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Geschenke

FF-Adventskalender Tag 5
von

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E

r hatte seit 36 Stunden nicht geschlafen, aber es hatte sich gelohnt. Der Verwandlungstest war geschrieben und die Note hoffentlich ein O.

James Potter lehnte sich an einen Baum und versuchte das Zittern seines Körpers zu unterdrücken. Eigentlich hatte er noch einen Rundgang zu absolvieren, bevor er sich endlich ein paar Stunden Schlaf leisten konnte, doch die üblichen Rabauken hatten es nicht gut mit ihm gemeint.

Er hatte sie im Wald verschwinden sehen und Schulsprecher, der er nun mal war, war er hinterher marschiert. Eine selten dämliche Idee, denn bis er den Waldrand erreicht hatte, waren seine Mitschüler natürlich längst über alle Berge gewesen, sodass er nun alleine auf weiter Flur stand und sich bemühen musste, nicht den Kampf gegen die nagende Müdigkeit zu verlieren.

Die kühle Luft half da schon lange nicht mehr und auch die pieksige Rinde der Kiefer, an der er lehnte, war nur ein schwacher Muntermacher. Kein Vergleich zu dem Trank in seiner Tasche.

 

Für einen Augenblick war James versucht noch einen kleinen Schluck zu nehmen, dann stieß er sich energisch von dem Baumstamm ab. Nein, er würde nicht noch eine Portion trinken. Nicht jetzt, wo seine wohlverdiente Pause schon so nahe war.

Er würde durchhalten bis er zurück im Gemeinschaftsraum war. Es war ja auch nicht weit.

 

Wie von selbst setzten sich seine Füße in Bewegung und führten ihn den schmalen Pfad zurück. Links und rechts raschelte das alte Laub. Alles nichts, worüber man sich sorgen musste.

James erlaubte sich ein Gähnen, während er weiter durch das Unterholz stapfte.

Hier, wo weit und breit niemand zu sehen war, konnte er es sich leisten.

Seine Mitschüler waren bestimmt schon lange zurück in ihren Betten. Also würde ihn also auch niemand dabei beobachten, wie er schwach wurde. Und wenn niemand beobachtete wie er gähnte, dann hatte er auch nicht gegähnt. Zumindest nicht offiziell.

 

James machte einen weiteren Schritt, doch das Meer aus nassbraunen Blättern war trügerisch. Der glitschige Boden gab unter ihm nach, er strauchelte und rutschte ein Stück über den Waldboden. Beinahe hätte er auch noch das Gleichgewicht verloren, doch er hatte Glück.

Erleichtert atmete er auf und wollte den Weg schon fortsetzen, als ein Fetzen Stoff seine Aufmerksamkeit erregte.

Hatte einer seiner Mitschüler ihn hier verloren?

James bückte sich um das schwarz-braune Ding genauer anzusehen. Eigentlich wirkte es nicht, als wäre es von einer Schuluniform abgefallen. Es wirkte älter, schmutziger. Mehr wie etwas, was sein Vater hier verloren haben mochte.

Mochte er?

Vermutlich, schließlich war sein Vater Harry Potter und Harry Potter konnte, zumindest offiziell, so gut wie alles. Misstrauisch ließ James den Daumen über den kratzigen Stoff gleiten. Er spürte die Erde unter seinen Fingern, die Fasern und - War das Magie?

 

Instinktiv ließ er den Fetzen los und machte einen Satz zurück. Ein magisches Stück Stoff am Wegesrand, das schrie nach mehr, als nur einem dummen Scherz. James zerrte seinen Zauberstab aus dem Ärmel, doch die Magie schien an der Stelle bleiben zu wollen, wo er das Ding gefunden hatte.

Ein blau-grünes Leuchten erhellte den Wald, ließ ihn bunte Sterne sehen, doch als sie endlich verschwanden, traute er seinen Augen nicht.

 

Direkt vor ihm stand ein Mann.

Und was für einer.

 

James hatte Zaubereigeschichte immer langweilig gefunden, aber dieser Typ sah aus, als wäre er direkt seinem Lehrbuch entstiegen. Es passte einfach alles, inklusive des Schwertes, das er an der Seite trug.

James schluckte. Auf einen spontanen Geschichtstest war er nicht vorbereitet. Vorsichtig machte er einen weiteren Schritt zurück. Der Fremde hob die Arme, fast so als wollte er ihm sagen, dass er ihm nichts zu tun gedachte, doch das beruhigte ihn nur mäßig. Im Gegenteil, beinahe hätte er darüber gelacht. Nichts tun war ein seltsamer Gedanke. Immerhin war er es, der den Zauberstab in Händen hielt.

„W-Wer sind Sie?“, presste James heraus und konnte nur hoffen, dass nicht gleich ein lachender Slytherin hinter dem nächsten Busch hervor rollte.

Er machte bestimmt keine sehr souveräne Figur. Sein einziger Trost war, die machte der Andere auch nicht. Es dauerte nämlich eine geschlagene Minute, bis der endlich auf die Frage reagierte.

Er öffnete den Mund, hustete mehrfach, dann erst murmelte er ein leises: „Ich werde Dir nichts tun“, welches irgendwie komisch in James Ohren klang. Er brauchte einen Augenblick um zu verstehen, dass es die Satzmelodie war, die das auslöste. Fast wie bei einem billigen Übersetzungszauber, der ohne große Sprachkenntnis entwickelt worden war.

James hatte einmal so einen gehört, als er bei einem Auswärts-Quidditchspiel seiner Mutter gewesen war, aber das konnte hier unmöglich vorliegen.

Der Fremde hätte den Zauber schon auf sich gehabt haben müssen, bevor er plötzlich vor ihm erschienen war, denn ein Übersetzungszauber, nonverbal... Nein, dazu hätte er immenses, magisches Potential benötigt. Viel mehr als man von Männern in komischen Kostümen erwarten konnte, die plötzlich vor einem im Wald standen.

Misstrauisch musterte er sein Gegenüber. Den Bart, das kinnlange, rotblonde Haar, den strengen Blick aus grünen Augen ... Wenn der Kerl nach Hogwarts gehörte, würde James einen Flubberwurm runterschlucken.

Lebendig.

 

„Wer sind Sie?“, fragte er noch einmal.

Der Mann schenkte ihm einen langen Blick.

„Du solltest wissen wer ich bin“, entgegnete er schließlich. „Du trägst mein Wappen auf der Brust.“

James schielte nach unten und erntete dafür ein missmutiges Kopfschütteln.

„Man lässt seinen Gegner nicht aus den Augen, Junge. Außerdem musst Du doch sicher nicht nachschauen, was Du auf der Brust hast, oder?“

James schüttelte den Kopf.

Natürlich, der komische Kauz hatte recht. Er trug die Schuluniform, das wusste er trotz aller Müdigkeit und das hieß, er trug auch ... dieses Wappen.

 

James öffnete den Mund, klappte ihn aber gleich wieder zu. Dieses Wappen konnte unmöglich …

 

„Sie sind ein Nachfahre Gryffindors?“

 

Da, er hatte es ausgesprochen und das obwohl er sich dabei fühlte, als hätte er zu viel von seinem Aufpeppeltrank geschluckt. Ein Erbe Gryffindors. Das gab es in Großbritannien nicht. Sicher nicht.

Und doch … James wollte nicht daran denken, aber dieser Mann sah den Bildern in seinem Geschichtsbuch ähnlich. Nicht so ähnlich, dass er „Das ist er“ schreien wollte, aber ähnlich genug um von ihm erkannt zu werden.

Konnte es also sein, dass er nicht verrückt war?

Konnte es sein, dass -

 

„Ich bin Godric Griffon d'Or.“
 



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