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Distopia

von

Vorwort zu diesem Kapitel:
Hallöchen :-) ich bin froh das ihr auf meine Geschichte gestossen seit.
Ich bin noch etwas unerfahren im schreiben aber ich hoffe trotzdem das euch die Geschichte gefällt.
Ich bedanke mich bei Myrielle die mit mir dieses Projekt gestartet hat.
Viel spass :-D Komplett anzeigen

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Zeit für eine Veränderung

Prolog:

13. Dezember 1887, Oredom

Ängstlich sitzt die kleine Amber in ihrem Bett, hält sich die Ohren zu und weint ganz fürchterlich. Der Lärm, der draussen veranstaltet wird, kommt von der Rebellion, und da sie mit ihrer Familie in der Nähe der Mauer von Rustvale lebt, muss sie alles mitanhören.

Die Schreie verletzter, wütender Menschen, Schüsse von Waffen und Kanonen, die Schritte der heranmarschierenden Armee.

All das muss sie mitanhören, auch wenn sie es nicht will, auch wenn es zu schrecklich für sie ist.

Dann, jäh, zieht sich ihr Herz zusammen, als sie den Schrei eines Kindes vernimmt.

Nun kann sich Amber nicht mehr zurücknehmen und schreit aus Leibeskräften, worauf sofort die Dienstmagd Elvie ins Zimmer kommt und die verängstigte Amber in den Arm nimmt.

„Beruhigen Sie sich, junge Herrin. Sie werden nicht hier her kommen. Sie werden es nicht in die Stadt schaffen“, flüstert sie, während sie Amber übers lockige blonde Haar fährt, um sie zu beruhigen – dabei zittert sie selbst wie Espenlaub.

„Warum müssen Menschen kämpfen?“, schnieft Amber nun und muss einen weiteren Weinkrampf unterdrücken.

Ihre Dienstmagd löst sich aus der Umarmung, um Amber tief in die Augen zu blicken, nach einer Weile seufzt sie schliesslich entmutigt. „Niemand weiss das genau. Menschen kämpfen schon seit Jahrhunderten untereinander, weil es einfach niemand besser weiss.“

Eine letzte Umarmung, dann verabschiedet sie sich von der Kleinen und eilt so schnell aus dem Zimmer, wie sie es betreten hat.

Amber will nicht, dass sie geht, sie will sie bei sich haben! Doch sie weiss, dass das nicht erlaubt ist, eine Dienstmagd darf schliesslich niemals zu nahe an ihrem Meister sein. Aber Elvie ist doch anders, sie ist ihre Freundin!

Warum also darf sie nicht bleiben?

Die kleine Amber kann zu dieser Zeit noch nicht ahnen, dass sie Elvie heute Abend das letzte Mal gesehen hat.

Sie würde niemals ihr freundliches Lächeln vergessen, die Lachfalten, die sich dabei um ihre grüngrauen, weisen Augen bildeten, und ihr altes Gesicht jünger erscheinen liessen. Niemals würde sie die rabenschwarzen, langen Haare vergessen, die stets zu einem Zopf geflochten waren, und nach Flieder rochen.

Niemals würde sie ihre Freundin vergessen.

Niemals.
 


 


 

13. Dezember 1888, Oredom
 

Ein Jahr nach den Vorkommnissen in Rustvale ist vergangen, und die kleine Amber sitzt vor dem Fenster ihres Zimmers, blickt gedankenverloren nach draussen.

Sie hat lange getrauert über den Verlust ihrer Eltern und ihrer besten Freundin Elvie, doch nun muss sie nach vorne schauen. Ihre Tante predigt immer, dass wenn man immer in der Vergangenheit lebt, man nie einen Schritt vorwärts kommt.

Amber weiss, dass ihre Tante Recht hat – und sie will auch weiterkommen, doch egal, was sie macht, immer wieder erscheinen diese Bilder in ihrem Kopf.

Bilder, die sie nie wegbringen wird.

Bilder, die sie nie vergessen wird.

Aber sie ist nun zehn Jahre alt, und muss sich langsam um einen Mann bemühen, was hier in Chromeburg, wo sie nun mal lebt, ein ungeschriebenes Gesetz ist. Eine junge Frau in ihrem Alter muss Unterricht im Reiten, Schreiben und Lesen, Fechten und Kochen nehmen – jedoch darf sie nur so viel wissen, um immer noch ungebildeter als ihr zukünftiger Ehemann zu sein. Das Fechten soll ihr helfen, sich selbst zu verteidigen, sich aber nicht zu wehren, das Reiten ist nicht dazu da, an den Rennen teilzunehmen, die jeden Monat stattfinden, sondern sich fortzubewegen – und das Kochen erübrigt sich wohl von selbst.

Obwohl sich die Welt fortbewegt hat, sich entwickelt und allem Anschein nach verbessert, so ist die Frau trotz allem noch das Hausweib, Köchin, Gebärmaschine, Objekt der Lust und der Schande zugleich.

Was für dunkle Gedanken für einen solch jungen Verstand …

Ein Klopfen an der Tür lässt sie aus ihren Gedanken aufschrecken, worauf sie ein knappes „Herein“, als Antwort gibt.

Die Tür wird geöffnet und im Türrahmen steht ihre Tante Angelika. Ohne ein Wort geht sie auf Amber zu und legt ihre Arme um die Kleine. Schweigend blicken die beiden aus dem Fenster, schauen den Schneeflocken zu, die vom Himmel tanzen, nur um dann von einem Windstoss davongewirbelt zu werden.

„Süsse“, bricht ihre Tante jäh das Schweigen. „Ich habe dich für morgen zu deiner ersten Reitstunde angemeldet. Ich weiss, du musst mir nichts sagen“, unterbricht sie die Kleine noch bevor sie auch nur etwas erwidern kann. „Wenn es dir zu schwer fällt, kannst du jederzeit nach Hause kommen.“

Amber dreht sich nun zu ihrer Tante um und betrachtet sie. Sie muss geweint haben, denn ihre wunderschönen, blauen Augen sind geschwollen und auf der Backe sind eindeutig Tränenspuren zu sehen.

Bittere Gedanken müssen sie wohl plagen, dieselben, die auch Amber heimsuchen. Gedanken und Erinnerungen an die Verstorbenen, die man nicht loslassen kann, die man immer noch innig liebt. Amber weiss, dass ihre Tante trauert, so wie sie trauert, doch sie zeigt ihre Tränen nicht, überdeckt sie mit freundlichen Lächeln und belanglosen Gesprächen.

Sie will stark sein.

Doch selbst die stärkste Frau kann nicht für immer stark sein, und der Jahrestag des Todes von Ambers Mutter – und ihrer, Angelikas, Schwester, nimmt ihr wohl die letzte Kraft.

Nun lächelt Angelika und zeigt dabei ihre weissen Zähne, aber Amber weiss, dass dieses Lächeln falsch ist, bloss eine Maske, um die Trauer zu überdecken, die am Herzen nagt.

„Tante, ich werde morgen hingehen und melde mich dann auch bei den anderen Kursen an. Ich werde dir keine Belastung mehr sein.“

Kaum hat Amber das gesagt, entgleiten Angelikas Gesichtszüge und aus der Fassade wird die reine Wahrheit. Verzweifelt versucht sie ihre Fassade wieder aufzubauen und sich ein Lächeln aufzuzwingen, doch es gelingt ihr nicht.

Für Amber ist es merkwürdig und bedrückend, ihre Tante so zu sehen, nicht die starke und stolze Frau, sondern eine einfache, innerlich zerbrochene Frau, die zusammengekauert vor ihrem Fenster sitzt und weint.

Vom heutigen Tag an will Amber nie wieder eine Last sein, sondern eine Stütze für ihre Tante.

Und so legt sie heimlich einen Schwur ab, verspricht sich selbst, immer stark zu sein.

Stark für sich selbst – und für andere.



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