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TETSUO

When one person changes everything
von

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Determination

Der Wind wehte leicht über das Kürbisfeld in dem Tetsuo saß.

Noch immer zitterte er. Der Schock ließ einfach nicht los und war so stark in seine Glieder gefahren, dass er nicht mehr aufstehen konnte, sondern einfach nur da saß. Er war noch so jung, aber hatte schon sowas schreckliches gesehen. Etwas was er nicht mehr aus seinem Verstand löschen konnte. Was für Kinderaugen nicht bestimmt war.

Sicherlich saß er, nach diesem Vorfall im Dschungel, schon eine Stunde einfach nur da und bewegte sich nicht mehr. Sichtlich an Ort und Stelle festgewachsen. Er sah es noch immer vor seinen Augen. Diese Masse die seinen Artgenossen verschlang und dann nach ihm griff. Die Hand die ihn ergreifen wollte, den Himmel verdunkelte und über sich legte…Aber plötzlich einen Rückzieher machte und dann wieder im Dickicht verschwand. Ohne Grund. Einen den er nicht kannte zumindest. Und dann die Stille…Sekunden verstrichen danach…und dann war er nur noch gerannt. Gerannt so schnell er konnte. Nur noch heim. Er hatte alles stehen und liegen lassen, auch die Blumen für Kaori. In purer Angst und Panik. Sie würde traurig sein, aber er hatte einfach zu große Angst gehabt. Musste nur noch weg…

Kaori dagegen hatte ihn inzwischen überall gesucht und kam als letztes an dem Kürbisfeld vorbei. Der Ort wo sie ihn am wenigsten erwartete und wo sie ihn dann auch sitzen saß. Das kleine Mädchen, die nicht die Hübscheste war, erkannte ihn sofort und kam unter einem Holzzaun durch gekrabbelt, rannte zu ihm und rief fröhlich nach ihm. Bekam aber keine Antwort. Ihre Worte verschwanden in der Leere von Tetsuos innerer Angst. Noch immer saß er nur zitternd da und starrte auf seine Hände in seinem Schoß. Er konnte sie nicht ruhighalten…sie hörten nicht auf zu zittern….Hatte keine Kontrolle über sie. Und als sie dann endlich bei ihm ankam…erkannte auch Kaori das er schlimm aussah. Er war blass und weinte noch teils. Leise schlichen sich Tränen aus seinen Augen und rollten die Wangen hinab. Tropften einfach nur auf den Erdboden. Ohne zu zögern setzte sie sich neben ihn und fasste ihm sanft auf die linke Schulter. Er reagierte nicht und das machte ihr damit Angst.

„Tetsu? Tetsu was hast du denn? Tut dir was weh? Haben Watanabe, Kuwata und Takeyama dich wieder geärgert? Warum weinst du denn? Tetsu…du zitterst…Bitte rede mit mir.“

Nichts…Es kam einfach nichts von ihm. Und als er weiter nicht reagierte umarmte Kaori ihn dann sanft. Schmuste ihren Kopf an seinen und gab ihm kleine Küsschen auf die Wange. Und als wäre es ein Zauber gewesen, reagierte Tetsuo endlich wieder und drehte seinen Kopf zu ihr. Der Schock deutlich in seinen Augen abzulesen. Was war nur passiert? Das fragte sich Kaori immer wieder. Sie sahen sich nur an und dann stotterte er:

„I-Ich…I-Ich…hab was schlimmes gesehen…Kaori…D-Da war ein Monster…ein Monster im Wald und…und…Whaaaaa!“

Und dann fing er an richtig zu heulen. Es brach einfach alles zusammen und über ihm ein. So viele Emotionen. Er war schon immer sehr gefühlvoll und weinerlich gewesen, deswegen konnte er es nicht mehr halten. Seit er dieses Monster vor sich hatte spürte er einen innerlichen Druck. Als würde etwas seinen Körper aus dem Innern heraus zerquetschen. Seine komplette Lebensenergie und Kraft aus ihm saugen, nur weil es in seiner Nähe war…Er kniff die Augen zusammen und drückte sich wieder an seine beste Freundin, die auch gleich zurückschmuste. Ließ alles in ihrer Umarmung raus und zitterte noch mehr, als er schrecklich jammerte:

„I-Ich hatte solche Angst! Es w-wollte mich fressen! Mich fressen Kaori! I-Ich hab so Angst..!“

Und dann weinte er einfach weiter. Sein Weinen war so laut, es hallte über das ganze, leere Feld, das nur mit frischen Kürbissen besät war. Niemand konnte ihn hören außer ihr und dann streichelte sie ihm über den Kopf, während er weinerlich sich an ihre Brust schmiegte. Sie hasste es ihn so traurig zu sehen. Und musste auch leicht weinen deswegen.

„Alles ist gut Tetsu…Alles ist gut…“

Sprach sie und gab ihm dann noch einen sanften Kuss auf die hohe Stirn. So war er nun mal. Er war sehr weinerlich und lieb. Hatte sich wahrscheinlich im Dschungel vor einem Tier erschreckt und Angst bekommen. Er war einfach anders als alle anderen Kinder. Genauso anders wie sie…und deswegen hatte sie ihn auch so lieb. Er war der Bruder den sie immer haben wollte und der sie akzeptierte wie sie war. Also knuddelte sie weiter mit ihm und spendete ihm Trost. Dachte dass alles wieder gut werden würde damit. Aber nichts war gut. Sie hatte nicht den Schrecken gesehen im Dschungel. Diese Masse die heulte und sich über den Boden zog. Eine Spur aus Blut hinter sich her zog, als sie den Jungen gefressen hatte und dann verschwand. Aber er wusste was er gesehen hatte. Der Horror und Terror waren echt gewesen…Auch wenn ihm keiner glauben würde in diesem Dorf…Nicht mal Kaori.
 

Sie rannten noch immer den langen Flur runter.

In der Ferne war noch immer das Heulen und Brüllen des mutierten PsyKI zu hören, welches wie ein Damoklesschwert über ihnen hing. Und wenn sie nur einen Fehler machten dieses auf sie niederfallen und somit jeden töten würde. Das Biest würde jeden fressen und nichts mehr übrig lassen, so wie es Mad passiert war. Egal was er für ein Arschloch auch war, das hatte keiner verdient. Lebendig von sowas gefressen zu werden. Das dachte sich wirklich jeder der den Flur runter rannte. Bis auf Tetsuo, der noch immer zittrig und völlig regungslos in den Armen von Kaneda lag. Er war wieder ganz weit weg. Und so langsam fragte sich der Ältere auch wo genau. Es passierte zu oft und das musste aufhören. Aber es war kein passender Zeitpunkt, deswegen würde er das sofort fragen sobald sie dieses Monster losgeworden waren. Und sich dafür etwas Luft bot. Denn das konnte nicht so weiter gehen…

Kai rannte vorne weg. Er war der Erste von den Vieren und führte die Gruppe quasi an in dem Moment. Lag auch daran weil er so ziemlich der einzige war der sich etwas in solchen Fabrikgebäuden auskannte. Aber auch das änderte nichts daran dass er ebenfalls sich orientieren musste und momentan rannten sie nur von einem Gang zum nächsten. Und die Gänge sahen schrecklich aus. Das Massaker was sich in diesem Gebäude ereignet hatte wurde immer offensichtlicher. In jedem Flur den sie betraten lagen zerfetzte Leichen von Clowns und Hattern. Unbeschreiblich entstellt, das Werk dieses PsyKI. Aber nicht gefressen…Waru eigentlich nicht? Es war seltsam. Und sie alle beschlich so langsam das Gefühl das die gesamte Gang vielleicht beseitig worden war. Vielleicht schon bevor der PsyKI mutiert war. So mussten sie über eine Leiche nach der nächsten springen und achten nicht hinzufallen. Kaneda war ganz froh das Tetsuo wenigstens DAS nicht mitbekam. Es war einfach nur schrecklich. Yamagata dagegen sah immer mal beim Rennen hinter sich. Er war der Letzte und konnte das Monster inzwischen nicht mehr sehen, auch nur noch hören, weswegen er dann vorschrie:

„Jungs! Ich glaube wir haben den Scheißhaufen abgehängt!“

Kaneda reagierte darauf und sprach dann ebenso laut hinter:

„Ich geh da kein Risiko ein!“

Er sah wieder vor.

„Kai! Wie lange dauert es noch bis wir raus sind?!“

„Nicht mehr lange! Wenn ich das richtig im Kopf habe: dann müsste um die nächste Ecke ein Lagerraum sein und dahinter die Verarbeitungshalle! Dann ist es theoretisch nur noch ein Katzensprung bis zum Ausgang!“

Und selbst wenn, was dann? Selbst wenn sie dieses Gebäude verlassen, was geschah dann mit dem Monster? Keiner wusste etwas von diesem Ding und wenn es das Gebäude verließ dann könnte es sich vielleicht einen Weg rüber nach Neo Tokyo finden und dort weiter wüten! Denn so wie es aussah wollte dieses Ding nur noch fressen…Aber selbst wenn was kümmerte es ihn? Immerhin interessierte sich auch kein Mensch in der Stadt für sie. Warum sollte Kaneda das also anders sehen? Aber…so war er nicht. Er wollte nie das Unschuldige in diese Dinge reingezogen werden. Wenn das Vieh da hin kam, und Menschen dadurch zu Schaden kamen…dann fühlte er sich mit verantwortlich. Dann ist es für ihn als hätte er die Klinge selber geführt…

Sie rannten um die nächste Ecke und Kai donnerte gegen die Metalltür vor sich. Das war die Tür um weiter zu kommen. Er fummelte an dem Türgriff rum…und ein eiskalter Schrecken überkam ihn…Nein…Es war abgeschlossen! Panischer fummelte er rum und Kaneda kam dann auch um die Ecke. Sah das und fragte:

„Was ist los?!“

Kai wand sich zu ihm um.

„Abgeschlossen!! Wenn wir die Tür nicht aufbekommen dann war es das!!“

Und dann war auch schon der Letzte um die Ecke und fragte auch laut:

„Was ist los?!“

„Abgeschlossen!!“

Schrie Kai erneut. Das schlug so richtig rein. Er hatte nicht daran gedacht dass die Tür abgeschlossen sein könnte! Weder er noch Kaneda hatten sowas in Betracht gezogen. Diese Erkenntnis kam gerade wie eine Schlange angeschlichen und biss ihnen in den Arsch. Sehr schmerzhaft sogar. Yamagata aber fackelte nicht lange und kam neben den Jüngsten. Versuchte sich ebenfalls noch mal an dem Türgriff, wen auch etwas rabiater. Er hatte verdammte scheiße noch mal recht! Das wurde ein Problem. Kaneda dagegen sah hinter sich und drückte Tetsuo dabei fester an sich. Nicht hier…Er würde niemals zulassen dass seinen Jungs etwas passiert! Es musste einen Ausweg geben! Und es gab nur einen der ihnen helfen konnte!

So stellte er den noch immer starren PsyKI vor sich ab. Ließ ihn von seinen Armen und hielt ihn an die Wand des Flures in dem sie standen. Stützte ihn dagegen und hatte sanft mit den Händen die jungen Schultern gefasst. Nur für den Fall das Tetsuo doch nicht stehen konnte und zu Boden ging. Aber das passierte nicht, wurde ihm nach Sekunden klar als er Kleine einfach stehen blieb. Er sah ihm in die Augen und sprach dann laut:

„Tetsuo!! Wir bauchen deine Hilfe! Die Tür vor uns ist zu! Du musst sie mit deinen Kräften öffnen ansonsten haben wir ein Problem! Tetsuo hörst du mich?!“

Aber er bekam keine Antwort. Sondern sah nur einen starren und mit Angst erfüllten Blick der sich auf den Boden richtete. Das Zittern des jungen PsyKI war schrecklich. Er schlotterte am ganzen Leib. Noch nie war es so schlimm gewesen wie in dem Moment. Tetsuo hatte sich vollkommen in seiner Angst verloren und war offenbar nicht zu erreichen. Es tat Kaneda weh und versetzte ihn selber in Schrecken ihn so zu sehen. Sogar Yamagata sah wie verloren dieser Kampf war, als er wegen Kaneda seinem Gebrüll nach hinten sah. Deshalb schüttelte er auch gleich sauer den Kopf und zückte seine Waffe. Er musste das selber in die Hand nehmen. Zeigte damit auf die Tür und fauchte:

„Zurück Kaisuke! Ich mach mir einfach selber einen Durchgang!“

Aber als Kai bewusst wurde was er tun wollte drückte den nach vorne gestreckten Lauf der Waffe sofort nach unten und sprach ihn laut an:

„Bist du verrückt?! Es ist zu gefährlich das auf diese kurze Distanz zu machen! Du könntest uns alle damit verletzten! Und außerdem brauchen wir diese Tür! Es ist eine der wenigen Möglichkeiten wenigstens etwas Abstand zu diesem Ding zu bekommen!!“

„Das bringt uns aber nichts wenn wir tot sind, weil diese verschissene Tür zu ist!! Und außerdem wird es sie eh locker einreißen!!“

Brüllte der Große zurück. Kaneda sah zu den Beiden als es etwas lauter wurde und dann wieder zu dem jungen PsyKI. Er stand immer noch da…er war so verletzlich…Ihr aller Leben lag in seinen Händen. Nur er konnte jetzt noch helfen. Immer und immer wieder dachte er sich das. Kaneda ließ die Schultern los und fasste mit beiden Händen das zittrige und heiße Gesicht von Tetsuo. Er musste zu ihm durchdringen. Egal wie. Er musste. Sonst war es für sie alle vorbei.

Das Heulen wurde immer lauter im Gang und zeigte das sich ihr persönlicher Sensenmann immer weiter näherte. In Form einer alles verschlingenden Masse. Und offensichtlich nicht langsam genug…Yamagata und Kai hatten derweil etwas anderes ausgeklügelt. Versuchten die Tür einzutreten und warfen sich gemeinsam dagegen. Taten alles was sie konnten, während Kaneda sanft und nun doch auch etwas verängstigt zu seinem Liebsten sprach:

„Tetsuo…Du bist der Einzige der uns noch helfen kann. Wenn du nichts unternimmst dann holt dieses Monster ein und…es wird uns töten Tetsuo. Tetsuo bitte. Was ist denn los mit dir? Wir brauchen dich Tetsuo!!“

Den letzten Satz sagte er noch mal sehr laut zu ihm…Aber das Ergebnis war dasselbe. Nicht passierte. Tetsuo sah nur weiter auf den Boden und zitterte. Schien aber dabei was zu stammeln, aber man konnte ihn nicht verstehen. Als wären Kaneda seine Worte doch irgendwie angekommen, aber nur wie ein Hauch im Wind den man nicht verstehen konnte. Er war so warm…Und dann reagierte Kaneda einfach nur noch. Er kam näher und drückte seinen Körper an den des Kleinen. Berührten sich somit und dann hob er das Kinn seines Gegenübers etwas an und küsste ihn. Umschlang ihn mit beiden Armen und drückte ihn an sich, während er ihn sinnlich küsste. Er wusste nicht mehr weiter. Es war eine Reaktion aus Verzweiflung und sogar ihm rannte eine Träne schnell aus dem rechten Augenwinkel. Es tat weh. Es tat so weh seinen Liebsten so zu sehen. Das war schlimmer…als die Erkenntnis vielleicht gleich zu sterben.

Und dem Kleinen wurde warm…Tetsuo spürte wie die Kälte aus ihm wich und sich in wohle Wärme verwandelte. Alles bei diesem sinnlichen Kuss…der langsam zu einem Zungenkuss wurde…Spürte eine Zunge die seine sanft berührte und umgarnte. Leidenschaftlich…aber flehend und leicht zittrig. Es war in der Situation etwas komisch und vielleicht unpassend…Aber es traf ihn wie ein Schlag…Und der Schleier lichtete sich. Als würde die Energie von Kaneda ihn mit neuer Kraft füllen…Tetsuo wachte auf. Das Leben kehrte in seine Augen zurück und er blinzelte etwas überrascht. Fühlte die warme Zunge seines Gegenübers in seinem Mund und fühlte wie er wieder etwas schwach davon wurde. Ließ sich fallen und schloss die Augen. Erwiderte. Legte seine Hände auf die Brust seines Männchens und sie küssten sich einfach. Es sollte nicht aufhören…aber musste. Und als Kaneda das spürte, die Erwiderung fühlte, beendete den Kuss und sie sahen sich an. Leichter Speichel zog sich von ihren Mündern zueinander und dann sahen sie sich nur an. Tetsuo atmete schnell und Kaneda sprach dann zu ihm:

„Tetsuo.“

Und danach folgte ein Lächeln, wenn auch besorgt, und Tetsuo dachte… sein Gegenüber formte mit den Lippen den einen Satz der alles ändern würde, auch wenn er ihn nicht sagte direkt sagte…Formte ein endgültiges: Ich liebe dich…Und da machte es Klick. Ein Schalter legte sich in dem Kopf des jungen PsyKI um und er erwachte endlich. Alle seine Gedanken fokussierten sich nur noch auf einen Moment. Auf das Hier und Jetzt. Und die Vergangenheit war für einen Moment wie weggefegt.

Er sah ernst drein und löste sich von Kaneda. Er war so dumm gewesen. Er verstand endlich…ließ sich von Angst verändern, ließ sich einsperren und ins Boxhorn jagen. Wurde dazu zu etwas gemacht was er noch nie war…ein Feigling. Er war sensibel und vielleicht etwas ängstlich. Aber er war kein Feigling! Und er hatte auch keine Angst vor sich! Nicht wenn das Leben der Menschen die er liebte auf dem Spiel stand!

Und so kam er entschlossen von Kaneda weg und neben Kai, sah dann zu der verschlossenen Tür. Innerhalb von Sekunden und gepaart mit dem lauten Kreischen von Metall, riss er sie ohne Probleme aus den Angeln und feuerte sie in dem Raum dahinter an eine Wand, das es laut krachte. Alle sahen erstaunt zu ihm. Bis auf Kaneda…der sah ihm glücklich zu. Denn Tetsuo war endlich wieder da. Genauso wie er ihn kennengelernt hatte. Danach folgte eine Kopfbewegung zu der geöffneten Tür von dem jungen PsyKI und er sprach laut und bestimmt:

„Los verschwinden wir von hier!“

Und da musste sogar Yamagata grinsen. Kam einfach so über ihn. Er schwang seine große Waffe über seine Schulter als er sprach:

„Das muss ich mir nicht zweimal sagen lassen!“

Und dann lief er in den Raum hinter Tetsuo. Kai stand noch etwas da und lächelte Tetsuo nur an. Was auch immer Kaneda gemacht hatte…es hatte funktioniert. Er wie auch Yama hatten von dem Kuss nichts mitbekommen, weil sie so auf die Tür fixiert waren. Sogar Kaisuke kam jetzt auf Tetsuo zu und umarmte ihn schnell. Es kam überraschend für den jungen PsyKI. Mit sowas hatte er nicht gerechnet. Und mit dem noch leichten Kuss auf die linke Wange erst recht nicht! Es war auch nur kurz gewesen und dann sagte der Jüngste:

„Schön dass du wieder da bist.“

Peinlich. Tetsuo lief etwas beschämt rot an und motzte dann:

„Schwing deinen Arsch da rein!“

Zeigte noch auf den eröffneten Weg dabei und Kai gehorchte lächelnd. Rannte auch schon gleich Yamagata nach. Kaneda zögerte auch nicht lange und rannte in den Raum, und dann als letzter kam Tetsuo. Kaum als er drin war, hob er die erst rausgerissene Tür mit seinen Kräften hoch und verschloss wieder den Eingang. Legte sie passgenau wieder in den Rahmen und schien dann das große Riegelschloss auf der Innenseite zu verdrücken und damit die Tür komplett zu versperren. Sie war quasi zerstört und so zerdrückt dass man sie nur noch mit Gewalt öffnen konnte. Aber selbst diese Barrikade würde nicht lange halten. Das wusste Tetsuo. Also hatte er noch eine Idee. Wenn auch eine etwas riskantere. Er kam in die Mitte der Jungs und sah abwechselnd zu ihnen. Es würde schwer werden…aber so konnte er ihnen zumindest etwas Zeit verschaffen. Alle raus zu teleportieren konnte er nicht, dazu war er nicht genug mit der Umgebung vertraut, also schien ihm das momentan als einzige Lösung. Er sprach:

„Bleibt genauso um mich stehen! Jeder von euch fasst mit jetzt auf die Schulter!“

Verwirrt sahen sich die Jungs deswegen in der Runde um. Ihm auf die Schulter fassen? Was hatte er vor? Yamagata verschränkte die Arme vor sich und sprach misstrauisch:

„Warum sollte ich?“

Tetsuo sah sauer zu ihm über seine rechte Schulter hinter und fauchte:

„Wenn du überleben und uns nicht noch dazu in Gefahr bringen willst, wirst du es verdammt noch mal tun!“

Er schien sich seiner Sache sehr sicher zu sein. Und wenn er das so sagte, dann tat Kaneda das auch ohne zu zögern. Also fasste er ihm auf die rechte Schulter und ließ die Hand dort verweilen, dann schloss sich auch gleich Kai an und sah rüber zu Yamagata. Machte eine Kopfbewegung als Aufforderung und genervt stimmte der Große dann doch ein. Fasste ebenfalls auf eine Schulter des PsyKI. Tetsuo nickte und schloss dann die Augen. Er musste sich konzentrieren, denn es würde ihn Kraft kosten. Er spürte jeden Einzelnen um sich herum. Jeden der ihn berührte. Theoretisch konnte er nun in jedem seinem Leben rumstöbern. Ihre Vergangenheit sehen. Aber er tat es nicht. Stattdessen fühlte er Wärme und Herzschläge. Spürte zwei…die verbunden waren? Es war sehr durcheinander. Er wusste nicht wer mit wem, aber es war sehr stark. Unzertrennlich. Und dann konzertierte er sich darauf zu teilen. Fühlte wie ein Teil von seiner Kraft auf jeden überging. Der Teil der ihn vor seinen Artgenossen schützen konnte ging leicht auf sie über. Legte sich wie ein unsichtbarer Schutz um seine Freunde. Bis er wieder die Augen öffnete und schwerer anfing zu atmen. Kaneda sah ihn gleich voller Sorge an, aber dann antwortete Tetsuo:

„Es geht mir gut…Damit sollten wir jetzt etwas Luft haben.“

Er wischte die Hände von sich runter und musste seinen Körper erst mal selber umarmen. Er zitterte. Es war doch schwerer als er dachte. Noch nie hatte er sowas gemacht. Wozu auch? Immerhin hatten sie keine Menschen in seinem Dorf. Warum…hatte Miyako also darauf bestanden das er sowas lernt? Das war doch seltsam…Keiner der um ihn stand wusste was passiert war, oder was die Show eben sollte. Bis Kai vorsichtig fragte:

„Warum sollten wir das tun Tetsuo?“

„Ja! Was sollte der Scheiß!? Wir sollten lieber unsere Hintern in Bewegung setzten und weiter rennen! Das Scheißvieh ist bestimmt gleich da!“

Tetsuo sah zu Yamagata rüber.

„Es wird uns erst mal eine Weile nicht spüren können…Ich habe einen Teil meiner Kraft auf jeden von euch übertragen…zum Schutz.“

Er hatte was getan?! Jeder sah an sich herab. Keine Ahnung was sie suchten oder was sie dachten was sich verändert hatte, aber dennoch taten sie es.

„Du hast was getan?!“

Fragte dann Kaneda besorgt, aber da kam auch schon der Kleine auf ihn zu. Langsam und etwas schwächlich. Wackelig auf den Beinen wie es aussah. Ließ sich dann gegen seine Brust fallen und ruhte einfach nur. Er wusste, dass wenn er zusammen brechen sollte…Kaneda ihn fangen würde. Und sofort umschlang ihn der Ältere auch schon und fragte vorsichtiger denn er wollte ihn nicht überfordern:

„Was meinst du damit Tetsuo?“

„Ja, rede verdammt! Bin ich jetzt kein Mensch mehr wegen deiner bescheuerten Aktion?!“

Als Yamagata das sagte, sah Kai neben ihm wütend auf und trat ihm, als Reaktion, mit voller Wucht auf den rechten Fuß! So das kurz darauf der Große auch schon brüllte und leicht auf der Stelle sprang vor Schmerz. Nachdem er sich wieder gefangen hatte fauchte er zu ihm:

„Alter was soll der Scheiß?! Das tut weh mann!“

„Hör auf so ein Arschloch ihm gegenüber zu sein! Tetsuo tut was er kann um uns zu beschützen und du bist immer wieder so unfair und biestig zu ihm! Was soll das Yamagata?!“

„Na er ist ja auch immer der Grund warum wir in diese verfickten Situationen kommen! Vielleicht ist das ja alles ein abgekartetes Spiel und er macht gemeinsame Sache mit dem Feind!“

„Was?! Wo holst du denn den Blödsinn her Yamagata?! Das würde er nie tun!“

„Ach und woher weist du das?! Hä?! Hat er dir es gesagt?! Sehr zuverlässig!“

„Sieh ihn dir an!! Das ist nicht gespielt!!“

Kai setzte sich unglaublich für Tetsuo ein. Sogar so sehr das er gegen den Mann ging den er liebte. Er bedeutet nicht dass ihm der PsyKI mehr bedeutete, sondern zeigte wie gerecht er war. Wenn etwas nicht stimmte in seinen Augen, dann machte er das klar. Und dann stand er natürlich mehr auf der Seite von Tetsuo als auf der von Yamagata, wenn dieser ungerecht Gift verteilte und Gerüchte säte. Und Kaneda schätzte das sehr. Aber es ging zu weit.

„RUHE! ALLE BEIDE!!“

Und als er diese Sätze laut brüllte, da wurde es schlagartig ruhig im Raum und alle Blicke waren auf ihn gerichtet. Der Alpha hatte gesprochen, so kam es zumindest rüber. Und es wirkte auch wie es sollte. Tetsuo, noch immer schwach an ihn gedrückt, sah leicht zu ihm hoch. Das war ein sehr starkes und bestimmtes Brüllen gewesen. Darin war keine Wut oder Zorn gewesen, sondern nur Klarheit.

„Ich will nichts mehr davon hören! Wir haben beschissenere Probleme an der Backe als das wir noch Zeit dazu hätten und gegenseitig zu zerfleischen, wegen Anmaßungen die nicht mal der Fall sind! Tetsuo ist einer von uns! Er ist mein Partner! Und wenn du ein Problem mit ihm hast Yamagata, dann hast du auch eins mit mir! Verstanden?!“

Er sah ihn sehr ernst an. Noch nie…hatte Kaneda ihm so einen ernsten und sicheren Blick wegen einem Partner zugeworfen. Egal mit wie vielen Mädchen Kaneda schon was gehabt hatte…noch nie war der Blick so gewesen wie bei Tetsuo in dem Moment. Partner…das war bei ihnen nicht so gemeint wie man es eigentlich sonst verstand. Bei ihnen…war es gemeint als…als die Person die man liebte. Der Partner für immer. Noch nie hatte Kaneda jemanden so genannt…nur Tetsuo. Yamagata nickte. Was sollte er auch anderes tun? Er hatte noch nichts erlebt was ihn davon überzeugen könnte das Tetsuo sie nicht verraten würde. Und solange nichts in der Richtung kam…und er noch immer Spiele mit ihnen spielen könnte, würde Yamagata ihn nicht als Kanedas Partner akzeptierten…

Tetsuo drückte sich von Kaneda weg und gab Yamagata endlich seine Antwort:

„Ich habe eine Art psychokinetischen Schutzfilm über euch gelegt. Etwas was wir tun können wenn wir nicht von unserer Artgenossen gefunden werden wollen. Ich hab das damals gelernt und hätte nie gedacht es mal anwenden zu müssen. Aber auch dieser Schutz wird bald wieder von euch abgleiten und zu mir zurückkehren. Ich kann…das nicht lange aufrecht erhalten…“

Er schien angestrengt als er das sagte. Man sah es ihm sofort an. Er schwitzte auch leicht. Und er erstaunte Kaneda immer wieder. Was er alles konnte. Es war der Wahnsinn. Jedes Mal wenn er dachte alles von Tetsuo gesehen zu haben, im Bezug auf seine Kräfte, kam er mit einer neuen Fähigkeit um die Ecke. Also verschaffte er ihnen Zeit? Das war sehr gut denn es musste ein Plan her. Das Ding durfte nicht überleben. Sie mussten es ausschalten. Wenn es sie überwand und seinen Weg aus dem Gebäude fand, dann waren tausende von Leben in Gefahr! Zumindest sobald es sich ins Zentrum von Neo Tokyo bewegen würde. Etwas was ihn einfach nicht los ließ. Er sah zu Tetsuo.

„Das sollte reichen bis wir einen Plan haben das Ding zu vernichten. Danke Tetsuo, dass du das auf dich nimmst und uns damit Zeit verschaffst.“

Kai sah erschrocken zu seinem Boss rüber als er das hörte.

„Was?! Du willst gegen das Ding kämpfen Kaneda!?“

„Wir haben gar keine andere Wahl! Wenn das Ding uns überwindet und keiner in Neo Tokyo davor gewarnt wird, dann sterben tausende von Menschen!“

„Wow wow warte mal Boss! Was interessiert es uns?! Was hat diese verfickte Stadt und deren Bewohner jemals für uns getan, das wir jetzt dafür unsere Ärsche riskieren sollen?! Ich hätte nichts dagegen einige Orte und Menschen in diesem Drecksloch brennen zu sehen! Also was kümmert es uns?! Lass doch die tolle Regierung und das Militär das Problem lösen! Wofür die wahrscheinlich noch mit verantwortlich waren, weil sie PsyKI erschaffen haben! Wenn man den Gerüchten glaubt zumindest.“

Was Yamagata da sagte ergab Sinn…Was hat diese Stadt jemals für sie getan? Letztendlich lebten sie dort doch nur wie Ratten. Kamen mit zwielichtigen Geschäften gerade so um die Runden und machten sich ihre eigenen Regeln außerhalb der staatlichen Gesetze. Warum sollten sie also ihre Hintern für eine Stadt riskieren der sie scheiß egal waren? Alles sprach dagegen…Und dennoch konnte Kaneda es nicht. Er sah zu dem Großen rüber und Tetsuo sah seinem Männchen genau zu…wollte wissen wie er fühlte.

„Du hast recht…Diese Stadt war schon immer scheiße. Ich bin dort geboren worden und seit ich ein kleiner Junge war hat diese Stadt mir immer wieder gezeigt wie beschissen sie ist und wie krank die Menschen dort sind. Und das nicht zu wenig…“

„Kaneda…“

Kam es leise von Tetsuo. So leise das nur er es war der es hörte. Sprach es mehr zu sich selbst. Aber dann lächelte der Ältere vor ihm wieder und beendete:

„Aber so sehr ich diese Stadt auch verabscheue und die Menschen dort hasse, nicht alle sind so! Es gibt Menschen in dieser Stadt die auch jeden Tag ums überleben kämpfen! So wie wir! Die ebenfalls so leiden wie wir! Und ich habe dort Menschen gefunden die meine Familie geworden sind! Nämlich euch! Würde es Neo Tokyo nicht geben…hätte ich euch nie gefunden. Und deswegen müssen wir helfen! Nicht nur den Unschuldigen, sondern auch uns. Unsere Ideale schützen! Wir ziehen keine Unschuldigen absichtlich in unsere Kämpfe rein! Und das werden wir auch heute nicht!“

Und da hatte er verdammt noch mal recht. Das war ne Ansage. Sogar Yamagata musste ihm in einigen Punkten da vollkommen zustimmen. Es lag außer Frage dass diese Stadt einiges für sie getan hatte und nicht alles negativ war. Nämlich auch der Fakt das sie sich dort alle kennengelernt haben. Und in dieser Müllhalde von Stadt hatte er auch Kai kennen gelernt. Und vor allem gelernt ihn zu lieben, Freundschaft gefunden und das war etwas was man ihm nicht nehmen konnte. Und wahrscheinlich…ging es Kaneda genauso mit Tetsuo. Dafür konnte er ihn nicht mal mehr verurteilen…

Er legte die Hände genervt an seine Hüfte und schnaufte dann tief aus. Was sollte er da noch dagegen bringen? Sein Boss hatte mal wieder recht. Und er wusste, wie immer, dass Kaneda sie auch wieder raus boxen würde, wenn seine Entscheidungen riskant wurden und es hart auf hart kam. Kai war auch nicht ganz wohl bei der Idee einen bereits mutierten und gefährlichen PsyKI zu bekämpfen. Was auch daran lag das er schon mal eine tödliche Wunde davongetragen hatte. Und das war nur eine Begegnung mit einem halb Mutierten. Es würde riskant werden…aber Kaneda hatte recht. Also nickte er zu seinem Boss und sprach aufrichtig:

„Ich vertraue dir. So wie immer.“

Und endlich stimmte auch Yamagata ein:

„Ghaaaaa na gut! Aber ich werde nichts tun was Kaisuke in Gefahr bringen könnte! Ich lass nicht zu das ihm das Selbe wie damals wieder passiert bei einem PsyKI!“

Tetsuo erinnerte sich. Das war die böse Wunde die einer ihm damals zugefügt hatte, wo Yamagata ihn ins Krankenhaus bringen musste und man keine Ahnung hatte ob Kai es überlebt. Schreckliche Geschichte. Aber dennoch verstand der junge PsyKI und hatte Verständnis. Wäre er in der Position gewesen…zusehen zu müssen wie vielleicht jemand stirbt den mal liebt…er würde genauso agieren. Und während er daran dachte fühlte er wie seine Stärke wieder zurück kam. Er erschrak. Nicht gut! Es bedeutete dass die Energie, welche er den Jungs gegeben hatte, wieder zu ihm zurück kam. Also würde bald ihr Schutz nachlassen. PsyKI konnten Menschen locker aufspüren. Es war das Selbe wie bei ihnen. Wenn Gefühle so stark waren hinterließen sie Spuren. Und jeder in diesem Raum…hatte starke Gefühle. Und ganz besonders auch Angst…Er wand sich an Kaneda:

„Kaneda, ich spüre wie meine Kraft langsam wieder zu mir zurück kommt. Wir brauchen einen Plan. So schnell wie möglich!“

Und jeder in der Runde hatte verstanden was gemeint war. Sobald das nachließ war dieses Ding wieder auf der Spur und konnte zu jedem Moment vorbeischneien. Also nickte Kaneda und sprach dann in die Runde:

„Also überlegen wir uns was zu tun ist.“

„Mir ist da etwas aufgefallen: Wir haben inzwischen schon gegen drei PsyKI gekämpft. Und bei jedem den wir besiegt hatten ist mir etwas aufgefallen, nämlich WIE wir ihn besiegt haben.“

Alle sahen zu Kai, der auf den Boden sah und die Arme vor sich verschränkt hatte zum überlegen. Wie immer: Er war äußerst wachsam und ihm entging nichts. Yamagata fragte:

„Dann raus damit, lass dich nicht feiern.“

Und Kai sah zu Tetsuo.

„Tetsuo, erklär mir doch bitte mal wie das mit eurer Regeneration funktioniert.“

„Warum willst du das wissen?...Naja ich weis auch nicht gerade viel darüber. Nur das wir es von Geburt an haben und es in der Regel nicht kontrollieren können. Es heilt schnell in jener Sekunde da eine Wunde geschlagen wird. Bei einigen schneller und bei anderen weniger schnell, kommt immer darauf an wie es angeboren ist. Lernen dies zu verbessern kann man nicht. Warum fragst du?“

„Naja ich hab da eine wilde Theorie. Bricht man mal alles nieder kommt man zu der Erkenntnis: das eure Regeneration nicht anders ist als unsere. Ich meine ihr werdet verletzt und die Wunde beginnt in mehreren Schritten abzuheilen. Der Unterschied ist: dass es bei euch viel schneller geht als bei uns. Das konnte ich an deinen Verletzungen damals live miterleben und sehen. Und das ihr anscheinend sogar über die Fähigkeit verfügt Knochenbrüche und Organschäden zu heilen. Was euch uns weit überlegen macht. PsyKI allerdings, die durch diese unbekannten Behandlungen mutieren, verfügen noch über weitere Merkmale. Offenbar heilen die Wunden nicht nur schneller sondern bei zu starken Verletzungen beginnt der Körper offenbar zu schnell das zu korrigieren und macht dabei Fehler. Was sich in Mutationen äußert.“

„Du meinst diese ganzen Tentakel aus dem Fleisch und das sie so aufblähen?“

Fragte Kaneda und Kai nickte zustimmend.

„Sie sind uns sehr ähnlich. Funktionieren aber anders als normale Menschen. Ich weis nicht was sie diesen PsyKI gegeben haben, aber offenbar stärkt es sie enorm von ihren Fähigkeiten her und damit offenbar auch ihre Regeneration. Und DAS ist genau das Problem. Es ist wie bei einem Menschen. Dein Körper heilt deine Wunde, aber macht das von sich aus, ohne das DU darüber nachdenkst. Es verstärkt sie so sehr, dass ihr Körper bei der Heilung übertreibt. Sogar Gliedmaßen werden versucht zu ersetzten, was sich in Form dieser unfertigen Tentakel aus Fleisch zeigt. Und jetzt überlegt mal: WAS haben alle gemeinsam als wie sie besiegt haben?...Nämlich die Art WIE wir sie getötet haben.“

Das ergab alles Sinn. Und es war einleuchtend. Tetsuo konnte dem nur zustimmen. Takeyama war stärker gewesen als sonst. Früher kam er nicht an Tetsuo ran, er war nur eine untere Klasse. Aber in jeder Nacht war er so übermächtig, er schien fast nicht aufzuhalten zu sein. Und er sprach auch darüber, dass er Macht bekommen hätte. Vielleicht war er eine der Personen auf der List in dem Büchlein von Kai. Auf der Liste mit den unbekannten Medikamenten die verabreicht wurden. Und anscheinend war es Watanabe auch gewesen. Aber bei ihm war es anders. Er war normal…warum war er normal gewesen? Ließ er sich nicht darauf ein? Hatte er sich vielleicht unter Kontrolle? Oder war er ein Fehlschlag bei den Versuchen gewesen? Leider konnte er dazu nichs mehr erzählen, es wäre sehr wichtig gewesen. Beide waren tot und es war nichts daran zu ändern. Aber vielleicht lag die Antwort ja vor ihrer Nase. Und Tetsuo wollte wissen…woher diese Medikamente kamen und was da drin war…Und derweil klingelte es bei Kaneda. Er hatte auf Kai seine Frage die Antwort:

„Der Kopf…Wir haben sie alle getötet in dem wir den Kopf zerschossen haben, oder abtrennten.“

Und da fiel es allen wie Schuppen von den Augen. Natürlich! Es war so offensichtlich, dass es sich verdammt gut tarnte. Und Kai nickte.

„Richtig! Wir haben alle getötet indem wir den Kopf zerschossen oder abtrennten! Wir trennten die Verbindung zwischen Kopf und Körper! Es ist wie bei einem normalen Menschen auch: zerstörst du das Gehirn ist Feierabend. Ihre Kräfte werden in ihrem Gehirn produziert und entwickelt. Und ich habe schon lange darüber nachgedacht ob ihr Gehirn viel weiterentwickelt ist als unseres. Solche Kräfte sind nicht einfach da wie bei Superhelden. Sie müssen von irgendwo im Körper produziert werden. Und jetzt bin ich mir sicher dass es vom Gehirn her kommt. Wenn Tetsuo etwas mit seinen Kräften mach dann konzentriert er sich immer. Das allein ist schon Hinweis genug.“

Er war sehr wachsam, dass musste jeder im Raum eingestehen, und ganz besonders der junge PsyKI. Wer hätte gedacht dass Kai ihn so beobachtet? Aber wenn er das so sagte…es stimmt. Er musste sich konzentrieren um seine Kräfte zu benutzten. Egal ob es das Fliegen war oder sonst was. So offensichtlich. Dennoch hatte er sich nie darüber Gedanken gemacht. Bei einigen Sachen war es wie wenn ein Mensch nach einem Glas griff. Man dachte nicht darüber nach sondern das Gehirn machte es. Instinktiv. Aber was schwieriger war darauf konzentrierte man sich. Tetsuo sprach darauf:

„Er hat recht. Takeyama war sehr stark gewesen. Früher war er das nicht. Und auch bei ihm hat Yamagata den Kopf zerstört und der Spuk war vorbei.“

„Also müssen wir nur das Hirn in dieser Schlabbermasse finden und es wegpusten! Sehe ich das richtig?“

Das war kinderleichtes Rechnen für Yamagata.

„Aber das wird nicht so einfach Yamagata. Wir wissen bei dem Ding ja nicht mal wo oben und unten ist! Geschweige denn Kopf und Arsch! Das Gehirn könnte theoretisch überall sein!“

Warf Kaneda noch ein, was auch berechtigt war. Keiner wusste wo oben und unten sein würde bei dem Teil. Keiner…außer vielleicht Tetsuo. Und der ahnte das auch schon. Er senkte den Kopf und sah zum Boden. Er war der Einzige der vielleicht herausfinden konnte wo der Kopf war. Das Zentrum der Kraft. Fakt war eines musste vorhanden sein. Und dieses zu finden…war sein Part. Er atmete ein und sprach:

„Ich mache es.“

Alle sahen zu ihm rüber. Und ganz besonders Kaneda…in Sorge.

„…Bist du dir sicher?“

Er wollte das nicht. So wie immer. Alles was Tetsuo in Gefahr bringen könnte wollte er nicht. Aber er musste sich selber eingestehen dass es die einzige Lösung war. Und er musste lernen seinen Entscheidungen zu vertrauen. Das war auch eine ehr wichtige Lektion für Kaneda. Sein Leben lang hatte er die Entscheidungen getroffen. Egal ob für sich oder für seine Jungs. Er war schon immer das Alphatier seiner Gang gewesen und sein Wort war Gesetz. Aber nun war Tetsuo da. Er war sein Partner. So gesehen sein Alphaweibchen und das der Gang. Entscheidungen wurden nun von beiden gefällt. Und wenn Tetsuo etwas anderes Vorschlag oder im Sinn hatte, dann musste Kaneda mit ihm zusammen einen mittleren Weg finden. So funktionierte eine Beziehung. Er sah Tetsuo weiter an, als der sicher antwortete:

„Es ist der einzige Weg. Ich kann das locker. Vertrau mir.“

Er war endlich wieder da. So wie er ihn kennengelernt hatte. Selbstsicher und bestimmt. Die letzte Zeit hatte Tetsuo einiges sehr verwirrt und sicherlich vieles zerrissen was er kannte und woran er glaubte. Viele seiner Kenntnisse in den Grundfesten erschüttert. Er hat sich davon mitreißen und verängstigen lassen. Aber nun schien sich das zu bessern. Der Junge in den er sich so sehr verliebt hatte…war zurück. Mit bestimmten und sicheren Blick sah er Kaneda zurück an…bis dieser dann nickte und sprach:

„Alles klar. Aber sollte etwas dein Leben gefährden, oder zu riskant werden, dann verschwindest du sofort kapiert?“

Ohne lange darüber nachzudenken nickte ihm der Jüngere zu. Aber wenn er mental die Finger hinter dem Rücken kreuzte. Er konnte nicht versprechen Kaneda einfach fallen zu lassen und abzuhauen nur weil sein eigenes Leben in Gefahr sein könnte. Nein. Egal was passiert, er würde bei den Jungs bleiben und kämpfen. Nur hielt er das Kaneda zur Liebe hinter dem Berg um Konflikte und weitere Sorgen zu vermeiden. Ablenkung ist etwas was sie nicht gebrauchen konnten. Kaneda sah in die Runde zu seinen Jungs und sprach dann zu Kai:

„Gib mir alles was du über dieses Gebäude weist.“

„Naja soweit ich das jetzt von der Einrichtung und der Karte im Heizkeller mitbekommen habe, war das ein ehemaliges Fabrikgebäude gewesen. Vielleicht zur Verarbeitung von Fleisch. Laut der Karte in meinem Kopf ist der nächste Raum die Fabrikhalle, da wo Fleisch verarbeitet wurde.“

Yamagata sah zu ihm.

„Und was soll uns das bringen? Auch wenn du sicherlich recht hast, erstens: Ist das Gebäude alt und die Maschinen bestimmt schon im Eimer. Und zweitens: würden das Vieh eh nicht in den kleinen Dingern verarbeiten lassen können! Es sei denn wir bitten es freundlich sich freiwillig in den Fleischwolf zu schmeißen und denn dann auch noch dabei zu drehen!“

„Da hast du recht alter, aber das wäre auch nicht der Plan gewesen.“

Yamagata sah zu Kaneda.

„Was meinst du?“

„Ich brauche keine Maschinen die das Vieh verhackstücken. Sondern nur Platz. Wenn die Halle groß genug ist, dann haben wir dort genug Platz uns zu wehren. Und ganz besonders du Tetsuo.“

Der junge PsyKi sah ihn verwirrt mit verschränkten Armen an.

„Ich? Warum ich?“

„Weil du das Monster Ablenken wirst.“

Kaisuke sah Kaneda erschrocken an und fragte etwas besorgter und laut:

„Was?! Warum ausgerechnet er?!“

„Weil er im Gegensatz zu uns viel mobiler ist! Tetsuo kann in einem großen Raum fliegen und sich gefahrlos teleportieren! Es wird nicht leicht sein ihn zu erwischen! Und genau das nutzten wir zu unserem Vorteil aus! Während er es ablenkt und nach dem Gehirn schaut, fokussieren wir uns auf den Angriff. Bringen die Masse etwas in Bewegung und schauen ob wir damit den Kern hervorlocken können. Wir suchen nach der Schwachstelle und pumpen es voll mit Blei. Und am Ende gibst du ihm mit der Laserknarre den Rest!“

Yamagata sah etwas ungläubig zu ihm, als Kaneda das sagte:

„Und du glaubst das Ding lässt es einfach so mit sich machen ja? Steht da und ignoriert komplett das wir auf es schießen?“

Kaneda nickte ihm zu.

„Wird es…weil es kein Interesse an uns hat.“

„Wie kommst du darauf?“

Eine interessante Schlussfolgerung von Kaneda die Kai aber nicht verstand und deswegen fragte. Oder woher er diese Erkenntnis holte. Aber das ließ nicht lange auf sich warten denn ihr Anführer drehte sich wieder zu Tetsuo und zeigte auf ihn.

„Weil es nur Tetsuo will.“

Bei der Aussage wurde dem PsyKI etwas unwohl. Man sah ihm an dass er sich etwas verkrampfte und sich unwohl fühlte bei dem Gedanken. Aber…er wusste was gemeint war. Und woher Kaneda die Idee hatte. Dennoch fragte er vorsichtshalber:

„Du hast es bemerkt…oder?“

Kaneda nickte.

„Jedes Mal. Wir sind jetzt drei mutierten PsyKI begegnet seit wir dich kennen. Zuerst war es der bei Joker. Dann Takeyama und jetzt dieses andere Monster da draußen. Und egal welches es war…jedes Mal, wenn du ins Spiel kamst…lag ihre volle Aufmerksamkeit auf dir.“

Auch Kai ging ein Licht auf in der Sekunde. Natürlich! Das war sehr gut beobachtet gewesen, trotz der gefährlichen Situationen in denen sie sich damals befanden. Kaneda erstaunte ihn gerade, eigentlich war das ja mehr sein Spezialgebiet.

„Bei Joker konnte ich tun was ich wollte, egal was, es ließ nicht von dir ab und hatte sich völlig auf dich konzentriert nachdem es mutiert war. Takeyama war da nicht anders. Er war verrückt nach dir. Wollte dich sogar vergewaltigen und später…als auch er die Kontrolle verloren hatte, lag seine Aufmerksamkeit weiterhin nur noch auf dir. Er wollte zu dir…Und eben, als das Vieh da draußen Mad gefressen hatte und in den Raum kam. Kai stand näher dran als du und dennoch hat es sich nur auf dich fokussiert. Das sind keine Zufälle Tetsuo.“

Der PsyKI sah ihn weiter ernst an…Schließlich schluckte er. Er wusste schon lange, oder hatte schon länger das Gefühl zu wissen was alle drei mutierten Varianten seiner Art von ihm wollten. Er hatte den Verdacht seit der bei Joker ihn damals…

„Und…was denkst du warum sie das machen Kaneda?“

Er wollte wissen ob sein Männchen das auch inzwischen realisiert hatte. Kaneda sah ihn einige Sekunden still an…und gab dann seine Antwort:

„Ich denke sie wollen dich verschlingen.“

Und genau das war es auch was Tetsuo ahnte. Er hatte Kaneda nicht davon erzählt…von diesem Vorfall damals im Dschungel. Aber es war das Selbe Szenario. Der bei Joker der ihn fressen wollte. Takeyama der sich verwandelt hatte und nach ihm griff und nun auch dieser Mutierte der ebenfalls sich auf ihn eingeschossen hatte. Es war alles das Selbe. Aber warum? Warum taten sie das? Nach was verlangte es sie und was war der Sinn dahinter? Und da klingelte es erneut bei Kai! Es stimmte! Wie konnte er das nur vergessen?! Er erhob gleich seine Stimmte, als er sich gegen die Stirn schlug und sprach:

„Natürlich! Ich bin doch so ein Idiot! Wie konnte ich das nur vergessen?!“

Yamagata neben ihm sah runter und auch die anderen warfen ihm die volle Aufmerksamkeit zu.

„Was meinst du Kaisuke?“

Er sah zu Yamagata hoch.

„Es war damals auf dem Pier! Joker hatte damals auch sowas erwähnt! Es war als Kaneda bei Tetsuo im Quartier geblieben ist und ich auf dem Pier mit Joker gewartet habe. Kurz bevor du angekommen bist Yamagata, da hat Joker so komisches Zeug geredet!“

„Was hat er gesagt?“

Kam es neugierig von Kaneda und Kai sah zu ihm rüber.

„Naja er sprach so viel Müll. Ich hatte es nicht ernst genommen, ich hielt ihn einfach für verrückt. Aber was wenn er recht hatte?! Er sagte damals etwas von Potenzial und Entwicklung. Dass wenn sein PsyKI Tetsuo gefressen hätte, er hätte besser werden können! Er sich angeblich weiterentwickelt hätte oder so! Wie konnte ich das nur vergessen?!“

„Was willst du mir damit sagen? Das diese Monster sich weiterentwickeln und stärker werden wenn sie wie Kannibalen ihre Artgenossen verschlingen?!“

Kaneda konnte das nicht glauben…aber irgendwie in seinem Innern wusste er…das es vielleicht stimmten könnte. Joker war ein mieses Arschloch gewesen…aber das bedeutet nicht dass er nicht vielleicht an dem Tag die Wahrheit gesagt hatte…Und Tetsuo neben ihm fing leicht an zu zittern. Er war schockiert. Wenn das stimmte, wenn sie sich fraßen um vielleicht die Stärke des anderen zu absorbieren, dann hatte er damals im Wald…vielleicht dabei zugesehen wie ein Artgenosse genau das getan hatte um stärker zu werden. Dann fing das schon an bevor er überhaupt nach Neo Tokyo kam! Dann fing das schon an…in seiner Heimat…Und er bekam die schreckliche Erkenntnis…das sich die Schlinge immer mehr zu zog. Das nicht nur die Menschen eine Gefahr für seine Art waren…sondern sie selbst. Vielleicht noch eine viel größere Gefahr als Menschen! Und das vielleicht A…

„Es wäre möglich Kaneda! In gewissen Kulturen auf der Welt glaubt man dass der Verzehr menschlichen Fleisches einem gewisse Fähigkeiten überträgt! Geschwindigkeit, Stärke und sogar Unsterblichkeit…Der Einzige der uns Antworten geben kann ist Joker! Kaneda wir müssen ihn finden und herausbekommen was hier los ist!“

Yamagata wand sich, wegen dieser Aussage, an Kai:

„Ja, wenn dieser Wichser überhaupt noch lebt! Ich meine du warst dabei als Mad starb! Angeblich haben die doch zusammengearbeitet! Vielleicht ist er auch schon Fischfutter geworden!“

Sie warfen immer mehr neue Fragen in den Raum. Welche für die später auch noch Zeit war und nicht jetzt. Kaneda musste diese Konversation beenden und sah zu Tetsuo rüber. Er schien wieder fitter zu sein, was bedeutete ihre Zeit war fast abgelaufen und es musste losgehen. Er nickte und sprach laut:

„Darüber machen wir uns später Gedanken! Jetzt müssen wir erst mal diesen Scheißhaufen da draußen über den Jordan jagen! Tetsuo!“

Sofort erwachte der PsyKI und sah zu ihm.

„Hm?“

„Wir schaffen das. Und danach verspreche ich dir…suchen wir nach Antworten. Ich lasse nicht weiter zu dass das passiert!“

Sein Blick war ernst und bestimmt. Es war ein Versprechen das nicht gebrochen werden konnte und er mit den Augen aussprach. Augen in denen Tetsuo sich wieder leicht verlor. Weil er ihn so sehr liebte. Aber dann nickte er tatsächlich etwas frech lächelnd und sprach:

„Ich weis…Aber jetzt lasst uns erst Mal dieses Monster töten!“

Diese Aussage erfüllte alle in diesem Raum mit Zuversicht und Energie. Es war erstaunlich. Nicht nur Kaneda besaß die Gabe Leute um sich herum zu motivieren und mit Hoffnung und Energie zu füllen. Offenbar konnte das Tetsuo auch sehr gut. Und noch nie zuvor…war Kaneda stolzer auf ihn wie in dieser Sekunde. Das war der Junge…und das Weibchen in das er sich verliebt hatte.

Und kurz darauf fühlte der PsyKI wie seine Kräfte zu ihm zurückkehrten. Der Schutzfilm auf seinen Freunden war verschwunden und kehrte zu ihm zurück. Es wurde an der Zeit zu handeln. Denn kurz nach dem der Schutz verschwand hörten sie ein lautes Kreischen durch das Gebäude. Ein Zeichen das sie wieder aufgespürt wurden. Und ganz besonders Tetsuo. Als wäre es ein Startschuss gewesen rannten alle los und auf die andere Tür des Raumes zu. Yamagata machte sie auf und ließ alle durch, ging dann als Letzter auch hindurch und verschloss sie wieder hinter sich. Und wer hätte es gedacht...Kai hatte recht. Das Knallen der Tür hallte umher in der Großen Halle in der sie sich befanden. Alte, verrostete Maschinen für die Fleischverarbeitung standen verteilt ihm Raum, verbunden durch Fließbänder und ein modriger Geruch lag in der Luft. Es war kühl trotz der Tatsache des es draußen warm und hell war und Licht fiel durch die milchigen Fenster in Strahlen durch. Verlassen…so wie der Rest des Stadtteils. Und hier würde ein verlorener Artgenosse auch seine Ruhe finden.

Tetsuo erinnerte sich an Worte von Miyako. Warum auch immer ihm dieser Worte wieder einfielen. Für manche…ist der Tod eine Erlösung. Eine Befreiung von den Qualen auf der Erde. Und ein Weg in die Arme Gottes und in die Wiedergeburt. Und trotz seiner harten Worte eben…war er nicht sauer auf seinen Artgenossen der ihn verschlingen wollte. Nein. Er hatte Mitleid. Und er wollte helfen…auch wenn es zu töten der einzige Weg war.

Kaneda hatte derweil schon die Umgebung analysiert und wusste wo sich jeder in Position bringen sollte. Er zeigte nach rechts des Raumes zu einer großen Maschine und sprach:

„Kai! Du, Yamagata und ich werden dort erst mal in Deckung gehen! Tetsuo!“

Der PsyKI sah zu ihm und dann zeigte Kaneda auf die Mitte des Raumes zu einer anderen größeren Maschine.

„Du brauchst die Aufmerksamkeit. Positioniere dich oben auf der Maschine und lass es kommen. Versuch es, so gut du kannst, abzulenken und seinen Griffen auszuweichen!“

„Ich weis den Plan Kaneda. Mach dir keine Sorgen und konzentriere dich auf deinen Part.“

Er sagte das sehr bestimmt und auffordernd zu ihm rüber. Was Kaneda sehr gut gefiel. Er mochte es wenn der Kleine etwas dominant, bestimmt und mürrisch ist. Das weckte seinen Jagdtrieb in ihm. Der Jagdtrieb nach Tetsuo…Und kurz darauf rannten auch schon Kai und Yamagata los, der Jüngste sah noch mal hinter und rief:

„Sei vorsichtig Tetsuo!“

Der nickte und renkte sich kurz den rechten Arm ein. Wollte gerade losfliegen als Kaneda zu ihm kam und ihn sanft um die Hüfte packte. Ihn damit näher an sich zog und der PsyKI verwirrt zu ihm hoch sah. Auch etwas errötete als er fragte:

„W-was soll das denn jetzt?“

Und dann küsste ihn Kaneda. Verliebt und nur kurz auf die Lippen, aber es hatte gewirkt. Er sah ihn sanft an und sprach ihm zu:

„Pass auf dich auf Tetsuo.“

Ihre Blicke ruhten aufeinander…und dann lächelte der junge PsyKI zurück.

„Das werde ich, keine Sorge…Aber sei du auch vorsichtig.“

Es fiel ihm schwer, aber Kaneda ließ ihn los und rannte zu seiner Deckung hinter. Tetsuo schnaufte kurz aus und fing plötzlich an seinen Hoodie auszuziehen. Er warf ihn neben sich in eine Ecke und sprach zu sich selbst:

„So sehr ich ihn auch mag…der wäre mir jetzt etwas im Weg.“

Dann renkte er sich noch mal schnell den Rücken ein. Lies die zarten Muskeln auf Hochtouren laufen und streckte sich zum Abschluss. Hatte oberhalb nur noch das weiße, ärmellose Hemd an, wodurch man die zarten Muskeln seiner Arme sehen konnte und erhob sich endlich in die Lüfte.

Als er zu der Maschine hochflog erinnerte er sich wieder an dieses Gefühl. Er hatte es echt vermisst. Er liebte das Fliegen. Es gab ihm das Gefühl von Freiheit und seit er mit Kaneda lebte hatte er dies nicht mehr gemacht. Er war wie ein Vogel der endlich seine Flügel wieder öffnen durfte um den Himmel zu erreichen. Es klang verrückt, aber er wünschte sich etwas in der Sekunde als er das tat. Er wünschte sich mit Kaneda zu fliegen. Genauso. Ihm von oben seine Welt zeigen zu können. Mit ihm über den Dschungel seiner Heimat, oder die verschneiten Gebirge fliegen zu können. Nur sie alleine. Ihn fühlen zu lassen wie toll es ist. Auch weil Kaneda mal gesagt hatte dass er gerne fliegen können würde. Mit Kaneda zu fliegen…Seite an Seite über den Wolken und in der Wärme der Sonne…so frei…das war ein wunderschöner Gedanke. Wenn auch kitschig. So könnten sie überall hin. Egal wohin. An Orte wo sie sein könnten wie sie sind. Frei und für immer zusammen…Aber das war etwas Fiktionales. Ein Traum der ein Traum bleiben würde…

Er kam oben an und stellte sich auf die Maschine. Sah runter zu der Tür durch die sie gekommen waren. Nun hieß es warten. Warten auf den Feind. Und es dauerte auch nicht lange da wurde das Heulen lauter. Ein erstes Scheppern war zu hören. So laut und kreischend das es durch das gesamte Gebäude riss. Es war die erste Tür die nachgegeben hatte unter dem Gewicht der Masse die sich auf sie stürzte. Die Tür die Tetsuo noch versiegelt hatte. Was bedeutete mit der nächsten Tür war es bei ihnen. Er atmete noch mal tief ein und fokussierte sich. Er wusste was seine Aufgabe war und was er zu tun hatte. Erst musste er das Ding ablenken und den Griffen nach ihm ausweichen. Was auch immer passierte er durfte sich nicht packen lassen. Es könnte ihn zertrümmern, ihm alle Knochen brechen und zerquetschen. Immerhin…brauchte es ihn nicht unbeschädigt. Wahrscheinlich nur am Leben. Und wenn Kaneda und die Jungs dann anfingen auf es zu feuern, musste er sich noch darauf konzentrieren wo das Gehirn war. Und dann musste Yamagata dem Vieh den Rest geben.

Als das erste Donnern gegen die Tür zur Halle ertönte machten sich alle bereit. Kaisuke checkte seine Barretta. Kaneda seinen Revolver und Yamagata den Ladestatus seiner Waffe. Alle Systeme waren bereit. Gab ihm das Kommando und er würde das Ding ins Weltall pusten! Kaneda sah noch mal zu Tetsuo hoch und der zu ihm runter. Sie nickten sich bestätigend zu und dann riss auch schon das Brüllen der Tür die Stille der Halle in Zwei und sie sahen hin.

Das Wesen rutschte mit seiner schleimigen Masse einfach über die aus den Angeln gerissene Tür hinweg. Tetsuo sah ihm dabei zu. Der Anblick…war schrecklich. Erst jetzt wurde ihm bewusst was er da alles sah. Es hatte keine Form. Man konnte nicht sehen wo Hinten oder Vorne war. Adern zogen sich über blasses, unförmiges Fleisch und ein Auge starrte zu ihm hoch. Leblos und riesig. Und zwischen all der Bewegung des Fleisches schlich sich immer wieder frisches Blut durch. Wahrscheinlich von Mad, den es vorher in seinem Körper zerrissen und zerquetscht hatte. Und dann heulte es laut auf und schlich sich auf ihn zu. Hatte Tetsuo registriert und seinen Instinkt ihn zu fressen wieder in Gang getreten. Kaneda hatte recht. Es war nur auf ihn fixiert. Warum? Selbst wenn es dadurch stärker werden könnte, was hätte es davon? Es würde nie wieder ein Mensch sein…Lenkte nur noch der Erhaltungstrieb sein Handeln? Der Trieb zu fressen?

Tetsuo erhob sich in die Luft und sah das Wesen weiter an, das sich völlig willenlos auf ihn zubewegte. Er empfand pures Mitleid mit seinem Artgenossen. Aber wenn es ihn oder seine Freunde versucht zu verletzten…dann gab es keine Gnade von ihm. Und dann brüllte er runter:

„Mir ist egal was mit dir passiert ist! Ob du es so wolltest oder es gegen deinen Willen war! Denn wenn du mich und meine Familie bedrohst werde ich dich in Stücke reißen!!“

Und dann schnellte ein adriger Tentakel nach ihm. Formte am Ende eine massige Hand die nach ihrer Beute fassen wollte. Doch sie verfehlte ihr Ziel. Tetsuo wich schnell nach rechts von sich aus und flog einige Meter weg, ließ aber nicht seinen Angreifer aus den Augen. Es wer ein fataler Fehler. Die Masse schlich sich langsam auf die Maschine hoch, auf der er eben noch gestanden hatte. Er wusste nicht mal ob sie sich ihm zu wand, weil wie gesagt: keine Ahnung wo Hinten oder Vorn war. Aber er wusste dass sie ihn versuchen würde zu schnappen, das reichte völlig. Über der Maschine sah er einen Deckenpfeiler horizontal hängen. Nicht lange fackelte er und riss ihn mit seinen Gedanken aus den Angeln und ließ ihn auf das Wesen herabfallen. Metall krisch als er das tat, doch kaum als es in der Masse aufschlug gab es keinen Knall. Es war kein Geräusch vorhanden, weil es so weich und unförmig war. Dennoch heulte es auf und schien was zu merken. Mit einem Tentakel packte es den Pfeiler und hob ihn an. Kaneda und seine Jungs sahen dem zu und Yamagata fauchte sauer:

„Ist der bescheuert?! Wenn er so weiter macht begräbt er uns noch mit samt dem Vieh in dieser Halle! Tetsuo! Hör auf damit du Spinner!!“

Und auch Kaneda schrie plötzlich zu seinen Liebsten hoch. Aber nicht wegen der Aktion eben. Sondern weil er sah wie das Vieh den Pfeiler nach Tetsuo werfen wollte!

„Tetsuo!! Pass auf!!“

Und da flog der Pfeiler auch schon auf ihn zu. Erneut wich der junge PsyKI diesem Angriff locker aus und der Pfeiler knallte mit voller Wucht weiter hinter ihm an eine der vier Wände der Halle. Laut und todbringend. Doch er konnte sich nicht darauf konzentrieren denn schon kurz darauf griffen weitere Tentakel nach ihm. Erst einer, dann zwei, dann drei. Es wurde Sekunde für Sekunde mehr. Je öfter und erfolgreicher er auswich. Derweil hatten auch schon Kaneda und Kai angefangen zu schießen und das war der einzige Part an Kanedas Plan der dumm war. Er hatte recht mit der Tatsache dass es sie ignorieren würde, aber das Schießen brachte wirklich nichts. Die Masse regte sich kein Stück, dafür fehlte einfach die Wucht. Weswegen er auch das Feuer einstellte und zu Kai rief, der einige Meter links von ihm war:

„Lass es Kai! Es bringt rein gar nichts!“

„Ach was?!“

Kam es von dem Kleinen genervt zurück und er stellte auch das Feuer ein und sah zu der Masse vor sich hoch. Yamagata kam neben ihn und hatte die Laserknarre im Anschlag. Sie sahen alle wie Tetsuo immer und immer wieder geschickt auswich, sich teils sogar wie auf Kommando teleportierte und damit noch knapp entkam. Er war gut. Verdammt er war sehr gut und alglatt. Aber in dem Tempo würde er nicht mehr lange durchhalten! Denn es wurden ja immer mehr Adern die nach ihm griffen, es war als wäre das Monster auch langsam angepisst und krisch auch vor Wut dabei. Sie brauchten die Stelle wo das Gehirn war und das schnell! So das Yamagata schrie:

„Tetsuo!! Sag mir verdammt noch mal wo ich hin schießen soll!!“

Das war nicht so einfach. Tetsuo konnte sich kaum konzentrieren. Er versuchte es immer wieder mal zu spüren, aber er konnte es nicht festnageln. Je mehr er auswich, umso mehr verlor er den Fokus. Und das machte ihm Angst. Und da er noch keine Antwort hatte schrie Yama wieder los:

„TETSUO!!“

So das der Kleine dann runter brüllte, als er kurz Luft hatte:

„Ich weis es nicht! Ich kann mich nicht konzentrieren! Es scheint überall zu sein!“

Und da platzte Yama der Kragen. Er schnaufte sauer aus und hob die Waffe zum zielen. Immer musste er alles allein machen! Und bevor jemand ihn aufhalten konnte gab er den ersten Schuss ab! Etwas musste getan werden! Denn wenn es nach ihm ging, geriet gerade alles aus den Fugen und sie verloren die Kontrolle über den Plan! Der Schuss fetzte durch den Raum und knallte an der Seite, die ihnen zugewandt war, in das Fleisch. Wie ein Ballon mit Wasser gefüllt platzte die Masse an der Stelle auf und es krisch ein Heulen durch den Raum. Fleisch und Blut ergoss sich aus der Explosion und regneten auf den Boden vor ihnen. Kaneda sah erschrocken zu Yamagata und schrie:

„Bist du bescheuert?! Yamagata!!“

Denn es war in seinen Augen Energieverschwendung der Waffe. Der Große sah zu ihm rüber und fauchte:

„Willst du nur rumstehen und warten bis es Tetsuo geschnappt hat?! Denn wenn wir nicht langsam mal was tun wird genau DAS passieren!“

Machte er sich Sorgen um den PsyKI? Und plötzlich stellte das Monster vor ihnen die Hetzjagd nach Tetsuo ein und kam zum Stillstand. Es wurde ungewöhnlich still im Raum und der junge PsyKI kam in der Luft zu stehen. Was…war los? Warum hörte es auf? Alle fragten sich das in dem Moment und dann schien die Masse zu zucken. Nein zu vibrieren. In einem Bruchteil einer Sekunde war ein einzelner dünner Tentakel aus der Masse gewachsen und schoss auf Yamagata zu. Offensichtlich hatte er die Aufmerksamkeit und es wollte ihn greifen. Es geschah so schnell. Und doch konnte, bevor das Teil sein Ziel traf…ihn Kai noch aus dem Weg schubsen! Er rief dabei Yamagata seinen Namen aus und kaum als der Große auf dem Boden aufschlug hatte der adrige Tentakel den Jungen, der ihn eben gerettet hatte, umschlungen und hob ihn hoch. Erstarrt sah ihm Yamagata nach so wie auch Kaneda, nur der reagierte aus Verzweiflung und schoss mit seinem Revolver an den Tentakel, da wo Kai nicht war. Natürlich sinnlos. Der Junge spürte wie ihm die Luft abgedrückt wurde und wenn es so weiter ging würden Knochen brechen und Organe zerquetscht werden. Er hatte sich in den Weg geworfen. Für den Menschen den er liebte. Genauso wie Tetsuo damals für Kaneda. Der junge PsyKI reagierte auf der Stelle und holte mit dem rechten Arm in der Luft aus. Kurz darauf schwang er ihn nach links und erzeugte damit eine Druckwelle die es in sich hatte. Er riss damit Fleisch aus der anderen Seite Masse und brachte sie erneut zum Brüllen. Der Tentakel der Kai im Griff hatte reagierte und warf den Jungen von sich. Kai knallte rechts an einen großen Metallkessel und keuchte auf vor Schmerz. Lag dabei unter einem Metallgitterweg der über ihm entlanglief. Und kurz darauf knallte der Tentakel wütend über ihn hinweg an einen der Stützpfeiler und zuckte dann zurück in seine Masse. Schwach lag der Junge auf dem Bauch und sah über sich. Sah wie es über ihm zusammenbrach. Es ihn töten würde. Das Metall würde sich in seinen Körper bohren. Ihn aufspießen. Er würde sterben. Hier und jetzt.

Kaneda schrie nach ihm und rannte los, so wie auch Yamagata, der im Schock gerafft hatte was er für Scheiße gebaut hatte. Das war seine Schuld gewesen. Er wäre nicht schnell genug. Er würde ihn verlieren. Und das war seine Schuld. Wie ein kaputtes Band lief dieser Satz in seinem Kopf ab. Er streckte den rechten Arm nach ihm aus und schrie seinen Namen. Er liebte ihn. Wenn Kai starb…dann starb er auch. Eine Träne schlich sich au seinem rechten Auge. Noch nie zuvor hatte Yamagata auch nur eine Träne in seinem Leben vergossen. Aber nun war es passiert. Und es war der schrecklichste Schmerz in seiner Brust den er je gespürt hatte. Und er wurde schon oft verprügelt, brach sich Knochen oder litt seelisch. Nicht war mit diesem Schmerz in der Sekunde zu vergleichen. Er verlor den einzigen Menschen auf dieser Welt den er liebte…und er konnte nichts dagegen tun.

Aber dann erschien aus dem Nichts eine Gestalt über Kai. Während das Monster schrie und vor Irritation nicht zu wissen schien was es tun sollte, hatte sich Tetsuo in einem Bruchteil einer Sekunde über den Kleinen teleportiert. Er hielt beide Arme von sich nach oben und verhinderte dass das Gebilde über ihnen zusammenbrach. Er verhinderte das unvermeidliche. Und gewann Zeit. Dabei sah er zu Kai unter sich und sprach etwas angestrengt, weil er schon langsam erschöpft wurde:

„M-Mach das du hier wegkommst Kai!“

Der sah schwach zu ihm hoch und sprach auch zittrig:

„M-Mir tut alles weh…I-ich kann nicht…“

Was bedeutete er konnte sich nicht bewegen. Und Tetsuo wusste nicht wie lange er noch das Gebilde über sich halten konnte! Kaneda bremste aus und sah rechts von sich hoch. Er sah wie das Monster wieder anfing sich zu fassen und gleich wieder angreifen würde. Er musste Yamagata Zeit verschaffen Kai da wegzuholen! Also sah er sich wild im Raum um. Und er fand sein Ziel. Er hatte einen Plan. Zückte seinen Revolver und zielte auf ein Fass rechts neben der Maschine auf der das Monster saß. Ein Kerosinbehälter. Das Zeug würde knallen und Brennen wie Zunder! Und er verursachte auch den Funken. Er schoss ein Loch in den Behälter und die Flüssigkeit lief aus ihr raus. Schließlich kramte er nach seinem Feuerzeug in der Tasche und entzündete es. Warf es auf das Kerosin. Und dann knallte es! Es fing lichterloh an zu Brennen und erwischte sogar das Fleisch der Kreatur am unteren Rand. Die krisch wieder auf und zog sich zusammen. Ihr Fleisch schien gut zu brennen und es breitete sich nach oben weiter aus. Das gab etwas Zeit. Er sah zu den Anderen und sah das Yamagata angekommen war. Sofort kam er auf die Knie und fasste sanft dem Jüngsten an die rechte Wange. Er zitterte, das konnte Kai spüren. Tetsuo, der immer mehr zu kämpfen hatte sah hinter sich und fauchte:

„Schaff ihn endlich weg!!“

Yamagata sah zu ihm hoch. Er hatte…er hatte ihm das Leben gerettet. Er hatte Kai gerettet. Und das obwohl er sich selbst mit in Gefahr gebracht hatte und das hätte nicht tun müssen. Das erstaunte den Großen sehr. Er hatte plötzlich tiefsten Dank und Respekt vor dem PsyKI vor sich. Etwas was er nie für möglich hielt. Das würde er ihm nie vergessen. So nickte er und machte die Waffe auf seinen Rücken. Zog dann Kai sanft unter Tetsuo hervor und hob ihn auf seine Arme. Sah noch mal zu Tetsuo und sprach so ehrlich wie noch nie zuvor zu ihm:

„Danke Tetsuo…“

Das ehrliche Danke tat dem jungen PsyKI gut. Und vielleicht…konnten sie nun endlich auch Freunde werden. Denn akzeptiert hatten sie sich beide in der Sekunde. Dennoch schnaufte er und fauchte erneut:

„Schwing deinen Arsch hier weg!!“

Und Yamagata rannte los und unter der Todesfalle raus. Es brach immer weiter über dem jungen PsyKI zusammen und Kaneda schrie besorgt und laut:

„TETSUO!“

Doch der hatte alles im Griff. Er ließ locker und während es über ihm zusammenbrach teleportierte er sich in Sicherheit und aus dem Radius heraus. Das Geländer schepperte auf den Boden und riss wieder ein schreckliches Geräusch durch die Halle damit. Staub wedelte auf und Tetsuo war schwer atmend über dem Geländer in der Luft. Doch er fand einfach keinen Moment eine Pause, denn dann sah er wie etwas in seinem linken Augenwinkel heran schoss. Er reagierte gerade noch rechtzeitig und konnte dem Tentakel nach hinten weg ausweichen. Das Monster hatte sich wieder gefangen und das Feuer an seinem verkohlten Fleisch ersticken können. Es fasste wieder nach ihm und Tetsuo wich erneut dem Tentakel aus. Es wurde immer schwerer. Dann wich er wieder aus…Aber dafür nicht dem Nächsten…Ein kleinerer adriger Tentakel griff sein linkes Bein und drückte stark zu. Umwucherte das Hosenbein und krallte sich fest. Würde seine Beute nicht mehr loslassen. Tetsuo erschrak dabei und fasste mit beiden Händen diese Adern an. Riss an ihnen aber konnte die schmerzhafte Umklammerung nicht lösen. Sie waren schmierig und heiß. Schleim zog sich als er die Hände davon löste. Und währenddessen wuchsen sie und rankten sich sein Bein hoch. Immer höher, bis sie auch seine Hüfte umklammert hatten und nach den Armen des Jungen bissen. Tetsuo schrie dabei und fing an sich hefiger zu wehren. Er wollte wegfliegen, aber wie ein Fisch am Harken hing er fest. Kaneda sah erschrocken hoch. Brüllte:

„Tetsuo! Du musst dich wegteleportieren!! TETSUO!!“

Das wäre die Lösung gewesen um sich zu befreien. Aber er konnte nicht mehr. Er wurde langsam müde und er kämpfte so sehr körperlich gegen die Adern an, dass er keine Kraft mehr hatte sich zu konzentrieren. Es war wie bei einer Würgeschlange. Je stärker man sich wehrte, umso stärker drückte sie zu und quetschte ihre Beute. Aber los ließ sie auch nicht wenn man locker ließ. Er war gefangen und er konnte nichts tun. Und schließlich waren auch seine Arme umgeben von Adern und diese drückten seine Gliedmaßen an den Körper. Er war gefangen und bis zum Hals gefesselt. Kaneda rannte zu Yamagata hin und riss ihm die Waffe vom Rücken, der sah verwirrt zu wie sein Boss versuchte auf das Monster zu feuern. Aber nichts kam aus der Waffe. Kein Wunder sie war ja auch ID geschützt.

„So ein Mist!!“

Fauchte er und hantierte verzweifelt an der Waffe rum. Keine überhitzte Waffe, dieses Mal eine Geschützte, es war zum kotzen. Er sah zu Yamagata und fauchte:

„Schieß auf es!! Wir müssen Tetsuo da rausholen!!“

Derweil spürte Tetsuo wie etwas seinen Nacken hochglitt. Eine der fingerbreiten Adern schlich sich langsamen diesen hoch und hinterließ ein heißes und nasses Gefühl. Es glitt genau an seiner Wirbelsäule lang und Tetsuo verspürte nackte Angst. Er spürte dass sie nichts Gutes vor hatte. Es war schrecklich. Wie ein Alptraum aus dem man nicht fliehen konnte. Und dann spürte er auch schon einen stechenden Schmerz. Heiß, brennend und qualvoll. Die Ader hatte sich in seine Haut gebohrt, punktuell rein gestochen und suchte in seinem Nacken nach einem Nerv. Den sie auch dann traf und sich an diesen heftete. Und Tetsuo schrie. Noch nie hatte er so laut und voller Schmerz geschrien wie in diesem Moment. Denn es hatte sich an den Hauptnerv zum Gehirn festgesaugt. Und er spürte wie seine Sinne nachgaben. Sein Gehirn anfing abzuschalten und es betäubt wurde. Er hörte nichts mehr. Weder den Zug des Windes oder das verzweifelte Schreien seines Liebsten. Es wurde dunkel um ihn und er schloss leicht die Augen. Es tat weh. Es tat so weh.

Aber zwischen all dem Schmerz…hörte er plötzlich eine Stimme…sie rief seinen Namen. War es Kaneda? Kai? Kaori? Er kannte diese Stimme…Und dann verstand er. Keiner von ihnen…Es war das Monster das zu ihm sprach. Seinen Namen rief als es sich mit ihm verbunden hatte. Durch den Nerv hatten sie eine Verbindung aufgebaut. Wie eine Mutter und ihr Ungeborenes durch eine Nabelschnur. Nein es war…er sah es deutlich vor seinem inneren Auge. In der Dunkelheit. Dieses Wesen…es war…

„…Ku…wata?“

Sprach er leise zu sich und sah seinen ehemaligen Artgenossen vor sich stehen. Er sah traurig aus. Aber er war erwachsen, so wie ihn Tetsuo nie zuvor gesehen hatte. Ihn nur aus seiner Kindheit kannte. Und Kuwata hatte Schmerzen. Genauso wie er auch. Kuwata lächelte ihm zu. Ein großer Kerl. Größer noch als Yamagata und mit wildem Haar das zum Himmel stand. Es war so still. Sie sahen sich nur an und dann reichte er Tetsuo die rechte Hand. Als Geste diese zu nehmen.

„Es tut dann nicht mehr weh. Es wird alles aufhören weh zu tun. Es ist besser so Tetsuo…“

Er sagte das sehr leise und einladend. Aber auch sehr verzweifelt und voller Schmerz. Und Tetsuo wollte das sein Schmerz aufhörte. Seit er geboren wurde hatte er Schmerzen. Immer und immer wieder. Verachtung, Angst, Kälte, Hass…alles verursachte Schmerzen…Einsamkeit…Und währenddessen schlichen sich Tränen aus seinen Augen. Er wollte die Hand nehmen…er wollte das es aufhört…Es sollte einfach aufhören…Er konnte nicht mehr…

Aber dann sah er etwas anderes. Etwas tief aus seiner Seele, was so lebhaft vor ihm erblühte als würde es gerade passieren…Er sah Kaneda. Er lächelte ihn an. Er reichte ihm auch die Hand. Erinnerungen an ihn. Er sah wie sie sich das erste Mal begegnet sind. In diesem Gebäude. Wie sich ihre Blicke trafen und ein Band formten dass keiner verstand. Wie er ihn anlachte. Ihm ein zuhause gab…Wie sie sich das erste Mal geküsst hatten. Fühlte wie ihm das Herz bis zum Hals schlug. Spürte die Wärme des Menschen den er liebte und endlich verstand er…Schmerz gehört zum Leben. Das hatte er auch mal zu Kaneda gesagt. Dieser Schmerz formte wer er war. Denn trotz all diesem Schmerz gab es auch etwas Schönes im Leben…Freunde, Familie, Spaß, Heimat…Liebe. Und das wollte er nicht verlieren. Er wollte nichts davon verlieren! Und so griff er Kanedas Hand in seiner Seele und verweigerte die von seinem Artgenossen Kuwata. Sah zu ihm und sprach sanft:

„Was willst du von mir?“

Kuwata sah ihn still an…

„Hilf mir.“

„Wie kann ich dir helfen?“

„…töte mich.“

Eine letzte verzweifelte Bitte…Und da wachte Tetsuo auf und war wieder in der Halle. Im Hier und Jetzt. Noch immer im eisernen Griff der Adern seines Bekannten aus der Kindheit. Er brüllte vor Wut. Es war nicht fair! Es musste aufhören! Und dann riss er doch tatsächlich einen seiner Arme aus der Umklammerung! Fasste sich hinten an den Nacken und riss die Verbindung zwischen ihnen ab! Weißer Rauch zischte als er die Ader komplett aus sich riss und sie in seiner Hand zerquetschte. Eine Schockwelle aus sich ließ und diese komplett die Umklammerung löste. Fetzte förmlich alles an Adern von sich und flog weiter schwer atmend in der Luft. Und noch nie war sein Blick und Verstand so klar wie in der Sekunde. Er wusste was zu tun war. Und er fand auch was er suchte. Er formte seine Hände vor sich und drückte sie langsam aufeinander zu. Als würde er etwas Unsichtbares zusammendrücken. Was zeigte dass er mit seinen Kräften die Masse vor sich manipulierte und den Kern zwang sich zu offenbaren. Er drückte das Gehirn aus der Masse langsam raus, was sich in Bewegung und kreischen der Masse zeigte und die Jungs sahen ihm erstaunt dabei zu. Tetsuo zeigte sich in vollem Ausmaß seiner Kräfte und Potenzial. Zumindest den Teil den er bewusst kannte. Und als er das machte sprach er laut dabei:

„Ich kann dich nicht retten! Ich besitze nicht die Kräfte um dich wieder zurück zu verwandeln Kuwata! Aber auch wenn ich deinen Körper nicht retten kann, so kann ich das für deine Seele tun! Ich weis nicht was dir angetan wurde! Aber ich verspreche dir, dass ich das herausfinden werde! Ich werde nicht zulassen dass meiner Art noch weiter böses angetan wird! Keinem meiner Freunde, Familie und Menschen die ich liebe! Deswegen bitte ich dich…“

Und schließlich hatte er den deformierten Kopf seines Artgenossen aus der Masse zum Vorscheingebracht. Sah ein letztes Mal in das entstellte Gesicht von Kuwata…das erlöst schien. Vollendete dabei den Satz:

„…Verzeih mir.“

Und dann drückte er die Hände komplett aufeinander. Er drückte zu und die Schlinge damit ebenfalls. Mit einem lauten Knacken gab etwas nach. Etwas was die Menschen unten nicht sehen konnten, aber Tetsuo von oben schon. Sah wie die Schädeldecke brach und der Kopf sich verformte. Und dann war es vorbei. Es wurde still. Die Masse hörte auf sich zu bewegen und zerlief mit der Zeit auf der Maschine. Dampfte genauso wie Takeyama, als er starb. Und Alle wussten dass es vorbei war. Und zum ersten Mal in seinem Leben…hatte Tetsuo bewusst ein Leben genommen. Aber eine Seele vielleicht sogar gerettet und ihr den Weg in die Wiedergeburt eingeleitet. Auch wenn er persönlich nicht an sowas glaubte. Etwas was ihn von seinen Artgenossen in der Heimat unterschied.

Yamagata hatte noch immer Kai in den Armen und sah zu ihm runter. Erntete ein Lächeln des Kleinen und strich ihm dann sanft mit der Stirn durch das zerzauste Haar. Machte Kai damit auch klar, dass es vorbei war. Das sie sicher waren. Kaneda dagegen sah wie sich Tetsuo zurück zum Boden begab. Hinter der Maschine. Er rannte sofort los und kam rechts um die Maschine herum. Und dort sah er ihn dann. Sah Tetsuo wie am Boden kniete und sich die Hände vor das Gesicht hielt.

Er zitterte, dass sah Kaneda selbst auf die Entfernung. Noch immer lief das Blut seinen Nacken hinunter auch wenn die Wunde bereits schon heilte. Und obwohl er sicherlich nicht wollte dass man ihn so sieht, kam Kaneda langsam auf ihn zu. Je näher er kam umso deutlicher hörte er das Schlurzen des Kleinen. Er weinte in seine Hände und der Ältere wusste auch warum. Er war so empfindlich und zart. Obwohl er wusste dass dieses Wesen ihn töten wollte und er nur sein eigenes Leben schützte, indem er es umbrachte…litt er darunter dieses Leben genommen zu haben. Bewusst genommen zu haben.

Kaneda hatte ihn erreicht und kniete sich neben ihn. Fasste ihm sanft an den Schultern und drehte ihn zu sich. Drückte den zittrigen Körper an seinen um ihm Nähe und Schutz zu geben. Und Tetsuo ließ es auch zu, denn er wusste dass es sein Liebster war. In wenigen Sekunden danach drückte er sich an die Brust von Kaneda und schlurzte in diese. Der strich ihm sanft mit der linken Hand über die hohe Stirn und in das weiche Haar. Der andere Arm hielt ihn fest an seine Brust gedrückt.

„…Es war nicht deine Schuld…Das weist du auch.“

Sprach er sanft zu Tetsuo runter und der nickte nur stumm.

„Du hast jeden heute gerettet. Nicht nur uns…auch ihn. Er hätte weiter andere verletzt Tetsuo. Du hast das Richtige getan.“

Und da löste der Kleine sich sanft von ihm und rieb sich vor ihm kniend die letzten Tränen aus den Augen. Sah Kaneda dann in die Augen und antwortete:

„Ich weis es nicht…Ich weis nicht mehr was richtig oder falsch ist. Aber…aber ich weis was ich möchte. Und das ist die Menschen die ich liebe beschützen. Ich möchte…dass es euch gut geht Kaneda. Kai…und nun auch Yamagata sind meine Freunde. Und du…bist der Mensch den ich…Ich möchte nicht das euch was passiert. Ich habe solche Angst davor. Ich lasse es nicht zu Kaneda…“

Kaneda lächelte ihn an.

„…Dann lass es nicht zu. Ganz einfach Tetsuo…“

Als er das gesagt hatte kam Kaneda zu ihm runter und ließ sein Gegenüber verstummen. Durch einen sanften Kuss auf den Mund. Und wie immer drückten sie sich aneinander und genossen es. Verfielen sich sanft gegenseitig und es gab nur noch sie. Etwas was immer wieder geschah zwischen ihnen. Etwas was keiner bestimmen konnte, oder wusste woher es kam oder was es war. Warum es so war. Und genauso wie jedes Mal wurde beiden etwas klar in diesem Moment. Sie mussten herausfinden wie sie diese Sache mit den PsyKI beenden konnten. Und noch etwas wurde klar…dass dieses Band zwischen ihnen nicht nur Liebe war. Es war mehr und reichte tiefer…Tiefer als Liebe es je könnte…



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