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Im Wechsel der Jahreszeiten

von

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Frühlingsblüten, Sommerastern, Herbstzeitlosen, Winterschnee Teil 19 - Schneeregenzyklus Teil 8 - Elli und Guido

Während sie auf den Krankenwagen warteten, prüfte Steve Martis Puls und Atmung und packte ihn mit Jakos Hilfe in die stabile Seitenlage. Anschließend legte er die Decke wieder über ihn.

Jako stand völlig neben sich, und obwohl der Krankenwagen innerhalb weniger Minuten vor Ort war, kam es ihm wie eine Ewigkeit vor.

Die Sanitäter packten Marti auf die Trage und schoben ihn in den Wagen. Während man ihm einen Zugang legte und einen Tropf mit Kochsalzlösung anschloss, kletterte Jako hinterher.

„Sind Sie verwandt? Sonst dürfen sie hier nicht mit“, fragte einer der Sanitäter.

„Jakob Fischer“, sagte Jako.

„Ich bin der Ehemann.“

Der Mann nickte.

„Gut. Wir fahren jetzt ins Sankt-Elisabeth- Hospital.“

„Danke.“

Jako zückte sein Handy und schrieb an Steve: „Skt. Elli“, damit die Freunde Bescheid wussten.
 

Auch die Fahrt ins Krankenhaus kam Jako ewig vor. Er durfte Martis Hand halten. Die Hand war eiskalt und gleichzeitig verschwitzt. Martis Gesicht glühte, er war nach wie vor nicht ansprechbar.

Jako hatte Angst.

In der Klinik angekommen, rannte er einfach immer hinterher.

Doch als Marti dann in ein Untersuchungszimmer geschoben wurde, musste er auf dem Flur warten. Er saß auf einem der Besucherstühle und knetete seine Hände, bis die Knöchel weiß wurden.

Er hatte eine Scheiß-Angst.
 

Die Stationstür ging auf. Steve, Felix, Bianca, Frodo und Vanessa stürmten herein.

„Und, wie geht es ihm?“, rief Frodo.

„Keine Ahnung“, sagte Jako.

„Ich sitze hier und warte.“

Es dauerte noch eine Weile, bis sich die Tür des Untersuchungszimmers öffnete.

Ein Arzt trat auf den Flur, währen eine Krankenschwester Marti davon schob.
 

Der Arzt kam auf die Gruppe zu.

„Guten Tag, mein Name ist Dr. Metin. Wer von Ihnen ist mit Herrn Fischer verwandt?“

Jako trat vor und gab ihm die Hand.

„Jakob Fischer, sein Ehemann“, stellte er sich zum zweiten Male an diesem Tage vor.

„Gut. Ihr Mann hat nach wie vor hohes Fieber. Ich nehme an, er hatte heute einen anstrengenden Tag? Und vermutlich wenig gegessen?“

„Das kann man wohl sagen. Wir waren auf einer Beerdigung. Und Marti hat heute trotz meiner Intervention keinen Bissen runtergebracht.“

Der Arzt nickte.

„Das Fieber in Verbindung damit hat dafür gesorgt, dass sein Kreislauf schlapp gemacht hat. Er schläft jetzt. Wir haben ihm einen Tropf gelegt mit Glucose und fiebersenkenden Mitteln. Jetzt muss er sich ausruhen. Sie dürfen gleich kurz zu ihm, aber nur Sie und auch nur fünf Minuten. Morgen dürfte es ihm dann deutlich besser gehen, und Sie können ihn besuchen. Wir behalten ihn übers Wochenende da, aber wie es aussieht, werden Sie ihn am Montag wieder mit nach Hause nehmen können.“
 

Jako fiel ein riesiger Stein vom Herzen.

„Danke, Dr. Metin. Und … darf ich jetzt zu ihm?“

„Kommen Sie!“

Als er an Martis Bett saß, nahm er die Hand seines Mannes und streichelte sie sanft.

„Ich liebe dich, Frechdachs“, flüsterte er.

„Du musst bitte, bitte schnell wieder gesund werden! Ich brauche dich doch so sehr!“

Und er küsste Marti liebevoll auf die schweißbedeckte Stirn.
 

Kurz darauf war er wieder bei den Freunden und schilderte ihnen kurz Martis Zustand.

Felix musterte ihn und sagte dann:

„Gehe ich recht in der Annahme, dass du heute auch noch nicht viel gegessen hast?“

Jako nickte.

„Dann lasst uns alle zusammen zu Guido fahren und eine Pizza essen.“

„Eigentlich habe ich keinen Hunger...“, wollte Jako abwehren.

Aber Felix duldete das nicht.

„Keine Widerrede“, sagte er streng.

„Nicht, dass du uns hier auch noch zusammenklappst.“
 

Also fuhren sie zu Guido, und belegten einen der größeren Tische dort. Nachdem sie ihre Bestellung aufgegeben hatten, begann Jako leise von der Beerdigung zu erzählen. Die Freunde hörten zu und konnten so gut verstehen, dass es Marti echt Scheiße gegangen war. Und der Kummer hatte sicher dazu beigetragen, dass ihn dieses Fieber so aus den Socken gehauen hatte.

„Marti packt ditte“, sagte Frodo.

„Der is stark. Und wenn er dit Fieber besiegt hat, und wieder jesund is, dann verkraftet er ooch den Kummer, wirste sehen.“

„Ja“, sagte Felix.

„Du kennst Marti. Der wird Alex nie vergessen, aber er wird auf eine gesunde, aktive Weise trauern, wenn er den ersten Schock überwunden hat. Und dann wird er irgendwann nicht mehr darum weinen, Alex verloren zu haben, sondern dankbar sein, sie gekannt zu haben. Verstehst du, was ich meine?“

Jako nickte. Er verstand.

Und ja, Felix hatte völlig recht. So war sein Marti.

„Ja“, sagte er daher, „es war wohl einfach alles ein bisschen viel. Aber... er wird das packen. Ihr habt recht.“
 

Die Pizza kam, und Guido, der Besitzer, kam auch mit an ihren Tisch. Er wünschte guten Appetit und fragte mit übertrieben italienischem Akzent (das tat er immer, obwohl er eigentlich in der Lage war, akzentfrei deutsch zu sprechen, aber er hielt das für geschäftsschädigend):

„Giacomo, wo du hast Martino gelassene?“

Er wandelte auch immer jedweden Namen in die italienische Variante um, sofern es eine gab.

Jako erzählte kurz, was los war. Oh Mann, das ganze erschöpfte ihn. Er wollte endlich Ruhe, sein Sofa und niemanden mehr sehen, niemandem erklären müssen... oh doch, verdammt, er würde Martis Eltern noch anrufen müssen. Das gehörte sich wohl so.

Guido entschied:

„Auf den Sreck iche euche gebe eine Likör, und Giacomos Pizza geht aufs Haus!“

Die Freunde dankten ihm, allerdings lehnten „Felice“ und „Stefano“ den Schnaps ab, da sie noch fahren würden.

Und als sie anfingen zu Essen, merkte Jako, dass er verdammt hungrig war. Es schmeckte hervorragend, wie immer in dieser kleinen Pizzeria, aber vor allem tat ihm gut, dass seine Freunde ihn so sehr unterstützten.
 

Später zu Hause kam Felix kurz mit in die Wohnung.

Er wollte sich vergewissern, dass Jako alles hatte. Er kochte ihm Tee für die Seele und sorgte dafür, dass er sich auf dem Sofa in die Decke gekuschelt etwas ausruhte.

Midnight erkannte ihre Mission und kuschelte sich zu ihm, warm und schnurrend.
 

„So, und nun gib mir mal die Nummer“, sagte Felix schließlich.

„Welche Nummer, Felix?“

„Die von Martis Eltern. Ich werde das für dich übernehmen und ihnen einfach sagen, wie fertig du bist. Das verstehen sie sicher, okay?“

Jako nickte dankbar.

Tränen kamen ihm.

„Scheiße, Felix, ich bin echt völlig alle. Danke. Danke dass es dich gibt, bester Freund.“

„Schon in Ordnung“, sagte Felix und umarmte ihn.

„Das würdest du doch auch jederzeit für mich tun.“
 

Ja, dachte Jako, das würde ich.

Ich bin verdammt froh, solche Freunde zu haben.



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