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Blue Moon

von

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Der zweite Mond

Der zweite Mond
 

Radditz Plan ging auf.

Auch wenn er Spott über seine Niederlage ertragen musste, konnte er doch den Kopf hochhalten. Seine öffentliche Herausforderung hatte seinen Namen bekannter gemacht.

Für Bardock war es dagegen eine Begebenheit, die er bald vergaß; mit Ausnahme von Radditz überheblichen Angriff. Er redete nicht darüber und hätte Gine es nicht von ihren Kollegen erfahren, wüsste sie nichts über den öffentlichen Vater-Sohn-Kampf.

Tales, Radditz selbsternannter Rivale, verstand erst spät den Plan, als er hörte, wie die Kommentare immer lobender statt höhnischer wurden. Nervös musste er miterleben, wie man Radditz höher bewertete als seine eigene Leistung, dabei waren die Jungen fast gleich stark.

Er verstand auch nicht, wie Radditz so gut in den Mechanik-Kursen war und diese schwierigen Aufgaben lösen konnte.

Trotzdem gab er nicht auf und folgte störrisch den langhaarigen Saiyajin. Für ihn war Radditz der größte Konkurrent und er strebte danach, ihn zu besiegen.

Die Monate vergingen im ähnlichen Ablauf wie zuvor…
 

Dank Radditz unerwarteter Hilfe schaffte Bulma es, seinen alten Scouter zu reparieren und für sich zu nutzen. Der Bauplan und die Ersatzteile, die sie ihm gestohlen hatten, halfen ihr, ihn wieder zum Laufen zu bringen.

Zum ersten Mal hielt sie einen Scouter an ihrem Ohr und drückte vorsichtig auf den Knopf.

Mit großer Freude sah sie auf die Zahlen, die sich auf den grünen Bildschirm bildeten.

Sie probierte den Scouter an sich selbst aus: 140.

Dann sah sie damit nach draußen, wo Kakarott gerade Holzstämme mit bloßen Fäusten spaltete.

Bei ihm zeigte der Scouter einen Wert von 193 an. Er näherte sich damit schon den 200 an, dabei war er halb so alt wie sie.

Schmallippig ging sie wieder an ihren Schreibtisch.

Ihr Bruder hatte es dank Mutters Training schnell geschafft, sie zu überholen.

Aber wie Gine es ihr erklärt hatte: jeder hatte seine eigenen Stärken.

Keiner aus ihrer Familie hätte den Scouter reparieren können, aber sie hatte es geschafft.

Sie konnte stolz auf sich sein.

Der Scouter konnte nicht nur die Kampfstärke messen und lokalisieren, sondern besaß auch eine Funk-Funktion. Aber dafür benötigte sie die Seriennummer einer Scouter.

Die beiden einzigen Seriennummern, die sie kannte und bereits abgespeichert hatten, waren die von Radditz und Bardock, die sie sich heimlich gemerkt hatte. Sollten die beiden sich in einen bestimmten Umkreis nähern, konnte ihr Scouter sie warnen.

Es war bloß schade, dass sie nicht die Nummer von Veg kannte, sonst hätte sie sich bei ihm melden können. Immer noch gab es keine Nachricht von ihm und er war nicht bei ihr aufgetaucht.

Zufrieden mit sich selbst, versteckte sie den Scouter wieder unter einer losen Planke unter ihrem Bett.

Noch wusste sie nicht, wie sie ihn nutzen sollte, aber für die Zukunft könnte ein funktionierender Scouter mal nützlich werden.
 

Im Herbst, kurz nach Beginn von Bulmas achten Lebensjahr, kam ihr Vater überraschend wieder nach Hause.

Freudig rannten die Kinder auf ihn zu. Kakarott war dabei schneller als seine ältere Schwester und überholte sie.

Sie klammerten sich jeweils an eines von Bardocks Beine und umarmten ihren Vater, der beiden Kindern kurz über die Haare wuschelte.

„Wie sieht es aus? Helft ihr eurer Mutter bei den Vorbereitungen?“ fragte er.

Ahnungslos blinzelten sie ihn an.

„Oh, gibt es wieder ein Festessen?“ fragte Kakarott vorfreudig.

Bardock schnaubte und nahm seinen Reisesack von den Schultern.

„Schön wär‘s. Nein, der Vollmond kommt. Wir müssen alle Fenster abdecken“ erklärte er und holte aus dem Sack dunkle, dicht gewebte Decken. „Kommt, bringen wir die mal eurer Mutter.“

„Also nichts zu essen“ stöhnte der Junge enttäuscht auf.
 

Gine freute sich über die neuen, behelfsmäßigen Vorhänge.

Jedes Fenster musste abgedeckt werde und heute durften die Kinder bei ihren Eltern schlafen. Bereits vor Sonnenuntergang machten sich alle bettfertig. Nach einem warmen Bad holten sich die Kinder ihre übrig gebliebenen Decken, Kissen und Kuscheltieren und bauten sich ein kuscheliges Nest auf dem Bett ihrer Eltern. Es endete damit, dass sich die Kinder in der Mitte, die Eltern an der Seite ins Bett legten; Bulma an der Seite ihres Vaters, Kakarott bei ihrer Mutter. Gine hatte ein paar Kerzen in alten Gläsern angezündet, die den Raum in sanftes Licht tauchten. Die doppelten Vorhänge ließen kein Lichtstrahl herein und dämpften die Geräusche von draußen. Bulma fühlte sich wie in einer kleinen, sicheren Höhle, abgeschirmt von der Außenwelt.

Ihr Vater trug eine weiche, dunkle, kurze Hose und hatte sein Stirnband abgenommen; ihre Mutter trug ein anschmiegsames, dunkelrotes, kurzes Nachtkleid. Beide lagen auf der Seite, den Blick zueinander und den Kindern in der Mitte zugewandt.

Kakarott fand es gemütlich. Nach dem anstrengenden Tag mit seinem Training, dem warmen Bad und ein reichhaltiges Abendessen, schlummerte er schnell an.

Bulma aber nicht.

Sie fand es auch unglaublich gemütlich wieder mal bei ihren Eltern zu schlafen, war aber nicht müde.

Stattdessen hatte sie eine Menge Fragen und da nun alle Arbeit getan war und ihr Vater direkt neben ihr lag, konnte er ihre Fragen auch beantworten.

„Papa, warum schlafen wir heute alle zusammen in einem Bett?“

„Damit niemand auf dumme Ideen kommt und sich den Vollmond ansieht“ brummte Bardock.

„Warum?“

„Weil du entweder zu einer platten Saiyajin wirst oder du deine Familie plättest“ erklärte Bardock.

Bulma sah ihn mit großen Augen erschrocken an und Bardock beeilte sich, hinzuzufügen.

„Aber keine Sorge, das passiert nur, wenn du in den Vollmond schaust.“

„Aber was passiert dann?“

„Tja, dann verwandeln wir Saiyajins uns in den Ozaru…ein riesiges, instinktgesteuertes Wesen.“

„Und was bedeutet das?“

Bardock verdrehte genervt die Augen und Gine kicherte leise.

Bulma war wissbegierig, aber Bardock war nicht gut im Erklären. Er wusste, wieso sich Saiyajins verwandeln konnten, aber die wissenschaftliche Erklärung hatte ihn nie groß interessiert. Sie bekam Mitleid mit ihm und wechselte ihn ab.

„Der Ozaru ist die alte, tierische Seite in uns“ fing sie an zu erklären. „Wenn ein Saiyajin den Vollmond direkt ansieht, reagiert unser Schweif, das letzte sichtbare Überbleibsel unseres alten Wesens und wir reagieren darauf. Der Körper wächst und wird riesig und behaart. Im Ozaru-Modus ist ein Saiyajin zehnmal stärker, aber auch wilder und unkontrollierter. Er hört auf nichts mehr außer auf seinen Instinkt.“

Bulma staunte mit offenem Mund. „Der Vollmond ist schuld daran? Aber warum verwandele ich mich nicht, wenn ich die Mondsichel sehe? Das ist doch auch Mondlicht.“

„Aber es ist nicht stark genug. Es muss Vollmond sein und der Saiyajin muss einen Schweif besitzen, sonst funktioniert es nicht. Das Problem ist…nur die wenigstens können sich beherrschen, sobald sie verwandelt sind. Darum ist es bei uns auch verboten, in solchen Nächten nach draußen zu gehen. Unsere Heimat wäre ganz schnell zerstört, wenn wir uns alle verwandeln würden.“

Gine sah ihren Gefährten auffordernd an. Sie selbst hatte sich noch nie verwandelt und jeden Vollmond auf Vegeta-sei gehorsam in einem dunklen Raum verbracht.

Aber Bardock hatte die Verwandlung auf einigen Planeten bereits ausprobiert.

Bardock räusperte sich und konnte sich ein selbstbewusstes Grinsen nicht verkneifen, als er stolz von seinen Erfahrungen berichtete.

„Wenn man den Vollmond ansieht…man ist wie gebannt und kann den Blick nicht abwenden. Es ist wie ein Weckruf. Plötzlich wird dir heiß und du wirst wütend. Eine unglaubliche Kraft durchströmt dich und du willst jeden vernichten, der sich dir in den Weg stellt. Nur die Krieger mit der höchsten Selbstkontrolle ist es erlaubt, sich zu verwandeln. Wenn sich zu viele Saiyajins als Ozaru verwandeln, besteht die Gefahr, dass wir uns gegeneinander attackieren, anstatt den Feind.“

Bardock schmunzelte bei seiner Erinnerung. „Am nächsten Tag wacht man auf und fühlt sich wie nach einem Kater. Nur die wenigstens können sich an die Nacht erinnern. Der Rest meines Teams hat nach so einer Vollmond-Nacht immer Probleme, sich wieder zu sammeln und wir haben einen Riesenhunger.“ Er lächelte nostalgisch. „Eigentlich ist es besser als ein Kater.“

„Was ist ein Kater?“

„Äh…wenn du älter bist, darfst du mal was von Mutters Obstbrand kosten. Dann weißt du, was das ist“ lenkte Bardock ab und streichelte ihr über die Haare.

Bardock konnte sich ein unbescheidenes Lächeln nicht verkneifen. Er gehörte zu den wenigen Unterklasse-Krieger, die sich schon öfters verwandelt hatten und er mochte das Gefühl während und nach der Verwandlung. Es war primitiv, ursprünglich und man hatte nur den Kampf im Kopf.

In diesen Momenten verstand er am besten, was es hieß, ein Saiyajin zu sein.

„Ich bin von unserem Team der erste, der sich erholt und ich kann mich am besten erinnern“ gab er an.

Gine verdrehte die Augen und machte sich über ihn lustig. „Natürlich, Bardock, du erinnerst dich nicht, wann deine Kinder geboren wurden, aber an jeden Kampf im Ozaru-Modus. Bulma, eine Lektion für dich: wenn ein Saiyajin mit etwas angibt, glaub ihm nicht. Meistens übertreibt er nur. Heiße Luft, mehr nicht.“

Bulma nickte gehorsam.

„Hey, was soll das heißen?“ tat Bardock empört. „ich weiß genau, dass Bulma am letzten Vollmond geboren wurde. Das heißt, vor acht Jahren und einen Monat. Außerdem erinnere ich mich an jeden meiner Kämpfe.“ Er kitzelte seine Tochter und sie quietschte vergnügt auf.

Bulma hörte zum ersten Mal, dass sie beim letzten Vollmond das Licht der Welt erblickte und folgte interessiert den Worten ihrer Eltern.

„Hm, wann sind Radditz und Kakarott geboren?“ fragte Gine mit schmalem Lächeln.

„Keine Ahnung, wen interessierts“ gab Bardock trocken zurück. „Nee, warte, Kakarott im Sommer und Radditz im Winter. Der Junge wird ja bald dreizehn…egal. Was den Ozaru angeht, sage ich die Wahrheit. Ich kann mich ziemlich gut erinnern, was ich im Ozaru-Modus getan habe“ versuchte er seine Frauen zu überzeugen. Gine blieb skeptisch.

„Was denn?“ fragte Bulma neugierig.

Bardock verstummte. Er wollte seiner kleinen Tochter nicht erzählen, wie er in diesem Zustand andere zertrampelt und vernichtet hatte.

Gine rettete ihn, indem sie schnell weitersprach und die Aufmerksamkeit auf sich lenkte.

„Aber die beste Kontrolle haben nur die Elite-Krieger. Es heißt, sie können sogar noch sprechen und taktisch denken“ sagte sie hastig.

Bardock brummte abfällig. „Die Elite…tse.“

Bulma kuschelte sich tiefer in ihr Kissen und streichelte über den Arm ihres Vaters, den er locker um sie gelegt hatte.

„Und wie verwandelst du dich zurück?“ fiel ihr ein.

„Solange man dem Ozaru nicht den Schwanz abschneidet oder den Mond zerstört, hört die Verwandlung erst beim Mond-Untergang auf. Also wenn das Mondlicht schwächer wird. Sich von selbst zurück zu verwandeln geht also nicht. Man verspürt auch nicht das Bedürfnis dazu. Sobald man sich ausgetobt hat und das Mondlicht fort ist, wird man müde und schläft ein. Wenn ich wieder aufwache, bin ich wieder in meiner üblichen Form“ erzählte Bardock.

Bulma schwieg nachdenklich. In der Stille konnte die Familie das leise Schnarchen von Kakarott, aber auch ein weit entferntes Brüllen hören.

Bulma blinzelte ihren Vater ängstlich an und er streichelte sie beruhigend.

„Keine Sorge, die Wächter patrouillieren, damit niemanden etwas geschieht.“

„Wächter? Sind sie stark?“

„Die Wächter sind eine Sondertruppe der Saiyajins, die sich freiwillig den Schweif abgeschnitten haben, damit sie sich bei Vollmond nicht verwandeln. Sie sind die einzigen, die in solchen Nächten nach draußen dürfen. Finden sie einen wilden Ozaru, wissen sie genau, wo seine Schwachpunkte sind und attackieren seinen Schweif. Wenn ein Saiyajin nach Vollmond zu Hause bleibt und nicht mehr rausgeht, weiß man, dass es aus Scham geschieht. Ein Saiyajin ohne Schweif…den hat man ihn aus Strafe abgeschnitten. Bei Kindern ist man nachsichtiger. Unfälle passieren und der Schweif wächst in der Kindheit auch nach, aber die Eltern sind verantwortlich und können bestraft werden. Darum schlaft ihr beiden ja auch heute hier.“

Beruhigt kuschelte sich Bulma wieder an seiner Seite und Bardock drückte sie an sich. Sein Saiyajinschweif strich sanft über ihre Beine.

„Ich mag Papa, wie er ist“ murmelte sie leise und ihre Lider schlossen sich müde.

„Ich auch“ stimmte Gine ihr zu und Bardock zwinkerte ihr verschmitzt zu. Sie rückten näher aneinander, die Kinder zwischen sich und ließen ihre Schweife locker ineinander verknoten.

Hier, in diesem Raum, abseits von der Welt, fühlten sie sich sicher und geborgen.
 

Radditz öffnete müde die Augen.

Der Boden unter ihm war hart und in seinen Kopf drehte sich alles. Er blinzelte ziellos umher und versuchte sein Blickfeld zu schärfen.

Er lag in einem Trümmerfeld, in einer Art Krater und über ihn ging allmählich die Sonne auf.

Er hielt sich den Kopf. Der Schwindel nahm allmählich ab, ebenso die schwarzen, kleine Punkte vor seinen Augen. Sein Mund fühlte sich trocken an und versuchte Speichel zu sammeln. Er räusperte sich.

„Na, auch endlich aufgewacht?“ weckte ihn eine junge Stimme aus seiner Benommenheit.

Überrascht sah Radditz nach oben, wo am Rand des Kraters jemand stand und auf ihn herabsah.

Er brauchte einen Moment, um die Umrisse der Person klarer zu erkennen.

Verschränkte Arme, herablassendes Lächeln, Sturmfrisur, ein Mantel, der im Wind wehte, das Königswappen auf der Brust…

„Prinz Vegeta“ stammelte Radditz und versuchte eiligst, sich auf die Knie zu stellen und zu verbeugen.

Er senkte demütig den Kopf und hörte, wie der Prinz zu ihm runtersprang und vor ihm anhielt.

„Erinnerst du dich?“ wurde er gefragt.

Radditz Kopf schmerzte, aber er wusste wieder, wo er war.

„Eine Wüste auf Vegeta-Sei…ich gehöre zu denen, die sich zum ersten Mal in den Ozaru verwandeln durften…mein erster Vollmond“ stotterte er.

„Sehr gut“ hörte er die spöttische Stimme von Prinz Vegeta. „Langsam kommts. Aber an unseren Kampf erinnerst du dich nicht mehr?“

Radditz sah erstaunt auf.

Er hatte gegen den Prinzen gekämpft?

Ging es ihm deswegen so schlecht?

Der Prinz sah höhnisch auf ihn herunter, aber er schien nicht zu scherzen.

Radditz konnte sich an keinen Kampf erinnern, aber vermutlich hatte er verloren. Allmählich fing sein Körper an, sich bemerkbar zu machen. Er war ungewöhnlich steif und jede Bewegung schmerzte.

Prinz Vegeta lachte leise.

„Ihr Unterklasse-Krieger…ihr lasst euch so leicht von ein bisschen Mondlicht verführen und vergesst euch so schnell“ höhnte er. „Keiner von euch war in der Lage, sich zu kontrollieren. Egal, du hast gut gegen mich durchgehalten, aber mit mehr Selbstbeherrschung deinerseits hätte ich länger Spaß gehabt. Auch wenn du der letzte warst, konnte ich dich schnell ausknocken. Wie ist dein Name?“

Hastig senkte Radditz wieder seinen Kopf und sah auf die Stiefel seines Kronprinzen.

„Radditz, Sir! Sohn von Bardock.“

„Radditz…hm. Hast du Interesse, mit mir zu reisen? Unter meinem Kommando zu dienen? In meinem Team ist wieder Platz. Du würdest diesen Planeten verlassen und neue Welten sehen, die kein Saiyajin zuvor betreten hat“ machte Vegeta ihm das verführerische Angebot.

Radditz schluckte.

Das war der Moment, auf den er so lange hingearbeitet hatte.

Rum und Ehre…schon bald würde er nicht mehr mit seinem Vater verglichen werden, sondern sein Name allein würde strahlen und für sich stehen.

„Es wäre mir eine Ehre, Sir.“

Radditz hörte leises amüsiertes Lachen.

„Man wird sich bei dir melden“ sagte der Prinz zum Abschied, bevor er sich umdrehte und fortflog.

Radditz holte rasselnd nach Luft und stand langsam auf.

Die letzten Stunden kamen ihm wie ein Traum vor.

War das wirklich passiert?

Langsam konnte er sich wieder erinnern.

Zuerst die Nachricht, dass er zu den Auserwählten gehörte, die sich verwandeln durften…eine kurzfristige Mitteilung und plötzlich standen die Jungen in der Wüste…

Das Gefühl von Macht und Wut, als er zum ersten Mal den Vollmond sah…dann dieses seltsame Gefühl, als würde er träumen, während er gegen die anderen kämpfte, bis ein besonders starker Ozaru in blauer Rüstung plötzlich vom Himmel fiel und jeden besiegte….

Das Angebot von Prinz Vegeta, dass er gerade angenommen hatte…

Radditz ballte die Fäuste und schrie siegesfreudig auf.

Das war bislang die beste Nacht seines Lebens gewesen.

Er lachte laut auf. Freude durchströmte ihn.

Erst als sein Magen laut knurrte, hörte er mit seinem Siegestanz auf.

Radditz schwebte hoch und sah sich suchend um.

Er hatte keinen Scouter dabei, aber die Rauchfahnen am Horizont zeigten ihn, wo das Lager war.

Er flog in diese Richtung.
 

Das Lager bestand aus mehreren Zelten, Lagerfeuern und ein paar Bänken und Tischen.

Kaum war Radditz gelandet, als sein Kommandant ihn schon von der Liste durchstrich und wortlos auf die kochenden Töpfe zeigte.

Erleichtert schnappte sich Radditz eine Schüssel und holte sich eine Portion dampfendes Gulasch und ein paar kleine Brote.

Kaum saß er am Tisch, stürzte er sich auf Essen.

Nie hatte das fade Essen und die trockenen Brote der Kasernen besser geschmeckt und schnell war die erste Portion verputzt.

Auf den Tischen standen mit frischem Wasser gefüllte Krüge und Schalen mit frischem Obst, von denen er sich bediente, bevor er sich eine weitere Portion Gulasch hörte.

Radditz war so auf sein Mahl konzentriert, dass er kaum bemerkte, wie die anderen Rekruten kamen und sich zu ihm setzten. Jeder war mit dem Auffüllen seiner Energiereserven beschäftigt.

Erst als er seine zweite Portion verschlungen hatte und nach einer Frucht greifen wollte, die ihn ein anderer wegschnappte, fiel ihm sein Nachbar auf.

Verblüfft blinzelten sich Tales, der seine Hand zuerst auf die orange Frucht hatte und Radditz an.

Jetzt erst erkannten sie, wer ihr Nachbar war.

Tales erholte sich als erstes und knurrte „Meins“, während er die Beute hastig verschlang.

Radditz war zu gut gelaunt und zu müde, um sich von ihm provozieren zu lassen und nahm eine andere.

In erschöpfter Stille verspeisten sie ihr Mahl.

Erst als der letzte Krümel verschlungen war, räusperte sich Tales und fragte vorsichtig „Fühlst du dich auch so seltsam?“

Radditz blinzelte ihn fragend an.

Tales zuckte mit den Achseln. „Du weißt schon…einerseits müde, anderseits euphorisch. Irgendwie…als ob man einen guten Traum hatte, sich aber kaum daran erinnern kann.“

„Hm, so gut gelaunt wie nach einem guten Traum…ja, so geht es mir auch“ stimmte Radditz ihm zu, überraschend friedlich gestimmt dank seiner guten Nachrichten. Er konnte sich ein triumphierendes Lächeln nicht verkneifen, was Tales auffiel.

„Du grinst wieder so komisch. Gegen wen hast du jetzt gekämpft und verloren?“ fragte er misstrauisch.

Radditz zuckte kurz zusammen bei der Erwähnung seiner Niederlage gegen seinen Vater, aber er erholte sich schnell und antwortete arrogant. „Gegen Prinz Vegeta.“

Gegen den Prinzen zu verlieren, war keine Schande; das konnte er zugeben.

Der Dunkelhäutigen stutzte.

„Was? Gegen den Prinzen? Er war auch hier?“ flüsterte er und sah sich eilig um, ob ihnen auch niemand lauschte.

Radditz senkte ebenfalls die Stimme.

„Ja, er will mich in seinem Team haben. Anscheinend habe ich ihn beeindruckt“ gab er selbstgefällig an.

Tales Augen wurden groß.

„Du weißt schon, dass die Untergebenen des Prinzen wie die Fliegen wegsterben? Der einzige, der mit ihm mithalten kann, ist Nappa. So stark musst du erst mal werden.“

Tales war zwar selbstbewusst und wollte auch eine hohe Position erreichen, aber unter Prinz Vegeta zu dienen…da war das Risiko zu hoch, zu schnell zu sterben.

„Dann muss ich halt aufpassen und nicht sterben“ gab Radditz als Antwort.

Tales verdrehte die Augen. Das Selbstbewusstsein seines Rivalen war manchmal eher in Richtung „Naivität“ oder „Dummheit“ einzuordnen.

„Überleg mal…wenn der Prinz es befiehlt, bin ich ganz schnell aus der Rekruten-truppe raus. Ich bin direkt drin in der Praxis, bei den richtigen Missionen. Wenn ich in seinen Team bin, gibt es nur Vorteile: Die spannendsten Missionen, die schnellsten Raumschiffe, die beste Ausrüstung, ein hoher Sold…vermutlich brauche ich auch keine Abschlussprüfung. Stattdessen kann ich direkt auf dem Schlachtfeld stärker werden“ freute sich Radditz.

„Oder darauf sterben“ erwiderte Tales trocken.

Radditz winkte lässig ab.

„Ich habe sein Angebot angenommen. Die Chance lass ich mir nicht entgehen“ freute er sich sichtlich.

Tales blickte wieder auf seinen Teller und stützte nachdenklich seinen Kopf ab.

Wenn Radditz als erstes die Basis verließ und ständig unterwegs war…dann verlor er seinen Rivalen. Gegen wen sollte er sich messen? Alle anderen waren doch schwächer?

Wer wusste schon, wo er mit dem Prinzen in welcher Ecke des Universums landen würde.

Ehrlich gesagt, rechnete Tales nicht mit, dass sich Radditz lange behaupten würde. Er wusste schon von vielen Kriegern mit höheren Powerlevel, die unter Prinz Vegetas Kommando gestorben waren. Den Prinzen kümmerte es nicht, ob seine Untergeben überlebten. Jeder war auf sich selbst gestellt.

Ein wenig eifersüchtig und eingeschnappt war er aber auch: Warum hatte man ihm nicht das Angebot gemacht?

Er war immerhin fast genau so stark wie Radditz und durfte auch den Vollmond erleben.

Er hätte abgelehnt, aber wenigstens fragen…hatte der Prinz ihn nicht gesehen?

„Bevor du geht’s, will ich noch einen ernsthaften Kampf gegen dich“ knurrte er warnend seinen Nachbarn an.

Radditz nickte und grinste ihn siegesbewusst an.

Er fühlte sich fantastisch.

Was sein Vater wohl zu den Neuigkeiten sagen würde?
 

„Du bist WAS?!“

Bardocks Familie, die um ihn zum Mittagessen versammelt waren, sahen ihn bei seiner herrischen Frage mit großen Augen an und stoppten beim Essen. Bardock sprach nicht zu ihnen, sondern mit jemand über den Scouter.

„Nein, du hörst mir…Radditz, das ist kein Spiel, das ist gefährlich…was soll das heißen „Halt dich da raus“? Ich bin dein Vater….Oh bitte entschuldige, dass ich dich „wahren Krieger“ nicht mehr befehligen kann. Hey, noch bin ich stärker als du…willst du das auch deiner Mutter sagen?...Du Feigling, ich werde nicht für dich…Hallo? HALLO?“

Mit einem Knurren riss sich Bardock den Scouter vom Ohr und legte ihn heftig auf den Tisch ab. Am liebsten wollte er ihn an die Wand knallen.

„Was ist los? Was ist mit Radditz“ fragte Gine besorgt.

Bardock stützte den Kopf in seinen Händen auf und stöhnte genervt.

„Der Kerl wird bald die Basis verlassen, um unter Prinz Vegetas Kommando zu dienen. Dieser VOLLIDIOT!“ schimpfte er. „Ausgerechnet unter dem größten Troublemaker der Saiyajins. Radditz kann uns jetzt schon leidtun, aber er wollte ja nicht auf mich hören. Dieser sturer Idiot.“

Kakarott und Bulma warfen sich wortlos einen Blick zu.

Sie verstanden den Wutausbruch ihrs Vaters nicht, waren aber froh, dass er nicht auf sie so wütend war.

Was hatte Radditz angestellt?

„Moment, jetzt schon auf Mission? Ist Radditz dafür nicht noch etwas zu jung? Sollte er nicht erst mal in kleinen Missionen Erfahrung sammeln?“ fragte Gine alarmiert. Sie versuchte sich an die Geschichten und Gerüchte über den Prinzen zu erinnern.

Sie wusste, er war stark, aber um seine Kameraden kümmerte er sich nicht.

„Oh, Radditz, du und dein Ehrgeiz“ stöhnte sie auf. Sie erkannte, was ihr Sohn plante.

„Du sagst es. Das wird nicht gut gehen. Vermutlich bekommen wir in den nächsten Monaten die Todesmeldung“ gab ihr Bardock Recht.

Jetzt erschraken auch seine anderen beide Kinder.

„Was?! Radditz wird sterben? Wieso? Was ist los?“ fragte Bulma panisch.

Bardock erkannte seinen Fehler. Er hätte nicht vor den Kindern so übertreiben sollen. Schnell versuchte er sie zu beruhigen.

„Wir wissen es nicht, wir sind nur besorgt. Prinz Vegeta…er ist stark, sogar stärker als ich. Aber deswegen wird er auch auf die gefährlichsten Missionen geschickt. Radditz hat nicht annähernd seine Stärke, also weiß ich nicht, wie er da überleben soll. Ob ich Nappa fragen soll? Aber ich hasse den Kerl…“ Bardock seufzte und massierte sich die Stirn.

Warum musste diese ruhige, gemütliche Vollmond- Nacht mit so einer Nachricht enden?

Schon wieder ein Vollmond mit einem üblen Nachgeschmack.



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Kommentare zu diesem Kapitel (2)

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Von:  Saicke
2020-05-29T20:32:27+00:00 29.05.2020 22:32
Radditz dieser Idiot!!!!Ich wusste ja, dass es so kommen würde, aber er denkt einfach keine 10 Meter weit! Nur an Ruhm und Ehre und dass er seinen vater übertreffen will und von allen anerkannt werden möchte. Aber Bardock hat es auch zu was gebracht, ohne so stark auf sich aufmerksam zu machen. Na ob das gut geht? Immerhin hat Radditz es geschafft, dass sein Plan genauso aufgeht, vielleicht benutzt er sein Köpfchen auch im team von vegeta und geht dadurch nicht so schnell hopps. xD
Dass Tales es doof findet, dass sein Rivale ihn verlässt, fand ich witzig. Ich glaube auch ich weiß, wer von den beiden den Abschiedskampf gewinnen wird. :D
Bardocks Wut über Radditz Entscheidung kann ich nur allzu nachvolziehen. Ein sorgenvoller Vater, seine Kinder bescheren ihm noch früher graue Haare als ihm lieb ist. ^^°
Ich fand diese Nacht, wo sie zu viert im Bett waren echt süß. Ich mag ja solche Familienmomente. :3 Und Bardock musste natürlich wieder angeben, dass er am Besten mit der Oozaru-Form zurecht kommt. xD Irgendwie geben alle männlichen Saiyajins gerne an. *g*
Die Geste, dass Gine und Bardock ihre Schweife ineinander verknoten, fand ich wirklich süß. Sie sind halt das beste Pair in dieser ff(neben Bulma und Vegeta natürlich xD).
Antwort von:  Rikarin
29.05.2020 23:21
Im Bardock-Spezial gab es eine Anfangsszene, wo Bardock und sein Team als Ozaru den Planeten Kansassa erobern. Am nächsten Morgen unterhalten sie sich, wie sich sich immer fühlen und Bardock behauptete damals schon, dass er sich erinnern würde. (im englischen Original; kurz danach wird Bardock angegriffen und erhält die Visionen)
Tja, Radditzs Wunsch hat sich erfüllt und er wird die nächsten Jahre in der bekannten Trio-Formation kämpfen
Ich fand dieses Bild in meinen kopf so niedlich: Bardock und Gine am Rand, die Kinder in der Mitte; ein dunkles, sicheres Zimmer wie eine Höhle
Antwort von:  Saicke
02.06.2020 18:38
Oha, das weiß ich alles gar nicht mehr so genau, da es ewig her ist, dass ich dieses Bardock-Spezial gesehen habe. xD Aber gut, dass du diese Details nochmal aufgreifst. ;)
Und generell schaffst du es in deiner Story viele schöne familiäre und liebevolle Momente zu beschreiben. -^^- Ich liebe das!
Antwort von:  Rikarin
03.06.2020 08:45
Ist bei mir auch Jahrzehnte her, dass ich die Serie gesehen habe (Abends auf RTL 2) Jetzt muss ich, um meine Erinnerung aufzufrischen, auf Youtube zugreifen. Bin aber dadurch auch auf die DBZ-Abridged-Serie von TeamFourstar gestoßen, die mich oft zum Lachen gebracht hat. (Englische Fan-Arbeit, mit einen Humor, den der deutschen Serie sehr ähnelt, bloß noch trockener 😂🤣


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