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Gegen die Schwerkraft

von

Vorwort zu diesem Kapitel:
Ich hab einen Titel beim Kapitel? - Ja! Es ist nämlich gebetat :)
Die Kapitel davor werden auch endlich überarbeitet und bekommen dann auch ihren Titel :) Komplett anzeigen

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Blutrausch

Das Erste, was in dieser unendlichen Dunkelheit zu mir durchdrang, waren höllische Kopfschmerzen. Ich hörte aus der Ferne ein leises Wimmern. Vermutlich von mir. Der Geruch von nassem Moos stieg mir in die Nase. Wo war ich?

Eine Windbrise ließ mich erschaudern. Es dämmerte mir, dass ich im Wald sein musste. Doch warum war es so ruhig? Normalerweise konnte man die Vögel zwitschern hören. Normalerweise war der Wald voller Leben, doch im Moment war es mucksmäuschenstill hier.
 

Murrend versuchte ich meine Augen zu öffnen. Doch meine Lider fühlten sich tonnenschwer an. Ich schaffte es, sie gerade so weit zu öffnen, dass ich durch einen kleinen Spalt den braungrünen, matschigen Boden unter mir sah. Durch das dumpfe Licht im Wald breiteten sich stechende Kopfschmerzen aus. Es war einfach schrecklich und fühlte sich an, als würde man mir ein Messer durch die Augen bohren.
 

Ich schloss meine Lider wieder und lehnte mich seufzend gegen den rauen Baumstamm. Wie war ich bloß in diesen Wald gekommen? Das letzte, an das ich mich erinnern konnte, war, wie ich mit Nina essen war.

Ich hielt die Luft an, als blasse Bilder vor meinen Augen auf flimmerten. Langsam kamen meine Erinnerungen zurück. Ich hatte Embry gesehen und ihm das Herz gebrochen, weil ich ein grausamer Feigling war. Anstatt mich zu entschuldigen, hatte mein feiges Ich beschlossen, vor ihm wegzurennen. Mein Herz zog sich schmerzhaft, bei der Erinnerung an Embrys Blick, zusammen. Es tat mir so leid. Ich verdiente ihn wirklich nicht. Warum nur machte er sich so viel aus mir?
 

Ein anderes Bild erschien. Rote Augen starrten mich an, die langsam dunkler wurden. Mein Herz stockte und fing holprig an, in einem höheren Tempo zu schlagen. Die nackte Panik packte mich, als ich mich an ihre Kraft und Schnelligkeit erinnerte.
 

Ich blinzelte vorsichtig, aus Angst, sie zu entdecken. Ich musste schleunigst von hier weg. Ein leises Stöhnen entwich mir, als ich meinen Kopf drehte. Mein Hals zog schon bei der kleinsten Bewegung schmerzhaft. Vorsichtig fuhr ich mit den Fingern über meinen Hals und zuckte zusammen, als ich ihn leicht berührte. Sie war ein Monster! Mir solche Verletzungen mit Leichtigkeit zufügen zu können, war beängstigend. Ich sollte schnell von hier weg, bevor sie zurückkam.
 

Mit wackeligen Beinen versuchte ich mich aufzurappeln, fiel aber sogleich wieder zurück. Der Schlafmangel machte sich nun bemerkbar. Ich seufzte und sah hoch zu der dunkelgrünen Decke aus Blättern. Heute würde ich sterben. Wenn nicht durch diese wunderschöne Frau, dann vielleicht durch einen der riesigen Bären, die man in diesen Wäldern schon oft gesehen hatte.

Ein Rascheln zu meiner Rechten ließ mich erschrocken zusammenzucken. Vorsichtig, um meinen Hals nicht überzustrapazieren, drehte ich meinen Kopf in die Richtung, wo der Busch noch wackelte. Da war nichts. Ich schluckte, zuckte aber sofort bei der Bewegung meines Kehlkopfes zusammen.
 

Zögerlich sah ich mich um. Vielleicht hätte ich einmal in meinem Leben das unverschämte Glück, und ein paar Wanderer würden vorbeikommen. Just in dem Moment, verschwand das Bild des Waldes und das Monster hockte sich vor mir. Der panische Schrei blieb mir im Hals stecken, als sie mir grinsend den Mund zu hielt. Der Luftzug, der durch ihre schnelle Bewegung entstand, wehte mir ins Gesicht. Ihr süßlicher Duft stieg mir in die Nase. Sie roch unverschämt gut. Vielleicht hatte es auch etwas Gutes, von jemandem so schönen getötet zu werden? Ich konnte nur darauf hoffen, dass sie mich schnell umbrachte. Das wäre sogar ein akzeptabler Tod für mich. Schnell und schmerzlos. Man war einfach nach einem Augenblick, der so lange dauerte, wie ein Wimpernschlag, tot.
 

„Na, gut geschlafen? Ich musste mich wirklich zusammenreißen, dass ich nicht sofort über dich herfalle. Immerhin wollen wir uns doch auch amüsieren. Du musst wissen … du bist etwas ganz Besonderes für mich. Wir sind nämlich füreinander bestimmt“, sie leckte sich über die Lippen. „Nur selten trifft man auf jemanden, der einem solchen Genuss verspricht.“

Erneut nahm sie meine Haarsträhne und schnupperte daran. Ein leises Schnurren war von ihr zu hören. Ich erschauderte. Warum war sie nicht einfach über mich hergefallen? Mir wäre es lieber gewesen. Verwirrt legte sie den Kopf schief und musterte mich. „Hast du keine Angst?“
 

Sie hörte sich enttäuscht an. Ich sah zu ihr. Nein. Ich hatte keine Angst mehr, denn die Lage war für mich hoffnungslos. Ich wusste, dass ich sterben würde.

Das Einzige wovor ich mich fürchtete, war ihr Versprechen, mich zu quälen. Das war der Grund, warum ich wirklich am Überlegen war, ob ich es nicht wagen sollte zu flüchten.

Meine Chancen standen schlecht. Ihre Geschwindigkeit war beängstigend und sie war stark. Dazu kam noch, dass sie unverwundbar war.
 

„Ich sag dir jetzt, wie wir das machen. Ich schließe meine Augen und du darfst wegrennen. Wir sind hier ziemlich tief im Wald, aber wenn du es schaffst rauszukommen, bevor ich dich finde, dann lasse ich dich laufen. Klingt gut, nicht?“, sie lächelte.

Ich wusste, dass es unmöglich war, ihr zu entkommen. Ihr falsches Lächeln sprach Bände.

„Wenn du nicht wegrennst, und dich einfach ergibst, dann breche ich dir jeden einzelnen Knochen“, sie grinste. Fassungslos sah ich sie an. Sie hatte genau gewusst, dass ich mich ergeben würde, da ich es schnell hinter mich bringen wollte. Doch vermeintlich wegzulaufen war besser, als die zweite Option. Ich schluckte und nickte. Sie lachte herzhaft auf. Dieses sadistische Monster genoss meine missliche Lage.
 

Plötzlich packte sie mich an den Haaren und zog mich hoch.

Ich schrie vor Schmerz auf. Meine Füße taumelten über dem Boden, weshalb ich verzweifelt nach Halt suchte, denn ich hatte das Gefühl, dass meine Kopfhaut sich jeden Moment von meinem Schädel lösen würde. Hatte sie mir nicht versprochen, mich laufen zu lassen?
 

Kichernd senkte sie ihren Arm ein bisschen. Gerade so viel, dass ich mich mit den Zehen stützen konnte. Meine Sicht verschwamm und als ich blinzelte, spürte ich feuchte Tropfen auf meiner Wange. Sie lachte erneut. Es wirkte auf mich verrückt.

„Oh … Du armes Ding. Was ist denn mit dir passiert“, sie sah mich entsetzt, gleichzeitig aber auch belustigt, an. Ihre kühlen Fingern strichen über den übrig gebliebenen Knorpel meines rechten Ohrs.

„Muss schmerzhaft gewesen sein. Du hast aber auch gar kein Glück“, murmelte sie und fast hätte ich geglaubt, dass sie Mitleid mit mir bekam und mich laufen ließ.

Ich war wirklich ein naiver Idiot.
 

Sie fuhr mit dem Zeigefinger meinen Hals entlang, packte den Rollkragen meines Pullovers. Als sei mein Pullover aus Papier, zerriss sie ihn ganz leicht und entblößte meinen Oberkörper. Die kühle Luft umhüllte mich und ich fing an zu zittern. Ein Schluchzen entwich mir. Warum tat sie mir das an?

„Ach herrje… Du siehst nicht gerade schmackhaft aus“, sie verzog ihre Lippen angewidert, als sie meinen Arm musterte. Ich hatte kein Problem damit zu sterben, aber dass sie mich vor meinem Tod auch noch so demütigen musste, fand ich unerträglich. Vielleicht würde sie meinem Wunsch nachkommen und mich wenigstens danach zerstückeln, damit keiner mich nackt vorfinden würde.
 

Ihr kalter Zeigefinger, der langsam über meine Narben strich, riss mich aus den Gedanken. „Wie ist das passiert?“, fragte sie. Fassungslos starrte ich sie an. Wollte sie jetzt noch ein Pläuschchen einlegen? Ich biss die Zähne zusammen. Von mir würde sie bestimmt keine Antwort mehr bekommen.
 

Ein plötzlicher Schmerz an meinem rechten Oberarm ließ mich aufschreien. Ich hörte ein leises Knacksen, als sie meinen Arm fest zudrückte. Sie hatte mir mit bloßen Händen den Oberarm angebrochen. Ich wimmerte.

„Rede, mein kleines Monster. Sieh mal … du stirbst gleich, also bin ich so nett und höre dir zu. Es heißt, man ruht leichter in Frieden, wenn man sich alles von der Seele geredet hatte … Ich bin auch kein Monster, weißt du. Es ist dein Duft, der so betörend ist, deshalb muss ich dich einfach haben“, Belustigung schwang in ihren letzten Worten. Ich sah zu Boden. Sie würde kein Wort mehr aus mir herausbringen.
 

Erneut zog sie mich an meinen Haaren hoch, bevor ein lauter Klatscher die Stille durchbrach. Der Geschmack von Metall breitete sich in meinem Mund aus, und ich schluckte angewidert die warme Flüssigkeit hinunter. Meine rechte Wange brannte schmerzhaft. Ich schielte zu ihr. Sie schien ihre Gelassenheit zu verlieren. Wenn ich so weitermachen könnte, würde sie ihren Plan ändern und mich schnell erledigen. Ich grinste sie provokant an.
 

„Oh … wie interessant“, sie kicherte.

Noch ehe ich verstand, was mit mir geschah, spürte ich die Rinde eines zehn Meter entfernten Baumes, die sich mir in den Rücken bohrte.

Ein schmerzhafter Schrei entwich mir, als ich auf dem Boden landete. Wie stellte sie das bloß an? Ich war wie ein blödes Stofftier in ihren Händen.

Tränen bahnten sich über mein Gesicht. Ich musste ein schrecklicher Mensch gewesen sein, wenn das hier mein gerechter Tod war.
 

Ihre kühlen Finger strichen über meinen entblößten Rücken. Ich schielte zu ihr und beobachtete, wie sie ihren Finger, der benetzt mit meinem Blut war, abschleckte.

Ein kehliges Knurren entwich ihr und sie verdrehte genießerisch ihre Augen. „Lecker!“ Angespannt starrte ich sie an.
 

Plötzlich dämmerte es mir! Die Legende über die kalten Wesen! Es gab sie tatsächlich. Es würde zumindest so vieles erklären. Sie musste ein Vampir sein. Ängstlich sprang ich auf. Ich wollte nicht bei lebendigem Leibe ausgesaugt werden.

Doch ihre Schnelligkeit machte mir erneut einen Strich durch die Rechnung. Sie packte mich an meiner linken Hand und zog so fest daran, dass sie mir die Schulter auskugelte und die Haut an meinem Handgelenk aufriss. Ich schrie entsetzt auf. Es tat so schrecklich weh. Ich sackte kraftlos zu Boden. Es war aussichtslos. Gegen sie konnte ich mich nicht wehren. Ich hatte keine Chance.
 

Sie beugte sich zu mir hinunter, und musterte mich mit ihren dunkelroten, nahezu schwarzen, Augen. Sie konnte kein Mensch sein. Nein. Definitiv war sie keiner.

Grinsend entblößte sie ihre perfekten weißen Zähne und beleckte sich ihre Lippen. Ihr kalter Atem traf auf mein linkes Handgelenk, als sie mit geschlossenen Augen daran schnupperte. Das konnte nur ein böser Traum sein! Vampire gab es nicht. Es war schleunigst an der Zeit, dass ich aufwachte!
 

Panik machte sich in mir breit und ich sprang auf. Woher ich die Kraft dazu hatte, wusste ich nicht. Aber ich spürte das Adrenalin in meinen Adern. Mein ganzer Körper schrie nach Flucht.
 

Doch ich kam nicht weit. Im nächsten Moment spürte ich ihre kalte Hand an meinem Hinterkopf. Mit voller Wucht schlug sie meinen Kopf gegen einen Baumstamm, sodass ich sofort auf meine Knie sackte. Benommen sah ich um mich, doch alles verschwamm in unterschiedlichen Grüntönen. Plötzlich wurde meine Sicht von einem roten Schleier bedeckt.

Mit letzter Kraft stemmte ich mich mit meinen Händen gegen den Boden und versuchte dem Drehen der Welt entgegenzuwirken. Ihr Lachen drang aus der Ferne zu mir hindurch. Ich hörte, wie sie darüber spottete, dass ich durch die Wunde an meiner Stirn aussehen würde, als würde ich Blut weinen. Sie würde sich für immer dieses Bild merken.

Sie sah zu mir und ihr Blick ließ mich erschaudern. Er hatte nichts mehr Menschliches an sich. Wie ein Tier, das dem Blutrausch verfallen war, grinste sie mich an. Benommen beobachte ich, wie sie mit dem Daumen nahezu ehrfürchtig über mein Gesicht strich und den Daumen abschleckte, der mit meiner lebensnotwendigen Flüssigkeit benetzt war.
 

Langsam spürte ich, wie mein Körper taub wurde. Just in dem Moment packte sie meinen linken Arm und beute sich zähneleckend über die Wunde an meinem Handgelenk.
 

Das war also mein Ende. Das war also mein Leben gewesen. Ich war achtzehn Jahre jung, hatte nicht einmal meinen ersten Kuss gehabt oder mich betrinken können. Nicht einmal volljährig war ich in den Augen des Gesetzes. Ich hatte so kurz gelebt und so wenig gute Dinge erleben dürfen.
 

Hoffentlich würde Paps nun endlich glücklich werden.

Nina würde eines Tages Schauspielerin werden. Es tat mir leid, dass ich nie einen ihrer Filme sehen würde.

Und Embry – Embry sollte sich jemanden suchen, der ihn lieben konnte. Der ihn glücklich machen konnte. Er verdiente es.
 

Ich schluchzte, als ich ihre Gesichter sah. Die einzigen Menschen, die mein Herz je erwärmt hatten.

Ich würde sie vermissen.
 

Langsam verdunkelte sich meine Sicht. Es würde nicht mehr lange dauern, bis alles vorbei sein würde. Im Hintergrund hörte ich ein tiefes Knurren, ehe sie von mir abließ. Ich registrierte noch, wie ich auf den matschigen Boden fiel, und im Augenwinkel blitzte sandfarbenes Fell auf. Es war mir egal. Ob nun der Bär oder sie mich fraß, war nicht mehr wichtig. Ich spürte, wie mir mein Bewusstsein aus den Fingern glitt.

Es war nun endgültig vorbei.
 

Lebt wohl meine Liebsten!


Nachwort zu diesem Kapitel:
uund? ^^ Komplett anzeigen

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Kommentare zu diesem Kapitel (1)

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Von:  Kiramiro
2016-02-14T18:25:03+00:00 14.02.2016 19:25
OMG jetzt wird es ja mal so richtig spannend !!! Kann es kaum noch erwarten, bis das nächste Kapitel erscheint :)
LG jess99
Antwort von:  mickii-K
14.02.2016 19:52
Hallo :)
Ja - das war der Plan ;)
Spätestens nächste Woche :) meine Beta-Leserin ist selbst sehr beschäftigt :) ^^
bin neugierig, wie du den verlauf finden wirst..
liebe Grüße :)


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