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Mord-Semester

Magister Magicae 3
von

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Freundesland

Victor stieg aus dem Taxi und sah sich um. Das war also London. Da er sich hier nicht auskannte und auch keine Lust hatte, sich mit öffentlichen Verkehrsmitteln durchzuschlagen, hatte er sich vom Flughafen hier her kutschieren lassen. London war prächtig. Gut, das war Moskau auch, aber auf andere Weise. Hier war alles irgendwie anders. Allein der Linksverkehr bedurfte der Gewöhnung. Nun stand er also vor einem zweistöckigen Haus im Nobelviertel, das mit mannshohen Sichtschutzhecken abgeschirmt war. Aber allein das, was man über die Hecken ragen sah, war schon beeindruckend. Die schneeweiße Fassade war mit allerlei Stuck verziert. Vladislav hatte ihm ja gesagt, daß dieser Ruppert Edelig ein Bankenbesitzer war, aber trotzdem musste Victor über diesen zur Schau gestellten Reichtum amüsiert schmunzeln.

Kurzentschlossen schob er die Gittertür auf, die auf das Grundstück führte, schloss sie auch sorgfältig hinter sich wieder, und spazierte auf das Haus zu. Mit den Händen in den Jackentaschen, ohne Eile und ganz entspannt. Mal sehen, was ihn hier erwartete. Von der Straße bis zum Eingang erstreckte sich ein schöner, sauberer Weg quer durch den makellos gepflegten Vorgarten. Der Rasen war nach englischer Art geschnitten, die Blumenbeete wundervoll in Schuss. Alles wirkte irgendwie neu. Dieser Ruppert Edelig gab sich wohl keine Blöße bei der Präsentation seines Vermögens. Er wollte alles perfekt haben. Victor entschied, ihn jetzt schon für einen Spießer zu halten.

An der Haustür angekommen, klingelte er unverzagt. Es dauerte einen Moment, bis sich drinnen etwas regte.

Ein älterer Herr öffnete ihm. Alles an ihm war grau. Die Haare und Augen genauso wie der maßgeschneiderte Anzug inclusive Krawatte. Seine Statur war mit den Jahren etwas untersetzt und dickbäuchig geworden. „Good Afternoon“, grüßte er. Natürlich auf Englisch. Das hier war schließlich England.

Victor musste ihn erstmal eine Sekunde verdutzt mustern. Der Kerl trug zu Hause einen Anzug? Victor selbst hatte ganz leger eine Jeans und eine Lederjacke angezogen und kam sich damit akut underdressed vor. „Sdradwutje. Ya Victor Akomowarov“, stellte er sich dem Hausherrn schließlich vor.

„Ah, du bist das! Komm rein“, wechselte der Mann direkt ins Russische und lächelte ihn gutgelaunt an. „Ich bin Ruppert Edelig. Aber nenn mich Ruppert. ... Willkommen in London. Wie war die Reise?“

„Ganz angenehm. Die Flughafenkontrollen sind immer lästig.“ Das meinte er ernst. Und dabei hatte er nichtmal Probleme mit seinem falschen Reisepass gehabt.

„Ja, das sind sie“, stimmte Ruppert zu und deutete mit der Hand auf die Garderobe, damit Victor seine Jacke auszog und weghängte. „Du bist aber trotzdem früh dran. Ich hab noch gar nicht mit dir gerechnet.“

„Wir hatten scheinbar günstigen Wind. Das Flugzeug ist viel eher in London angekommen als geplant und hat auch sofort Landeerlaubnis bekommen“, gab Victor im fröhlichen Plauderton zurück, beruhigt darüber, daß dieser Ruppert wirklich so gut Russisch konnte, wie Vladislav ihm versprochen hatte, und überaus angetan von der Tatsache, direkt so kameradschaftlich mit 'du' angesprochen zu werden.

„Lass uns ins Wohnzimmer gehen.“

„Okay.“
 

Victor sah sich suchend um. Der Bankenbesitzer hatte ihn allein empfangen und auch im Wohnzimmer war niemand. „Du bist doch magisch begabt, oder?“

„Ja. Ich bin Hellseher.“

„Hast du keinen Genius Intimus?“

„Doch. Aber der wird hier nicht mit rumlungern“, erklärte Ruppert und ließ sich schwerfällig auf das Sofa fallen.

„Ein Schutzgeist heißt doch Schutzgeist, weil er dich schützen soll“, meinte der Russe verwundert.

„Vor wem denn?“, wollte der Bankenbesitzer lachend wissen. „Sei doch nicht albern. Du gehörst zur Motus, ich gehöre zur Motus. Und ich habe, soweit ich mich entsinne, nichts verbockt. Also was sollst du mir schon antun wollen? Vladislav wird dich rituell hinrichten, wenn du seinem Finanz-Chef was zu leide tust. Komm, setz dich.“

Victor ließ sich mit einem 'hm' im Sessel gegenüber nieder.

„Ich halte meinen Schutzgeist so gut es geht aus allem raus. Es ist mir lieber, wenn er nicht zuviel weiß.“

„Verstehe.“

Eine junge Frau kam herein und machte einen Knicks. Wenn man es nicht schon an ihrem Erscheinungsbild erraten hätte, dann wusste man spätestens nach diesem Knicks, daß sie ein Hausmädchen war. „Darf ich den Herren etwas bringen?“, fragte sie auf Englisch.

„Jaaaaa~“, überlegte Ruppert gedehnt. „Bring doch unserem Gast einen Tee und ein paar Kekse. Sicher will er nach der langen Anreise was zu sich nehmen.“

„Sehr wohl.“

„Danke“, lächelte Victor.

„Na dann!“ Ruppert klatschte in die Hände, wieder ins Russische wechselnd. „Wollen wir jetzt über die Geschäfte reden? Ich kaufe eine Ladung russischer Waffen von euch, zu russischen Preisen, und verkaufe sie hier wieder. Hier in England sind die mehr wert als bei euch, weißt du? Hier ist alles teurer, hier bekommt man wesentlich mehr Geld dafür. Ich halte meinen Kopf dafür hin, falls was schief geht, denn es sind ja meine Waffen. Dafür gehört der Motus nicht mein ganzer Gewinn. Vladislav wird an meinem Gewinn nur beteiligt.“

„Ja, hat er mir erklärt“, bestätigte Victor und sah ihn ernst an. Sie würden schriftliche Verträge darüber aufsetzen. Nur mit dem Unterschied, daß sie ihre wechselseitigen Pflichten nicht mit dem Gerichtsvollzieher sondern mit der Pistole einforderten, wenn einer der Vertragspartner sich nicht daran hielt. Denn Schriftform hin oder her, das hier waren illegale Geschäfte. „Gut, hör zu. Ich hab keine Lust auf stundenlanges Gefeilche, und du vermutlich auch nicht. Also machen wir´s kurz. Der Chef erträumt sich 20% Beteiligung. 10% will er auf jeden Fall haben, das ist die unterste Schmerzgrenze. Unter dem dreht sich gar nichts. Also mach mir ein Angebot irgendwo dazwischen und wir sind fertig für heute und können einen trinken gehen.“

Ruppert sah den jungen Russen perplex an und konnte erstmal ein paar Sekunden lang gar nichts sagen. Plötzlich begann er leise zu kichern, was sich schließlich zu einem herzlichen Lachen auswuchs. „Du bist gut. So offene und ehrliche Verhandlungen hab ich bisher noch mit keinem geführt. Du gefällst mir.“

„Dann gib mal ne offene und ehrliche Antwort.“

„Ich sag dir was“, hob Ruppert grinsend an. „Für gewöhnlich muss er sich mit 12,8% zufrieden geben. Ich geb dir 15, weil du es bist. Das ist mehr als der Boss je hatte. Dann kann er stolz auf dich sein.“

„Gut. Und das beweist du mir jetzt bitte.“

Rupperts Grinsen gefror schlagartig. „Wie jetzt?“

„Zeig mir die Verträge von den letzten 3 Deals.“

„Spinnst du?“

„Ich sitze hier stellvertretend für den obersten Boss der Motus. Mit all seinen Rechten und Befugnissen. Also rück die Verträge rüber“, legte Victor kühl fest und lehnte sich mit verschränkten Armen zurück. „Und die Belege, für wieviel du die jeweiligen Waffen verkauft hast, auch gleich noch mit dazu! ... Du magst mir zum ersten Mal gegenüber sitzen und ich mag offen und ehrlich verhandeln, aber deswegen dulde ich noch lange nicht, daß du mich so behandelst. Ich bin kein tollpatschiger Neuling, den man ruhig unterschätzen kann, weil er noch grün hinter den Ohren ist. Ich brauche deine gnädige, lobenswerte Hilfe nicht, damit der Boss stolz auf mich ist.“

„Schon gut, schon gut, du hast gewonnen“, maulte Ruppert einsichtig und stand auf, um einen Ordner aus einem Regal zu holen. „Vertrauen ist gut, Kontrolle ist besser. Hier sind die Verträge vom letzten Quartal.“

Victor begann in den Papieren zu blättern, die er vorgelegt bekam. Tatsächlich schwankten die Quoten zwischen 12,5 und 13%. Dennoch blieben seine Augen finster verengt und sein Gesicht steinern. Er überschlug im Kopf, wieviel 12% von den jeweiligen Summen waren. Er würde zu Hause in Moskau nachprüfen, ob Vladislav wirklich so viel ausgezahlt bekommen hatte.

„Und? Zufrieden?“

„Durchaus. Und deshalb wirst du mir diesmal 16% geben. Damit du es dir merkst.“

„Ich denk ja gar nicht dran. Wenn ich mich einmal auf so einen Handel einlasse, dann muss ich die in Zukunft ja immer zahlen!“

„Das war keine Bitte.“

„Nein, war es nicht. Aber eine Antwort hast du jetzt trotzdem.“

„So? Eine Antwort also! Wenn der Boss mich fragt, ob du auch richtig rechnest und ihm bisher wirklich immer soviel gezahlt hast, wie ihm laut deiner hübschen Quote da zusteht ...“, meinte Victor eiskalt und deutete mit seinem Blick auf den Ordner, „wird meine Antwort wohl die gleiche sein.“

„Das ist nicht wahr!“

„Wenn ich sage, daß es wahr ist, dann ist es wahr.“

Rupperts Augenbraue rutschte missbilligend nach oben. Ihm ging auf, daß er diesen so jung und harmlos aussehenden Russen katastrophal unterschätzt hatte. Der saß am längeren Hebel. Und er wusste das auch und nutzte es gnadenlos aus. Dieser Victor war kein beeinflussbarer Junge, der sich von einem vertrauten, kollegialen Umgangston um den Finger wickeln ließ. Also nickte Ruppert schließlich langsam. „Wie du meinst. ... Langsam versteh ich, warum du der offizielle Vize geworden bist.“

„Ich mache Vladislav stolz“, erwiderte Victor sarkastisch. Dieser kindische Ausdruck war ihm wirklich sauer aufgestoßen, und das ließ er Ruppert auch spüren. Er war kein verdammtes Kind, das seinem Papi eine Freude machen wollte. Sie bewegten sich hier in Verbrecher-Kreisen.

„Soll ich dir was sagen? Ich mag dich trotzdem“, entschied der Bankenbesitzer und brachte Victor damit endlich wieder zum Lächeln. Er griff nach einer Flasche Schnaps, die schon auf dem Tisch bereit stand und zog den Glasstopfen. Er sah den offiziellen Teil als beendet an. Jetzt konnte drauf angestoßen werden. „Ehrlich, du wirst mir immer sympathischer. Du hast Eier in der Hose UND Grips in der Birne. Das ist bei der Motus selten. Vor allem der Grips.“

„Gibt es keine klugen Gehirne in der Motus? Wer leistet denn in diesem riesigen Apperat die ganze strategische Arbeit?“

Ruppert goss ein. „Oh, da gibt es schon ein paar“, gestand er und hielt Victor eines der Gläser hin. „Aber das sind Gefangene. Aufspürer, die Vladislav in der Hand hat. Womit auch immer. Die finden Opfer und spielen den Jägern die Aufträge mit allen nötigen Hintergrund-Infos zu. Und die sind verdammt gut. Aber sie sind nicht so gut, weil sie das freiwillig machen, oder weil sie die Arbeit der Motus unterstützen würden. Sondern weil sie dazu gezwungen werden. Sie tun das, weil sie panische Angst vor Vladislav haben.“ Er nippte an seinem Schnapsglas. „Naja, zu Recht, vermute ich.“

Victor schnupperte an seinem Glas nur vorsichtig. „Was´n das für ein Gesöff? Hast du keinen Vodka?“

„Das ist Tennessee Whisky, der ist gut. Und verflucht teuer.“

Victor nuckelte probehalber an dem braunen Zeug, war aber nicht überzeugt davon. Teuer und gut gingen bei Alkohol nicht immer Hand in Hand. „Lass uns in irgendeine Kneipe gehen“, legte er fest und stellte das schillernde Bleikristallglas wieder weg.

„Ich wusste nicht, daß du auf Vodka beharrst. Das hätte Vladislav mir sagen sollen, dann hätte ich natürlich welchen beschafft.“
 

„Wer war eigentlich vor mir Vize?“

„Es gab keinen. Der Posten ist neu. Vladislav hat wohl inzwischen zu viel um die Ohren, um sich noch selber um alles kümmern zu können. ... Wenn du mich fragst, hatte er bisher einfach nur keine fähigen Leute, die zum offiziellen Vize getaugt hätten.“

Victor sah sich verstohlen in der Bar um, in der sie inzwischen saßen. Er hatte Ruppert entgeistert gefragt, wie er ohne seinen Schutzgeist um die Häuser ziehen könne und Ruppert hatte versichert, sein Schutzgeist sei da. Seitdem versuchte Victor herauszufinden, wer es war. Bisher ohne Erfolg. Wenn der nicht gerade die Fähigkeit hatte, sich unsichtbar zu machen, dann hielt er sich verdammt gut getarnt. Hier war niemand, aber auch gar niemand, der optisch zu einem Bankenbesitzer gepasst hätte. Und auch sonst kein Gesicht, das immer in der Nähe blieb oder ein offenkundiges Interesse an Ruppert zeigte. „Stimmt es, daß Vladislav noch nie selber jemanden umgebracht hat?“, führte er nebenbei die Unterhaltung weiter.

„Nein, hat er wirklich nicht“, bestätigte Ruppert, kippte sich einen Schnaps in die Kehle und goss direkt nach. Sowohl er als auch Victor hatten jeweils eine eigene Flasche auf dem Tisch, um nicht ständig nachbestellen zu müssen. „Außer dem Wichser, der sein Kind erschlagen hat. Und das ist ein guter Grund, möchte ich meinen.“

„Ja. Ich hab schon für weniger getötet“, gestand Victor. Er gab seine Bemühungen, die Umgebung abzusuchen, auf, und sah ihn wieder direkt an.

„Wieviele?“

„Neun bisher. Und Wagenladungen voller Genii, die ich lebend gefangen habe.“

Ruppert nickte. „Der Boss hat mir schon erzählt, daß du als Jäger gute Arbeit leistest.“

„Mich wundert´s, daß Vladislav selber noch nicht abgeknallt wurde. Er ist der Schlimmste von uns allen. Und jeder will ihn umbringen, soviel ich mitbekommen habe. Entweder, weil er Vladislav hasst, oder weil er auf Vladislavs Posten scharf ist. Sein Schutzgeist möchte ich nicht sein. Der hat immer viel zu tun.“

„Ich sag dir was, du solltest Vladislav einfach umlegen. Dann hat er´s weg“, gackerte Ruppert alkoholisiert und trank darauf gleich noch einen.

„Oh, guter Plan“, lachte Victor albern und trank ebenfalls noch einen Schnaps. „Wenn ich scheitere, bin ich tot. Wenn ich Erfolg habe ... bin ich auch tot.“

„Vermutlich“, kicherte Ruppert. „Und es würde auch gar nichts bringen. Glaub mir, es stehen genug mögliche Nachfolger in den Startlöchern, die sich um die Thronfolge nur so schlagen würden, und keinen Deut besser sind.“

„Ehrlich?“

„Ja“, bestätigte der Bankenbesitzer seufzend.

Victor verdrehte resignierend die Augen. „Mehr Vodka.“

„Gönn dir!“

„Du scheinst ja 'ne hohe Meinung von Vladislav zu haben“, meinte der Russe zynisch.

„Hatte ich mal. Ich bin schon sehr lange dabei, weißt du? Früher war Vladislav nicht so.“

„Wie denn, 'so'?“

„So radikal. So wahnhaft, Listen zu erstellen und ganze Arten auslöschen zu wollen. So irre, Sklavenmärkte dieser Größenordnung zu betreiben. Das hat alles mal viel harmloser angefangen. Keine Ahnung, wann das so aus dem Ruder gelaufen ist.“ Ruppert goss sich noch einen Schnaps auf die Glocke. „Ich bin kein Fan von Vladislavs Sache. Ich war es mal, früher. Aber inzwischen nicht mehr. Nur, jetzt noch auszusteigen ... puh ... den Zug hab ich verpasst.“

Victor sagte nichts dazu und trank ebenfalls noch einen Kurzen. Aber im Gegensatz zu Ruppert war er noch ganz klar im Kopf und Herr über seine Äußerungen. Er vertrug wohl mehr als der Banker. Was nicht so alles ans Tageslicht kam, wenn genug Alkohol im Spiel war! Das würde Victor sich merken und im Auge behalten. Nicht, um es dem Boss zu sagen, oh nein. Er hatte hier einen potentiellen Verbündeten. Jemanden, der ihm im Kampf gegen die Motus vielleicht den Rücken stärken konnte. Aber er wollte erst mehr über Ruppert wissen und ihn besser einschätzen können, bevor er ihm vertraute.

Ruppert sah ihn plötzlich prüfend an. „Verrätst du mir, was du bist?“

„Nein“, schmunzelte der junge Russe überlegen. „Das weiß keiner, und ich werde drauf achten, daß das auch so bleibt.“

„Herausforderung angenommen. Ich finde jemanden, der´s für mich rauskriegt.“

„Unwahrscheinlich. Ich habe mich selber mit diversen Bann-Zaubern belegt, unter anderem um nicht gefunden und nicht enttarnt zu werden.“

„Wozu?“, wollte Ruppert mit träger Zunge wissen. Er hatte merklich schon ein paar Schnaps zu viel verkonsumiert.

Victor breitete öffnend die Arme aus. „Ich bin der Vize. Die rechte Hand vom Boss. Ich lebe gefährlich.“

„Da könntest du mal Recht haben.“ Dann grinste er dämlich. „Der zweitgesuchteste Mann in dem ganzen Laden, was?“, witzelte er. Eine Weile hielten sie die Klappe und hingen jeder ihren eigenen Gedanken nach.

Victor ließ wieder den Blick durch die Kneipe schweifen, ob jemand sie beobachtete. Nichts, wie schon die ganze Zeit. Langsam glaubte Victor, Ruppert hätte ihn auf den Arm genommen und wäre wirklich ohne seinen Genius Intimus unterwegs. Was, nebenbei bemerkt, ziemlich größenwahnsinnig für einen Mann seiner Position wäre.

„Aber warum willst du nicht, daß jemand weiß, was du bist? Bist du einer, der von der Motus gejagt werden würde, wenn die dich enttarnen?“

„Nein. Ich bin nur zu auffällig.“ Weiter ausführen wollte er das nicht. Der Geheimdienst wusste, was Victor wirklich war, und würde sicher die Augen und Ohren offen halten, um ihn zu finden. Wenn irgendwo so ein Genius wie er auftauchte, wussten die sofort, daß er das war und hingen ihm am Hacken. Seine Sorte war nämlich verdammt selten. Etwa so wie Albinos. Aber das alles wollte er Ruppert jetzt nicht plausibel machen. Stattdessen gab er endlich seinem Ehrgeiz nach, zog einen Notizblock aus der Jackentasche und begann einen Detektor-Zauber darauf zu zeichnen. Er wollte jetzt verdammt nochmal wissen, wer hier Rupperts Schutzgeist war. Das Symbol erinnerte in Aussehen und Funktionsweise ein bisschen an einen Kompass. Er legte das Blatt Papier auf den Tisch und ließ seine Hand darüber schweben. Eigentlich hätte es sich mit der Pfeilspitze auf die Person ausrichten müssen, die er suchte. Aber stattdessen begann der Zettel auf der Tischplatte zu rotieren wie ein Kreisel.

Ruppert, der das alles beobachtete, lachte schallend auf. „Keine Ahnung, was das werden sollte, aber ich glaub, so war das nicht geplant.“

„Mir scheint, ich bin nicht der einzige, der gut mit Bann-Zaubern geschützt ist.“

„Du suchst meinen Genius?“

„Vielleicht.“

„Er wäre nicht mein Genius, wenn er so leicht zu finden wäre.“

Victor schmunzelte. „Herausforderung angenommen“, äffte er Rupperts Tonfall von vorhin nach und zückte den Stift, um seinen Detektor-Zauber zu erweitern und aufzubessern. Es war ja nicht so, als ob er nicht noch ein paar Tricks auf Lager gehabt hätte. Und er wäre nicht der Vize-Boss geworden, wenn er sich so leicht geschlagen gegeben hätte.



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