Zum Inhalt der Seite

Im Wechsel der Jahreszeiten

von

.
.
.
.
.
.
.
.
.
.

Seite 1 / 1   Schriftgröße:   [xx]   [xx]   [xx]

Frühlingsblüten, Sommerastern, Herbstzeitlosen, Winterschnee Teil 3 - Mutti und Instagram

Die Flitterwochen waren vorbei und der Alltag begann.

Mit dem Alltag ist das so eine Sache. Er macht sich gerne überall breit und kriecht in alle Ecken und Winkel des Zusammenlebens. Dort hockt er dann wie fest geschmiedet.

Und fängt an zu quengeln. Einem auf die Nerven zu gehen.

Wenn man ihn lässt.

Wenn man allerdings, so wie die Fischers, all die kleinen Kleinigkeiten, die er so mit sich bringt, genießt und sich daran erfreut, dann wird er zu etwas wunderschönem. Dann steht er eines Tages da, schaut voller Staunen an sich herunter und stellt fest:

„Ups... ich bin ja...total toll!“

Und dann fängt er an zu strahlen und freut sich dermaßen, dass er alles um sich herum mit einem goldenen Licht übergießt.
 

Jako hatte in der ersten Woche nach der Rückkehr aus Venedig eine Menge zu tun gehabt. Er musste sich mit einer Kopie der Heiratsurkunde bei allen möglichen offiziellen Stellen auf seine neuen Namen ummelden.

Jakob Fischer.

Er hatte Freude daran, das auszusprechen. Und es sich langsam auf der Zunge zergehen zu lassen, wie eine köstliche Süßigkeit. Es machte ihn glücklich.

Es schenkte ihm Geborgenheit.

Und er war stolz darauf.

Jakob Fischer.

Es hörte sich großartig an. Und sah toll aus, auf seinem neuen Ausweis.

Jako genoss es einfach, Jakob Fischer zu sein.

Jakob Fischer, geborener Joiko.

Er liebte es.
 

Inzwischen war September. Martis erster Arbeitstag im Synchronstudio. Es war ein sehr spannender, aufregender aber auch anstrengender Tag gewesen und es war schon gegen sieben, als er endlich zu Hause war. Er stellte seine Tasche in die Ecke uns strampelte seine Schuhe von den Füßen.

Die erste Amtshandlung war, Midnight auf den Arm zu nehmen und zu kraulen. Die kleine schnurrte zufrieden. Ihr Marti war eben immer noch ihr liebstes Kuschelobjekt.

Aus der Küche hörte er Geschirr klappern, und ein würziger Duft stieg ihm in die Nase.

Neugierig öffnete er die Küchentür.
 

Jako spähte in die leicht geöffnete Backofenklappe. Er schien zufrieden, schloss die Ofentür wieder und drehte sich zu Marti um.

„Hallo Schatz“, sagte er. „In einer Viertelstunde ist das Essen fertig.“

Marti lächelte. Es tat gut, so empfangen zu werden. So nach Hause zu kommen.

Jakos Blick fiel auf Midnight.

„Marti, wir haben uns doch darauf geeinigt, dass die Katze in der Küche nichts zu suchen hat!“

Und er drohte Marti lächelnd mit dem Kochlöffel, den er gerade in der Hand hielt.

Marti lachte.

„Ja, Mutti!“

Jako zog verwundert eine Augenbraue nach oben.
 

Marti trug das Kätzchen zu ihrem Körbchen und setzte sie vorsichtig hinein. Er kraulte sie kurz.

„Wir kuscheln später noch mal, ja?“

Er verschwand kurz im Bad und spazierte dann in die Küche, hungrig und voller Vorfreude auf ein gutes Essen. Der Tisch war bereits gedeckt, Marti setzte sich.

„Hände gewaschen?“, fragte Jako.

„Jaaaa, Mutti!“, antwortete Marti.

Jetzt musste Jako doch über sich selber lachen.

„Ich führe mich wohl tatsächlich so auf, oder?“, fragte er. „Fehlen wohl nur noch Kittelschürze und Lockenwickler.“

Im nächsten Augenblick war ihm klar, dass er das nicht hätte sagen dürfen. Er sah das spitzbübische Funkeln in Martis Augen.

„Oh nein – wage es ja nicht – komm mir bloß nicht auf dumme Gedanken!“

„Zu spät“, sagte Marti und grinste.

Jako legte den Kochlöffel aus der Hand und sagte mit gespielt bedrohlicher Stimme:

„Ich glaube, ich muss hier mal ganz andere Saiten aufziehen und für Zucht und Ordnung sorgen!“

Und er sprintete los, um den Tisch herum auf Marti zu.

Der sprang auf und startete einen erfolglosen Fluchtversuch. Jako war schneller, packte ihn und kitzelte ihn durch. Marti strampelte und quietschte, aber Jakos festem Griff entkam er nicht.

Jako ließ erst von ihm ab, als der Backofen ein Piepsignal von sich gab.

„Hast du ein Glück“, jappste Jako etwas außer Atem, „dass das Ofengemüse gerade fertig ist!“
 

Das Ofengemüse war tatsächlich köstlich. Dazu gab es einen Sauerrahm-Dip und einen knackigen Salat.

Marti machte sich mit Heißhunger darüber her.

„Das muss man dir lassen, das mit dem Kochen hast du schnell und gut gelernt.“

Jako lächelte erfreut.

„Felix sagt auch, ich wäre ein gelehriger Schüler“, sagte er grinsend.

„Ein richtiges Naturtalent. Und ehrlich gesagt, es macht mir richtig Spaß. Und wenn ich dann sehe, wie mein Frechdachs reinhaut, um so mehr!“

„Schmeckt halt! Außerdem – Hunger!“, nuschelte Marti, während er genussvoll kaute.

Jako schaute ihn streng an.

„Hier wird nicht mit vollem Mund geredet!“

„Jaahaa, Mutti!“

Jetzt lachten sie beide.

„Tut mir leid, dass ich schon wieder so gluckenhaft reagiere“, sagte Jako.

„Ich weiß selbst nicht, woher das kommt. Ich glaube, durch die Tatsache, dass wir verheiratet sind, fühle ich mich irgendwie noch mehr für dich verantwortlich.“

Marti nickte.

„In gewisser Weise sind wir das auch. Nur... übertreib es nicht, okay?“

„Okay – solange du brav bist“, sagte Jako und stupste Marti auf die Nase.
 

Wenig später saßen sie im Wohnzimmer. Jako auf dem Sofa, gemütlich in die Kissen gelehnt. Marti auf dem Sessel, mit überkreuzten Beinen und bloßen Füßen. Er liebte es, so zu sitzen, und er liebte es, barfuß zu sein.

Jako mochte diesen Anblick. Irgendwie fand er das sexy. Andererseits – was an seinem Marti hätte er nicht sexy gefunden...

Marti erzählte.

Von seinem ersten Arbeitstag. Er erzählte anschaulich, lebendig und voller Begeisterung. Jako hörte ihm gerne zu.

Midnight lag indes auf Martis Schoss, wurde gekrault und schnurrte zufrieden.

Es waren wunderbare, ruhige Augenblicke, die sie alle beide, nein, alle drei sehr genossen.

Irgendwann herrschte Schweigen, ein wohliges, angenehmes Schweigen.

Auch das war schön, weil sie sich so gut verstanden und so nahe waren.
 

In Martis Kopf spukte immer noch die Herumalberei von vorhin herum.

Der Schalk erwachte wieder und seine Augen bekamen wieder dieses Funkeln.

Jako sah es, und wusste, dass sein Mann wieder irgendetwas ausheckte.

Und so wunderte er sich nicht, dass Marti kurz darauf das Zimmer verließ.

Als er wiederkam, hielt er seine Hände hinter dem Rücken.

„Tja, also“, sagte er schmunzelnd. „Lockenwickler haben wir zwar nicht im Hause, aber dafür habe ich etwas anderes sehr schönes wiedergefunden.“

Er hielt Jako eine aus Bast geflochtene Schale hin, in der eine Haarbürste lag und kleine Haarklammern und Gummis in Pink, und glitzernd.

Jako kicherte. Diese Dinge hatte ihm vor einigen Monaten „der Nikolaus“ geschenkt. Auf der Rückseite der Bürste befand sich das Bild einer Disneyprinzessin mit braunem Haar, deren Gesicht „der Nikolaus“ mit einem Foto Jakos überklebt hatte.

Marti fummelte in seiner Hosentasche herum und förderte einen kleinen Zettel zu Tage.

„Den hab ich auch noch“, sagte er.

Es war ein Zettelchen, das Felix Marti gegeben hatte, bevor der für vier Monate nach Köln gegangen war.

Darauf stand: „Einmal Jakos Haare bürsten.“

„Den habe ich noch gar nicht eingelöst“, sagte Marti verlegen.

„Und jetzt möchtest du gerne?“

Marti nickte etwas verschämt und sah Jako bittend an.
 

„Na, dann“, sagte Jako. Er holte den kleinen Drehhocker aus Martis Arbeitszimmer und setzte sich darauf. Marti setzte sich aufs Sofa und zog ihn nah zu sich heran. Dann begann er damit, mit der Bürste sanft durch Jakos Haar zu fahren.

Es fühlte sich großartig an, so seidig, irgendwie angenehm kühl. Es glänzte mit einem ganz dezenten Schimmer. Und es duftete... Marti konnte irgendwann nicht anders, und versenkte sein Gesicht darin, um einen tiefen Atemzug lang diesen Duft einzuatmen...

Jako seufzte wohlig auf.

Marti bürstete weiter. Er ließ sich richtig Zeit. Immer und immer wieder fuhr die Bürste durch das herrliche Haar. Er beschloss für sich, dass er das ab jetzt öfter machen wollte. Er würde Jako schon davon überzeugen.
 

Schließlich begann er, Jakos Haar in mehrere Strähnen aufzuteilen. Er nahm nacheinander jede Strähne, teilte sie in drei Teile und begann, sie zu flechten. So entstanden mehrere Zöpfe.

„Was tust du da?“, fragte Jako irritiert.

„Ich lebe meinen pinken rosa Barbie- Einhorn- Glitzer Spieltrieb aus“, sagte Marti.

„Oh mein Gott, ich hab einen Psycho geheiratet!“, jammerte Jako und rang die Hände.

Marti kicherte.

„Stell dich nicht so an, das hast du immerhin vorher gewusst!“

„Tja, Marti, da hast du auch wieder recht“, sagte Jako und ergab sich in sein Schicksal.
 

Marti fixierte jeden der Zöpfe mit einem Haargummi, damit sie sich nicht wieder auflösten.

Als er damit fertig war, nahm er die Glitzerhaarspangen in verschiedenen Rosatönen. Er befestigte die Enden der Zöpfe mit diesen Spangen am Haaransatz, so dass eine Art „Affenschaukeln“ entstanden.

Dann betrachtete er sein Werk.

„Jako, du siehst...ähm... toll aus. Auf jeden Fall künstlerisch wertvoll.“

Er hielt Jako einen kleinen Handspiegel hin, den er ebenfalls aus dem Badezimmer mitgebracht hatte.

Jako betrachtete ausgiebig Martis Werk.

„Liebster Gatte“, sagte er, „du bist ja wohl völlig bescheuert.“

„Mag sein“, sagte Marti. „Aber ich bin es nur, und du siehst auch noch so aus!“

Er kicherte.

„Na warte“, rief Jako, drehte sich blitzschnell mit dem Hocker um und dann warf er sich auf Marti. Nach einer kurzen Rangelei hatte er ihn unter sich liegen, seine Hände fest ins Sofa gepresst, so dass Marti keine Chance hatte, zu entkommen.

„Hab ich dich“, knurrte er mit seiner rauchigen Stimme. „Und was mach ich jetzt mit dir?“

„Na ja, egal was, aber bring deine Frisur nicht durcheinander, ich will das fotografieren und auf Instagram einstellen!“

„Das wagst du nicht!“, knurrte Jako.

„Bist du sicher?“, flüsterte Marti.

Nein, Jako war sich da gar nicht sicher.

„Wie kann ich dich daran hindern?“, knurrte er wieder.

„Na ja“, sagte Marti grinsend, „du könntest dafür sorgen, dass ich mit was anderem beschäftigt bin...“

Er spürte, dass nicht nur bei ihm selber das Verlangen wuchs.. und … ähm... nicht nur das Verlangen...

„Ich hätte da schon so eine Idee...“, knurrte Jako und biss Marti sanft in die Halsbeuge.

Marti wurde heiß und kalt.
 

Und ja, Jako sorgte dafür, dass Instagram ganz schnell vergessen wurde...

In dieser Nacht lebten beide ihren Spieltrieb aus.

Ein bisschen rosa-glitzer-einhorn-pink.

Aber auch ganz viel verdorben und dreckig.

Wild und zärtlich.

Süß und sexy.
 

Marti und Jako eben.



Fanfic-Anzeigeoptionen
Blättern mit der linken / rechten Pfeiltaste möglich
Kommentare zu diesem Kapitel (0)

Kommentar schreiben
Bitte keine Beleidigungen oder Flames! Falls Ihr Kritik habt, formuliert sie bitte konstruktiv.

Noch keine Kommentare



Zurück