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Hunter of Darkness - Sidestories

Sidestories
von

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Juna - 1-Eins

Kaum hatte die erste Pause angefangen, hatte ich schon so ein beklemmendes Gefühl im Magen. Eigentlich hatte ich angefangen, dieses Gefühl einfach zu ignorieren, bis es von selbst wieder verschwand.

Eigentlich...

Denn, irgendwie funktionierte es dieses Mal nicht. Je mehr ich es ignorierte, umso mehr schob es sich wieder in den Vordergrund und machte mich fast verrückt. Also gab ich das Ignorieren auf und ging diesem nervtötenden Gefühl auf den Grund, indem ich mich auf dem überfüllten Schulhof suchend umschaute. Als mein Blick die Mauer zum Lehrerparkplatz streifte, kribbelte es plötzlich verräterisch in meinem Bauch. Was auch immer mir mein seltsames Bauchgefühl sagen wollte, es hatte also auf jeden Fall mit dem Lehrerparkplatz zu tun.

 

Während ich nun geradewegs auf den Lehrerparkplatz zu steuerte, blickte ich mich dennoch weiter um. Immerhin war es als Schüler nicht erlaubt, den Lehrerparkplatz zu betreten. Doch, da kein Lehrer in Sicht war, schlüpfte ich einfach durch das leicht offen stehende Tor.

Und augenblicklich sackte mein Magen ab.

Hastig schaute ich mich um und entdeckte ein paar Schüler am anderen Ende des Parkplatzes. Ich sah zwar nur die drei, mir zugewandten, Rücken, doch konnte ich mir denken, dass sie jemanden in die Ecke zwischen der Mauer und einem der Autos drängten. Ohne zu Zögern ging ich auf die Gruppe zu und hörte schon nach wenigen Schritten, wie jemand laut aufschluchzte. Auf der Stelle zog sich mir das Herz zusammen und mir wurde schlecht. Trotzdem ging ich weiter.

 

„Du hast was damit zu tun! Du hast doch gesagt, wir dürfen nicht fahren!“

„Ja, du bist schuld daran, dass Frau Miller im Krankenhaus liegt!“

„Du hast den Unfall verursacht! Gib's zu!“

Es waren zwei Jungen und ein Mädchen, die verbal auf die am Boden kauernde Person los gingen. Als das blonde Mädchen in der Ecke die Anschuldigungen der anderen Drei hörte, schluchzte es erneut laut auf.

„N-nein...! Ich... I-ich hab' doch nur... Ich wollte nicht...“ Endlich war ich nahe genug dran, um den nächstbesten Jungen an der Schulter zu packen und ihn von dem Mädchen weg zu ziehen.

„Ganz schön mutig, zu dritt ein Mädchen fertig zu machen“, meine Stimme war so von Hass erfüllt, dass ich selbst etwas irritiert war, doch ließ ich es mir nicht anmerken.

„Was mischst du dich da ein? Verpiss' dich!“ Der Junge holte mit der Faust aus, doch gab ich ihm nur einen einfachen Stoß gegen die Brust, damit er gegen die anderen beiden stolperte.

„Verpisst ihr euch gefälligst selbst!“ Einen Moment lang starrten wir uns einfach nur an, bis das Mädchen der Gruppe den Jungen von eben an der Schulter packte.

„Lasst uns besser gehen...“ Auch wenn ihre Worte nur gemurmelt waren, hörte auch ich sie. Und, trotz dass der Junge einen Augenblick zögerte, so gehorchte er ihr doch und stapfte davon, gefolgt von den anderen beiden.

 

Ich schaute ihnen noch nach, bis sie auf den Schulhof verschwunden waren. Währenddessen beruhigte sich das unangenehme Gefühl langsam wieder und ließ nur noch etwas vages, ängstliches zurück. Etwas, was mich dazu bewegte, vor dem blonden Mädchen in die Hocke zu gehen.

„Hey... Alles okay, sie sind weg“, versuchte ich sie zu beruhigen, doch schüttelte das Mädchen heftig den Kopf, sodass nun auch der Rest ihres Gesichts von ihren Haaren bedeckt war.

„Nichts ist okay...“ Fragend zog ich die Augenbrauen zusammen, ehe ich zu ihr krabbelte und mich neben sie setzte.

„Wieso ist nichts okay?“

„Weil sie recht haben!!“ Unwillkürlich zuckte ich bei der Heftigkeit ihrer Worte zusammen.

Mit was hatten sie recht?

Wenn ich die anderen richtig verstanden hatte, hatten sie von dem Unfall des Schulbusses vom letzten Wochenende geredet, durch welchen Frau Miller ins Krankenhaus gekommen war. Und sie hatten ihr die Schuld an diesem Unfall gegeben. Wie sollte das denn bitte stimmen?

„Wie sollst du an diesem Unfall schuld gewesen sein? Es ist doch bereits bewiesen, dass die Bremsen vom Bus einfach versagt haben. Du wirst wohl kaum unter den Bus gekrabbelt sein, um die Bremsen zu manipulieren, oder?“ Langsam schüttelte das Mädchen den Kopf und ihr Schluchzen beruhigte sich etwas.

Aber ich wusste, dass es passieren wird...“, ihre Worte waren so leise, dass ich sie beinahe nicht verstanden hätte. Doch war ich gerade deswegen auch davon überzeugt, mich gerade verhört zu haben.

Also strich ich ihr das blonde, kinnlange Haar hinter ein Ohr und beugte mich etwas zu ihr hinüber.

„Hast du gerade wirklich gesagt, du hast gewusst, dass es passieren wird?“ Als sie auf diese Frage tatsächlich mit „Ja“ antwortete, blinzelte ich ein paar Mal ungläubig. Doch sagte mir dieses seltsame Bauchgefühl, dass sie nicht log. Also beschloss ich vorerst, dass sie mir das genauer erklären sollte, bevor ich sie als verrückt erklärte.

„Was meinst du damit, dass du es gewusst hast?“ Zum ersten Mal schaute mich das Mädchen nun an. Sie linste aus verunsicherten, karamellbraunen Augen zu mir herüber.

„Ich habe es einfach gewusst... Ich wusste, dass etwas passieren würde... Aber niemand wollte auf mich hören...“

„Du hast es ihnen gesagt?“ Ich wusste nicht wieso, aber die Tatsache, dass sie es gewusst hatte, überraschte mich weitaus weniger, als die Tatsache, dass sie die Vorahnung anderen mitgeteilt hatte.

Verwirrt blinzelte das Mädchen und hob etwas den Kopf an.

„Ja, habe ich. Mein Dad sagt, ich soll es den anderen sagen, damit ihnen nichts passieren kann.“ So schnell, wie sie den Kopf angehoben hatte, hatte sie ihn auch schon wieder gesenkt und das Kinn auf ihre Knie gelegt.

„Außer meinem Dad hat mir niemand geglaubt. Deswegen war ich auch die einzige, die nicht mit auf diesen Ausflug gefahren ist. Er hat bei der Erlaubnis einfach angekreuzt, dass ich nicht mit darf, auch wenn meine Mom deswegen gemault hat.“ Nachdenklich legte ich den Kopf etwas schief.

„Da hast du echt Glück, so einen Dad zu haben.“ Mit einem leichten Lächeln nickte das Mädchen mir zu und setzte sich endlich gerade auf, auch wenn ihr Blick weiterhin am Boden zu ihren Füßen hing. Nachdenklich schürzte ich die Lippen, betrachtete den Himmel und die Wolkenfetzen an diesem, dann den polierten, glänzenden roten Lack des Autos neben uns und schließlich wieder das Mädchen neben mir.

„Wie heißt du eigentlich? Ich bin Juna.“ Ich konnte ihr ansehen, dass ich sie aus ihren Gedanken riss, als sie zusammenzuckte und mich überrascht musterte. In diesem Moment beschlich mich das starke Gefühl, dass dieses Mädchen keine Freunde hatte, was mich irgendwie traurig stimmte.

„Primrose.“ Mit einem erwartungsvollen Ausdruck in den Augen betrachtete die Blonde mich nun und ich grinste.

„Gut, Prim. Was hältst du davon, wenn wir für heute den Rest des Unterrichts blaumachen? Wenn du deinem Dad davon erzählst, was passiert ist, wird er es sicher verstehen, dass eine Freundin dich wieder aufmuntern wollte, oder?“ Überraschung machte den karamellfarbenen Ton ihrer Augen ein wenig heller, als sie mich anstarrte. Also stand ich kurzerhand auf und reichte ihr meine Hand, um ihr aufzuhelfen.

„Wir sind doch Freunde, oder, Prim?“

„J-ja... Ja, sind wir.“ Die Freude in ihrem Gesicht reichte mir aus, dass ich Prim einfach mit mir zog, um den Lehrerparkplatz, in Richtung Straße, zu verlassen. In meinem Inneren spürte ich, dass ich genau das Richtige tat und es machte mich selbst irgendwie glücklich.



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Kommentare zu diesem Kapitel (1)

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Von: Futuhiro
2018-10-12T17:12:30+00:00 12.10.2018 19:12
Juna ... Ich überlege gerade, ob mir der Name drüben bei HoD schonmal begegnet ist. Sagt mir gerade gar nichts. ^^°

Wie spricht man "Primrose" bzw. Prim denn aus? Deutsch oder Englisch? Ich tendiere gerade zum englischen prime mit ai-Anlaut für das i.
Antwort von:  Plotchaser
06.11.2018 21:15
Huch, da bist du auch schon über das Special gestolpert =D
Hier habe ich erstmal Charaktere rausgenommen, die aktuell noch nicht in in der Hauptstory vorkommen, deren Story aber schon fast so lange besteht, wie die eigentliche Hauptstory. Außerdem werde ich bei ihrem Auftauchen wenig auf sie eingehen, aber dafür ist mir ihre Hintergrundgeschichte doch zu wichtig.. ^^°

Bei Prims Namen bin ich bei deutscher Aussprache hängen geblieben, da ich es in abgekürzter Form irgendwie schöner finde.

Ansonsten nehm ich mal nicht zu viel vorweg ;)
Liebe Grüße
Chaser <3


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