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TMNT - Schicksal?

von

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Aktion folgt auf Reaktion

Aus Bernadettes Sicht:
 

Was bleibt mir also anderes übrig, als mit den Beamten mitzugehen. Zuvor hole ich aber noch mein Handy und ziehe mir noch die Schuhe an, ehe ich dann die Haustür hinter mir abschließe und schließlich in das Polizeiauto einsteige. Obwohl ich nichts angestellt habe, komme ich mir trotzdem wie eine Schwerverbrecherin vor. Normalerweise nehmen die auch nur Straftäter mit und spielen nicht Taxi für jemanden wie mich. Vermutlich kommen sich die beiden Männer selbst komisch vor, was ich ihnen nicht einmal verübeln könnte. Schließlich haben sie ja Besseres zu tun, als mich herumzukutschieren und trotzdem muss ich mir im Klaren bleiben, dass das hier keine Spazierfahrt ist. Donnie hatte mir bereits gestern erklärt, dass das Cybermobbing bis hin zur Polizei weitergeleitet worden ist und vermutlich sind die bereits seit einigen Stunden damit beschäftigt, dem nachzugehen. Seit in den letzten Jahren das Internet immer mehr Einfluss auf das Leben der Menschen hat, ist es auch klar, dass nicht nur Positives bei der Sache rauskommt. Viele Teenager, Erwachsene und sogar Kinder wurden bereits vor mir über das Netz bloßgestellt und schikaniert. Die Folgen davon waren bei den meisten gravierend. Von Selbstmordgedanken bis hin zu Amokläufen, war alles dabei. Es gab daher schon viele Diskussionen darüber, wie nun dagegen angekämpft wird und was den Opfern als Hilfe angeboten werden kann. Die einfachste Lösung sei, sein Profil zu löschen. Jedoch erweist es sich als viel schwieriger, wenn nicht nur böse Texte gepostet werden, sondern auch Bilder und Videos durch sämtliche Webseiten kursieren, die dann ständig geteilt werden. Normalerweise kann nur der Betreiber der entsprechenden Plattform selbst direkt etwas dagegen tun.

Für einen Außenstehenden wird die Sache komplizierter, weswegen bereits heutzutage zumindest kleine Möglichkeiten angeboten werden, selbst zu agieren. Doch dies ist nur ein kleiner Trost und es betrifft nicht jede Webseite gleich, weswegen nun auch die Polizei mehr ins Spiel gebracht wurde. Ich kann nur hoffen, dass ich die Angelegenheit schnell hinter mich bringen kann. Viel lieber wäre ich jetzt bei Raphael, oder zu Hause, aber anscheinend muss ich das nun durchziehen. So lehne ich mich bei der Rückbank etwas zurück, während ich unsicher auf mein Smartphone starre. Ich sollte Tante Tina Bescheid geben, aber was soll ich am besten sagen? Soll ich sie anrufen, oder doch nur eine SMS oder eine WhatsApp verschicken? So oder so, sie wird vermutlich ausrasten, wenn sie erfährt, dass ich aufs Polizeipräsidium gebracht werde. Die Tatsache lässt sich nicht leugnen und auch wenn ich mir sicher bin, dass meine Tante das Schlimmste befürchten könnte, bevor sie auch nur den wahren Grund weiß.
 

Erzählersicht:
 

Einige Kilometer weiter vom Geschehen entfernt, wird die Eingangstür zum Penthaus geöffnet und ein sechzehnjähriges Mädchen mit blonden Locken betritt diesen. Mit einer großen Umhängetasche bei der linken Schulter und ihr Handy an ihr rechtes Ohr haltend durchschreitet Lucinda die Wohnung, während sie gerade mit einer Klassenkameradin redet. Dabei lacht sie höhnisch, während sie durch den großen Flur marschiert und sogleich die eiserne Wendeltreppe emporsteigt, welche sie in ihr eigenes Reich führt. Kaum das die Blondine ihr Zimmer erreicht hat, schleudert sie die Tasche von sich und wirft sich sogleich in ihr großes Bett, während sie immer noch telefoniert: „Das war ja die Krönung und ihr Gesicht erst! Noch nie habe ich das bei ihr gesehen. Diese Hilflosigkeit, dieser Zorn und keiner hat ihr geholfen. Das war einfach herrlich und ich könnte mir ihre dämliche Fratze immer wieder aufs Neue ansehen. … Wie? Warum sollte das rauskommen? Rede keinen Unsinn! Es weißt doch keiner, dass ich die Fäden an dem Ganzen gezogen habe. Schließlich habe ich extra darauf geachtet, dass meine Nachricht über verschiedene Wege an die gesamte Schule weitergeleitet wird. Da wird man wohl kaum feststellen können, woher die eigentliche Quelle kommt. Außerdem gibt es zu viele Schüler, die man überprüfen müsste, damit man mich wieder in Verdacht haben könnte. Also wage es ja nie wieder mein Genie in Frage zu stellen, hast du mich verstanden?!“

Eine Weile herrscht auf der anderen Leitung Stille. Im Laufe des Gespräches ist die Stimme der Blondinen von Mal zu Mal zorniger und demnach auch lauter geworden. Denn niemand darf ihre Entscheidungen und ihre Pläne in Frage stellen, geschweige sich dagegen auflehnen. Das, was sie sagt, ist Gesetz und das ist jedem auf der High-School bewusst. Wer darauf nicht hört, wird bestraft und diese Bestrafung kann bis aufs Härteste hinausgehen. Spätestens seit diesem Tag, an dem Bernadette vor der gesamten High-School zum Gespött wurde, weiß jeder, welche Macht Lucinda in diesem Gebäude hat. Niemand würde auch nur daran denken, etwas gegen Lucindas Willen zu tun, wenn er nicht dasselbe Schicksal erleiden will. Allein der Gedanke daran, wie Bernadette in ihrem erbärmlichen Auftreten hin und her gescheucht wurde, lässt die Blondine zufrieden grinsen. Ja, sie hat es geschafft, ihre Widersacherin Staub schlucken zu lassen und das wurde auch noch auf verschiedener Art und Weise festgehalten. Selbst nach ihrem gelungenen Plan hat Lucinda sich noch einmal solch ein Video zu Gemüte geführt. Wie eine Gutenachtgeschichte hat sie sich einige von diesen Clips reingezogen und dabei so laut gelacht, sodass man meinen könnte, ihr Lachen noch kilometerweit zu hören. Allein deswegen ist es ihr wertgewesen, die eine oder andere Show abzuziehen, nur damit ihr Plan aufgehen konnte und es ihr auch geglückt. Weswegen sie nun zufrieden ist und dies noch einmal in ihr Smartphone lallt.

Immer wieder betont sie, dass es keiner jemals wieder wagen wird, sich ihr in den Weg zu stellen. Wer würde sich auch dieser Erniedrigung hingeben, so wie es am vorigen Tag geschehen ist. Die Blondine weiß, dass diese Aktion noch ewig in den Köpfen der Leute bleiben wird und darüber freut sie sich und ist stolz auf ihren Erfolg. Dennoch kommt von der anderen Leitung wieder diese Sorge, dass es vielleicht doch auffliegen könnte: „Ja Lucinda, aber was ist mit dem Direktor? War es denn nicht komisch, dass er die gesamte Schülerschaft heute früher entlassen hat. Da stimmt doch etwas nicht.“ Auch wenn es Lucinda niemals zugeben würde, auch sie sich hat für einen Moment Gedanken darübergemacht, würde aber ihrer Mitschülerin dies niemals offengestehen. Eigentlich hätte sie selbst noch zwei Stunden gehabt, ehe der Unterricht für heute beendet wäre, aber über den Lautsprecher wurde die Mitteilung verkündet, dass der Unterricht für heute beendet wäre. Darüber war auch sie selbst etwas stutzig. Doch dies galt nur für den ersten Augenblick, denn dann zuckte sie nur mit den Achseln und dachte sich nichts mehr dabei.

Nun ist aber dieses Thema wieder angesprochen worden und Lucinda kommt ins Grübeln. Dennoch schüttelt sie erbost den Kopf, denn sie will nichts weiter davon hören, was ihren Triumpf vermiesen könnte. So brüllt sie in das Smartphone hinein: „Deine lächerliche Angst interessiert mich nicht und hör auf, mich damit voll zu schwafeln! Es gibt keine Probleme! Der Plan ist bis ins letzte Detail aufgegangen und diese Möchtergernfranzösin wird es niemals mehr wieder wagen, sich auch nur in die Nähe des Schulgebäudes aufzuhalten, wenn sie ihre Bruchbude von Zuhause überhaupt jemals wieder verlässt!“ Mit diesen Worten legt sie schließlich auf und gibt dem anderen Mädchen nicht einmal die Chance, irgendetwas zu erwidern, oder ihr gar zu widersprechen. Denn dass will sie einfach nicht hören. Stattdessen lässt Lucinda das Gerät einfach auf der Matratze fallen. „Wie ich das hasse! Jetzt ist meine gute Laune für die Katz‘! Blödes Miststück!“, schimpft sie, während sie sich auf dem Rücken rollt, die Arme hinter ihrem Kopf verschränkt und auf die Decke starrt. Ein Schnauben entweicht aus ihrer Kehle und sie rollt sogar genervt mit ihren Augen, bis sie diese für einen Moment schließt. Doch lange kann Lucinda nicht so liegen bleiben, denn schon meldet sich gerade ihr Handy wieder. „Was denn jetzt?!“, knurrt sie und dreht sich mit einem Schwung um, damit sie das Gerät erhaschen kann.

Wütend nimmt das Mädchen den Anruf entgegen, wobei es wohl eher nach einem Gebrüll klingt: „JA?!“ Doch das Gesicht wird in binnen von wenigen Sekunden blass, als die Blondine hört, wer gerade am anderen Hörer ist. Mit einer ruhigen und doch zugleich strengen Stimme spricht ein Mann zu ihr: „Lucinda, ich erwarte dich sofort in meinem Büro.“ Ohne, dass sie darauf antworten kann, ist das Gespräch schon wieder beendet und ihr bleibt nichts Anderes übrig, als dass ihr beim offenen Mund die Worte im Halse stecken bleiben, ehe sie sich auch nur fragen kann, worum es geht. Die Wut, die vorher so sehr in ihr gewütet hat, ist nun beinahe wie weggeblasen. Stattdessen fragt Lucinda sich, warum sie sofort ins Büro kommen soll. Meist bekommt sie dies nur zu hören, wenn es ein Problem gibt. Da aber die Blondine zunächst so überzeugt gewesen ist, dass alles wie ein Uhrwerk läuft, ist sie verwirrt. Schließlich rutscht das Mädchen von ihrem Bett herunter, verlässt, so schnell sie kann, ihr Zimmer und eilt die Wendeltreppe hinunter. Ihr Weg führt sie weiter durch die große Wohnung, bis sie am Ende des Ganges eine große Tür erreicht. Bevor sie diese jedoch öffnet und weitergeht, atmet sie bewusst durch und hebt ihren Kopf an. Dies soll ihr Selbstbewusstsein nun wieder verstärken, obgleich sie ihre Verwirrung nicht ganz abschütteln kann. Dennoch will Lucinda nicht lange zögern und betritt nun einen großen Raum.

Alles darin ist mit dunkeln Möbeln ausgestattet und diese lassen schon erahnen, dass sie allesamt von großen Wert sind. Nur die Wände sind im Gegensatz zu der restlichen Einrichtung weiß, welche aber zusätzlich noch bis zur Mitte mit einer passenden Holzvertäfelung verkleidet sind. Die einzige Lichtquelle, die während des Tages gebraucht wird, ist das große Fenster auf der anderen Seite des Zimmers, in der nun die Mittagssonne scheint und genau davor steht ein massiver Schreibtisch. Der Mann, der davorsitzt, hat dem Mädchen noch den Rücken zugekehrt. Sein Blick ist zum Fenster gerichtet. Stumm hat er beide Arme auf den Lehnen gelegt und starrt in die Ferne hinaus. Zwar hat er mitbekommen, dass jemand bereits sein Büro betreten hat, jedoch macht er keine Anstalten, denjenigen direkt im Empfang zu nehmen, geschweige sich in seinem Drehsessel in dessen Richtung zu schwenken. Er verharrt in seiner momentanen Position und horcht in die noch andauernde Stille. „Du hast mit gerufen Dad?“, spricht Lucinda ihren Vater schließlich fragend an und nun wartet geduldig auf dessen Reaktion. Dabei versucht sie so selbstbewusst wie möglich zu wirken, doch in der Nähe dieses Mannes fühlt sie sich eher unwohl. Man könnte sogar sagen, dass sie bei ihm sogar unsicher wird, obwohl sie bei allen anderen, die ihr in die Quere kommen, ein stolzes Auftreten an dem Tag legt. Doch ohne es zu wollen, ist ihr ganze Körper angespannt.

„Wie läuft es in der Schule? Hast du die Angelegenheit geregelt, von der du mir letztens erzählt hast?“, kommt nun seine Gegenfrage, ohne dass er dabei seine Tochter auch nur ansieht. Lucinda runzelt etwas Stirn. Sie fragt sich, warum auch noch er mit diesem Thema anfängt. Schließlich war heute in der Schule nichts Besonderes los, dass dies rechtfertigen könnte. Das Einzige, was bis jetzt seltsam gewesen ist, ist, dass der Direktor alle Klassen entlassen hat, ohne dabei eine Erklärung zu liefern. Auch der gestrige Tag kann ihrer Meinung nach nicht der Grund dafür sein, dass nun das Thema „Schule“ aufs Neue aufgerollt wird. Immerhin hat sie Bernadette das Handwerk gelegt und sogar dafür gesorgt, dass die Außenseiterin sich nie mehr wieder blicken lassen wird. Allein heute hat sie den Beweis dafür gesehen. Egal, wenn sie von den anderen Schülerinnen und Schülern befragt hat, alle haben bestätigt, dass Bernadette nicht in die Schule gekommen ist. Selbst einige der Lehrer haben sich von deren Abbleiben gewundert. Nach einer kurzen Pause geht Lucinda schließlich auf die Frage ihres Vaters ein: „Es hat alles wunderbar funktioniert. Das „Problem“ ist beseitigt und ich versichere dir, dass man von dieser Göre nichts mehr hören wird. Abgesehen von den Videos, versteht sich, aber die werden sie noch lange wie Albträume verfolgen.“ Lucinda fühlt sich wieder so siegessicher und glaubt fest daran, nun endlich ihr Ziel erreicht zu haben. Davon ist das Mädchen so sehr überzeugt, sodass es nicht lassen kann, gleich darauf über das beschämende Gesicht der Feindin zu schmunzeln: „Ihr Gesicht hättest du sehen müssen. Wie ein dummes Huhn ist sie durch die Gegend gerannt, während ihr alle dabei zugesehen haben! Die Krönung wäre noch gewesen, wenn sie auch noch das Handtuch verloren hätte, in dem sich eingehüllt hatte.“

Ihren Vater kann Lucinda allerdings nicht mit ihrer Fröhlichkeit anstecken. In Gegensatz zu ihr, hat er keine Mimik verzogen, sondern nur stumm und ausdruckslos zugehört. Wie eine steife Maske wirkt sein Gesicht. Doch kaum, dass sie ihren letzten Satz beendet hat, tut sich auf einmal doch etwas bei ihm. Langsam dreht sich der Bürosessel in die Richtung des Mädchens und der Mann mit den blonden Haaren und den grauen Strähnen an den Schläfen beugt sich etwas vor. Dabei beobachtet er seine Tochter aufs Genauste und erwidert schließlich: „Soso, ist das so? Wie kommt es dann, dass ich gerade einen Anruf von dem Polizeipräsidium erhalten habe, bei der ich erfahren musste, dass meine Tochter wegen Anstiftung zum Cybermobbing angeklagt ist?“ Als er das gerade sagt, wird seine Stimme von Mal zu Mal lauter. Am Ende knallt er sogar empört mit beiden Händen auf dem Tisch, wodurch seine Tochter zunächst erschrocken zusammenzuckt und ihren Vater dabei ängstlich ansieht. Doch als Lucinda dessen Worte bewusstwird, weiten sich nun ihre Augen. „Was, aber wie?!“, stammelt sie und kann nicht glauben, was sie da gerade eben gehört hat. In Gedanken geht die Blondine automatisch jeden Schritt ihres Planes durch, die sie seit dem ersten Drohbrief durchdacht hatte. Dabei schien alles perfekt zu sein und sie konnte ihre Marionetten so positionieren, wie sie diese gerade gebraucht hatte.

Selbst wenn es Änderung während der Ausführung gegeben hätte, hätte sie diese miteinkalkuliert und notfalls Plan B ins Leben gerufen. Doch dies war nicht nötig und nun fragt sie sich panisch: „Wie kann das sein?! Ich habe doch alles mit eingeplant! Jede noch so kleine Einzelheit habe ich von meinen Spionen beobachten lassen! Wie kann Dad das nun behaupten?! Wie konnte das überhaupt so schnell in die Wege geleitet werden?! Das ist doch unmöglich! Das muss ein Trick sein!“ Egal wie Lucinda es dreht und wendet, es ergibt für sie einfach keinen Sinn. Abgesehen davon, dass sie ihren Plan erst gestern durchgeführt hat, es ist für unbegreiflich, wie dies überhaupt aufgedeckt werden konnte und das Mädchen redet sich immer wieder ein, dass das Bernadette unmöglich allein geschafft haben muss. Allein wie diese gestern vom Ort des Geschehens geflohen ist, spricht für die Blondine Bände. Dass das jetzt alles raus ist und die Polizei nun auch von ihr Wind bekommen hat, will einfach nicht in ihren Kopf. Doch dies scheint ihrem Vater nicht besonders zu überraschen. Zumindest weist seine Mimik daraufhin und ein enttäuschtes Seufzen entweicht schließlich aus seiner Kehle. Hinzu folgt eine Belehrung, bei der er nun aufsteht und seine Arme von seinem Schreibtisch abstützt, wodurch er bedrohlich wirkt: „Wie oft habe ich dir schon gesagt, dass du die Kontrolle über dein Handeln behalten sollst? Achte auf jeden Schritt, egal ob es sich um deine eigenen, oder um die der anderen handelt. Jeder noch so kleiner Fehler kann einen Plan wie ein Kartenhaus zusammenfallen lassen. Jede noch so kleine Lücke kann Informationen durchdringen lassen, die du nicht mehr aufhalten kannst, bis es am Ende zu spät ist. …“

Lucindas Vater will schon weiter mit seinem Tadeln fortfahren, doch sie unterbricht ihn. Egal wie viel Respekt sie vor ihm hat, sie will sich nicht unterstellen lassen, die High School nicht unter Kontrolle zu haben. Wo sie zuvor noch etwas Unsicherheit und sogar Panik, bezüglich der Aufdeckung ihres Plans, in seiner Anwesenheit gefühlt hat, so spricht aus ihr nun die Wut: „Und das habe ich Dad! Ich habe jeden einzelnen auf dieser verdammten Schule unter meine Kontrolle. Mir werden die Bücher hintergetragen, sämtliche Arbeiten werden für mich erledigt und selbst die bockigsten Lehrer lassen sich irgendwie um den Finger wickeln, wenn nicht sogar täuschen. Selbst beim letzten Test konnte ich bei einer nicht vorhergesehen Situation Profit schlagen, indem ich einen anderen Schüler dazu zwang die Professorin abzulenken, während ich von jemand anderes abschreiben konnte. Und dies gelang mir nur, weil ich eben mehrere Schritte bedacht hatte und schon damit gerechnet hatte, dass ich einen zweiten Plan brauchen werde. Ich bin immer vorbereitet, ich …“

Weiter kommt sie nicht. Denn nun ist sie es, die unterbrochen wird und ihr Vater weißt sie genau auf dieses eine Problem hin: „Jeden?! Oh nein meine Tochter, du hast nicht jeden unter deiner Kontrolle! Was ist mit dieser Bernadette? Genau wegen dieser einen Person, die du nicht „überzeugen“ konntest, werden deine Pläne immer wieder vereitelt und wie wir hier sehen können, hat sie es aufs Neue geschafft, sonst hättest du diese Anzeige nicht am Hals! Also behaupte nicht, dass du alles unter Kontrolle hättest, sonst hättest du nicht diese eine Spielkarte außer Acht gelassen! Dein Kartenhaus ist zusammengebrochen Lucinda!“ Mit diesen erbosten und zugleich enttäuschten Worten starrt er seine Tochter an, als wenn sie zu faul gewesen wäre, für eine Prüfung zu lernen, die nun gescheitert ist. „Du hast mich enttäuscht. Du hättest auch dieses Detail in deinem Plan bedenken müssen. So aber mein liebes Kind, hast du in deinem Tun versagt und nun wird erwartet, dass du nun die Konsequenzen dafür tragen wirst.“ Lucinda fühlt sich nun, als hätte ihr Vater ihr nun direkt ins Gesicht geschlagen, denn genauso hart empfindet sie dessen Worte. Dass er sie aber auf ihr Versagen deutlichgemacht hat, bringt den Teenager nur dazu, noch mehr in Rage zu verfallen. Wutentbrannt stampft Lucinda schließlich auf dem Schreibtisch zu und knallt beide Hände darauf, während sie den Mann zornig ansieht und sich rechtfertigt:

„Dad, ich habe dafür sämtliche Techniknerds angesetzt! Jeder noch so kleiner Widerling hat meine Befehle befolgt. Nur so konnte ich fast die ganze Schule versammeln lassen. Wer hätte ahnen können, dass dieses Miststück es schafft, sich daraus zu winden? Ich habe sie doch von jedem, der sie kennt und auch nur irgendwie gemocht hat, isoliert und zum Gespött gemacht. Selbst ihre besten Freunde meiden sie wie die Pest und haben mir bei den Drohungen geholfen. Wie konnte …“ Und wieder folgt eine Unterbrechung von ihm: „Und genau das hättest du vorhersehen müssen! Es reicht nicht, denjenigen von allen anderen abzuschotten! Es muss in dessen Hirn eingebrannt werden, dass es für denjenigen keinen anderen Ausweg mehr gibt! … Doch, wenn ich sehe, wie du jetzt vor mir stehst, dann ist es offensichtlich, wie du auf unvorhersehbare Situationen reagierst. Daher kann ich es mir nicht einmal anders vorstellen. Der Plan musste ja scheitern.“ Bei diesem Worten wird er nur geschockt angestarrt. Lucinda fehlen einfach die Worte und sie fühlt sich gerade nicht im Stande, ihren Vater zu widersprechen, noch sonst irgendetwas zu erwidern. Seufzend lässt dieser sich wieder in seinem Bürosessel fallen und schließt für einen Moment die Augen, während er mit seiner rechten Hand auf der Lehne herumtippt.

„Wie lautet unser Motto Lucinda?“, fragt er sie schließlich in einer ruhigen und doch strengen Art. Lucinda blickt leicht zu Boden und antwortet auf einer ähnlichen Weise: „Aktion folgt auf Reaktion und Reaktion folgt auf Aktion.“ Ihr Vater nickt zustimmend und meint: „So ist mein Kind. So habe ich es dir gelehrt und wenn du, so wie ich, eines Tages Anwalt werden willst, so musst du diesen Satz bis aufs Blut befolgen und keine Sekunde davon abweichen. Keine Tat erfolgt ohne eine Reaktion des Gegners und keine Handlung des anderen folgt ohne, dass nicht darauf reagiert wird. Wie das zustande kommt, ist die nächste Angelegenheit, um die wir uns kümmern müssen und in diesem Fall werde ich mir die Sache wegen des Cybermobbings annehmen. Wenn die glauben, sie können uns so leicht zu Fall bringen, dann haben sie sich getäuscht.“ „Wie meinst du das genau Dad? Was hast nun du vor?“, fragt Lucinda nach diesen Worten ihren Dad. Obwohl sie kurz zuvor von ihm getadelt worden ist, entfacht in ihr nun die Neugier, die se einfach nicht zügeln kann. Denn sie kennt ihren Vater. Wenn er sich einmal etwas in den Kopf setzt, so kann es nichts Gutes bedeuten, was den Betroffenen betrifft. Jedoch antwortet er ihr nur darauf: „Das wirst du erfahren, wenn es soweit ist. Bis dahin warte ab und mach keine Dummheiten, die uns gefährden könnten. Hast du mich verstanden?“ Die Blondine nickt und verlässt schließlich sein Büro. Zwar hätte sie ihn noch mehr dazu befragt, aber sie weiß, dass er als Anwalt nun in die Trickkiste greifen wird und dazu braucht er jetzt jede ruhige Minute, die er haben kann.

So durchschreitet sie wieder die Wohnung, bis sie ihr Zimmer erreicht hat. Doch sie kann währenddessen nicht aufhören, an die Tatsache zu denken, dass sie wegen ihrer Erzfeindin eine Anzeige am Hals hat. Wenn also nicht bald die Polizei direkt vor der Tür steht, wird sie Wohl oder Übel mit ihrem Vater direkt aufs Polizeipräsidium gehen müssen und ihre Aussage machen. Das wird ihr nicht erspart werden, davon ist die Blondine überzeugt. Jedoch will es nicht in ihrem Kopf, wie Bernadette es geschafft hat. Schließlich ist das Ganze erst am Vortrag passiert und normalerweise verstreicht bei solch etwas viel mehr Zeit, bis überhaupt etwas ans Tageslicht kommt und bis dahin ist es meistens zu spät. Auch verkriechen sich Mobbingopfer in ihre Schlupfwinkel und trauen sich nicht, überhaupt etwas zu sagen, weil sie sich dafür schämen und Angst haben. Doch bei Bernadette ist es anders und dabei hatte die Blondine ihre Feindin gestern genau beobachten können, wie angsterfüllt und verzweifelt sie war. Nie hätte sie es also für möglich gehalten, dass diese nun zum Gegenangriff übergeht, nachdem sie so sehr gedemütigt wurde. Sie war nur noch mehr ein Häufchen Elend und mit dem Handtuch um den nassen, nackten Körper war sie für Lucinda noch armseliger als sonst.

Sämtliche Drohungen, die sich hat einfallen lassen, sollten sie schwächen und zur Verzweiflung bringen. Bernadette hätte sie am Ende am Boden kniend anflehen sollen, sie zu verschonen. Denn nichts hasste Lucinda mehr, als wenn man sie auf gleicher Augenhöhe ansieht und seinen eigenen Willen durchsetzt. So, wie es ihre Feindin bis jetzt immer getan hat und dafür wurde sie immer wieder bestraft. Doch egal was die Blondine sich auch immer ausgedacht hatte, nie kam der langersehnter Tag, an dem sich die Dunkelhaarige mit den rotgefärbten Strähnen ihr vor die Füße warf. Jeden Tag kam sie erneut in die Schule und ließ sich mit erneuter gesammelter Kraft nicht unterkriegen. Selbst als Lucinda für eine kurze Zeit lang glaubte, dass ihre Taten nun langsam endlich Wirkung zeigen würde, änderte sich nichts. Bernadette blieb stur und das macht sie bis heute noch rasend. „Wie hast du das geschafft, du Miststück?! Wie?! Wer hat dir geholfen?! … Das kann doch kein Mensch alleine schaffen und sie schon gar nicht! Das ist unmöglich! … Sie muss also jemanden haben, der sie unterstützt.“, schimpft sie während sie wutschnaufend ihr Zimmer betritt und dabei die Tür hinter sich zuschlägt. Für Lucinda ist ganz klar, dass Bernadette neue Freunde gefunden hat. Soweit sie ihre Familie aushorchen konnte, ist sich Lucinda sicher, dass ihre Feindin alleine dasteht. Daher ist für sie die einzige vernünftige Erklärung, dass Bernadette sich jemand Neues anvertrauen konnte.

Doch so sicher ist die Blondine dabei nicht. Schließlich hat sie durch ihre Spione festgestellt, dass ihre Feindin stets alleine ist. Entweder ist diese zuhause, oder schlendert alleine durch die Gegend. Nie ist die Dunkelhaarige mit einer anderen Person gesehen worden, doch schon kommen in Lucindas Kopf die nächsten Vermutungen. Im Zeitalter des Handys und des Internets kann man Leute auch anders kennenlernen, doch dies zu überprüfen ist von außen schwer. Besonders, wenn man eine Schülerin ist und nur amateurhafte Techniknerds als Untertanen hat. Da bräuchte sie schon Spezialisten. Je mehr aber die Blondine darüber nachdenkt, desto mehr kommt sie zum Schluss, dass es sonst keine andere plausible Erklärung dafür gibt. Denn für sie findet man „Freundschaft“ nicht einfach so auf der Straße und im World Wide Web sieht die Sache wieder anders aus. Lucinda spürt, wie die Wut in ihr weiter anschwillt und um dieses wieder loszuwerden, stapft sie einfach auf ihren Schminktisch zu und fegt mit einem Schwung sämtliche Gegenstände vom Tisch. Schminkutensilien und kleine Parfümflaschen fliegen in hohen Bogen durch den Raum, bis sie hart auf dem Fußboden knallen. Ein kleines Fläschchen hat sogar einen leichten Riss davontragen müssen, doch das ist Lucinda in Moment vollkommen egal. Für einen kurzen Augenblick konnte sie sich austoben, doch nun heißt es für sie, auf Bernadettes Aktion zu reagieren. Ein böses Lächeln ziert nun ihr Gesicht und leise murmelt sie: „Warte es nur ab du Miststück. Ich werde schon dahinterkommen, wie du es geschafft hast und dann wirst du meine Rache spüren. Dafür sollst du bluten!“



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Kommentare zu diesem Kapitel (4)

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Von:  Mad-Dental-Nurse
2016-04-30T11:21:11+00:00 30.04.2016 13:21
Oh man...Ich dachte erstmal ich hätte mich verlesen, was den Vater betrifft. Aber der ist ja genauso Korrupt wie seine Tochter. Und der ist Anwalt? Na, Bravo. Wieder ist die Welt um einen falschen Rechtsverdreher reicher...solche leute gehören auf dem Grund des Hudson River versenkt...mit schicken betonschuhen *räusper*
Für einen kurzen Moment war ich echt happy Lucinda selbst mal geschockt zu sehen...aber dann...
Was für Minderwärtigkeitskomplexe muss die haben...naja...bei so einem Vater wundert es mich nicht...
Antwort von:  Pamuya_
30.04.2016 13:29
Von irgendwen muss sie das ja haben. Schließlich wird man ja nicht böse geboren.
Leider haben gerade diejenigen, die auf einer hohen Postion sind und die Macht haben, die Recourcen und Möglichkeiten ihre Ziele durchzusetzen. Da ist es denen oftmals egal, wenn sie dabei über Leichen gehen und wie du siehst, scheint Lucinda gerade ihre "Lehre" bei ihrem Vater zu machen.
Antwort von:  Mad-Dental-Nurse
30.04.2016 13:36
Klasse! Und ich bin mir sicher, dass seine Frau es nicht gerade lange mit ihm ausgehalten hat...
Sicher hat er auch einen gaaaaaanz kleinen...naja...weisst schon was ich meine...irgendwie muss er ja diese Macht kompensieren...
Antwort von:  Pamuya_
30.04.2016 13:38
Netter Gedanke, aber das überlasse ich dir lieber deiner Fantasie. ^^
Lucindas Mum wird in der Geschichte auch irgendwann mal erwähnt, aber das wird noch eine Weile dauern.
Antwort von:  Mad-Dental-Nurse
30.04.2016 13:42
okay...und währenddessen male ich mir in meiner Fanatsie aus, was ich mit den beiden mache *muhahahahaha*
Antwort von:  Pamuya_
30.04.2016 13:43
Das kannst du gerne machen. Viel Spaß dabei ^^
Antwort von:  Mad-Dental-Nurse
30.04.2016 13:48
Fg*


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