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Arrangierte Liebe

von

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Prolog

Eigentlich hatte ich gedacht, dass es so etwas wie arrangierte Ehen nicht mehr geben würde. Zu komisch, dass ich jetzt in einer drinsteckte.

Ich wusste natürlich, wer er war. Jeder Zauberer und jede Hexe unserer Zeit wusste, wer er war, schon allein wegen der Rolle, die er im Krieg gegen den dunklen Lord gespielt hatte. Unsere Eltern kannten sich ebenfalls, obwohl ich nicht dachte, dass sie eine so enge Verbindung hatten, die sie jetzt durch ihre Kinder noch weiter festigten.

Ich dachte nicht daran, zu protestieren. Meine Familie hatte so oft und so lange mit mir darüber gesprochen, bis ich am Ende selbst glaubte, dass ich diese Ehe wollte. Es war eine vorteilhafte Verbindung und was sollte man mehr verlangen? Doch am Ende merkte ich, dass ich mich getäuscht hatte.

Die Zeremonie war klein. Nur unsere Eltern und meine Schwester waren zur Trauung anwesend. Er trug einen dunkelblauen Anzug mit Weste und Schlips. Mein Kleid war schlicht, trägerlos mit einem weiten Rock und meine dunklen, langen Haare waren unter dem durchsichtigen Schleier kunstvoll hochgesteckt. Ich empfand das alles als äußerst steif und formell, nicht so wie ich mir den schönsten Tag meines Lebens vorgestellt hätte. Auch die Feier danach hatte eher etwas Offizielles an sich. Unsere Eltern sprachen in den höchsten Tönen von uns, doch wir saßen nur schweigend nebeneinander. Wir kannten uns im Grunde nicht, wir hatten uns vor der Hochzeit nur zweimal getroffen: das erste Mal, als wir einander vorgestellt wurden und das zweite Mal zur Bekanntgabe der Hochzeit. Nun sollten wir unser ganzes Leben miteinander verbringen.

Unsere Eltern hatten uns eine Wohnung in London gekauft. Ein wunderschönes, helles Apartment mit zwei Stockwerken, die über eine Wendeltreppe und eine Galerie miteinander verbunden waren. Der kurze Flur führte vom Eingang direkt ins Wohnzimmer mit offenem Kamin, einer Couch und zwei gemütlichen Sesseln. Von hier führte eine Schiebetür auf den Balkon, den wir mit Korbmöbeln ausgestattet hatten. Im Raum daneben befand sich eine offene Küche. Die Küchenzeile und die davor stehenden Barhocker dienten als Raumtrenner zum Esszimmer. Auf der anderen Seite des Wohnzimmers befand sich ein kleinerer Raum, den ich mir als Büro eingerichtet hatte, da ich teilweise von zu Hause arbeitete und außerdem eine beachtliche Büchersammlung unterbringen musste. Oben befanden sich ein Schlafzimmer mit einem Himmelbett sowie einem begehbaren Kleiderschrank und ein Bad mit Dusche und Eckbadewanne. Es hätte ein wahrgewordener Traum sein müssen, dort zu wohnen, doch die Umstände gestalteten dies etwas schwieriger.

Einerseits war ich froh, als die Hochzeitsfeier spät am Abend endlich vorbei war. Andererseits fürchtete ich mich vor dem, was mir bevorstand. Wir waren beide traditionell erzogen worden, doch ich hoffte, dass er nicht von mir erwartete, dass ich noch Jungfrau war, genauso wenig wie ich es von ihm erwartete. Nichtsdestotrotz war es etwas anderes, mit jemandem zu schlafen, den man mochte, als mit jemandem, den man kaum kannte. Ich fand ihn überaus attraktiv, gar keine Frage, aber das änderte nichts daran, dass er mir gänzlich fremd war.

Doch meine Sorgen waren unbegründet. Nachdem wir uns in unsere Wohnung zurückgezogen hatten und ich in aller Ruhe meine persönlichen Sachen verstaut hatte, die schon heute Morgen in die Wohnung gebracht worden waren, setzte ich mich mit einem Tee auf die Couch. Mit einem kurzen Schwenken meines Zauberstabes entfachte ich ein Feuer im Kamin und ließ mich in die Kissen sinken.

Kurz darauf kam er zu mir, setzte sich aber nicht auf die Couch, sondern in einen der Sessel, um Abstand zu halten, wie es schien.

„Ich kann auf der Couch schlafen, wenn dir das lieber ist“, sagte er in einem kalten Ton.

„Oh nein, ich… ähm…“, stotterte ich. „Ich glaube, das ist nicht der Sinn der Sache.“ Ich spürte, wie ich rot anlief, doch glücklicherweise sah er mich überhaupt nicht an.

„Na schön“, sagte er nur und stand wieder auf. Ich hörte, wie er die Treppe hinaufging und dann wurde oben eine Tür geschlossen. Anscheinend war er jetzt also ins Bett gegangen und hatte mich allein sitzen lassen.

„Na schön“, murmelte ich vor mich hin und seufzte tief. Eine ganze Weile saß ich noch vor dem Kamin, schaute in die Flammen und trank langsam meinen Tee. Ich ließ den Tag noch einmal Revue passieren und dachte darüber nach, was die Zukunft wohl bringen würde. Ob wir wohl für immer nebeneinander sitzen würden ohne miteinander zu reden? Ob wir einfach so nebeneinander her leben konnten? Was sollte das nur werden?

Dann überlegte ich, ob ich nicht lieber seine Idee aufgreifen und auf der Couch schlafen sollte, verwarf den Gedanken jedoch. Ich war noch nie ein Feigling gewesen, und jetzt musste ich mich eben einer neuen Herausforderung stellen. Wahrscheinlich schlief er sowieso schon. Also löschte ich den Kamin, brachte meine Tasse in die Küche und erklomm die Wendeltreppe. Vor der Tür zum Schlafzimmer hielt ich kurz inne und lauschte. Doch ich konnte kein Geräusch hören, was mir verraten hätte, ob er schlief oder wach war. Leise öffnete ich die Tür und spähte in den dunklen Raum. Nichts bewegte sich. Auf Zehenspitzen schlich ich durch das Zimmer. Als sich meine Augen immer mehr an die Dunkelheit gewöhnten, konnte ich seine Silhouette unter der Bettdecke erkennen. Im Bad zog ich mich um, bürstete meine Haare und putzte meine Zähne. Dann betrachtete ich mich noch einmal lange im Spiegel. Ich sah nicht anders aus als am Tag zuvor, nicht älter, nicht erwachsener, nicht wie eine Ehefrau.

„Wo bist du da nur hineingeraten?“, fragte ich mein Spiegelbild. Leider erhielt ich keine Antwort, also knipste ich das Licht aus und ging leise durch das Schlafzimmer zum Bett. Vorsichtig hob ich die Decke hoch und legte mich hin. Dabei achtete ich auf die kleinste Bewegung von ihm, doch er lag einfach nur still da und atmete ruhig und gleichmäßig.

Würde das jetzt den Rest meines Lebens so sein? Würde ich mit einem Mann im selben Bett schlafen, den Rücken zugekehrt und das wäre es? Was für ein Leben wäre das? Mit diesen trüben Gedanken schloss ich die Augen und wartete auf den Schlaf. Ich lag noch eine ganze Weile wach, aber ich traute mich nicht, mich zu bewegen. Irgendwann wurde mein Körper dann doch schwer und ich muss wohl eingeschlafen sein. Einfach so. In meiner Hochzeitsnacht.

Ach ja übrigens, falls ihr euch fragt, wer ich eigentlich bin: Am Tag zuvor war mein Name noch Astoria Greengrass. Nun war ich die Frau von Draco Malfoy.
 

Fortsetzung folgt



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