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Das letzte Geheimnis

Für immer ihr Geheimnis Teil 4
von

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Hermine.
 

Es sind Wochen vergangen, seit ich das letzte Mal von euch gehört habe. Das ist gut, oder? Das bedeutet, dass ihr unentdeckt euren Plan ausführt, oder? Wenn Potter gefangen worden wäre, hätte das bestimmt jeder sofort erfahren. Und wenn du gefangen geworden wärst, wäre das sicher auch nicht lange geheim geblieben. Aber wir hören nichts, weder im Tagespropheten noch durch Gerüchte von außen.
 

Snape verhält sich seltsam. Er hat angefangen, mich jedes Wochenende zu sich ins Büro zu rufen. Er sagt nicht, was er will. Er stellt nicht einmal wirklich Fragen. Er schaut mich nur an, will wissen, wie es meinen Eltern geht, ob ich fleißig lerne, alles Mögliche, was nicht wichtig ist. Jedes Mal habe ich Angst, dass er versucht, in meine Gedanken zu schauen. Ich weiß, dass er ein mächtiger Legilimens ist, kaum weniger stark als Du-weißt-schon-wer. Und obwohl meine Tante mir über den Sommer Okklumentik beigebracht hat, weiß ich, dass ich gegen ihn niemals eine Chance hätte.
 

Aber bisher hat er das nicht gemacht. Ich weiß nicht, was er vorhat und warum er mit mir spricht. Es macht mir Angst. Manchmal denke ich, dass er etwas ahnt. Über meine Beziehung zu dir. Aber das ist Blödsinn, oder? Wie sollte er davon wissen?
 

Aber falls er es weiß, dann sagt er nichts. Vielleicht ist das der deutlichste Hinweis darauf, dass er es nicht weiß? Er hätte bestimmt etwas gesagt. Mich an Du-weißt-schon-wen verraten, oder zumindest an meine Eltern. Aber nichts dergleichen passiert.
 

Diese Unsicherheit macht mich wahnsinnig. Mehr denn je merke ich, wie wichtig du mir im letzten Jahr geworden bist. Wie wichtig deine bloße Anwesenheit war, damit ich den Verstand nicht verliere. Ohne dich fühlt es sich an, als wäre die Balance weg.
 

Wenn du meine Briefe lesen könntest, würdest du vermutlich nicht glauben, dass sie aus meiner Feder stammen. Draco Malfoy schreibt kitschige Liebesbriefe? Unmöglich. Aber das ist es, was du mit mir machst.
 

Er musste lachen. Je mehr von diesen Briefen, die niemals jemand lesen würde, er schrieb, umso emotionaler wurden seine Worte. Es war, als hätte er ein Tor zu ungekannten Emotionen in sich geöffnet und jetzt, wo es offenstand, gab es kein Halten mehr. Er war wirklich ein kitschiger Idiot.
 

Mit einem inzwischen gewohnten Schwenk seines Zauberstabes verbrannte er das Pergament vor sich. Es war Zeit für seinen wöchentlichen Tee mit Snape. Er hatte gehofft, dass er Mut finden würde, wenn er seine Gedanken über dieses seltsame Verhalten zu Papier brachte, aber leider war das nicht passiert. Stattdessen war er noch nervöser, als würde ihm Snape an der Nasenspitze ansehen können, dass er gerade über ihn geschrieben hatte.
 

oOoOoOo
 

„Ich sehe, Sie stehen in allen Fächern bei Erwartungen übertroffen oder besser. Sehr gut, Draco.“
 

Die monotone Stimme des Schulleiters klang nicht so, als würde er das Kompliment ernstmeinen, doch Draco bedankte sich dennoch. „Ich gebe mir Mühe, Sir. Es ist meinen Eltern wichtig.“
 

Snape zog eine Augenbraue hoch und schaute ihn über den massiven Schreibtisch hinweg an. „Sie lernen also für die Gunst Ihrer Eltern?“
 

Draco schluckte, während er sich zwang, dem durchdringenden Blick standzuhalten. „Ich lerne natürlich, weil es gut für mich ist. Aber es ist meinen Eltern auch wichtig.“
 

„Hmm.“ Ohne den Blick von ihm zu nehmen, lehnte Snape sich im Stuhl zurück und faltete die Hände auf dem Schoß. „Was planen Sie?“
 

Schweiß trat ihm auf die Stirn. Was meinte Snape damit? Wusste er, dass er in den letzten Wochen nach Wegen gesucht hatte, Hermine und Potter zu unterstützen? Um einen unschuldigen Tonfall bemüht erwiderte er: „Planen? Was meinen Sie damit, Sir?“
 

„Ihre Zukunft!“ Snapes Tonfall klang ungeduldig und genervt. „Sie machen dieses Jahr Ihren Abschluss. Was ist Ihr Plan danach?“
 

Innerlich schlug Draco sich gegen die Stirn. Natürlich hatte Snape nichts anderes gemeint. Es war nur seine eigene Paranoia, die mehr in die Worte seines Gegenübers hinein interpretierte. Wenn er sich weiter so seltsam benahm, würde Snape irgendwann wirklich Verdacht schöpfen.
 

Er tat so, als müsste er darüber nachdenken, ließ seinen Blick durch den Raum wandern, über die leeren Portraits der vorigen Schulleiter an der Wand, über das Fenster hinter Snape. „Ich weiß es ehrlich gesagt noch nicht, Sir. Es hat sich so viel verändert seit letztem Jahr.“
 

„In der Tat“, kam es sarkastisch von Snape. „Sie sollten sich schnell darüber klar werden. Das kann Ihnen Entschlossenheit geben. Fokus. Eine Aufgabe. Ruhen Sie sich nicht darauf aus, das Mal zu tragen.“
 

Eine Gänsehaut kroch ihm den Nacken hoch. Das letzte, was er wollte, war, sich auf dem Dunklen Mal auszuruhen, aber hatte er wirklich eine Wahl? Wenn er als Todesser gebraucht wurde, würde er sich dem kaum widersetzen können. „Sie denken also nicht, dass unser Lord für mich eine Aufgabe hat? Nach Hogwarts?“
 

Snapes Blick verfinsterte sich. „Ich würde annehmen, dass er nach dem Debakel vom letzten Jahr niemals wieder eine Aufgabe für Sie hat, Draco.“
 

Eisige Härte schwang in diesen Worten mit. Draco spürte, wie ihm alle Farbe aus dem Gesicht wich und wie er gegen seinen Willen die Fäuste ballte. Drohte Snape ihm? War das der Grund für diese seltsamen Treffen?
 

„Mir kam zu Ohren, dass Sie Ihren Mitschülern gegenüber nicht aufrichtig sind in der Darstellung dessen, was auf dem Astronomieturm geschehen ist.“ Snapes Worte waren wie eine Ohrfeige. „Sie baden sich geradezu in dem Ansehen, das Ihnen Ihre Verwicklung in der Angelegenheit bringt.“
 

Trotz der Kälte, die ihn erfasst hatte, schwitzte Draco. Nervös wischte er sich über die Lippen, ehe er zu einer Antwort ansetzen konnte. „Ich bade mich nicht darin.“
 

„Kommen Sie mir nicht mit solcher Haarspalterei“, schoss Snape augenblicklich zurück. Inzwischen war er aufgestanden und lehnte sich über den Schreibtisch, beide Hände auf der Holzplatte abgestützt, um von oben auf ihn herabzuschauen. „Sie sind Nutznießer einer Tat, die Sie nicht begangen haben. Das wird nicht immer so sein.“
 

Draco schrumpfte im Stuhl in sich hinein. Was sollte er zu seiner Verteidigung sagen? Jedes Wort, das Snape sagte, war die Wahrheit. Unbeholfen zog er die Schultern hoch. „Sie können es jederzeit richtigstellen, Sir.“
 

Echter Zorn trat jetzt auf Snapes Gesicht. Als könnte er sich nur mühsam zurückhalten, holte er tief Luft und stieß sich vom Schreibtisch ab. Mit wehendem Umhang drehte er sich um und schaute zum Fenster hinaus. Seine Stimme war gefährlich leise, als er endlich erwiderte: „Ich überschätze Sie wieder und wieder. Sie können gehen. Wir haben für heute nichts mehr zu bereden.“
 

Das musste Draco sich nicht zweimal sagen lassen. Ohne sich darum zu kümmern, wie es auf Snape wirkte, sprang er auf und lief mit langen Schritten aus dem Büro. Erst, als er am Fuße der Treppe angekommen war, hielt er inne und schnappte gierig nach Luft. Er hatte das deutliche Gefühl, dass Snape ihm irgendetwas hatte sagen wollen, aber er verstand beim besten Willen nicht, was.
 

oOoOoOo
 

„Ich glaube, ich habe noch nie jemanden so Cooles getroffen wie Alecto Carrow!“ Pansys begeisterte Stimme drang schrill durch den sich leerenden Gemeinschaftsraum. „Unter Dumbledore hätten wir nie eine so tolle Professorin gehabt!“
 

Seufzend klappte Draco das Buch zu, in dem er gelesen hatte, und drehte sich zu Pansy auf dem Sofa um. Es war jeden Montag das gleiche: Nach der Doppelstunde in Muggelkunde wollte sie abends über nichts anderes reden als Carrow.
 

„Ich bin immer wieder überrascht, wie sehr du Muggelkunde liebst“, kommentierte er trocken.
 

„Weil es endlich nicht mehr um die tausend dummen Dinge geht, die Muggles machen!“, erklärte Pansy enthusiastisch. „Stattdessen lernen wir endlich, was uns besser macht! Und wie wir uns vor ihnen schützen können.“
 

Dracos Blick wanderte zu Theo, der in einem Sessel auf der anderen Seite des Sofas saß und den Kopf schüttelte. Er schien nicht der Einzige zu sein, der Pansys neue Besessenheit amüsant fand. Bevor er etwas sagen konnte, fuhr Pansy fort: „Wir haben heute mehr über den neuen Erlass vom Ministerium gelernt. Du weißt schon, dass sich Schlammblüter registrieren müssen. Man hat uns all die Jahre angelogen, Draco! Nur, wer einen magischen Verwandten hat, kann Hexe oder Zauberer sein. Die ganzen Schlammblüter, die Dumbledore so geliebt hat, die haben ihre Magie gestohlen.“
 

Ungläubig schaute Draco seine Mitschülerin an. Er hatte gehört, dass das die neueste Propaganda war, aber er hatte nicht gewusst, dass irgendjemand das tatsächlich glaubte. „Gestohlen?“
 

„Ja!“ Pansy nickte ernst. „Schlammblüter wie die Granger zum Beispiel. Die haben irgendeiner anderen Hexe oder Zauberer den Stab gestohlen, nur deswegen können sie Magie benutzen. Und deswegen sind die auch immer schwächer als alle anderen. Weil es nicht wirklich ihre Magie ist!“
 

Er musste sich ein Lachen verkneifen. „Schwächer? Pansy, hast du Granger jemals im Unterricht gesehen?“
 

„Hah! Den Einwurf hat Theo heute in Muggelkunde auch gebracht“, erwiderte Pansy triumphierend. „Und weißt du, was Professor Carrow darauf gesagt hat? Na, willst du es selbst wiederholen, Theo?“
 

Der so Angesprochene zuckte mit den Schultern. „Gute Noten in der Schule kann man durch auswendig lernen erreichen. Das kann jeder Muggel. Aber ob jemand wie Granger wirklich gut zaubern kann, wird hier nie getestet.“
 

„Genau!“, bestätigte Pansy nachdrücklich. „Haben wir sie je wirklich zaubern gesehen? Nein! Sie hat immer nur alle Antworten gewusst und gute Noten für irgendwelche Aufsätze bekommen.“
 

Draco fing Theos Blick auf. Sie schienen sich beide einig zu sein, dass Pansy hier Unsinn redete, aber keiner von beiden widersprach. Offensichtlich beeindruckt von sich selbst sprang Pansy auf. „Siehst du, Draco! Muggelkunde kann doch ganz nützlich sein! Du hättest das dieses Jahr auch wählen sollen. Aber ich halte dich gerne auf dem Laufenden!“
 

Mit diesen Worten verließ sie den Gemeinschaftsraum Richtung Mädchenschlafsaal mit beschwingten Schritten. Als nur noch er und Theo zurückblieben, wechselte Draco die Sofaseite und rutschte an den anderen Slytherin heran. „Da hat es Pansy uns aber gezeigt, was?“
 

„Sie war noch nie sonderlich clever“, meinte Theo, während er in die Flammen des Kamins starrte. „Ich hätte gedacht, dass jedem hier klar ist, dass die Geschichte von der gestohlenen Magie nur dazu dient, Schlammblüter zu überwachen und auszuschließen. Man braucht eben eine offizielle Begründung, warum man neue Richtlinien erlässt, selbst wenn die Begründung fadenscheinig ist.“
 

Erleichtert, dass zumindest Theodore ebenso klar sah wie er selbst, nickte Draco. „Man muss sich nur Granger ansehen. Es gibt keinen Zauberspruch, den sie nicht beim ersten Versuch gemeistert hat.“
 

Kühl legte sich der Blick seines Mitschülers auf ihn. „Lob aus deinem Mund für Granger?“
 

Genervt von sich selbst schüttelte Draco den Kopf. Theo hatte ihm zugestimmt, er hätte es einfach dabei belassen sollen. Aber nein, er musste ja unbedingt den Mund aufmachen. Darum bemüht, desinteressiert zu wirken, fuhr er sich durchs Haar. „Glaub mir, ich hab zu viele Jahre damit verbracht zu versuchen, besser zu sein als sie. Ist mir nie gelungen. Sie ist ein wertloses Schlammblut, aber sie kann besser zaubern als die meisten hier.“
 

Das brachte ihm ein amüsiertes Schnauben von Theo ein. „Da hast du recht. Jeder weiß, dass Potter schon längst tot wäre, wenn er nicht mit ihr befreundet wäre. Glückspilz.“
 

Als wäre damit alles gesagt, stand auch Theo auf und ließ Draco alleine im Gemeinschaftsraum zurück. Der wiederum blieb sprachlos und voller Anspannung zurück. Er hatte oft genug dasselbe gedacht wie Theo es gerade ausgesprochen hatte, aber seine Formulierung störte ihn. Wusste wirklich jeder, dass Hermine dafür verantwortlich war, dass das sogenannte Goldene Trio funktionierte? Wer war jeder?
 

Seit Potter, Weasley und Hermine verschwunden waren, hatte Draco darauf gesetzt, dass niemand wusste, dass der Auserwählte mit seinen Schulfreunden unterwegs war, und dass, wenn es irgendwann rauskam, niemand sich groß Gedanken darum machte. Aber war dem wirklich so? Nach dem, was Theodore gerade gesagt hatte, stiegen neue Ängste in ihm auf.
 

Mindestens Snape wusste doch, wie brillant Hermine war. Mindestens er würde doch verstehen, was es bedeutete, dass Potter sie an seiner Seite hatte. Würde er es Voldemort sagen? Was, wenn Hermine dadurch zur Zielscheibe wurde? Die andere Seite würde alles versuchen, um Potter zu schützen, aber gab es gleichen Schutz für Hermine? Wie er sie einschätzte, würde sie sich am Ende noch selbst opfern, um Potter zu helfen. Wenn es Voldemort darauf anlegte, würde es vermutlich gelingen, sie zu fangen und von Potter zu trennen.
 

Fluchend wischte Draco sich mit beiden Händen übers Gesicht. Er konnte nur hoffen, dass so lange wie möglich unbekannt blieb, dass Potter mit Hermine auf der Flucht war.



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