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Briefe an Sora

(Eine Taiora-Geschichte)
von

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Leb wohl

Als Sora so in Tais Armen lag merkte sie, dass dies der Platz war, an den sie gehörte. Hier war sie glücklich, und hier fühlte sie sich, als ob es ihr an nichts fehlte. Wenn Tai sie hielt, dachte sie nicht an Matt. Sie dachte an gar nichts, außer an die Tatsache, dass sie glücklich war.

"Tai?", flüsterte sie fast unhörbar und blickte auf in Tais ehrliche, braune Augen. "Ja?", fragte dieser. "Danke, dass du da bist." Sora kuschelte sich an Tai und schloss ihre Augen. Sie verlor sich in dem Moment, in der Umarmung, und alles andere schien nicht länger von Bedeutung.

"Weißt du, vorher mit Matt...da war ich nicht glücklich. Weil ich mir gewünscht habe, du wärst bei mir an seiner statt.", erklärte sie, während der Wind sanft mit ihren Haaren spielte. Daraufhin konnte sich Tai ein Lächeln nicht verkneifen. "Ist das so?", fragte er voller Glück, und Sora nickte.

"Tai, ich will, dass du bei mir bleibst. Ich will, dass du immer da bist.", fügte sie hinzu und legte ihre Hände auf Tais Halsrücken. Sehnsuchtsvoll starrte sie in seine Augen und verlor sich ganz und gar darin. "Du darfst mich nie wieder loslassen, hörst du?" Ihre eigenen Augen glänzten vor Sehnsucht.

"Versprichst du mir das?", flüsterte sie und kam dem dunkelhaarigen Jungen dabei immer näher. Tai nickte mit schnellen, hektischen Kopfbewegungen. Ein knappes "Mhm" war alles, was er herausbrachte, doch es genügte schon als Antwort. Daraufhin teilten die beiden einen weiteren wunderschönen Kuss, der ihrer beider Meinung nach für immer hätte andauern können.

"Sora, ich möchte ja nichts sagen, aber ich friere.", verkündete Tai schließlich, nachdem der Kuss zu einem Ende gekommen war. Erst dann bemerkte das rothaarigen Mädchen, dass sie Tais Klamotten die ganze Zeit mit ihrem Mantel durchnässt hatte. Sie lachten beide. "Oh, das tut mir so leid.", sagte Sora und schlug kichernd eine Hand vor ihren Mund.

"Ist nicht schlimm. Aber...", setzte Tai an, doch Sora fiel ihm ins Wort. "Ich gehe wohl besser. Es ist ohnehin schon so spät." "Ich bringe dich rüber. Ich hole nur schnell meine Jacke!", eriwderte Tai und verschwand kurzerhand in seiner Wohnung. Auf Soras Gesicht tauchte ein Lächeln auf, das ihr von einem Ohr bis zum anderen reichte. Endlich fühlte sie sich, als wäre alles perfekt.

Nur ein paar Sekunden später war Tai auch schon zurück, mit ganz leisen Schritten, um seine Familienmitglieder nicht aufzuwecken. "Gehen wir.", flüsterte er und machte fast geräuschlos die Wohnungstüre zu. Sora ergriff Tais Hand und hielt sie ganz fest. Ihre Hand passte so perfekt in seine als wären sie füreinander gemacht worden.

Tai spannte einen kleinen Schirm auf, um Sora von dem immer noch strömenden Regen zu beschützen. Sie war zwar schon nass genug, aber noch nasser müsste sie deswegen auch nicht werden. Auf halber Strecke erfasste die beiden ein unglaublich starker Windstoß, der Tai den Regenschirm aus der Hand wehte und diesen weg trug wie eine Feder im Wind.

"Verdammt!", meinte Tai und lachte. "Ach, ist doch egal." Sora lachte ebenfalls. Sie ergriff nun auch Tais zweite Hand und fing an, sich im Kreis zu drehen bis ihr schwindelig wurde. "Was machst du denn da?", fragte Tai verwundert und lachte laut auf. "Ich weiß nicht. Ich bin einfach so glücklich.", verkündete Sora und blieb urplötzlich stehen.

Danach schloss sie ihre Augen wieder und streckte ihr Gesicht gen Himmel, sodass lauter Regentropfen über ihre Haut liefen. Der Regen war schrecklich kalt, doch es fühlt sich auch unheimlich befreiend an. Als würde sie alle Sorgen der vergangenen Tage einfach abwaschen, um Raum für was Neues zu machen.

Plötzlich ergriff Tai Soras Hüfte und hob sie so in die Luft, dass ihre Füße den Boden nicht mehr berührten. Er wirbelte sie ganz sanft herum, und für einen Moment lang fühlte es sich an, als würde sie schweben. Sora legte beide Hände auf Tais Wangen und küsste ihn ein weiteres Mal, ganz zärtlich und liebevoll.

"Ich spreche mit Matt. Gleich Morgen. Ich verspreche es dir.", meinte sie lächelnd. "Und jetzt geh wieder nach Hause. Ich bin eh gleich daheim. Sonst wirst du noch krank." "Ist gut.", meinte Tai mit einem Lächeln. Zum ersten Mal seit immer fühlte er sich wunschlos glücklich.

Noch nie war es einem der beiden so schwer gefallen, die Hand eines anderen loszulassen, doch sie wussten ja, es wäre nur für ein paar Stunden.
 

Am nächsten Tag schrieb Sora Matt eine SMS, die ihm mitteilte, dass sie am Fluss auf ihn warten würde. So wartete sie und war unglaublich nervös, denn sie hatte noch nie zuvor in ihrem Leben mit jemandem Schluss gemacht.

Was das Ganze noch schwerer machte, war die Tatsache, dass Matt sich nicht das Geringste zu schulden hatte kommen lassen. Es war allein ihre Schuld, denn ihre Liebe zu ihm war nicht mehr das, was sie einmal war. Wenngleich sie auch noch nicht vollstädnig verschwunden war.

Soras Herz wurde immer schwerer, als sie Matt aus der Entfernung auf sie zukommen sah. Er lächelte sie an, nichts ahnend, als wäre alles so wie immer. Zur Begrüßung gab er ihr wie immer einen Kuss auf die Wange, und Sora lächelte ihn zaghaft an.

"Können wir uns hinsetzen? Ich muss dir etwas sagen.", erklärte das Mädchen nervös und sank langsam zu Boden. Matt tat ihr gleich. "Was gibt es denn?", fragte er neugierig, und auf einmal spürte Sora einen Knoten in ihrer Brust.
 

Tai war an jenem Morgen überglücklich. "Guten Morgen, Schwesterchen.", begrüßte er Kari nach dem Aufstehen mit einem breiten Grinsen im Gesicht, was diese nach seinen Launen der letzten Tage mehr als nur ein wenig verwunderte.

"Hier hat aber jemand gute Laune. Gibt es dafür einen bestimmten Grund?", fragte sie lachend. "Nichts bestimmtes.", log Tai mit einem fröhlichen Schulterzucken. "Ich gehe ein wenig spazieren. Nachdenken.", fügte er hinzu und verließ, nachdem er sich für den Tag fertig gemacht hatte, die Wohnung.

Er schlenderte die Straßen entlang und dachte dabei nur an Sora. Er konnte es kaum erwarten, sie zu sehen, und in die Welt hinaus zu rufen, dass sie von nun an sein Mädchen war. Als er am Fluss vorbeikam und Sora dort mit Matt sitzen sah, konnte er nicht anders, als die beiden, wie schon einige Tage zuvor, aus einer sicheren Entfernung zu beobachten.

Und obwohl Matt nicht Tais bester Freund war, tat er ihm irgendwie leid, denn er wusste, dass ihm Sora ebenfalls sehr wichtig war.
 

"Matt, weißt du..ich...", stotterte Sora. Sie wusste nicht so richtig, wie sie die richtigen Worten finden sollte, um ihrem Freund das Herz zu brechen. Ihrem lieben, herzenguten Freund, der immer für sie da gewesen war. Ihrem Freund, der sie so sehr liebte, dass er nur sie seine sensible, sanfte Seite sehen ließ.

"Warte.", unterbrach Matt sie jedoch und zog ein winziges Päckchen aus seiner Tasche. "Hier, für dich.", verkündete er und überreichte es ihr lächelnd. "Für mich?", wiederholte Sora verwundert und nahm das Päckchen entgegen. Es war klein und quadratisch, in schwarzes Papier gewickelt, und trag ein winziges rotes Schleifchen.

"Aber wieso schenkst du mir denn etwas?", fragte sie ein wenig ratlos. "Einfach nur so.", erklärte ihr Matt. "Und jetzt mach es auf!" "O...okay." Langsam und mit zittrigen Fingern riss Sora das Schleifchen und das schwarze Seidenpapier herunter, und hatte nun nur mehr eine kleine schwarze Box in ihren Händen.

Sie nahm den Deckel ab und staunte nicht schlecht, als sie ein goldenes Kettchen mit einem glitzernden herzförmigen Anhänger darin fand. "Oh, Matt. Die ist aber schön. Ich danke dir.", sagte sie voller Verzückung und nahm die Halskette aus ihrer Verpackung, die unter dem Licht der Sonne vor sich hin schimmerte.

Mit einer vorsichtigen Handbewegung nahm Matt Sora die Kette ab und legte sie behutsam um ihren Hals. "Ich liebe dich, Sora.", flüsterte er von hinten in ihr Ohr, als er damit beschäftigt war, den Verschluss der Kette zuzumachen. Und plötzlich wusste Sora nicht mehr, wie ihr geschah. "Ich liebe dich auch, Matt.", sagte sie und küsste Matts Lippen ganz sanft.

Und plötzlich wurde ihr wieder klar, warum sie Matt liebte, und wie glücklich er sie immer wieder machte, und das mit den kleinsten Gesten. "Oh Matt, ich liebe dich. Ich liebe dich wirklich.", schluchzte sie, während ein paar Tränen über ihre Wangen liefen. "Wieso weinst du denn?", fragte Matt und wischte behutsam mit seinem Daumen Soras Tränen weg.
 

Als Tai dies sah und hörte, zerbarst sein Herz nur ein weiteres Mal in tausend kleine Teile. Doch diesmal hatte er genug. So wartete er relativ lange, bis Sora und Matt sich endlich wieder verabschiedet hatten, und sie sich auf den Weg zurück nach Hause machte.

Sofort sah man die Furcht und den Schrecken in Soras Augen, als sie Tai bemerkte und realisierte, dass er alles mitangesehen hatte. "Tai...ich...ich wollte...", stotterte sie. "Was glaubst du eigentlich, was du da tust?", fragte dieser voller Zorn. Seine Augen waren dabei, sich mit Tränen zu füllen, doch er unterdrückte es so gut er nur konnte.

"In schönen Momenten willst du bei Matt sein, doch wenn ihr Stress habt, kommst du zu mir, oder was?!", schrie er Sora beinahe an. Die Wut kochte in ihm. "Nein, so ist das nicht....", erwiderte Sora völlig ratlos und fing an, bitterlich zu weinen.

"Das geht so aber nicht, Sora. Du kannst nicht von jedem die Hälfte haben. Und so lasse ich mich von dir auch nicht behandeln!", meinte Tai wütend. "Wenn du dachtest, du müsstest dich entscheiden, dann nehme ich dir hiermit die Entscheidung ab. Werde glücklich mit Matt, aber lass mich in Zukunft in Ruhe.", verkündete er auf einmal völlig emotionslos.

"Du hast nur Glück, dass ich das alles für mich behalten werde. Ihm musst du ja schließlich nicht auch noch weh tun." Tai schluckte für den Moment seinen Schmerz runter. Er war kein Ersatzspieler, der auf der Bank saß und darauf wartete, ab und an aufs Feld gelassen zu werden. Ihn gab es entweder ganz oder gar nicht. "Leb wohl, Sora.", sagte er schließlich und ging daraufhin schnell von dannen.

Auf dem Weg zurück nach Hause übermannten Tai seine Gefühle jedoch wieder und eine Träne nach der anderen rollte über seine Wangen. Das war es nun. Der Schlusspfiff für Soras und sein Spiel, denn etwas anderes als ein Spiel schien diese Beziehung für sie wohl nie gewesen zu sein.



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