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Im Wechsel der Jahreszeiten

von

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Frühling, Sommer, Ja Teil 21 / Sturmzyklus Teil 5 - Sturheit und Affen

Eine Woche später war die Sache noch immer verfahren.

Bianca war zurück nach Hause gefahren, aber ihr Herz war in Berlin geblieben. Sie würde bald wieder kommen. In zwei Wochen. Felix würde sie erwarten. Und das Bett im Musikzimmer der WG.
 

Jako hatte Felix alles erzählt, was zwischen Marti und ihm vorgefallen war. Und nach vielem Zureden hatte Felix, der Jako kannte wie seine Westentasche, endlich auch aus ihm rausbringen können, was dieses Verhalten ausgelöst hatte.

Fassungslos war Felix aufgestanden, und hatte seinerseits Jako geohrfeigt.

Jako hatte es, im Gegensatz zu Marti, echt verdient.

Er nahm es Felix nicht übel. Er wusste genau, dass er riesengroße Scheiße gebaut hatte.
 

Marti hatte zwei Koffer mit Klamotten geholt, seine Lieblingsgitarre, und sein Laptop. Es ging ihm dreckig dabei.

Er wollte das nicht.

Jako hatte fassungslos daneben gestanden, versucht, mit ihm zu reden, aber Marti hatte abgeblockt.

"Jetzt nicht. Lass mich in Ruhe. Wir müssen reden, aber nicht jetzt."

Er hatte Midnight gestreichelt und ihr ins Öhrchen geflüstert:

"Pass auf ihn auf, ja?"
 

Rick wartete unten im Auto. Marti packte seine Koffer in den Kofferraum, ließ sich auf den Beifahrersitz fallen und brach... zum wievielten Mal in den letzten Tagen?... in Tränen aus.

In der WG warteten Steve und Dominik. Sie hatten Spaghetti gekocht, den Tisch gedeckt und sie setzten sich alle zusammen zum Essen.

Marti brachte keinen Bissen runter.

Ausgerechnet Spaghetti, sein und Jakos Leibgericht. Die Jungs hatten es gut gemeint, aber...
 

Schließlich hielt Rick es nicht mehr aus.

"Marti, du kannst hierbleiben, solange du willst. Du kannst hier auch komplett wieder einziehen. Wir helfen dir auch beim Umzug, Möbel schleppen und so.

Aber es sollte so nicht enden."

Marti saß da mit gesenktem Kopf.

Und still. So kannte man ihn nicht.

"Verdammt, Marti, du und Jako, ihr liebt euch. Ihr dürft es so nicht enden lassen."

Marti atmete tief durch, und hier, am Küchentisch, umgeben von drei guten Freunden, erzählte Marti nun endlich, was eigentlich geschehen war.

Zumindest soweit er es wusste.
 

Abends saßen sie zu viert um eine Flasche Wodka. Eine zweite ruhte im Kühlschrank.

Marti hatte sich zum Ziel gesetzt, sich richtig derbe zu betrinken. Morgen war Sonntag, also scheißegal. So was hatte er noch nie getan. Na ja, er war durchaus schon betrunken gewesen. Aber Alkohol zu trinken mit dem Ziel, sich abzuschießen, das hatte es in seinem Leben noch nicht gegeben.

Heute jedoch brauchte er das.
 

Morgen, wenn dann der Kater vorbei wäre, wollte er sich Gedanken machen, wie es weitergehen sollte.

Er wollte es ja auch nicht so enden lassen. Er liebte Jako bis zur Verzweiflung, und hoffte immer noch, dass sie es schaffen würden.

Morgen.
 

"Nasdorowje", sagte Marti. Sie stießen an, und es dauerte nicht lange, da waren alle vier ziemlich blau, lachten, sangen, redeten durcheinander. Sie waren laut wie eine ganze Lore Affen. Es waren Stunden im hier und jetzt und keiner von ihnen wollte an morgen denken.
 

Aber natürlich kam "morgen".

Sonntag Vormittag um zwölf saß Marti mit Steve, der rauf gekommen war, um Kaffee zu schnorren, am Küchentisch, beide mit mächtigen Brummschädeln. Rick und Dom schliefen noch.
 

Martis Handy klingelte.

Felix.

"Marti hier."

"Hi, Marti. Hör mal. Ich weiß, du hast keine Lust, mit mir zu reden. Aber wir müssen reden!"

Scheiße. Es war Jako.

"Jako, wieso bist du an Felix' Handy?"

"Hätte ich von meinem aus angerufen, wärst du doch nicht rangegangen."

"Ja, verdammt."

Marti überlegte, ob er auflegen sollte.

Ach, was solls. Sie mussten reden. Also warum nicht jetzt.

"Ich möchte mich mit dir treffen, Marti."

"Scheiße, Jako, ich weiß nicht, ob das jetzt so gut wäre. Ich habe nen katastrophalen Kater. Wenn du mir blöd kommst, könnte es sein, dass ich dich einfach umbringe."

"Ach Marti, wenn du hörst, was ich dir zu erzählen habe, bringst du mich wahrscheinlich sowieso um. Lass uns treffen."

"Ich weiß nicht."

"Hör zu, Marti, ich habe Scheiße gebaut, Riesenscheiße. Und wenn du hörst, was ich dir zu erzählen habe, wirst du vielleicht überhaupt nicht mehr mit mir zusammen sein wollen. Aber, verdammt nochmal, alles ist besser als dieser 'keiner-weiß-was-los-ist-und-wir-am-allerwenigsten-Zustand'. Also sei verdammt nochmal nicht so stur!"

"Ach leck mich, Jako!"
 

Jako holte tief Luft.

Und spielte eine letzte Karte aus.

"Jetzt hör mir mal gut zu, Kleiner. Noch sind wir offiziell ein Paar, wir haben uns nicht getrennt, richtig?"

"Ja, Mann. Scheiße, ich liebe dich."

"Gut. Ich dich auch."

Er holte noch mal Luft. "Somit gilt auch noch dein Versprechen, mir zu gehorchen. Also schwing deinen Hintern hierher, haben wir uns verstanden?"
 

Schweigen. Einige Minuten lang.

Dann kam von Marti:

"Okay, gib mir ne Stunde. Ich muss erstmal duschen und ein bisschen klarkommen."

"Gut. Ich erwarte dich dann hier."

Marti ging duschen.

Jakos Worte waren nicht dazu angetan gewesen, ihn zu beruhigen. Aber... andererseits hatten sie seine natürliche Neugier geweckt.

Und irgendwo hatte Jako ja recht. Sie mussten Nägel mit Köpfen machen. So oder so.

Entweder es wieder hinkriegen oder endgültig den Schlussstrich ziehen.

Jedenfalls klare Verhältnisse schaffen.

So verkatert, wie er war, wollte er nicht Auto fahren.

Also machte er sich zu Fuß auf den Weg.
 

Der Sturm setzte zu einer letzten, heftigen Böe an.



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