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Im Wechsel der Jahreszeiten

von

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Frühlingsblüten, Sommerastern, Herbstzeitlosen, Winterschnee Teil 18 - Schneeregenzyklus Teil 7 - Regen und Schnee

Die nächsten Tage waren schrecklich.

Wie besprochen blieb Marti am Montag zu Hause und Jako kümmerte sich um alles.

Er rief im Studio an und erklärte, was los war. Man hatte vollstes Verständnis und bat auszurichten, dass Martis sich, wenn er wollte, ruhig ein paar Tage frei nehmen könnte.

Er nahm einen weiteren Anruf von Gerald entgegen, der selber fix und fertig war, sich jedoch um alle Laufereien kümmerte bezüglich der Beerdigung usw., denn Alex' Eltern konnten das nicht. Die waren regelrecht krank vor Kummer.

Er besprach, dass Marti und er bei der Beerdigung dabei sein würden.

Er besorgte von Frau Lindner noch einige Portionen Hühnersuppe.
 

Er bestellte ein Trauergesteck, und ließ auf die Schleife auf Martis Wunsch hin drucken:

„Machs gut, Alex. Und danke für alles, was du mich gelehrt hast.“

Er informierte die Freunde, damit sie wussten, wie es Marti ging. Er bat die Jungs aus der WG, ihnen beim nächsten Einkauf ein paar Dinge mitzubringen, denn er wollte Marti nicht alleine lassen.

Er bat die Spacefrogs, sie am Donnerstag zur Beerdigung zu fahren, denn er war selber zu mitgenommen, und wollte so mit den Nerven runter nicht hinters Steuer.
 

Jedenfalls erwies Jako sich als Stütze und Halt für Marti, wie man es sich besser nicht hätte wünschen können.

Marti verbrachte den Montag auf dem Sofa, in die Decke gekuschelt, und von der schnurrenden Midnight gewärmt und getröstet.

Er hing so richtig durch, weinte viel und hatte keinerlei Energie, auch nur irgendetwas zu tun. Aber klar, der erste Tag nach einer solchen Nachricht ist meistens so, dass man völlig kraftlos ist.

Zu allem Überfluss begann er, zum Abend hin auch noch Fieber zu bekommen. Er hustete und seine Nase lief.

Also schleifte ihn Jako am Dienstag Morgen zu Arzt. Eine Erkältung. Das auf dem Boden hocken in Kälte und Regen war eben doch nicht so toll gewesen.

Auf dem Nachhauseweg fuhren sie beim Studio vorbei, um Marti krank zu melden, hielten dann bei der Apotheke, wo Jako alles beschaffte, was man so braucht.
 

Zu Hause packte er Marti mit Kissen und Decken aufs Sofa.

Er hätte ihn ja lieber ins Bett verfrachtet, aber Marti weigerte sich. Er wollte Jako gerne um sich haben. Na ja, Jako hatte im Moment das Bedürfnis, ihm jeden Wunsch von den Augen abzulesen und so ließ er sich dazu überreden.

Er kochte Marti Tee und setzte sich an den Schreibtisch, um ein paar Sachen für die Uni zu machen.

Irgendwann sah er nach Marti und fand ihn schlafend vor, während Midnight sich längs auf seinem Bauch ausgestreckt hatte und ebenfalls schlief.

Jako strich seinem Mann liebevoll über die schweißbedeckte Stirn.

Er sorgte sich um ihn.

Aber... er wälzte auch noch einen anderen Kummer in seinem Herzen... darüber würde er mit Marti reden müssen. Aber nicht jetzt. Erst wenn es ihm wieder besser ging. In mehrfacher Hinsicht.
 

Er setzte sich wieder an den Schreibtisch. Konnte sich aber nur schwer konzentrieren.

Seine Gedanken kreisten um Marti, Alex, Gerald, all das...

er seufzte, klappte sein Laptop zu und setzte sich auf den Sessel.

Er machte sich am Handy Musik an, tat sich Kopfhörer in die Ohren und ließ den Blick nicht von seinem schlafenden Mann. Es wurde ihm wieder mal bewusst, wie sehr er ihn liebte und wie wichtig ihm Marti war.
 

Am Mittwoch hatten sie eine heftige Diskussion.

„Marti! Du bist krank! Hast Husten, Schnupfen, kannst vor Halsweh kaum sprechen. Und hast vor allem hohes Fieber! Du solltest morgen zu Hause bleiben!“

„Jako, das werde ich auf keinen Fall tun! Auf keinen Fall!“

„Marti...“

„Nein, Jako. Ich will mich von der kleinen verabschieden und ihr meinen Respekt erweisen! Ich werde auf diese Beerdigung gehen! Ob es dir passt oder nicht!“

Marti zog ein bisschen den Kopf ein. Was würde geschehen, wenn Jako ihm jetzt befahl zu Hause zu bleiben? Wenn er Gehorsam einforderte?

Marti hatte ihm versprochen, zu gehorchen, aber...dies hier war ein Ausnahmefall. Er würde sich widersetzen. Er würde es hassen, das tun zu müssen, aber er würde sich widersetzen. Es war ihm einfach zu wichtig.
 

Jako spürte das. Er wollte versuchen, Marti zu überzeugen, aber... wenn ihm das nicht gelingen würde, würde er Marti die Entscheidung überlassen. Er würde diesmal gar nicht erst versuchen, seine Vorstellungen, so vernünftig sie seiner Meinung nach auch waren, mit seiner Autorität Marti gegenüber durchzusetzen. Es war wichtig, dass Marti selber entschied.

Also forderte er Marti entgegen seiner Überzeugungen nicht auf, zu gehorchen.
 

„Marti, du hast Fieber, und das Wetter soll laut Wetterbericht morgen richtig mistig werden... du holst dir nur sonst was weg, wenn du da in strömendem Regen stehst...“

„Jako, ich werde auf diese Beerdigung gehen. Und wenn es noch so unvernünftig ist, da pfeife ich drauf. Ich werde gehen. Mit oder ohne deine Unterstützung.“

Jako nahm sein Gesicht in beide Hände, so dass Marti ihm in die Augen sehen musste.

„Marti. Du wirst immer meine Unterstützung haben. Selbst wenn du den größten Mist baust, hast du meine Unterstützung. Das solltest du wissen.“

Marti senkte beschämt den Blick.

„Ich weiß, Jako. Du hast recht. Ich liebe dich.“

„Also Schatz, ich halte es zwar für falsch, aber ich kann dich anderseits verstehen. Wenn dir das also so wichtig ist, werden wir zu der Beerdigung gehen.“

„Du kommst tatsächlich mit?“

„Natürlich Marti. Hab ich dir doch versprochen. Außerdem möchte auch ich mich von Alex verabschieden.“
 

Am Donnerstag Vormittag war das Fieber noch angestiegen, was Jako mit Sorge sah.

Steve hatte freundlicherweise das Gesteck abgeholt und vorbei gebracht.

Er fuhr Jako und Marti am Nachmittag zum Friedhof und ging aus Respekt vor seinen Freunden, denn Alex hatte er nicht gekannt, einfach mit.

Es stürmte, regnete und es war eiskalt.

Sie standen ein wenig im Hintergrund, hinter Alex' Familie. Marti stand mit versteinerter Miene da.
 

Am Schluss gingen alle Trauergäste an den Eltern und Gerald vorbei, um ihnen die Hände zu schütteln und ihr Beileid auszusprechen.

„Das ist Marti“, flüsterte Gerald seine Eltern zu. Die Mutter schluchzte und der Vater sagte nur:

„Danke für alles... Alex hat viel von Ihnen erzählt...“

Dann übermannte auch ihn wieder der Schmerz und er konnte nicht weitersprechen.

„Kommt bitte mit zum Kaffee trinken“, bat Gerald. Aber Jako schüttelte den Kopf.

„Mein Mann ist krank – wir sollten besser...“

Gerald nickte verstehend.
 

Sie gingen zum Auto und Steve fuhr sie nach Hause. Marti bekam unterwegs einen heftigen Hustenanfall. Jako, der gemeinsam mit ihm auf der Rückbank saß, sorgte dafür, dass er sich nach vorne beugte und hielt ihn fest, bis der Anfall verebbte und Martin wieder besser Luft bekam.

Vor dem Haus hielt Steve an, Gott sei Dank fanden sie eine Parklücke direkt vor dem Eingang. Oft kam das nicht vor, aber heute hatten sie Glück.

Sie waren gerade ausgestiegen, als Marti sich krampfhaft an Jako festhielt. Er stöhnte auf und sackte zusammen.

„Marti!", rief Jako erschrocken.

Er konnte ihn nicht halten, ließ ihn langsam zu Boden gleiten.
 

Steve fasste Martis Stirn an.

„Scheiße Jako, der glüht ja regelrecht!“

Jako schüttelte Marti vorsichtig.

„Marti, hörst du mich?“

Keine Reaktion. Marti war ohnmächtig.
 

Steve nahm sein Handy.

„Ich rufe jetzt einen Arzt an“, sagte er und wählte die 112.

Nachdem das erledigt war, holte er seine Rettungsdecke aus dem Auto und deckte Marti zu.

Es war immer noch verdammt kalt, und der Regen war in Schnee übergangen.



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