Zum Inhalt der Seite

Gin - Kaltblütiger Mörder im Körper eines Kindes

von

.
.
.
.
.
.
.
.
.
.

Seite 1 / 1   Schriftgröße:   [xx]   [xx]   [xx]

Das Treffen

8:00 Uhr in einem bestimmten Ferienhaus
 

Leise wurde die Tür zum Schlafzimmer geöffnet und eine vorsichtige Merlot betrachtete die eng umschlungen, schlafenden Männer. Wobei einer von ihnen genaugenommen ein Kind war.

"Zumindest noch." Ein siegessicheres Lächeln schlich sich auf ihre Lippen. "Aber erstmal muss ich…"

Sie ging möglichst leise an die Seite des Bettes und schüttelte die Schulter des Jungen vorsichtig um ihn zu wecken. Dieser schreckte zusammen und riss die Augen auf, doch durch seine Müdigkeit war er noch etwas desorientiert.

Als er die Wissenschaftlerin schließlich erkannte wurde er blass, doch bevor er sich von seinem ersten Schock erholt hatte hielt sie sich einen Finger vor die Lippen und zeigte auf den schlafenden Akai. Leise flüsterte sie: "Ich habe uns Frühstück gemacht, aber ich denke er hat noch etwas Schlaf verdient, findest du nicht?"

Gin sah daraufhin unsicher zum Agenten auf, dann nickte er Merlot zögernd zu. Der Junge überlegte, wie er sich am Besten unbemerkt aus dem festen Griff von Akai lösen könnte, ohne diesen aufzuwecken. Vorsichtig versuchte er seinen Arm zu bewegen und sich vom großen Körper vor ihm wegzudrücken, das war nicht so einfach wie er vermutet hatte. Merlot bemerkte Gin's Bemühungen und beschloss ihm zu helfen, indem sie Akai's Arm anheben wollte, damit der Silberhaarige sich aus der Schlinge befreien konnte. Kaum allerdings hatte sie sich dem jungen Mann genähert, packte dieser ruckartig nach ihrem Handgelenk.

Die Wissenschaftlerin schreckte auf, ebenso wie Gin, der Akai sein vorgetäuschtes Schlafen abgekauft hatte.

"Netter Versuch.", kam es und Akai öffnete sein rechtes Auge um Merlot anzusehen.

"Du bist schlimmer als ein Wachhund!", beschwerte sie sich daraufhin und wollte Gin von ihm wegziehen, auch nicht ganz so leicht. Der Junge wehrte sich dabei kein Bisschen, innerlich hoffte er dennoch, dass Akai's Griff stärker sein würde, denn er wusste was ihm drohte wenn er mit Merlot mitgehen würde.

"Es ist Zeit für seine Medizin!", erinnerte die Frau zusätzlich, was Gin einen Schauer über den Rücken wandern ließ.

Kurz verweilten die Drei, schweigend. Merlot's Hände waren in Gin's Pullover gekrallt, ebenso wie Akai's Hände den kleinen Körper darunter festhielten. Beide warfen sich gereizte Blicke zu.

Gin sah die Beiden im Wechsel an, es war für ihn als würden diese sich selbst ohne jegliche Worte verstehen und sich nur mit eisigen Blicken verständigen. Letztlich war Akai es, der nachgab und seufzte.

"Ich weiß...", meinte er und zu Gin's Enttäuschen lockerte er den Griff, dass Merlot ihn an seinen Armen aus dem Bett ziehen konnte.

"Komm mit.", sagte sie und setzte ein gefälschtes Lächeln auf. Merlot war längst dabei den Raum zu verlassen, während Gin immer noch vor dem Bett stand und Akai unschlüssig ansah.

"Ich begleite dich ja...", meinte der Agent um Gin zu ermutigen und richtete sich dann auf. Er nahm seinen Schützling an die Hand und ging mit ihm in die Küche.
 

"Hätte dir nicht geglaubt, dass du wirklich Frühstück zubereitet hast.", sagte Akai als er überraschend den dampfenden Haferbrei auf dem Küchentisch erblickte. Für Gin war das eher ein unappetitlicher Anblick, er hätte dieser Frau sowieso nicht mal ansatzweise Kochkünste zugetraut.

"Da siehst du mal, wie nett ich bin!", lobte Merlot sich selbst und verschränkte die Arme.

Gin hatte es sich mittlerweile auf einen Stuhl bequem gemacht, doch seine Augen weiteten sich als er die kleine rot-weiße Kapsel neben seiner Schale bemerkte.

"Was du zuerst isst, ist vollkommen dir überlassen.", kam es von Merlot schadenfroh und sie setzte sich gegenüber vom angstverzerrten Silberhaarigen. Eine tolle Auswahl, empfand dieser. Entweder den wahrscheinlich ungenießbaren Brei, oder dieses Gift was ihm furchtbare Schmerzen erleiden lassen würde. Am Liebsten wäre er aufgestanden und hätte sich schleunigst aus dem Staub gemacht, wäre da nicht im Hinterkopf sein Versprechen, was er seinen Retter gegeben hatte.

Gin schluckte, sah beide Dinge angewidert an. Plötzlich legte sich eine Hand auf seine Schulter, Akai's Hand. Sein Blick richtete sich auf die Droge.

"Dann hast du es hinter dir...", meinte er leise, zur Anregung die Kapsel als erstes zu nehmen.

Gin musste sich eingestehen, dass der Mann Recht hatte und nahm das Gift in die Hand. Er kniff seine Augen fest zusammen und atmete tief durch. Trotz Zurückhaltung begann sein zarter Körper zu zittern.

Nun hatte sich Akai's zweite Hand ebenso auf seine noch freie Schulter gelegt, zur Beruhigung streichelte dieser sie ein wenig und lehnte seinen Kopf leicht an den von Gin.

"Hat er Angst..?", stellte der Junge unsicher fest, als er bemerkte wie die beiden Hände auf seinen Schultern ebenso zitterten. Letztlich konnte er es dennoch nicht unterscheiden, ob dieses Zittern wirklich von Akai oder eher ihm selbst kam.
 

Im nächsten Moment warf Gin sich schnell die Kapsel ein und schluckte sie herunter. Seine Miene verzog sich aus Angst und er versank auf seinem Stuhl, sein Herz fing an den Takt zu erhöhen. Der Dampf vom Haferbrei vor ihm stieg auf einmal in seine Nase, erst jetzt vernahm er den angenehmen Duft.

Kurz war es, als würde die Zeit still stehen, dennoch hörte er die Uhr an der Wand ticken. Er erwartete die qualvollen Schmerzen, diese unerträgliche Hitze, das Gefühl innerlich zu verbrennen... doch es passierte... nichts?

Verwirrt öffnete er wieder die Augen.
 

Immer noch verdutzt sah er erst mal zu Akai und dann zu Merlot. Akai schien allerdings keinen Plan von der Situation zu haben und Merlot würdigte ihm keines Blickes.

"Ähm... iss erst mal etwas, okay? Ich muss mich kurz mit Merlot unterhalten.", sagte der Agent als er die Verunsicherung des Jungen bemerkte. Zögerlich sah dieser abwechselnd zu Akai und Merlot, bis er schließlich endgültig zu dem jungen Mann sah.

"K-Kommst du auch sofort wieder?", fragte Gin leicht zögernd. Akai lächelte den Jungen aufmunternt an und streichelte etwas dessen Kopf, dabei versuchte er seine Verunsicherung zu verbergen.

"Sicher doch, ich möchte im Wohnzimmer nur kurz etwas mit ihr besprechen."

Gin sah leicht nach unten "Na gut...", sagte er leise.

"Also dann.", meinte Akai zu ihm, immer noch lächelnd, danach ging er zu Merlot, die schon längst aufgestanden war und schnappte sich ihr Handgelenk. Etwas wütend sah er sie an und schleppte sie in das Wohnzimmer, Gin blickte ihnen noch hinterher und fing bedrückt an zu essen. Unerwartet schmeckte das Essen der Wissenschaftlerin nicht all zu schlecht, wie er erwartet hatte.

Als Akai und Merlot im Wohnzimmer angekommen waren ließ der Agent ihr Handgelenk endlich los.

"Erklär‘ mir das!", ertönte sofort seine Frage.

"Vermutlich eine Verzögerung, Gin ist schließlich auch früher geschrumpft als geplant.", kam es gelangweilt von Merlot.

"Kann ich jetzt endlich etwas essen, Herr FBI Agent?"

"Also hast du das erwartet?" , fragte er sie geschockt.

"Da der vorherige Versuch nicht ganz gelungen ist, habe ich das Gegengift angepasst. Die Wirkung auf das Gehirn ist eben schwieriger.", erklärte sie genervt. "Deswegen habe ich die Ausbreitung des Gegenmittels im Körper verlangsamt, denn wenn sich der Körper bereits verändert hat erfolgt keine Reaktion im Gehirn mehr. Lässt du mich jetzt endlich frühstücken?"

Erst antwortete Akai ihr nicht, er musste sich ihre Worte zweimal durch den Kopf gehen lassen, ehe er sie verstanden hatte.

Als Merlot merkte, dass ihr nicht geantwortet wurde startete sie einen Versuch einfach in die Küche zurückzugehen.

"Und wie lange bleibt Gin jetzt noch so klein?" Akai hielt ihren Kittel fest, ein emotionsloser Blick wandte sich ihm zu.

"Wahrscheinlich noch ein paar Stunden, bis zum Nachmittag schätze ich. Also genieße die letzte Zeit noch mit ihm..." Ein Grinsen bildete sich auf ihren Gesicht.

Noch bevor Akai etwas sagen konnte kehrte Merlot ihm wieder den Rücken zu, in der Küche fing sie auch sofort an zu essen, scheinbar war sie wirklich hungrig. Gin hingegen stocherte nur in seinem Brei herum.

"Schmeckt's dir etwa nicht?", fragte Merlot entsetzt.

"Wo ist Shuichi?", ignorierte der Junge aber ihre Frage. Erst jetzt fiel der Frau auf, dass Akai ihr nicht gefolgt war.
 

Dieser war gerade im Arbeitszimmer seines Vaters, eine Etage höher, angekommen. Er ging zum Schreibtisch, welcher vom Sonnenlicht des Fensters dahinter beschienen wurde. In der Schublade darin hatte er sein Smartphone abgelegt, es war ausgeschaltet, schon seit ihrer Ankunft. Nachdenklich starrte er auf das Display. Ein mulmiges Gefühl übermannte ihn.

"Sollte ich wirklich...", dachte er. Ihm fiel ein, dass er wochenlang nichts von sich hören ließ bei seinen Kollegen. Bestimmt war diesen schon längst aufgefallen, dass er nicht mehr da war und sie würden sich Sorgen um ihn machen, doch seine eigenen Sorgen waren die ganze Zeit bei Gin gewesen. An nichts anderes hatte Akai gedacht, als gäbe es Niemand wichtigeren in seinem Leben mehr. Eigentlich war es auch sein Ziel gewesen, Gin vor FBI und jeglichen anderen Personen zu verstecken. Doch nun, wenn dieser wieder der Alte werden sollte, würde das bestimmt nicht mehr so einfach funktionieren. Im Gegenteil, würde er dann derjenige sein, der sich eher vor Gin verstecken müsste? Wie von selbst drückte sein Daumen die Ein/Ausschalttaste, das Display leuchtete auf.

Kaum einen Moment später, fing das Smartphone an ohne Unterbrechung zu vibrieren, viele verpasste Benachrichtigen, Anrufe und SMS kamen allesamt gleichzeitig an. Die meisten SMS waren von Jodie.

Wo steckst du?,

Ist alles in Ordnung?,

Ruf mich an!,

waren die Meisten davon. Unwichtig in Akai's Augen, darauf wollte er nicht antworten.

Kurz scrollte er nach oben zu den neueren Benachrichtigungen.Plötzlich bemerkte er eine längere Nachricht, sie war vom gestrigen Tag.

Shuichi, warum meldest du dich nicht? Geht es dir gut? James, Camel und ich würden uns gern mit dir unterhalten, es ist wichtig. Wenn du das lesen solltest, komm bitte morgen 12:00 Uhr zum Kudo Anwesen.

P.S. Wir machen uns Sorgen.

Die SMS weckte Akai's Interesse. Doch was sollte er sagen wenn er plötzlich wieder auftaucht? Eine dumme Ausrede wäre sinnlos. Andernfalls, wenn er nicht wieder auftaucht, könnte es bald ernsthafte Probleme geben. Vielleicht sind die Informationen, die er beim Gespräch erhalten würde, wichtig. Dabei fiel ihm plötzlich Rum und die Organisation ein, vielleicht wüssten die Drei was Neues? Er selbst hatte keinerlei Ahnung was der Kerl jetzt tun könnte, ob er noch nach Gin sucht oder sogar etwas plant.

Kurz befreite Akai sich von seinen Gedanken und atmete tief durch.

"Ich werde hingehen..", beschloss er, immer noch verunsichert, doch der neugierige Teil, der zum Treffen erscheinen wollte, dominierte dieses Mal. Einen Blick auf die Uhr zu urteilen würde er es pünktlich schaffen, wenn er jetzt losfahren würde.

Er hastete die Treppe hinunter, unten starrte ihn ein besorgter Gin an.

"Wo warst du..?", kam es. Gin's unruhiger Blick brachte Akai erneut ins Nachdenken, ob er jetzt wirklich gehen sollte.

"Ich muss nochmal wohin... Du bleibst so lange hier, verstanden?", überwand er sich und sah Gin dabei nicht an, um nicht doch noch schwach zu werden.

"Wohin?", fragte dieser daraufhin.

"Ist egal, ich bin nicht lange weg...", versuchte Akai der Frage irgendwie auszuweichen und ging richtung Tür, bis der Junge sich an sein Hosenbein krallte.

"Lass mich nicht allein!", forderte er laut, die Verzweiflung dahinter war deutlich zu hören. Immer noch sah Akai ihn nicht an.

"Ich möchte nicht mit dieser Frau alleine bleiben, bitte nimm mich mit!" Der Griff wurde fester, die Tonlage flehender.

Letztlich sah der Agent doch auf Gin hinab. Mit Tränen in den Augen wurde er trostlos angeschaut.

"Wenn es nicht lange dauert dann nimm den Bengel eben mit, wo liegt das Problem?" Merlot trat aus der Küche, die das Gespräch offenbar gehört hatte.

"Das geht doch nicht!", dachte Akai, eigentlich hätte er es laut aussprechen müssen, doch er schwieg nur und sah verunsichert dabei aus.

"Shuichi bitte!!" Gin umschlang plötzlich seine Beine. Es fiel dem Agenten immer schwerer abzulehnen.

"Schau doch mal, wie schön er betteln kann!", kommentierte Merlot amüsierend Gin's Flehen.

Das machte Akai's Unentschlossenheit nicht gerade besser.

"Meinetwegen...", meinte er leise und ließ sich am Ende doch überreden, scheinbar wäre er ja sonst sowieso nicht vom Fleck gekommen. Er sah wieder auf Gin, der jetzt plötzlich wie ausgewechselt vor Freude und Erleichterung strahlte.
 

12:05 Kudo Villa
 

"Ich mache mir wirklich Sorgen um Shu. Es ist nicht seine Art einfach so zu verschwinden und sich überhaupt nicht zu melden!" nervös ging Jodie in der Küche auf und ab.

"N-Naja, er kann schon auf sich aufpassen, bestimmt ist ihm nur irgendetwas Wichtiges dazwischen gekommen.", versuchte Camel sie zu beruhigen.

"Aber er hat uns nicht ein einziges Mal geantwortet!" meinte Jodie aufgebracht. "Was wenn er bei der Suche nach Gin in Schwierigkeiten mit der Organisation gekommen ist und sie ihn erwischt haben?!"

"Das bezweifle ich." meinte James. "Wäre das der Fall hätte Rena Mizunashi eine Gelegenheit gefunden uns zu kontaktieren."

Da öffnete sich die Eingangstür der Villa. Alle FBI Agenten verstummten und lauschten angespannt.

"Warum hast du nicht gleich gesagt, dass du hier her zurückfährst!" erklang eine laute, unbesorgte Kinderstimme gefolgt von dem tieferen Tonfall einer Männerstimme, die jeder der Anwesenden sofort erkannte: "Langsam! Nicht so eilig!"

Da gab es kein Halten mehr für Jodie und sie stürmte aus der Küche.

"Shu!" rief sie freudig erleichtert. Doch die Szene die sich ihr bot ließ sie verdutzt stehen bleiben.

Akai stand in der Nähe der Eingangstür, hatte diese wohl gerade erst geschlossen und hinter ihm befand sich der Junge, den sie Letztens bereits gesehen hatte. Dieser trug keine Schuhe mehr - die lagen unordentlich im Eingangsbereich herum - und war hinter Akai geflüchtet als sie angerannt kam.

Jetzt lugt er mit großen, Schreck geweiteten Augen zu ihr. Akai - wieder in der Verkleidung Subarus - seufzte und fuhr sich mit einer Hand durch die Haare, die andere legte sich wie beschützend auf die Schulter des Kleinen.

"Entschuldige bitte die Verspätung Jodie, ich hatte das Handy aus und als ich heute früh von dem Treffen gelesen habe, war gerade noch die Zeit hier her zu kommen."

Sie starrte ihn nur ungläubig an. Doch was sie wirklich überraschte war die Frage des Jungen: "Ist sie der Grund aus dem ich nicht mit sollte?"

"Ja...Nein." Akai war sich nicht sicher welche Antwort jetzt die Richtige war. Er wollte nicht, dass das FBI von dem kleinen Gin erfuhr, aber Jodie an sich war nicht der eigentliche Grund.

"Verstehe." erklang es leise hinter Akais Rücken. "Du wolltest mit ihr allein sein. Ich störe euch nur...", schwang da so etwas wie Enttäuschung mit? Akai wunderte sich. Doch bevor er darauf etwas erwidern konnte traten auch James und Camel zu ihnen und widerlegten somit die Vermutung des Kleinen.

"Wer sind all diese Leute..?", hinterfrage dieser dann.

"Nur ein paar Freunde von mir..." Akai ließ aus zu erwähnen, dass es sich eigentlich um seine FBI-Kollegen handelte. Die blonde Frau davon, Jodie, bewegte sich plötzlich mit langsamen Schritten auf den kleinen Gin zu, welcher sich daraufhin nur noch mehr hinter Akai versteckte und seine Hände in dessen Hose krallte. Jodie beugte sich zu ihm herunter.

"Du erinnerst mich an jemanden, little boy...", stellte sie fest desto genauer sie den Jungen musterte. Gin wich ein paar Schritte von Jodie zurück, so dass er sich an Akai's rechter Seite befand, er umklammerte dessen Hüfte.

"Unsinn.", widersprach der junge Mann seiner Kollegin und drückte Gin fester an sich.

"Sein Haar ähnelt dem von...", begann Camel seinen Gedanken auszusprechen, Akai unterbrach ihn jedoch.

"Der Junge hat aber nichts mit ihm zu tun." Er konnte den Namen des Silberhaarigen im Moment nicht erwähnen, das würde den Jungen an seiner rechten Seite nur verwirren.

"Wenn ihr mich kurz entschuldigen würdet, ich bringe den Kleinen kurz ins Wohnzimmer. Danach können wir reden." Akai zog Gin an seinen Kollegen vorbei, welche ihn misstrauisch ansahen, er versuchte diese Blicke zu ignorieren. Die Tür zum Wohnzimmer verschloss er hinter sich.
 

"Wen meinten sie?", fragte Gin während er sich auf das Sofa setzte. Akai hockte sich vor ihm, damit sie sich auf Augenhöhe befanden.

"Sie meinten... den anderen Gin." Er wollte den Jungen nicht direkt anlügen. Noch bevor dieser weitere Fragen stellen konnte, redete Akai einfach bestimmend weiter.

"Du bleibst jetzt erst einmal hier. Wenn du möchtest, kannst du ein wenig fernsehen bis ich fertig bin. Ich hole dich dann wieder ab." sein Vorschlag gefiel Gin überhaupt nicht, was man an dessen Gesichtsausdruck ablesen konnte.

"Aber..-", wollte er deshalb widersprechen, was ihm vom Agenten aber verwehrt wurde.

"Ich weiß, dass das Alles ziemlich verwirrend für dich sein muss... aber jetzt kann ich es dir nicht erklären. Vertrau mir einfach, okay?"

Gin nickte verunsichert, ließ seinen Kopf dann gesenkt. "Wieso möchtest du mich nicht dabei haben?", fragte er noch leise, fast so leise, dass man es beinahe nicht verstand.

"Das ist ein Gespräch unter Erwachsene.", erwiderte Akai und gab seinen Schützling einen Kuss auf die Stirn. Er wurde mit erröteten Wangen angeschaut.

"Soll ich dir den Fernseher einschalten?" Mit dieser Frage erhob sich der Agent, nachdem er Gin noch kurz angelächelt hatte.

"Ja..." stimmte dieser zu.

Akai ging um einen Tisch und betätigte die Einschalttaste am Flachbildfernseher dahinter. Ein Nachrichtenprogramm erschien auf dem Bildschirm. Der junge Mann sah sich nach der dazugehörigen Fernbedienung um, entdeckte sie aber auf dem ersten Blick nicht.

"Ein paar Neuigkeiten aus der Stadt werden dem Jungen schon nicht schaden...", dachte Akai schulterzuckend und bemühte sich nicht weiter, nach der Fernbedienung zu suchen.

"Bis gleich." wandte er sich kurz wieder Gin zu, bevor er das Zimmer verließ.
 

Auf dem Flur wurde der Agent bereits von seinen Kollegen erwartet. Erneut seufzte er und meinte: "Lasst uns in die Küche gehen."

Dort angekommen fing er aus Gewohnheit gleich an Tee zu kochen.

"Will noch jemand welchen?", fragte er ohne sich umzudrehen.

"Ja bitte." antwortete James.

"Ich nehme auch eine Tasse." meinte Camel.

Von Jodie erhielt er keine Antwort, nahm ihr aber dennoch ebenso eine Tasse aus dem Schrank. Während Akai den Tee servierte herrschte Schweigen und gewohnheitsmäßig sah er kurz auf die Uhr. Es war 12:15 Uhr.

Da nun jeder seinen Tee hatte brach Akai das Schweigen mit der Frage: "Also, wie sieht die Situation aus? Ich nehme an, es gibt Neuigkeiten?" Dabei sah er zu James, doch bevor dieser ihm seine Frage beantwortete mischte sich Jodie ein.

"Wo warst du? Wir haben uns Sorgen um dich gemacht! Irgendetwas geht in der Organisation vor sich und als du plötzlich nicht mehr reagiert hast..."

Akai unterbrach sie. "Ich hatte eben zu tun und vergessen das Handy einzuschalten. Mach bitte nicht so ein Drama.", redete Akai sich genervt aus. Jodie starrte ihn daraufhin mit ein kalten Blick an. Zwar wollte Akai es sich nicht anmerken lassen, aber dieser Anblick machte ihn schon etwas nervös.

"Es geht hier um viel mehr als du denkst! Stattdessen aber kümmerst du dich um irgendein kleines Kind, von dem du uns nicht mal sagst wer dieses eigentlich ist! Was ist in letzter Zeit los mit dir?! Ich erkenne dich gar nicht wieder!", schrie Jodie ihn an, Camel und James hielten sich Beide dabei raus.

Jetzt wurde es auch Akai zu viel und seine Nerven waren kurz vor dem Ende.

"Glaubst du ich weiß das nicht? Ich habe mit diesen Kerlen schon genug zu tun gehabt und ich weiß längst worauf ich mich da einlasse.", sagte er betont, versuchte dabei aber trotzdem irgendwie ruhig zu bleiben.

Jodie wollte gerade noch etwas erwidern, doch plötzlich mischte James sich ein.

"Hört mal ihr Zwei. Es ist viel vorgefallen und ich weiß, dass ihr wütend seid. Natürlich weiß ich aber auch, dass wir alle Antworten wollen. Jetzt zu streiten bringt also nichts, meint ihr nicht auch? Wir sollten uns alle beruhigen und über den wahren Grund sprechen, weshalb wir heute hier sind." schlug er vor. Ohne eine Antwort von Akai oder Jodie abzuwarten sprach er gleich weiter: "Da wir die Organisation seit Gins Verschwinden unter genauester Beobachtung haben, ist es uns gleich aufgefallen, als sie heute morgen begonnen haben Material heranzuschaffen. Wir wissen nicht genau was es ist, was sie so eilig herbeigeschafft haben, aber es handelt sich vermutlich um eine Art Sprengstoff."

"Was meinen sie mit hier her?", unterbrach Akai James. Obwohl es ihm schwer fiel NICHT an Gin zu denken, so klang dies doch sehr wichtig. Seine inneren Warnsignale schrillten und ließen ihn seine volle Aufmerksamkeit auf das Gespräch richten.

"Nun ja, wir konnten leider nicht genau verfolgen wohin der Sprengstoff gebracht wurde, aber es war mit Sicherheit nach Beika."

"Scheiße.." sprach Akai die Gedanken aller Anwesenden aus.

"Wir haben auch von Mizunashi Rena eine kurze, aber dafür wohl dringende Nachricht erhalten. Vermouth soll sich aufgrund eines Auftrages auch hier her begeben haben."

"Und das ist seit heute früh in Gange?", hakte Akai nach.

"Soweit wir es erfahren konnten, schon.", gab James als Antwort, was Akai aber nicht daran hinderte noch eine weitere Frage zu stellen, um sich möglichst genau den Umständen bewusst zu werden.

"Und wissen sie, wer an dieser Sache noch beteiligt ist, außer Vermouth?"

"Mit Vermouth sind es drei Personen. Ein stämmiger Kerl mit Sonnenbrille und ein anderer Mann sind ebenso daran beteiligt, aber wer die Beiden sind konnten wir nicht in Erfahrung bringen." James hatte allerdings schon im Hinterkopf, dass es sich beim Brillenträger wohl um Wodka gehandelt haben könnte.

"Es stellt sich die Frage, was sie mit den Sachen vorhaben, planen sie einen Anschlag? Sprengstoff wäre dafür nützlich." Jodie, die seit der kleinen Auseinandersetzung mit Akai geschwiegen hatte, meldete sich nun wieder zu Wort.

"Suchen sie eigentlich noch nach Gin? Vielleicht hat das etwas damit zu tun..." Camel fügte eine weitere Vermutung hinzu, was die Blonde dazu brachte einzulenken.

"Wo du gerade Gin erwähnst... Shu, das Kind was du bei dir hast sieht ihm sehr ähnlich. Vorhin bin ich nicht ganz drauf gekommen."

"Was willst du mir damit sagen?", entgegnete Akai ihr daraufhin energisch, obwohl er genau wusste worauf Jodie hinaus wollte.

"Nichts. Aber es ist nur ein seltsamer Zufall, wenn Gin verschwindet taucht dieses Kind bei dir auf... was dem Organisationsmitglied zum Verwechseln ähnlich sieht." Die Frau sah Akai misstrauisch in die Augen, dieser zog gereizt eine Augenbraue nach oben.

"Der Junge hat nichts mit ihm zu tun. Glaubst du etwa Gin soll dieses Kind sein? Das ist praktisch gar nicht möglich!", log er. Beinahe hätte er sich selbst belächelt, da die Organisation sehr wohl zu allem fähig war, vor allem beim Erstellen irgendwelcher Wundermittel. Bevor Jodie noch etwas sagen konnte, ließ ihr Vorgesetzter sie aber nicht einmal zu Wort kommen.

"Fängt das mit euch Beiden schon wieder - .." Ein Geräusch unterbrach ihn. Kurz herrschte Schweigen.

"Habt ihr das auch gehört?", fragte Camel und alle Agenten drehten sich richtung des Flures.

"Klang wie eine Tür...", meinte Jodie, Akai hingegen traf es wie ein Blitz.

"Gin!", schrie er gedanklich und rannte zum Wohnzimmer.

Als er jedoch die Zugluft im Flur bemerkte, traute er sich schon gar nicht mehr einen Blick in das Zimmer zu werfen, in welchem Gin sich befinden sollte. Die Tür zum Wohnzimmer war nicht mehr geschlossen, sondern einen Spalt angewinkelt.

"Bitte lass ihn nicht..." Akai hatte eine schlimme Vorahnung und sie bestätigte sich. Im Wohnzimmer war niemand, der Fernseher lief allerdings noch.

"Verdammt!" kaum hatte er gedanklich geflucht, tauchten auch seine Kollegen hinter ihm auf.

"Hast du den Jungen nicht hier gelassen?", fragte James, der sich darüber eigentlich sicher war.

Akai antwortete ihm nicht, sondern ging ein paar Schritte in das Zimmer. Er konnte nicht ganz realisieren, dass der Silberhaarige offenbar verschwunden war, doch warum? Was hatte ihn dazu angeregt, so einfach das Weite zu suchen?

"Ich hab doch nur..." Akai's Blick und seine Aufmerksamkeit wandten sich dem Fernseher zu.

"Es wird wohl noch eine Weile dauern, ehe die Feuerwehr den Großbrand vollständig gelöscht hat.", ertönte eine weibliche Stimme von diesem. Kurz darauf wurden Live-Aufnahmen einer Villa gezeigt, welche in Flammen stand.

Akai's Augen weiteten sich. Zuerst brauchte er einen Moment um zu realisieren... doch es schien tatsächlich so zu sein. Beim Anblick der Aufnahmen erinnerte sich der Agent allmählich wieder an Gin's Vergangenheit.



Fanfic-Anzeigeoptionen

Kommentare zu diesem Kapitel (1)

Kommentar schreiben
Bitte keine Beleidigungen oder Flames! Falls Ihr Kritik habt, formuliert sie bitte konstruktiv.
Von:  Vicky2407
2018-09-04T18:32:49+00:00 04.09.2018 20:32
Uh so spannend *-* bin gespannt wie es weiter geht


Zurück