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Wer bin ich?

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Kapitel 3
 

Nachdem sie sich ein wenig beruhigt hatte, wischte sie sich die Tränen aus dem Gesicht und schaute vorsichtig auf. Es war vermutlich besser, sich anzusehen, wo sie hier überhaupt eingeschlossen wurde. Vielleicht fand sie ja irgendwo einen Weg hinaus. Sie hatte zwar keine große Hoffnung fündig zu werden, aber einen Versuch war es wert. Zitternd klammerte sie ihre Finger um die Türklinke und zog sich, um sich einen groben Überblick zu verschaffen, an ihr hoch. 

Sie stand in einem großen Zimmer. Einen Flur oder Eingangsbereich gab es nicht. Rasch suchte sie erst ein Mal nach einem Lichtschalter oder einer Lampe, damit sie sich ein wenig Licht machen konnte. Draußen wurde es immer dunkler und man konnte dadurch hier drinnen immer weniger erkennen. 

Direkt neben der Tür fand sie zum Glück auch einen Schalter, der zu einer kleinen Deckenlampe gehörte. Sie gab zwar nicht viel Licht her, aber man konnte wieder etwas sehen. 

Vorsichtig ging sie weiter in den Raum hinein und ihr Blick wanderte umher. Viel gab es hier nicht. An der einen Wand stand eine große abgewetzte rote Couch, auf der ein Kissen ohne Bezug und eine braune Wolldecke lagen. Direkt vor ihr stand ein kleiner Tisch mit nur einem Stuhl. Das war es dann auch schon. 

Sie ging ein paar Schritte in den Raum hinein und entdeckte eine kleine Tür. Langsam lief sie zu ihr und machte sie vorsichtig auf. Laut quietschte es dabei und erschrocken wich sie kurz einen Schritt zurück. Achtsam lugte sie hinein. Es war ein winziger kleiner Raum, ohne Fenster, mit einer Toilette und einem kleinen Waschbecken. Dort kam sie somit auch nicht heraus. Rasch lehnte sie die Tür wieder an und drehte sich wieder herum. 

Niedergeschlagen schlang sie ihre Arme um ihren Körper herum. Warum hatten sie sie bloß hier hergebracht? Wie lange sollte sie hier bleiben? Erneut stiegen ihr die Tränen in die Augen und schnell versuchte sie sie zu unterdrücken. Sie musste einen Weg hinaus finden. Ihr Blick wanderte erneut durch den Raum, als sie große Augen bekam. Die Fenster. Vielleicht konnte sie durch eines der beiden hinausklettern. Ohne Zeit zu verlieren, steuerte sie zuerst das Fenster neben der Tür an. Genau, wie das über dem Sofa, waren auch hier Vorgänge vorgezogen. Vorsichtig schob sie den blauen Stoff ein kleines Stück zur Seite. Gerade soviel, dass sie herausgucken konnte. Eine erste Enttäuschung machte sich in ihr breit. Das Fenster war mit einem Gitter versehrt. Da war nichts zu machen, dort käme sie nicht raus. Sie zog die Gardine noch ein Stück weiter auf und konnte so vor das Haus schauen. Die beiden Männer standen vor dem Transporter und diskutierten lautstark. Über was konnte sie aber nicht verstehen und so zog sie die Gardine wieder zu. 

So schnell sie ihre Beine trugen, eilte sie zum zweiten Fenster. Einen Fuß nach dem anderen stellte sie sich dazu auf das Sofa, streckte ihre Hand aus und hob den Stoff des Vorhangs etwas hoch.

„Scheiße“, murmelte sie leise und ließ sich niedergeschlagen auf die Couch fallen. Auch dieses Fenster war mit einem Gitter versperrt. Was sollte sie jetzt nur machen? Es gab keinen Weg hier raus. Was wollten sie denn nur von ihr? Wollten sie möglicherweise Geld? Wollten sie ihre Angehörigen erpressen? Sie hatte ja keine Ahnung, wer sie war. War sie oder ihre Familie vielleicht vermögend? Erneut stiegen ihr die Tränen in die Augen. Wenn es das aber nicht sein sollte, was wollten sie dann von ihr? 

Schluchzend griff sie nach dem Kissen und drückte es fest an ihren Körper. Es gab ihr ein wenig Halt, um nachzudenken. Mit ihren Füßen tippte sie auf dem Boden herum und betrachtete dadurch ihre Schuhe. Es waren einfache Hausschuhe, die man ihr gegeben hatte. Erst jetzt schaute sie sie so richtig an. Schlichte weiße Hausschuhe. Ob sie so welche früher schon getragen hatte? Kurz schniefte sie laut auf. Über was dachte sie da nach. Sie war hier gefangen und sie machte sich Gedanken um ihre Hausschuhe. Weinend vergrub sie ihr Gesicht in dem Kissen, als plötzlich das Klappern eines Schlüssels in ihre Ohren drang. Augenblicklich sah sie wieder auf und im selben Moment, wurde auch schon ein Schlüssel im Schloss herumgedreht. Mit einem Ruck wurde die Tür geöffnet und die beiden Männer standen grinsend auf der Türschwelle. Zitternd drücke sie das Kissen noch fester an sich. Irritiert sah sie dann aber auf den Schwarzhaarigen. Er hatte eine kleine Plastiktüte in der Hand. Ohne ein Wort zu sagen, ging er damit zu dem kleinen Tisch und knallte die Tüte herauf. Der andere wiederum machte nur eine schnippische Bemerkung, die sie nicht verstand, und verschwand aus ihrem Blickfeld.

Mit großen Augen sah sie auf die Tür. Der Weg nach draußen war völlig frei. Ohne einen Mucks zumachen, blickte sie herüber zu dem Schwarzhaarigen. Wild kramte er irgendwelche Sachen aus der Tüte. Er achtete überhaupt nicht mehr auf sie. Das war ihre Chance. Ohne nachzudenken, ließ sie das Kissen fallen und rannte, so schnell es ihr möglich war, Richtung Ausgang. Sie spürte schon die warme Luft auf ihrer Haut. Nur noch wenige Meter und sie hatte es geschafft. 

Doch hatte sie die Rechnung ohne den Braunhaarigen gemacht. Blitzartig stand dieser wieder mitten im Türrahmen.

„Nicht so schnell, Kleines.“, knurrte er.

Er packte sie, ging mit ihr zurück zur Couch und warf sie wieder herauf. Böse bauten sich die beiden vor ihr auf. Tonlos sah sie sie an und traute sich nicht mehr, sich auch nur einen Zentimeter zu bewegen oder gar zu atmen. Ganz langsam beugte sich der Schwarzhaarige zu ihr herunter und legte seine Finger unter ihr Kinn. 

„Das würde ich nicht noch ein Mal versuchen.“ Mit einem lauten Schnaufer ließ er sie wieder los und zeigte dann auf den Tisch. Er hatte eine kleine Schachtel und eine kleine Wasserflasche herauf gestellt.

„Eigentlich hast du es nicht verdient nach der Nummer gerade, aber wenn du hier vor Hunger umkippst, bist du uns nicht mehr von Nutzen.“ Er giftete ihr die Worte regelrecht entgegen und schwer musste sie dadurch schlucken. Nicht mehr von Nutzen? Was hatten sie denn nur mit ihr vor?

Immer noch schweigend sah sie die beiden voller Furcht an. Was wollten sie denn nur von ihr? Warum sagten sie ihr es denn nicht einfach?

Ohne ein weiteres Wort drehten sich die beiden herum, verließen wieder die Hütte und schlossen die Tür hinter sich ab. Sie konnte hören, wie eine Autotür zugeknallt wurde, aber den Transporter wegfahren, hörte sie nicht. Da sie sich aber immer noch nicht traute, sich zu bewegen, konnte sie es jedoch nicht mit Gewissheit sagen.

Eine halbe Ewigkeit saß sie einfach auf der Couch und starrte die Tür an. Immer wieder hallten ihr die Worte des Schwarzhaarigen durch den Kopf. Nicht mehr von Nutzen? Wofür sollte sie bitte von Nutzen sein? Sie wusste ja selbst nicht ein Mal, wer sie überhaupt war. 

Ein lautes Knurren aus ihrer Magenregion riss sie dann allerdings aus ihren Gedanken heraus. Schwer atmend schlang sie ihre Arme um ihren Bauch. Sie hatte, seitdem sie in dem kleinen Krankenhauszimmer wach wurde, nur eine Kleinigkeit zu essen bekommen. Und das müsste jetzt schon Stunden her gewesen sein. 

Hin und her überlegend sah sie auf die kleine Schachtel vor sich auf dem Tisch. Sie hatte wirklich großen Hunger, aber sollte sie das wirklich essen? Nachher war damit irgendetwas nicht in Ordnung.

Da sich ihr Magen aber erneut lautstark zu Wort meldetet und er ihr mittlerweile schon in die Knie rutschte, beschloss sie, es sich wenigstens ein Mal anzuschauen. Vorher wollte sie allerdings aus dem Fenster sehen, wo die beiden Typen waren. Vielleicht waren sie ja doch weggefahren. Leise und achtsam schlich sie zum Fenster herüber, schob die Gardine zur Seite und lugte aus dem kleinen Gardinenspalt heraus. Der Transporter stand noch da. Kurz hatte sie gehofft, sie wären verschwunden und sie hätte irgendwie einen Weg finden können, aus der Hütte zu kommen. Aber da hatte sie vergebens gehofft. Die beiden saßen vorne im Fahrerhäuschen und schliefen offenbar. Schwer atmend zog sie das Stück Stoff wieder zu, setzte sich an den Tisch und nahm sich die Schachtel. Rasch öffnete sie sie und zwei große Reisbällchen kamen zum Vorschein. Musternd nahm sie sie heraus. Alles sah normal aus. Wenn sie das so beurteilen konnte. Auch an der Wasserflasche konnte sie nichts Verdächtiges erkennen. 

Da ihr Magen immer lauter knurrte, beschloss sie, es mit einem mulmigen Gefühl zu essen und zu trinken. Wenn sie sie umbringen wollten, hätten sie es bestimmt schon gemacht und sich nicht die Mühe gemacht, sie hier herzubringen.
 

Nachdem sie alles aufgegessen hatte und die halbe Wasserflasche leer getrunken war, ging es ihr schon etwas besser. Mit der Wasserflasche in der Hand setzte sich zurück auf die Couch. Wo sollte sie auch sonst hingehen. Sie merkte, wie ihre Augen immer schwerer wurden und allmählich wurde sie von ihrer Müdigkeit überrollt. Sie schaffte es gerade so noch, sich die Wolldecke zu schnappen, sich damit zu zudecken und schon fielen ihr die Augen zu.
 

Usagi wälzte sich im Schlaf hin und her und träumte wieder von den Männern und dem Mond. Auch der Kristall blitzte immer wieder dazwischen, aber auch dieses Mal konnte sie ihn nicht erreichen und er verschwand immer wieder vor ihren Augen.
 

Als sich die ersten Sonnenstrahlen durch die Gardinen bahnten, wachte sie langsam auf. An ihre Träume von voriger Nacht erinnerte sie sich allerdings nicht mehr. 

Müde rieb sie sich die Augen. Wie lange sie wohl geschlafen hatte? Langsam legte sie die Decke beiseite und stand auf. Als Erstes ging sie zum Fenster herüber. Sie musste wissen, wo die beiden waren. Achtsam, damit sie sie nicht bemerkten, sah sie hinaus. Sie schliefen anscheinend immer noch im Auto. Da sie vermutlich nicht in den nächsten Minuten hier auftauchen würden, ging sie schnell in das kleine Badezimmer herüber. Sie musste nun mittlerweile doch sehr dringend. Nachdem sie damit fertig war, drehte sie den Wasserhahn auf, beugte sich herunter und spritze sich einen ordentlichen Schwall Wasser ins Gesicht. Sie musste dringend einen klaren Kopf bekommen. Mehrere Male klatschte sie sich dazu auf ihre Wangen. Doch mit einem Mal erstarrte sie. Die Tür wurde aufgeschlossen. Sie kommen, schoss ihr sofort in den Kopf. Rasch drehte sie den Hahn wieder zu, warf die Tür zu und lehnte sich dagegen. Zitternd drückte sie sich mit ihrem gesamten Gewicht gegen das Holz. Es würde vermutlich nicht viel bringen, kämpfen hatte aber noch weniger Sinn, dachte sie sich. 

„Wo ist sie hin?“, brüllte einer der beiden und sofort begann ihr Herz zu rasen.

„Los! Such sie! Sie kann ja nicht verschwunden sein!“ Sie konnte deutlich hören, wie die beiden einige Sachen umher warfen und ein lautes Poltern ließ sie zusammenzucken. Ihr Herz pochte ihr nun immer stärker gegen die Brust und ihre Atmung wurde immer hastiger. Es durfte sich nur noch um Sekunden handeln, bis sie auf die Idee kamen, im Bad nachzusehen. 

„Du Idiot, sie ist mit Sicherheit dort hinten.“ Kurz herrschte Stille und zitternd versuchte sie keinen Ton von sich zu geben. Doch keine Sekunde später merkte sie schon, wie jemand versuchte die Tür zu öffnen.

„Komm raus! Verstecken bringt auch nichts!“ 

Verzweifelt stemmte sie sich noch stärker gegen die Tür. „Ich komme nicht raus. Was wollt ihr von mir?“

Einer von den beiden lachte spöttisch auf. Nach der Stimme zu urteilen, musste es der Braunhaarige sein. „Wenn du raus kommst, dann werde ich es dir schon zeigen.“

Ihr blieb die Spucke weg und starr vor Angst drückte sie sich krampfhaft einfach weiter gegen die Tür. Es war nur noch eine Frage der Zeit, bis einer der beiden sie hier rausholen würde. Was sollte sie nur machen?

„Komm jetzt raus oder wir kommen rein. Es gibt eh keinen Weg an uns vorbei.“

Keinen Ton gab sie mehr von sich. Er hatte recht, aber freiwillig rauskommen würde sie auch nicht.

„Akuma, geh zur Seite!“

Der Braunhaarige hieß also Akuma, schoss es ihr durch den Kopf. Zumindest hatte sie jetzt einen Namen von den beiden. Doch weiter kam sie nicht mit ihren Gedanken, da die Tür unter ihr plötzlich zu knarzen begann, und mit einem Ruck aufgestemmt wurde. Diesen starken Druck konnte sie nicht standhalten und landete mit ihrem Hintern auf dem Boden. Sie traute sich nicht hochzuschauen. Zu groß war ihre Angst, was sie jetzt mit ihr machen würden. 

Langsam kam er auf sie zu. Sie spürte jeden seiner Schritte. Der Holzboden knarrte unter seinem Gewicht. Je näher er kam, desto schneller wurden ihre Atemzüge. Sie zitterte am ganzen Körper. Im Augenwinkel konnte sie sehen, wie er seinen Arm nach ihr ausstreckte. Reflexartig hob sie abwehrend ihre Hände in die Luft und sah ihn nun doch direkt an.

„Bitte lasst mich doch gehen!“

Ohne etwas zu sagen, grinste er sie aber nur schief an und beugte sich zu ihr herunter, wodurch ihm seine schwarzen Haare über den Augen hingen. Bedrohlich sah er unter ihnen hervor und schnappte sie am Arm. „Glaubst du, du kannst mit uns Spielchen spielen?“ 

Schnaufend zerrte er sie aus dem kleinen Badezimmer heraus. Wieder stiegen ihr die Tränen in die Augen und schluchzend sah sie zwischen den beiden hin und her. Eine Handbewegung des Schwarzhaarigen hatte gereicht und dieser Akuma trat näher an sie heran.

„Durchsuche sie!“

Panikartig schnappte sie nach Luft. Durchsuchen? Wonach sollte er denn suchen? Sie hatte doch nichts außer ihrer Kleidung am Leib. Der Schwarzhaarige schnappte sich ihren zweiten Arm und hob beide nach oben. Sofort fing dieser Akuma an, sie von oben bis unten abzusuchen und somit überall zu betatschten. Schluchzend kniff sie ihre Augen zusammen und traute sich nicht, sich zu bewegen.

„Er ist nicht hier!“ 

Knurrend ließ der Schwarzhaarige von ihr ab und ohne ein weiteres Wort, wurde sie von den beiden stehen gelassen. Schnellen Schrittes verließen sie die Hütte. Nachdem sie das Knacken im Schloss vernahm und wusste, dass die Tür wieder verschlossen war, gaben ihre Beine nach und sie sackte, immer lauter schluchzend, auf dem Boden zusammen. Eng schlang sie ihre Arme um ihren Körper. Was sollte das alles hier? Wonach suchten die beiden?
 

Den Rest des Tages ließen sich die beiden nicht mehr blicken. Starr saß sie einfach die ganze Zeit auf der Couch. Wieso wurde sie nur verschleppt? Wonach suchten die beiden? Besaß sie etwas so Wichtiges, dass es wert war, sie zu entführen? Doch egal, wie sehr sie sich auch anstrengte, sie fand einfach keine Antwort darauf. Solange sie nicht wusste, wer sie war, würde sich daran vermutlich auch nichts ändern.

Immer dunkler wurde es, bis sie schließlich ganz im Dunkeln saß. Immer schwerer wurden ihre Lider. Ohne es zu wollen, fiel sie in einen unruhigen Schlaf.
 

Schweißgebadet saß sie senkrecht auf der Couch und schnappte hastig nach Luft. Sie konnte sich dieses Mal ganz genau an ihren Traum erinnern. Sie träumte vom Mond. Sie stand in einem schönen Palast. Viele Menschen waren um sie herum. Es gab einen Ball, auf dem sie tanzte. Es war ein schöner Traum. Sie war glücklich. Doch plötzlich wurde alles schwarz. Sie hatte das Gefühl zu fallen. Irgendwo im Dunkeln konnte sie einen Kristall funkeln sehen. Sie wollte zu ihm, ihn anfassen. So schnell sie konnte, eilte sie zu ihm. Doch als sie ihn fast erreicht hatte, begann sich alles zu drehen.

Nachdenklich wischte sie sich mit dem Handrücken den Schweiß von der Stirn. Was hatte das zu bedeuten? Einen Reim konnte sie sich nicht daraus machen. Es wirkte alles so real. Aber das war doch absurd. Ein Palast auf dem Mond? Was war das denn für ein verrückter Traum. Offenbar hatte sie eine blühende Fantasie. 

Kopfschüttelnd lehnte sie sich zurück. Ohne weiter darüber nachzudenken, was es bedeuten könnte, hakte sie es als Ergebnis der letzten Stunden ab. Ihr Blick wanderte zur Tür. Wann sie wohl wieder kamen?

Doch ganz zu ihrem Verwundern ließen sie sich den ganzen Tag nicht wirklich blicken. Ein einziges Mal öffnete sich die Tür. Aber sie sagten nichts. Stattdessen warfen sie ihr nur eine Tüte vor die Füße und verschwanden wieder. Sie fühlte sich wie ein Tier im Zoo, welches man anschaute und fütterte. 

Gedankenversunken rollte sie sich mit der dünnen Wolldecke auf dem Sofa zusammen. Ob man schon nach ihr suchte? Der Arzt hatte ja von ihren Angehörigen gesprochen. Oder hatten ihre Entführer schon irgendwelche Forderungen gestellt? Aus irgendeinem Grund musste sie ja hier sein.
 

Es war weit nach Mitternacht und Usagi schlief schon eine Weile, als Akita leise die Tür zu der kleinen Hütte aufschloss. Er hatte sich vergewissert, dass sein Bruder auch wirklich eingeschlafen war. Auf leisen Sohlen ging er zu der kleinen Couch herüber. Verächtlich blickte er auf sie herab. Da schlief sie, seelenruhig. Der Hass auf sie überrollte ihn. Sie konnte hier friedlich leben, wo er und seine Familie in Dunkelheit fristen musste. Ruckartig riss er die Decke von ihr herunter, packte sie an ihren Armen und setzte sich so auf sie herauf, dass sie keine Möglichkeit mehr hatte, sich zu bewegen. Wenn es ihm schon nicht erlaubt war, sie hier und jetzt auszulöschen, dann konnte er immerhin ein wenig Spaß mit ihr haben.
 

Panikartig öffnete sie ihre Augen und blickte direkt in ein hasserfülltes Gesicht herauf.

„Lass … mich … los …“, stammelte sie sofort und versuchte ihn von sich herunterzuschubsen. Doch er bewegte sich kein Stück. Stattdessen funkelte er sie bloß finster an und schien ihren Körper ganz genau zu mustern. Mit einem tiefen Stöhnen, was ihr das Blut in den Adern gefrieren ließ, klemmte er seine Beine eng an ihre Hüfte heran. Schief grinsend ließ er ihre Arme los. Sofort begann sie dadurch auf seinen Oberkörper zu schlagen, was ihn jedoch nicht mal mit der Wimper zucken ließ. Stattdessen beugte er sich ganz nah mit seinem Gesicht zu ihrem. Sie spürte seinen warmen Atemhauch auf ihrer Haut und eine ekelerregende Alkoholfahne stach ihr in die Nase.

„Wir werden jetzt ein wenig Spaß haben“, flüsterte er ins Ohr und sie merkte, wie er seine Hände unter ihr Shirt wandern lassen wollte. Alle Alarmglocken begannen in ihrem Kopf zu schrillen und wild begann sie sich unter ihm zu winden.

„Runter! Lass mich los!“, schrie sie ihn an, strampelte wild mit ihren Beinen und versuchte ihn von sich wegzudrücken. Aber es gelang ihr einfach nicht, ihn abzuwehren. Er war einfach viel stärker als sie.

Mit einer Handbewegung hielt er ihr den Mund zu und bohrte seine Finger in ihre Haut.

„An deiner Stelle wäre ich schön leise, wenn dir dein Leben lieb ist. Ich kann noch ganz anders.“ 

Mit weit aufgerissenen Augen blickte sie in seine und sie wusste, er machte keine Scherze. Von Angst ergriffen erstarrte sie, als seine andere Hand unter ihr Shirt rutschte. 

Zitternd schloss sie ihre Augen. Sie wusste, sie hatte keine Chance gegen ihn. Eine einzelne Träne sammelte sich in ihrem Augenwinkel und kullerte langsam ihre Wange herunter. Sie hielt die Luft an, doch mit einem Mal spürte sie plötzlich eine unerklärbare Wärme durch ihre Adern strömen. Was war das? Schlagartig riss sie ihre Augen wieder auf und bemerkte dadurch, dass ihr gesamter Körper zu leuchten begann. Das Licht breitete sich immer weiter aus und schleuderte ihren Peiniger regelrecht von ihr herunter. Einige Meter flog er dadurch durch den Raum. 
 

Wutentbrannt rappelte sich Akita wieder auf und starrte auf die in Licht getauchte Usagi, wie sie über der Couch schwebte. Sie hob ihre Arme und langsam sank sie wieder zurück. Genau in diesem Augenblick betrat auch Akuma ebenfalls die Hütte und sah zwischen Akita und Usagi hin und her.

„Dieses Mal hast du noch mal Glück gehabt. Aber ich komme wieder!“, schnaufte Akita und verließ die Hütte. 

Draußen brüllte plötzlich eine Stimme, die nicht zu Akita gehörte. Kurz warf Akuma noch einen Blick auf die bewusstlose Usagi und verließ dann auch eilig die kleine Hütte. Rasch schloss er die Tür hinter sich ab und eilte dann in Richtung des Transporters. 

„Du Schwachkopf! Wegen dir wurde ein Stück in ihrem Unterbewusstsein geweckt. Nun müssen wir den nächsten Schritt früher beginnen“, zischte die Stimme aus der Dunkelheit zu Akita.

Dieser wollte gerade etwas dazu sagen, als er sofort unterbrochen wurde.

„Ich dulde keine Widerworte! Auch wenn ihr meine Brüder seid!“

Akita und Akuma nickten, stiegen daraufhin tonlos in den weißen Transporter und fuhren los.
 

Die Sonne ging mittlerweile auf und die Nacht verschwand. Unruhig wälzte sich Usagi hin und her. 

„Lass mich los!“, schrie sie mit einem Mal und saß senkrecht auf der Couch. Verwirrt sah sie sich um. Niemand war hier. Hatte sie nur geträumt? Müde rieb sie sich die Augen und atmete tief durch. Sie musste erst ein Mal ihre Gedanken sortieren.
 

Währenddessen näherten sich unbemerkt zwei Gestalten der Hütte …



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Kommentare zu diesem Kapitel (2)

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Von:  KagomeKizu
2018-10-21T11:20:15+00:00 21.10.2018 13:20
Das Kapitel hast du wieder toll umgesetzt man konnte sich richtig hineinversetzen in den Ort bzw. die Hütte.
Arme Usagi hoffentlich wird sie bald gefunden.
Antwort von:  Fiamma
23.10.2018 13:57
Huhu,
vielen Dank für deinen Kommi :)
Freut ich sehr, dass man sich alles vorstellen konnte :)
Ob sie bald gefunden wird, verrate ich natürlich nicht^^

Liebe Grüße :)
Von:  G-Saite
2018-06-25T17:13:07+00:00 25.06.2018 19:13
Es beeindruckt mich, dass dieses ganze Kapitel in der Hütte spielt und Dir trotzdem die Worte nicht ausgegangen sind. Es bleibt spannend.
Antwort von:  Fiamma
25.06.2018 20:26
Auch hier vielen Dank für deinen Kommi :)
Freut mich, wenn es weiterhin spannend ist ^^


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