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Briefe an Sora

(Eine Taiora-Geschichte)
von

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Es war sein Lächeln

Tage vergingen, in denen Tai und Sora sich kein einziges Mal weder sahen noch hörten. Tai war daran, sich selbst klar zu machen, dass er diesen Wunsch, Sora auf diese ganz bestimmte Weise nah zu sein, endgültig vergessen musste. Eines Abends saß Kari gegen acht auf dem Sofa und sah durch das Fenster in einen dunklen Nachthimmel. Ihre Eltern waren ausgegangen und Tai war auch nicht zu Hause, lediglich T.K. hatte bei ihr vorbeigeschaut, um mit ihr den Nachmittag und Abend zu verbringen. Er hielt ganz sanft ihre Hand, und obwohl Kari es liebte, fühlte es sich immer noch eigenartig an. Das Gefühl von T.K.s Haut an ihrer löste so ein Kribbeln in ihr aus, doch sie fand kaum die Worte, um zu beschreiben, wie wunderbar sich genau das anfühlte. "Weißt du, wann deine Eltern wieder nach Hause kommen?", fragte T.K. sie, denn er war sich nicht sicher, ob Herr und Frau Yagami sehr erfreut wären, ihn abends noch bei ihrer Tochter vorzufinden. "Sie haben nichts gesagt.", erwiderte Kari darauf mit einem Lächeln, welches T.K. sofort erwiderte. "Okay. Und was ist mit Tai?", fügte er hinzu und sah Kari dabei von der Seite an. "Ach, ich habe keine Ahnung. Ich sehe ihn kaum noch." T.K. war verwundert über diese Aussage, was seinem erstaunten Gesichtsausdruck klar zu entnehmen war. "Wieso denn das?", erkundigte der blonde Junge sich in fragendem Ton. "Ich weiß nicht. Er kommt kaum noch nach Hause.", meinte Kari daraufhin mit einem Schulterzucken. Seit jenem Tag, an dem Tai sie zu T.K. begleitet hatte, hatte sich so Einiges verändert.
 

Zeitgleich machte sich Sora gerade auf den Weg zu Matt. Sie seufzte leicht, als sie ihre Wohnung verließ und die Tür hinter sich schloss. Es ging ein leichter Wind, weswegen Sora ihre Hände in die Taschen ihrer Jacke steckte. Sie hatte keine Ahnung, wie sie mit der jetzigen Situation umgehen sollte, ob sie Matt die Wahrheit sagen sollte, ob sie Tai anrufen sollte oder nicht. Sora fühlte sich verloren, und das Einzige, was sie im Moment wusste, war, dass sie niemanden verletzen wollte. So ging das schlaksige Mädchen mit langsamen, zagaften Stritten die Straße entlang, und wusste nicht genau, wo sie hinwollte. Der einfachste und logischste Weg führte direkt in Matts Arme, doch war dies auch der richtige? Obwohl es erst acht uhr abends war waren die Straßen bereits menschenleer. In den Apartments der großen Wohnblöcke brannten Lichter, und Sora fragte sich, ob dort überall Familien lebten, die miteinander wunschlos glücklich waren.
 

Plötzlich blickte Sora sich um und blieb stehen. Ihre Hände verkrampften sich in ihren Taschen. Nun musste sie geradeaus weiter gehen, um zu Matt zu kommen, und rechts abbiegen, um zu Tai zu kommen. Doch wo sollte sie hin? Sie seufzte erneut und biss sich auf die Unterlippe. Ratlos blickte der hübsche Rotschopf sich um, wartete auf ein Zeichen von Gott, das ihr sagen sollte, welcher Weg jener war, den sie einschlagen sollte. Sie war völlig gedankenversunken, als sie plötzlich der Klingelton ihres Handys wieder zurück in die Realität holte. Sora zog das Mobiltelefon aus ihrer Tasche und öffnete die SMS, die sie erhalten hatte. "Bist du auf dem Weg? -Matt" Ein letztes Mal zögerte sie, doch dann antwortete sie ihrem Freund: "Ja, bin gleich da."
 

Und so ging Sora einfach weiter geradeaus, bis sie auf einmal jemanden inmitten des großen, leeren Platzes sah. Seine verrückte Frisur verriet ihr sofort, wer dieser jemand war. Er kickte einen Fußball durch die Gegend und bemerkte sie erst gar nicht. Sora sah ihn an, doch wusste nicht, was sie nun tun sollte. Sollte sie mit ihm sprechen, ihm einfach nur zuwinken, oder gar so tun, als hätte sie ihn nicht bemerkt? Doch diese Frage wurde Sora so schnell beantwortet, wie sie aufgekommen war, als Tai sie plötzlich bemerkte. Die Blicke der beiden trafen sich, und plötzlich fühlte Sora sich wieder wie an jenem Abend, als die zwei sich geküsst hatten. Tai sagte nichts, doch er schenkte ihr ein wundervolles, unvergleichliches Lächeln. Eines dieser ehrlichen, herzlichen Lächeln, die sie so unheimlich gern hatte. Denn wenn Tai sie so ansah, dann wusste Sora immer, es war alles gut. Wenn er sie so anlächelte, dann fühlte sie sich zu Hause, und sie hatte keine Angst mehr. Sie hatte befürchtet, er könne sie nicht mehr leiden oder wäre sauer auf sie, weil sie ihn nach dem Kuss so schnell weggeschickt und sich seither nicht mehr gemeldet hatte, doch sein Lächeln verriet ihr, dass dem nicht so war. Sora lächelte zurück, doch keiner von beiden sagte etwas. So ging sie schlussendlich einfach weiter, und kam schließlich an Matts Wohnung an.
 

Matt begrüßte Sora mit einem Kuss auf die Wange. Er nahm ihr den Mantel ab und sagte ihr, wie sehr er sich freute, dass sie bei ihm war. Sora wusste, dass Matt auf andere Menschen oft kalt wirkte, doch sie liebte es, dass sie eine ganz andere Seite von ihm kannte. Die beiden aßen gemeinsam zu Abend, Matt erzählte ihr die neusten Geschichten über seine Band, doch Sora selbst hatte kaum etwas zu sagen. "Sora?", fragte der Blonde und wedelte mit seiner Hand vor Soras Gesicht herum. Sie starrte aus dem Fenster, als ob es dort etwas unheimlich Spannendes zu sehen gäbe. Mittlerweile hatte es angefangen, zu regnen. Ein Regentropfen nach dem anderen lief über die Fensterscheibe und hinterließ seine Spuren darauf. "Sora!" "Hm?" Auf einmal zuckte das Mädchen und schaute Matt in die Augen. "Hörst du mir überhaupt zu?", fragte Matt lächelnd. "Ja.", log Sora zuerst, besserte sich dann aber gleich aus. "Matt, es tut mir leid. Ich...ich bin heute einfach irgendwie abwesend.", erklärte sie schulterzuckend. "Ach, sag bloß.", erwiderte Matt, immer noch lächelnd, in ironischem Tonfall.
 

Danach sahen die beiden gemeinsam einen Film. Zumindest sah Matt den Film, da Sora immer noch mit Gedanken kämpfte, die kein Ende nehmen zu wollen schienen. Inmitten des Filmes legte Matt seinen Arm um Sora und zog sie an sich. Er schloss seine großen blauen Augen und berührte Soras Lippen ganz zärtlich mit seinen. Sora schloss ihre Augen ebenfalls und wartete nur darauf, sich in dem Moment und in dem Kuss zu verlieren, wie es schon so oft der Fall gewesen war, doch sie wartete vergebens. Stattdessen schoss der Kuss mit Tai ihr wieder in den Sinn, und dieses aufregende und wunderbare Gefühl, das er ihr gegeben hatte. Als sie Tai geküsst hatte, waren Feuerwerke in ihrem Herzen hochgegangen, dieser Kuss jedoch fühlte sich irgendwie leer an. Aber wieso fühlte sie sich so plötzlich so? Noch vor wenigen Tagen war dies nicht so gewesen. Übermannt von ihrem Gefühlschaos drückte Sora Matt sanft von sich weg. "Es tut mir leid, ich habe gar nicht gemerkt, wie spät es schon ist. Ich habe meiner Mutter versprochen, vor Mitternacht zu Hause zu sein.", log das Mädchen und schoss in die Höhe. Matt linste auf die Uhr an der Wand. Es war 23:57. "Das wirst du aber nicht mehr schaffen.", sagte er in sanftem Ton. Natürlich hatte er die Abneigung gespürt, die Sora dem Kuss entgegengebracht hatte, doch im Moment wollte er nicht wirklich darüber nachdenken. "Ich...ich rufe dich an!", rief Sora und stürmte daraufhin nach draußen.
 

Es regnete immer noch in Strömen, doch das war Sora egal. Ohne Furcht vor der Kälte oder der Nässe ging sie einfach nach draußen und ließ hunderte von kleinen Regentropfen gleichzeitig über ihr Haupt laufen. "Sora!", rief Matt, der ihr nachgeeilt war. "Ich bringe dich heim." Doch Sora schüttelte den Kopf. "Nein, das musst du doch nicht. Ich laufe einfach schnell rüber." Sie schenkte ihm ein aufgesetztes Lächeln und drehte sich von Matt weg. "Ich liebe dich.", rief dieser ihr nach, doch Sora war sich einer Antwort nicht sicher. Also beschloss sie, einfach so zu tun, als habe sie es nicht gehört, und rannte drauflos, als ob ihr Leben davon abhinge. Der Regen durchnässte Soras Kleider und ihr Haar. Doch es war ihr egal. Ein eiskalter Wind bließ ihr ins Gesicht. Doch es war ihr egal. Als sie die gleiche Strecke zurück gerannt war, auf der sie vorhin zu Matt gelangt war, stand sie plötzlich vor der Wahl. Sie musste rechts gehen, um heim zu kommen, oder links gehen, um zu Tai zu gelangen. Dieses Mal überlegte das Mädchen jedoch bloß eine Sekunde. Ohne zu zögern eilte sie nach links und rannte direkt auf Tais Wohnblock zu. Beinahe stolperte sie über ihre eigenen Füße, doch das war ihr ebenfalls egal. Mit einer zitternden Faust hämmerte Sora gegen die Eingangstüre der Yagamis, nicht daran denkend, dass sie alle schon schlafen könnten. Zu ihrem Glück war es Tai, der ihr öffnete, da all seine Familienmitglieder in der Tat schon ins Bett verschwunden waren. "Sora...", sagte er voller Verwunderung und starrte das klatschnasse Mädchen dabei an. Sie war ganz außer Atem. "Was...was tust du denn hier? Ist irgendwas passiert?" Sora hingegen antwortete gar nicht. Stattdessen schlang sie einfach ihre Arme um Tais Oberkörper und umarmte ihn mit all ihrer Kraft. "Sora, was ist denn?", fragte Tai erneut. Er war voller Sorge um seine Freundin und umarmte sie genau so fest. "Hat Matt dir irgendwas getan? Denn wenn das so ist, dann werde ich ihm was tun.", verkündete er aufgebracht. Sora schüttelte den Kopf. "Nein, nein. Matt ist unheimlich lieb." Sie umklammerte fest den Stoff von Tais T-Shirt und lehnte ihren Kopf gegen seine Brust. "Aber was ist dann das Problem?", fragte dieser. "Du.", antwortete Sora schließlich kleinlaut. "Ich? Aber was hab ich denn getan?"
 

Auf einmal sank Sora zu Boden und Tai folgte sofort ihren Bewegungen. Nun saßen die beiden gemeinsam auf den kalten Steinplatten und Tai hielt das Mädchen immer noch fest in seinen Armen. Sie waren unter dem Schutz des massiven Betonblocks, doch vor ihren Augen rasselten tausende kleiner Regentropfen vom Himmel auf die Straße. "Wir..wir können auch rein gehen, wenn du das möchtest.", schlug Tai nach einem Moment der Stille vor, doch Sora schüttelte erneut ihren Kopf. "Nein, lass uns einfach nur hier sitzen, okay?" "Okay.", sagte der Junge und lächelte ganz sanft. Er trug nun bloß ein paar Jogginghosen und ein altes, ausgeleiertes T-Shirt. Soras nasse Jacke durchnässte seine Sachen, doch das konnte ihm in jenem Moment kaum egaler sein.



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Kommentare zu diesem Kapitel (1)

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Von: abgemeldet
2016-06-27T15:09:48+00:00 27.06.2016 17:09
Schon als ich 'Taiora' gelesen habe, hattest du mich. Dann habe ich gehofft, dass das auch eine tolle FF sein wird... und OMG ich bin bis jetzt voll überzeugt davon! ♥ :)
Antwort von:  marla2412
27.06.2016 18:33
Aww. Vielen, vielen Dank. Das freut mich wirklich sehr! :D <3


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