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Im Wechsel der Jahreszeiten

von

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Frühlingsblüten, Sommerastern, Herbstzeitlosen, Winterschnee Teil 30 - zierlich und stark

Marti schreckte aus dem Schlaf. Irgendein Geräusch hatte ihn geweckt.

Da war es wieder.

Es klingelte an der Wohnungstür.

Er schaute auf sein Handy. Zwei Uhr zwanzig. Es musste etwas passiert sein.

Er sprang aus dem Bett und lief los.

Als er die Tür öffnete, stand ein völlig aufgelöster Felix vor ihm.

„Marti, ich brauche eure Hilfe – Bianca – bitte...“

Und schon war Felix wieder auf der Treppe und rannte nach oben.

Marti sauste zurück ins Schlafzimmer, rief Jako, der verschlafen blinzelte, zu:

„Komm schnell zu Felix, da ist was passiert!“, und rannte los. Jako würde schon kommen.
 

Oben war die Wohnungstür auf.

„Felix?“

„Schlafzimmer...“

Jako kam auch schon angerannt. Ebenso wie Marti in Schlafshirt und Boxershorts. Wenn ein Freund Hilfe braucht, kommt es auf so was nicht an.

Bianca saß im Bett, zusammen gekrümmt, und stöhnte. Felix hielt sie.

„Sie hat Schmerzen...“, sagte er hektisch, „und Blutungen...“

Jako hatte schon das Handy am Ohr und rief den Krankenwagen. Marti setzte sich zu Bianca und legte den Arm um sie.

„Felix, pack mal bitte das nötigste für sie zusammen, fürs Krankenhaus, okay?“, sagte er.

Felix nickte und machte sich daran, ein paar Sachen in eine Tasche zu packen.

„Krankenkassenkarte, Mutterpass“, sagte Marti. Felix hätte vor Aufregung an nichts dergleichen gedacht.
 

Jako legte auf.

„Sie sind gleich da.“

„Gut“, sagte Marti, „Jako, bist du dann so gut und holst uns beiden ein paar Sachen rauf, damit wir uns was anziehen können? Felix, du fährst im Krankenwagen mit, schreib uns dann an, in welche Klinik, und wir kommen mit unseren Auto hinterher und bringen die Sachen mit. Dann können wir dich auch später wieder nach Hause mitnehmen. Okay?“

Jako sauste die Treppen runter, Felix steckte sein Handy ein und dann warteten sie.

Nachdem die Fischers sich angezogen hatten, lief Marti nach unten, fuhr ihr Auto weg, das mal wieder passend fast vor der Haustür stand, und schuf somit Platz für den Krankenwagen. Er wies die Sanitäter ein, zeigte ihnen den Weg zur Wohnung.

Kurz, er war der, der den Überblick behielt.

Jako dagegen war derjenige, der Felix mit seiner ruhigen Art und Zuversicht vor dem Durchdrehen bewahrte.
 

Man wollte nichts riskieren und trug Bianca auf der Trage die Treppen runter. Sie hatte Schweiß auf der Stirn und der arme Felix war außer sich vor Angst.

Konnte man ja verstehen.

Er liebte Bianca. Und sein ungeborenes Kind.

Marti und Jako sahen den Wagen davon fahren. Kurze Zeit später kam die SMS mit den Worten „Skt. Elli.“

Sie warfen die Tasche in ihr Auto und fuhren los.
 

Gemeinsam mit Felix warteten sie schließlich auf dem Krankenhausflur.

Jako hasste Krankenhäuser. Das letzte mal hatte er so gesessen und gewartet, als sein Schatz nach der Beerdigung von Alex zusammengeklappt war... er dachte mit Schaudern daran.

Jedenfalls saßen sie und warteten. Die Zeit schien einfach nicht zu vergehen.

Die große Uhr, die an der Wand des Krankenhausflures hing, tickte leise vor sich hin.

Felix hatte das Gefühl, dass die Sekunden sich endlos lange dahin zogen.
 

Schließlich öffnete sich die Tür des Untersuchungszimmers.

Eine junge Ärztin trat heraus.

„Wer von ihnen ist Herr Denzer?“

Felix trat vor.

„Nun“, sagte sie, „es geht ihrer Frau soweit erst mal ganz gut. Allerdings ist die Frucht gefährdet.“

Felix wurde blass.

„Es besteht die Gefahr einer Fehlgeburt, wenn ihre Frau sich nicht ab sofort schont. Sie wird die restliche Schwangerschaft liegend zubringen müssen. Nicht mehr als eine Stunde am Tag aufstehen. Wenn sie das zu Hause gewährleisten können, darf sie in ein bis zwei Tagen wieder nach Hause. Wenn nicht, wird sie hier bleiben müssen.“

Felix schluckte und stotterte:

„Da... darf ich bitte zu ihr?“

„Ja, aber nur kurz. Sie dürfen sie dann auf ihr Zimmer begleiten. Morgen könne sie dann wieder kommen. Regen sie sie nicht auf, das wäre nicht gut.“
 

Jako und Marti warteten weiter auf dem Flur.

Biancas Tasche hatte inzwischen Felix mitgenommen.

Eine halbe Stunde später war er wieder bei ihnen.

„Sie schläft jetzt.“

„Komm“, sagte Marti, „wir fahren nach Hause. Dann schläfst du auch ein bisschen. Und morgen früh fahren wir dich wieder her, nachdem du bei uns vernünftig gefrühstückt hast. Ich rufe gleich früh im Studio an und sage ab, und Jako kann sicher auch mal der Uni fernbleiben.“

Jako nickte.

Felix seufzte, wollte protestieren, aber er sah ein, dass das vernünftig war.

Also gingen sie zum Auto.

Bevor sie einstiegen, nahm Jako Felix noch mal fest in den Arm.

„Keine Sorge, bester Freund. Bianca schafft das. Und wir halten alle zusammen, okay?“

„Ja“, sagte Marti, „Bianca ist zwar klein und zierlich, aber stark. Die schafft mehr, als man ihr zutraut.“

Felix lächelte und fühlte sich nicht mehr ganz so schrecklich.
 

Sie schafften es, Felix ins Bett zu verfrachten.

Als sie selber auch wieder in ihrem Bett waren, war es inzwischen sechs Uhr. Sie stellten den Wecker auf halb neun Uhr und versuchten zu schlafen. Es ging so einigermaßen.
 

Morgens machten sie Frühstück und holten Felix.

Sie zwangen ihn, einen Kaffee und eine Scheibe Toast zu sich zu nehmen, mit dem Argument, dass Bianca nicht geholfen wäre, wenn er auch noch zusammenklappte.

Das überzeugte ihn, und beim Essen kam der Appetit. Er schaffte sogar eine zweite Scheibe und eine halbe Grapefruit.

Dann fuhren sie wieder los.
 

Felix durfte zu seiner Frau ins Zimmer.

Die beiden Fischers warteten in der Cafeteria.

Plötzlich nahm Marti Jakos Hand.

Er sah ihm in die Augen und sagte:

„Jako, ich denke du musst anfangen, über etwas nachzudenken... nämlich eure Tour. So wie die Dinge liegen, werdet ihr sie absagen müssen.“

Daran hatte Jako noch nicht gedacht.

Er wurde blass, und holte tief Luft.



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