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Im Wechsel der Jahreszeiten

von

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Frühling, Sommer, Ja Teil 18 / Sturmzyklus Teil 2 - Schilfrohr und Blitzeinschlag

Marti löste sich aus Felix' Arm.

„Danke Felix. Danke fürs zuhören. Ich geh mal wieder runter. Es löst sich ja nix vom Weglaufen. Wir müssen reden und schauen, dass wir das wieder auf die Reihe kriegen.“

Felix klopfte ihm auf die Schulter.

„Alles klar. Ihr schafft das schon. Und wenn ihr mich braucht... ich kann in einer halben Minute unten sein.“

Marti nickte und verließ die WG.
 

Als er unten die Wohnung betrat, kam Midnight ihm entgegengelaufen und maunzte. Er nahm sie auf den Arm und kraulte sie. Dann ging er in Richtung Küche, wo er ein leises Klirren hörte. Er öffnete die Tür. Jako stand dort und rührte gedankenverloren in einer Teetasse. Er drehte sich um, als er Midnights leises Maunzen hörte.

„Marti, die Katze hat in der Küche nichts verloren.“

„Ich weiß. Können wir reden?“

Jako nahm seine Teetasse und folgte Marti in Richtung Wohnzimmer.
 

Sie setzten sich. Marti aufs Sofa, Midnight auf dem Schoss. Jako in den Sessel.

Sie sahen sich an und schwiegen.

Der Streit schwebte noch in der Luft.

Schließlich begann Marti.

„Jako, ich verstehe nicht, was los ist. Warum haben wir beiden Idioten uns eigentlich vorhin so angeschrien?“

„Es tut mir leid, Marti. Es tut mir wirklich leid. Ich...“

Wieder schweigen.
 

„Jako, ich vertraue dir. Ich würde dir mein Leben anvertrauen. Das habe ich bis jetzt, und das möchte ich auch weiterhin. Aber wie soll ich das, wenn du mir nicht vertraust?“

„Ich weiß, das war dumm von mir. Einfach deinen Chat zu lesen. Ohne dich zu fragen.“

„Ja. Das war es. Du hättest mich doch einfach nur auffordern brauchen, ihn dir zu zeigen.“

„Hättest du das gemacht?“

„Ja natürlich! Da steht nichts, was du nicht lesen sollst!“
 

Marti spürte, dass er schon wieder drauf und dran war, sich aufzuregen.

„Jako, was ist eigentlich dein Problem? Bianca bleibt für ein verdammtes Wochenende, und ich habe dich vorher um Erlaubnis gefragt. Bianca war meine Freundin, aber sie ist es nicht mehr. Du Jako, du bist für mich der Mann fürs Leben. Da kann niemand was dran rütteln. Und du solltest inzwischen wissen, dass ich nicht schwankend bin wie ein Schilfrohr im Wind.“

„Marti“, sagte Jako, und sah unglücklich drein, „Ich habe einfach Angst, dich zu verlieren.“

„Du verlierst mich nicht an einen anderen Menschen.“

Marti setzte Midnight zu Boden, die davon gar nicht besonders begeistert  war.

Er zog Jako an sich.

„Jako, ich liebe dich, verdammter Idiot.“

Er küsste Jako sanft, der erwiderte den Kuss, und kurze Zeit später wurde Midnight zu ihrem größten Bedauern aus dem Schlafzimmer ausgesperrt.
 

* * *
 

Freitag Abend. Bianca saß im Zug, der gleich in den Bahnhof einrollen würde. Sie würde Marti wiedersehen. Ihren Marti.

Sie hatte ihre Entscheidung, damals Schluss zu machen, schon vielfach bereut. Der Stolz hatte sie davon abgehalten, sich wieder an Marti zu wenden. Na ja, und natürlich die Umstände: Sie hatte in Salzgitter in ihrer Ausbildung gesteckt und er hatte sich in Berlin ein neues Umfeld geschaffen... sie hatte über gemeinsame alte Freunde das ein oder andere über ihn erfahren.

Jetzt aber war ihre Ausbildung beendet, und sie konnte sich ihr Leben aufbauen, wo sie wollte.

Und nun vielleicht in Berlin... mit Marti...?

Ja, gut, der hatte ihr erzählt, im Sommer heiraten zu wollen. Aber... wer weiß... vielleicht waren ja die alten Gefühle nur verschüttet, und kämen wieder zum Vorschein wenn.. nun, man sagte doch, im Krieg und in der Liebe sei alles erlaubt...
 

Der IC rollte in den Bahnhof ein und hielt an. Sie stieg aus dem Zug und sah sich um. Plötzlich hörte sie ihren Namen rufen und sah ihn. Fröhlich winkend, mit zwei Begleitern.

„Bianca!“

„Marti!“

Er umarmte sie. Freundschaftlich. Dann stellte er seine Begleiter vor.

„Bianca, das ist Jako, mein Verlobter.“

„Tag Jako.“

Sie gab dem großen, verdammt gutaussehenden Mann mit den herrlichen langen Haaren die Hand. Na ja, das musste sie schon zugeben, da hatte Marti sich ein Sahneschnittchen geangelt...
 

„Und das hier ist Felix, unser allerbester Kumpel.“

Sie drehte sich zu Felix um.

Sie sah die allerschönsten braunen Augen, die sie jemals gesehen hatte. Ein unglaublich freundliches, von einem kuscheligen Bart umrandetes Gesicht.

Und ein warmherziges Lächeln.

Oh mein Gott, dieses Lächeln.

BÄÄM.

Es war Biancas BÄÄM-Moment.

Ihr ganz persönlicher Blitzeinschlag.
 

Sie ahnte in diesem Augenblick noch nicht, dass dieser Blitz zwei Herzen traf.

Auch Felix hatte seinen BÄÄM-Moment.

„Hallo, Bi...Bianca“, stotterte er. Ganz ungewöhnlicherweise. Der sonst so eloquente und nie um Worte verlegene Felix.
 

Bianca hakte Marti unter.

Marti begann auf sie einzureden. Erzählte alles mögliche und plauderte, alberte rum wie sie es von ihm kannte.

Sie versuchte, ab und zu mal ein „Ja“, oder etwas ähnliches einzuwerfen, und sie versuchte sogar ernsthaft, das Gespräch zu verfolgen.

Marti redete viel, aber ... bei ihm war irgendeine Form von Anspannung zu spüren...

Dieser Jako blieb sehr distanziert, auch bei ihm spürte sie Unbehagen...

Felix dagegen stotterte. Allerdings wirkte er nicht so, als würde er das immer tun.

Aber es war total niedlich...
 

Felix.

F E L I X.

Felix-Felix-Felix.
 

Ihre Pläne bezüglich Marti waren vergessen.

Als hätten sie nie existiert.
 

Jako jedoch sah das glückliche Funkeln in ihren Augen.

Sah sie eingehakt bei seinem Marti.

Seine Augen verdunkelten sich.

Seine Seele verdunkelte sich.
 

Die Zeichen standen auf Sturm.



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