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Familiensache

One-Shot-Sammlung
von

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Kaffeekränzchen

Manchmal kam dieser Augenblick in einer Beziehung, in dem man sich fragte, wie viel man für den Partner eigentlich erdulden musste, bis es reichte. Immerhin war es ja nicht so, als würde er sich gegen alles stellen…nein, er fand, dass er sich bisher stets bemüht hatte. Nebenbei gesagt war das bei einer so angesehenen Familie, wie der seines Lebensgefährten, alles andere als leicht. Aber er hatte sich jedes Mal zusammen genommen, sich höflich verhalten und seiner besseren Hälfte den Rücken gestärkt. In den ersten Jahren hatte er sich sogar verleugnen lassen, weil der andere noch nicht bereit gewesen war, sich zu outen. Das war in Ordnung gewesen, wirklich, aber das hier…
 

„…und jetzt erklär mir bitte noch mal, was genau ich hier mache“, wandte sich Kisame schließlich dem Mann an seiner Seite zu.

Dieser hob eine Braue, während er seinen Blick ruhig erwiderte; anscheinend verstand er das Problem wirklich nicht.

„Du begleitest mich zu einem Familienbesuch“, erwiderte er, als wäre es tatsächlich nichts Besonderes.

Dabei wusste Itachi ganz genau, dass das hier kein normaler Familienbesuch war. Wäre das der Fall, hätte er ja gar kein Problem damit gehabt, doch der Lärmpegel im Wohnzimmer hatte bereits eine Lautstärke angenommen, bei der er am liebsten direkt kehrt gemacht hätte. Er war kein Kaffeekränzchen-Typ, nein, das war er wirklich nicht…doch das hier war noch schlimmer. Nicht, dass er etwas gegen Frauen gehabt hätte, immerhin hatte er vor Itachi auch schon ein paar Freundinnen gehabt, aber das hier war einfach nicht vergleichbar.

„Ich kann dich auch später abholen“, brummte Kisame ihm zu, denn noch standen sie nicht im Mittelpunkt der allgemeinen Aufmerksamkeit.

Itachis Lippen verzogen sich zu einem scheinbar harmlosen Lächeln – doch der Ausdruck in seinen dunklen Augen sprach Bände.

„Hast du mir nicht mal gesagt, dass man in einer Beziehung Opfer bringen muss?“, fragte er mit diesem trügerisch sanften Ton nach.

„Eh…also…“

Verdammt, das waren tatsächlich seine Worte gewesen – auch wenn die sich auf was ganz anderes bezogen hatten. Was fiel Itachi überhaupt ein, ihm in so einer Situation damit zu kommen?

Also ziehen wir das gemeinsam durch“, vervollständigte sein Partner den Satz und Kisame gab ein unwilliges Murren von sich.
 

„Itachi! Kisame! Wie schön, dass ihr kommen konntet!“

Spätestens jetzt konnten sie keinen Rückzieher machen und Kisame rang sich ein Grinsen ab, während er von der zierlichen Frau herzlich umarmt wurde. Eigentlich mochte er die Mutter seines Partners, immerhin hatte sie sich von Anfang an bemüht, ihn wie einen Teil der Familie zu behandeln. Mikoto war sozusagen der Sonnenschein der Familie Uchiha, hielt alles zusammen und niemand wagte es, ihr zu widersprechen. Noch nicht mal ihr autoritärer Ehemann, den Kisame in einem der Sessel entdeckte. Grimmig dreinblickend wie immer wurde ihnen zugenickt, doch der Hüne nahm dies schon lange nicht mehr persönlich. Sie kamen relativ gut miteinander aus, seitdem Fugaku den Schock überwunden hatte, dass sein ältester Sohn nicht nur schwul war, sondern auch noch mit einem elf Jahre älteren Mechaniker und Hobby-Boxer zusammen war.

Kisame erinnerte sich noch daran, als er auf die Frage, wie man zu so einer Freizeitbeschäftigung kam, geantwortet hatte, dass er Leuten einfach gern aufs Maul gab. Der Scherz war bei dem Polizisten natürlich weniger gut angekommen, aber na ja…aus Fehlern lernte man. Mittlerweile hatte Fugaku verstanden, dass er kein brutaler Schläger war – zumindest nicht mehr, denn seine Akte strotzte nur so vor Jugendsünden. Dicke Freunde würden sie niemals werden, aber gegenseitige Akzeptanz reichte ja auch.
 

Kisame ließ den Blick durchs Wohnzimmer schweifen und bemühte sich, keine Miene zu verziehen – überall hingen blaue und rosafarbene Girlanden. Auf dem Tisch lagen ein paar Pakete, die noch nicht ausgepackt worden waren und die die zubereiteten Dessert-Platten ziemlich in den Schatten stellten. Zumindest das war ihm egal, er mochte Süßigkeiten ohnehin nicht – Itachi dafür umso mehr. Schließlich sah er zu den drei Frauen, die auf der großen Couch saßen und aufgeregt durcheinander schnatterten. Das konnte ja heiter werden…und nicht zum ersten Mal fragte er sich, was er hier überhaupt zu suchen hatte.

„Na, sieh mal einer an, dattebane!“

Kisame blinzelte irritiert, als ihm wie aus heiterem Himmel eine Kamera ins Gesicht gehalten wurde.

„Da haben wir ja den stolzen Onkel! Und seinen Bodyguard hat er auch mitgebracht…sagt hallo zur kleinen – eh…habt ihr überhaupt schon einen Namen, Sakura-chan?“

Sofort schwenkte die Kamera in Richtung der jungen Frau mit den auffälligen rosafarbenen Haaren, die jedoch nur seufzend abwinkte. Obwohl sie von der Statur her immer noch sehr schlank war, wölbte sich ihr Bauch doch schon ziemlich deutlich unter dem langen Oberteil – und als Hühnerbrust konnte man sie auch nicht mehr bezeichnen. In welchem Monat war sie noch gleich? Jedenfalls im selben wie die Dunkelhaarige neben ihr…im sechsten oder siebten, soweit er sich erinnerte.

„Ich wünschte, es wäre so…Sasuke und ich werden vermutlich noch darüber diskutieren, während sie auf die Welt kommt.“

„Oh…äh…ein bisschen Zeit habt ihr ja noch…wo waren wir noch gleich? Ach ja! Sagt hallo!“

Und schon hielt der Rotschopf, der auf den Namen Uzumaki Kushina hörte, ihnen wieder die Kamera unter die Nase. Manchmal fragte sich der Hüne, ob sein Partner wirklich so ruhig war oder nur über eine bemerkenswerte Selbstbeherrschung verfügte. Zumindest wirkte er kein bisschen genervt, als er ein Lächeln aufsetzte und zwei-drei freundliche Worte von sich gab.
 

„Kisame-san! Bei deinem grimmigen Blick bekommt die Kleine ja Angst! Und mein zukünftiger Enkel auch! Lächeln! Nein, nein! Nicht so…das sieht ja aus, als würdest du kleine Kinder fressen, dattebane!“

In diesem Moment verfluchte Kisame folgende Tatsachen; erstens, dass Mikoto und Kushina beste Freundinnen waren. Zweitens, dass das auch für ihre Söhne, die im selben Alter waren, galt…und drittens, dass auch die beiden schwangeren Frauen einen guten Draht zueinander hatten…was bedeutete, dass Kisame es nicht nur mit der Familie Uchiha aufnehmen musste, sondern auch mit Familie Uzumaki.

„Hey, Kaa-chan!“, rief Naruto da auch schon quer durch den Raum. „Film lieber mal mich und Hinata!“

Die junge Frau mit den dunklen Haaren errötete sichtlich aufgrund der ungewollten Aufmerksamkeit und als der Blondschopf sie auch noch überschwänglich von hinten umarmte und dabei breit grinste, schien sie beinahe in Ohnmacht zu fallen.

„Uhm…“

„Naruto!! Bedräng deine arme, schwangere Frau nicht so, du Holzkopf!“, keifte Kushina auch direkt los, wobei sie tatkräftige Unterstützung von Sakura erhielt.

„Deine Mutter hat Recht, Naruto! Sie ist ja schon ganz rot!“

Na ja, wenigstens lag der Fokus nun nicht mehr auf ihnen, was Kisame auch ganz Recht war. Hier ging es ja mal wieder drunter und drüber…dennoch musste er grinsen, denn Fugaku schien der Aufruhr noch mehr die Laune zu verhageln. Minato dagegen hob beschwichtigend die Hände und versuchte, seine Frau mit ein paar Worten zu beruhigen – erfolglos.
 

„Wo ist eigentlich dein Bruder?“, brummte er Itachi zu, nachdem sie ihre Geschenke ebenfalls auf den Tisch gelegt und sich auf die noch freien Stühle gesetzt hatten.

Das Rumgekeife der Frauen hatte ihnen zumindest die große Begrüßung erspart, wofür Kisame ihnen doch dankbar war. Er empfand es eher als lästig, jedem die Hand geben und sich vorstellen zu müssen. Gut, die meisten Leute kannte er und er vermutete, dass die Frau mit dem strengen Blick, die gerade Sakura ermahnte, nicht so laut zu sein, ihre Mutter war, aber dennoch…

„Er wird sicher gleich kommen“, erwiderte sein Partner, blickte aber ein wenig kritisch drein.

Kisame hätte es nicht gewundert, wenn sich Sasuke heimlich vom Acker gemacht hätte. Itachis kleiner Bruder war in etwa das genaue Gegenteil von diesem und eher egoistisch drauf. Ob er wohl riskieren würde, dass Sakura ihm die Hölle heiß machte?

Diese schien die Abwesenheit ihres Mannes jedoch nicht zu belasten, denn sie unterhielt sich schon wieder angeregt mit den anderen Frauen.

„Dein Bruder ist noch auf dem Revier“, mischte sich Fugaku unerwartet in ihr knappes Gespräch ein. „Er wird später kommen.“

Itachi warf seinem Vater einen nachdenklichen Blick zu und Kisame vermutete, dass auch er sich fragte, ob er sich diese Schicht vielleicht absichtlich ausgesucht hatte, um dem Trubel zu entgehen.

„Ich hörte, dass du deinen letzten, großen Fall erfolgreich abgeschlossen hast?“

Kisame sah, wie sich Überraschung in Itachis Mimik mischte, wenn auch nur für wenige Sekunden. Kein Wunder, schließlich hatte Fugaku lange daran zu knabbern gehabt, dass sein ältester Sohn nicht zur Polizei gegangen war, sondern Jura studiert hatte. Es war nicht fair, denn Itachi war ein überragender Anwalt und er setzte sich für die Leute, die Hilfe brauchten, ein. Große und kleine Fälle, das spielte keine Rolle…seinem Partner ging es darum, das Richtige zu tun, und er besaß eine sehr gute Menschenkenntnis.
 

„Du hast davon gehört?“

„Es kam in den Nachrichten.“

„Ich verstehe.“

So einsilbig das Gespräch von Vater und Sohn auch ablief, Kisame ahnte, dass es seinem Partner viel bedeutete. Einst war Itachi Fugakus ganzer Stolz gewesen, doch im Nachhinein hatte er seine hohen Erwartungen nicht erfüllen können. Er war weder Polizist geworden, noch hatte er ein nettes Mädchen mit nach Hause gebracht, das er heiraten und mit dem er Kinder kriegen konnte. Auch wenn Fugaku diese Vorstellungen mittlerweile begraben hatte und er Itachi auch bestimmt nicht mit Absicht hinter Sasuke stellte…er tat es.

Tja, das Leben lief eben nicht immer so, wie man es wollte…aber glücklich waren sie trotzdem. Zumindest hatte Kisame bisher nie bereut, sich auf Itachi eingelassen zu haben. Die Differenzen zwischen ihnen waren Nichtigkeiten, sie stritten eigentlich nie und achteten einander. Zugegeben, anfangs hatte er in dem Uchiha nur einen hübschen Jungen gesehen, den er in die Kiste bekommen wollte…aber Itachis Persönlichkeit war so einnehmend gewesen, dass er nicht von ihm losgekommen war. Vermutlich war es die erste, ernsthafte Beziehung, die er je geführt hatte – und sie hielt mittlerweile zehn Jahre. Wenn das mal kein Beweis war…
 

Kisame schottete sich gedanklich ab, hörte nur noch mit halbem Ohr zu, als sein Partner mit seinem Vater über diesen Gerechtigkeits-Kram sprach. Er interessierte sich mäßig dafür, hörte Itachi oft nur aus Höflichkeit zu…und weil es diesem etwas bedeutete. Nicht, dass Kisame Itachis Bedürfnis, anderen Menschen zu helfen, nicht anerkannt hätte, aber er war eben nicht so selbstlos.

Fremde Leute waren ihm egal, er konzentrierte sich auf seinen Bekannten-Kreis – Familie hatte er nie gehabt, aber sein bester Freund war wie ein Bruder für ihn.

„Kisame, möchtest du etwas trinken? Oder etwas essen?“

Er drehte den Kopf zur Seite, wo Mikoto stand und ihn anstrahlte, während sie auf die Häppchen und den Sake, so wie die Säfte deutete.

„Ich bediene mich schon, danke“, wehrte er höflich ab, was ihrer Laune wohl keinen Abbruch tat.

„Na gut“, meinte sie mit einem Lächeln und setzte sich zu ihm. „Weißt du, ich bin wirklich froh, dass wir jetzt ein Enkelkind bekommen.“

Oh, oh…Kisame witterte das Unglück bereits, doch er hatte den Anstand, munter weiter zu grinsen.

„Ich meine, ich freue mich für dich und Itachi…dass ihr immer noch so glücklich seid.“

Und jetzt würde das aber kommen…

„Aber ihr werdet nie heiraten oder Kinder bekommen…natürlich ist das allein euer Leben, aber es wäre so schön gewesen, verstehst du? Itachi hat sich damals schon immer so rührend um Sasuke gekümmert…er wäre so ein toller Vater.“

In der Hinsicht konnte er ihr nicht mal widersprechen, denn es war Tatsache; Itachi liebte Kinder. Was auch immer er an den schreienden Bälgern fand, er hatte das Einfühlungsvermögen und die Geduld dafür. Die Wahrheit war, dass selbst wenn sie die Möglichkeit auf Hochzeit und Kinder gehabt hätten, sich Kisame dagegen entschieden hätte. Er wäre ein miserabler Vater und ein rituelles Ehegelübde war seiner Meinung nach überflüssig. Er liebte Itachi genug, um auch ohne all das bei ihm zu bleiben.
 

„Ja“, meinte er nur, auch wenn das Grinsen in seinem Gesicht schwächelte. „Jetzt wird er ja ein guter Onkel.“

„Da hast du Recht…oh, ich freue mich ja so auf das Baby!“

Wenigstens schien Mikoto nicht zu bemerken, dass ihn ihre Worte nachdenklich stimmten. Stattdessen sprang sie plötzlich auf, um Sasuke zu begrüßen, der wohl endlich seine Schicht beendet hatte. Kisame blieb sitzen, aber er beobachtete seinen Partner, der sich ebenfalls erhoben hatte, um seinen Bruder zu umarmen.

Itachi musste glücklich mit ihm und zufrieden mit ihrem Leben sein, wenn er es schon so lange mit ihm aushielt…jedoch hatten sie nie über solche Themen gesprochen. Weil die homosexuelle Ehe in Japan verboten war und von Kindern fing er gar nicht erst an. Ob Itachi das manchmal bedauerte?

Sein Blick blieb an dem sanften Lächeln seines Partners hängen, als dieser seinen Bruder beobachtete, wie er sich neben seine schwangere Frau setzte und einen Arm um sie legte. Sakuras grüne Augen strahlten ihn an, ließen keinen Zweifel, dass sie immer noch verliebt war, wie am ersten Tag. Jede kleine Geste schien ihr etwas zu bedeuten, aber vielleicht lag das daran, dass Sasuke eher der abgeklärte Typ war, was Gefühle anging.

Kisame hatte noch nie gesehen, dass sich die beiden vor anderen Menschen küssten. Er selbst war da anders, tat Itachi aber den Gefallen, ihn nicht vor der Familie in Verlegenheit zu bringen.

Na ja, auch wenn Sasuke nicht mit Blumen oder Liebesschwüren um die Ecke kam, blitzte da unverkennbarer Stolz in seinen dunklen Augen auf. Er kam halt mehr nach seinem Vater, den Mikoto auch öfter mal aus der Reserve locken musste. Jedem das seine.
 

Im Endeffekt war die Babyparty gar nicht so furchtbar, wie Kisame erwartet hatte. Natürlich fand er das Geschnatter übers Kinderkriegen immer noch übertrieben und zog dem einen Kneipenabend vor, aber Itachis Familie war schon in Ordnung. Außerdem war es lustig, mitanzusehen, wie Naruto seinen besten Freund in den Wahnsinn treiben konnte, indem er den Job als Kameramann übernahm.

„Sasukeeee! Lächle gefälligst für die kleine Naruko-chan!“

„Verschwinde, du Idiot! …und was heißt hier Naruko-chan?!“

„Na, da ich sowohl dein als auch Sakura-chans bester Freund bin, benennt ihr eure Tochter natürlich nach mir! Naruko ist doch ein toller Name!“

„Nur über meine Leiche.“

„Was?! Sakura-chan! Sag doch auch mal was!“

„Vergiss es…“

„Tse! Dann nennen wir unseren Sohn auch nicht Sosuke!“

„Erstens, ist das ein komplett anderer Name und zweitens, hat das auch keiner verlangt, du Spinner!“

„Eh…Naruto-kun, darüber haben wir noch gar nicht gesprochen…“

„Ach, mach dir keine Sorgen, Hinata! Unser Baby wird einen viel cooleren Namen bekommen!“

„Das ist keine Challenge!“

„Weil du Angst hast, zu verlieren!“

„Ich geb‘s auf…“

„Sieh dir das gut an, Naruko-chan! Dein Vater ist voll der Feigling, dattebayo!“

„Labere nicht so einen Mist in die Kamera!“

„Naruto!! Was fällt dir ein, deine Eltern mit solchem Unsinn zu beschämen, dattebane?!“

„Wah!! Hilfeee, die teuflische, alte Großmutter bringt mich um!“

„Was heißt hier alt?! Na warte!!“

„Uhm…möchte noch jemand Sake?“

„Jedes Mal das gleiche Theater mit denen…“

„Fugaku!“
 

Kisame lehnte sich auf seinem Stuhl zurück, legte dabei einen Arm um seinen Partner, der das Ganze ebenfalls schmunzelnd beobachtete. Anscheinend überschritt er die Grenze damit nicht, denn Itachi lehnte sich sogar an ihn. Trotzdem es gerade wieder sehr chaotisch wurde und Kushina Naruto soeben durchs Wohnzimmer jagte, war die Stimmung heiter. Vielleicht, weil niemand seine Worte so ernst meinte, wie es sich anhörte, wenn man sie nicht kannte.

Wahrscheinlich musste Familie so sein…Kisame konnte das schlecht beurteilen, aber es fühlte sich echt an. Damals hatte er geglaubt, dass er sich im Kreise der Familie niemals wohl fühlen würde…vor allem, als er das Anwesen der Uchiha gesehen hatte. Er hatte geglaubt, niemals gut genug für jemanden zu sein, der aus so einer reichen, bekannten Familie kam, denn wer war er schon?

Kisame war im schlimmsten Viertel aufgewachsen, wie bereits erwähnt fanden sich in seiner Akte viele Einträge. Ja, er hatte viel Scheiße gebaut und auf das wenigste war er stolz, doch er hatte irgendwann die Kurve gekriegt und sich einen vernünftigen Job besorgt...und einen anständigen Mann. Das Boxen half ihm, seine Aggressionen in den Griff zu bekommen…aber, wenn er ehrlich war, war er sowieso kaum noch aggressiv. Itachi war da um einiges hilfreicher und vermutlich übte Kisame den Sport mittlerweile hauptsächlich aus, weil er ihn fit hielt.

Musste er sich noch Mühe geben, höflich zu Mikoto oder dem Rest der Familie zu sein? Nicht wirklich, es war normal geworden, sich mit ihnen zu unterhalten. Wenn er mit Zabuza zusammen war, klopfte er immer noch dieselben dummen Sprüche wie früher, betrank sich auch mal ordentlich, doch das war etwas anderes. Ein Überbleibsel der Zeit, die er hinter sich gelassen hatte…und das war gut so.
 

Überrascht sah er auf, als Itachi plötzlich nach seiner Hand griff und diese mit seiner eigenen verschränkte, ohne ihn dabei anzusehen. Seine Mimik war immer noch sehr kontrolliert, doch das feine Zucken seiner Mundwinkel entging Kisame nicht. Ebenso wie das zufriedene Funkeln in seinen Augen, während er Minato dabei beobachtete, wie er seine Frau davon abhielt, ihren gemeinsamen Sohn umzubringen. Mikoto versuchte das Problem immer noch mit Sake zu lösen, während Hinata und Sakura kicherten und Fugaku und Sasuke den Kopf über dieses kindische Betragen schüttelten. Sakuras Mutter, Mebuki oder so, hatte die Arme verschränkt und tuschelte mit ihrem Mann, der die Situation wohl auch eher erheiternd als befremdlich fand.

„Hey!“, nutzte er das Chaos, um seinen Partner anzusprechen.

Er mochte diese Bezeichnung am liebsten, es klang nicht so hochgestochen wie Lebensgefährte und nicht so simpel wie Freund. Partner bedeutete, dass sie gleichwertig waren, und genau so war es ja auch.

Itachi sah ihn abwartend an.

„Würdest du mich heiraten wollen?“, hielt Kisame nicht lange hinterm Berg.

Die Reaktion war jedenfalls Gold wert; erst starrte Itachi ihn an, als hätte er sich verhört, dann blinzelte er…und schließlich gab er ein Geräusch von sich, das nach unterdrücktem Lachen klang. Na gut, mehr ein Prusten, doch er erstickte es recht schnell wieder, nur das Schmunzeln blieb.

„Machst du mir gerade einen Antrag?“, fragte er leise zurück, darauf bedacht, dass seine Familie nichts davon mitbekam.

Nun glotzte Kisame seinen Partner an, als sei der nicht mehr ganz richtig im Kopf.

„Was? Nein, ich…Unsinn!“, brachte er nur hervor, ehe er sich fasste. „Ich dachte nur…dir scheint das hier gut zu tun. Familie und sowas…“

Itachi zog die Brauen zusammen, schien wohl nach dem Sinn hinter seinem Verhalten zu suchen. So klug, wie er war, würde das nicht lange dauern – aber Kisame sollte es Recht sein, denn so sparte er sich peinliche Erklärungen. Die Erkenntnis kam tatsächlich recht schnell.
 

„Hat meine Mutter vorhin etwas zu dir gesagt?“, wollte er wissen. „Etwas, das mit Hochzeit und Kindern zu tun hat?“

Kisame zuckte bloß mit den Schultern.

„Sagen wir, sie hat dezent erwähnt, dass du ein traumhafter Vater wärst.“

Anscheinend fand Itachi das eher lustig, als dass es ihn aufregte, aber Kisame wollte hier auch keine Szene. Er stellte sich halt Fragen, die er sich bisher noch nie gestellt hatte. Es war nie wichtig gewesen…geschweige denn eine Option.

„Und was denkst du darüber?“

„…ich denke, dass sie Recht hat“, gab er ehrlich zu. „Und ich weiß, dass du dich darauf freust, Onkel zu werden.“

„Erwischt“, erwiderte Itachi und lehnte den Kopf gegen seine Schulter.

Okay, das war neu…sonst war Händchen halten unterm Tisch die einzig akzeptable Geste im Kreise der Familie, ob diese beschäftigt waren oder nicht, das spielte keine Rolle.

„Zu deiner Frage…ja, wenn es möglich wäre, würde ich dich heiraten und ich würde Kinder mit dir wollen – vorausgesetzt, das wäre auch wirklich dein Wunsch.“

Kisames nicht sehr begeisterte Miene sprach wohl Bände, so dass Itachi leise seufzte.

„Aber es muss nicht sein…ich bin zufrieden, Kisame. Unser Leben ist gut, so wie es ist…mir fehlt nichts, also würde ich auch nichts ändern wollen. Ich bin glücklich mit dir…und das ist das Wichtigste.“

Die Worte gingen runter wie Öl…jedenfalls sorgten sie dafür, dass Kisames Bedenken weggefegt wurden. Wahrscheinlich grinste er gerade wie ein Bekloppter, doch das war ihm herzlich egal – ebenso wie Itachis überrumpelter Blick, als er sein Kinn packte und ihm ungefragt einen Kuss auf die Lippen drückte.
 

„Ey, seht euch die mal an, die knutschen ja!“

„Naruto! Wie alt bist du? Fünf?“

„Jetzt sei doch nicht gleich wieder gemein, Sakura-chan!“

„Ist doch schön, wenn sie sich lieben und sich das auch zeigen!“

„…sowas möchte ich gar nicht gezeigt bekommen.“

„Was meinst du, was die zuhause alles treiben, Sasuke?“

„…“

„Sowas gehört sich nun wirklich nicht im Beisein der Familie!“

„Ach, Fugaku…nun sei doch nicht so! Als wir jung waren…“

„Mikoto!“

„Oh? Und ich dachte immer, du wärst die Unschuld vom Lande, Mikoto…genau wie Minato. Bis wir endlich mal soweit waren, dass-“

„Kushina!!“

„Kaa-chan!!“

Kisame konnte nicht anders, als breit in die Runde zu grinsen – während sein Partner sich wohl für eisernes Schweigen entschieden hatte. Die verdächtige Röte auf seinen Wangen konnte er jedoch nicht verbergen und es amüsierte den Hünen wirklich sehr. Dabei konnte man das nicht mal einen richtigen Kuss nennen…

„Falls das eben nicht deutlich genug war“, raunte er Itachi gut gelaunt zu. „Ich bin auch glücklich mit dir!“

Ein paar Sekunden kam nichts…dann formte sich erneut ein Lächeln auf den Lippen seines Partners…und Kisame fiel es wirklich sehr schwer, ihn nicht schon wieder zu küssen.

Na ja…ewig würde diese Baby-Party ja nicht gehen…und zuhause konnten sie ja eh tun und lassen, was sie wollten. Vielleicht sollte er Itachi zur Sicherheit noch einmal zeigen, welche Vorteile es mit sich brachte, wenn man nur der Onkel war…
 

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Was soll ich sagen...ihr kennt mich: Ich kanns nicht lassen. xD

Mir war irgendwie plötzlich nach was Harmonischem und ich sitze schon sooo lange an Uchiha-Family-OS...jetzt hab ich den ersten fertig und hab ihn direkt hier on gestellt.

Man kann ja nicht immer nur Dramen schreiben...nich' wahr? ;)

Außerdem wollte ich schon lange mal die Canon-Pairings in einer KisaIta einbauen...und zack!

Feedback freut mich wie immer sehr und ich wünsche an dieser Stelle schon mal einen guten Rutsch ins neue Jahr!
 

LG



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Kommentare zu diesem Kapitel (6)

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Von:  Soichiro
2016-01-27T13:52:58+00:00 27.01.2016 14:52
Wirklich eine sehr gelungene Geschichte!
Ich musste schon anfangen zu grinsen als ich gelesen habe, dass Kisame tatsächlich zu einer Babyparty muss...das passt ja so gar nicht zu ihm...und dieses Grinsen blieb die ganze Zeit bestehen!
Ich ganzen kleinen Diskussionen sind einfach super lustig und vor allem Kushina war sozusagen mein kleines extra Highlight in der Story...Sie ist einfach super witzig ;-)

Es war auch schön zu lesen, dass Kisame in dieser Geschichte wirklich von Itachis Familie akzeptiert wird und er sich mit der Zeit dort auch offensichtlich eingelebt hat. Es ist wirklich mal schön etwas von den Beiden zu lesen, wo es dann doch mal recht rund läuft ;-) Ich mag zwar auch die ganzen dramatischen Geschichten, aber wie du selbst geschrieben hast, es muss ja nicht immer Drama sein :D

Dass Itachi seinen Traum von Hochzeit und Familie nicht erfüllen kann ist schon ein klein wenig traurig. Doch offensichtlich ist er ja mit Kisame so glücklich, dass er das verkraften kann. Und dementsprechend ist es ja dann wirklich in Ordnung wie es eben ist.

Wie unschwer zu erkennen ist, finde ich den OS wirklich gelungen!

lg Soichiro
Von:  Tini1996
2016-01-13T20:45:59+00:00 13.01.2016 21:45
Super One-Shot,
hat mir richtig gut gefallen, du hast die Gefühle und gedanken gut rüber gebracht,
Ich habe die Diskussionen so genossen und musste so lachen :D
mach weiter so
ganz liebe grüße^^
sasusaku2
Von: Lichtregen
2016-01-04T16:35:53+00:00 04.01.2016 17:35
Kisame muss echt Opfer bringen. XD Ich kann mir gut vorstellen, in welcher Situation Kisame dies zu Itachi sagte. Es kann halt nur einer oben liegen. ;D
Der OS war äußerst amüsant. :D Nachdem ich erst mal dahinter gestiegen bin, wer alles auf der Party ist, habe ich die Wortgefechte richtig genossen. Besonders die Diskussion über die Babynamen war zum Brüllen komisch. XD
Die Vorstellung, dass alle noch leben und sich verstehen, erwärmt mein Herz. <3 Auch dass Kisama und Itachi selbst von Fugaku akzeptiert werden. Klar gibt es auch Seitenhiebe wie die von Mikoto und Hürden wie Kisames vorlautes Mundwerk. Aber zehn Jahre sind wirklich eine lange Zeit und man wünscht ihnen nur das Beste. :) Der fehlinterpretierte Heiratsantrag hat mir auch gut gefallen. Auch wenn es mich ein wenig traurig stimmt, dass Itachi seinen Traum von einer eigenen Familie nicht ausleben kann. Ich weiß nicht, ob ich so lange mit jemandem zusammen sein könnte, mit dem ich meine Träume nicht verwirklichen kann. Aber da Itachi eh auf Männer steht und deshalb Heirat und Kinder - egal mit welchem Mann - ohnehin unmöglich sind, muss er ja nicht nur wegen Kisame drauf verzichten. Und Onkel sein reicht ja auch. ;)
Ich mochte auch - wie immer - die Parallelen zum Naruto-Universum, zB die Berufe der Beteiligten. Itachi als selbstloser Anwalt passt gut. Er tut mir auch leid, weil er wegen seines Jobs und seiner sexuellen Ausrichtung wieder der Ausgestoßene der Familie ist, auch wenn es keiner so direkt sagt oder meint.
Lange Rede, kurzer Sinn: Ein schöner OS, der mir ein Lächeln aufs Gesicht gezaubert hat. :)
Von:  Hinatara
2016-01-03T17:18:15+00:00 03.01.2016 18:18
d'awwwwwwwwwwwwwwwwwwwwwww~
Zu süß :D Die Kombination von den drei Familien (insbesondere von den Uchihas und Uzumakis) ist einfach zum schießen lustig :DD Gern mehr davon!
Von: abgemeldet
2015-12-31T01:29:25+00:00 31.12.2015 02:29
Ich liebe jeder deiner Os und ff ^^ Natürlich besonders die mit Itachi ^///^ in bezug auf naruto bin ich wirklich fast in fremdschämen versunken, konnte aber meist nicht aufhören zu grinsen. Dass alles aus Kisames Perspektive geschrieben war, hat es noch besser gemacht.
„Machst du mir gerade einen Antrag?“Hat misch schließlich ganz zum lachen gebracht und wie immer bewundere ich deinen schreibstil!

Von:  Anitasan
2015-12-30T20:10:06+00:00 30.12.2015 21:10
Echt cool, auch wenn ich Boyslove nicht ganz so mag, war es echt cool.
Ein OS zu Sakura und Itachi wäre auch cool, vielleicht mal was romantisches.
Wäre echt genial, in diesem Sinne super geschrieben.
Gruß Anitasan


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