Zum Inhalt der Seite

Little Bird - not little anymore

Sansa Starks Gefühle
von

.
.
.
.
.
.
.
.
.
.

Seite 1 / 1   Schriftgröße:   [xx]   [xx]   [xx]

-SANSA-
 

Ich stand mit meiner Schwester Arya auf der Brücke zwischen den hohen Türmen unserer Burg und wir blickten in die Ferne, die voller Schnee bedeckt war. rya blickte zu mir rüber, "du hast das Richtige getan", sagte sie mit ruhiger Stimme. "Du hast es getan", antwortete ich. Einen Moment blickte sie nach vorne und sagte nichts, bis sie sich wieder zu mir wandte, "du hast das Urteil gesprochen, ich war nur dein Vollstrecker". Wir sprachen noch über Vater und standen noch eine Weile zusammen draußen. Es war schön, wieder mit meiner Schwester vereint zu sein und zu wissen, dass wir füreinander da sein würden. Wir hielten diesen Moment noch eine Weile inne. Arya ging wieder zurück in den Turm und ließ mich alleine zurück.
 

Ich blickte ins Leere und ließ die letzten Minuten nochmals Revue passieren, als Arya auf meinen Befehl hin Lord Baelish die Kehle durchschnitt. Ein Gefühl von Furcht überkam mich, furcht vor mir selbst. Ich erinnere mich noch genau wie ich mich fühlte, als sein Blut aus ihm herausströmte und er mir dabei flehend in die Augen sah. Es war das Gefühl von Genugtuung, doch nicht nur das, es war ein Gefühl von bittersüßer Freude, das ich hatte. Ich spürte wie warm mein ganzer Körper wurde und wie es kribbelte um mein Herz herum, als ich ihm in seine sterbenden Augen sah. Das Gefühl, das ich bereits kannte. Zuvor fühlte ich mich so, als ich Ramsey Bolton seinen Hunden überließ und dabei zusah, wie sie ihn qualvoll zerfleischten. Ja mich überkam die Furcht bei diesen Erinnerungen, die Furcht vor mir selbst, dass ich zu so etwas fähig war.
 

Ich dachte an die Worte des Bluthundes, wie er einst zu mir sage, töten sei das süßeste auf der Welt. Immer wieder wirrten seine Worte in meinem Kopf. Ich konnte ihn nie verstehen, doch nun tue ich das. Es erschreckt mich. Was ist nur aus mir geworden? Was hat all das Leid, dass mir widerfahren ist, nur aus mir gemacht? Eine Mörderin. "Die Welt wird von Mördern beherrscht", sagte der Bluthund damals zu mir. Nie hätte ich gedacht, dass ich einmal selbst dazu gehören würde. Doch solange Jon nicht hier ist, herrsche ich über Winterfell, es ist meine Pflicht als Lady von Winterfell. So ist es wohl auch meine Pflicht zu töten, wenn es sein muss. Ich redete mir das ein, doch das Gefühl der Furcht vor mir selbst wurde nicht schwächer.
 

Der Bluthund, einer der wenigen in Königsmund, der mich beschützte, der mich nie verletzte. Was er wohl von mir denken würde, könnte er mich heute sehen? Würde er mich noch immer kleines Vögelchen nennen, nach allem was ich erlebt habe, beschmutzt und befleckt wurde und nachdem ich gemordet habe? Wäre ich noch immer das unschuldige zarte Mädchen, dass er einst in mir sah? Ich würde es nie erfahren.
 

Arya hat mir bei unserem Wiedersehen erzählt, dass sie den Bluthund zum Sterben zurückließ, nachdem Brienne ihn besiegt hatte. Ich sah Brienne kämpfen, er hätte es sicher nicht überlebt. Doch ein Funken Hoffnung in mir, ließ mich darüber nachdenken, ob er doch noch lebt und ob ich ihn wiedersehen würde. Du dummes Mädchen, sagte ich innerlich zu mir selbst. Hör auf zu träumen und sieh der Realität ins Auge, er ist tot. Genau wie dein Vater, deine Mutter und deine beiden Brüder. Sie werden nicht mehr zurückkommen, du wirst sie nicht mehr sehen, sagte ich mir. Ich kämpfte dagegen an, nicht zu weinen. Ich werde nicht mehr weinen, das kleine dumme Mädchen mit ihren Träumen und Märchen bin ich nicht mehr.
 

Es ist spät geworden und die Dunkelheit brach ein, die Zeit verging wie im Flug hier draußen. Jon würde heute sicher nicht zurückkehren, sollte er überhaupt zurückkehren. Ich habe ihn gewarnt, dass Cercei nicht mit sich verhandeln lässt, sie ist gefährlich und die Drachenkönigin wahrscheinlich noch viel gefährlicher, wenn es wahr ist, was man über ihre Drachen sagt.
 

Ich begab mich in meine Gemächer und ging zu Bett. Ich betete zuvor noch - wie ich es jeden Abend tat - für Jon, dass er wiederkommen würde, für meine Schwester Arya und meinen Bruder Bran. Ich betete für unser Zuhause, dass es uns erhalten bleibt und für unsere verbündeten Häuser des Nordens, dass wir die Bedrohung der weißen Wanderer, Cercei und auch der Drachenkönigin überstehen. Ich zögerte einen Moment, dann betete ich für den Bluthund - wie ich auch dies jeden Abend tat. Obwohl ich wusste, dass er längst tot sein müsste, betete ich für ihn.
 

Das Einschlafen gelang mir schwer. Ich hatte keine Kontrolle über die Bilder in meinem Kopf, die sich einblendeten. Die flehenden Augen von Lord Baelish, während ihm das Blut aus der Kehle strömte. Die Schreie von Ramsey Bolton, als seine ausgehungerten Hunde ihm Stück für Stück in Haut und Fleisch bissen und er qualvoll starb, während sie sich von ihm nährten. Ich kämpfte gegen diese Bilder an. Versuch an etwas Schönes zu denken, sagte ich mir. Ich erinnerte mich an einen Traum, den ich einige Male hatte. Es war ein Traum, der sich so real anfühlte, als wäre es eine Erinnerung. Ich wusste nicht, ob es wirklich passiert war oder nicht. Ich hatte den Traum genau vor Augen:
 

Ich betrat mein Zimmer in Königsmund während der Schwarzwasserschlacht. Der Bluthund saß auf dem Boden und erwartete mich. Er war bedeckt mit Blut und trank Wein aus seiner Lederflasche. Er wollte fliehen, mich mitnehmen und nach Hause bringen. Ich entschied mich dagegen, "Stannis würde mir nichts tun", versicherte ich ihm. Er richtete sich auf und näherte sich mir, bis er genau vor mir stand. Ich konnte das Blut auf seiner Rüstung riechen und den Geruch von Wein in seinem Atem. "Sieh mich an!", befahl er mir, "Dein Vater war ein Mörder, dein Bruder ist ein Mörder, deine Söhne werden Mörder sein, die Welt wird von Mördern beherrscht, gewöhne dich daran, einen Mörder anzusehen". Ich sah ihn an, wie er es befahl, ich hatte keine Angst. Er sah mich an, wie er es immer tat, ein harter Blick voller Leid und Selbsthass, doch auch mit voller Begierde und Zuneigung starrten mich diese grauen Augen an. Ich erstarrte, konnte mich nicht bewegen und nicht sprechen, meine Augen wanderten nicht von seinen ab. Er näherte langsam sein Gesicht dem meinen, er kam immer näher und näher, er kam so nah, bis seine Lippen die meinen berührten, ich spürte seine feuchten schmalen Lippen und seinen rauen Bart, der an meinem Kinn kratze, seine Lippen fühlten sich weich an, er legte seine beiden Hände auf meine Wangen und hielt mich fest. Meine Starrheit löste sich und ich spürte, wie sich jeder einzelne Muskel in meinem Körper entspannte, ich fühlte mich als würde ich fallen, spürte ein Kribbeln in meinem Körper, das von meinem Herzen bis runter in meine Lenden zog. Es war ein angenehmes Kribbeln, ich wollte nicht, dass es aufhört, so erwiderte ich seinen Kuss und rieb meine Lippen ebenfalls an seine. Dies führte dazu, dass sein Atem schwerer wurde, er atmete lauter und seine Küsse wurden härter und fordernder, ich wehrte mich nicht, ließ es zu und genoss seine Begierde für mich, die er signalisierte, was mein Kribbeln nur verstärkte. Er schien kurz davor zu sein die Beherrschung zu verlieren, doch dann löste er seine Hände von meinem Gesicht und zog seine Lippen von meinem Weg, er ging einen Schritt zurück. Als hätte ich mich im Kreis gedreht, war es mir schwindelig und ich musste kämpfen, mich auf den Beinen zu halten. Ich sah ihn erwartungsvoll an und er erwiderte mir einen beschämten Blick, "Leb wohl, kleines Vögelchen". Er verließ mein Zimmer.
 

Ein warmes Lächeln überkam mich und ich schlief ein.



Fanfic-Anzeigeoptionen

Kommentare zu diesem Kapitel (0)

Kommentar schreiben
Bitte keine Beleidigungen oder Flames! Falls Ihr Kritik habt, formuliert sie bitte konstruktiv.

Noch keine Kommentare



Zurück