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Wer bin ich?

von

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Kapitel 8

 

Nun stand sie da mit ihrer Decke auf der Türschwelle zum Schlafzimmer und zupfte nervös daran herum.

Du … Kenta … kann ich heute Nacht bei dir schlafen? Ich … ähm … ich habe … Angst alleine.“...

 

 

Es wurde langsam hell und das Gewitter war schon lange vorbei. Usagi schlief tief und fest und so blieb Kenta einfach liegen. Sein Kopf lag ganz nah neben ihren. So nah war er ihr noch nie gewesen. Ein leichter Hauch von Vanille stieg ihm in die Nase. Es war ein angenehmer Duft. Es roch wirklich gut.

 

Vor ein paar Tagen war sie beim Einkaufen schnurstracks zu dem Regal mit den Shampoos gelaufen, schnappte sich die kleine Flasche mit Vanilleduft und lief zu ihm zurück. Sie erzählte ihm, dass dies ihr Lieblingsshampoo wäre, da die Haare so schön duften würden, nach dem Waschen. Beide hatten sich überrascht angesehen. Sie erinnerte sich unbewusst an etwas und freute sich so darüber, dass er gar nicht anders konnte und sich für sie mitfreute.

 

Murmelnd drehte sie sich zur Seite, wodurch ihr eine Strähne ins Gesicht fiel. Vorsichtig strich er sie mit seinem Zeigefinger zurück hinter ihr Ohr. Sie sah so friedlich aus, wenn sie schlief. Wie könnte sie jemanden etwas zuleide tun? Zweifel keimten in ihm auf. Was wäre, wenn es gar nicht stimmte, was man ihm seit er klein war, eingetrichtert hatte? Seit sie bei ihm war, konnte er nichts Böses oder Gemeines an ihr feststellen. Sie war zu jedem freundlich und hilfsbereit.

Erschrocken zuckte er dann allerdings zusammen, als sie sich anfing neben ihm zu rekeln. Langsam öffnete sie ihre Lider, sah sich mit großen Augen um, bis sie sich ruckartig aufrichtete. Nervös zupfte sie an der Decke herum und er konnte deutlich erkennen, wie ihr die Röte in die Wangen schoss. „Entschuldige.“

Lächelnd schüttelte er langsam den Kopf.

„Nein alles gut. Du brauchst dich doch nicht entschuldigen.“

Vorsichtig richtete er sich nun ebenfalls auf und rutsche ein Stück zu ihr rüber. Stumm saßen sie jetzt da und schauten sich einfach nur an. Aber es war keine unangenehme Stille, nein es war irgendwie so ein Moment, in dem man nichts zu sagen brauchte.

Zögerlich streckte er seine Hand aus und wollte gerade nach ihrer greifen, als es plötzlich an der Tür klingelte. Aufgeschreckt davon sprang sie auf.

„Ich werde mal schnell ins Badezimmer. Kannst du bitte die Tür öffnen?“

Ohne auf seine Antwort zu warten, hastete sie aus dem Zimmer.

 

Schnellen Schrittes huschte sie ins Badezimmer und warf die Tür hinter sich zu. Sie wollte einfach nur schnell dieser Situation entkommen. So schön sie diesem Moment mit ihm auch fand, irgendetwas fühlte sich falsch an. Irgendetwas war nicht richtig und sie verstand nicht, was. Sie musste einen klaren Kopf bekommen. Aber egal, wie sehr sie sich auch anstrengte, sie kam nicht drauf, was sich falsch anfühlte. Und so schob sie es einfach wieder auf ihren wirren Kopf, der ihr wieder ein Mal einen Streich spielte.

 

Genervt ging Kenta durch den Flur. Wer war das denn jetzt? Schwungvoll riss er die Tür auf.

„Mamiko, was willst du denn schon hier? Wollten wir uns nicht erst heute Nachmittag treffen?“

Sichtlich verwundert starrte sie ihn an.

„Was ist dir denn über die Leber gelaufen? Schon wieder genervt von dem kleinen Blondchen? Wo ist die eigentlich?“ Hämisch grinsend drückte sie sich an ihm vorbei.

„Komm rein?“, brummte er und schloss wieder die Tür. „Die ist im Badezimmer.“

Seine Schwester lief ins Wohnzimmer, setze sich auf das Sofa und tippte mit ihrer Hand neben sich.

„Komm setz dich kurz zu mir.“

Nickend nahm er neben ihr Platz. „Und, was gibt es jetzt?“

Ganz nah beugte sie sich zu ihm. „In Tokio läuft alles, wie geplant. Es weitet sich immer weiter aus.“

Er verstand sofort und wusste auch, dass Mamiko dadurch immer stärker wurde. Er freute sich und gleichzeitig keimten in ihm Zweifel. Er war einfach so hin und her gerissen in letzter Zeit, was die ganze Sache anbelangte. Seiner Schwester zeigte er seine innere Verwirrung jedoch nicht. Er würde sich niemals wagen, sich gegen sie aufzulehnen. Nicht nur wegen ihrer Kräfte, sondern auch, weil er und seine Brüder ihr so viel zu verdanken hatten. Sie hatte sich ganz alleine um sie gekümmert, als ihre Eltern starben. Laut seufzend lehnte er sich zurück und verpasste sich dafür sofort innerlich eine Ohrfeige.

„Was ist denn mit dir los heute?“, fragte sie nun auch direkt und begann ihn zu mustern.

„Gar nichts.“

Ohne seine Schwester anzusehen, sprang er auf und huschte zu der kleinen Schublade. Flink holte er den Stadtplan heraus.

„Hier. Den hast du liegen lassen und Usagi hat ihn gefunden. Konnte mir ganz schön was einfallen lassen, dass sie nicht weiter nachfragte.“

„Ah, gib her.“ Sie steckte die Karte schnell in ihre Tasche und es schien, als würde sie noch etwas zu ihm sagen wollen, doch dazu kam sie nicht mehr, da Usagi plötzlich auf der Türschwelle stand.

„Mamiko, du bist es. Das freut mich aber. Ich dachte, du kommst erst heute Nachmittag.“

Freudig umarmten sie sich und setzten sich zusammen auf das Sofa. Kenta war immer wieder verwundert, wie leicht es seiner Schwester viel, ihre Rolle zu spielen. Von der einen Sekunde zur anderen war sie die allerbeste Freundin.

„Ich hatte früher Zeit und dachte, ich überrasche euch beide und wir machen etwas Schönes zusammen.“

Abwehrend hob er direkt seine Hände in die Höhe. „Da bin ich leider raus. Ich muss los.“

Es war mitten in der Woche und er musste zur Arbeit. Im Gegensatz zu Mamiko arbeitete er wirklich seit einigen Jahren. Sie hatten sich das so überlegt, damit sie nicht so auffielen und gut angepasst waren. Erst wollte er gar nicht, doch mittlerweile machte es ihm sogar Spaß. Es war ein Stück ganz normales Leben und es gefiel ihm.

„Ich würde gerne an den See gehen. Hast du Lust?“ Freudig hüpfte Usagi neben Mamiko herum.

„Meinetwegen. Hast du denn überhaupt Schwimmbekleidung?“

„Nein, ich glaube, ich habe nichts im Schrank.“ Fragend sah sie zu ihm „Habe ich denn welche?“

„Ich weiß es nicht. Du hast vor unserem Umzug hier her ziemlich viel ausgemistet. Vielleicht waren dabei auch Badesachen.“

Grinsend legte Mamiko einen Arm um Usagi herum. „Na dann gehen wir jetzt erst mal shoppen!“

Kopfschüttelnd drehte er sich weg.

„Macht ihr Mal. Ich muss jetzt los. Wenn nicht viel los ist, komm ich einfach später nach.“

 

Nach etlichen Badebodengeschäften hatte sie endlich einen passenden Bikini gefunden. Eigentlich wollte sie auch in das Bekleidungsgeschäft, wo sie und Mamiko arbeiteten, aber Mamiko hatte wieder irgendwelche Gründe gehabt, warum sie nicht hineingingen. Und so hatte sie wieder klein beigegeben.

Lächelnd hielt sie nun ihre Schwimmsachen in die Luft. Die Bikinihose war in einem schönen hellen Blau und hatte jeweils ein Schleifchen an jeder Seite. Das Bikinioberteil hatte einen blauen Streifen in der Farbe der Hose und wurde nach oben hin weiß mit blauen Punkten darauf. Ihr gefiel er richtig gut und sie freute sich, endlich zum See fahren zu können.

„Und wie findest du meinen?“ Zwinkernd hielt Mamiko ihren Badeanzug daneben.

„Ich finde ja immer noch, du hättest den grünen nehmen sollen und nicht einfach nur schwarz.“

Lächelnd knuffte ihr Mamiko in die Seite. „Und ich finde, deiner ist viel zu bunt.“

Lachend packten sie das Nötigste in ihre Taschen und kurze Zeit später saßen sie bei Mamiko im Auto und fuhren los.

 

„Ach ist das toll hier. Das Wetter ist einfach perfekt.“ Über beide Ohren strahlend, ließ sie sich die Sonne ins Gesicht scheinen.

„Na dann ab ins Wasser mit dir.“

Zaghaft schüttelte sie den Kopf. Sie traute sich nicht so recht, weil sie nicht wusste, ob sie schwimmen konnte oder nicht. Mamiko wollte sie es aber nicht sagen. Es war ihr irgendwie peinlich. „Später. Ich genieße erst mal die Sonne.“

„Na gut, aber ich werde eine Runde ins Wasser“, rief Mamiko schon beim Laufen und sprang in den See. Grinsend beobachtete sie sie kurz, bis sie dann begann, summend ihre Haare zu einem langen Zopf zu flechten.

 

Nach ein paar Minuten kam Mamiko wieder heraus und setze sich tropfend auf ihr ausgebreitetes Handtuch. „Wenn es dich nicht stört, lege ich mich ein paar Minuten aufs Ohr.“

„Mach ruhig. Wir sind doch zum Entspannen hier.“

Es hatte nicht lange gedauert und Mamiko war eingeschlafen. Sie überlegte nicht lange und machte es sich ebenfalls auf ihrem Handtuch bequem. Sie hatte durch das Gewitter die Nacht nicht sonderlich viel geschlafen und hatte nichts dagegen dies jetzt nachzuholen.

 

Leise setze sich Mamiko neben die schlafende Usagi und vergewisserte sich, ob sie auch nicht beobachtet wurde. Grinsend hob sie ihren linken Arm und hielt ihre Hand ein Stück über ihre Stirn. Sie schloss die Augen und konzentrierte sich. Wenige Sekunden später bildete sich unter ihrer Handfläche eine kleine schwarze Energiekugel. Ohne Zeit zu verlieren, schob Mamiko die kleine Kugel mit ihrem Zeigefinger auf Usagis Stirn und langsam verschwand die Kugel, ohne das Usagi irgendetwas bemerkte, in ihrem Kopf.

Zufrieden legte sie sich zurück auf ihr Handtuch und machte jetzt wirklich ein kleines Nickerchen.

 

Blinzelnd sah sie zu Mamiko und lächelte.

„Na, die muss ja müde sein“, murmelte sie leise und streckte sich erst ein Mal ausgiebig.

Sie genoss die Sonne, jedoch bemerkte sie, dass ihre Arme allmählich einen kleinen Sonnenbrand bekamen. Fluchend durchsuchte sie ihre Tasche nach der Sonnencreme, konnte sie aber nirgends finden. Mamiko würde schon nichts dagegen haben, dachte sie sich und griff nach ihrer Tasche. Langsam öffnete sie sie. Sie wollte Mamiko ja nicht wecken. Vorsichtig tastete sie sich durch die vollgestopfte Tasche.

„Schlimmer als ich, und meine ist schon das reinste Chaos“, nuschelte sie und konnte sich ein Grinsen nicht verkneifen. Doch das verging ihr auf einen Schlag. Mit zusammengezogenen Augenbrauen betrachtete sie den Inhalt der Tasche. Sie fand etwas, womit sie nicht gerechnet hatte, und zog es heraus. Es war der Stadtplan von Tokio mit den Notizen, den sie gestern in der Schublade gefunden hatte. Warum hatte Mamiko den jetzt? Sie versuchte sich einen Reim daraus zu machen und bemerkte zunächst nicht, dass ein junger Mann zu ihr herüber gekommen war und sie angesprochen hatte. Erst als er sie erneut ansprach.

„Eine tolle Stadt.“ Lächelnd sah er sie an.

„Wie bitte?“ Überrascht sah sie nach oben.

„Ich meinte, dass Tokio eine tolle Stadt sei.“ Grinsend beugte sich der Mann über den Stadtplan.

„Wenn Sie das sagen.“ Kurz lächelte sie höflich und packte die Karte hinter sich.

„Wollen wir uns nicht duzen? Ich bin Shin.“

„Usagi.“

Shin nahm neben ihr Platz, strich sich seine braunen Haare, die ihm beim Hinsetzen ins Gesicht gefallen waren, wieder hinter sein Ohr, und fing an ihr irgendetwas zu erzählen. Allerdings schnappte sie nur irgendwelche Wortfetzen auf, zu sehr war sie in ihren eigenen Gedanken. Warum hatte Mamiko die Karte, wenn Kenta meinte, sie selber hätte sie markiert?

Da es aber plötzlich so still neben ihr geworden war, unterbrach sie ihre Grübelei und sah Shin bewusst an. Er lächelte sie erwartungsvoll an und wartete, wie es aussah, auf eine Antwort. Was hatte er gesagt? Jura … Ferien … Tokio? ... Verdammt. Verlegen kratzte sie sich am Kopf.

„Entschuldige, ich war gerade mit meinen Gedanken ganz wo anders.“

„Scheint ja etwas sehr Wichtiges zu sein.“ Schmunzelnd hielt er ihr eine Visitenkarte hin.

„Wenn du möchtest, komm mich doch mal in Tokio besuchen. Würde mich freuen.“

„Du kommst aus Tokio?“, fragte sie ihn erstaunt und steckte die Visitenkarte ein. Nickend rutschte er ein Stück näher an sie heran und begann ihr mit seinen Fingern über den Arm zu streicheln.

„Ja, wie eben erwähnt …“ Grinsend blickte er ihr tief in die Augen. „Herumzugrübeln steht so einer hübschen Frau, wie dir, doch gar nicht … Wollen wir nicht lieber eine Runde schwimmen gehen?“

Ruckartig rutsche sie etwas nach hinten und schüttelte ihren Kopf. Wie wurde sie den nur wieder los?

 

Die beiden bemerkten nicht, dass sich langsam jemand näherte.

Kenta schaffte es heute früher von der Arbeit zu gehen und konnte so noch zum See nachkommen.

Er konnte Usagi schon von Weiten erkennen und es stockte ihm der Atem. Sie sah umwerfend aus, musste er sich zugestehen. Im gleichen Zug bemerkte er allerdings auch, dass ein junger Mann da neben ihr saß und ganz offensichtlich mit ihr flirtete. Es passte ihm gar nicht. Er verstand sich zwar selber nicht, aber er wollte nicht, dass ein anderer Mann so mit ihr redete oder sie anschaute. So ein Gefühl hatte er noch nie gehabt. Er kannte es nicht und es verwirrte ihn. Er konnte sich das jetzt aber auch nicht länger ansehen.Verwirrt über sich selbst, ging er aufgeregt zu ihnen.

 

Mamiko, die vor ein paar Sekunden wach geworden war, sah, wie ihr Bruder näher stürmte. Mit großen Augen sah sie ebenfalls, dass hinter Usagi der Stadtplan lag. Unbemerkt vor ihr verstaute sie ihn schnell wieder in ihrer Tasche. Warum lag er hier draußen?

„Darf ich fragen, wer Sie sind und warum Sie so nah bei meiner Verlobten sitzen?“, knurrte Kenta sichtlich sauer.

Erschrocken sprang Usagi auf und ging einen Schritt auf Kenta zu.

 

„Kenta. Schön das du da bist.“ Erleichtert, dass er da war, lächelte sie ihn an. So langsam fing Shin an, zu aufdringlich zu werden. Dieser hob gerade abwehrend die Hände in die Höhe und stand auch auf. „Ich wusste nicht, dass sie verlobt ist.“

Demonstrativ legte Kenta mit einem Mal seinen Arm um sie und zog sie damit ganz eng an sich heran. „Dann weißt du es jetzt. Wenn du bitte gehen würdest.“

Shin verbeugte sich kurz und lief dann, ohne ein weiteres Wort, davon.

Schweigend standen sie beieinander und schauten sich einfach nur an. Er hatte sie noch nicht wieder losgelassen und eigentlich fand sie es ganz schön. Sie wollte gerade etwas sagen, als sich plötzlich hinter ihnen jemand räusperte. „Ich will euch ja nicht stören, aber ich möchte gerne nach Hause.“

Mit einem Satz gingen die beiden auseinander.

„Jetzt schon? Kenta ist doch gerade erst gekommen“, jammerte sie, sie wollte jetzt noch nicht gehen. Lächelnd drückte ihr ihre Freundin die Hände. „Ihr könnt ja noch hier bleiben. Ich muss leider dringend weg.“

„Von mir aus.“ Freudig begann sie wieder zu hüpfen. Sie hatte sich doch noch nicht ein Mal ins Wasser getraut.

„Kenta würdest du mich noch kurz zum Auto bringen? Ich möchte dir noch schnell etwas zeigen.

Ohne sie oder Kenta antworten zu lassen, zog Mamiko Kenta mit.

 

Als Usagi aus ihrer Reichweite war, fing Mamiko direkt an Kenta anzukeifen.

„Was sollte das gerade? Es sah ja fast so aus, als würdest du wirklich eifersüchtig auf diese Schmalzlocke sein“, zischte sie.

„Du hängst mir doch ständig in den Ohren, ich müsse glaubwürdiger sein. Dann mach ich das und das passt dir dann auch nicht. Soll sie etwas mit anderen in Kontakt kommen?“, verteidigte er sich.

 

Leise war Usagi ihnen hinterher geschlichen und versteckte sich hinter einen Baum. Sie fand es mehr als seltsam, dass Mamiko so mit Kenta abgedampft war. Bedauerlicherweise stand sie zu weit weg, um etwas zu verstehen. Näher konnte sie aber nicht heran, ohne bemerkt zu werden. Sie konnte nur sehen, dass die beiden sich angeregt unterhielten oder stritten. Worum ging es da bloß?

 

„Ja, du hast ja recht. Eigentlich absurd von mir. Du hasst sie ja genau so, wie ich“, beruhigte sich Mamiko langsam. „Übrigens … ich habe vorhin das Hirn der Kleinen … ein wenig … blockiert … So schnell wird sie sich nicht an die anderen Sailor Kriegerinnen oder an ihren Prinzen erinnern. Ich muss jetzt auch los.“ Lachend hielt sie sich die Hand vor den Mund, stieg ins Auto und fuhr davon.

Kenta wusste, wo sie wieder hinfuhr und wusste auch, dass sie, wenn sie zurückkam, wieder stärker geworden war.

 

Als sie sah, dass Mamiko ins Auto stieg, lief sie flink zu ihren Sachen zurück. Hektisch legte sie sich, als wenn nichts gewesen wäre, auf ihr Handtuch und wartete auf Kenta.

„Da bin ich wieder.“ Schwungvoll setzte er sich zu ihr auf das Handtuch.

„Was gab es denn so Wichtiges, dass du mit zum Auto kommen solltest?“ Sie versuchte so gleichgültig, wie es nur ging zu klingen.

„Ach nichts Besonderes … Wollen wir ins Wasser gehen?“

Sofort riss sie ihre Augen auf. „Nein nein, geh du ruhig. Die Sonne ist gerade so schön.“ Abwehrend wedelte sie mit ihren Händen in der Luft herum.

Kenta stellte sich direkt über sie und grinste über beide Ohren. Ohne etwas zu sagen, schnappte er nach ihr, hob sie hoch und legte sie über seine Schulter. Lachend lief er mit ihr zum Ufer.

„Was macht du denn? Kenta bring mich zurück. Ich weiß gar nicht, ob ich schwimmen kann“, schimpfte sie und hämmerte ihm dabei auf den Rücken. „Kenta … Lass mich wieder runter.“

„Du willst runter?“

„Ja!“

„Dein Wunsch ist mir Befehl.“ Lachend nahm er sie von seiner Schulter, doch anstatt sie zurück auf den Boden zu stellen, warf er sie ins Wasser hinein. Es spritze nur so zu allen Seiten, da sie mit ihrem Bauch aufklatschte. Wild strampelte sie hin und her und merkte dann, wie sie ganz automatisch anfing zu schwimmen.

„Ich kann es! Oh mein Gott. Ich kann es!“

„Usagi … stell dich mal hin.“ Grinsend zeigte Kenta auf sie.

Sie wunderte sich zwar, was das sollte, aber tat, was er sagte. Also streckte sie ihre Beine aus, bis sie plötzlich Sand zwischen ihren Zehen spürte.

„Oh Kenta! Ich kann hier ja stehen. Mich so reinzulegen. Wenn ich dich erwische!“

Paddelnd schwamm sie zu ihm und fing an, ihn mit Wasser vollzuspritzen. Kenta tat es ihr gleich und so kabbelten sie sich aus Spaß im Wasser.

 

Um eine kurze Pause einzulegen, setzen sie sich auf das Handtuch. Ohne ein Wort zu sagen, saß er vor ihr und überlegte, ob er es machen sollte oder nicht. Er hatte schon den ganzen Tag darüber nachgedacht.

Er und Mamiko hatten eigentlich beschlossen, sie in dem Glauben zu lassen, ihre Entführer wurden immer noch nicht geschnappt und sie sich dadurch nur noch mehr an ihn und Mamiko binden würde. Sie war immer noch sehr ängstlich, wenn sie alleine unterwegs war. Wenn sie jemanden begegnete, der einen von den beiden ähnlich sah, ging sie ein paar Tage gar nicht mehr vor die Tür. Er verstand sich im Moment einfach selber nicht, aber er wollte sie einfach nicht mehr so ängstlich sehen und beschloss, sich über ihren eigentlichen Plan hinwegzusetzen. Mamiko würde er einfach erzählen, dass er keine andere Wahl hatte, da sie selber zur Polizei gehen wollte und dann alles aufgeflogen wäre.

„Du Usagi ...“

„Ja?“ Über beide Ohren strahlte sie ihn mit ihren blauen Augen an. Ihm wurde so warm ums Herz, was ihn noch bestärkte es ihr zu sagen.

„Ich habe heute Vormittag einen Anruf im Büro erhalten. Es war die Polizei … Deine Entführer sind geschnappt worden … Da ich sie beim Beobachten der Hüte auch gesehen habe, musste ich zur Polizei und bestätigen, dass es die richtigen sind. Du brauchst also keine Angst mehr haben … Sie werden bis zum Prozess in Untersuchungshaft sitzen. Sie können dir nichts mehr anhaben.“

„Wirklich?“ Ungläubig starrte sie ihn mit großen Augen an.

„Wirklich.“

Ruckartig sprang sie auf und zog ihn stürmisch in ihre Arme. Er genoss ihre Umarmung und machte sich im Moment auch noch keine Gedanken darüber, was er ihr sagen würde, wann der Prozess sei. Es war ja normal, dass so was oft dauerte.

Danach verbrachten sie noch ein Paar schöne Stunden am See und fuhren dann erschöpft nach Hause.

 

Bis spät am Abend saßen sie noch zusammen auf dem Balkon und unterhielten sich.

Usagi hatte den Balkon nach und nach mit vielen Blumen und einen schönen Holztisch und Stühlen ausgestattet. Genug Platz hatte der Balkon und sie saß gerne hier, wenn sie alleine zu Hause war.

Kenta hörte ihr mittlerweile nicht mehr wirklich zu. Er hing mehr und mehr in seinen eigenen Gedanken. Ab und zu nickte er mal oder gab ein kleines Wörtchen von sich, sodass sie das Gefühl hatte, er würde wirklich zuhören. Krampfhaft versuchte er seine Gefühle zu ordnen. Er hatte eine Mission zu erfüllen. Und doch, wenn er sie ansah, wurde ihm ganz anders, so warm ums Herz. Eine Weile schaute er sie einfach nur an und beobachtete sie. Er konnte gar nichts dagegen machen, er konnte seinen Blick einfach nicht abwenden. Ihre blauen Augen, ihr langes blondes Haar, wie sie lächelte.

„Alles in Ordnung Kenta?“

Er hatte gar nicht bemerkt, dass sie auf eine Antwort wartete.

„Äh ja? Entschuldige. Was meintest du?“

Lächelnd stellte sie ihr Glas auf den kleinen Tisch. „Du bist wohl genauso müde, wie ich. Ich meinte, ich würde dann wohl jetzt mal schlafen gehen.“

Langsam stand er auf und sah ihr direkt in die Augen. Er zitterte. Traute sich eigentlich nicht zu fragen, da es absurd war. Er musste sie hassen. Und doch … Verlegen fuhr er sich mit seiner Hand durch sein Haar. Mamiko musste es ja nicht erfahren … Es ging sie ja eigentlich auch nichts an … Er wusste ja selber nicht, was diese seltsamen Gefühle zu bedeuten hatten. Aber eins war ihm klar. Er hatte sie gerne, sehr sogar. Schwer schluckte er und versuchte den dicken Kloß, der sich in seinem Hals gebildete hatte, zu vertreiben. „Und … wo?“, stammelte er sichtlich nervös.

 

Verlegen tippte sie ihre Zeigefinger gegeneinander und sah zu Boden. Sie wollte nicht mehr alleine im Wohnzimmer schlafen und auch, wenn sie kein Kribbeln oder Ähnliches, in seiner Gegenwart verspürte, mochte sie ihn gerne. Und, was war schon verliebt sein oder Liebe. Vielleicht war dieses Gefühl, was sie zu ihm hatte ja Liebe. Sie genoss zumindest sehr seine Gesellschaft.

„Also … wenn du nichts dagegen hast … mit im Schlafzimmer.“

Ohne ein Wort zusagen, nahm er ihre Hand und so gingen sie zusammen herüber.

Seit diesem Abend schlief Usagi mit im Schlafzimmer. Jeder schlief zwar auf seiner Seite und unter seiner eigenen Bettdecke, aber beide wollten nicht mehr alleine sein.



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Kommentare zu diesem Kapitel (2)

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Von:  G-Saite
2018-06-26T20:09:33+00:00 26.06.2018 22:09
Sie hat die Ruhe weg, während ich noch nicht mal weiß, wo ihre Familie ist. Ich freu mich, dass ich Deine FF gefunden habe. Gute Unterhaltung!
Antwort von:  Fiamma
27.06.2018 12:21
Bald wird man erfahren, was mit ihren Eltern passiert ist ;)
Freut mich sehr, dass es dir gefällt :)
Von:  mondhas
2018-06-03T20:07:01+00:00 03.06.2018 22:07
vielen dank für das neue sehr schöne kap.finde die geschichte toll und bin so gespannt wie es weiter geht
Antwort von:  Fiamma
04.06.2018 19:38
Vielen Dank für deinen Kommi, freue mich jeden Mal sehr darüber :)

Liebe Grüße,
Fiamma :)


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