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Blue Moon

von

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Totenfeier

Die Wochen vergingen. Der Herbst kam.

Auf den Planeten Vegeta sank die Temperatur nur um ein paar Grad. Trotzdem reagierte die empfindliche Natur darauf, indem sich die Blätter verfärbten und abfielen. Die Nächte wurden länger.

Für Bulma begann das fünfte Lebensjahr.

Sie verbrachte diese Jahreszeit mit dem Bestaunen der prächtigen Laubfärbung, dem Sammeln von Nüssen und Trocknen von Früchten. Sie nutze das Malzeug, dass ihre Mutter ihr für ihren guten Einfall mit den Schleimaalen geschenkt hatte, um das Farbenspiel des Laubes abzumalen. Bei ihren Versuchen, die Beeren und Früchte für das Färben ihre Stoffe zu nutzen, konnte sie einige schöne Ergebnisse sammeln und neue Farben in ihrer Sammlung einfügen.

Kakarott hatte großen Spaß daran, mit dem trockenen Laub zu spielen. Sobald er einen Laubhaufen sah, sprang er hinein; ungeachtet, ob ein Tier es gerade als Winterquartier nutzen wollte oder nicht.

Nachdem er einen Zusammenstoß mit einem Igel hatte, wurde er vorsichtiger. Bulma musste ihn einige Stacheln aus dem Hintern ziehen, aber damit hatte er seine Lektion erhalten.

Ihr großer Bruder stellte ein paar Fallen mehr auf, um die Vorratskammer zu füllen.

Der Winter wurde selten eisig; dafür waren die Temperaturen auf den Planeten zu hoch.

Aber viele Tiere hielten Winterruhe und versteckten sich dazu besser.

Es konnte vorkommen, dass es für wenige Tage überraschend schneite; je nach Lage des Windes und ihr Standort nahe der Berge lag dafür ungünstig. Sollten sie eingeschneit werden, könnte ihnen bei ihrer einsamen Lage niemand helfen.

Radditz schaute nach, dass genug Feuerholz trocken gelagert wurde und hielt als nächster Mann im Haus einen wachsamen Blick auf seine jüngeren Geschwister.

Seit vier Wochen befand sich Bardock wieder auf Mission.

Wie es ihm angekündigt worden war, hörten die Kriege und Gefechte in ihrer Galaxy nicht auf und man benötigte die Hilfe der Saiyajins. Das bedeutete reiche Beute für sein Volk.

Gine musste mit ihrer Truppe Sonderschichten fahren, um die neuen Rationen zu trocknen und die Vorratskammern zu füllen.

Nebenbei musste sie zusehen, dass alle Vorbereitungen für den Winter in ihrem eigenen Heim abgeschlossen wurden: genug warme Decken und Kleidung besorgen; neue Schuhe für alle, alle Ritzen im Haus mussten abgedichtet werden, das Dach auf Löcher kontrollieren, Medikamente für den Notfall aufstocken…angesichts all der Arbeit war sie sehr froh, dass Kakarott sich momentan so gut benahm. Ohne Bardocks Hilfe war es schwierig, all die Arbeit unter den Hut zu bekommen.
 

Prüfend sah sich Bardock auf dem Schlachtfeld um.

Von seinen Gegnern stand keiner mehr aufrecht.

Er tippte an seinen Scouter und schaltete den Funk an.

„Bericht! Wie sieht die Lage bei euch aus?“ fragte er sein Team.

Jeder beantwortete die Frage positiv.

„Gut; wir treffen uns im Basislager.“

Ohne einen letzten Blick auf die Leichen seiner Opfer zu werfen, flog er los.

Ihr Lager hatten die Saiyajins in einer kleinen Stadt am Rande des Schlachtfeldes errichtet.

Die Bewohner hatten das fremde Volk, dass als Söldner angeheuert worden war, trotz ihres komischen Aussehens als „Gäste“ akzeptiert. Der Aufenthalt der Saiyajins an diesen Ort bedeutete Schutz und Sicherheit vor der Rebellenarme, weshalb sich viele Flüchtlinge und Händler an diesen Ort zurückgezogen hatte. Die Stadt brummte von Leben.

Am bewachten Eingangstor grüßte er mit einem Kopfnicken die Wachen, schwache Unterklasse-Saiyajins, die ihn wortlos vorbeiließen.

Bardock marschierte durch die Menge. Die Einheimischen; kleine Wesen mit schuppiger, violetter Haut und gelben Augen, machten ihm breitwillig Platz.

Bardock sah sich auf den aufgestellten Ständen nach Geschenken für seine Familie um. Hauptsächlich wurde Schmuck und Nahrung angeboten; nicht gerade das, was er für Bulma suchte. Aber einige der weit gereisten Händler hatten auch exotische, unbekannte Dinge bei sich, die vermutlich noch nicht mal von diesem Planeten stammten.

Sein Scouter alarmierte ihn, dass eine höhere Kampfkraft sich ihm näherte.

Eine Kampfkraft, die er kannte.

So war es für ihn keine Überraschung, als Toma ihn mit einem Schulterklopfen begrüßte.

„Noch nicht in der Schenke? Was suchst du?“ fragte ihn sein bester Kamerad.

„‘ne Kleinigkeit für Bulma“ murmelte Bardock.

Er wünschte, er hatte es nicht gesagt, denn sofort glitt ein breites Grinsen über das Gesicht seines Freundes.

„Ahhh, für unsere süßes, kleines Vögelchen“ strahlte der Vollidiot an.

„Kein „unser“! Sie gehört dir nicht, du Blödmann. Und hört auf, so zu lächeln“ grummelte Bardock.
 

Seit dem Tag, an dem seine Kameraden von Bulmas Existenz erfahren hatte, wurde er ständig nach ihr gefragt. Natürlich nicht offensichtlich, denn immerhin durfte niemand von ihr wissen.

Nach dem ersten Besuch fing Toma damit an, dass er ihn zum Abschied ein paar süße Früchte mitgab, damit er sie seinem „Vögelchen“ geben konnte.

Borgos, der sonst so Schweigsame, machte plötzlich das Maul auf um ihn zu fragen, wie es dem „Vögelchen“ gehe. Selypa sah ihn dann auch immer so gespannt an und wollte mehr hören.

Sogar Panbukin fragte, womit er Frauen eine Freude machen konnte. Gut, vielleicht ging es Panbukin dabei nicht um Bulma, sondern um das erfolglose Werben einer Saiyajin, weil der Kerl immer noch keine abgekriegt hatte, aber trotzdem…er vermisste die Gespräche, in denen es nur ums Töten, Kämpfen, Fressen und Trinken ging. Und manchmal über Frauen; wenn Selypa nicht in der Nähe war.

Nachdem Bardock rausgerutscht war, dass Bulma keine verfressene Saiyajin war, die nur ans Essen dachte und lieber las, wurde es noch schlimmer.

Jetzt schleppten die Typen ständig irgendwelchen Schrott an und fragten, ob „er“ es brauchen könnte.

Nein, tat er nicht, er wusste schon, was seine Tochter mochte.

Der einzige Grund, warum diese übergriffigen Idioten ihn nicht zu Hause besuchten, hieß Kakarott.

Wer hätte gedacht, dass der Bengel mit der niedrigen Kampfkraft einen so guten Abschreckungsgrund bieten würde.

Alleine der Name, den er manchmal beiläufig aussprach, verursachte ein Zittern und ein Ausbruch an Angstschweiß bei seinen Kameraden, den er nur spöttisch belächeln konnte.
 

Bardock wandte sich wieder dem Händler zu und zeigte wortlos auf zwei schmale, in Leder gebundene Bücher.

Der Händler formte mit seinen Fingern ein Angebot; Bardock schüttelte den Kopf, handelte ihn runter und gab ihm die entsprechende Menge an Münzen.

Neugierig sah Toma dabei zu, wie Bardock die Bücher in seinen Reisesack einpackte.

Ein wissendes Lächeln erschien auf seinem Gesicht, dass er sofort stoppte, als ihn Bardock misstrauisch ansah. Betont unschuldig legte er einen Arm um die Schulter seines Kameraden und zog ihn mit.

„Komm, lass uns was essen gehen. Ich habe Hunger“ forderte er ihn auf.

„Nimm den Arm weg oder ich breche ihn dir“ war Bardocks Antwort, aber sein Magen fing auch schon an zu knurren.

Die beiden machten sich auf den Weg zu ihrer bevorzugten Schenke.

Beim Eintritt erkannte der Wirt seine neuen Stammkunden und zeigte ihnen sofort einen freien Tisch in der Ecke, von dem die Saiyajins aus dem Raum im Blick hatten. Beide setzten sich mit dem Rücken zur Wand.

Wortlos wurde ihnen jeweils ein großer Krug mit Bier hingestellt, sowie eine Schüssel mit Nüssen.

Beide nahmen einen tiefen Schluck.

Toma strich sich den Schaum vom Mund und nahm sich eine Handvoll Nüsse.

„Also hast du wieder ein paar Bücher für sie gekauft“ begann er das Gespräch.

Bardock leerte sein Glas.

Er gab nur ein tiefes Grummeln als Antwort ab. Ihm gefiel nicht, wie Toma wieder anfing zu grinsen. Wo waren die Achtung und der Respekt seiner Kameraden hin?

Früher hatten sie ihn gefürchtet; jetzt grinsten sie ihn aus heiterem Himmel an.

All die hart erarbeitenden Angst vor ihm; dahin. Sogar die Angst vor Kakarott schien größer zu sein.

Stattdessen glaubten nun die andere Saiyajins, dass er einen Vogel hatte; nicht nur im übertragenen Sinn.

„Ich glaube ja, dass Selypa dein Vögelchen irgendwann heimlich in einen Sack packt und entführt. Oder Borgos“ fuhr Toma gedankenverloren fort.

„Solange ich Kakarott als Wachhund habe, wird sich keiner an sie herantrauen“ murmelte Bardock. „Können wir mal das Thema wechseln? Wie sieht es an der Front aus? Hast du deine Gegner erledigt?“

„Ohhh, machst du dir Sorgen um mich? Keine Sorge, ich habe die gegnerische Einheit bereits komplett eliminiert. Sorgen machen mir nur diejenigen, die sich in den Bergen verstecken. Einzeln können wir sie nicht herauslocken. Wir müssen ihnen eine Falle stellen“ antwortete Toma.

Mit seinem Bierkrug und den Nüssen formte er auf den Tisch eine Formation, die von der Kellnerin mit einer Platte gegrillten Fleisch unterbrochen wurde. Toma orderte sofort weiter Nachschub.

Die Männer stürzten sich hungrig auf ihr Mahl.

Kaum hatte sich die Platte geleert, als Bardock die Ankunft der letzten drei Teamkameraden beobachtete. Selypa, Panbukin und Borgos setzten sich zu ihren Freunden hin.

Die Kellnerin musste nun öfters herlaufen, um den Bedarf an Bier und Gegrillten zu stillen.

Erst als der größte Hunger gestillt war, fingen die fünf an, ihren neuen Formationen zu besprechen, bis sie alle von derselben Nachricht durch ihren Scouter unterbrochen wurde. Zuerst gab es einen hohen Signalton, dann sprach eine elektronische verformte Stimme:

„Achtung: Alle Saiyajins habe sich sofort in ihre Pods zu begeben. Rückflug zur Heimatstation!“

Bardock konnte es kaum glauben. Sie waren noch lange nicht fertig. Sie konnten doch nicht mitten drin abhauen?! Was war los? Es gab doch keine Bedrohung auf diesen Planeten, mit dem sie nicht fertig wurden. Fliehen oder eine Mission vor Beenden zu unterbrechen, war eine Schande für einen Saiyajin.

„Wieso? Wir sind mit unserer Mission noch nicht fertig?“ wagte er zu fragen.

Die Antwort kam prompt.

„Königlicher Befehl. Alle Saiyajins müssen in ihren Missionen pausieren und zur Heimatbasis zurückkehren.“

„Jetzt sag mir, wieso? Was ist los in unserer Heimat?“ fragte Bardock beunruhigt.

„Staatsbegräbnis. Die Königin ist gestorben.“
 

Bei einem königlichen Befehl und dazu noch wegen diesem Anlass, waren Beschwerden nutzlos. Jeder erwachsene Sayajin wusste, was zu tun war.

Die Bewohner des Planeten sahen erstaunt dabei zu, wie die Saiyajins, ohne eine Stellungnahme abzugeben, in ihren Pods Richtung Heimat verschwanden.

Auf ihre Frage, wann sie wieder zurückkehren würden, erhielten sie keine Antwort.
 

Der Tod war der ständige Begleiter der kriegerischen Saiyajins und damit etwas Alltägliches. Um ihren Alltag nicht mit Begräbnissen zu verschwenden, trauerten die rauhen, unspirituellen Wesen kaum um ihren Kameraden. Sie glaubten nicht an Seelen oder den Schutz der Ahnen.

Wenn ein Saiyajin starb, verweste sein Körper; fertig.

Es wurden keine Gedenksteine errichtet, man hielt keine Trauerreden, es wurden keine Schweigeminuten abgehalten und selten Tränen vergossen.

Eine Ausnahme machte man nur beim Tod eines legendären Kriegers.

In diesem Fall versammelten sich seine Familie und engsten Kameraden, um auf sein Wohl zu speisen, zu trinken, zu lachen und zu singen. Man erinnerte sich an seine Taten und erzählte davon den jüngeren Generationen, damit die Erinnerung an diesen Krieger weiterlebte.

Die Königin gehörte nicht zu dieser Klasse, aber sie war immerhin die Herrscherin gewesen.

Ein Staatsbegräbnis bedeutete, dass alle Saiyajins verpflichtet waren, ihr die letzte Ehre zu erweisen. Im Gegenzug würde sich der König um den Leichenschmaus kümmern.

Dies war eine Sache der Würde und Prestige der Königsfamilie.
 

Kaum war Bardock auf Planet Vegeta angekommen, flog er mit Höchstgeschwindigkeit zu seinem Heim. Die Feier sollte zum Sonnenuntergang stattfinden und er musste sich noch umziehen.

In der Hütte angekommen, überraschte er Bulma dabei, wie sie an Radditz neue Kleidung abmaß und umnähte.

Dunkles Grau, wie die Farbe von Asche.

Er nickte seinen Kindern nur zu und rannte die Treppe hoch, wo er sich das Zimmer mit Gine teilte.

Sie war dabei, seine Kleidung zu sichten.

„Da bist du ja endlich. Geh dich schnell noch baden, ich lege dir schon die Sachen zurecht“ wies sie ihn an.

Er knurrte, genervt von der Hetze, gab ihr einen schnellen Kuss auf den Mund und zog sich seine Sachen aus.

Er schnappte sich ein Handtuch und rannte nackt nach draußen zum Badeteich.

Mit dem Handtuch um die Hüfte kam er nach kurzer Zeit wieder ins Zimmer; die Haare noch feucht.

Gine hatte ihm eine dunkelgraue Hose, saubere Schuhe und eine neue, weil kaum benutzte Rüstung bereitgelegt.

Er mochte die Brustpanzer mit dem breiten Schulterpolster nicht; er bevorzugte die mit dem Riemen.

Aber in diesem Fall mussten alle Saiyajins ihre besten Rüstungen tragen, zusammen mit aschfarbener Kleidung.

Gine hatte sich schon umgezogen: dunkelgraue, enge Hose, darüber einen hellgrauen Rock und ihren sauberen Brustpanzer. Sie bürstete sich die Haare.

„Willst du dein Stirnband nicht abnehmen?“ fragte sie stirnrunzelnd, als sie beobachtete, wie er das Handtuch um seine Hüfte löste um sich die feuchten Haare trocken zu rubbeln. Sein Band hatte er während des Badens um den Oberarm geschlungen.

„Wieso? Hat doch die Farbe von Blut. Sollte damit noch erlaubt sein. Außerdem glaube ich nicht, dass es jemand groß kümmern wird“ wiegelte er ab, richtete sein Stirnband zurecht und fing an, sich anzuziehen.

„Naja, im Kampf ist sie ja nicht gestorben. Ich habe gehört, dass sie lange krank war“ entgegnete sie.

„Was für ein jämmerlicher Tod“ entfuhr es Bardock.

Ein jeder Krieger sehnte sich nach dem Tod auf dem Schlachtfeld. Lieber jung, aber ruhmreich sterben, als alt und krank werden, war die Devise. Kein Mann wollte im Bett sterben.

Natürlich waren die Frauen eine Ausnahme davon; weil sie seltener am Kämpfen teilnahmen. Darum erinnerte sich aber auch kaum ein Sayajin an die Namen seiner Großmütter oder anderen weiblichen Verwandten. Der Tod auf dem Schlachtfeld, nach langen, ruhmreichen Kämpfen, war die einzige Möglichkeit, in der Welt der Saiyajins unsterblich zu werden.

Eine andere Möglichkeit gab es in ihrer Kultur nicht, in der ihre Geschichte weder schriftlich dokumentiert noch Denkmäler gebaut wurden. Die mündlichen Überlieferungen waren der einzige Weg, ihre Geschichte der nachfolgenden Generation zu vermitteln.

„Was ist mit Kakarott? Müssen wir ihn mitnehmen?“ fiel ihm die Frage ein.

„Nein, Kinder unter drei Jahren müssen nicht teilnehmen. Bulma wird auf ihn aufpassen“ erklärte Gine.

„Was hast du ihr erzählt? Weiß sie über das Begräbnis Bescheid?“

Gine schüttelte den Kopf.

„Ich habe ihr nur gesagt, dass wir für eine Nacht in die Hauptstadt müssen und es einen Tag dauern wird, bis wir wiederkommen. Sie hat nur traurig genickt und gesagt, dass sie es alleine schaffen wird.“

Bardock zuckte zusammen. Bei einer Feier dieser Größe und so vielen Saiyajins auf einen Haufen, wusste er, dass der Leichenschmaus bis zum nächsten Tag laufen konnte. Man sah alte Freunde und Familienmitglieder wieder und nutzte den Moment, um Neuigkeiten auszutauschen.

Sprach man über den einen Tod eines Kriegers, kam das Thema auf den nächsten Tod eines anderes Kriegers und so weiter, und so weiter. Ehe man sich versah, fingen die sonst so wortkargen Saiyajins an, zu quatschen, zu schwärmen; es wurde viel getrunken, man sang, Streits wurden vom Zaun gebrochen…vor Tagesanbruch würden sie jedenfalls nicht zurück sein.

„Ich habe ihr noch etwas von meiner Reise mitgebracht“ versuchte er sein schlechtes Gewissen zu beruhigen. „Wenigstens bekommen wir bei der Feier ´ne Menge zu essen“ lenkte er ab.

Gien seufzte und verschränkte missbilligend die Arme vor der Brust.

„Na toll, die ganzen Vorräte, die wir die letzten Wochen gesammelt haben, gehen dafür drauf. All die harte Arbeit“ beschwerte sie sich.

„Müsst ihr eigentlich bedienen? Wäre ja unfair, wenn die Frauen oder die Nahrungs-Einheit mit dem Kochen beschäftigt ist…?“ begann Bardock, aber Gine winkte ab.

„Nein, kochen und bedienen wird ein Volk, dessen König unserem Herrscher noch was schuldet. Hat wohl was mit seiner letzten Mission zu tun. Mir selber gefällt es ganz und gar nicht, dass Fremde Zugang zu unserer Küche und unseren Vorräten haben. Ich hoffe, wir werden nicht vergiftet. Aber die Lebensmittel müssen wir stellen; das stört mich gewaltig.“

„Ich wette, König Vegeta sieht das als Geschenk und freiwilliges Opfer seiner Bürger zum Wohle seiner Königin an“ spotte Bardock. „Wie sehe ich aus?“

Er präsentierte sich seiner Gefährtin.

Sie nickte. „Sauber. Jetzt las uns losfliegen. Der Weg zur Hauptstadt ist weit von hier und ich bin keine gute Fliegerin.“

„Keine Sorge. Ich trage dich.“

Bardock, Gine und Radditz flogen los.

Bulma hielt Kakarott im Arm und sah ihnen besorgt nach, bis sich der Anblick der drei in kleine Punkte am Horizont verwandelt hatte.
 

Die Hauptstadt Sadala hatte sich vorbereitet.

Entlang der langen Hauptstraße waren Fackeln aufgestellt worden, um den Weg zu beleuchten; auch wenn es aufgrund der Dämmerung noch nicht komplett dunkel war.

Große weiße Banner mit dem roten Königswappen hingen an den Gebäuden herunter.

Die Saiyajins hatten sich entlang der Hauptstraße aufgestellt.

Leises Gemurmel war zu hören.

Bardock, Gine und Radditz hatten einen Platz weit vorne ergattert, wo die Prozession enden würde.

Eine leere Bühne stand am Ende der Straße. Dahinter konnte man die weite Ebene erkennen; das golden gebleichte Gras und die wenigen Bäume. Dank der klaren, kalten Luft konnte man die Umrisse der weit entfernten, mächtigen Berge erkennen, die sich wie ein dunkles Band am Horizont entlang schlängelten.

Radditz spürte die Kälte kaum. Hinter sich konnte er die Körperwärme seiner Eltern spüren, aber er war von dem Anblick schräg vor sich abgelenkt.

Auf einem Balkon, vom dem das königliche Banner hing, stand der König mit wehenden Umhang und stoischer Miene; sein Sohn an seiner Seite. Beide sahen streng, mit verschränkten Arme auf ihr versammeltes Volk herunter. Im Hintergrund standen ein paar Wachen und wichtige Minister.

Radditzs Herz machte einen Sprung. Er hatte den Prinzen beim letzten Tatakai vor ein paar Monaten kämpfen gesehen. Obwohl seine Gegner vier-fünf Jahre älter gewesen waren und größer und schwerer, hatte es keiner geschafft, ihn zu besiegen. Am Schluss hatte Prinz Vegeta sogar drei Gegner gleichzeitig geschlagen. Die Stärke des Jüngeren beeindruckte den jungen Radditz.

Er sehnte sich nach seinem Tatakai.

Vielleicht, eines Tages, würde man ihn so ähnlich respektieren wie Prinz Vegeta und er dürfte unter seinem Befehl kämpfen.

„Wo ist König Vegetas zweiter Sohn? Ich sehe nur den älteren“ hörte er einen Erwachsenen fragen.

„Ich habe gehört, dass der König ihn bereits zu einem weit entfernten Planeten geschickt hat, um den Schwächling aus den Augen zu haben“ antwortete sein Nachbar. „Die Königin soll sich bis zuletzt geweigert haben, den Jungen rauszugeben.“

„Pfft, so viel Aufwand für einen Schwächling. Wenigstens eines ihres Kinder hat es zu etwas gebracht.“

Auch Gine hörte das Gespräch.

Mit zusammengezogenen Augenbrauen starrte sie zum Herrscher hoch.

Weder er, noch sein Sohn sahen besonders trauernd aus, aber das war auf einer Saiyajin-Beerdigung in der Öffentlichkeit auch nicht zu erwarten. Trotzdem fand sie seine Haltung zu seinem Sohn kalt und herzlos. Hatte er wirklich seinen zweiten Sohn fort geschickt, ohne sich von seiner Mutter verabschieden zu lassen?

Sie legte unbewusst ihre Hände auf die Schultern ihres Sohnes, der vor ihr stand.

Peinlich berührt starrte Radditz sie an und schüttelte schnell die Hände ab.

Die Saiyajins in ihrer Umgebung drehten die Köpfe zur Straße runter. Sie konnten das Schlagen der Trommel hören. Die Prozession näherte sich.

Die lang gezogenen Trommelschläge einer dicken Trommel verursachten ein ungewohntes Beben im Körper des jungen Radditz.

Aufgeregt passte sich sein Herzschlag dem Geräusch an, pochte im gleichen Takt.

Mit großen Augen starrte er auf die vorbei ziehende Bahre, die von vier Saiyajins in grauen Umhängen feierlich getragen wurde.

Obendrauf lagen die zierlichen, blassen Überreste einer Frau in einem grauen, ärmellosen Kleid und einen fast friedlichen Gesichtsausdruck. Ihre langen, glatten Haare umrahmten sie ein wie ein Schleier.

Die Saiyajins schwiegen bedrückt bei ihrem Anblick.

Die eingefallenen Wangen, die ungewöhnliche Blässe und dünnen Arme sagten jeden wissenden Beobachter, dass diese Frau nach einer langen Krankheit gestorben war.

Sie war nicht in einem glorreichen Kampf gestorben. Unangenehm erinnere ihr Anblick die Saiyajins daran, dass man auch aufgrund anderer Ursachen sterben konnte und ihr Körper Schwächen hatte.

Diese Art des Todes und ihr zweiter Sohn warfen einen Schatten auf ihren Nachlass.

Heute Abend würde sich ihr Volk an sie erinnern.

Man würde darüber sprechen, wie sie einst eine junge, schöne Frau gewesen war, die zwar nicht zu den Stärksten ihrer Generation gehörte, aber wunderbar tanzen konnte. Dank ihrer grazilen Bewegungen und ihre Schönheit hatte sie die Aufmerksamkeit des damaligen Prinzen gewonnen.

Unter ihrer strategischen Führung hatte es einige erfolgreiche Siege gegeben.

Aber vor allem wurde sie durch die Geburt ihres Erstgeborenen unsterblich.

In naher Zukunft würde der Ruhm von Prinz Vegeta auch auf sie abstrahlen.

Sie würde in die Geschichten der Saiyajins eingehen als die Mutter von Prinz Vegeta, dem Wunderkind, dem Stärksten seiner Familie.

Die Kleinigkeiten wie der unfähige Sohn, ihre Krankheit oder den letzten Ehestreit würde man nur unter vorgehaltenen Mund flüstern.

„Hab gehört, sie hatte den König seit der Geburt des Jüngsten nicht mehr an sich rangelassen. Er hat getobt und versucht, ihr Zimmer einzutreten und sie hat ihn mit Gegenständen beworfen“ flüsterte ein Saiyajin seinem Nachbarn zu. Der grinste.

„Man, selbst Könige habe Probleme mit ihren Frauen, was?“

„Stell dir mal lieber vor, wie König Vegeta beworfen wird und erfolglos abziehen muss“ kicherte der andere hämisch.

Bardocks Mundwinkel zuckten nur kurz amüsiert

Anscheinend hatte jede Familie ihre Probleme.

„Haltet die Klappe; was gehen uns die Probleme andere Familien an“ warnte er die beiden leise.

Man wusste nie, ob einer von Königs Vegetas Schergen in der Nähe waren, der sich bei seinem Herrscher einschleimen wollte.

Die Bahre wurde auf die Bühne getragen. Die Saiyajins setzten ihre Last bedächtig ab und verließen den Platz.

Die Trommel hörte auf zu schlagen.

Für einen Moment war es gespenstisch still.

Alle Saiyajins sahen auf die Umrisse der aufgebahrten Frau; hinter ihr das Licht der rotglühenden Abendsonne, die langsam versank.

Dann, für einen kurzen Moment, war die Ebene rot beleuchtet, so dass sie aussah, als würde sie brennen. Die Berge schienen zu glühen und goldenen Spitzen zu haben.

Dann versank die Sonne und Dunkelheit bereitete sich aus.

Ein lautes Brüllen entfuhr der Kehle des Königs und tausend weitere Kehlen antworteten auf seinen Ruf.

Das langgezogene Brüllen der versammelten Saiyajins schreckte die umgebenen Tiere auf.

Vögel flögen erschrocken gen Himmel.

Radditz wurde mitgerissen und brüllte, so laut er mit seiner dünnen Stimme konnte.

So etwas hatte er noch nie gespürt. Diese Kraft und Gemeinschaft der Saiyajins an einem Ort erfüllten ihn mit Stolz.

Die Saiyajins nahmen Abschied von ihrer Königin.

Dann hob König Vegeta seine Hand.

Er feuerte einen greller Energiestrahl auf die sterblichen Überreste seiner Gefährtin, die sofort zu Asche verbrannten und vom Wind fort getragen wurde.

So wurde die Königin wieder ein Teil dieser Welt.

Der König brüllte ein weiteres Mal laut auf und schlug sich gegen die Brust. Stolz sah er auf sein Volk herab, dass den Gruß erwiderte. Er nickte zufrieden.

Dann wurde zum Leichenschmaus eingeladen.
 

„Prinz Vegeta, wollt ihr noch mehr von dem Gegrillten haben? Was diese Fremden gekocht haben, schmeckt ganz gut“ fragte Nappa.

Der Prinz schob seine halb geleerte Schüssel zur Seite.

„Nein, ich bin satt“ sagte er mit unzufriedener Miene und stand von seinem Platz auf.

Überrascht starrte ihn Nappa an und warf einen schnellen, wachsamen Blick auf den abgelenkten König.

„Prinz, wo wollt ihr hin?“ zischte er mit unterdrückter Stimme.

„Ich werde mich zurück ziehen“ sagte der Junge kalt. „Ich bin müde und das ganze Gelaber nervt mich.“

„Gut, dann begleite ich euch“ antwortete Nappa und legte den Knochen ab, um ebenfalls aufzustehen, doch Vegeta stoppte ihn mit einer Handbewegung.

„Ich werde schon selber in meine Gemächer zurück finden, vielen Dank“ sagte er sarkastisch. „Bleib ruhig hier. Ich…muss alleine sein“ sagte er zögernd.

Nappa sah dem Abgang des Jungen stirnrunzelnd nach. Er seufzte.

Vielleicht war es besser, wenn der Junge alleine war. All die lärmenden Erwachsenen mussten anstrengend für ihn sein. Seit einer Stunde war der Junge dem Beispiel seines Vaters gefolgt und hatte sich unter die Männer begeben, mit ihnen gegessen und getrunken. Aber er hatte nicht gelacht und kein Wort zu den Gesprächen beigetragen.

Nappa rieb sich nachdenklich den Nacken. Er wusste nicht, wie er darauf reagieren sollte.

Der Junge war ein Stiller, der seine Gedanken für sich behielt. Trauerte er um seine Mutter oder war es ihm egal? Vielleicht war er wirklich nur müde?

Nappa beschloss, dem Jungen die gewünschte Einsamkeit zu gönnen und konzentrierte sich wieder auf sein Mahl. Zu seinem Glück befanden sich außerdem zwei hübsche Saiyajin-Frauen auf den Weg zu ihm.

Das schien heute ein guter Tag für ihn zu werden.

Nichts befeuerte die Leidenschaft der Saiyajins so an wie der Tod. Dann sehnten sie sich nur noch mehr nach dem Leben.
 

Prinz Vegeta ging durch die einsamen Gänge.

Alle Saiyajins waren auf den Straßen und aßen, tranken, lachten.

Dieser Lärm kotzte ihn an.

Bis zum Abschluss hatte er durchgehalten, aber nun quälten ihn pochende Kopfschmerzen.

Er sah sich prüfend um, aber niemand war in der Nähe.

Schnell stieg er auf ein Fensterbrett und entschwebte nach draußen, hoch in die Luft; weit fort von der Menge, den Lärm und den Lichter.

Er sehnte sich nach Einsamkeit, Stille und Dunkelheit und flog durch die Nacht, auf der Suche nach einem geeigneten Ort.

Er flog in Richtung Berge und ließ sich nicht vom kalten Wind abbringen. Störrisch flog er weiter, den Blick konzentriert nach vorn gerichtet. Unter ihn endete die weite Ebene und der Wald fing an.

Vegetas Gedanken wanderten zu dem bleichen Gesicht seiner Mutter; bevor es zu Asche verbrannte.

Sie hatte ausgehen, als würde sie schlafen; als hätte sie endlich ihren lang ersehnten schönen Traum gefunden. Als wäre sie vom Schmerz erlöst worden.

In den letzten Wochen hatte sie oft nach ihn gefragt, aber er war ihr ausgewichen.

Bei den seltenen Besuchen hatte er die Erschöpfung in ihrem Gesicht gesehen und den Geruch des nahenden Todes an ihr gewittert. Es hatte ihn abgeschreckt, besonders weil sie so bemüht gewesen war, dass er näher kam. Ständig hatte sie die Hände nach ihm ausgeschreckt und gesagt, dass sie ihn berühren wollte. Er hatte sich geweigert.

Hatte sie Angst vor dem Tod gehabt? Wollte sie, dass er sie davor beschützte? Lag es an dem baldigen Ende, dass sie sich so plötzlich für ihn interessierte?

Er hatte nicht verstanden, was sie von ihm wollte und war auf Abstand gegangen.

Er war froh gewesen, dass sein Vater ihn mit auf Mission genommen hatte.

Sie war nicht mehr seine Mutter gewesen. Seine Mutter war eine stolze, schöne Frau gewesen, mit einer sicheren Stimme und festen Blick, die niemals gebettelt hatte. Er hatte die letzten Überreste davon in ihr gesehen, wenn sie seinen Vater angeschrien hatte; Tarble beschützend an der Brust gedrückt.

Vegeta hielt an.

Unter sich sah er einen glatten, dunklen See liegen.

Er konnte die Tiefe des Wassers nicht erahnen.

Endlich hatte er die ersehnte Stille gefunden.

Er atmete tief durch und versuchte sich zu beruhigen. Das mulmige Gefühl in seinem Magen verschwand aber nicht.

Warum fühlte er sich so?

Er war nicht glücklich, aber auch nicht traurig!

Sie war tot und er wusste nicht, ob er um diese Frau trauern konnte. Nach seiner Geburt hatte sie ihn weggegeben und er war zum Kämpfen gezwungen gewesen. Nie war sie aufgetaucht und hatte ihn beim Training beobachtet. Wenn er sie mal im Palast gesehen hatte, war ihr Rücken das einzige gewesen, was sie ihm gezeigt hatte; konzentriert in einem Gespräch oder anderswie abgelenkt; keinerlei Beachtung für ihn. Bei den wenigen gemeinsamen Abendessen war es kalt und förmlich zugegangen.

Dann, plötzlich, nach Tarbles Geburt, hatte sie sich verändert.

Die Bilder erschienen vor seinen geistigen Augen, wie sie ihre Hand nach ihm ausstreckte, seinen Namen rief, Tränen in den Augen.

Warum hatte sie geweint?

Nur weil er sich umgedreht hatte und ihr SEINEN Rücken gezeigt hatte?

Er biss sich auf die Lippen.

Es geschah ihr Recht; er hatte auch kein Interesse an ihr, so wie sie nie an ihm gehabt hatte.

Warum sonst hatte sie sich so viel mehr um Tarble gekümmert; hatte ihn gegen Vater beschützt; obwohl er ein unfähiger Schwächling war.

Er aber musste um Anerkennung kämpfen. Er hatte sie sich verdient. Er war stark geworden, weil man ihn alleine ließ. Deswegen würde er noch stärker werden, weil er nicht mehr hoffte. Er hatte sich damals abgefunden, dass seine Mutter sich nicht für ihn interessierte.

Ihr Gesinnungswandel geschah doch nur aus Angst; erbärmlich.

Wut sammelte sich in seinem Bauch und er spürte den Drang zu schreien oder etwas zu zerstören.

Er formte sein Ki in seiner Hand.

Er grinste.

Der tiefe See unter ihm kam gerade recht.
 

Bulma konnte nicht schlafen. Nachdenklich sah sie aus dem Fenster, während sie in ihrem Bett war; Kakakott an ihrer Seite. Ihr kleiner Bruder schlief tief und fest und manchmal konnte sie ein hohes, leises Schnarchen hören, dass sie zum Lächeln brachte.

Heute war die erste Nacht, in der sie die Älteste im Haus war und die Verantwortung trug und der Gedanke machte ihr Angst.

Hoffentlich passierte nichts. So viele Gefahren gingen ihr durch den Kopf und hielten sie vom Schlafen ab. Wann kamen bloß ihre Eltern wieder?

Sie schloss die Augen, kuschelte sich tiefer in die Kissen und versuchte, sich zu entspannen. Der plötzliche Lärm von auffliegenden Vögeln in Panik riss sie aus ihrer Anstrengung.

Sie sah zu Fenster raus.

Sie wusste aus Erfahrung, dass die Vögel solchen Lärm nur bei Gefahr veranstalteten, um ihre Artgenossen zu warnen.

Was passierte da draußen?

Sie stand auf und bemerkte in der Ferne einen roten Lichtschein.

Brannte der Wald?

Alarmiert behielt sie den Blick in diese Richtung. Der flackernde Lichtschein, der Lärm der Tiere…

Angst kroch in Bulma hoch. Ihr Herz klopfte panisch schneller.

Sie sah auf den schlafenden Jungen runter.

Es war ihre Aufgabe, ihren kleinen Bruder zu beschützen.

Sie konnten nicht hierbleiben. Was, wenn das Feuer sie erreichte?

Oh, wenn sie doch nur fliegen könnte!

Sie nahm Kakarott auf den Arm und wickelte ihn in die Decke ein.

Sie musste sich vergewissern, aber das konnte sie nur, wenn Kakarott sicher war.

Sie rannte nach draußen, hinters Haus, zum kleinen Badeteich. Dort, nahe an den Felsen der Berge, versteckte sie ihren Bruder. Immer noch schlief der kleine Chaot zufrieden.

Falls es ein Waldbrand war, hoffte sie, dass er in der Nähe von Wasser sicher war.

Entschlossen sah sie zum roten Lichtschein über den Wald. Sie musste etwas näher rangehen.

Wenn es ein Feuer war, warum sah sie keine Funken fliegen und spürte keine Hitze?

Es musste also etwas anderes sein.

Ohne sich von der Kälte der Nacht oder der drohenden Gefahr abbringen zu lassen, rannte sie in den Wald hinein.
 

Sie folgte dem immer stärker werdenden Licht und ahnte, woher es kam: vom großen See, aber warum sollte es ausgerechnet dort brennen, wo Wasser war?

Sie erreichte das Ufer.

Erschrocken hielt sie inne.

Es schien, als ob der See brennen würde?!

Über den See schwebte eine kleine Gestalt mit wehenden, roten Umhang.

Erschrocken versteckte sich Bulma hinter einem Baumstamm und versuchte, mehr zu erkennen.

Ein kleiner Saiyajin feuerte ziellos Ki-Strahlen ins Wasser. Die rote Energie tauchte das aufspritzende Wasser in rote und goldene Funken.

Der Wind bauschte auf; wirbelte die Tropfen höher. Das Wasser dampfte. Der Saiyajin drehte sich um.

Bulmas Augen wurden groß.

Der Saiyajin war klein, männlich und jung, besaß stachliges abstehendes, schwarzes Haar und trug einen Brustpanzer.

Sie konnte sein lautes Lachen hören, als er einen weiteren Ki-Strahl abfeuerte.

Plötzlich spürte sie, wie die Erde erbebte.

Der Junge hielt in seinem Angriff an und schaute grinsend auf das aufgewühlte Wasser.

Von seinem erhöhten Standort aus konnte er die Umrisse des nahenden, großen Wesens erkennen, dass an die Oberfläche auftauchte

Ein riesiger Fisch tauchte aus dem Wasser auf und sprang hoch; versuchte den Angreifer, der seine Ruhe gestört hatte, zu vernichten.

„Der König des Sees“ hauchte Bulma fasziniert.

Bardock hatte ihr und Radditz davon erzählt; ein riesiger Fisch, der tief im See lebte und den man nur selten sah. Er war meterlang, stromlinienförmiger Körper mit dunklen Schuppen und mächtigen Flossen, ein langes, Zähnen besetztes Maul.

Der Junge musste mit seinen Angriffen den Zorn dieses Wesens erregt haben.

Sie wollte ihn anschreien, ihn warnen, aber sie erinnerte sich plötzlich an das Versprechen, dass sie ihrer Mutter gegeben hatte. Sie hielt sich rechtzeitig die Hand vor dem Mund.

Doch mit großen Augen sah sie dabei zu, wie der Junge nur lachte und seine Hand hob. Ein mächtiger, roter Energiestrahl wurde erbarmungslos auf das nasse Wesen abgefeuert.

Bulma konnte ein schmerzerfülltes, tiefes Brummen hören.

Sie konnte sich nicht rühren, ihre Beine verweigerten ihr den Dienst.

Sie konnte nur in ihrem Versteck bleiben und fassungslos dabei zusehen, wie der Junge seinen Gegner attackierte. Das aufspritzende Wasser und Blut schien ihn nicht zu berühren; so schnell und geschickt flog er. Ein breites Grinsen auf den Lippen; keinerlei Furcht in den Augen.

Bulma bekam Angst, Angst vor diesen Jungen.

Gleichzeitig war sie so fasziniert, dass sie nicht den Blick abwenden konnte.
 

Das Brummen des Seekönigs wurde leiser, er starb. Er hatte keine Chance gehabt gegen dieses Kind.

Mit einem letzten Aufbäumen sank er zu Wasser, eine hohe Welle entstand, aufspritzende Tropfen stiegen in Richtung Himmel und fielen zurück ins Wasser.

Bulmas Herz schlug aufgeregt. Für einen Moment schien die Zeit langsamer zu vergehen.

Der Junge hatte mit dem wahnsinnigen Lachen aufgehört, stand still in der Luft, die Fäuste geballt, einen entschlossenen Blick, während sein Mantel hinter ihm im Wind peitschte.

Er sah so stark aus, als könnte er alles erreichen. Der Inbegriff eines Saiyajins, wie ihr Vater es vorlebte.

Aber auch unglaublich einsam.

Dieser Anblick brannte sich in ihre Netzhaut ein.

Der Junge wischte sich etwas von seinem Kinn und flog fort, ohne sich um die Leiche seines Gegners zu kümmern.

Bulma trat einen Schritt aus dem Schatten der Bäume heraus und sah ihm nach.

Ja, er machte ihr Angst, aber er war auch unglaublich faszinierend.

Sie blickte zum Seekönig, der leblos in der Mitte des Sees lag.

Jetzt, wo der Angreifer verschwunden war, kühlte die Luft wieder ab, das Wasser beruhigte sich und Bulma konnte das leise Rufen der Vögel hören. Die Gefahr war vorbei.

Kopfschüttelnd sah sie auf den riesigen Fischleib.

Warum hatte er ihn getötet, wenn er ihn nicht aß? Wieso hatte er überhaupt in den See geschossen? Wusste er über den Seekönig Bescheid? Wie konnte ein Junge nur so viel Energie besitzen? All diese Ki-Angriffe…

Verschiedene Gedanken schossen ihr durch den Kopf, darunter auch der, dass Radditz es bestimmt interessieren würde, wer den Seekönig erledigt hatte. Vielleicht kannte er den Jungen ja…

Aber dann stutzte sie.

Wenn sie Radditz und ihren Eltern von dem fremden Jungen erzählen würde, könnten ihre Eltern auf die Idee kommen, tiefer in die Berge zu ziehen, um sich besser zu verstecken.

Sie erinnerte sich an ihr Versprechen.

Der eigentliche Wortlaut war gewesen.

„Ich verspreche, den Wald nicht zu verlassen. Wenn ich andere Saiyajins sehe, verstecke ich mich.“

Daran hatte sie auch gehalten, aber jetzt erkannte sie ein Schlupfloch.

Was, wenn jemand SIE im Wald fand, BEVOR sie sich verstecken konnte.

Dann könnte sie einen anderen Saiyajin treffen und dabei gleichzeitig ihr Versprechen halten?!

Diese Idee ließ Bulma nicht los, als sie sich umdrehte und schnell nach Hause eilte.

Was sie heute gesehen hatte, würde sie für sich behalten.



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Kommentare zu diesem Kapitel (4)

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Von:  Saicke
2019-12-28T21:14:56+00:00 28.12.2019 22:14
Wow, also ich muss ja mal sagen, dass deine Fantasie echt super ist. Wie detailgetreu und authentisch du die Zeremonie dargestellt hast! Ich fand sie super und so passend beschrieben. ^^ Aber natürlich bin ich auch traurig, dass die Mutter jetzt tot ist. Auch wenn sie nicht oft vorkam und man ja auch allgemein nicht viel über sie weiß, so finde ich hast du sie echt gut beschrieben. =)
Und Vegeta tut mir Leid! Auch wenn er es vielleicht noch nicht versteht, aber ich glaube seine Reaktion alleine in die Wildnis zu fliegen und Ki-Salven abzufeuern war sein Umgang mit dem Verlust umzugehen. Seine Gedanken wirkten jedenfalls so, dass es ihn doch schon beschäftigt.
Und ich glaube Bulma hat dadurch ein kleines Schlupfloch gefunden, um doch mal einem anderen Sayajin zu begegnen. =D Würde ich für sie freuen, wenn es klappt. ^^ Vor allem, wenn es Vegeta ist! XD
Ansonsten ein schönes Kapitel. =) Freue mich scon sehr auf das nächste. Finde es super wie due die Story sich entwickeln lässt. ^^
Antwort von:  Rikarin
28.12.2019 22:57
Danke. Ich versuche, in den nächsten Tagen das neue Kapitel hochzuladen
Von:  CharlieBlade1901
2019-12-21T22:06:34+00:00 21.12.2019 23:06
Cool vor Heiligabend noch die Schreibblocks überwunden und in beiden ffs ein neues Kapitel raus gebracht. Finde ich klasse. Lesen sich beide extrem gut. Freu mich auf mehr.
Antwort von:  Rikarin
23.12.2019 23:37
Habe sogar demnächst zeit um wieder zu schreiben (wenn der größte Feiertagsstress vorbei ist) und wieder genug material im kopf 😀
Von:  sama-chan
2019-12-21T12:37:57+00:00 21.12.2019 13:37
Du glaubst nicht, wie sehr ich mich immer über neue Kapitel von dir freue! Diese Leichtigkeit, mit der du Bulma beschreibst und die einzelnen Variationen und Verhaltensmuster der Sayajins - einfach toll!
Schade, dass es die Königin doch so schnell getroffen hat. Und schade, dass Vegeta nicht Bulma bemerkt hat. Freue mich schon auf das erste Zusammentreffen! 😁
Von:  Vigeta_Lord_d_T
2019-12-21T12:36:00+00:00 21.12.2019 13:36
O je die Königin ist tot . Und Tarble wurde weg geschickt. König und Prinz Vegeta sind soooooooo traurig über das ganze .
Sorry die zwei sind Arschlocher.

Was hat denn Prinz Vegeta denn jetzt erst schießt er wie ein Verrückter in den See. Dann bringt er den Seekönigs um .
Und dann Haut er ab der hat doch nicht mehr alle Tassen im Schrank.

Ooooo Scheiße Bulma auf was für dumme Ideen kommt die kleine nur . Keine gute Idee.

Und wer ist Schuld. Holl Kopf Prinz Vegeta na toll das auch noch

Schönes Kapitel auch wenn es etwas traurig ist.

Antwort von:  Rikarin
23.12.2019 23:42
ach, eigentlich kann vegeta einem auch leid tun.
klar, er ist arrogant und selbstverliebt
aber anderseits auch ein Flaschenkind (nicht bei seiner mutter aufgewachsen) und eine art scheidungskind
(nach meiner vorstellung können sich saiyajins jederzeit trennen; solange kein sarang geschworen. aber bei könig und königin ist es schwieriger, da es sonst zu thronschwierigkeiten kommen kann. Wenn die Königin jetz von jemanden anderen ein Kind hätte, wäre es dann auch Thronanwärter....?deshalb mussten die beide trotz eheschwierigkeiten immer noch zusammen bleiben.)
Da bekommt der Energiestrahl, mit dem der könig den Leichnam verbrannte, gleich eine andere Bedeutung


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