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Das Konzept von Glück

Das Glück ist mit den Narren und Raumschiffen namens Enterprise
von

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Pon Farr I

“Computer. Logbuch der Nummer Eins des Raumschiff Enterprise. Captain Kirk. Sternzeit 2263,8.

Wir haben unsere Freunde aus der Andromeda-Galaxie auf Ceta II abgesetzt. Ihnen steht alles zur Verfügung, was sie zum Überleben benötigen. Die Sternenflotte wird eine Mannschaft zusammenstellen, die gemeinsam mit den neuen Bewohnern des Planeten, Ceta II für folgende Generationen vorbereiten wird.

Die Enterprise ist derweil wieder mit dem Asteroiden auf Parallelkurs gegangen und unsere Wissenschaftler sprühen vor Begeisterung. Besonders der Leiter der Abteilung.”
 

Ein Grinsen legte sich auf Jims Gesichtszüge, als ihn der strafende Blick von Spock traf und ein gemeinschaftliches unterdrücktes Lachen erfasste die Brückencrew.
 

“Wir erhoffen uns weitere Erkenntnisse über den langen Weg, welchen der Asteroid zurückgelegt hat. Zusätzlich stehen uns die Aufzeichnungen unserer neuen Freunde zur Verfügung, die sie uns ergänzend überlassen haben. Wir werden Voraussichtlich drei Tage mit der genaueren Untersuchung durch Sonden verbringen, um aufschlussreiche Proben zu sammeln. Ende.”
 

Seinen letzten Satz ließ er sich dezent durch ein Kopfnicken von Spock bestätigen, der soeben die entsprechenden Vorbereitungen traf.

Stumm beobachtete er seinen ersten Offizier, der so in seinem Element vertieft schien und doch jederzeit bereit war seinem Captain zur Seite zu stehen.

“Nun gehen sie schon in Ihr Labor.”, gab er als Befehl, mit hörbar amüsierten Unterton. Während diese Freude alle anderen Crewmitglieder anzustecken schien, sah es bei Spock so aus als würde es ihn überhaupt nicht erreichen. Doch Jim wusste es besser. Ein Kopfnicken. Ein Funkeln in den Augen. Und da … dieses langsame und kaum erkennbare Heben der Mundwinkel. Wie das Lächeln der Mona Lisa. Nur zu erkennen, wenn man es nachzeichnete.

Einen Augenblick zu lang blieben Jims Augen an diesen Lippen hängen, bevor sie aus seinem Blick und in den Turbolift verschwanden. Leicht irritiert über sich selbst runzelte er die Stirn, zuckte die Achseln und wand sich wieder dem Bildschirm zu. Durch das lichtdurchlässige Material war der Asteroid zu sehen und davor wurden die aktuellen Messergebnisse sichtbar, die von den unterschiedlichen wissenschaftlichen Abteilungen in das System eingespeist wurden.
 

Zufrieden lehnte er sich zurück und strich mit seinen Fingern über die Armlehnen. Er umkreiste die haptische Bedienung und strich über den Touchbereich. Intuitiv, da er seine Enterprise so gut kannte, ließ er somit die bestätigten Fakten größer werden. Der Sichtschirm trübte sich ein und ließ die eingeblendeten Ergebnisse deutlicher erkennbar werden, als die dahinter liegende Aussicht.

Der Blick des Captains prüfte die Zahlen und Informationen, bis sein Blick an etwas zu lang hängen blieb. Fast wie bei Spocks Lippen war es nur ein Augenblick zu lang und er bemerkte es erst beim weiteren lesen. Stirnrunzelnd lehnte er sich vor und stützte seine Ellenbogen auf die Oberschenkel.

Woran war sein Blick hängen geblieben? Diese Zahlen gaben die Route wieder, auf der sich Spocks Objekt der Begierde - er konnte eine Grinsen nicht zurückhalten, welches sofort seine Züge entspannte - bewegte. Doch die Koordinaten, welche als Markierungen durch den Raum fungierten hielten seinem Blick stand.

Zuversichtlich auf seine Intuition hörend betätigte er das Intercom: “Kirk an Labor 4.”, er wartete den Moment, bis er das leise Knacken hörte, “Ist Mr. Spock bereits bei Ihnen.”

“Ja Sir. Er ist gerade hereingekommen.”, antwortete eine Frauenstimme und Jim ordnete diese Doktor Jones zu.

“Captain?”, kam eine kurze Wortmeldung von Spock und Jim wusste, dass dieser eigentlich Ruhe haben wollte, um seinen Forschungen nachzugehen. Seinem ersten Offizier schien es nicht geheuer, dass Jim ihn bereits kontaktierte, bevor er überhaupt dem letzten Befehl hatte folgen können. Wahrscheinlich waren die Vermutungen seines ersten Offiziers bereits in der richtigen Richtung unterwegs.

“Bitte überprüfen Sie die Koordinaten der berechneten Route des Asteroiden, Mr. Spock. Bei mir klingelt etwas, wenn ich die Koordinaten der 6. Position sehe.” Eine kurze Stille trat ein, da alle Mithörer sich zu ihrem Captain umwanden. Sein Ausdruck, die Stimmlage und vor allem die leicht in Falten gelegte Stirn, ließen auch bei ihnen die Alarmglocken leuten. Doch die Antwort aus dem Lautsprecher verscheuchte die Anspannung, wie eine Nadel die Luft aus dem Ballon.

“Haben sie vergessen ihren Wecker auszustellen?”

Nur ein kurzes Zögern und alle bissen sich auf die Unterlippe, um nicht in Lachen auszubrechen. Selbst Jim hatte alle Mühe, doch er riss sich schwer Atmend zusammen. Ein breites Grinsen zierte sein Gesicht, als er Antwortet.

“Ein Sprichwort, Mr. Spock. Kirk Ende.”, er unterbrach die Verbindung und sah zur Brückencrew, die in schallendes Lachen ausbrach, als hätte er ihnen die Erlaubnis dazu erteilt. Er selbst grinste noch immer, wohl wissend, dass Spock sehr wohl wusste, wie die Aussage zu verstehen war.

Schon vor einiger Zeit waren er und Pille überein gekommen, dass es Spocks besondere Art von Humor war, mit Absicht etwas nicht verstehen zu wollen, dass so überaus menschlich war.

Und manchmal … ja da waren sie sich sicher, sah man so etwas wie Stolz in Spocks Augen glimmen, wenn er es geschafft hatte seinen Gegenüber zu erheitern. Bestimmt wusste er auch jetzt, das die Crew sich amüsierte. Nie würde er es ihnen übel nehmen, dass sie darüber lachten. Es war nicht nur die Art seiner vorgetäuschten Unbeholfenheit dem menschlichen gegenüber, sondern vor allem auch die Reaktion seiner Gesprächspartner, die das Lachen anregten. Es wurde niemand ausgelacht. Man fand sich nur selbst in den Situationen wieder und lachte über die Gefühle und Erinnerungen die man damit verband, im besten Wissen, dass es Spock ein tiefes Vergnügen bereitete sie auf diese Art aus dem Konzept zu bringen.

Und obwohl eine solche Situation schon öfters vorgekommen war, freute es alle, wenn selbst der Captain noch immer überrumpelt wurde und seinem ersten Offizier versuchte eine sachliche Erklärung zu liefern.
 

Jim lehnte sich erneut entspannt zurück und die strebsame Ruhe kehrte zurück auf die Brücke. Uhura wartete auf die Antwort des Oberkommandos. Sulu behielt die Flugbahn der Enterprise im Blick und Chekov berechnete den Verlauf der nächsten drei Tage. Die Wissenschaftler an Bord waren mit dem Asteroiden beschäftigt und die Techniker mit den Reparaturen an der Enterprise, die durch ihr letztes Abenteuer nötig waren. Scotty hatte ihm einen ausführlichen Bericht überreicht, den er begann zu lesen.

Laut diesem würden sie bald die Raumstation 14 anfliegen müssen, um ihre Lager aufzufüllen. Für die jetzigen Reparaturen war aber alles da.

“Das Glück ist mit den Narren”, ging es Jim durch den Kopf, “und mit Raumschiffen namens Enterprise.”, halte es in einer dunkleren Klangart nach und ein wehmütiges Lächeln erschien in seinem Gesicht. Das waren die Worte eines guten, alten Freundes gewesen, in einem ihrer letzten Gespräche. In einem seiner Gespräche mit Botschafter Spock.
 

Mit einem leisen Seufzen legte er Scottys Bericht beiseite und erhob sich.

“Mr. Sulu, sie haben die Brücke. Ich werd mich mit den Wissenschaftlern kurzschließen.” “Aye, Captain.”

Er verließ die Brücke und suchte automatisch das Labor 4 auf. Ja er wollte mit den Wissenschaftlern sprechen. Die unterschiedlichen Gedanken und Vermutungen hören. Noch war die Erforschung am Anfang und jedes Crewmitglied tat seinen Teil. Ließ seine Erkenntnisse dem großen und ganzen zukommen. Doch gerade jetzt waren die Ansichten noch so unterschiedlich und das liebte er.

Jim genoss es zu hören wie sie dachten und zu sehen, wie sie langsam aber stetig zu einem gemeinsamen Nenner kamen. Letzteres würde ihm von seinem Wissenschaftsoffizier als Ergebnis vorgetragen werden.

Allerdings wollte er gerade einem anderen Verlangen nachgehen. Eines das ihn die Tür zu Labor 4 öffnen ließ. Er wollte zu Spock, nachdem er eben doch in trübe Gedanken über den Botschafter abgeglitten war. Nicht dass er darüber sprechen wollte. Nein. Er hatte bereits damit abgeschlossen.

Aber es drängte ihn mit allen Sinnen zu überprüfen, dass Spock noch hier war. Sein erster Offizier war …

“Ich habe doch gesagt, ich will nicht gestört werden!”, hallte es durch das Labor und Jim blieb augenblicklich stehen. Die Tür hatte sich noch nicht zur Gänze hinter ihm geschlossen, als ein erboster Spock vor ihm aufbrauste und es Jim eiskalt durch die Glieder fuhr.
 

“Entschuldige, dass wusste ich nicht.”, sagte er in Schockstarre und beobachtete wie der wutverzerrte Ausdruck einem Erstaunen wich. Das Erstaunen wurde zu Entsetzen und aus dem Entsetzen ein Schrecken, der dem Jims glich.

Sofort löste sich seine Starre und Besorgnis zuckte durch all seine Nerven. Während Spock sich noch zur Räson rief und die Hände auf dem Rücken faltete, atmete Jim einmal tief durch.

Da waren so viele Emotionen. Das passte nicht zu einem Vulkanier. Das passte nicht zu Spock. Was war passiert? Noch bevor er ausatmete, hatte der Vulkanier sich wieder unter Kontrolle.

“Entschuldigungen sind unnötig.”, sagte er monoton und sah dem Captain direkt in die Augen. “Dennoch möchte ich dem nachkommen. Mein Verhalten war inkorrekt.”
 

Jim legt eine Hand an Spocks Schulter und spürte sofort wie dieser sich darunter verspannte. Die Schulter strahlte mehr Hitze aus als sonst und die verkrampften Muskeln schienen unkontrolliert zu zucken. Er zog seine Hand zurück, die bereits seit Jahren keine Verspannung von Spock mehr wahrgenommen hatte.

Früher war der Vulkanier immer in Versuchung gewesen der Hand auszuweichen, hatte sich angespannt oder sie abgewehrt. Doch das war so lange her. Spock war daran gewöhnt. Es war die Art wie Jim seine Zuneigung zeigte und diese Geste schränkte er bei Spock bereits im großen Maße ein, um dem Kontakttelepathen seine Privatsphäre und sein Wohlbefinden zu lassen.

“Schon gut.”, gab er seinem freundschaftlichen Schlag Nachdruck und trat mit Spock gemeinsam an die Konsole, von welcher der Vulkanier gekommen war. Während Jim sich bewusst auf die Anzeige konzentrierte, ratterte es in seinem Hinterstübchen. Er ging sämtliche Situationen durch, die er mit Spock erlebt hatte, oder von denen er gehört hatte, aber ihm fielen nur zwei Begebenheiten ein in denen er den Vulkanier ähnlich erlebt hatte.
 

Eines dieser Erlebnisse war aus seiner unsanften Landung auf Delta Vega resultiert und die andere … hatte ihn ins Grab gebracht. Naja … nicht direkt. Die Strahlung hatte ihn ins Grab gebracht und das war der Auslöser für Spocks unnatürliches Verhalten gewesen.

Also musste hier etwas ähnliches im Argen liegen.

“Du hast recht mit deiner Besorgnis.”, sprach Spock in die Stille hinein und Jim zuckte innerlich zusammen. Sah man ihm seine Sorge um den Freund so sehr an? Lag er richtig?

“Die Koordinaten.”

Oh~.

“Position 6 erfasst die Gravitationsstörung, deren Ursache wir nicht ergründen konnten. Ich bin nicht in der Lage die Auswirkungen dieser Störung mit einzurechnen.”

“Dann stell eine Vermutung an.”, forderte Jim ihn auf und erschrak innerlich, als der Zorn auf Spocks Gesicht zurückkam. Doch das war auch alles, was seinen Ärger verriet.

Hatte Jim sonst Spaß daran seinen ersten Offizier um solche Aussagen zu bitten, die dessen Erziehung widersprachen, so schrillten erneut bei ihm alle Alarmglocken und das unangenehme Ziehen kehrte in seine Magengegend zurück.
 

“Wenn ich meine Vermutungen äußern würde …”, und er beugte sich an Jim vorbei um eine andere Anzeige aufzurufen, “... befänden sich die Auswirkungen in diesem Bereich.”

Jim schluckte hart. Nicht etwa weil Spocks Stimme etwas ruppig klang, sondern auf Grund der zitternden Anspannung, die er durch die herrschende Nähe wahrnehmen konnte. Als würde Spock sich unter großer Anstrengung zusammenreißen. Und diese Hitze. Hatte er Fieber? Roch Spock nach Schweiß? Nein. Aber er roch anregend.

Bedacht drehte er sich zur Anzeige zurück und sah auf die grafische Darstellung. Mit dem Einfluss der Gravitationsstörung könnte der Asteroid - Spock stand so dicht neben ihm wie es üblich geworden war, keinen Arm lang abstand um Jim jederzeit aus der Schussbah zu bekommen, aber mit einer Ausstrahlung die nicht passte, die Jim Angst machte - er könnte ihm zu nahe kommen.

Ihm?

Ihr, meinte er natürlich. Im schlimmsten Fall könnte er “ihr” zu nahe kommen. Der Asteroid. Der Erde.

Seine Augen weiteten sich etwas. “Die Wahrscheinlichkeit, dass er diese Kurve einschlägt liegt bei 1,23%”, erklärte Spock den Blick seines Captains richtig deutend.

“1,23 %?”, wiederholte Jim und nahm ein kurzes Zucken bei seinem Freund wahr, den er nun aus den Augenwinkeln heraus beobachtete. “Dann sollten wir den Asteroiden weiter im Auge behalten. Zumindest bis zu der Gravitationsstörung.”

“Dem Stimme ich zu. Wir werden Position 6 in 32 Tagen 5h und 32 Minuten erreichen.”

Ein Lächeln zuckte über seine Lippen, ob der Genauigkeit seines Wissenschaftsoffiziers und er wand sich von ihm ab.

“Siehst du. Meinen Alarmglöckchen kann man vertrauen.”, sagte er stolz und zwang sich zu einem Grinsen.

Erneut huschte Erstaunen über Spocks Gesicht, doch dem folgte dieses mal ein so sanfter Ausdruck, dass ein Schauer über Jims Rücken lief. Vielleicht war es die fehlende Wärme, desjenigen der eben noch hinter ihm gestanden hatte? Oder einfach nur die Besorgnis darüber, dass so viel in Spocks Gesicht geschrieben stand.

Oder maß er dem zu viel Bedeutung bei? Hatte er zu gut “lesen” gelernt, wie es seinem Freund ging? Nein. Die Reaktion vorhin passte nicht.

“Spock. Ist alles in Ordnung bei dir?” Der sanfte Gesichtsausdruck wich dem “Normalzustand” und Jim begann sich zu beruhigen.

“Es ist alles in Ordnung, Jim.” Das Lächeln kehrte zurück bei der Nennung seines Namens. Es gab nicht viele Gelegenheiten in denen er diesen aus Spocks Mund vernahm. Doch hier war es. Aber statt ihn zu entspannen, wie es sonst der Fall war, nahm das Ziehen in seiner Magengegend zu.

“Gut.”, sagte er und nickte, “Aber wenn etwas ist, sagst du es mir. Und … bitte lass dich von Pille untersuchen.” Er strich sich nervös durchs Haar, da bereits die Wut in Spocks Körpersprache Einzug hielt. “Ich glaube du hast erhöhte Temperatur. Es … fühlte sich so an.”
 

~*~
 

Jim hatte Labor 4 verlassen und Gespräche mit den anderen Wissenschaftlern begonnen. Daher bemerkte er nicht, dass Spock starr an Ort und Stelle stand, aber am ganzen Leib zitterte.

Nur langsam löste der Vulkanier seine eigenen Hände auseinander und betrachtete sie. Sie zitterten. Eben noch unterdrückt und kaum zu spüren war es nun überaus sichtbar.

Ihm war nicht kalt. Jim hatte recht. Ihm war heiß. Innen und außen. Sein Körper versuchte die Hitze abzustoßen und erzeugte durch das Vibrieren der Muskeln doch gleichzeitig neue. Er wusste genau was es bedeutete. Er wusste was folgen würde. Und er kam nicht um den Gedanken, dass ein Besuch beim Doktor nicht zu vermeiden war.
 

Mit aller Mühe beendete er seine Arbeit und begab sich auf den Weg zur Krankenstation.

“Mr. Spock. Na dann gleich mal auf das Biobett.”, wurde er ohne Umschweife begrüßt, was nur bedeuten konnte, dass Jim bereits mit dem Doktor gesprochen hatte.

“Guten Abend, Doktor McCoy. Ich benötige lediglich ein paar Utensilien, um eine tiefe Meditation herbeiführen zu können.”, wollte er sich den Fängen des Arztes entreißen, doch so lief das nicht mit McCoy. Er war ein harter Knochen, wenn es um das Wohl seiner Patienten ging.

Nur mit höchster Konzentration konnte Spock sich zusammenreißen, um den Doctor nicht offen anzufeinden als dieser ihn auf das Biobett drückte.

“Sie wollen mir doch nicht den Spaß verderben. Außerdem bin ich immer gewillt etwas mehr über die vulkanische Physiologie zu erfahren.” Das Schmunzeln auf des Doktors Gesicht sprach von diabolischer Freude über diese Situation.

“Es geht mir gut, Doktor. Ich benötige nur eine tiefe Meditation.”

“Verdammt, Spock!”, schrie der Mann auf und ehe jemand auf diesen Ausruf reagieren konnte, hatte Spock ein Hypospray im Hals.

“Ihre Werte sind alles andere als gut. Selbst für einen Vulkanier. Ihr Blutkreislauf ist im Hochleistungssport-Bereich und ihr Puls konkurriert bald mit dem eines Kolibris.” Natürlich war letzteres übertrieben und so wanderte eine Augenbraue des Vulkaniers skeptisch nach oben.

“Ich wäre bereits kollabiert, sollte mein Herzschlag die Rate eines Kolibris erreichen.

Ich wiederhole: es ist nichts, was ich durch eine tiefe Meditation nicht kurieren könnte.”, mit diesen Worten richtete er sich auf und stieg von dem Biobett.
 

Die besorgnis in McCoys Gesicht rührte ihn und verärgerte ihn gleichzeitig.

“Ich benötige Chrox-Moos, Navik-Wurzeln und Stetamin.”, listete er die Dinge auf, die es für sein Vorhaben bedurfte. Dies alles waren Dinge von denen er wusste, dass sie des Doctors besonderen Medizinschrank füllten. Angereichert mit Medizin der unterschiedlichen Planeten auf denen sie gewesen waren. Sie dienten McCoy in Zeiten der Ratlosigkeit und des Vertrauensverlust in die menschlichen Heilkünste.

Spock wusste, dass sie nicht besser heilen konnten als die restliche medizinische Ausstattung der Enterpris, aber er wusste um ihre Wirkung bei der Meditation.

“Navik-Wurzeln habe ich nicht.”

“Es werden auch Ingwerwurzeln reichen.”

“Habe ich auch nicht.”

Spocks Gesichtszüge entgleisten. Erneut wurde er sich des Zitterns seiner Muskeln bewusst, spürte die Hitze und hörte das Rauschen seines eigenen Blutes.

“Dann … muss es ohne gehen.”
 

Er ließ sich unter dem skeptischen Blick des Arztes die beiden Zutaten geben und verließ die Krankenstation.

“Spock!”, rief ihm der Doktor nach und der gerufene verharrte kurz an Ort und Stelle, ohne sich jedoch umzudrehen. “Sprich mit Jim. Er macht sich große Sorgen und … lass dir helfen, bevor ich wieder alles gerade biegen muss. Ich hab keine Lust darauf dich aus dem Reich der Toten zurück zu holen. Da kannst du verrotten, wenn du dir nicht von mir helfen lassen willst.”

Die Stimme des Doktors war zum Ende hin schneidender geworden, doch Spock kannte ihn unterdessen gut genug. Er versuchte nur die Fassung zu bewahren. Das alte Spiel zwischen ihnen.

Als er McCoy zurückließ war ihm klar, dass dieser umgehend alles versuchen würde um herauszufinden was mit Spock geschah. Doch er würde nichts finden. Über diese Sache schwieg das vulkanische Volk. Nie würden sie dazu etwas niederschreiben. Nie würden sie außenstehende mit einbeziehen. Nichteinmal in ihrer jetzigen Situation.

Bis jetzt hatte es - seines Wissens nach - nur eine außenstehende Person gegeben, die darüber Bescheid wusste. Und das war seine Mutter gewesen …
 

~*~
 

Es war ihr zweiter Tag in paralleler Bahn zum Asteroiden und die Sonde wurde gerade zurück an Bord geholt. Jim saß mit seinen Führungsoffizieren zusammen und besprach mit ihnen den Verlauf des nächsten Monats.

“Wir werden in der Nähe des Asteroiden diesen Quadranten erforschen. Mr. Sandor aus der Beta-Schicht hat bereits einige Systeme aufgelistet, die wir in der Zeit Kartografieren können. In 30 Tagen werden wir uns wieder auf Parallelkurs begeben und die Auswirkungen der Gravitationsstörung beobachten.”

“Ich würde es gutheißen wenn wir den Planeten bei Position 5 etwas genauer in Augenschein nehmen können. Sieht so aus als gäbs da Dilithium. Davon könnt ich was gebrauchen.”, gab Scotty zu Protokoll.

“Und der Planet bei Position 3 würde sich für einen Landgang anbieten, wenn sich unsere Vermutungen bestätigen.”, erklärte Chekov und Kirk nickte zustimmend.

“In Ordnung. Landgang wird uns allen ganz gut tun.”, sprach er und warf einen Blick zu seinem ersten Offizier. Dieses saß nicht mit ihnen am Tisch, sondern stand etwas Abseits mit auf den Rücken verschränkten Händen und starrte auf die Tischplatte.

Auch die anderen Anwesenden warfen einen besorgten Blick auf Spock und gerade als dieser all der Aufmerksamkeit gewahr wurde, zuckte Wut über sein blasses Gesicht.

“Entschuldigen sie mich.”, kam es knapp von ihm und er verschwand aus dem Konferenzraum.

Sofort waren Jim und Nyota auf den Beinen. Er nickte ihr zu und sie ging ihrem Freund hinterher. Mit einer leicht zitternden Hand strich Jim sich durchs Haar und sank zurück auf seinen Platz.
 

“Wenn es keine weiteren Anregungen gibt ...”, er atmete kurz tief durch. Der Zwang Spock nach zu gehen und ihm zu helfen, war so unglaublich groß. Doch Uhura würde das schon regeln. Und trotz dieses Gedanken der beruhigen sollte, wuchs der Wunsch selber etwas zu tun immer mehr und ließ sein Bein ungeduldig zucken.

“... dann werden wir uns auf diese beiden Planeten besonders konzentrieren. Gute Arbeit. Alle zurück auf ihre Posten.”

Die Runde löste sich auf und Jim blieb zurück. Eine warme Hand legte sich auf seine Schultern und ein mitfühlender Blick traf den seinen.

“Wenn er mit Uhura nicht reden will, versuch du es Jim. Ich mache mir wirklich Sorgen. Wenn seine Werte so bleiben, weiß ich nicht wie lange sein Körper das aushält. Und ich finde nichts … nichts was das erklären könnte. Aber er scheint zu wissen was es ist.”

Jims Körper verspannte sich noch mehr bei den Worten seines besten Freundes und er sah Pille verzweifelt in die Augen.

“Es ist so ernst?”, fragte er unnötigerweise. Das kurze Nicken reichte und er sprang auf, begann zu rennen. Rannte zum Quartier seines ersten Offiziers.

Krach.
 

Gerade noch rechtzeitig war er stehen geblieben, als eine Suppenschüssel vor seiner Nase lang rauschte und gegen die Wand schellt.

Uhura stand erstarrt in der Tür zu Spocks Quartier und versuchte den Schreck zu überwinden. Erst als Jim ihr eine Hand auf die Schulter legte, fuhr ihr der Schreck aus den Glieder und sie sah ihn an, anstatt auf Spock, der schnaufend neben seinem Tisch stand.

Sanft lächelte Jim und drückte die Schulter seiner Kommunikationsoffizierin. Sie nickte und strich ihm kurz über die Schulter als sie sich zum gehen wand.

Hier würde sie nichts ausrichten können.
 

~*~
 

Zögerlich betrat Jim das Quartier seines ersten Offiziers. Er war noch nicht sehr oft hier gewesen und obwohl es nicht anders aussah als sonst, wirkte es chaotischer. Als würde die Aufgewühltheit seines Besitzers aus jeder einzelnen Ecke drängen.

Dieser stand stoisch neben seinem Schreibtisch und schien um Selbstkontrolle zu ringen. Jims prüfendem Blick entging nicht, dass der Vulkanier zitterte, obwohl es hier gut 8 Grad wärmer war als überall sonst. Die Luft war trockener und auf die Bedürfnisse des Besatzungsmitgliedes angepasst.
 

Mit einem leisen Zischen schloss sich die Tür und der Captain fand sich seinem ersten Offizier gegenüber, der tunlichst vermied ihn anzusehen, seine Hände auf den Rücken verschränkte und tiefe langsame Atemzüge tat.

“Spock.”, begann er sanft und zuckte nicht mit den Wimpern, als der andere eine harsche Bewegung abbrach, als würde er sich zurücknehmen seinen Captain anzugreifen.

Sacht legte dieser eine Hand auf die Schulter seines Freundes und drückte ihn auf den Stuhl.

“Spock. Erzähl mir was los ist.”, bat er mit leiser Stimme.

“Captain, ich möchte um Urlaub bitten.”

Das warf Jim so aus der Bahn, dass ihm als einzige Gegenfrage ein intelligentes Wort einfiel.

“Was?”, fragte er und sah den Zorn in Spocks Gesicht treten.

“Nein schon gut. Ich hab dich verstanden. Natürlich stell ich dich frei.”, ergänzte er sofort beschwichtigend und stellte erleichtert fest, dass sein Gegenüber sich entspannte, auch wenn das Zittern nicht nachließ. Und diese unglaubliche Hitze, die der Körper ausstrahlt drang durch die Stoffschichten und direkt an Jims Hand. Langsam zog er diese von der Schulter seines Freundes.
 

“Ich möchte meinen Urlaub auf Neu-Vulkan verbringen.” Es war das erste Mal, seit Jim das Zimmer betreten hatte, dass Spock ihm direkt in die Augen sah und Jims Herz krampfte bei diesem Anblick.

“Natürlich. Von hier aus sind es vielleicht 2 Wochen bei Warp 4. 8 Tage wenn wir den neuen Antrieb ausprobieren.”

“7 Tage, 3 Stunden und 24 Minuten, wenn wir in einer Stunde auf Kurs gehen … Sir.”, berichtigte Spock und löste somit ein Lächeln bei seinem Captain aus.

“Wird man dir dort helfen können?”

“Ja.”, kam es als knappe Antwort und Jim schluckte den Kloß hinunter.

“In Ordnung. Ja. Ich gehe sofort auf die Brücke und lass Scotty die Kessel schüren. Aber Spock … das Oberkommando wird fragen stellen … ich werd sie hinhalten … ok?”

Spock nickte und gab mit gebrochener Stimme von sich: “Danke, Jim”

Dieser Ton ließ Jim das Herz in die Hose rutschen und ihn die Worte wiederholen, die Pille zu ihm gesagt hatte.

“Natürlich …” Seine Stimme krächzte, seine Lippen waren trocken und der Kloß erneut in seinem Hals. Er verließ Spocks Kabine und rannte so schnell er konnte auf die Brücke.

Er ignorierte die fragenden Blicke, als er seinen Befehl gab Neu-Vulkan anzufliegen.

Der Asteroid würde auch noch in einem Monat da sein, aber Spock vielleicht nicht mehr. Der Schreck saß tief und mit einem kurzen Blick zu Uhura, sah er in ihrem Gesicht den Ausdruck der seine Gefühle so gut widerspiegelte.

In weniger als einer halben Stunde hatte Scotty den Maschinen eingeheizt und die Enterpris raste auf Neu-Vulkan zu.
 

Derweil war Pille zu Spock geschickt wurden, doch helfen konnte er ihm nicht. Als er sich bei Jim auf der Brücke meldete, konnte er nur die Befürchtungen bestätigen.

“Ich hoffe nur dass er durchhält. Ich kann nicht sagen, wie lang sein Körper das aushält. Ein Mensch wäre bereits im Grab. Und der sitzt da unten und Beweihräuchert sich. Naja wenns hilft …”

“Danke Pille.”, sagte Jim und stich Uhura kurz über den Oberarm. “Wir schaffen das.”, sprach er zu der schönen Frau und versuchte ein aufmunterndes Lächeln, dass vor allem seinem eigenen Hirn gute Laune und Hoffnung vorgaukeln sollte.

“Du könntest versuchen mit ihm zu reden. Vielleicht erzählt er dir was los ist.”

Doch sie schüttelte nur den Kopf.

“Er blockiert mich. Das einzige was er mir erzählt hat, ist das es etwas typisches für einen Vulkanier ist. Deshalb muss er auch nach Neu-Vulkan und dort … ich weiß nicht warum … seine Verlobte treffen.”
 

Ruckartig wanden sich alle Köpfe zu Uhura und sie sah verwirrt in die Runde.

“Er hat eine Verlobte?”, platzte es aus Jim heraus, der plötzlich alles andere vergessen hatte.

Uhura blinzelte und nickte dann.

“T’Pring. Sie wurden bereits in Kinderjahren einander versprochen. Es ist Tradition, was aber nicht bedeutet, dass er sie heiraten muss. Also … denkt nicht schlecht von ihm, bitte … ich wusste das von Anfang an und als es mit uns was ernstes wurde, hat er sich von ihr losgesagt. Nur das mentale Band wurde noch nicht getrennt … aufgrund der Ereignisse. Er hatte noch nicht die Gelegenheit dazu …”

Sie fühlte sich schlecht, war am Ende immer leiser geworden, weil sie hier so viel von Spock preisgab. Aber sie wusste, dass keiner der Anwesenden ihm einen Strick draus drehen würde. Die Sorge um ihren ersten Offizier hatte Priorität.

“Dieses Schlitzohr.”, entwich es Jim und Pille und ihr Mitleid hielt sich ein wenig in Grenzen. Jim konnte sogar ein amüsiertes Grinsen nicht verbergen und gab, um es zu überspielen, ein Räuspern von sich.

“Lieutenant nehmen sie sich frei und versuchen sie ihrem Freund zu helfen.”

Sie nickte, würde es zumindest versuchen und verließ die Brücke.
 

~*~
 

Die nächsten zwei Tage sah man nichts von den beiden und Jim erwischte sich, wie er häufiger an seinem Quartier war. Oder eher … vor dem seines ersten Offiziers.

Immer wieder tigerte er an der Tür vorbei und sah auf diese. Es war still. Uhura hatte er in der Messe gesehen. Sie saß mit ein paar Freunden zusammen und ließ sich Beistand leisten. Und er? Er tigerter hier rum. Bis …

… bis es ihn von den Füßen riss, da selbst die besten Trägheitsdämpfer den Dienst quittierten, wenn es sie aus ihrer Blase riss.
 

“Mr. Scott!”, rief er durch das Intercom welches er schneller betätigt hatte, als das er wieder sicher auf den Füßen stand. “Was ist da unten los?”

“Ich hab ihnen ja gesagt, dass ich nicht weiß wie lang das gut geht. Das haben unsere neuen Freunde eingebaut … unter Hochdruck. Und durch die Dauerbelastung sind jetzt die Sicherungen durch. Ich muss sie austauschen.”

“Wie lange?”, fragte Kirk knapp.

“Vier Stunden.”

“Ich geb ihnen zwei.”, gab er zurück und wollte auf die Brücke rennen. Doch ein Anblick riss ihn aus der Bewegung.
 

Da stand sein erster Offizier in der Tür zu seinem Quartier. Aufrecht und mit dem eindeutigen Vorhaben ebenfalls zur Brücke zu gehen. Jims Blick huschte suchend über Spocks Gesicht und dann nickte er ihm zu. Gemeinsam rannten sie zurück zur Brücke.

Spock würde sich nicht davon abbringen lassen und Jim hatte keine Anzeichen in dessen Gesicht entdecken können, um mit logischen Argumenten gegen ihn vorgehen zu können. Natürlich sah er das leichte Zittern. Natürlich nahm er die Hitze neben sich wahr. Doch er wusste dass Spock zu loyal und pflichtbewusst war, um in diesem Moment seinem Urlaub nachzukommen.

Kaum dass sie auf der Brücke waren, rief man ihnen die Statusberichte zu und ihnen wurden ihre Plätze überlassen.

Uhura, die ebenfalls wieder auf der Brücke erscheinen war, setzte den Bericht ab und ließ die taktische Karte auf dem Hauptbildschirm aufflackern.

“Uns hat es ganz schön rausgerissen.”, fasste Jim die Situation zusammen. “200.40-tausend Kilometer von unserer eigentlichen Route und viel zu nah an der neutralen Zone.”, gab Chekov seinen Bericht ab.
 

“Mr. Scott wie lang brauchen sie noch?”

“Ah Captain … die zwei Stunden brauch ich schon. Aber ich kann zumindest die Impulsenergie gleich zur Verfügung stellen.”

Keinen Augenblick später surrte es durch das Metall.

“Mr. Sulu, bringen sie uns wieder auf Kurs. So schnell wie möglich. Mr. Spock, behalten sie unsere Umgebung im Auge. Mit besonderem Augenmerk auf die neutrale Zone. Wir können uns keinen überraschenden Besuch leisten.”

Er hörte ein leichtes Grollen aus Spocks Richtung und erneut krampfte es in ihm. Er sah wie das Zittern seines ersten Offiziers etwas zunahm, doch keinem sonst schien es aufzufallen. Als sie endlich sichere Gewässer befuhren und Scotty sich selbst übertraf, gingen sie auf Warp.

Die Anspannung fiel von der Crew und Jim atmete tief durch. Ein leichtes Lachen drang aus seiner Kehle bis zu dem Moment als sich Uhura meldete.

“Sir. Das Flottenkommando.”



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