Kopf kratzend.

„Wirklich? Willst du dir das nicht überlegen?“ krächzte Kami, der sich zitternd auf seinen Thron setzte. Seiner Abneigung gegen diesen Plan war deutlich zu erkennen, auch ohne dass er es aussprach.

Piccolos vorheriger falsch- freundlicher Ausdruck verschwand vom Gesicht und machte stattdessen Platz für die übrige mürrische Miene. Drohend sah er Bulma an.

Er erlaubte keinen Meinungswechsel!

„Du hast sie gehört, alter Mann. Sie sind einverstanden. Jetzt gibt es keinen Rückzug. Los jetzt!“ befahl er den beiden Saiyajins und marschierte als erstes aus dem Haus hinaus.

Kakarott gehorchte ihm folgsam.

„Äh, ja…wir gehen dann“ verabschiedete sich Bulma zaghaft, sowohl von Piccolos als auch von Kakarotts Entscheidung überrumpelt.

Sie verließ den Raum und sah noch aus den Augenwinkeln, wie sich Kami stöhnend die Stirn rieb, als würden ihn gerade heftige Kopfschmerzen plagen.
 

Bulma rannte Kakarott hinterher, der wiederum Piccolo folgte, wie er aus dem Dorf marschierte.

Bei Piccolos Anblick sprang jeder aus dem Weg und versteckte sich. Ahnungslos, mit fragenden Blicken sahen die Dorfbewohner dem Trio hinterher, ohne sie aufzuhalten.

Erst als die Häuser weit hinter ihrem Rücken lagen, hielt Piccolo inne. Er warf noch einen prüfenden Blick hinter sich, ob die Entfernung ausreichte. Dann richtete er sich an die Saiyajins.

„So, wohin wollt ihr?“ fragte er und machte damit klar, dass er keinen Weg vorgeben würde.

ER war nicht auf der Suche nach den Dragon Balls, sondern die Saiyajins. Dann sollten sie selbst den Weg bestimmen. Er würde ihnen keinen Hinweis geben.

Er war nicht hier, um ihnen zu helfen, sondern um seinem Erzeuger ein paar Steine in dessen Weg zu legen.

Bulma und Kakarott sahen sich fragend an.

Sollten sie Piccolo nicht nach seinen Bewegründen für seine Entscheidung fragen?

Aber beide ahnten, dass er ihnen eine Antwort verweigern würde, also warum sich die Mühe machen.

Dringender war es, ihre Suche voranzubringen, da die Zeit unerbittlich verrann und sie eine unbekannte Frist zum Finden der magischen Kugeln hatten.

Sie wussten nicht, wann Freezer auf Vegeta-Sei landen würde, also mussten sie sich beeilen. Immerhin gab es auch noch die Zeit, die sie für den Rückflug benötigen würden.

Bulma seufzte ergebend auf.

Es ging nicht anders, sie mussten Piccolos Anwesenheit akzeptieren, aber das bedeutete nicht, dass sie ihm vertraute.

Darum sah sie ihren Bruder warnend an, nichts zu verraten, während sie in eine Richtung deutete.

„Dorthin wollen wir zuerst fliegen“ sagte sie.

„Hmpf“ Piccolo brummte.

In dieser Richtung lag natürlich ein Dorf, welches ebenfalls einen Dragon Ball besaß. Wie er es befürchtet hatte…die blauhaarige Saiyajin schien schon die ersten Rückschlüsse gezogen zu haben, wo sie die Kugeln finden könnten. Er gab dennoch keinen Hinweis darauf, dass ihre gewünschte Zielrichtung richtig war.

Nur eines wunderte ihn…

„Wo ist euer erste Dragon Ball? Habt ihr ihn gleich hiergelassen? Versteckt?“ fragte er, da keiner der beiden Saiyajins großes Gepäck bei sich trug.

Kakarott holte Luft für eine Antwort, aber Bulma boxte ihm aufhaltend in die Seite. Ihr Bruder sollte kein Wort über ihre Kapsel verraten. In einer davon lag schließlich versteckt die magische Perle.

„Geheimnis“ sprach sie als erstes, mit boshaftem Lächeln.

Wieder warf sie ihrem Bruder einen warnenden Blick zu, der bedeutete, still zu sein.

„Hmpf“ erneut brummte Piccolo missmutig auf.

Die Saiyajins vertrauten ihm genau so wenig wie er ihnen.

Das fehlte noch, dass sie den Dragon Ball vergraben hatten. Dann wäre sein Dorf das Nächste, welches ihr Relikt verloren hätte.

Das einzig Gute daran wäre, dass der peinliche Fehler dann bei seinem Erzeuger lag, weil er das Heiligtum an Unwürdige weggegeben hatte.

„Was soll’s“ zischte er. „Los, einer von euch gibt die Richtung vor. Wie schon gesagt, ich bin nicht euer Reiseführer und auch nicht euer Kompass.“

„Schon gut, schon gut“ beschwichtigend hob Kakarott die Hände hoch, dem die giftige Stimmung zwischen Namekianer und Bulma unangenehm war.

Er legte seine Arme um seine Schwester und presste sie an seinen Körper. Dann sprang er hoch in die Luft und flog los.

Weil Bulma die langsamste Fliegerin war und damit die Suche verzögern konnte, hatten sie vorab besprochen, dass er sie beim Fliegen unterstützen musste. Auf diese Weise konnte ihr Suchtempo gesteigert werden.

Dass die Saiyajins wussten, in welche Richtung sie fliegen wollten, war kein Zufall.

Beim Frühstück hatte Bulma ihren Bruder ihre neue Erfindung, das Dragonball-Radar, vorgeführt.

Ein etwa handtellergroßes, rundes Gerät mit grünem Bildschirm, welches einfach zu bedienen war.

Die Nachtschicht hatte sich gelohnt: sie hatte es geschafft, etwas zu bauen, was die einzigarten Wellen der Dragon Balls empfing. Drückte man auf den Knopf am Rand des Radars, so zeigte es deren Positionen als leuchtende Punkte auf dem Bildschirm an, während man selbst dem Mittelpunkt entsprach. Das Radar besaß eine recht hohe Reichweite, aber nicht weit genug, um alle Kugeln auf einmal aufzuspüren. Der maximal messbare Radius reichte trotzdem aus, um drei Stück, neben ihren eigenen, anzuzeigen.

Kakarott, der einen weitläufigen Ki-Sinn besaß, war bei Betrachtung aufgefallen, dass in den betreffenden Richtungen immer mehrere Energielevels lagen. Bulma hatte den logischen Rückschluss gezogen, dass dort namekianische Dörfer liegen mussten. Ähnlich wie bei Kami hüteten die anderen Dorf-Oberhäupter vermutlich ebenfalls Dragon Balls.

Die Entfernung der Kugeln, welches der Radar anzeigte, lag aber bei mehreren hundert Kilometer untereinander. Um die Kugeln einzusammeln, müssten sie weit fliegen: darum die Entscheidung, dass Kakarott seine Schwester mitzog, damit sie sich nicht nach ihrem niedrigem Flugtempo richten mussten.

Doch was ihren Plan etwas versaute, war Piccolos Entschluss, sie zu begleiten.

Bulma hatte mit ihrem strengen Blick ihren Bruder gewarnt, noch nichts vom Radar zu erzählen.

Dies war ein Vorteil, von dem der Namekianer nichts wissen sollte. Es konnte sein, dass er diesen sonst wegnahm mit der Begründung, dass so ein Radar eine Mogelei war und nicht im Ritual vorgesehen.

Die Stimmung zwischen Piccolo und Bulma war von Misstrauen geprägt, im Gegensatz zu Kakarott. Das lag an seinem sonnigen Gemüt und seine lockeren, harmonischen Art.

Zwar spürte er die bösen Blicke, die ihm Piccolo ihm zuwarf, während er vor ihm flog, aber es machte ihm nichts aus.
 

Es dauerte an die acht Stunden, bis sie endlich den gewünschten Ort erreichten. Es war kein angenehmer Flug gewesen, auch wenn sie kurze Pausen gemacht hatten. Wegen der drei Sonnen blieb das Licht stets gleich hell und die Landschaft erwies sich als eintönig: grünes Wasser, von einigen Inseln durchzogen, mit Gras überwachsen. Hätte Bulma keine Uhr gehabt, um die Zeit zu messen, so hätte sie geglaubt, sie wären ewig über dieselbe Stelle geflogen.

Wer nicht wusste, wo er hinmusste, konnte sich leicht verirren.

Bulma war innerlich erleichtert, als sie die Ansammlung von Häusern vor sich sah.

Ihre Theorie, dass die Dorf-Oberhäupter die Hüter der Dragon Balls waren, erwies sich also richtig.

Jetzt musste sie später nur in einem unbeobachteten Moment heimlich ihr Radar nutzen, um die Richtung für den dritten Ball zu kennen.

Kakarott landete mit ihr auf den Boden und ließ sie dann los.

„Mal sehen, was uns erwartet“ murmelte er seiner Schwester zu.

Bulma besann sich darauf, zuerst den zweiten Ball zu holen, bevor sie Pläne für den Dritten machte.

Sie nickte und wartete mit ihrem Bruder die Ankunft der Namekianer ab, die ihr Anwesenheit bemerkt hatten und nun auf sie zukamen. Bulma bemerkte denselben Typus von Einwohner wie aus dem ersten Dorf: Viele hochgewachsene, schlanke Namekianer mit grüner Haut und maskulinen Zügen.

Die Saiyajins lächelten freundlich und winkten zaghaft, was von einigen Namekianer erwidert wurde, während sie die Fremden immer noch staunend oder argwöhnisch aus sicherer Entfernung betrachteten.

Piccolo blieb währenddessen im Hintergrund und sah die Vorstellung aus schmalen Augen mit an.

„Mein Name ist Kakarott und das ist meine Schwester Bulma“ stellte sich der Saiyajin als erstes mit lauter Stimme deutlich vor. „Wir sind auf der Suche nach den Dragon Balls. Dafür sind wir bereit, uns jeder Prüfung zu unterziehen.“

Gemurmel in namekianischer Zunge brannte auf bei diesen Worten. Die Einwohner sahen sich bei dieser Verkündigung erstaunt an.

Fremde, welche die Dragon Balls suchten?!

„Ich habe euch erwartet, allerdings nicht so schnell“ sprach eine krächzende Stimme im Hintergrund. Die Menge teilte sich und ein alter Namekianer mit gebücktem Rücken, olivgrauer Haut und Turban auf dem Köpf näherte sich.

„Mein Name ist Tsuburi. Ich bin der hiesige Älteste und werde euch prü…bist du das, Piccolo?“ wich der alte Namekianer von seinem Text ab, als er die hohe Gestalt hinter den Fremden bemerkte.

„Was machst du denn hier?“

Piccolo grunzte nur, unwillig auf jegliches höfliche Benehmen.

Was sollte die Aufregung?

Kaum war sein Name gefallen, als die Dorfbewohner ihre Aufmerksamkeit auf ihn richteten, was ihm unangenehm war.

Die namekianischen Worte für „Nervensäge“ und „Unruhestifter“ fielen.

„Wollt ihr Stress?“ bellte Piccolo sie drohend an, bevor er sich an Tsuburi richtete. „Die Info ist noch nicht zu euch durchgedrungen: Ich bin als Augenzeuge hier, nichts weiter.“

Tsuburi, der die schwierige Beziehung zwischen Piccolo und Kami kannte, seufzte auf. Aber wie vom jungen Namekianer gewünscht, ging er auf seine Anwesenheit nicht mehr weiter ein, sondern richtete sich an die Fremden. Diese wollten schließlich ihren Dragon Ball erlangen und hatten an privaten Trubel, der sie nichts anging, kein Interesse.

„Weit in dieser Richtung“ fing er an und deutete in den Himmel „liegt ein Felsen, hoch wie ein Berg und spitz wie eine Nadel. Auf ihn lebt der Vogel Roch. Zu dieser Zeit sollte in seinem Nest ein Ei liegen. Bringt es mir und ihr erhaltet unseren Dragon Ball“ stellte er sie zur Probe.

Bulma und Kakarott beschlossen wortlos, nur mit einem Blickaustausch, dass diese Art von Prüfung der Krieger auch allein bestreiten konnte.

Was für ein Problem sollte Kakarott schon damit haben, einem Vogel ein Ei zu stehlen?

„Alles klar, wenn das alles ist…dann flieg ich mal los. Bulma kann in der Zeit schon mal das Essen vorbereiten“ sprach der Saiyajin.

„Wie du wünscht…es ist mir egal, wie ich das Ei erhalte. Ob ihr beide oder nur einer allein es holt, ist eure Sache“ sprach Tsuburi milde lächelnd, doch mit verschlagenem Funkeln in den Augen.

Die Fremden sollten nicht glauben, dass der riesige Vogel Roch, der Herrscher des Himmels, so einfach sein Ei aufgab. Außerdem hatte Tsuburi noch einen kleinen Hintergedanken in seiner Prüfung eingebaut…er bezweifelte, dass ein kampfsüchtiger Saiyajin dies erkennen würde.

Piccolo dagegen, der genau zugehört hatte, ahnte, was der Alte plante. Aber im Gegensatz zu ihm kannte Piccolo den zu prüfenden Saiyajin besser und ahnte, dass dieser die Prüfung mit Leichtigkeit bestehen würde.

Piccolo war so in Gedanken vertieft, dass er fast verpasste, wie Kakarott rasant losflog. Ohne den Ballast seiner Schwester, auf die er Rücksicht genommen hatte, konnte er sogar noch schneller fliegen. Der Namekianer schaffte es gerade noch ihm zu folgen. Schnell verschwanden beide am Horizont.

Nun richteten die Namekianer ihre Aufmerksamkeit auf die Fremde mit dem blauen Haar.

„Wollt ihr in unserem Dorf warten?“ fragte Tsuburi höflich. „Wir können euch einen vorzüglichen Tee anbieten.“

Bulma schüttelte den Kopf. „Wir wollen euch nicht belästigen. Ich werde das Lager hier aufschlagen und anfangen, Essen zuzubereiten. Unsere Rasse braucht eine hohe Menge an fester Nahrung“ erklärte sie den Grund. „Bis mein Bruder zurückkehrt, kann ich mich etwas ausruhen Der Flug war anstrengend gewesen.“

„Wie ihr wünscht. Unser Dorf ist gut beschützt. Ihr werdet hier vor Raubtieren sicher sein, solange ihr in der Umgebung bleibt. “

Die Namekianer akzeptieren ihre Erklärung und marschierten zurück in ihr Dorf.

Bulma nutzte den unbeobachteten Moment, um zuerst die Positionen der Dragon Balls mit ihrem Radar zu kontrollieren. Von ihrem neuen Standpunkt aus, zeigte das Radar die Lage von drei weiteren Dragon Balls an, plus die von Tsuburi und Bulma, die nah aneinander lagen.

Bulma war einerseits zufrieden, anderseits aber auch beunruhigt.

Sieben Kugeln zu finden hörte sich zuerst nicht nach viel an, aber unter Zeitdruck an die Standorte zu fliegen und die Prüfung zu meistern, war alles andere als Freizeitvergnügen.

Für die ungeduldige Frau konnte es nicht schnell genug gehen. Dabei wusste sie bis jetzt immer noch nicht, was sie vom Drachen wünschen sollte, um Freezer zu besiegen.

Freezers Vernichtung war nur das eine Problem, welches sie plagte. Nebenbei gab es noch die hohen Verluste, welche ihre Galaxie und insbesondere ihr Volk erlitten hatte. So viele Saiyajins waren gestorben, darunter die langjährigen Kameraden und Freunde von Bardock: Onkel Toma, Tante Selypa, Borgos und Panbukin.

Sie hatte vor wenigen Tagen noch gehofft, dass sie diese mit einem Wunsch wiederbeleben konnte.

Aber diese Hoffnung war verflogen.

Bulma rieb sich schnell über die feucht werdenden Augen, blinzelte hastig. Dann holte sie aus einer Kapsel den vorbereiteten Proviant raus, aus einer weiteren das Reisehaus.

Zack, schon war sie fertig mit dem Lager.
 

Etwa eine Stunde später spürte Bulma die sich nähernden Energien von Kakarott und Piccolo.

„Na endlich“ murrte sie. Immerhin hatte sie in der Zwischenzeit das Lager aufgebaut, das Essen aufgewärmt und alles auf einer Picknick-Decke ansprechend angerichtet. Sie selbst hatte, da ihr Magen laut geknurrt hatte, schon zugelangt und dann für eine Weile die Augen für ein kleines Nickerchen geschlossen.

„Wie lange braucht man, um ein Ei zu stehlen…oh“ Bulma hielt in ihrer lautgestellten Frage inne, als sie Kakarott anfliegen sah. Hinter sich trug er ein riesiges perlmuttschimmerndes Ei, welches über seinem Rücken ragte.

Bulma erkannte…Nicht nur die Dragon Balls waren unerwartet groß.

Aber ihr Erstaunen war gering im Vergleich zu dem der Dorfbewohner, die herbeiliefen und überrascht durcheinander redeten.

„Du bist schon zurück?“ rief Tsuburi perplex.

„Ach, das war doch nichts“ lachte Kakarott und hielt das Ei vorsichtig vor sich in die Höhe. „Euer Vogel Roch ist ähnlich wie die Himmelsherrscher auf meinem Planeten.“

Mit diesen riesigen Raubvögeln, die im Gebirge von Vegeta-Sei ihr Jagdgebiet hatten und sogar schwachen Saiyajins gefährlich werden konnte, hatte Kakarott seine Erfahrung.

Immerhin hatte er früher, wenn er zum Training in die Schlucht oder in die Tsufurujin-Basis wollte, darauf aufpassen müssen, nicht von ihnen attackiert zu werden.

Später, als er stark genug geworden war und sogar selbst fliegen konnte, hatte er die aggressiven Vögel sogar als Training für seine Flugkünste genutzt und sie absichtlich provoziert…beispielsweise, indem er ihre Eier stahl.

Getötet hatte er aber weder die Vögel, noch ihre Brut oder die Eier: schließlich hatte er damals nach seinem Beinahe-Tod gegen Broly, geschworen, jegliches Töten zu vermeiden sowie anderen Kreaturen Leid zuzufügen. (Es sei denn, er wäre kurz vor dem Verhungern oder seine Familie wäre bedroht)

„Was ist mit dem Vogel Roch?“ fragte Tsuburi und sah dabei Piccolo antwortheischend an.

„Der lebt und ist stinkwütend. Der Saiyajin hat ihm so geschickt das Ei unter seinem Hintern gestohlen, dass er vermutlich erst jetzt den Verlust bemerkt hat“ erklärte Piccolo, der alles von weitem angesehen hatte.

Tsuburi seufzte ergebend.

„So, was machen wir jetzt damit?“ frage Kakarott unbekümmert und hielt ihm das Ei entgegen. „Wollt ihr das kochen? Macht ihr Rührei daraus oder Spiegelei?“

„WAS?! NEIN, AUF KEINEN FALL!“ schrien alle Namekianer, inklusive Piccolo entsetzt auf. Sie waren schließlich Aquaganer und töteten nichts, da sie nur Wasser und Sonnenlicht zum Ernähren brauchten.

„Du hast die Prüfung bestanden, sogar die darin versteckte. Ich sagte nämlich, dass du mir das Ei bringen sollst. Aber nicht wie. Hättest du dafür das Muttertier getötet, so hätte ich dir den Sieg aberkannt. Ich hatte ja nicht geahnt, dass ein Saiyajin mit Geschick und ohne Brutalität agieren kann“ erklärte Tsuburi niedergeschlagen

Piccolo war nicht überrascht.

Wie geahnt, genau wie bei Kami, dieselbe Vorgehensweise: es gab immer einen Knackpunkt, einen Hintergedanken bei diesen Ältesten. In diesem Fall zeigte sich, dass die friedlichen Namekianer niemals einem Mörder ihr Heiligtum geben würden.

Aber ein Saiyajin, der nicht mal seinen Gegner im Kampf tötet…nun, für Piccolo war klar gewesen, dass Kakarott dann auch nicht den Vogel killen würde, um an das Ei zu kommen.

Aber als Bulma das hörte, zuckte es aufgebracht in ihrem Körper und sie musste sich an sich reißen, um weder zu schreien noch dem alten Namekianer eine zu verpassen.

Sie hatten Kakarott eine Falle gestellt!

Jeder andere Saiyajin wäre da garantiert hereingefallen. Selbst sie hatte die Aufgabe nicht richtig verstanden. Es war reines Glück gewesen, dass ausgerechnet der sanftmütige Kakarott sich dessen angenommen hatte.

Bulma erkannte, dass sie bei den nächsten Prüfungen genauer aufpassen musste. Die Namekianer waren verschlagener als es den Anschein hatte.

„Nun, ihr habt euch den Dragon Ball verdient“ sprach Tsuburi währenddessen weiter. „Allerdings…es wäre mir sehr lieb, wenn du der Mutter ihr Ei zurück bringen könntest. Wenn du das tust, erhaltet ihr nicht nur den Dragon Ball, sondern ich sage euch auch, wo ihr den nächsten finden könnt.“

Wiederwillig akzeptierte Kakarott, obwohl er Hunger hatte und lieber etwas essen wollte. Lohnen tat es sich für ihn nicht, weil das Radar ihnen diese Informationen ebenfalls liefern würde…aber das wussten die Namekianer ja nicht und so sollte es auch bleiben.

Kakarott hatte keine andere Wahl, als sich schnell eines der bereits zubereiteten Sandwichs zu schnappen, um wenigstens etwas zwischen den Zähnen zu haben, während er wieder mit dem Ei im Rücken zurück flog.
 

Als Kakarott von seiner Mission zurückkehrte, lag Bulma bereits schlafend im Haus. Neben ihrem Bett lag eine große Perle, in deren Innerem sechs rote Sterne sichtbar waren.

Kakarott ließ seine Schwester ruhen und stürzte sich lieber auf das Essen, welches in der Küche für ihn bereit stand. Weil er es seltsam fand, bei schönem Wetter drinnen zu sitzen, nahm er es sich mit nach draußen.

Der einzige, der ihm dort beim Essen unfreiwillig Gesellschaft leistete, war Piccolo.

Jener hatte, während die Saiyajin sich in ihr Haus zurückgezogen hatte, davor Wache gehalten…weniger um sie, sondern vor allem um den Dragon Ball zu schützen.

Bulma hatte ihn nicht hereingeladen: näher kam er den Dragon Balls daher nicht.

Nun sah und hörte Piccolo unfreiwillig dabei zu, wie Kakarott laut sein Mahl verschlang. Wenigstens die Augen konnte er vor diesem barbarischen Tischsitten verschließen, nicht aber seine empfindlichen Ohren. So zuckte er immer wieder angeekelt zusammen, wenn der Saiyajin laut schmatzte und schlürfte. Kakarott saugte sein Mahl geradezu auf, aber als die Teller fast geleert waren, wurde er langsamer. Er hielt im Kauen inne und sah nachdenklich Piccolo an.

„Phicommmpf….“ Begann er und spuckte dabei Krümel aus.

„Mach den Mund gefälligst leer, bevor du mit mir sprichst!“ raunzte der Namekianer ihn an.

Kakarott gehorchte. Er kaute erneut, schluckte den letzten Bissen im Mund herunter und versuchte es erneut.

„Piccolo, willst du mit mir trainieren?“ fragte Kakarott aufgeregt.

„Warum sollte ich?“ brummte der Grünhäutige.

„Weil du dann stärker werden würdest. Vielleicht nicht so stark wie ich, aber wenigstens etwas mehr als jetzt“ lachte Kakarott. Es wirkte herausfordernd.

„Tse, anscheinend ist die Suche nach den Dragon Balls zu langweilig für dich“ lachte Piccolo spöttisch auf. „Warum sonst kommst du auf so dumme Ideen, anstatt dich auszuruhen? Nicht alle Prüfungen werden so leicht sein wie die letzte. Du hast Glück gehabt, aber darauf solltest du dich nicht verlassen. Du solltest vorsichtig sein“ warnte er.

„Ich weiß“ gab Kakarott ihm überraschend recht. Aus seinem Gesicht war das Lächeln verschwunden. Mit überraschendem Ernst sprach er die Wahrheit aus, die er schon seit langem kannte.

„Es gibt keine Garantie, dass wir alle Dragon Balls finden. Aber Freezer wird kommen und ich werde dabei helfen, ihn aufzuhalten. Dafür muss ich mich auch vorbereiten. Deswegen frage ich dich, ob du mit mir trainierst. Du hast tolle Techniken drauf.“

Piccolo war von Kakarotts Weitsicht überrascht. Das hätte er diesem stets dümmlich grinsenden Trottel nicht zugetraut…und in diesem Moment ärgerte sich Piccolo erneut über seine Vorurteile.

Lernte er es denn nie?

Genau deswegen hatte er doch gegen Kakarott verloren.

„Verstehe, du willst dich auf alle Möglichkeiten vorbereiten. Sehr schlau“ lobte er. „Und dafür brauchst du einen Sparringpartner. Aber was habe ich davon?“

Schmallippig lächelte er ihn an. Im Gegensatz zu anderen Namekianer besaß Piccolo keine soziale Ader und half niemanden aus, solange es sich nicht für ihn lohnte.

„Sagte ich doch…du wirst auch stärker. Wir können voneinander lernen“ wiederholte Kakarott und nahm sich die letzte Fleischkeule, um davon abzubeißen.

Piccolo sah grüblerisch zu Seite.

Die Worte des Saiyajins hatten etwas Verlockendes. Es gab niemanden, von dem Piccolo derzeitig lernen konnte.

Kakarott war stark und erfahren. Piccolo könnte von ihm einiges abgucken.

Dann würde er vielleicht stärker werden als sein Erzeuger und die vollständige Unabhängigkeit erhalten, nach der er sich sehnte.

„Also gut“ stimmte er zu. „Aber wir trainieren nach meinen Bedingungen“ fügte er hinzu, bevor Kakarottt erfreut aufjauchzen konnte.

„Wir haben nicht die Zeit für anstrengende Körperkämpfe. Sie erschöpfen dich nur und halten dich von deiner aktuellen Aufgabe ab. Du wirst dich nicht auf die Prüfungen konzentrieren können, wenn du dich im Training verausgabst. Ich will nicht, dass dieser Freezer meinem Planeten zu nahe kommt, deshalb müsst ihr ihn unbedingt stoppen und das so schnell wie möglich. Verzögerungen gehen gar nicht“ erklärte Piccolo.

Kakarott zog enttäuscht einen Schmollmund. „Aber wie sollen wir dann trainieren? Irgendwie müssen wir doch üben?“

„Ich bringe dir eine Trainingsmethode der Namekianer bei. Da du das Ki-Lesen beherrschst, solltest du für die nächste Stufe bereit sein. Sie nennt sich mentaler Kampf“ fing Piccolo an zu erklären. „Es ist ähnliche eine Meditation .Man kann es mit Kämpfen im luziden Wachtraum vergleichen. Quasi ein Trainieren im Geiste. Wir stellen uns vor, gegeneinander zu kämpfen und richteten dementsprechend unsere Energien aufeinander aus. Darauf muss der Andere reagieren, was zu einer neuen Reaktion führt. Durch dieses Training steuerst du deine Energie gezielter. Im realen Kampf bewirkst es, dass du deine Bewegungen besser verbergen kannst. Gleichzeitig durchschaust du die deines Gegners anhand seiner aufbauenden Energien. Das kann dir dabei helfen, die Attacken deines Gegners vorherzusehen, bevor er sie vollständig ausführt und dementsprechend zu reagieren. Das gibt dir wichtige Sekunden Vorsprung.“

„Klingt gut. Aber wenn du so etwas beherrscht, warum hat es dir nichts gegen mich genützt?“ fragte Kakarott unbeeindruckt.

„Weil der Kräfteunterscheid zwischen uns zu groß war. Deine Körperbewegungen sind besser “ knurrte Piccolo. Ungern gab er es zu. „Das habe ich leider zu spät erkannt. Bevor ich deine Bewegungen anhand deiner eingesetzten Energie voraus berechnen konnte, hattest du sie schon zu schnell ausgeführt. Aber im Gefecht mit einem gleichstarken Gegner, wo man jedes bisschen Vorteil benötigt, kann dir diese Technik weiterhelfen. Du setzte deine Kraft effektiver ein und vermeidest Treffer.“

„Hm, verstehe…“ zerstreut nickte Kakarott, rieb sich das Kinn, während er angestrengt nachdachte.

„Tatsächlich? Schwer vorstellbar“ spottete Piccolo. „ Außerdem hat diese Methode noch einen Vorteil. Abgesehen davon, dass wir unseren Geist trainieren anstatt unseren Körper und ihn damit weniger strapazieren. Der Vorteil lautet Unauffälligkeit. Das Training kann man jederzeit und an jedem Ort durchführen. Wir schonen auf diese Weise unsere Umgebung. Wir hinterlassen nach dem Training kein Trümmerfeld. Damit können wir trainieren, ohne deine Schwester zu stören“ fuhr er mit betonten Seitenblick zum Haus aus, wo Bulma ruhte.

Außerdem würde kein Namekianer erfahren, dass Piccolo von einem Saiyajin lernte und auf diese Weise stärker wurde. Er schützte damit seinen Stolz.

Piccolo schaffte es damit, Kakarott zu überzeugen. Er wollte Bulma nicht erzählen, dass er noch nach anderen Wegen suchte, um gegen Freezer zu bestehen.

Nicht nur, weil Bulma dagegen war, dass er gegen Freezer kämpfte.

Es würde sich sonst so anhören, als würde er an Bulmas Plan zweifeln.

Er wusste, dass seine Schwester sehr verzweifelt war und sich an die magischen Kugeln als große Lösung gegen Freezer klammerte. Diese gaben ihr Hoffnung, aber zeitgleich verhinderte es, dass sie nach anderen Methoden suchte. Seine sonst so logisch denkende Schwester war unüblich fixiert auf den magischen Drachen. Ein Zeichen, dass die letzten Ereignisse sie mehr erschüttert hatten, als sie es zugab, wenn sie darauf ihre Hoffnung baute.

Kakarott wollte ihr diese Hoffnung nicht nehmen…nicht jetzt.

„Tja, dann versuchen wir es mal damit“ nahm er Piccolos Angebot schulterzuckend an.
 

Nach einigen Stunden wurden Bulma und Kakarott vom Klingen eines Weckers aus dem Schlaf gerissen.

Als sie aus dem Haus traten und sich streckten, fühlten sich beide etwas gerädert, besonders Kakarott.

Seine „Nacht“ war durch das neue Training etwas kürzer gewesen. Er fühlte sich, als wäre sein Geist anstelle seines Körpers mit blauen Flecken übersät. Ihn plagten leichte Kopfschmerzen.

„Scheiße, ist es hell“ murrte er. „Allmählich nervt es.“

„Geht mir genauso“ stimmte Bulma ihm gähnend zu. „Ständig dieses Sonnenlicht…ich vermisse die Dunkelheit der Nacht. Ohne meine Schlafbrille hätte ich kein Auge zugekriegt.“

Kakarott grunzte zustimmend und hielt sich die Hand vor den Augen, da das Sonnenlicht sie unangenehm reizte.

„Ihr habt Probleme“ meldete sich die dunkle Stimme von Piccolo zu Wort. Nun, wo die beiden Schlafmützen aus dem Haus getreten waren, verließ er seinen Posten, um sich ihnen zu nähern.

„Brauchst du etwa keinen Schlaf?“ fragte Bulma.

Oder war er Frühaufsteher? Der Namekianer sah ungeduldig und frisch aus.

„Wir schlafen nicht, wir ruhen nur. In solchen Momenten sinkt unsere Hirnkapazität und wir geraten in einen meditativen Zustand. Aber in Notfällen sind wir sofort einsatzbereit“ erklärte er.

„Hm, nicht schlecht. Das macht dich perfekt als Nachtwache“ antwortete Bulma.

Kakarott vollzog sein morgendliches Dehn-Programm.

Momentan interessierte ihn besonders ein Thema…

„Was gibt es hier zu essen ohne dass wir Probleme bekommen?“ fragte er ihren Führer. „Der Riesenvogel und sein Ei sind ja tabu.“

Zwar hatte Bulma noch einiges an Vorräte mit, aber man wusste nie, in welche Notlage sie noch kommen könnten. Immerhin bräuchten sie auch noch was für den Rückflug, daher war es haushälterischer, sich zusätzlich aus der Umgebung zu bedienen.

„Es gibt einige Raubtiere, denen weinen wir keine Träne nach. Falls ihr Meeresfrüchte mögt…ich wüsste etwas“ schlug Piccolo vor.

„Hm, klingt gut“ Kakarott leckte sich hungrig über die Lippen. „Zeig mir den Weg.“

Beide Krieger flogen los und ließen Bulma allein.

Die Blauhaarige wunderte sich etwas über den fast freundlichen Tonfall des sonst so mürrischen Namekianers und dessen Hilfe.

Kopfschüttelnd wegen seinen Stimmungsschwankungen, fing sie schon mal an, das Lager abzubauen und ein Feuer in Gang zu bringen. Sie packte dabei auch gleich den zweiten Dragon Ball in dieselbe Kapsel ein, wie den ersten.
 

Kurze Zeit später kamen Kakarott und Piccolo mit zwei riesigen, hellblauen, getöteten Krabben an. Beide waren so groß, dass jeder Krieger nur eines tragen konnte.

„Was ist los mit euer Fauna?“ fauchte Bulma entsetzt. „Habt ihr nur Riesenviecher hier?“

„Freu dich lieber, so werdet ihr schneller satt“ entgegnete Piccolo.

„Als ob ich das Ding essen würde“ schockiert sah sie auf die metergroße Krabbe. „Wir sollen wir das zubereiten? Ich habe keinen Riesentopf mit.“

Piccolo gab eine Antwort, sondern richtete nur seine Handfläche auf einen der Kadaver. Ein brennender Ki-Blitz trat heraus, unüblich langsam und schwach. Damit brutzelte er das Krabbenfleisch in Sekunden anstatt es zu pulverisieren. Als sich der Panzer violett färbte, entstand ein Wohlgeruch, der die Saiyajins anzog. Kakarott traute sich als erstes, eine der Krabbenscheren auszureißen, um an das weiße Fleisch darunter zu kommen. Lauthals schmatzend schlürfte er das Innere heraus.

„Wow, ist das gut“ staunte er. „So zart!“

Er riss eine weitere Schere aus, um sie seiner Schwester zu reichen. Sie kratzte etwas Fleisch heraus und kostete zaghaft.

„Nicht schlecht“ gab sie ungern zu, fügte aber kritisierend hinzu, als sie Piccolos selbstgefällige Miene bemerkte „aber es könnte mir der richtigen Soße besser schmecken. Es fehlt die Beilage. So was wie Nudeln oder Reis. Außerdem mag ich mein Frühstück lieber süß als herzhaft. Hast du auch eine Lösung für Vegetarier?“

„Wasser“ antwortete Piccolo kühl.

„Das macht nicht satt“ entgegnete Bulma verärgert.

„Schon, wenn du genug davon trinkst“ gab der Namekianer mit provozierendem Lächeln zurück.

„Lass uns essen, damit wir loskommen. Der Weg zum nächsten Dragon Ball ist weit“ hielt Kakarott die beiden vom Streiten ab und knackte den Panzer, um an das Fleisch darunter zu kommen.

„Dieser Planet hat keine Esskultur. Das ist zu traurig. Nicht wie in Altharwa“ murrte Bulma leise, aber immer noch deutlich genug für Piccolos feine Ohren.

„Wieso sollten wir so was Unnützes haben, wenn wir es nicht brauchen?!“ fragte er schroff. „Schließlich essen wir nichts.“

„Ihr vielleicht nicht, aber überlegt mal…ein paar gute Gasthäuser hier, dann würden wenigstens Raumschiffe auf der Durchreise für eine Pause landen. ihr könntet euch etwas dazuverdienen“ schlug Bulma, die langjährige Geschäftsfrau, fachmännisch vor.

Der Namekianer war von der Idee aber nicht angetan, im Gegenteil.

„Wir wollen aber keinen Besuch!“

„Es geht ums Geld verdienen“ stöhnte Bulma genervt auf. „Geld kann man immer gebrauchen.“

„Wir können uns eigenständig versorgen. Wir sind selbstständig. Wir brauchen nic…“ wiederholte sich Piccolo, wurde aber von der Saiyajin unterbrochen.

„Man könnte zum Beispiel Setzlinge und Dünger kaufen“ rief sie triumphierend aus. Sie erinnerte ihn an die Felder, die sie um die Dörfer gesehen hatte.

Piccolo wurde daraufhin umgehend erinnerte, dass selbst 200 Jahre nach der großen Dürre die Namekianer es immer noch nicht geschafft hatten, ihren Planeten aufzuforsten.

Eine der Gründe war, dass sie keine guten, hitzebeständigen Setzlinge kaufen konnte, sondern diese selbst ziehen mussten. Selbst Farmgeräte waren aufgrund des Geldmangels kaum zu beschaffen.

Die Namekianer besaßen kaum etwas, was sich als Tauschobjekt lohnte.

Piccolo verstummte und sah Bulma großäugig an, weil sie ihn rhetorisch besiegt hatte.

Er wusste nichts zu erwidern.

Kakarott unterdessen seufzte sehnsüchtig auf, weil er sich an die Leckereien erinnerte, die er sich oft auf dem Handelsplaneten gekauft hatte. Aber im Gegensatz zu Namek war Altharwa auch ein reicher Planet, wo viele Rassen Handel trieben und diverse Kulturen aufeinandertrafen.

„Ein paar Tage einfaches Essen wird uns nicht umbringen“ tröstete er sie.

Piccolo, dem eine spitze Antwort auf der Zunge lag, hielt genervt inne.

Einfaches Essen?

Als ob jeder Depp die Gelegenheit bekam, eine Riesenkrabbe von Planet Namek zu futtern; ein Geheimtipp, welcher selbst Liebhaber von Meeresfrüchten nicht bekannt war.

So ein Fleisch, von reiner Qualität, fand man selbst auf Altharwa nicht.

Aber Piccolo, immer noch von Bulmas Idee ins Grübeln gebracht, schwieg und wies sie nicht darauf hin.
 

Nachdem von den Krabben nur noch die ungenießbaren Panzer übrig waren, flogen die drei los, in die Richtung, die Tsuburi ihnen gezeigt hatte und die Bulma insgeheimen auch auf ihre Richtigkeit überprüft hatte. Wieder trug Kakarott seine Schwester, damit sie im rasanten Tempo über die Wasseroberfläche des Planeten fliegen konnten.

Während die Krieger ihre Kraft und Konzentration dazu nutzen, in der Luft zu verweilen, langweilte sich Bulma.

Die Landschaft bot wenig Überraschungen an. In ihrer Heimat gab es immer etwas zu entdecken, aber hier schien nur alles aus Wasser, Inseln mit Gras und vereinzelten Bäumen zu bestehen.

Um sich wenigstens geistig zu beschäftigen, überlegte sie in Gedanken, wie sie die allgemeinen wenigen Informationen über Namek mit ihren eigenen Erlebnissen und neu gelernten Kenntnissen ausfüllen konnte. Sobald sie die Zeit dafür hatte, würde sie in ihrem Computer einen neuen Eintrag erstellen.

Nicht, dass ihn jemand lesen würde, schließlich erwies sich Namek nicht als Hotspot für Touristen. Aber sie mochte es, Wissenslücken auszufüllen. Bislang interessierte sich kaum jemand für Namek, den ärmlichen Planeten am Rande der Galaxie, ohne Bodenschätze und nennenswerter Kultur.

Sie überlegte, welche Themen sie hinzufügen sollte.

Die Topografie wäre schnell mit wenigen Worten abgedeckt.

Dann würde eine Beschreibung der Bewohner folgen, ihr Aussehen mitsamt ihrer Kleidung und ihrer Gebäude.

Beim Formulieren fiel Bulma auf, dass sie nur männlich wirkenden Namekianer gesehen hatte.

Ohne groß nachzudenken, drehte sie den Kopf nach hinten, zu Piccolo und fragte ihn nach dem Grund.

„Piccolo, ich habe in den beiden Dörfern nur Männer gesehen. Wo sind eure Frauen? Haben die sich vor uns versteckt?“

Piccolo runzelte die Stirn. Diese Frage kam überraschend. Kakarott, von dem Thema zwar verwundert, hörte neugierig zu.

„Warum glaubst du, dass ich ein Mann bin?“ fragte der Namekianer zurück.

Bulma blinzelte verwirrt. Ihr Blick glitt unsicher über seine Gesichtszüge und seinen Körper, während sie perplex stotterte.

„Äh…naja, deine tiefe Stimme und dein Körperbau …‘tschuldige, aber für eine Frau bist du sehr flachbrüstig“ entfuhr es ihr.

Piccolo verdrehte theatralisch die Augen und bewirkte damit, dass Bulma sich dumm fühlte.

//Das macht er absichtlich.// ärgerte sie sich. // Kaum jemand weiß doch etwas über seine Rasse. Da muss er mir keine Schuldgefühle machen.//

„Namekianer sind eingeschlechtlich“ erklärte er, als es wäre eine allgemein bekannte Tatsache. „Wir vermehren uns daher per Parthenogenese. Allerdings ist das erst ab einem bestimmten Alter möglich.“

Das Fremdwort sagte Bulma etwas. Sie hatte davon gelesen.

Mit Parthenogenese war eine eingeschlechtliche Fortpflanzung gemeint, die man auch mit Jungfernzeugung übersetzte. So etwas kam bei manchen Schnecken, Eidechsen, Insekten und Schlangen vor. Diese brauchten daher keinen Partner, um sich fortzupflanzen.

Wenn Namekianer diesen Wesen ähnlich waren, vermehrten sie sich vermutlich auch über Eiablage.

Darum gab es keine Frauen unter ihnen und darum konnte man sie auch nicht automatisch „Männer“ nennen: eigentlich waren sie Zwitterwesen.

Für Kakarott war es aber ein unverständliches Wort.

„Häh?!WAS?“ erschüttert sah er zu Piccolo; drehte sich dafür, während er rückwärts flog. „Soll das heißen, du hast keinen Penis?“ Bedeutsam sah er dabei an dessen Körper runter. „Wie pinkelst du dann?“

Von diesen hirnrissigen, unhöflichen, distanzlosen Fragen überrascht, verlor Piccolo kurz die Konzentration und sackte in der Luft ab. Eilig rappelte er sich wieder auf, um wieder die alte Flughöhe zu erreichen.

Bulma konnte miterleben, wie sich die Haut eines Namekianers veränderte, wenn ihm etwas peinlich war.

Anstatt rot wurden sie aufgrund ihrer Hautfarbe eher violett.

„WAS für eine VULGÄRE FRAGE!“ brüllte Piccolo. „Ihr Saiyajins denkt nur an Futtern und Vögeln!“

„Und ans Kämpfen“ verbesserte Kakarott ernsthaft, ohne Ironie.

Bulma kicherte laut auf angesichts Piccolos hilfloser, perplexen Miene, der nicht wusste, was er darauf erwidern sollte. Bei ihrem Gelächter verfärbte sich seine Haut noch mehr.

Jener, in seinem Stolz als Namekianer getroffen, wich ihren Blicken aus und zog sich den Turban tiefer in die Stirn.

„Und? Was ist jetzt? Hast du oder hast du nicht?“ bohrte Kakarott weiter und wollte endlich seine Antwort wissen. Doch der Namekianer grummelte nur beschämt.

Bulma regelte ihr Kichern herunter und beugte sich zu seinem Ohr, um es ihm zu erklären. Sie flüsterte es ihm zu.

Nach einigen Sekunden des Nachdenkens sah Kakarott erneut schockiert den Namekianer ein.

„DU LEGST EIER? Wie ein HUHN?!“ rief er perplex aus.

Bulma brach erneut in hohes Gelächter aus.

„NEIN!“ brüllte Piccolo und warf Bulma einen verärgerten Blick zu. „Was hast du ihm gesagt?“

„Nur die Wahrheit. Aber er scheint mir nicht zu glauben“ lachte Bulma. „vielleicht solltest du deine Hose ausziehen?“

Sie liebte es, wie sie gerade den steifen, überheblichen Namekianer in Verlegenheit brachten wegen so einer Kleinigkeit. Vermutlich war es ihm wegen seiner Jugend peinlich oder Namekianer sprachen über so etwas nicht. Kein Wunder, immerhin war Geschlechtsverkehr bei ihnen unbekannt; was sollte man da aufklären?

„Dummes Geschwätz!“ zischte der Grünhäutige und zog sein Tempo an. Mit gesteigerter Fahrt zog er an dem Saiyajin-Pärchen vorbei, obwohl er eigentlich nicht vorgehabt hatte, vorauszufliegen.

Aber momentan war es ihm egal: er wollte seine Ruhe haben vor diesem dämlichen Gekicher.

Kakarott, der auf seine Schwester Rücksicht nehmen musste, kam daher nicht hinterher.

Das war aber kein Problem, da er sowohl Zielort kannte als auch Piccolos Aura spüren konnte.
 

Piccolo genoss es, seinen Frust durchs schnelle Fliegen abzubauen.

Die Arme eng an seinen Körper gezogen, den Kopf gereckt, flog er so rasant übers Meer, dass es in Wellen hinter ihm aufbrauste.

„Lach du nur“ zischte er „aber wer zuletzt lacht…“ schadenfroh kräuselten sich seine Lippen.

Die Saiyajins glaubten, die Suche wäre ein Kinderspiel… nach Nummer drei wären die restlichen magischen Kugeln ebenfalls schnell gefunden.

Hah, von wegen!

Wenn sie erfuhren, dass die sechste Kugel gut versteckt beim Oberältesten lag und der siebte verschollen, wäre er es, Piccolo, der dann lauthals lachen würde.

Im Moment hatte er kein Mitleid mit ihnen und freute sich auf ihre zukünftigen dummen Gesichter.

Auf diesen Augenblick der süßen Rache wollte er nicht verzichten.



Fanfic-Anzeigeoptionen

Kommentare zu diesem Kapitel (4)

Kommentar schreiben
Bitte keine Beleidigungen oder Flames! Falls Ihr Kritik habt, formuliert sie bitte konstruktiv.
Von:  TightsnoOuji
2023-06-18T11:37:28+00:00 18.06.2023 13:37
Hab mich mega gefreut, als die Meldung kam, dass ein neues kapitel draußen ist. Ist dir wie immer super gelungen. Ich freue mich schon aufs nächste kapitel 🥰💗
Von:  hase1987
2023-06-16T18:12:52+00:00 16.06.2023 20:12
Es bleibt spannend. 😊
Von:  didiboy
2023-06-16T16:38:09+00:00 16.06.2023 18:38
Endlich geht es mal weiter hatte länget gedauert als sonst hoffentlich kommen die nächsten wider etwas schneller
Antwort von:  Wippi
16.06.2023 21:31
Sry wenn ich drunter schreiben muss
Aber........
Ich finde das kommi schon fech sry
Klar ist es doof wenn man lange warten muss und Grade bei diesen tollen spannenden Kapitel die wir Geschenkt bekommen aber es ist immer noch ein Hobby und Freizeit ☝️
Von daher sollte man Geduld zeigen auch wenn es was länger dauert 😉
Antwort von:  Rikarin
16.06.2023 21:56
Danke,
genau dazu hatte ich auch schon mal was am 02.01.2023 geschrieben


Zurück