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Skrupelliebe

von

Vorwort zu diesem Kapitel:
Um ehrlich zu sein: Ich habe keine Ahnung, wo die Reise mit dieser Fanfiction hingeht. Das aktuelle Rating, sowie die Tags werden daher gegebenenfalls aktualisiert. Ich habe endlich den Mut gefunden, mich an eine Idee heranzuwagen, die schon seit einigen Jahren in meinem Kopf vage herumwabert und diese auch zu veröffentlichen. Vielleicht findet der ein oder andere ja Gefallen daran. (: Komplett anzeigen

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Der demolierte Frieden des Vermieters

Die ersten Sonnenstrahlen des Tages fielen durch ein makellos geputztes Fenster auf eine staubfreie Fensterbank. Dort freuten sich die Topfpflanzen über den anbrechenden Tag, indem sie als Dank für den schönen Platz ein bisschen frische Luft ihrem Besitzer zurückgaben. Letzterer lag flach auf dem Rücken ausgestreckt und noch in tiefen Schlaf gehüllt im Bett. Sein tiefer Atem, ließ den mächtigen Brustkorb auf- und abgleiten. Die sonnengebräunten Hände waren locker über dem Bauch gefaltet, während seine langen Beine parallel zueinander auf dem gerade so ausreichenden Bett lagen.
 

Ein lautes Schellen an der Haustür ließ diese Ruhe schlagartig implodieren. Der eben noch schlafende Pflanzenbesitzer schoss wie ein Pfeil in eine senkrechte Position, während sein Blutdruck ebenfalls in Rekordzeit auf ungesunde Höhen kletterte. Vollkommen desorientiert, strampelte er sich von seiner Bettdecke frei und setzte die Füße auf dem kalten Dielenboden ab, der unter dem plötzlichen Gewicht knarzend protestierte.
 

Wieder malträtierte der kleine Messingklöppel die dazugehörige Glocke, als die elektronische Klingel erneut gedrückt wurde. Dieses Mal hielt das Schellen penetrant lange an, so dass Kuroganes Ohren auch nach ihrem Verstummen das Klingeln phantomhaft wahrnahmen. Sich endlich aus der warmen Umarmung des Bettes erhebend, griff er nach dem ordentlich auf einem Stuhl zusammengefalteten Morgenmantel und warf ihn sich energisch im Gehen über. Dann stapfte er wutentbrannt durch die Wohnung zu seiner Haustür. Der Hirnakrobat, der auf die bescheuerte Idee gekommen war, ihn zu dieser gottverlassenen Uhrzeit aus dem Bett zu werfen, hatte entweder einen verdammt triftigen Grund oder war kurz davor elendig den Löffel abzugeben.
 

„Ich komme ja schon, verdammt!“,brüllte er einem erneuten Klingelansturm entgegen und fluchte wie ein Hafenarbeiter im Sturm. Mittlerweile hatte er seine Müdigkeit abschütteln können, so dass sein Puls ungehindert auf 180 steigen konnte, ehe er auch nur die Tür einen Spalt breit geöffnet hatte. Mit mehr Schwung, als es die arme Tür verdient hatte, riss er die letzte Barriere zwischen sich und dem Störenfried nieder. Sein erster Gedanke, als er einen Blick auf den Übeltäter erhaschte, war, dass dieser weder am verbluten war, noch in Panik zu sein schien. Entweder war dies der gelassenste Hilfesuchende der Weltgeschichte oder der Kerl besaß wirklich die Dreistigkeit, ihn um kurz vor sechs wegen nichts aus dem Bett zu klingeln.
 

„Was?“,blaffte er den jungen Mann an, der mit einem leichten Lächeln auf den Lippen vor seiner Tür stand und ohne es zu wissen, mit seinem Leben spielte. Er schien nicht viel älter zu sein als Kurogane. Das blonde Haar fiel ihm in wirren Strähnen ins Gesicht, während die hageren Ärmchen eine Reisetasche geschultert hatten. Der große Schlacks klimperte verwirrt mit den unnatürlich blauen Augen, ehe er sein Lächeln um einige Watt erhellte.
 

Enthusiastisch streckte er Kurogane eine dürre Hand entgegen. „Hallo, ich würde hier gerne einziehen“,war das Erste und vorerst Einzige, was der lebensmüde Schmale da von sich gab. Kurogane musste all seine Willenskraft zusammennehmen, damit ihm nicht die Kinnlade hinunterfiel. Es dauerte einige Sekunden, ehe er sich wieder soweit gefangen hatte, dass er dem Anderen nicht einfach die Nase vor der Tür zuschlug und sich fragte, ob das gestrige Bier irgendwie schlecht gewesen war. Als all seine Hirnzellen sich von dem Schock erholt hatten, konnte er endlich einen klaren Gedanken fassen und diesen auch in Worten artikulieren:“Du willst was?“
 

Normalerweise wurde Kurogane an solchen Stellen wütend. Sehr wütend. Doch die gottlose Stunde und die dreiste Bitte hielten ihn aktuell davon ab, einfach den Hahn aufzudrehen und seinen Emotionen wie sonst freien Lauf zu lassen. Vielmehr übernahm hier die rationale Seite seines Denkens und klärte die Sachlage auf, während er im Hintergrund genug gute Gründe für einen Wutausbruch sammelte.
 

„Einziehen“,erwiderte der Fremde in einer Tonlage, mit denen er vermutlich auch kleine Kinder ansprach. Das war neben der Ruhestörung schon Punkt Nummer zwei auf Kuroganes mentalem Ragekonto. Noch immer streckte sein Gegenüber ihm die ungesund bleiche Hand entgegen, als ob er entweder auf einen Mietvertrag per Handschlag hoffte oder einfach penetrant soziale Etiketten einhalten wollte.
 

„Einziehen“,wiederholte Kurogane ungläubig und zog eine Augenbraue so weit hoch, dass sie drohte unter seinem Haaransatz zu verschwinden. Kurz kramte er in seinem Gedächtnis, ob er irgendwann einmal in geistiger Umnachtung einen Besichtigungstermin um diese Uhrzeit vereinbart hatte. Er war sich aber ziemlich sicher, dass in seinem Kalender, auf dem er jeden Termin und jede Altpapierabholung genaustens notierte, kein derartiges Meeting finden würde. Also gab das Wutpunkt Nummer vier. Noch ein Punkt und der Hampelmann war fällig.
 

„Ja, einziehen. Das sagte ich doch bereits.“ Kuroganes Blut fing an zu kochen und die ersten roten Flecken tummelten sich auf seinem Gesicht wie aufkommendes Fieber. Als der Blonde noch immer keine zufriedenstellende Antwort erhielt - Kuroganes drohendes Schnaufen und die Röte im Gesicht schien er gekonnt zu ignorieren - seufzte er ergebend und kramte in seiner Jackentasche herum. Zumindest glaubte Kurogane es war eine Jacke in irgendeinem früheren Leben mal gewesen. Der Lumpen, der da über den knochigen Schultern des anderen hing, war dermaßen mit Löchern und Ruß besäht, dass von dem ursprünglichen Stoff nicht viel übrig geblieben war. Geschweige den von der Farbe, die einst wohl ein dunkelblau geglichen hatte, aber jetzt eher an Schimmel oder Moor entsann.
 

Gerade als es Kurogane zu bunt wurde und er mit dem fünften und letzten Punkt auf der Zornskala endlich gepflegt an die Decke gehen wollte, zog der ranzig aussehende Fremde ein Bündel Geldscheine aus seinem Lumpen. „Sie haben doch eine Wohnung über Ihnen zu vermieten, oder? Zumindest sagt das die Annonce in der Zeitung und das Schild, welches draußen an der Tür hängt. Hören Sie, ich weiß ich komme überraschend und es gibt bestimmt viele andere Interessenten, aber ich brauche dringend eine Bleibe und wäre bereit Ihnen etwas mehr zu zahlen, als die eigentliche Miete beträgt. Ich bin auch sehr leise und so gut wie nie da.“
 

Die Dicke des Bündels und die Zahlen, die Kurogane auf den ersten Blick erkennen konnte, ließ ihn seine Wut vorerst vergessen. Erneut starrte er den Kleineren ungläubig an. Dann setzte wieder das rationale Denken ein. Es stimmte, er hatte wirklich eine Wohnung über der seinen zu vermieten. Das gute Stück war nicht besonders groß und die letzte Grundsanierung war auch schon einige Jahre her, dafür lag sie etwas außerhalb des städtischen Getümmels und hatte alle Annehmlichkeiten, die man sich so wünschen konnte. Zumindest, wenn es nach Kurogane ging.
 

Die grausame Wahrheit war allerdings, dass er nicht viele Interessenten für die Wohnung begeistern konnte. Durch die schlechte Anbindung an den Nahverkehr, die etwas in die Jahre gekommene Einrichtung und die hohe Miete, die er verlangen musste, um nicht ganz pleite zu gehen, hatte sich bis jetzt noch niemand gefunden, der in ihr wohnen wollte. Für eine Kleinfamilie war der Platz zu gering und viele Pärchen suchten sich lieber eine schickere Wohnung in einer etwas belebteren Gegend. Damit blieben nur noch Studenten und Alleinlebende übrig. Beide Gruppen konnten sich allein die Miete oft nicht leisten oder fanden für den Preis eine bessere Alternative. Und Wohngemeinschaften kamen für Kurogane überhaupt nicht in Frage.
 

Alles in dem Hausbesitzer schrie danach, den blonden Verrückten abzuweisen, doch wenn er ehrlich zu sich war, brauchte er das Geld dringend, so ungern er es sich eingestand. Obwohl er sparsam lebte, war nie genug Geld für einige längst fälligen Reparaturen da und dieser Typ wollte ihm sogar etwas mehr zahlen, als er verlangte. Ergebend ergriff Kurogane endlich die Hand des anderen und seufzte schwer.
 

„Also gut, ich kann Sie Ihnen ja wenigstens zeigen, Herr...?“ Der Händedruck des anderen war ungewöhnlich fest für eine so zierliche Person.

„Flourite. Fye de Flourite“,flötete der Störenfried, der endlich bekommen hatte, was er wollte. Kurogane betete, dass der Typ ihn nicht schon auf auf dem Treppenabsatz in den Wahnsinn treiben würde. Sollte der Kerl hier wirklich einziehen, würde er ihm schleunigst die hier geltenden Regeln in Form der Hausordnung erklären und zusehen, dass sich ihre Wege so wenig wie möglich kreuzten. Keine gemeinsamen Grillpartys, keine Waschsamstage und erst recht kein nachbarschaftliches Geplauder im Hausflur.
 

„Also gut, Herr Flourite, dann lassen Sie uns mal beginnen.“ Nur im Morgenmantel bekleidet und mit Schlaf in den Augen, stapfte Kurogane unbewussten Schrittes voran in eine Bekanntschaft, die er später noch bitter bereuen würde.



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Kommentare zu diesem Kapitel (1)

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Von:  Lady_Ocean
2018-06-15T02:33:09+00:00 15.06.2018 04:33
Oh wie cool, du bist auch noch im TRC-Fandom unterwegs und schreibst sogar! Und sogar richtig toll! :D Ich hab die ganze Zeit über geschmunzelt bei deiner witzigen Wortwahl. Nur um mal ein paar Stellen wiederzugeben, die ich sehr mag: "während sein Blutdruck ebenfalls in Rekordzeit auf ungesunde Höhen kletterte", "Wieder malträtierte der kleine Messingklöppel die dazugehörige Glocke" (den zweiten Teilsatz bräuchte man gar nicht, finde ich), "fluchte wie ein Hafenarbeiter im Sturm".

Vom Setting her ist es auch mal was Neues. Kurogane als Vermieter hatte ich bisher noch nicht. Bevor klar war, dass er der Vermieter des Hauses ist und Fye sich nicht ganz dreist in seiner Wohnung einquartieren wollte, sondern in der darüber (das Missverständnis ist dir gut gelungen! ^^), hab ich mich an der Stelle mit den Eintragungen im Kalender kurz gefragt, ob Kuro der Typ ist, der sich so genau Notizen macht. Grad mit dem Müll und so. Ich halte ihn immer für eher nachlässig, für jemanden, der morgens aus dem Fenster guckt, ob schon anderer Müll zum Wegbringen rumsteht, und sein Zeug dann einfach dazu stellt. Aber vielleicht funktioniert das bei ihm auch gar nicht, bei dem alten Haus und dem Leerstand (wovon wir im Verlauf des Kapitels ja erfahren haben). Und wenn er sich solche Termine dann nicht aufschreiben würde, würde er es wohl ständig vergessen. So fand ich den Gedanken an den Terminkalender abschließend dann doch wieder schllüssig.

Und natürlich stellt sich jetzt die interessante Frage: Was hat Fye angestellt?! Oder was ist ihm passiert? Er will in eine unbeliebte, unsanierte, abgelegene, überteuerte Kaschemme einziehen, legt sogar noch was drauf nur um die Wohnung da zu kriegen. Da muss man schon sehr verzweifelt sein. Verschwörungstheorien, vorwärts! Ist sein Bruder (der "echte" Fye) gerade getötet worden? Flüchtet er vor Ashura? Gibt es noch mehr, vielleicht neue, Gefahren, die außerhalb des ursprünglichen TRC-Universums existieren? Bitte nichts verraten! Du hast mich neugierig gemacht und zum Nachdenken angeregt und ich freu mich aufs Weiterlesen. Ich hoffe, dass noch mehr Leute diese hübsche FF entdecken und noch der ein oder andere 'nen Kommi dalässt. Verdient hat sie es bisher jedenfalls. Aber die Kommentatoren haben sich in den letzten Jahren ziemlich rau gemacht... Ich hoffe dennoch, du bleibst dran und ich kann weiterlesen. :)
(Ich selbst schreibe übrigens auch noch - wieder. *lach* Will aber die Geschichte erst abschließen oder zumindest in die Endphase bringen, bevor ich was hochlade. Voraussichtlich werden es ca. 40 Kapitel und danach wahrscheinlich noch vieeeeeel Bonusmaterial. Oder ich flechte das Bonusmaterial noch irgendwie mit ein, mal sehen.)

Liebe Grüße
Lady_Ocean :)
Antwort von:  Zaizen
17.06.2018 18:33
Du hast gar keine Ahnung, wie glücklich ich über deinen Kommentar war, daher dies vorweg: Vielen vielen vielen Dank für die lieben Worte und Gedanken. Das ist unglaublich motivierend und spornt mich dazu an, noch genauer beim Schreiben nachzudenken. Wie bereits im Vorwort erwähnt ist die Idee noch immer etwas vage und manche Reaktionen oder Beschreibungen entstehen ohne allzu viele Gedanken. Dass sie aber schlussendlich ins Gesamtbild passen fühlt sich gut an und zeigt mir, dass dieses längere Projekt eine Zukunft hat. Aktuell arbeite ich primär daran, meine Schachtelsätze zu kürzen und etwas einfacher zu schreiben. Es ist übrigens der allererste Fanfiction-Versuch, den ich überhaupt irgendwo online stelle. ^^

Jetzt aber konkret zu deinen Gedanken: Ich verstehe Kurogane vom Charakter her immer als jemanden, der sehr diszipliniert und organisiert lebt. Als Pragmatiker hat er klare Vorstellungen dessen, wie Dinge zu sein haben - da bleibt wenig Raum für Ästhetik. Auch liebt er seine Routinen. Nachlässig sehe ich ihn eher in sozialen Bereichen. Das ist allerdings meine Interpretation des alten Grummelkopfes (die ich hoffentlich in folgenden Kapiteln auch noch etwas schlüssiger erläutern werde). Ich finde es aber immer spannend, wenn er anders verstanden oder geschrieben wird. Das macht für mich so den Reiz von Fanfictions aus.

Zu Fye: Immer her mit den Verschwörungstheorien. Ich finde es immer spannend zu sehen, wie durchsichtig oder undurchsichtig der Geschichtsverlauf und Schreibstil ist. Eins verrate ich an dieser Stelle aber gerne (spoilerfrei), dass es eine ganze Weile dauern wird, bis sich ansatzweise ein Gesamtbild abzeichnet. (:

Dass du wieder/noch schreibst freut mich sehr! Ich hatte auch erst überlegt, die Geschichte ansatzweise fertig zu schreiben, habe mich dann aber doch für die Stückelung entschieden. Jetzt merke ich, dass es die richtige Entscheidung war, weil ich dank Kommentaren wie dem deinen noch genauer über gewisse zusammenhänge nachdenke. Ich bin jetzt schon super gespannt auf deine neue FanFiction und wünsche dir ganz viel Motivation, Zeit und Ideen!

Liebe Grüße
Zaizen


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