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Digimon 00001100 <Twelve>

Samsara Madness [Video-Opening online]
von

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Expedition nach Überallhin

„Und?“, fragte Taneo.

„Hm.“ Sein Cousin saß vor dem aufgeschraubten DigiVice und kratzte sich an den Bartstoppeln an seinem Kinn, dann in seinem rötlichen Haarschopf. „Höchst merkwürdig, das Ding. Scheinen mir ein paar Mikroprozessoren drin zu stecken – oder eher, Nanoprozessoren. Echt, eine so hohe Bestückungsdichte hab ich noch nie gesehen, wusste gar nicht, dass es sowas schon gibt.“

„Kannst du irgendwie herausfinden, wie es funktioniert?“

Sie hatten sich für den späten Nachmittag verabredet, weil Renji sein Digimon zuhause gelassen hatte. Fumiko hatte irgendwie Jagaris Haustelefonnummer herausbekommen. Er hatte erschöpft und unsicher am Telefon geklungen, aber beschlossen, auch mitzugehen. Gegen halb sechs wollten sie bei ihm vorbeischauen und von seinem PC aus in die DigiWelt reisen. Taneo wollte die Zeit bis dahin nutzen, also hatte er seinen Cousin in den Tokioter Außenbezirken besucht und ihm das DigiVice gezeigt. Wenn einer dessen technische Geheimnisse lüften konnte, dann er.

Kentarou drehte sich einmal schwungvoll in seinem Schreibtischsessel im Kreis und tippte die Fingerspitzen gegeneinander. „Ich will nicht riskieren, dass ich es kaputt mache. Obwohl das Material verdammt stabil aussieht – woher hast du nur so ein Ding, Taneo?“

„Das würdest du mir nicht glauben“, murmelte er trocken.

„Ach, komm schon. Mit sowas lass ich mich nicht abspeisen.“

Taneo zuckte die Achseln. „Das ist ein weiteres Rätsel. Es war auf einmal da. Und ein paar andere von meiner Schule haben das Gleiche.“

„Und was kann es?“

„Naja, anscheinend … Es kann uns in eine andere Welt bringen.“

„Ah, na klar.“

„Ich hab doch gesagt, du würdest mir nicht glauben“, schnaubte Taneo.

Kentarou sah das geöffnete DigiVice lange an. „Du meinst, es projiziert eine virtuelle Welt? Wie ein 3D-Projektor?“

„Nein. Es bringt uns tatsächlich in eine Welt voller Monster.“ Taneo beschloss, einfach alles zu sagen. Nun war es auch schon egal, ob Kentarou ihm glaubte oder nicht.

„So eine Welt existiert nicht“, sagte der Computerfreak bestimmt.

„Beweis es mir“, sagte Taneo verärgert. „Ich kann dir beweisen, dass sie existiert, wenn ich dich irgendwie dorthin mitnehmen kann. Aber du kannst nicht beweisen, dass es sie nicht gibt.“

Kentarou schnaubte. „Ich würde ja wirklich zu gern eine Diskussion über Paradimensionaltheorie mit dir führen. Aber was genau willst du von mir? Du hast gesagt, du hättest es eilig.“

„Das DigiVice“, er deutete auf das Gerät, „hat vielleicht versteckte Funktionen. Ich bräuchte etwas, das die anderen DigiVices aufspüren kann. Müsste doch möglich sein, oder?“

Kentarou schnalzte mit der Zunge. „Möglich, dass es möglich ist.“

„Einer von uns ist in der anderen Welt verloren gegangen“, erklärte Taneo. „Wenn wir das Ding benutzen könnten, um ihn aufzuspüren …“

Sein Cousin seufzte und streckte sich in seinem Sessel. „Also schön. Ich kauf dir das zwar immer noch nicht ab, aber ich schau mir den Inhalt von dem Teil mal an. Ich spiel mir alle Daten runter, auf die ich zugreifen kann, und setz mich in den nächsten Tagen ran.“

„Danke. Du bist der Beste.“

„Klar.“ Kentarou grinste. „Aber dafür hab ich dann was bei dir gut, ja?“

 

„Armdrücken?“ Nanimon starrte Kouki an, als hätte er den Verstand verloren.

„Aber ja!“, nickte er heftig. „Wo ich herkomme, werden alle Konflikte so gelöst. Fair und sportlich. Stimmt’s, Salamon?“

„Oh, äh, ja!“ Das kleine Hundedigimon war klug genug, mitzuspielen.

„Mir soll’s recht sein“, brummte Ogremon. „Vielleicht kann ich Leomon damit auch mal schlagen. Hah, das wäre doch lustig!“

Nanimon rückte seine Sonnenbrille zurecht. „Na schön. Wenn das eine anerkannte Methode ist … Dabei kannst du mich wenigstens nicht hinterrücks niederschlagen.“

„Ich spiele den Schiedsrichter und sehe zu, dass alles fair bleibt. Einwände?“, fragte Kouki.

„Pah, der Witzfigur breche ich den Arm“, grunzte Ogremon.

„Täusch dich da nur mal nicht.“

Unter Koukis Aufsicht packten sie einander an den Händen, stemmten die Ellbogen auf die Tischplatte – wobei Nanimon halb auf den Tisch steigen musste – und auf sein Kommando hin begannen die Digimon zu drücken.

Es war schnell vorbei, und es war ein ungleicher Wettstreit. Nanimon hatte schon ganz ordentliche Muskeln – für eine sprechende Kugel jedenfalls. Aber Ogremon riss es fast von den Füßen, als es seine Hand so hart auf die Tischplatte knallte, dass der ganze Tisch wackelte.

„Die Runde geht wohl an mich“, stellte das grüne Digimon zufrieden fest, während Nanimon die Hand zurückzog und wimmernd umklammerte.

„Das soll es gewesen sein? Glaubst du, du kommst mir so davon?“, schimpfte es.

„Hä? Schlechter Verlierer, oder was?“

„Du kommst sofort mit raus und kämpfst mit mir! Glaub ja nicht, dass die Sache damit gegessen ist!“

„Pah, jederzeit!“

„Es hat nichts gebracht“, flüsterte Salamon Kouki zu. Er seufzte. Wenigstens wollten sie ihren Kampf draußen austragen.

Als sie sogar ordnungsgemäß bezahlten, war es ihm letztlich egal, wie die Sache ausgehen würde. Die beiden Digimon stellten sich einander gegenüber auf wie zwei Westernhelden und Kouki fiel wieder die Rolle des Schiedsrichters zu. Mittlerweile fand er ihr Verhalten nur noch kindisch, aber er gab brav das Signal und die beiden stürmten mit erhobenen Fäusten aufeinander zu.

Ogremon schlug jedoch zu, noch ehe sie einander erreichten. Ein violetter Blitz verließ seine Faust, traf das überraschte Nanimon und schleuderte es in hohem Bogen durch die Luft. Mit einem wütenden Schrei stürzte das Digimon irgendwo inmitten des Sees ins Wasser. Koukis Mund blieb ihm offen stehen. Sollte er wirklich überrascht sein?

„Mal sehen, ob der Winzling schwimmen kann“, grunzte Ogremon und lachte. Es schob sich seinen Hut auf den Kopf. „Ging doch ganz schnell. Was ist, kommt ihr jetzt mit?“

Kouki und Salamon sahen einander an. Einen so starken Beschützer zu haben konnte nicht schaden; Ogremon wirkte schlagkräftiger als selbst Gatomon. „Willst du uns denn mitnehmen?“

Das grüne Digimon lachte. „Wie gesagt, wenn ich mit einem Menschen reise, passiert garantiert etwas, das einem Krieger wie mir Ehre bringen kann. Und Spaß. Also kommt.“

Kouki zuckte mit den Schultern. Wohin sollten sie auch gehen? Vielleicht kannte Ogremon sich wenigstens ein bisschen in diesem Teil der DigiWelt aus. Also folgten sie ihrem neu gewonnenen Gefährten.

 

„Du bist spät“, sagte Renji, als sie sich vor Jagaris Haustür trafen.

„Tut mir leid. Ich hab noch versucht, was über die DigiVices rauszufinden“, murmelte Taneo.

„Ach ja? Während Kouki vielleicht gerade von einem riesigen Feuervieh gegrillt wird?“, giftete Renji.

„Seit wann bist du so erpicht darauf, ihn zu retten?“, fragte Tageko trocken.

„Renji würde doch nie einen Freund im Stich lassen“, sagte Kyaromon und hüpfte von dessen Schulter auf seinen Kopf. „Nicht wahr, Renji?“

„Klar. Aber hab ich dir nicht gesagt, ich will dich nicht auf meinem Kopf haben? Du ruinierst mir die Frisur!“ Das Meerschweinchen kicherte nur. „Sag mal, Fumiko-chan, wieso schleppst du das Ei eigentlich auch mit?“

Fumikos Finger glitten über das violett gemusterte Ei, das aus ihrer Manteltasche hervorlugte. „Ich weiß nicht. Es ist so ein Gefühl … als ob es nur in der DigiWelt schlüpfen kann.“

Ein Gefühl … Typisch Frauen, dachte Renji.

„Kommt rein, wir haben echt schon genug Zeit verplempert.“ Jagari winkte sie energisch näher. Er war diesmal weit wärmer angezogen als bei ihrer letzten Reise in die DigiWelt; ein dicker grauer Wollkragenpullover sollte vielleicht den Umstand ausgleichen, dass er erkältet war. Auch die anderen hatten sich für eine lange Wanderung passend angezogen; als sie in Jagaris Haus fürs Erste die Winteroveralls auszogen – die Eltern des Kleinen schienen nicht zuhause zu sein –, war Renji mit seinem simplen Trainingsanzug sogar der am luftigsten Bekleidete. Taneo hatte sogar Bergsteigerstiefel an, dazu eine warme Weste und schmuddelige Hosen, die Bohnenstange Tageko trug auch festes Schuhwerk und einen Herbstmantel und hatte einen riesigen Rucksack geschultert, und Fumiko ließen ihr grauer Regenmantel und die gefütterte, weite Kletterhose in Tarnfarben total unsexy aussehen, fand Renji. Dafür hatte sie ihr langes, blauschwarzes Haar zu einem Pferdeschwanz gebunden, das machte es wieder wett.

Jagari sperrte seine Zimmertür ab – verdammt, war es stickig hier drin, und keineswegs aufgeräumt – und sie versammelten sich mitsamt ihren Digimon vor dem Computer. „Ich hab selbst ein wenig in den Daten gewühlt, die ich von dem DigiVice runterladen konnte. Das da hab ich gefunden“, sagte der blonde Junge und öffnete ein Fenster mit einem Raster voller weißer Felder. „Das scheinen verschiedene Gebiete in der DigiWelt zu sein. Hier können wir auswählen, wo wir drüben rauskommen, vermute ich.“

„Genial“, murmelte Taneo. „Da hab ich meinen Cousin wohl unnötig bemüht …“

„Und woher sollen wir wissen, wo Kouki steckt?“ Renji verschränkte zweifelnd die Arme. „Wir wissen ja nicht mal, wo auf der Karte wir letztens waren. Und da steht auch nichts wie Klima oder Höhenmeter oder sonstwas.“

„Lassen wir’s drauf ankommen“, beschloss Tageko. „Was schlägst du vor, wohin gehen wir als Erstes?“

„Wir könnten uns aufteilen“, murmelte Fumiko.

„Gute Idee“, sagte Renji sofort. „Zweierteams wären gut.“

Bevor er die Partnerin für sein Team küren konnte, sagte Tageko: „Ich weiß nicht. Am Ende verlieren wir wieder jemanden.“

„Ich finde auch, dass wir zusammen bleiben sollten“, meinte Taneo. Jagari nickte.

Renji schnaubte. „Na gut. Wohin also?“

„Goldene Mitte, dann sehen wir weiter.“ Jagari klickte eines der Felder in der Mitte der Karte an. „Wir müssten die DigiWelt so betreten können, wie wir gestern durch den Fernseher wieder in unsere gekommen sind, denke ich. Seid ihr bereit?“

Ihre Digimon-Partner rückten an ihre Seite. Die DigiRitter nickten, nahmen ihre DigiVices in die Hand und richteten sie auf den Bildschirm.

 

Der Wirbel aus Licht ging direkt in einen anderen Wirbel über, auch wenn Ockerfarbe jetzt dominierte, und gleichzeitig schlug ihr bestialische Hitze entgegen. Die plötzliche Windböe ließ Fumiko das Gleichgewicht verlieren. Sie fing ihren Sturz mit den Handflächen auf, und ihre Finger versanken in heißem Sand. Rings um sie herum sah sie schemenhaft die anderen im Sturm wanken. Sandkörner kratzten in ihrer Kehle und ließen sie husten.

„Ganz toll gemacht, Jagari“, hörte sie Renji fluchen. Über das Rascheln des Sandes war er kaum zu verstehen. „Du hast uns mitten in die Wüste geschickt!“

Falls Jagari etwas antwortete, so konnte sie ihn nicht verstehen. Fumiko tastete blind mit den Fingern in der Düne, bis sie etwas Festes fand, das halb darin verweht war. „Hier drüben!“, schrie sie, so laut sie konnte, und bekam Sand in den Mund. Sie fand den Knopf des Fernsehers, drückte ihn und richtete ihr DigiVice darauf. Der Sandsturm wurde von einem hellen Strudel abgelöst, dann hatte sie wieder festen Boden unter den Füßen und taumelte ein paar Schritte durch Jagaris Zimmer. Hustend klopfte sie den Sand aus ihren Klamotten. Er war wirklich überall; ihr Haar war zerzaust und sandig, Körner brannten in ihren Augen und knirschten zwischen ihren Zähnen.

Es dauerte nicht lange, bis die anderen ihr auf ähnlich unelegante Weise folgten. „Du verdammter, kleiner Idiot!“, schimpfte Renji, während sein Digimon sich schüttelte und Sand überall im Zimmer verstreute.

„Reg dich ab, Großer“, brummte Tageko und band sich das Haar neu, das der Sturm in Unordnung gebracht hatte.

„Immerhin wissen wir jetzt, dass in dem Gebiet eine Wüste ist“, sagte Jagari. „Also dort werden wir Kouki schon mal nicht finden.“

„Super, fehlen nur noch neuntausendneunhundertneunundneunzig andere Gebiete“, meckerte Renji.

„Wir sollten uns vielleicht doch aufteilen“, sagte Fumiko. „Wenn überall, wo wir rauskommen, solche Fernseher sind, reicht doch ein kurzer Blick. Wenn das Klima anders ist als da, wo wir Kouki verloren haben, gehen wir sofort wieder zurück.“

„Gute Idee. Und wir zeichnen gleich auf der Karte ein, welches Gebiet wie aussieht“, sagte Jagari eifrig, holte einen karierten A3-Block aus einer Schublade und markierte darauf das Wüstengebiet, in dem sie eben waren.

„Ganz wohl ist mir dabei nicht“, murmelte Tageko.

„Ach komm, was kann schon passieren?“, fragte Renji großspurig.

„Eine ganze Menge“, sagte Taneo.

„Dich hat niemand gefragt, Bürschlein.“

Fumiko räusperte sich. „Wir zeichnen auf dem Block ein, wo wir als Nächstes hingehen. Wenn wir in einer Minute nicht zurückkommen, wissen die anderen, wo wir stecken. Zur Sicherheit sollte einer hier bleiben und die Lage in Auge behalten.“

Schließlich ließ sich auch Tageko überzeugen und erklärte sich bereit, die Aufsichtsperson zu spielen – und die Katzensprünge in die DigiWelt begannen.

 

„Ah, Persiamon, mein liebster Stammgast!“ Digitamamons Augen hatten die Form von kopfstehenden Vanillekipferln, als er das katzenhafte Digimon begrüßte. „Ein Steak, ja? Für dich habe ich das beste Stück aufgehoben!“

„Wie zuvorkommend von dir“, schnurrte Persiamon lächelnd und strich sich eine rötliche Haarsträhne aus dem Gesicht.

Digitamamon rammte Veggiemon förmlich mit seinem eiförmigen Körper, als es Anstalten machte, Persiamon einen Stuhl am besten Tisch zurückzuziehen. „Ich bediene es. Geh du wieder  zurück in die Küche und sieh zu, dass das Steak so gut wird, dass einem der Geruch alleine schon von Weitem den Kopf verdreht.“

Während Veggiemon sich grummelnd verzog, versuchte Digitamamon schließlich selbst, Persiamon den Stuhl zurechtzurücken. Es sah einigermaßen putzig aus, da es keine Hände hatte und so die Stuhlbeine in kleinen Stücken mit seinen plumpen Füßen und seiner Eierschale zurückzuschieben versuchte und sich gleichzeitig bemühte, dabei eine gute Figur zu machen.

„Vielen Dank“, sagte Persiamon liebenswürdig und setzte sich. „Meine Begleiter werden sich ihre Stühle selbst richten.“

„Zu großzügig“, schnaufte Digitamamon, dem diese ungewohnte, heikle Aufgabe sicherlich den Schweiß unter die Schale getrieben hatte. Die beiden schwarzen PawnChessmon nahmen links und rechts von Persiamon Platz. „Das Steak müsste gleich so weit sein. Ich werde Veggiemon ein wenig Feuer unterm Hintern machen. Entschuldigt mich.“ Persiamon merkte den roten Schimmer zwischen Digitamamons Augen, als es verhalten kicherte. Dann verdrückte sich das zu groß geratene Ei in Richtung Küche.

„Meine Kutsche steht draußen“, sagte Persiamon und klimperte mit den Wimpern, als der Besitzer des Restaurants schließlich mit einem großen Teller, den er mehr oder minder geschickt auf seinem Kopf balancierte, zu ihrem Tisch zurückkehrte. „Du hast doch sicher ein paar Küchenabfälle, die du meinen braven Devidramon überlassen könntest, oder?“

„Abfälle?“ Digitamamon plusterte sich förmlich auf. „Sie bekommen natürlich das Beste, was ich erübrigen kann. Nur leider kann ich es nicht aufs Haus schreiben lassen. Sie fressen jedes Mal sehr viel.“

„Ach, wie schade“, seufzte Persiamon. „Ich dachte, du hättest deinen Geiz endlich überwunden.“ Digitamamon trat grummelnd von einem Fuß zum anderen und schien in einen inneren Zwist geraten zu sein. Persiamon kicherte. „Keine Sorge. Sie sind wirklich Vielfraße. Ich erstatte dir die Kosten.“

„Zu gütig, zu gütig.“ Digitamamon verneigte seinen Eierschädel tief. „Kümmer dich darum“, fuhr es Veggiemon an, das eben am Nachbartisch bediente.

„Also, was gibt es Neues in diesem Teil der DigiWelt?“, fragte Persiamon und biss herzhaft in das Steak. Es war ein kleines bisschen zu zäh …

„Oh, es hat sich heute viel getan“, schnarrte Digitamamon, zufrieden, etwas erzählen zu können. „Ein Mensch war hier mit einem kleinen Digimon, und …“

„Ein Mensch, sagst du?“ Persiamon sah nachdenklich zu den Deckenlampen, während es einen weiteren Bissen nahm. Die PawnChessmon aßen nichts.

„Ja, und wie die Menschen gern sind, hätte er nicht bezahlen können, wenn ihm nicht ein Ogremon unter die Arme gegriffen hätte.“

„Ein Ogremon? Etwa dieser dubiose Finsterling von der File-Insel?“

„Genau, genau. Es hat einem Verwandten von mir kürzlich das Restaurant demoliert, und heute hat es auch schon wieder Streit mit einem Nanimon angefangen. Zum Glück haben sie sich dann draußen geprügelt. Ich habe gehört, Ogremon hätte gewonnen.“

„Wie interessant …“ Persiamon spielte mit dem Steak herum. „Weiß man denn auch, wohin der Mensch dann gegangen ist?“

„Ich hab gehört, er und Ogremon und sein kleines Salamon sind dann in die Klaffenden Berge gezogen“, sagte ein ekliges, gelbes Sukamon vom Nachbartisch aus, das ihnen zugehört haben dürfte. Digitamamon sah es zornig an, weil es ihm die Show gestohlen hatte.

Persiamons Ohren zuckten verärgert, aber es zwang sich zu einem Lächeln. „Vielen Dank, mein Guter.“

„Hähä“, machte Sukamon dümmlich.

 

Sie waren seit ein paar Stunden unterwegs und er bekam schon wieder Hunger, als sie einen Gebirgspfad entlanggingen. Unter ihnen gähnte eine so tiefe Schlucht, dass Kouki angst und bange wurde, noch dazu, weil Ogremon ein ganz schönes Tempo vorlegte. Und dann war da noch diese seltsame Kälte. Je weiter sie gingen, desto stärker schlug ihnen etwas entgegen, eine kalte, finstere Aura, Düsternis, so dick und zäh wie Schleim. Kouki spürte, dass dort unten in der Schlucht etwas war, etwas abgrundtief Böses, dem er besser nicht zu nahe kommen wollte. Ogremon schien das alles nichts auszumachen.

Nach der nächsten Biegung um die Felsen zu ihrer Rechten wurde das Gefühl so intensiv, dass seine Haut zu kribbeln begann, und er sah etwas am Grund der Schlucht, ein Licht, das wie eine glitzernde, weiße Blüte aussah.

Eine faule Blüte.

Von innen heraus hatten sich schwarze Punkte wie Löcher durch das Licht gefressen, ebenso formlos wie die Blüte selbst. Zur Hälfte hielt die Finsternis den Lichtfleck schon umklammert und dämpfte sein schönes Leuchten.

„Was ist das?“, fragte Kouki.

„Keine Ahnung“, krächzte Ogremon und blieb stehen, um die faulende Lichtblume anzusehen. Kouki wollte lieber so schnell wie möglich weiter. „Da unten war mal was, das den letzten DigiRittern recht wichtig war, glaub ich. Irgendein Digimon hat’s aber zerstört, und dann ist dieses garstige Licht aufgetaucht. Als ich das letzte Mal hier langgekommen bin, gab’s dieses schwarze Zeug hier noch nicht.“

„Es sieht aus, als ob es das Licht verschlingt“, murmelte Kouki und bekam eine Gänsehaut. Es sah böse aus.

„Tja, kann schon sein. Interessiert mich nicht.“ Ogremon rückte seinen Hut zurecht und ging weiter.

„Wohin wollen wir eigentlich?“, wagte Kouki zu fragen.

„Wie, wohin?“

„Na, was ist unser Ziel?“

Ogremon schnaubte, was sich bei ihm eher wie ein Keuchen anhörte. „Was schon. Wir ziehen einfach dorthin, wo es uns eben gerade hinzieht. Und ich muss Leomon finden.“

„Wenn du kein bestimmtes Ziel hast, darf ich dann was vorschlagen? Vielleicht ist Leomon ja dort.“

Das Digimon zuckte mit den Achseln. „Von mir aus. Wohin willst du?“

„Kennst du so einen Wald, in dem es alle vier Jahreszeiten gibt? Ein MudFrigimon-Dorf liegt dort, und da gibt es Kiwimon.“

 

Karatenmons Atemzüge waren ruhig und ausgeglichen. Ein und aus, ein und aus … Kein anderes Geräusch war zu hören. Gut. Auf das Atmen folgte das Wahrnehmen. Erst wenn es nichts mehr hörte außer sich selbst, konnte es erwarten, die versteckten Dinge der Welt zu spüren. Wie Wasser durch die Wurzeln hinter ihm gezogen wurde, beispielsweise, oder wie das Moos an der Höhlenwand wuchs. Das kleine Leben, das so oft Übersehene …

Es hörte jedoch etwas anderes; Wasser, das direkt aus dem feuchten Erdboden stieg, mitten in der Höhle einfror und einen glitzernden Spiegel bildete. LordMyotismon sagte nichts, wartete darauf, bis es sich sicher sein konnte, bemerkt zu werden.

Das Rabendigimon atmete noch einige Male weiter, konzentrierte sich darauf, wie sich seine Flügel hoben und senkten und sein Gefieder raschelte. „LordMyotismon“, sagte es dann. Nur seine Augen richteten sich auf den Spiegel, der Rest seines Körpers verharrte in seiner meditativen Position. „Welch Überraschung. Von der Außenwelt abgeschottet, kann nur, wer durch Spiegel spricht, meine Kreise stören. Euer Erscheinen verspricht Unheil wie stets, so fühle ich.“

„Es verspricht vor allem Arbeit“, dröhnte LordMyotismons Stimme frevelnd laut in der kleinen Höhle. „Die DigiRitter sind zurückgekehrt.“

„Hat sich der Zeiger ihres Schicksals also weiterbewegt? Ihr habt also das Öffnen des Tores gespürt?“

„Nicht nur eines Tores. Diese Narren öffnen und schließen Tore, wie es ihnen passt.“

„Was treibt sie um?“

„Entweder versuchen sie mich zu ärgern – wobei ich nicht glaube, dass sie wissen, dass ich spüre, wenn jemand ein Tor öffnet –, oder sie suchen nach dem Jungen, der in der DigiWelt geblieben ist. Wenn das so ist, werden sie sicherlich in den Jahreszeitenwald zurückkehren, wo sie ihn verloren haben.“

Karatenmon atmete tief aus und ein, ehe es antwortete. „Darum also wendet Ihr Euch an mich.“

„Es ist dein Gebiet. Zuletzt hat SkullScorpiomon die DigiRitter nur zuerst gefunden, weil wir nicht wussten, wo sie auftauchen. Jetzt bin ich mir sicher. Sie suchen den Jahreszeitenwald. Kümmer dich darum, dass wir sie loswerden. Noch sind ihre Digimon schwach.“

„Wie der Rabe nachts nicht fliegt, muss auch der Krieger rasten. Ich bin am Meditieren. Ich schicke einen meiner Untergebenen. Meditation reinigt den Verstand und lässt die Seele glänzen. Nur Meditation hält die Kompassnadel. Sie darf nicht unterbrochen werden.“

„Tu, was dir beliebt“, murrte LordMyotismon, hörbar unzufrieden. „Sorge nur dafür, dass sie den morgigen Tag nicht mehr erleben.“ Der Spiegel zerfloss und das Wasser verschwand wieder in der Erde.

„So dreht sich die Scheibe immer schneller, und wer am Rande steht, wird abgeworfen“, murmelte Karatenmon tonlos, als es die Augen wieder schloss. „Ich verbleibe ruhend in der Mitte. Geh du für mich nach außen.“

Zwei rote Augen glühten am Ende des langen Ganges auf. Karatenmon war so in das Wachsen des Mooses vertieft, dass es das Trampeln der Kreatur nicht hörte. Wohl aber spürte es das Zittern der Erde.


Nachwort zu diesem Kapitel:
Es gehören noch viel mehr bekannte Schauplätze eingebaut, finde ich^^
Hoffe, es hat euch gefallen. Im nächsten Kapitel geht es dann mal ordentlich rund :) Komplett anzeigen

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Kommentare zu diesem Kapitel (2)

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Von:  EL-CK
2016-11-21T16:01:33+00:00 21.11.2016 17:01
ein tolles Kapitel..ich hoffe, dass die anderem mit ihrem Tor-hopping Kouki bald finden können
Antwort von:  UrrSharrador
27.11.2016 15:32
danke dir^^ Hm, Tor-hopping ist ein ziemlich treffender Begriff^^
Antwort von:  EL-CK
28.11.2016 16:10
Gern geschehen... ^^


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